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1. Die Provinz Sachsen und das Herzogtum Anhalt - S. 35

1911 - Magdeburg : Creutz
Sagen, 35 einem Male der wüste Lärm in schallendes Gelächter, denn ein Ratsherr hatte auf eine Tafel in großen Lettern geschrieben: „Der Roland foll stehen bleiben, wir wollen ihn nur nicht länger haben, weil er uns schon lang genug ist!" Damit war das Mißverständnis aufgeklärt. Die guten Bürger sahen, daß sie von dem ver- meintlichen Künstler arg genasführt waren. Kein Wunder also, daß sich ihr Unmut gegen ihn wandte. Als sie den Schalk griffen, steckten sie ihn zur Strafe in den Wendenturm, Im Nu aber entwich er mit einem Hohngelächter: und jeder wußte nun, daß der vermeintliche Künstler der leibhaftige Teufel gewesen war. Der Rolaud war in der früheren Zeit für die Stadt Stendal das Zeichen der eigenen Gerichtsbarkeit. Die im Jahre 1525 am Rat- hause errichtete Stein- figur gehört zu den größten, die wir besitzen. Der gewaltige Körper ruht auf starken Beinen, dessen Waden stärker sind als der Brustumfang eines kräftigen Mannes, Durch den schweren Pan- zer wird der Körper ge- schützt. Die erhobene rechte Hand hält das 4 m lange Schwert, das Werkzeug des strafenden Rechts; die linke Hand umfaßt den Schild mit dem brandenburgischen Adler, das Sinnbild des Schutzes. So er- innert der Roland an die frühere Größe und Selbst- ständigkeit der Stadt Stendal. Der Roland am Rathaus in Stendal. 2. Der wunderbare Ring im Schlosse zu Calbe a. M. In einer Nacht erschien der Schloßherrin eine Frauengestalt mit einem Lichte und flehte sie an um Hilfe und Beistand bei einer Kranken, Als die Edelfrau ein- willigte, bat die Erscheinung, von der Kranken weder Essen noch Trinken noch irgend ein Geschenk anzunehmen, da sonst Unglück über das Schloß und die Familie kommen würde. Die Herrin tat nach dem Gebote, und die Kranke wurde wieder gesund. Da kam eines Tages der Mann der Kranken und überreichte der Schloßherrin eine Schüssel mit gemünztem Golde. Doch die Herrin dachte an das Gebot der Er- 3*

2. Die Provinz Sachsen und das Herzogtum Anhalt - S. 84

1911 - Magdeburg : Creutz
84 Der Harz. Sagt vom Ilsenstein. Als noch der Jlsenstein und der Westernberg eine zusammenhängende Fels- masse bildeten, stand ans dem Jlsensteine das prächtige Schloß des Königs Jsung. Hier wohnte die schöne Prinzessin Ilse. Zum Arger der bösen Zauberin im Tale zogen viele stattliche Ritter auf den Jlsenstein- aber von ihrer häßlichen Tochter Trnte wollte keiner etwas wissen, obwohl diese das köstlichste Geschmeide, Gold und Edelsteine die Fülle besaß. Als einst der Ritter Rolf die Zauberin um den zum Jlsenstein fragte, bat Trute die Mutter, den Ritter zu bezaubern, daß er bei ihnen bliebe. Das gelang der Hexe auch. Allein nach einiger Zeit entrann Rolf ihnen doch und kam glücklich auf den Jlsenstein. Die Schönheit der Prin- zessin Ilse und die Gast- frenndfchaft des Königs fesselten ihn so, daß er gern im Schlosse blieb. Ja, der alternde König nab ihm seine Tochter Ilse zur Gemahlin. Darüber entbrannte der Haß der Zaubcriu, und sie trachtete nach Rache. In der Walpurgis- nacht gewann sie den Beistand des Teufels und fandte ungeheure Wassermassen vom Brocken gegen Jsungs Schloß. Die donnern- den Wogen unterwühl- ten den Felsen, bis er mit dem Schlosse zu- sammenstürzte. Rolf und Jsung kamen elend nm, nur Ilse rettete sich auf den Felsen, der jetzt das .Kreuz trägt. Dort irrt sie seitdem umher und sucht ihren Gemahl. Wer sie erlösen will, innß ihr in der Geister- Jliemlle nn Harz. stunde des 1. Mai be- stimmte Waldblumen bringen. Wehe aber dem, der sie neckt oder iin Bade belauscht, den verwandelt sie in eine altersgraue Tanne am steilen Bergabhange. 3. Der Zlnterhar;. Der Unterharz ist die Fortsetzung der Hochebene des Oberharzes nach So. etwa bis zur Harzwipper. Er ist einförmig, von Flußtälern zer- schnitten und geht allmählich in das Flachland über. Der Unterharz

3. Hilfsbuch zur Heimatskunde der Provinz Hannover - S. 78

1895 - Hannover [u.a.] : Hahn
78 der Einbildung des nächtlichen Wanderers Gestalt, und er sieht hier Zwerge und dort Riesen ihr Wesen treiben, und das ist der Grund dafür, daß es ebeu in den großartigsten und wildesten Thälern von Sagen wimmelt. Fast jeder Felsen und jeder Schlund hat seine be- sondere Geschichte. Prinzessin Ilse. Hoch oben aus dem Jlsenstein stand einst- mals das prächtige Schloß des Harzkönigs Jlsnng. Seine Tochter, die Prinzessin Ilse, übertraf an Schönheit und Anmut alle Jung- sraueu in weiter Runde. Unten im Thale aber, wo heute das Schloß von Jlseuburg liegt, wohute eine böse Zauberin mit ihrer einzigen Tochter, der garstigen Trnte. Als eines Tages ein junger Ritter, der stattliche Rolf, aus Abenteuer ausging und durch die Harzwälder streifte, bestürmte die rothaarige Trute ihre Mutter, die alte Zauberin, ihr einen Liebestrank für Rolf zu brauen. Rolf verliebte sich auch wirklich heftig in Trute, floh aber in die Nähe von Jlfuugs Schloß, als die Hexeusäfte uach kurzer Zeit ihre Kraft verloren. Im frifchgrünen Tannenwalde traf er dann das wunderholde Königskind Jlfe, und als er ihr in das liebliche, von goldenein Haar umwallte Angesicht sah, da war es dieses Mal ohne Zauberkräfte uin sein Herz geschehen. Nachdem er sich nun bald durch seinen edlen Mannesmut die Gunst der reizenden Ilse erworben hatte, versprach der König, ihn zu seinem Eidam anzunehmen. Aber voller Wut veruahmeu Trute und ihre Mutter die Vor- gänge, und die Alte beschloß, grausame Rache zu übeu. Sie machte eiueu Vertrag mit dem bösen Beherrscher des Blocksberges, und dieser sandte in der Walpurgisnacht eine mächtige Wasserflut von dem Brocken hiuab ins Thal. Die wilden Gewässer unterwühlten den Felsen, auf welchem Jlfungs Schloß stand, und die prächtige Burg mit Zinnen und Türmen versank in die grauenhafte Tiese. Nur die behende Ilse rettete sich auf die äußerste Felsspitze des Jlsensteines, und noch heute, in nächtlicher Stille, wenn der Mond mit mattein Scheine die Felsen im Thale beleuchtet, wandelt das einsame Königs- kind durch die grünen Farrenkräuter und Gräser am User des rauschenden Bergstromes, welcher ihren Namen trägt. Sobald aber die Morgenröte anbricht, muß sie zurückkehren in ihr versunkenes Schloß unter dein Jlsenstein, und iu alte zottige Tannen, wie sie am Fuße oes Jlseusteins vielfach stehen, verwandelt

4. Hilfsbuch zur Heimatskunde der Provinz Hannover - S. 83

1895 - Hannover [u.a.] : Hahn
83 ihr Verfolger immer näher und näher kommt. Da drückt das Hünen- kind in ihrer Seelenangst ihrem Tiere die Fersen ties in die Weichen, und dieses wagt den Spruug von jener Stelle, wo die Hexen ihre nächtlichen Feste zu seiern pflegten, bis aus den gegenüberliegenden Felsen. Der Sprung gelingt, und auf dem Felfeu bleibt von dem wuchtigeu Aufschlagen ein großes Hufzeichen zurück. Ihre Krone war aber der Prinzessin im Fluge über den Abgrund vom Haupte gefallen und in den Wellen des Bergstromes begraben; und der Böhmenkönig, welcher iu wilder Raserei ebeusalls den kühnen Sprung wagte, war in die Tiefe gefallen, und zu ewigem Gedächtnis wird nach seinem Rainen der Fluß die Bode genannt. 3. Die Selke entspringt am Unterharze und ist ein Nebenfluß der Bode. Von Alexisbad an beginnen die Felsbildungen, welche bei dem sagenreichen Mägdesprung ihre bedeutendste Höhe erreichen. 4. Tie Wipper durchfließt deu Unterharz, gleichlaufend mit der Selke und mündet in die Saale. In ihrem breiten Wiefenthale treffen wir nur vereinzelt Klippen an. 6*

5. Die Heimat - S. 36

1899 - Leipzig : Degener
— 36 — und Mihla, zeigt unter allen Zügen die meisten Lücken und endigt am Saalknie bei Rudolstadt. Dazu gehören die zwischen Hörsel und Nesse liegenden kahlen Hörselberge,*) die nach Süden schroff zum Thale abfallen. An dieser Seite des großen Hörsel- berges ist das Hörselloch, eine Kalkspalte, welche 20 m lang ist, in der Breite zwischen 0,5 und 1,2 m wechselt und nirgends so hoch ist, daß ein Mann auf- recht darin stehen kann. Die zu Millionen in dieser Spalte umherschwirrenden Mücken verursachen eigentümliche Töne, die sich wie ferner Gesang vernehmen lassen, und das dürfte wohl die täuschende Ursache dafür gewesen sein, daß man Liederstimmen und Mädchengekicher aus dieser Spalte zu vernehmen glaubte und sonach dort die Residenz der Frau Venus, der gefährlichen Zauberin des Mittelalters, gefunden haben wollte. So ist diese Stelle ein Sagenmittelpunkt geworden. Vom Hörselberge aus beginnt die wilde Jagd ans dreibeinigen Pferden, mancher Mann das Gesicht auf dem Rücken oder den Kopf unterm Arm. Dem wilden Heere voraus zieht der getreue Eckart mit weißem Stabe in der Hand und mahnt die Begegnenden, sich niederzuwerfen, die Jagd nicht zu seheu und den Lärm vorüberbrausen zu lassen. Auch der edle Tannhäuser, ein Ritter aus Franken, kam nach aben- tenerlichen Zügen hier vorbei und erlag den Lockungen der Frau Venns im Hörselberge. (cf. R. Wagners romantische Oper „Tannhäuser".) Jenseits der Unterbrechung bei Gotha erhebt sich der Seeberg, ein 410 m hoher, welliger und schmal gestreckter Waldrücken mit vorzüglichen Sandsteinbrüchen (Liassandstein) und herrlicher Aussicht. Nach der Eiusenkung der Apselstedt folgen die Berge der „Drei Gleichen", welche inselartig aus der Ebene aufsteigen. (Gleichen, Mühlberg, Wachsenburg, schöne kegelförmige Berge mit alten Burgen, von denen die gothaische Wachsen- bürg am besten erhalten ist.) Der am weitesten nach Norden vorgeschobene Kegel unweit Wandersleben trägt die Ruine der Burg Gleiche::, als Schauplatz lieblicher Sage bekannt. Ein Graf von'gleichen verlies; das treue Weib, nahm an einem Kreuzzuge teil, fiel in die Hände der Ungläubigen und wurde nach jähre- langer Gefangenschaft durch die Liebe einer Sultanstochter befreit; dafür wollte sie ihm als Gattin angehören. Der Papst segnete den so ungewöhnlichen Doppelbund; von der Burg Gleichen kam an der Stelle, die noch jetzt Freudenthal heißt, die erste Frau liebend und zustimmend den An- kommenden entgegen. (Diese Sage ist mit Recht angezweifelt. Im Dome zu Erfurt sieht man den Grabstein des Grafen von Gleichen, der auf demselben zwischen seinen beiden Frauen dargestellt ist; doch hat er sie wohl nacheinander, nicht zugleich gehabt.) Jenseits der Gera, die hier den Planeschen Grund durchfließt, setzen die Reinsberge den Höhenzug fort, und jenseits der Ilm stellen die letzten Höhen dieses Zuges die Verbindung mit der Jlmplatte her. I)) An das Eichsfeld schließt sich zwischen Werra und der obern Unstrnt der 2. Höhenzug, der mit dem Waldgebirge des Hainich (in der Höhe von 518 in) beginnt. Daran setzen sich die Hartberge, welche die flachgewölbte Wasserscheide zwischen Unstrnt und Nesse bilden; dann erhebt sich der Höhenzug wieder höher in der Fahnerschen Höhe und geht bis zur Gera nach Erfurt, wo die äußersten Ausläufer den Petersberg und die Cyriaksburg tragen. Auf der rechten Seite des Geradurchbruchs erhebt sich der Steiger (380 in), ein vielbesuchter Wald. *) Hörselberge nach dem Flusse Hörsel bezeichnet; ahd. liorsc = schnell, aha =. Wasser, also schnelles Wasser, schneller Fluß.

6. Lesebuch für hannoversche Volksschulen - S. 271

1862 - Hannover : Meyer
271 ordnung der Deutschen und warfen sich plötzlich mit wildem Geheul auf die nächsten Haufen. Diese hielten den Pfeilregen nicht lange aus und flohen. Als der König diese große Gefahr sah, winkte er dem Herzog Konrad von Franken. Wie ein gereizter Löwe sprang dieser den Ungarn entgegen, warf sie zurück, befreite alle Deutschen, welche sie gefangen hatten, und brachte sie dem König. Am andern Morgen betete der König inbrünstig zu Gott und gelobte, wenn Christus ihm die Feinde des Glaubens und des Vaterlandes über- winden helfe, ein Bisthum in Merseburg zu stiften. Dann las der Bischof Ulrich dem Heere die Messe und reichte dem rnieenden Könige den Leib des Herrn. Als sich Otto wieder erhoben, sprach er zu den Deutschen: „Seht um euch! Zahllos sind die Haufen der Heiden; aber mit uns ist der mächtigste Helfer, Christus, mit seinen Scharen. So laßt uns aushalten, und lieber sterben als weichen! Doch wozu viel Worte? Statt der Zunge rede das Schwert?" Hoch zu Roß, den Schild am Arm sprengt er jetzt im Glanz der Morgensonne seinen Deutschen voran. Nun beginnt die Schlacht. Unwiderstehlich rückt das deutsche Heer, Mann an Mann, gegen die Ungarn heran. Schon weichen diese auseinander; aber um so heißer wird ihre Wuth. Viele deutsche Helden müssen sie fühlen. Endlich werden die Haufen der Ungarn zersprengt. Die Deutschen schreiten über die, welche noch widerstehen wollen, zermalrnend hinweg. Jetzt wird die Verwirmng der Ungarn allgemein; ihr Entsetzen wächst; die weite Ebene wimmelt von Flüchtigen. Heulend sprengen sie in den Lech; aber der ist gut deutsch und läßt weder Rosse noch Reiter- los; Leichen füllen das Flußbett; die blutgefärbten Wasser schwellen über. — So wird das übermüthige Volk vernichtet; nur wenige entrinnen denr heißen Tag. Noch am Abend zieht Otto mit dem Bischof Ulrich glorreich in Augsburg ein und dankt dem Herrn für Deutschlands Befreiung. — Nur sieben Männer von den hundert- tausend, die gekommen waren, sollen die Botschaft der Niederlage nach Hause gebracht haben. — Die Ungarn wagten sich seit der Zeit nicht weiter vor, als bis zu ihrer Grenzfestung, welche die Eisenburg hieß; diese stand gar trutzig auf einem Felsen am rechten Donauuser, auf der Stelle, wo nachher das stattliche Kloster Mölk, etwa in der Mitte zwischen Wien und Linz, erbaut worden ist. 22. Gregor Vh. und Heinrich Iv. 1. llntet den Bischöfen der alten Christengemeinden erlangten früh die Bischöfe zu Jerusalem, Anttochien, Alexandrien, Konstanti- nopel und Rom ein besonderes Ansehen; das des letzten stieg aber bald am höchsten. Rom war die Hauptstadt der damaligen Welt und hatte die bedeutendste Gemeinde; dort waren die Gräber der Apostel Paulus und Petrus; der Bischof zu Rom sah sich als Nach- folger des Apostels Petrus an, der daselbst, wie man fälschlich vor- gab, erster Bischof gewesen sein sollte, und wollte deswegen für den Statthalter Christi auf Erden gehalten werden. Er nannte sich Papst, d. i. Vater. Durch den Frankenkönig Pipin war er Besitzer

7. Lesebuch für hannoversche Volksschulen - S. 279

1862 - Hannover : Meyer
279 wehrhaft gemacht und trat in den Stand der Knappen ^ als solcher lebte er seinem Herrn zu treuem Dienst und begleitete ihn als lein Schildträger zu Ritterspiel und Kampf. Hatte er nach siebenjähriger Lehrzeit hinreichend Proben seiner Waffen- tüchtigkeit und eines christlichen Lebens abgelegt , so durfte er das Rittergelübde ablegen, den Glauben, Wahrheit und Recht, Witwen und Waisen, überhaupt die bedrängte Unschuld vertheidigen zu wollen; dann erhielt er den Ritterschlag, und nun durfte er an den Turnieren oder ritterlichen Waffenspielen theilnehmen. Die Ritter wohnten in ihren meist auf Berggipfeln erbau- ten festen Burgen. Dort, hinter doppelten Mauern mit Tür- men und Gräben mit Zugbrücken ergötzten sie sich bei Becher- klang, Saitenspiel und den Erzählungen abenteuerlicher Ge- schichten; beim festlichen Turnier tummelten sie das Roß, oder sie zogen zum blutigen Strauß, während die Ritterfrauen und Töchter spannen und webten, die Dienerschaft beaufsichtigten, oder bei den ritterlichen Festlichkeiten schön geschmückt zu- schauten. Fahrende Sänger zogen von Burg zu Burg un$ sangen von der Ehre deutscher Frauen, von den Reizen des Frühlings und den Thaten alter Helden; und selbst Kaiser und Könige ergötzten sich an der fröhlichen Sangeskunst und übten sie. Unter den zahlreichen Bewohnern einer größeren Burg waren die nöthigen Handwerker. Sie alle nährten sich von den Abgaben der Bauern, die auf dem Grund und Boden der Burg wohnten, und vertheidigten sie vor feindlichen Angrif- fen, welche von dem ins Weite lugenden Turm wart durch Stöße ins Horn verkündigt wurden. Manche Burg wurde aber in gesetzloser Zeit ein Raubnest, mancher Ritter ein Wege- lagerer, ein Schrecken des friedlichen Landmanns und des sorglos einherziehenden Kaufmanns, der aus fremdem Lande feine Waren brachte. Blutige Kämpfe zwischen Rittern und Fürsten, zwischen Herren und Bürgern durchtobten das Land. Während der Kreuzzüge entstanden die Ritterorden. Im Kloster und Hospital Johannis des Täufers zu Jerusalem bildete sich der Johanniterorden. Da sah man Ritter, sonst in Eisen und Stahl gehüllt, im friedlichen Ordensgewände liebreich die Kranken pflegen, die Leidtragenden trösten, die Verwundeten verbinden, überall Liebe und Demuthüben. Ein Theil der Ordensbrüder aber führte das Schwert gegen die Ungläubigen. Sie trugen einen schwarzen Mantel mit weißem Kreuz. Nach dem Verluste des gelobten Landes setzten sie sich erst auf Rhodus, dann auf Malta fest, weshalb sie auch Rhodiser oder Malteser Ritter hießen. Die Tempelherren mit weißem Mantel und rothem Kreuz hatten außer den drei Mönchsgelübden der Ehelosigkeit, Armuth und des Gehorsams 3gen die Ungläubigen gelobt. besuchen und sechzig Vater-

8. Lesebuch für hannoversche Volksschulen - S. 171

1862 - Hannover : Meyer
171 Steinblöcke unverrückt erhalten; fern von den Wohnungen der Men- schen liegen sie auf öder Stätte; nur zuweilen sieht man einen Schäfer in seinem weißen Mantel, umgeben von seiner Heerde still sinnend auf riesigen Felssteinen sitzen, oder einen Jäger seinen Weg zu den Denkmalen der altdeutschen Dorwelt nehmen. Verklungen sind die Erinnerungen an die Helden, vergessen der Name der Ge- feierten, deren Andenken unter den Granitblöcken schlummert. Nur hin und wieder hat sich eine Sage an diese Denkmale geknüpft So erzählt die Sage von den Steinen im Hohn: Als Karl eines Tages aus seinem Hoflager zu Osnabrück mit zahlreichem Iagdgefolge zu den Waldhöhen ritt, welche nördlich die Hase umgeben, begegnete er Wittekind, und die beiden Heerführer ritten lange mit einander; der eine freucte sich des noch immer grü- nenden Eichwaldes, der andre sah mit Stolz auf die Stellen, wo er sich bereits erhellte und Klösier und Kirchen in die gebrochenen Lichtungen aufnahm. Karl wendete sich an Wittekind und bat ihn, das Christenthum anzunehmen. Aber der Sachsenfürst deutete auf die Runensteine und Opferaltäre, welche die christlichen Anlagen Sen, und pries seine Götter. Und im Gespräch über ihren en ritten die beiden Fürsten über die Waldeshöhe von Harste und kamen in die Waldschlucht vom Hohn. Dort, bei dem großen Hünenringe, trennte sich ihr Weg. Karl bat noch einmal und berief sich auf die hohe Wunderkraft seines Glaubens. „Nun wohl denn!" sagte Wittekind; „wenn dein Glaube so mächtig ist, ei, so schlage mit der Haselgerte, die du in der Hand führst, diesen großen Runenstein durch, damit ich glaube!" Karl besann sich nicht; er drückte dem Roste, das sich vor dem gewaltigen Granitblocke scheuete, die goldenen Sporen in die Weichen und hieb voll gläubiger Hoffnung mit der Gerte auf den Stein. Siehe! der Stein siel auseinander! Der Glaube hatte Wunder gethan, und bald darauf ließ sich der Sachsenherzog zu Belm, un- weit Osnabrück, taufen. 53. Karl der Große und die Sachsen. 1. früher, als zu unsern Vätern, war das Evangelium zu den Franken gekommen; diese hatten schon seit dem Jahre 496 christliche Könige. Sie waren Nachbaren der Sachsen und hatten von diesen durch Einfälle in ihr Land viel zu leiden. So waren die Sachsen einst ins Frankenland gefallen und hatten mehr als 30 Kirchen vernichtet. Da bekriegte sie der Frankcnkönig Pipin bis in die Wesergegenden und gewährte ihnen nur unter der Bedingung Frieden, daß sie dem Predigen und Taufen der fränkischen Pnester nicht wehren wollten. Aber was half es? Sie rissen sich wieder los und machten neue Raubzüge ins fränkische Reich, plünderten, mordeten und zerstörten die Kirchen. Dabei geschah es, daß sie nach ihrer Gewohnheit nach jedem Raubzuge eine Anzahl Gefangener auslosten, welche sie ihrem Götzen Wodan opferten; die übrigen vertheilten sie als Sklaven unter sich. 3*

9. Bilder aus Frankens Vergangenheit - S. 39

1914 - München : Oldenbourg
— 39 — wer sein Weib außer dem Adel nahm,,, wer einem das Seine beschädigte, wer außerehelich geboren war, wer als Adeliger Kaufmannschaft wie ein Bürgerlicher trieb, wer nicht beweisen sonnte, daß er oder seine Litern turnierten. wer gegen eines oder mehrere der vorgeschriebenen Stücke verstößt, dessen Roß und Zeug soll verloren und verfallen sein, auch soll er von 'allen Fürsten, Grafen, Rittern und Knechten, Frauen und Jungfrauen verachtet und verschmäht werden. Richt wenige tiaf dieses Los. Laut ertönt pausen» und Trompetenschall. Die Turnierteilnehmer, die erst eine Messe angehört haben, nahen im festlichen Zuge. Die turnierenden Ritter tragen die Lisenrüstung. Aus Ringen bestehende Lisen-hosen decken die Beine, die aus (Eifenringen kunstvoll geflochtene Brünne, die wie Silber glänzt und Ärmel, Handschuhe und Kapuze besitzt, schützt die Brust. Darüber wird der ärmellose Waffenrock als Prachtkleid aus kostbarem Stoff gezogen. Um den Leib ist das zweischneidige Schwert gegürtet, am linken Arm hängt der mit (Bauplatten beschlagene dreieckige Schild, auf den das Wappen des Ritters gemalt ist. Kopf und Hals werden von dem großen Turnierhelm bedeckt; über das Gesicht fällt das visier herab; den Helm schmückt die Zimier. )n der Rechten ruht die starke Turnierlanze. Die Schranken öffnen sich; die Ritter reiten in die Bahn und halten einen feierlichen Umzug. Dann ordnen sich die Scharen auf zwei Parteien. Auf ein Zeichen stürzen die geharnischten Männer in voller Karriere aufeinander los. Die gepanzerten Streithengste wiehern vor Kampfeslust. Trompeten schmettern. Schilde klirren. Lanzen splittern. Dazwischen tönt der Schmerzensschrei der verwundeten und das Stöhnen der vom Rosse Gestürzten ruft die Knappen herbei, welche die Gefallenen aus dem Kampfe bringen. Die Sieger erhalten nach (Einstellung der Feindseligkeit die ausgesetzten preise. Auch Linzeikämpfe finden statt, tvobei^die Gegner mit dem stumpfen Speere in wuchtigem Zusammenprall einander aus dem Sattel zu heben suchen. — Das ritterliche Spiel ist zu (Ende. Bei der preisverteilung gibt die Frau von Henneberg den Dank dem Grafen Heinrich von Fürstenberg von den Schwaben, die Frau von weinsberg Herrn Thesserus von Fraunhofen von den Bayern, die Frau von Schwarzenberg Bleickher Landschadt von den Franken, die Frau von Lichtenstein Hanns von Fersheimb von den Rheinländern, wenn die schönen Tage vorüber sind, verlassen die Ritter die gastliche Stadt und ziehen heim in die einsame Burg auf Bergeshöhe. Dort erzählen sie noch lange den )hren vom Stechen zu Würzburg.

10. Bilder aus Frankens Vergangenheit - S. 38

1914 - München : Oldenbourg
— 38 — sammelten sich die älteren Ritter, die nicht mehr an den Spielen teilnahmen, die edlen Frauen, die hohen Herren des fürstlichen Hofes und der Stadt. Die Zulassung zum Stechen war nach einer Turnierordnung geregelt, die von der fränkischen Rittergesellschaft der Fürspanger entworfen worden war. Aus derselben seien einige Bestimmungen auszugsweise wiedergegeben. V Don der Kleidung. (£5 sollen Ritter und Knechte keine güldene Decke und der Gemeine vom Adel keine Decke und keinen wappenrock von Samt, Damast oder Atlas führen. Eine jegliche Frau oder Jungfrau habe nicht über vier Röcke, mit denen sie sich schmücken will, von diesen seien nicht mehr als zwei von Samt. wer diese Vorschrift nicht einhält, soll des Dankes und der Dortänze beraubt sein. 2. Von der Rüstung. Das Schwert soll drei bis vier Finger breit und vornen an der Spitze in derselben Breite stumpf abgeschliffen sein, daß es weder steche noch schneide. Dieses Schwert soll jeder mit seinem Kleinod zur Prüfung tragen lassen. Die Klinge sei drei Spannen lang. An Zaum, Zügel, Sattel oder Steigleder darf kein (Eisen angebracht sein, das im Turnier gefährlich werden könnte, wenn man zum Turnierbeginn bläst, mag jeder sein Schwert ziehen und gegen das Kleinod seines Turniergenossen hauen, sonst soll er es aber nicht gebrauchen. Andere Waffen habe keiner dabei. Der Kolben sei an der Spitze daumendick, hänge an einer Kette und dürfe keinen Nagel haben. Niemand darf im Sattel befestigt sein. Schild und Krone muß jeder unverdeckt führen. Ein Fürst soll vier, ein Graf oder Herr drei, ein Ritter zwei Knechte haben, ein (Edelmann einen Knecht. 3. wer nicht ins Turnier gehöret. Nicht zum Turnier darf zugelassen werden, wer einen falschen Eid geschworen hat, wer im Feldgefängnis meineidig worden war, wer sein Handgelübde auf Brief und Siegel nicht hielt, wer vom Heerhaufen des Herrn oder Freundes flüchtete, wer Frauenehre nicht achtete, wer als Wucherer bekannt war, wer Straßenraub, Mord oder i)errat verübte, wer Kirchen zerstörte, wer Ketzerei trieb, wer des Ehebruchs überführt war,
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