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Cy^. nhang.
bersicht der die wrttembergische (Beschichte.
I. Vorgeschichte.
1. Die Landesteile, die jetzt im Knigreich Wrttemberg vereinigt sind, waren schon in granester Vorzeit von Menschen bewohnt, die teils in Hhlen, teils auf Pfahlbauten hausten und von Jagd und Fischfang lebten. Ihre Waffen und Werkzeuge waren aus Bein oder Stein, und was man davon noch findet, mag herunterreichen bis ins zweite Jahrtausend v. Chr. Bor einem von Osten her ein-gewanderten Volke, den Kelten, verschwanden diese Urbewohner spurlos. Die Kelten selbst, ein hher stehendes Volk indoeuropischer Rasse, grndeten feste Niederlassungen, gaben Flssen und Bergen ihre Namen, trieben Ackerbau und be-zogen im Tauschhandel aus dem Sden und Sdosten Gerte und Waffen aus Erz oder Kupfer (Bronze). In dem Zeitraum bis etwa zum Jahr 800 v. Chr. kannte man kein anderes Metall. Von da an wurde auch das Eisen bekannt. Zum Schutze ihres Landes gegen fremde berflle legten diese Kelten Ringwlle und Burgen an, deren berreste man heute noch vom Bodensee der die Alb bis zum Jpf verfolgen kann. Trotzdem erlagen die Kelten den aus den Wldern jen-seits des Mains und der mittleren Donau hervorbrechenden Germanen (1. Jahr-hundert v. Chr.). Die Kelten wichen grtenteils der den Bodensee und Rhein zurck. Auch dahin folgten die Germanen, wurden jedoch von den Rmern wieder zurckgeworfen, die um diese Zeit die Gebiete nrdlich der Alpen sich zu unterwerfen begannen, und so auch das Land zwischen Bodensee und Main, Schwarzwald und Alb besetzten und es in der Folge teils durch keltische, teils durch germanische Kolonen bebauen lieen. . t
2. Diese Rmerzeit umfat beinahe die ersten drei Jahrhunderte unserer Zeitrechnung. Sie bedeutete fr das Land einen groen Fortschritt in der Kultur. Ein Mittelpunkt der Rmerherrschaft in dem jetzt wrttembergischen Teil K des Zehntlandes war Rottenburg a. N. Doch die freien Germanen jen-seits des Reichswalls (Limes), die Alemannen, grimmige Rmerfeinde, durchbrechen seit der Mitte des 3. Jahrhunderts die rmische Grenzwehr, erobern 431
ii
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Extrahierte Personennamen: Rottenburg
Extrahierte Ortsnamen: Knigreich_Wrttemberg Mains Donau Rhein Main Schwarzwald Zehntlandes
Die Ausbreitung der Germanen.
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ausgerufen, bricht nach Konstantinopel auf und besteigt, da sein Vetter auf dem Marsche gegen ihn stirbt, ohne Blutvergieen den Thron seines Oheims. Als Kaiser (361363) unternahm er einen tollkhnen^ Zug gegen den 361 Perserknig Sapor und starb bei Ktesiphon in heier Schlacht als mutiger Reiter, noch nicht 30 Jahre alt, den Heldentod. --
2. Mit ihm erlosch das Haus des Coustantius Chlorus (s. S. 25), und es begann eine zweite Reihe von Soldatenkaisern. Zunchst wird der christ-liehe General Jovianus vom Heer zum Kaiser ausgerufen. Jovian schlo notgedrungen mit Sapor Frieden und trat dann mit der Leiche Julians den Rck-zug an, starb aber, erst 33 jhrig, pltzlich in einem Stdtchen Bithyniens. Nun wurde ein christlicher Pannonier von niedriger Herkunst, aber herkulischer Krperstrke und militrischen Verdiensten zu Niea zum Kaiser ausgerufen, Valentinianns, der auf Wunsch des Heeres sogleich einen Mitregenten ernannte und zwar seinen Bruder Valens, dem er den Osten samt Thrazien und gypten berlie. Da die Nachricht vom Tod des gefrchteten Julian alle Germanen kampflustig gestimmt hatte, so eilte Valentinian in seinen Reichsteil. Er marschierte zunchst an den Oberrhein, dann der den Schwarzwald in die Gegend am oberen Neckar (Sieg der die Alemannen (368) bei Solicwinm) und von da nach Pannonien, wo er zu Ofen (Aqmncnm) an einem Blutsturz starb (375). Das Westreich kam jetzt an seine beiden noch jugendlichen Shne Gratianns und Valentinianns Ii. In diese Zeit (373375) fllt der groe Einsall des asiatischen (mongolischen) Steppen- und Reitervolks der Hunnen ins heutige Sdruland, der An- 375 sto zur groen germanischen Wanderung oder der eigentlichen Vlker-Wanderung.
Kapitel 38.
Die Ausbreitung der Germanen
1. Die Ursitze der Germanen2 sind in der norddeutschen Tiefebene, in den Wldern und Smpfen zwischen mittlerer Elbe und Oder, zu suchen.
1 Er drang, was vor ihm noch kein Feldherr, selbst Trajan nicht gewagt hatte, bei glhender Sommerhitze in sdstlicher Richtung von Antiochia her bis der Ktesiphon hinaus ins persische Reich vor.
2 Germane sei ein keltisches Wort und bedeute Nachbar. hnlich den alten Kelten werden die alten Deutscheu von den Rmern geschildert als Riesen von Wuchs mit grimmig blickenden blauen Augen und rtlich-bloudem Haupthaar, das sie aufgebunden trugen. Ihre Kleidung waren Pelzrcke, Beinbinden und Lederschuhe. Jagd und Krieg war die Beschftigung des wehrhaften Freien; Sache der Unfreien und Weiber war die Bestellung des Feldes. Die Freien zerfallen in Adelige und Gemein 141 Hesselmeyer, Geschichte. 2. Aufl. 3. Teil. 3
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34
Alte Geschichte.
Dort hauste der deutsche Urftamm der Sweben (oder Senmonen). Bei der raschen Zunahme feiner Bevlkerungszahl und feiner Unkenntnis im richtigen Ackerbau reichten ihm jene Lnderstrecken bei Weitem nicht zu feiner Ernhrung. Es entstand Landnot, und diese zwang tausende zum Verlassen ihrer angestammten Heimat. So zweigten sich im Lauf der Zeit immer neue Geschlechter vom Muttervolke ab, um sich nach allen Himmels-richtungen auszubreiten. Rasch wuchsen auch sie sich in den neugewonnenen Sitzen zu selbstndigen Stmmen mit eigener Mundart aus, und diese stieen nun ihrerseits wiederum ganz aus denselben Ursachen wie ihre Voreltern die berschssige Bevlkerung ab.
2. Aus biefe Weise verbreiteten sich die Germanen allmhlich bis an die Ost-' und Nordfee, den Rhein, die Donau und Weichsel, in viele Stamme geteilt, von Kelten und Rmern, Balten und Wenden begrenzt. Aber sie ergossen sich auch nordwrts der das Meer nach Skandinavien und sdostwrts, am rechten Weichselufer hinaus und nach Podolien und Bessarabien hinunter bis an den Nordsaum des Schwarzen Meers und zur Krim. So sitzen von diesen Ostgermanen seit dem 2. Jahrhundert vor Chr. die Baftarneu in Besfarabieu, und feit dem 2. Jahrhundert nach Christus
freie. Im Wrfelspiel kann der Freie feine Freiheit verspielen. Aus den Adeligen whlt das Ding (Thing), die Gesamtheit der Freien, mit Vorliebe feine Richter und Ganfrsten, in Kriegszeiten feine Herzoge und Heerknige. Der König wird nur aus dem hchsten Adel gewhlt, der feinen Urfprung auf die Gottheit zurckfhrt (bergt, die Herakliden), und ist oberfter Gerichts- und Feldherr. Ihm zur Seite steht der Priester, der das Heer auch in den Kampf begleitet. Die Germanen kmpften vlkerfchafts-und gefchlechterweife in geschlossenen Haufen oder Vierecken; im Rcken die Wagenburg mit den Weibern und Kindern und dem Tro.
Gemeinsan war allen Germanen die Religion. Sie glaubten an Geister und Götter. Die Geister sind bermenschliche, aus Seelen hervorgegangene Wesen als Werwlfe, Schicksalsfrauen. Hexen, Walkren (Walhalla), Elben. Nixen, Waldgerster, Riefen, Wichte. Zwerge und Kobolde, die den Sterblichen bald hold, bald abhold sind. Unter den Gttern stand in ltester Zeit obenan Tiuz (Zeus), der Herr der Götter und Menschen, der alte Schlachtengott der Sweben, darum von den Rmern als Mars bezeichnet. Mit ihm verwandt ist Thor oder Donar, von den Rmern bald als Herkules, bald als Jupiter aufgefat. Er ist der Wetter- und Gewtttergott, der Freund der Bauern. In spterer Zeit wird aber als hchster Gott Wodan verehrt, emst Windgott und Seelenfhrer (wildes Heer, Muotesheer, wilder Jger), dann als Herr des siegenden Geistes der allwissende Allvater und Lenker des Schicksals der Völker. Von den brigen Gttern sind nur bekannt Balder und Loki, das Gute und das Bse. Loki, die Figur des Teufels, verrt christliche Ideen, wie auch die Erzhlung von der Weltschpfung (Weltesche) und dem Weltuntergang (und der Gtterdmmerung bereits eine Vermischung mit christlichen Anschauungen enthlt.
i Schweden ist dasselbe Wort wie Sweben; die Ostsee aber ist das Swebenmeer.
142
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Die Ausbreitung der Germanen.
35
die Völker der Goten' vom Pruth bis zum Don; weiter rckwrts in den Karpathen die Gepiden, in Siebenbrgen die Vandalen, in Ober-Ungarn die Langobarden. ^ Unter den Westgermanen finden wir seit dem 3. Jahrhundert nach Christus die Alemannen (swebische Völker) vom Main zum Oberrhein und Bodensee (im Dekumaten- oder Zehntland); die Franken als ripnarische am Mittel- und Niederrhein, als salische im Mndungsgebiet des Rheins und der Maas, als Chatten im ganzen heutigen Hessenland; die Thringer und Sachsen im Weser- und Elbegebiet. Die Westgermanen waren im groen und ganzen an der eigentlichen Vlker-Wanderung unbeteiligt, und unter ihnen waren die Alemannen und Franken die unbequemsten Nachbarn der Rmer. Ihr letzter Zwingherr war Julian gewesen. Nach seinem Tod berschreiten sie den Rhein, die Alemannen auch den Bodensee. Aber alle diese Wandergermanen wanderten aus nicht des Raubens und Plnderns wegen sonst wren sie nicht mit zahllosen Wagen, mit Weib und Kind, mit Greisen und Kranken, Knechten und Mgden, Rossen und Rindern, Schaf- und Schweineherden ausgezogen sondern sie wollten sich neue Wohnsitze erobern, wo sie dann ihre alte Lebensweise wieder htten aufnehmen knnen.
3. Hunderttausende von Germanen aller Stmme sind in diesem Wanderkampf ums Dasein zu Grunde gegangen, und doch wurden ihrer immer noch mehr, so da einmal der Augenblick kommen mute, wo die Abwehr dem Andrang nicht mehr gewachsen war. Frher hatte man die Germanen gerufen und auf rmischem Grund und Boden zugelassen. Schon seit Csar nud vollends seit Marc Aurel handhabte man die Grenzsperre wie eine Schleusenvorrichtung, um je nach Bedrfnis von Zeit zu Zeit den ntigen Zuflu an frischem Blut insbesondere srs rmische Heer herein-strmen zu lassen. Die Leibwache der Kaiser bestand schon seit Csars sast
1 Zwischen Pruth, Dnjestr und Bug die West-, am Dnjepr und Don die Ost-goten. Teile der Westgoten befuhren frhzeitig das Meer und drangen in Klein-asten ein. Andere berfluteten Thrazien, wurden aber schon durch Kaiser Aurelian der die Donau zurckgedrngt, die von da an Reichsgrenze blieb. Ein Teil dieser Donaugoten nahm das arianische Christentum an, und ihr Bischof lilfilas (Wlf- 361 lein) bersetzte die Bibel ins Gotische. (Die betreffende Silberhandschrift" befindet
sich jetzt zu Upsala in Schweden.)
2 Wie unstt diese Wanderungen germanischer Völker mitunter waren, beweisen z. B. diese Langobarden. Erst saen sie an der Unterelbe, und zuletzt treffen wir sie in Oberitalien (Lombardei). Mit ihnen waren auch Sachsen gezogen; diese aber wanderten von Oberitalien auf beschwerlichen Wegen in ihre alte Heimat zurck, wo sie bereits neu angesiedelte Stmme trafen, mit denen sie dann um ihre angestammten Sitze zu kmpfen hatten.
143
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44 Alte Geschichte.
Italien, nachdem es 66 Jahre lang den Ostgoten gehrt hatte, eine oft-rmische Provinz.
568 2. Aber diese ostrmische Provinz erobern schon im Jahre 568 die Langobarden. War die Hauptstadt des Ostgotenreichs Ravenna ge-wesen, so whlte der Langobardenknig lbion Pavia zu seinem Sitze. Begleitet waren die Langobarden von Sachsen und Gepiden. Sie eroberten ganz Italien, ausgenommen Rom, die Kstenstdte und Benevent. Diese blieben ostrmisch. Die meisten Rmer wurden erschlagen oder zu Knechten gemacht; was frei blieb hatte keinen Zutritt zu den Stellen im Heer und in der Verwaltung, die jetzt abermals vollstndig in germanischer Weise ein-gerichtet wurde (Herzogtmer). Albion ward 573 ermordet. Unter seinen Nachfolgern tritt, nachdem die arianischen Langobarden katholisch geworden waren, eine allmhliche Verschmelzung der Rmer und Germanen ein, wo-bei die Langobarden romanisiert werden.
3. Mit der Einwanderung der Langobarden in Italien hatte die germanische Vlkerwanderung ihren Abschlu gefunden. Alle Germanen sind nun untergebracht, aber an Stelle des einheitlichen rmischen Weltreichs finden wir zunchst im Abendland eine Reihe selbstndiger germanischer Reiche, aufgebaut auf dem von den Rmern lngst vergessenen Volkstum.1 So ward das Weltreich, das alle Stammesunterschiede aufgehoben hatte, wieder -m Stammesstaaten aufgelst, die nur im Glauben eine Einheit bildeten. Waren aber auch die Germanen uerlich die Herren, geistig waren sie es nicht. Hier unterlagen sie durchweg der Macht der rmischen Bildung
i Zwar haben diese Germanen, welche das (abendlndische) Weltreich in eine Reihe von Nationalstaaten auflsten, frhzeitig ihr Germanentum eingebt. Die Germanen in Gallien, Spanien und Italien sind vollstndige Romanen geworden, die Vandalen in Afrika sogar (hnlich wie Hernler oder Gepiden) spurlos zu Grunde gegangen (Belisar zerstrt das Vandalenreich in Afrika unter Gelinter 533534 vollstndig), Bei aller Naturwchsigkeit hatten eben diese in den Sden Europas und nach Nordafrika siegreich vorgedrungenen Germanen nach erfolgter Sehaftigkeit nicht die Kraft, der alten rmischen Kulturmacht zu trotzen, zumal da sie auch eine viel zu hohe Achtung vor ihr hatten. Whrend sie den gealterten Geschlechtern neues Blut zufhrten, verloren sie an dieselben ihre Sprache und Eigenart. Namentlich erlosch der altgermanische Kriegeradel gegenber dem eingesessenen reichsrmischen Beamtenadel, und damit ging den Germanen der Halt in der Fremde verloren, sie wurden von dem fremden, dem rmischen Element aufgesaugt, allerdings in der Weise, da sich neue Nationalitten bildeten, die spanische, gallische, italienische. Nur die Westgermauen, die weder der die Alpen noch der die Pyrenen noch der das Mittelmeer gewandert waren, bewahrten auf dem nordischen Boden ihr hier wurzelndes Germanentum. Wohl bekamen sie mit dem katholischen Christentum auch die Gaben der Kultur, doch waren sie stark und zh genug, ihre Sprache, Sitten und Gebruche zu erhalten. Ihren Mittelpunkt fanden diese Germanen in den Franken.
152
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Extrahierte Ortsnamen: Italien Ravenna Pavia Sachsen Italien Rom Italien Gallien Spanien Italien Afrika Afrika Europas Nordafrika
280
dazu. Mit verdoppelter Anstrengung und Hellene Schlachtgesange stürmten
sie von allen Seiten heran; der Feldherr Varus verlor gänzlich den
Muth und stürzte sich, nachdem er schon mehrere Wunden empfangen
hatte, selbst in sein Schwert; viele der Anführer thaten deßgleichcn;
keiner widerstand mehr. Die Deutschen hatten nichts weiter zu thun,
als die Ermatteten und Fliehenden niederzumachen oder gefangen zu neh-
men. Nur wenigen einzelnen Römern gelang es, in der Dunkelheit
der Nacht zu entkommen und durch glückliche Umstände begünstigt zu den
festen Plätzen zu entfliehen, wo sie ihren Landsleuten die traurige Bot-
schaft von dem Untergang des Narus mit seinem ganzen Heer ver-
kündigten.
Die Deutschen feierten unterdeß große Freudenfeste. Die gefange-
nen Kriegsobersten wurden, wie Opferthiere, den Göttern zu Ehren ab-
geschlachtet, andere Gefangene an Bäume aufgehängt oder als Sklaven
vertheilt. Dieses letztere Loos traf namentlich viele vornehme Römer.
Noch vierzig Jahre später wurden einige derselben von ihren Landsleu-
ten nach einem Treffen im Hessischen aus ihrer langen Knechtschaft be-
freit. Der Kopf des gefallenen Varus ward den Römern zum gräß-
lichen Wahrzeichen übersendet. Besonders übel ging es den römischen
Sachwaltern, die so oft mit ihren glatten Zungen das Recht verdreht
hatten. Einem solchen wurde die Zunge mit glühenden Nadeln durch-
stochen, wobei man ihm höhnend zurief: „Nun züngle, du Schlange!"
Dieser Sieg, der unserem Vaterlande Freiheit und Selbständigkeit
gerettet hat, ist im Jahr 9 nach Christi Geburt erfochten worden.
Hermann begnügte sieb aber nicht damit, nur den Varus geschla-
gen zu haben, er eroberte und zerstörte auch alle römischen Festen, die
diesseits des Rheins waren, und hörte nicht auf, bis er an den Ufern
dieses Stromes stand. Weiter ging er nicht; er hatte nur den vater-
ländischen Boden von den fremden Unterjochern befreien wollen.
In Rom aber glaubte man ihn schon auf dem Wege nach Italien,
und der alte Schrecken vor den Cimbern und Teutonen, die hundert
Jahre vorher zuerst den Römern deutsche Tapferkeit und Waffen fühlen
ließen, erneuerte sich. Der Kaiser Augustuö, der sich sonst wohl zu
fassen wußte, verlor diesmal alle Besinnung, rannte mit dem Kopf gegen
die Wand und rief dabei aus: „Varus, Varus, gib mir meine Legio-
nen wieder!"
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Extrahierte Personennamen: Varus Muth Varus Hermann Varus Varus
29 L
dern, welche vor ihr das Maß ihrer Sünden voll gemacht hatten.
Das geschah im Jahr 476 vor Christi Geburt, und ist das Ende des
abendländischen römischen Reiches.
Indeß waren die deutschen Völker in immerwährender Bewegung
gewesen. Die Franken hatten das nördliche Gallien eingenommen,
und von ihnen he^ßt das Land Frankreich. Ums Jahr 500 setzten sie
sich um den Main fest bis herein in den nordöstlichen Theil des jetzigen
Württembergs. Die Burgunder hatten das Land um den Nhonefluß
besetzt. Die Angeln waren vom Ufer der Nordsee nach Britannien ge-
zogen, das von ihnen England (Angelnland) heißt. Die Longobar-
den setzten sich endlich in Oberitalien fest (daher die Lombardei genannt).
Die Hauptvölker in Deutschland waren nun: die Alemannen und
Bayern in Oberdeutschland, und in Niederdeutschland die Thüringer,
die Sachsen, ein Theil der Franken. Diejenigen Völker, welche in
das ehemalige römische Gebiet gedrungen waren, nahmen sehr bald
das Christenthum an, von dem sie freilich mehr nur die äußerlichen
Gebräuche kannten; die Völker aber in Deutschland blieben noch eine
Zeit lang Heiden. Mitten unter den Völkerzügen kamen die Hunnen
noch einmal heran, und zwar bis über den Rhein und nach Italien.
Sie hatten einen König über sich, der hieß Attila. Er nannte sich
aber am liebsten Godegisil, das heißt Gottesgeißel. Denn wohin er
kam, verwüstete er Alles, auch viele schöne Städte am Rhein, und
züchtigte so, wie eine Geißel, den Nest der alten, lauen Christenheit.
Sein Andenken lebt noch in alten deutschen Sagen fort.
So groß aber auch die Trübsal war, welche über die Christen-
heit im römischen Reich damals verheerend hereinbrach, so hatte sie
doch auch ihren Segen. Rohe Völker, die in ihrem fernen Vaterlande
noch viele Jahrhunderte in heidnischer Finsterniß geblieben wären,
lernten auf ihren Kriegszügen durch ihren Verkehr mit den Römern
das Evangelium kennen und nahmen es an.
Es dauerte freilich noch lange, bis die sanfte Botschaft des Frie-
dens die wilden Horden zähmte, aber sie waren doch der Blindheit
des Heidenthums entrissen und hatten die ersten Strahlen des himm-
lischen Lichtes gesehen, das ihnen allmählich aufging.
Unter diesen wilden Völkern, die jetzt Christen wurden, waren,
vor allen die Gothen merkwürdig. Sie waren schon, ehe sie in das
römische Reich eindrangen, durch einige von ihnen gefangen wegge-
führte Bischöfe zum Christenthum bekehrt worden. Um diese Zeit
(359 nach Christo) hatten sie einen Bischof Ulphilas (Wölflein), der
19 *
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Extrahierte Personennamen: Attila Christo
Extrahierte Ortsnamen: Christi Gallien Frankreich Main Britannien England Oberitalien Deutschland Bayern Oberdeutschland Niederdeutschland Sachsen Deutschland Rhein Italien Rhein
290
137. Völkerwanderung.
(375—476 nach Christi Geburt.)
Im Jahr 395 nach Christi Geburt theilte Thevdosius der Große,
der letzte fromme und kraftvolle römische Kaiser, sein gewaltiges Reich
unter seine beiden Söhne. Der eine, Honorins, bekam den abend-
ländischen Theil und wohnte in Rom. Der andere, Arkadius, erhielt
den morgenländischen Theil und nahm seinen Sitz in Constantinopel.
Das letztere Reich bestand noch über tausend Jahre; das erstere nicht
mehr volle hundert. Längst schon waren deutsche Völker an den
Grenzen des römischen Reichs gelagert, wie die Gothen in Südruß-
land am schwarzen Meere, die Alemannen an der obern Donau,
und die Franken am untern Rhein, und warteten auf eine gute
Gelegenheit, über die blühenden Fluren des reichen Römerlandes her-
zufallen und sie einzunehmen. Diese Gelegenheit ließ Gott nun kom-
men. Das Alte sollte untergehen, und neue Völker sollten das Evan-
gelium kennen lernen, nachdem sie den Römern gethan hatten, wie
einst die Israeliten den bösen Kananitern hatten thun müssen. —
Von Morgen her kam (375) ins südliche Rußland ein wildes Volk
heran, die Hunnen, Leute mit schwarzem, struppigem Haar, schmutzig
gelber Gesichtsfarbe, schiefen Augen, breitschulterig und klein von
Leibe, und so fürchterlich wild, als sie häßlich von Ansehen waren.
Von ihren Pferden waren sie fast unzertrennlich. Sie aßen, tranken
und schliefen daraus. Wurzeln und rohes Fleisch waren ihre Speise.
Ihre schmutzigen Weiber und Kinder führten sie in Karren mit sich.
So jagten sie durch die Welt von Land zu Land, raubten, sengten
und mordeten, und jagten die Völker vor sich her, wie ein Wolf die
Heerde. Zuerst stießen sie auf die Gothen. Ein Theil derselben, die
Westgothen, floh ins römische Reich, durchzog einige Zeit nachher
plündernd das schöne Italien, und ließ sich endlich in Spanien und
dem südlichen Theil des heutigen Frankreichs nieder. Ein wilder Haufen
nach dem andern drang plündernd in Italien ein, das so manches
Jahrhundert die ganze gebildete Welt beherrscht hatte, und die schwachen
Kaiser konnten es nicht hindern. Ja, am Ende setzten deutsche Völker,
die Heruler und Rugier, gar den letzten römischen Kaiser Romulus
Augustulus ab und machten ihren Fürsten Odoaker zum König von
Rom. Der wollte aber nicht einmal in der armen, fast ganz verwüste-
ten Stadt wohnen; so verachtet, so verfallen war das einst so mäch-
tige Rom! Da war es ihr ergangen wie all den Städten und Län-
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Extrahierte Personennamen: Romulus
Augustulus
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Extrahierte Personennamen: Christi Georg Hock
Extrahierte Ortsnamen: Thüringerwald Main Kleinlangheim Maidbronn Bütthard Mainfondheim Hetdmgsfeld Würzburg Deutschlands Maingegend Mainlande Fränkischen_Luitpoldmuseums Würzburg Miltenberg Main Kelheim Miltenberg Großkrotzenburg Hanau Taunus Rheinbrohl_am_Rhein Miltenberg Großkrotzenburg Main Miltenberg Dbernburg Niedernberg Miltenberg
vie Zeit der Vlkerwanderung.
I. (Bermartiett und die Gerinanen.
Jl Das Land und die Bewohner. Auf alle Völker blickten die Rmer herab; auch auf die Germanen. Wie arm erschien ihnen das Land dieser Nachbarn gegen das ihre! Es sah aber auch damals ganz anders aus als heute. Ungeheure Wlder und Smpfe bedeckten es zum grten Teil. berall hausten Bren, Wlfe und Luchse, Auerochsen und Elentiere. Die
Germane mit erobertem, rmischem Feldzeichen. Germanin.
Luft war kalt, der Bodeu feucht. Den Rmern zeigte sich Germanien als ein Land, in dem immer Winter herrschte und wo es nie recht Tag wurde.
Und doch fhlten sich seine Bewohner hier wohl. Sie waren groe, krftige Gestalten mit blauen Augen und blondem Haar. Gewhnlich trugen sie ein leinenes oder wollenes Gewand ohne rmel; die Männer
Froning-Klar mann-Wewer. Geschichte fr Mittelschulen. Hl Teil. 1
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