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1. Die Provinz Sachsen und das Herzogtum Anhalt - S. 35

1911 - Magdeburg : Creutz
Sagen, 35 einem Male der wüste Lärm in schallendes Gelächter, denn ein Ratsherr hatte auf eine Tafel in großen Lettern geschrieben: „Der Roland foll stehen bleiben, wir wollen ihn nur nicht länger haben, weil er uns schon lang genug ist!" Damit war das Mißverständnis aufgeklärt. Die guten Bürger sahen, daß sie von dem ver- meintlichen Künstler arg genasführt waren. Kein Wunder also, daß sich ihr Unmut gegen ihn wandte. Als sie den Schalk griffen, steckten sie ihn zur Strafe in den Wendenturm, Im Nu aber entwich er mit einem Hohngelächter: und jeder wußte nun, daß der vermeintliche Künstler der leibhaftige Teufel gewesen war. Der Rolaud war in der früheren Zeit für die Stadt Stendal das Zeichen der eigenen Gerichtsbarkeit. Die im Jahre 1525 am Rat- hause errichtete Stein- figur gehört zu den größten, die wir besitzen. Der gewaltige Körper ruht auf starken Beinen, dessen Waden stärker sind als der Brustumfang eines kräftigen Mannes, Durch den schweren Pan- zer wird der Körper ge- schützt. Die erhobene rechte Hand hält das 4 m lange Schwert, das Werkzeug des strafenden Rechts; die linke Hand umfaßt den Schild mit dem brandenburgischen Adler, das Sinnbild des Schutzes. So er- innert der Roland an die frühere Größe und Selbst- ständigkeit der Stadt Stendal. Der Roland am Rathaus in Stendal. 2. Der wunderbare Ring im Schlosse zu Calbe a. M. In einer Nacht erschien der Schloßherrin eine Frauengestalt mit einem Lichte und flehte sie an um Hilfe und Beistand bei einer Kranken, Als die Edelfrau ein- willigte, bat die Erscheinung, von der Kranken weder Essen noch Trinken noch irgend ein Geschenk anzunehmen, da sonst Unglück über das Schloß und die Familie kommen würde. Die Herrin tat nach dem Gebote, und die Kranke wurde wieder gesund. Da kam eines Tages der Mann der Kranken und überreichte der Schloßherrin eine Schüssel mit gemünztem Golde. Doch die Herrin dachte an das Gebot der Er- 3*

2. Die Provinz Sachsen und das Herzogtum Anhalt - S. 84

1911 - Magdeburg : Creutz
84 Der Harz. Sagt vom Ilsenstein. Als noch der Jlsenstein und der Westernberg eine zusammenhängende Fels- masse bildeten, stand ans dem Jlsensteine das prächtige Schloß des Königs Jsung. Hier wohnte die schöne Prinzessin Ilse. Zum Arger der bösen Zauberin im Tale zogen viele stattliche Ritter auf den Jlsenstein- aber von ihrer häßlichen Tochter Trnte wollte keiner etwas wissen, obwohl diese das köstlichste Geschmeide, Gold und Edelsteine die Fülle besaß. Als einst der Ritter Rolf die Zauberin um den zum Jlsenstein fragte, bat Trute die Mutter, den Ritter zu bezaubern, daß er bei ihnen bliebe. Das gelang der Hexe auch. Allein nach einiger Zeit entrann Rolf ihnen doch und kam glücklich auf den Jlsenstein. Die Schönheit der Prin- zessin Ilse und die Gast- frenndfchaft des Königs fesselten ihn so, daß er gern im Schlosse blieb. Ja, der alternde König nab ihm seine Tochter Ilse zur Gemahlin. Darüber entbrannte der Haß der Zaubcriu, und sie trachtete nach Rache. In der Walpurgis- nacht gewann sie den Beistand des Teufels und fandte ungeheure Wassermassen vom Brocken gegen Jsungs Schloß. Die donnern- den Wogen unterwühl- ten den Felsen, bis er mit dem Schlosse zu- sammenstürzte. Rolf und Jsung kamen elend nm, nur Ilse rettete sich auf den Felsen, der jetzt das .Kreuz trägt. Dort irrt sie seitdem umher und sucht ihren Gemahl. Wer sie erlösen will, innß ihr in der Geister- Jliemlle nn Harz. stunde des 1. Mai be- stimmte Waldblumen bringen. Wehe aber dem, der sie neckt oder iin Bade belauscht, den verwandelt sie in eine altersgraue Tanne am steilen Bergabhange. 3. Der Zlnterhar;. Der Unterharz ist die Fortsetzung der Hochebene des Oberharzes nach So. etwa bis zur Harzwipper. Er ist einförmig, von Flußtälern zer- schnitten und geht allmählich in das Flachland über. Der Unterharz

3. Heimatkunde des Großherzogtums Oldenburg - S. 26

1897 - Oldenburg : Bültmann und Gerriets
— 26 — 8. Graf Anton Gunthers Ritt über das Matt nach Wangerooge. Einst war Graf Anton Günther über das Watt nach Wangerooge geritten. Aus dem Rückwege überraschte ihn die Flut. Ein dichter Nebel machte es unmöglich, die Richtung zu erkennen. Da ließ der Graf die Zügel fallen und verließ sich auf sein treues Roß. Dasselbe witterte die rechte Richtung aus, und so entrann der Graf den nach- dringenden Wellen. Nach Winkelmann. 9. Die Sage vom Mordkuhlenberge. Vor vielen Jahren, als die Dammer Berge noch mit Wald be- deckt waren, hausten dort 4 Räuber, die in dem Mordknhlenberge ihre Höhle hatten. Uber den Weg hatten sie Stricke gespannt, und weuu Leute vorbeigingen und die Stricke berührten, so erklangen in der Höhle Glöckchen, die an den Stricken hingen. Dann stürzten die Räuber hervor, schleppten die Leute in die Höhle und töteten und beraubten sie. Einst hatten die Räuber ein Mädchen gefangen genommen. Sie ließen dasselbe zwar am Leben, zwangen es aber, ihnen den Haushalt zu führen. Und 7 Jahre mußte das arme Mädchen den Räubern dienen. Alle Tage bat das Mädchen, sie doch einmal nach Damme zur Kirche gehen zu lassen. Endlich erhielt sie die Erlaubnis ans Weihnachten. Sie mußte schwören, keinem Menschen zu sagen, wo sie gewesen sei und wohin sie zurückkehren müsse. Als nun die Kirche aus war, setzte sich das Mädchen an die Kirchenmauer, klagte dieser ihr Leid und sprach: „Kirchenmaner, höre mich, ich will Erbsen streuen auf meinen Weg, und wo man ein Häuflein Erbsen sinden wird, da bin ich hingegangen." Das hörten die Leute, und der Pastor zog mit einer Menge Volkes der Erbsenspnr nach. Die Räuber wurden gefangen genommen und hingerichtet, die Höhle zerstört. Noch jetzt besiudet sich iu dem Mordkuhlenberge eine tiefe, weite Grube. Nach L. Strackerjan. 10. Graf Ottos Munderhorn. Graf Otto von Oldenburg verirrte sich einst auf eiuer Jagd bis in die Osenbergs. Er war erschöpft von der Hitze und sehr durstig. „Ach", rief er aus, „hätte ich einen kühlen Trunk!" Und siehe! da that sich ein Berg auf, und hervor trat eine schöne Jungfrau. Sie war reich geschmückt und mit köstlichen Kleidern angethan. Ein Kranz zierte ihr Haupt. In der Hand hielt die Jungfrau ein goldenes, reich ver- ziertes Trinkhorn. Sie reichte es dem Grafen hin und sprach: „Mein lieber Graf, trinket! Trinket Ihr, so wird es Euch und Eurem ganzen Geschlecht wohl gehn, und das Land wird blühen und gedeihen. Trinket Ihr nicht, so wird Euer Geschlecht durch Uneinigkeit und Streit zer- fallen." Der Graf trank nicht. Er schwang das Horn hinter sich und

4. Heimatkunde des Großherzogtums Oldenburg - S. 34

1897 - Oldenburg : Bültmann und Gerriets
— 34 — ins Haus und erzählte das Wuuder seinem Herrn. Dieser befahl, schnell die Pferde vor deu Wagen zu spannen und alles andere liegen zu lassen. Kaum war der Wagen bestiegen, da drangen schon von Norden her die Meeresslnten heran, und nur mit Mühe und Not gelaugte der Prediger mit den Seinen auf eiueu Hügel bei Tossens, wo sie vor dem Wasser geborgen waren. Die Herren vom hohen Weg wurden samt ihrem gesegneten, frncht- baren Laude vou den Fluten verschlungen; nur eiue Sandbank ist übrig geblieben. Sie wird von den Schiffern sorglich gemieden, da schon manches Schiff und manches Menschenleben darauf verloren gegangen. Nach L. Strackerjan. 22. Die Sage von der Uisbeker Braut. 1. Zu Visbek auf der Heide Da stehu zwei Male von Stein; Die küsset der Mond, die fegen Der sausende Wind, der Regen Seit tausend Jahren rein. 2. Zu Visbek auf der Heide, Was rollt heran so schnell? Ein Wagen mit Hochzeitsgästen, Umflattert von grünen Listen. Ein Glöcklein klinget hell. 3. Und in der Gästen Mitte, Umfchallt von frohem Sang, Da sitzet die Braut, die holde; Es schimmert ihr Haar von Golde. Das Glöcklein klinget bang! 4. Sie sitzet bleich und zittert, Als wär's ihr Todesweg. Es folgt dem Zng ein Rabe. Was ringet die Hand der Knabe Dort seitwärts an dem Steg? 5. Und als der Zug vorüber, Da ruft der Knabe laut: . „O wehe, was hast du versprochen; Du hast mir das Herz gebrochen, Du falsche, schöne Braut!" 6. Sie sitzet bleich und zittert; Schon tancht das Kirchlein auf, Woher erschallt das Klingen. Sie schwingen die Hüf und singen, Das geht in hellem Lauf. 7. Schon rollt vom Dorfe drüben Der Bräutigam heran, „O Eltern," so ruft sie, „wehe! Ihr habt mich verlockt! Ich flehe Jetzt Gott um Rettung an. 8. Ihr gabt dem reichen Manne Mich hin im schnöden Kauf. Gewitter, erwach', erwache! Verzehre mich, Strahl der Rache! Du, Erde, thue dich auf!" 9. Da deckt sich schwarz der Himmel, Die Gegend schwarz, und lang Erschallet Gehenl und Stöhnen: Die Tiefen der Erde dröhnen. Das Glöcklein klingt so bang! 10. Und sieh, in Fels gewandelt, Den Geisterhand gebant, In Steine, die nie zerfallen, Mit ihren Genossen allen Sind Bräutigam und Braut. Ii. Zu Visbek ans der Heide Da steheu zwei Male von Stein, Die küsset der Mond, die fegen Der sausende Wind, der Regen Seit tausend Jahren rein. K. A. Mayer.

5. Die Heimat - S. 36

1899 - Leipzig : Degener
— 36 — und Mihla, zeigt unter allen Zügen die meisten Lücken und endigt am Saalknie bei Rudolstadt. Dazu gehören die zwischen Hörsel und Nesse liegenden kahlen Hörselberge,*) die nach Süden schroff zum Thale abfallen. An dieser Seite des großen Hörsel- berges ist das Hörselloch, eine Kalkspalte, welche 20 m lang ist, in der Breite zwischen 0,5 und 1,2 m wechselt und nirgends so hoch ist, daß ein Mann auf- recht darin stehen kann. Die zu Millionen in dieser Spalte umherschwirrenden Mücken verursachen eigentümliche Töne, die sich wie ferner Gesang vernehmen lassen, und das dürfte wohl die täuschende Ursache dafür gewesen sein, daß man Liederstimmen und Mädchengekicher aus dieser Spalte zu vernehmen glaubte und sonach dort die Residenz der Frau Venus, der gefährlichen Zauberin des Mittelalters, gefunden haben wollte. So ist diese Stelle ein Sagenmittelpunkt geworden. Vom Hörselberge aus beginnt die wilde Jagd ans dreibeinigen Pferden, mancher Mann das Gesicht auf dem Rücken oder den Kopf unterm Arm. Dem wilden Heere voraus zieht der getreue Eckart mit weißem Stabe in der Hand und mahnt die Begegnenden, sich niederzuwerfen, die Jagd nicht zu seheu und den Lärm vorüberbrausen zu lassen. Auch der edle Tannhäuser, ein Ritter aus Franken, kam nach aben- tenerlichen Zügen hier vorbei und erlag den Lockungen der Frau Venns im Hörselberge. (cf. R. Wagners romantische Oper „Tannhäuser".) Jenseits der Unterbrechung bei Gotha erhebt sich der Seeberg, ein 410 m hoher, welliger und schmal gestreckter Waldrücken mit vorzüglichen Sandsteinbrüchen (Liassandstein) und herrlicher Aussicht. Nach der Eiusenkung der Apselstedt folgen die Berge der „Drei Gleichen", welche inselartig aus der Ebene aufsteigen. (Gleichen, Mühlberg, Wachsenburg, schöne kegelförmige Berge mit alten Burgen, von denen die gothaische Wachsen- bürg am besten erhalten ist.) Der am weitesten nach Norden vorgeschobene Kegel unweit Wandersleben trägt die Ruine der Burg Gleiche::, als Schauplatz lieblicher Sage bekannt. Ein Graf von'gleichen verlies; das treue Weib, nahm an einem Kreuzzuge teil, fiel in die Hände der Ungläubigen und wurde nach jähre- langer Gefangenschaft durch die Liebe einer Sultanstochter befreit; dafür wollte sie ihm als Gattin angehören. Der Papst segnete den so ungewöhnlichen Doppelbund; von der Burg Gleichen kam an der Stelle, die noch jetzt Freudenthal heißt, die erste Frau liebend und zustimmend den An- kommenden entgegen. (Diese Sage ist mit Recht angezweifelt. Im Dome zu Erfurt sieht man den Grabstein des Grafen von Gleichen, der auf demselben zwischen seinen beiden Frauen dargestellt ist; doch hat er sie wohl nacheinander, nicht zugleich gehabt.) Jenseits der Gera, die hier den Planeschen Grund durchfließt, setzen die Reinsberge den Höhenzug fort, und jenseits der Ilm stellen die letzten Höhen dieses Zuges die Verbindung mit der Jlmplatte her. I)) An das Eichsfeld schließt sich zwischen Werra und der obern Unstrnt der 2. Höhenzug, der mit dem Waldgebirge des Hainich (in der Höhe von 518 in) beginnt. Daran setzen sich die Hartberge, welche die flachgewölbte Wasserscheide zwischen Unstrnt und Nesse bilden; dann erhebt sich der Höhenzug wieder höher in der Fahnerschen Höhe und geht bis zur Gera nach Erfurt, wo die äußersten Ausläufer den Petersberg und die Cyriaksburg tragen. Auf der rechten Seite des Geradurchbruchs erhebt sich der Steiger (380 in), ein vielbesuchter Wald. *) Hörselberge nach dem Flusse Hörsel bezeichnet; ahd. liorsc = schnell, aha =. Wasser, also schnelles Wasser, schneller Fluß.

6. Bilder aus Frankens Vergangenheit - S. 39

1914 - München : Oldenbourg
— 39 — wer sein Weib außer dem Adel nahm,,, wer einem das Seine beschädigte, wer außerehelich geboren war, wer als Adeliger Kaufmannschaft wie ein Bürgerlicher trieb, wer nicht beweisen sonnte, daß er oder seine Litern turnierten. wer gegen eines oder mehrere der vorgeschriebenen Stücke verstößt, dessen Roß und Zeug soll verloren und verfallen sein, auch soll er von 'allen Fürsten, Grafen, Rittern und Knechten, Frauen und Jungfrauen verachtet und verschmäht werden. Richt wenige tiaf dieses Los. Laut ertönt pausen» und Trompetenschall. Die Turnierteilnehmer, die erst eine Messe angehört haben, nahen im festlichen Zuge. Die turnierenden Ritter tragen die Lisenrüstung. Aus Ringen bestehende Lisen-hosen decken die Beine, die aus (Eifenringen kunstvoll geflochtene Brünne, die wie Silber glänzt und Ärmel, Handschuhe und Kapuze besitzt, schützt die Brust. Darüber wird der ärmellose Waffenrock als Prachtkleid aus kostbarem Stoff gezogen. Um den Leib ist das zweischneidige Schwert gegürtet, am linken Arm hängt der mit (Bauplatten beschlagene dreieckige Schild, auf den das Wappen des Ritters gemalt ist. Kopf und Hals werden von dem großen Turnierhelm bedeckt; über das Gesicht fällt das visier herab; den Helm schmückt die Zimier. )n der Rechten ruht die starke Turnierlanze. Die Schranken öffnen sich; die Ritter reiten in die Bahn und halten einen feierlichen Umzug. Dann ordnen sich die Scharen auf zwei Parteien. Auf ein Zeichen stürzen die geharnischten Männer in voller Karriere aufeinander los. Die gepanzerten Streithengste wiehern vor Kampfeslust. Trompeten schmettern. Schilde klirren. Lanzen splittern. Dazwischen tönt der Schmerzensschrei der verwundeten und das Stöhnen der vom Rosse Gestürzten ruft die Knappen herbei, welche die Gefallenen aus dem Kampfe bringen. Die Sieger erhalten nach (Einstellung der Feindseligkeit die ausgesetzten preise. Auch Linzeikämpfe finden statt, tvobei^die Gegner mit dem stumpfen Speere in wuchtigem Zusammenprall einander aus dem Sattel zu heben suchen. — Das ritterliche Spiel ist zu (Ende. Bei der preisverteilung gibt die Frau von Henneberg den Dank dem Grafen Heinrich von Fürstenberg von den Schwaben, die Frau von weinsberg Herrn Thesserus von Fraunhofen von den Bayern, die Frau von Schwarzenberg Bleickher Landschadt von den Franken, die Frau von Lichtenstein Hanns von Fersheimb von den Rheinländern, wenn die schönen Tage vorüber sind, verlassen die Ritter die gastliche Stadt und ziehen heim in die einsame Burg auf Bergeshöhe. Dort erzählen sie noch lange den )hren vom Stechen zu Würzburg.

7. Bilder aus Frankens Vergangenheit - S. 38

1914 - München : Oldenbourg
— 38 — sammelten sich die älteren Ritter, die nicht mehr an den Spielen teilnahmen, die edlen Frauen, die hohen Herren des fürstlichen Hofes und der Stadt. Die Zulassung zum Stechen war nach einer Turnierordnung geregelt, die von der fränkischen Rittergesellschaft der Fürspanger entworfen worden war. Aus derselben seien einige Bestimmungen auszugsweise wiedergegeben. V Don der Kleidung. (£5 sollen Ritter und Knechte keine güldene Decke und der Gemeine vom Adel keine Decke und keinen wappenrock von Samt, Damast oder Atlas führen. Eine jegliche Frau oder Jungfrau habe nicht über vier Röcke, mit denen sie sich schmücken will, von diesen seien nicht mehr als zwei von Samt. wer diese Vorschrift nicht einhält, soll des Dankes und der Dortänze beraubt sein. 2. Von der Rüstung. Das Schwert soll drei bis vier Finger breit und vornen an der Spitze in derselben Breite stumpf abgeschliffen sein, daß es weder steche noch schneide. Dieses Schwert soll jeder mit seinem Kleinod zur Prüfung tragen lassen. Die Klinge sei drei Spannen lang. An Zaum, Zügel, Sattel oder Steigleder darf kein (Eisen angebracht sein, das im Turnier gefährlich werden könnte, wenn man zum Turnierbeginn bläst, mag jeder sein Schwert ziehen und gegen das Kleinod seines Turniergenossen hauen, sonst soll er es aber nicht gebrauchen. Andere Waffen habe keiner dabei. Der Kolben sei an der Spitze daumendick, hänge an einer Kette und dürfe keinen Nagel haben. Niemand darf im Sattel befestigt sein. Schild und Krone muß jeder unverdeckt führen. Ein Fürst soll vier, ein Graf oder Herr drei, ein Ritter zwei Knechte haben, ein (Edelmann einen Knecht. 3. wer nicht ins Turnier gehöret. Nicht zum Turnier darf zugelassen werden, wer einen falschen Eid geschworen hat, wer im Feldgefängnis meineidig worden war, wer sein Handgelübde auf Brief und Siegel nicht hielt, wer vom Heerhaufen des Herrn oder Freundes flüchtete, wer Frauenehre nicht achtete, wer als Wucherer bekannt war, wer Straßenraub, Mord oder i)errat verübte, wer Kirchen zerstörte, wer Ketzerei trieb, wer des Ehebruchs überführt war,

8. Deutsche Geschichte für oldenburgische Schulen - S. 117

1905 - Delmenhorst : Horstmann
117 betete man zu ihnen und brachte ihnen Fleisch und Früchte als Opfer dar. Priester und auch Priefterinnen, durch deren Mund nach dem Volksglauben die Götter redeten, verkündeten deren Willen; doch waren solche Aussprüche, Orakel genannt, stets zweideutig. Zu Ehren der Götter wurden auch große Feste und Spiele veranstaltet, zu denen man von weither zusammenkam. (Die Olympischen und Korinthischen Spiele). 3. Kunst und Wissenschaft. Die Griechen und ganz besonders die Athener haben Hervorragendes in Kirnst und Wissenschaft geleistet. Ueberall zeigten sie ein tiefes Gefühl für alles Schöne, und darum suchten und pflegten sie es. Dichtkunst, Gesang, Musik, Tauz, Bau-und Bildhauerkunst kamen in Griechenland zu hoher Blüte und sind uns noch jetzt musterhafte Vorbilder. 4. Griechische Staaten. Die Griechen waren zwar ein Volk mit gemeinschaftlicher Sprache und Religion, doch bestanden im Lande mehrere Staaten, die von Königen aus berühmten Heldengeschlechtern, die den Göttern verwandt waren (Heroen), regiert wurden. 6. Die Sage vom trojanischen Kriege. 1. Veranlassung. Paris, der Sohn des Königs Priamns von Troja, .kam nach Sparta in Griechenland und entführte die Gemahlin des Königs Menelaus, uameus Helena. Um solches Unrecht zu rächen, vereinigten sich die Helden Griechenlands zu einem großen Kriegszuge gegen Troja. Der Anführer war Agamemnon, Menelaus' Bruder. Neun Jahre laug belagerten sie Troja, konnten aber die Stadt nicht erobern. 2. Das hölzerne Pferd. Da erbauten sie auf den Rat des schlauen Königs Odysseus eiu großes hölzernes Pferd, ' in dem sich 13 tapfere Männer verbargen. Die übrigen verbrannten die Zelte und Lagergeräte und segelten fort. Bei der Insel Tenedos gingen sie vor Anker. Als die Trojaner den Abzug der Feinde gewahrten, kamen sie aus der Stadt heraus und fanden das Pferd. Als sie noch berieten, was sie damit machen sollten, wurde ein zurückgebliebener Grieche herbeigebracht, den man im Schilf am Ufer ergriffen hatte. Man fragte ihn, zu welchem Zwecke das Pferd erbaut sei. Der Schlaue verstellte sich, weinte und tat, als ob er es nicht sagen dürfe. Zuletzt sprach er: „Ein Priester gebot uns, das Pferd zu bauen, damit unsere Heimfahrt glücklich sei. Es ist so groß gemacht, damit ihr es nicht in eure Stadt bringen könnt; kommt es hinein, so wird niemand sie besiegen können." Kaum hatten die Trojaner solches vernommen, so machten sie Räder unter das Pferd und zogen es nach der Stadt. Da das Stadtor zu klein war, so wurde ein Teil der Stadtmauer abgebrochen und dann das seltsame Ding unter Jubel in die Stadt gezogen, wo man in der Freude sich dem Weine im Uebermaß ergab. Am Abend lag ganz Troja im tiefsten Schlummer. 3. Untergang Trojas. Jetzt eilte Siuon — so hieß der Grieche — an den Strand und gab der Flotte durch eine brennende Fackel ein Zeichen zur Rückkehr. Darauf öffnete er eine verborgene Tür am Bauche des

9. Deutsche Geschichte für oldenburgische Schulen - S. 123

1905 - Delmenhorst : Horstmann
123 war die Stadt Rom. Ueber die Gründung derselben erzählt die Sage: In Italien herrschte der König Nnmitor. Er wurde von seinem herrschsüchtigen Bruder Amulius entthront, und seine Tochter Rhea Silvia ward zur Priesterin geweiht, damit sie sich nicht vermählen konnte. Heimlich aber trat sie mit dem Kriegsgotte Mars in die Ehe und gebar Zwillinge, die sie Romnlus und Remus nannte. 2. Aussetzung. Als Amulius davon hörte, ließ er die Mutter töten und die Knaben am Tiberstrom aussetzen; ein Diener legte sie in einer Mulde auf das Wasser. Der Fluß aber war ausgetreten, und als das Wasser zurückfloß, blieb die Mulde in den Wurzeln eines Feigenbaumes hängen. Da kam eine Wölfin und säugte sie. Ein Hirte aber fand die Knaben; er erbarmte sich ihrer mid brachte sie zu seiner Frau, die sie groß zog. 3. Vor Numitor. Als Romulus und Remus erwachsen waren, durchschweiften sie als Jäger und Räuber das Land. Einst plünderten sie das Gut ihres Großvaters Numitor. Dabei wurde Remus gefangen genommen und vor Numitor geführt, der nach vielen Fragen erkannte, daß er seinen Enkel vor sich hatte. Die beiden Brüder vereinigten sich nun, töteten Amulius und setzten ihren Großvater wieder auf den Thron. 4. Gründung Roms. Numitor schenkte seinen beiden Enkeln aus Dankbarkeit das Smck Land am Tiberstrom, wo man sie ausgesetzt hatte, und erlaubte ihnen, daselbst eine Stadt zu bauen. Kaum hatten sie mit dem Bau begonnen, so entstand Streit zwischen ihnen, wer der Stadt den Namen geben sollte. Da beschlossen sie, die Götter zu fragen, und veranstalteten eine Vogelschau. Beim Aufgang der Sonne bestiegen sie einen Berg. Remus sah zuerst 6 Geier, bald aber erblickte Romulus 12. Damit war der Streit nicht entschieden, und es kam zum Kampfe, in dem Remus von seinem Bruder erschlagen wurde. Romulus war nun allein Herr der Stadt, und sie erhielt nach ihm den Namen Rom. 13. Mucius Scävola. 1. Tarquimus Superbus. Bis zum Jahre 510 regierten in Rom Könige; der letzte hieß Tarquimus mit dem Beinamen Superbus, d. H. der Uebermütige. Weil er das Volk durch Fronden, Steuern und Kriegsdienste sehr drückte und dessen Rechte nicht achtete, so entstand allgemeine Unzufriedenheit. Es kam zum Aufruhr, der König wurde abgesetzt und mit seiner Familie verbannt. Rom wurde in eine Republik verwandelt. 2. Porsenna. Tarquimus aber verband sich mit dem Etruskerkönig Porsenna und suchte mit dessen Hülfe den verlorenen Thron wiederzugewinnen. Porsenna zog mit einem großen Heere heran und belagerte Rom, und bald enstand in der Stadt eine große Hungersnot. 3. Mucius Scävola. Da entschloß sich ein junger Römer, mit Namen Mucius, die Stadt durch eine kühne Tat zu retten. Er verkleidete sich und schlich unbemerkt in Porsennas Lager, der gerade den

10. Deutsche Geschichte für oldenburgische Schulen - S. 27

1905 - Delmenhorst : Horstmann
27 von Oldenburg suchten das fruchtbare Land in ihre Gewalt zu bringen, lim gleichzeitig die Herrschaft über die Meeresküste und die untere Weser zu erhalten. Bremer und Oldenburger zogen gemeinsam gegen die Friesen, wurden aber bei Koldewarf geschlagen. Nur einer entkam, der die Kunde der Niederlaae nach Oldenburg brachte. 11. Aufkommen der Häuptlinge. Um diese Zeit hatten es die Richter verstanden, die Macht in ihrer Gemeinde au sich zu bringen und sich zu Häuptlingen zu machen. Jedes Kirchspiel hatte bald einen Häuptling, die sich gegenseitig bekriegten. Mit der Einigkeit war es vorbei. 20. Ritterleben. 1. Entstehung des Ritterwesens. Di'.rch Heinrich 1. war eine besondere Reiterei ausgebildet worden, und fortan waren die Ritter die Hauptmacht des Heeres. Zur Zeit der Kreuzzüge bildete sich ein besonderer Ritterstand, dem nur Vornehme und Adelige angehörten. 2. Ausbildung znm Ritter. Die Ritter wurden für ihren Berus besonders ausgebildet.' Bis zum 7. Jahre hieß der zukünftige Ritter Edelknabe und stand hauptsächlich unter der Zucht und Pflege der Frauen. Dann wurde er Page und trat in den Dienst eines Ritters. Er begleitete ihn auf der Jagd und auf Reifen und übte sich mit der Armbrust und im Singen und Saitenspiel. Mit dem vollendeten 14. Lebensjahre wurde der Page ein Knappe. Jetzt durfte er ein Schwert tragen und als Waffenträger seines Herrn mit in den Krieg ziehen. Im 21. Jahre wurde er zum Ritter geschlagen. In der Kirche mußte er schwören, daß er nur den Tugenden nachstreben, seinem Landesfürsten dienen, die Kirche und Unschuldige und Schwache beschützen wolle. Daraus gab ihm ein Ritter drei leichte Schläge mit einem Schwerte auf die Schulter, wobei gewöhnlich die Worte gesprochen wurden: „Im Namen Gottes, des heiligen Michael und Georg schlage ich dich zum Ritter!" Dann überreichte er ihm Lanze, Helm, Panzer und goldene Sporen. Jetzt war er ein Ritter. 3. Die Ritterburg. Die Wohnung des Ritters war die Burg oder der Stein. Sie lag im Gebirge geschützt auf einem steilen Felsen und war in der Ebene von Sumpf und Wasser umgeben. Hohe und dicke Mauern oder auch tiefe Gräben, über die Zugbrücken führten, schlossen sie ein. Ueber dem Eingangstor war der Wächterturm, von dem ans mit dem Horn den Bewohnern der friedliche Besuch sowohl, als auch der nahende Feind angekündigt wurde. Alle Gebäude wurden überragt von dem Turm oder Bergfried. Die Ritter nannten sich nach ihrer Burg (z. B. von Witzleben). 4. Ritterleben im Frieden. In Friedenszeiten führten die Ritter ein behagliches Leben; sie ergötzten sich am Spiel und Gesang oder gingen auf die Jagd. Am meisten Vergnügen gewährten ihnen die Ritterfpiele ober Turniere. Auf einem freien Platze, gewöhnlich auf dem Marktplatz einer Stadt, war der Ort des Kampfes hergerichtet, von einer Planke umgeben, hinter der die Sitze der Zuschauer waren. Unter
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