Die Ausbreitung der Germanen.
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ausgerufen, bricht nach Konstantinopel auf und besteigt, da sein Vetter auf dem Marsche gegen ihn stirbt, ohne Blutvergieen den Thron seines Oheims. Als Kaiser (361363) unternahm er einen tollkhnen^ Zug gegen den 361 Perserknig Sapor und starb bei Ktesiphon in heier Schlacht als mutiger Reiter, noch nicht 30 Jahre alt, den Heldentod. --
2. Mit ihm erlosch das Haus des Coustantius Chlorus (s. S. 25), und es begann eine zweite Reihe von Soldatenkaisern. Zunchst wird der christ-liehe General Jovianus vom Heer zum Kaiser ausgerufen. Jovian schlo notgedrungen mit Sapor Frieden und trat dann mit der Leiche Julians den Rck-zug an, starb aber, erst 33 jhrig, pltzlich in einem Stdtchen Bithyniens. Nun wurde ein christlicher Pannonier von niedriger Herkunst, aber herkulischer Krperstrke und militrischen Verdiensten zu Niea zum Kaiser ausgerufen, Valentinianns, der auf Wunsch des Heeres sogleich einen Mitregenten ernannte und zwar seinen Bruder Valens, dem er den Osten samt Thrazien und gypten berlie. Da die Nachricht vom Tod des gefrchteten Julian alle Germanen kampflustig gestimmt hatte, so eilte Valentinian in seinen Reichsteil. Er marschierte zunchst an den Oberrhein, dann der den Schwarzwald in die Gegend am oberen Neckar (Sieg der die Alemannen (368) bei Solicwinm) und von da nach Pannonien, wo er zu Ofen (Aqmncnm) an einem Blutsturz starb (375). Das Westreich kam jetzt an seine beiden noch jugendlichen Shne Gratianns und Valentinianns Ii. In diese Zeit (373375) fllt der groe Einsall des asiatischen (mongolischen) Steppen- und Reitervolks der Hunnen ins heutige Sdruland, der An- 375 sto zur groen germanischen Wanderung oder der eigentlichen Vlker-Wanderung.
Kapitel 38.
Die Ausbreitung der Germanen
1. Die Ursitze der Germanen2 sind in der norddeutschen Tiefebene, in den Wldern und Smpfen zwischen mittlerer Elbe und Oder, zu suchen.
1 Er drang, was vor ihm noch kein Feldherr, selbst Trajan nicht gewagt hatte, bei glhender Sommerhitze in sdstlicher Richtung von Antiochia her bis der Ktesiphon hinaus ins persische Reich vor.
2 Germane sei ein keltisches Wort und bedeute Nachbar. hnlich den alten Kelten werden die alten Deutscheu von den Rmern geschildert als Riesen von Wuchs mit grimmig blickenden blauen Augen und rtlich-bloudem Haupthaar, das sie aufgebunden trugen. Ihre Kleidung waren Pelzrcke, Beinbinden und Lederschuhe. Jagd und Krieg war die Beschftigung des wehrhaften Freien; Sache der Unfreien und Weiber war die Bestellung des Feldes. Die Freien zerfallen in Adelige und Gemein 141 Hesselmeyer, Geschichte. 2. Aufl. 3. Teil. 3
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Die Ausbreitung der Germanen.
35
die Völker der Goten' vom Pruth bis zum Don; weiter rckwrts in den Karpathen die Gepiden, in Siebenbrgen die Vandalen, in Ober-Ungarn die Langobarden. ^ Unter den Westgermanen finden wir seit dem 3. Jahrhundert nach Christus die Alemannen (swebische Völker) vom Main zum Oberrhein und Bodensee (im Dekumaten- oder Zehntland); die Franken als ripnarische am Mittel- und Niederrhein, als salische im Mndungsgebiet des Rheins und der Maas, als Chatten im ganzen heutigen Hessenland; die Thringer und Sachsen im Weser- und Elbegebiet. Die Westgermanen waren im groen und ganzen an der eigentlichen Vlker-Wanderung unbeteiligt, und unter ihnen waren die Alemannen und Franken die unbequemsten Nachbarn der Rmer. Ihr letzter Zwingherr war Julian gewesen. Nach seinem Tod berschreiten sie den Rhein, die Alemannen auch den Bodensee. Aber alle diese Wandergermanen wanderten aus nicht des Raubens und Plnderns wegen sonst wren sie nicht mit zahllosen Wagen, mit Weib und Kind, mit Greisen und Kranken, Knechten und Mgden, Rossen und Rindern, Schaf- und Schweineherden ausgezogen sondern sie wollten sich neue Wohnsitze erobern, wo sie dann ihre alte Lebensweise wieder htten aufnehmen knnen.
3. Hunderttausende von Germanen aller Stmme sind in diesem Wanderkampf ums Dasein zu Grunde gegangen, und doch wurden ihrer immer noch mehr, so da einmal der Augenblick kommen mute, wo die Abwehr dem Andrang nicht mehr gewachsen war. Frher hatte man die Germanen gerufen und auf rmischem Grund und Boden zugelassen. Schon seit Csar nud vollends seit Marc Aurel handhabte man die Grenzsperre wie eine Schleusenvorrichtung, um je nach Bedrfnis von Zeit zu Zeit den ntigen Zuflu an frischem Blut insbesondere srs rmische Heer herein-strmen zu lassen. Die Leibwache der Kaiser bestand schon seit Csars sast
1 Zwischen Pruth, Dnjestr und Bug die West-, am Dnjepr und Don die Ost-goten. Teile der Westgoten befuhren frhzeitig das Meer und drangen in Klein-asten ein. Andere berfluteten Thrazien, wurden aber schon durch Kaiser Aurelian der die Donau zurckgedrngt, die von da an Reichsgrenze blieb. Ein Teil dieser Donaugoten nahm das arianische Christentum an, und ihr Bischof lilfilas (Wlf- 361 lein) bersetzte die Bibel ins Gotische. (Die betreffende Silberhandschrift" befindet
sich jetzt zu Upsala in Schweden.)
2 Wie unstt diese Wanderungen germanischer Völker mitunter waren, beweisen z. B. diese Langobarden. Erst saen sie an der Unterelbe, und zuletzt treffen wir sie in Oberitalien (Lombardei). Mit ihnen waren auch Sachsen gezogen; diese aber wanderten von Oberitalien auf beschwerlichen Wegen in ihre alte Heimat zurck, wo sie bereits neu angesiedelte Stmme trafen, mit denen sie dann um ihre angestammten Sitze zu kmpfen hatten.
143
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280
dazu. Mit verdoppelter Anstrengung und Hellene Schlachtgesange stürmten
sie von allen Seiten heran; der Feldherr Varus verlor gänzlich den
Muth und stürzte sich, nachdem er schon mehrere Wunden empfangen
hatte, selbst in sein Schwert; viele der Anführer thaten deßgleichcn;
keiner widerstand mehr. Die Deutschen hatten nichts weiter zu thun,
als die Ermatteten und Fliehenden niederzumachen oder gefangen zu neh-
men. Nur wenigen einzelnen Römern gelang es, in der Dunkelheit
der Nacht zu entkommen und durch glückliche Umstände begünstigt zu den
festen Plätzen zu entfliehen, wo sie ihren Landsleuten die traurige Bot-
schaft von dem Untergang des Narus mit seinem ganzen Heer ver-
kündigten.
Die Deutschen feierten unterdeß große Freudenfeste. Die gefange-
nen Kriegsobersten wurden, wie Opferthiere, den Göttern zu Ehren ab-
geschlachtet, andere Gefangene an Bäume aufgehängt oder als Sklaven
vertheilt. Dieses letztere Loos traf namentlich viele vornehme Römer.
Noch vierzig Jahre später wurden einige derselben von ihren Landsleu-
ten nach einem Treffen im Hessischen aus ihrer langen Knechtschaft be-
freit. Der Kopf des gefallenen Varus ward den Römern zum gräß-
lichen Wahrzeichen übersendet. Besonders übel ging es den römischen
Sachwaltern, die so oft mit ihren glatten Zungen das Recht verdreht
hatten. Einem solchen wurde die Zunge mit glühenden Nadeln durch-
stochen, wobei man ihm höhnend zurief: „Nun züngle, du Schlange!"
Dieser Sieg, der unserem Vaterlande Freiheit und Selbständigkeit
gerettet hat, ist im Jahr 9 nach Christi Geburt erfochten worden.
Hermann begnügte sieb aber nicht damit, nur den Varus geschla-
gen zu haben, er eroberte und zerstörte auch alle römischen Festen, die
diesseits des Rheins waren, und hörte nicht auf, bis er an den Ufern
dieses Stromes stand. Weiter ging er nicht; er hatte nur den vater-
ländischen Boden von den fremden Unterjochern befreien wollen.
In Rom aber glaubte man ihn schon auf dem Wege nach Italien,
und der alte Schrecken vor den Cimbern und Teutonen, die hundert
Jahre vorher zuerst den Römern deutsche Tapferkeit und Waffen fühlen
ließen, erneuerte sich. Der Kaiser Augustuö, der sich sonst wohl zu
fassen wußte, verlor diesmal alle Besinnung, rannte mit dem Kopf gegen
die Wand und rief dabei aus: „Varus, Varus, gib mir meine Legio-
nen wieder!"
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Extrahierte Personennamen: Varus Muth Varus Hermann Varus Varus
290
137. Völkerwanderung.
(375—476 nach Christi Geburt.)
Im Jahr 395 nach Christi Geburt theilte Thevdosius der Große,
der letzte fromme und kraftvolle römische Kaiser, sein gewaltiges Reich
unter seine beiden Söhne. Der eine, Honorins, bekam den abend-
ländischen Theil und wohnte in Rom. Der andere, Arkadius, erhielt
den morgenländischen Theil und nahm seinen Sitz in Constantinopel.
Das letztere Reich bestand noch über tausend Jahre; das erstere nicht
mehr volle hundert. Längst schon waren deutsche Völker an den
Grenzen des römischen Reichs gelagert, wie die Gothen in Südruß-
land am schwarzen Meere, die Alemannen an der obern Donau,
und die Franken am untern Rhein, und warteten auf eine gute
Gelegenheit, über die blühenden Fluren des reichen Römerlandes her-
zufallen und sie einzunehmen. Diese Gelegenheit ließ Gott nun kom-
men. Das Alte sollte untergehen, und neue Völker sollten das Evan-
gelium kennen lernen, nachdem sie den Römern gethan hatten, wie
einst die Israeliten den bösen Kananitern hatten thun müssen. —
Von Morgen her kam (375) ins südliche Rußland ein wildes Volk
heran, die Hunnen, Leute mit schwarzem, struppigem Haar, schmutzig
gelber Gesichtsfarbe, schiefen Augen, breitschulterig und klein von
Leibe, und so fürchterlich wild, als sie häßlich von Ansehen waren.
Von ihren Pferden waren sie fast unzertrennlich. Sie aßen, tranken
und schliefen daraus. Wurzeln und rohes Fleisch waren ihre Speise.
Ihre schmutzigen Weiber und Kinder führten sie in Karren mit sich.
So jagten sie durch die Welt von Land zu Land, raubten, sengten
und mordeten, und jagten die Völker vor sich her, wie ein Wolf die
Heerde. Zuerst stießen sie auf die Gothen. Ein Theil derselben, die
Westgothen, floh ins römische Reich, durchzog einige Zeit nachher
plündernd das schöne Italien, und ließ sich endlich in Spanien und
dem südlichen Theil des heutigen Frankreichs nieder. Ein wilder Haufen
nach dem andern drang plündernd in Italien ein, das so manches
Jahrhundert die ganze gebildete Welt beherrscht hatte, und die schwachen
Kaiser konnten es nicht hindern. Ja, am Ende setzten deutsche Völker,
die Heruler und Rugier, gar den letzten römischen Kaiser Romulus
Augustulus ab und machten ihren Fürsten Odoaker zum König von
Rom. Der wollte aber nicht einmal in der armen, fast ganz verwüste-
ten Stadt wohnen; so verachtet, so verfallen war das einst so mäch-
tige Rom! Da war es ihr ergangen wie all den Städten und Län-
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Extrahierte Personennamen: Romulus
Augustulus
Extrahierte Ortsnamen: Christi Christi Honorins Rom Constantinopel Donau Rhein Italien Spanien Frankreichs Italien Rom Rom
171
Steinblöcke unverrückt erhalten; fern von den Wohnungen der Men-
schen liegen sie auf öder Stätte; nur zuweilen sieht man einen
Schäfer in seinem weißen Mantel, umgeben von seiner Heerde still
sinnend auf riesigen Felssteinen sitzen, oder einen Jäger seinen Weg
zu den Denkmalen der altdeutschen Dorwelt nehmen. Verklungen
sind die Erinnerungen an die Helden, vergessen der Name der Ge-
feierten, deren Andenken unter den Granitblöcken schlummert. Nur
hin und wieder hat sich eine Sage an diese Denkmale geknüpft
So erzählt die Sage von den Steinen im Hohn:
Als Karl eines Tages aus seinem Hoflager zu Osnabrück mit
zahlreichem Iagdgefolge zu den Waldhöhen ritt, welche nördlich die
Hase umgeben, begegnete er Wittekind, und die beiden Heerführer
ritten lange mit einander; der eine freucte sich des noch immer grü-
nenden Eichwaldes, der andre sah mit Stolz auf die Stellen, wo
er sich bereits erhellte und Klösier und Kirchen in die gebrochenen
Lichtungen aufnahm. Karl wendete sich an Wittekind und bat ihn,
das Christenthum anzunehmen. Aber der Sachsenfürst deutete auf
die Runensteine und Opferaltäre, welche die christlichen Anlagen
Sen, und pries seine Götter. Und im Gespräch über ihren
en ritten die beiden Fürsten über die Waldeshöhe von Harste
und kamen in die Waldschlucht vom Hohn. Dort, bei dem großen
Hünenringe, trennte sich ihr Weg. Karl bat noch einmal und berief
sich auf die hohe Wunderkraft seines Glaubens.
„Nun wohl denn!" sagte Wittekind; „wenn dein Glaube so
mächtig ist, ei, so schlage mit der Haselgerte, die du in der Hand
führst, diesen großen Runenstein durch, damit ich glaube!"
Karl besann sich nicht; er drückte dem Roste, das sich vor dem
gewaltigen Granitblocke scheuete, die goldenen Sporen in die Weichen
und hieb voll gläubiger Hoffnung mit der Gerte auf den Stein.
Siehe! der Stein siel auseinander! Der Glaube hatte Wunder
gethan, und bald darauf ließ sich der Sachsenherzog zu Belm, un-
weit Osnabrück, taufen.
53. Karl der Große und die Sachsen.
1. früher, als zu unsern Vätern, war das Evangelium zu
den Franken gekommen; diese hatten schon seit dem Jahre 496
christliche Könige. Sie waren Nachbaren der Sachsen und hatten
von diesen durch Einfälle in ihr Land viel zu leiden. So waren
die Sachsen einst ins Frankenland gefallen und hatten mehr als
30 Kirchen vernichtet. Da bekriegte sie der Frankcnkönig Pipin bis
in die Wesergegenden und gewährte ihnen nur unter der Bedingung
Frieden, daß sie dem Predigen und Taufen der fränkischen Pnester
nicht wehren wollten. Aber was half es? Sie rissen sich wieder
los und machten neue Raubzüge ins fränkische Reich, plünderten,
mordeten und zerstörten die Kirchen. Dabei geschah es, daß sie nach
ihrer Gewohnheit nach jedem Raubzuge eine Anzahl Gefangener
auslosten, welche sie ihrem Götzen Wodan opferten; die übrigen
vertheilten sie als Sklaven unter sich.
3*
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Extrahierte Personennamen: Karl Karl Karl Karl Harste Karl Karl Karl Karl Karl_der_Große Karl
31
Zweites Capitel
von der karolingischen Eroberung bis zur Gründling des
Herzogthums Sachsen unter Hermann Billiug.
—
§. 7. Carolin gische Eroberung 772-804.
Annales Laurissenses majores und Annales Einhardi und dessen Vita Caroli
bei Pertz, Monum. 88. Tom. I.
Die Eroberung unserer Gegenden des nordwestlichen Deutsch-
lands durch den Volksstamm der Sachsen im 3. Jahrhundert läßt
sich für inneres Staatsleben an Wichtigkeit längst nicht mit der
vergleichen, welche gegen den Ausgang des 8. Jahrhunderts noch-
mals innerhalb desselben Umfangs von Karl dem Großen für das
fränkische Reich gegen die ersten Eroberer allsgeführt ist. Der
Beweis ist leicht geführt, wenn man ans obige Data hinweisst:
die Demokratie weicht der Monarchie, und das Heidenthnm dem
Christcnthlim. Diese beiden Grundpfeiler einer vernünftigen und
dauerhaften Ordnung des nienschlichen Gefellschaftslebens lverden
von da ail für Niedersachsen die Quellen für jede Entwickelling
der staatliche,l Gemeinschaft, sind es dann geblieben bis ans den
helltigen Tag, und werden es a,lch ferner sein für die Jahre der
Zukunft.
Das Jahr 772, das vierte der Negierlmg Karls des Großen,
ivar für eine ganze Reihe späterer Ereignisse das deil Grllnd legeilde.
In Rom war der Pabst Stepharl gestorben; feil, Nachfolger
Hadrian nahm die Allgelegenheiten der römischen Kirche mit er-
nenter Energie in die Hand, lind schickte sofort Gesandte an Karst
lim ihn anfzufordern, die Longobarden — Arianer in der Nähe
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Extrahierte Personennamen: Hermann_Billiug Carolin Karl_dem_Großen Karl Karls Pabst_Stepharl Hadrian
Extrahierte Ortsnamen: Herzogthums_Sachsen Monum Sachsen Christcnthlim Niedersachsen Karls Rom
122. Die Weltgeschichte.
jedoch erst im fünften Jahrhundert berühmt, wo sie ein
eigenes Königreich stiftete, das aber erst von den Franken
geschwächt und dann von den Sachsen ganz zertrümmert
wurde. 5) Die B 0) av ier (Bayern). Sie wohnten
an der Donau, waren anfänglich sehr mächtig, wurden
aber nachher von den Franken unterjocht. 6) Die Bur-
gunder. Sie giengcn in großen Heerden über den
Rhein nach Aelvetien (Schweiz), und stifteten da ein
mächtiges Reich, wurden aber zuletzt gleichfalls von den
Franken bezwungen.
Alle diese Völker und viele kleinere Horden wohnten
in Deutschland, oder richtiger gesagt, sie durchstreiften
es mit Sack und Pack. Da, wo sie Weide für ihre
Viehheerden, damals ihr einziger Reichthum, fanden,
blieben sie einige Zeit; und wenn sie Mangel litten, bra-
chen sie wieder auf, und nahmen ihre Habseligkeiten auf
Wagen mit. Nur dte jetzigen Bewohner Westphalens,
vorncmlich aber feie'^tiefen, hatten feste und also blei-
bende Wohnungen. Ihr könnet daher leicht-denken, daß
sich das alte Deutschland vom jetzigen gar sehr unterschied.
Es war so zu sagen ein einziger großer und dichter Wald,
der mit dem Harz, dem Lhüringerwald und dem
Schwarzwalde zusammenhieng, und worin Rennthiere,
Elcndthiere, Baren, Wölfe, Auerochsen und wilde Pferde
in Menge wohnten. Das Fleisch dieses Wildprets, vor-
nemlich aber das Pferdefleisch, roh gespeist, war für un-
sere Großväter ein sehr leckeres Essen; auch genossen sie
Schwalben, Hunde und Fischottern. Gebauete Felder,
Weinberge, Obstgärten gab es nicht, und also auch kein
Getraide, keinen Flachs, keinen Wein, und keine, oder
doch nur sehr wenige Baum - und Erdfrüchte. Daher war
der Ackerbau keine Sache für die alten Deutschen; aber
das Hirtenleben, die Jagd und den Fischfang liebten sie
desto mehr. Diese Beschäftigungen gaben ihnen Kleidung
und
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Extrahierte Ortsnamen: Sachsen Donau Rhein Deutschland Westphalens Deutschland Lhüringerwald
i62 Die Weltgeschichte.
Frankreich. Es dünkte diesen glücklichen Völkeröezwingem
eine Kleinigkeit, das erst entstandene Reich der Franzosen
wieder umzustürzen. Da stellte sich ihnen bey der Stadt
Tours plötzlich ein französischer Herzog, Carl Märtel!,
mit einem tapferen Heere entgegen, und richtete unter die-
sen verwegenen Siegern eine solche Niederlage an, daß sie
nie wieder daran gedacht haben, einen Besuch in Frank-
reich zu machen. — Anfänglich waren die Araber rohe
Krieger; aber gar bald legten sich ihre Chalifen auch auf
die sanften Künste des Friedens, und ihre Unterthancn
lernten Wissenschaften und verbreiteten sie unter alle Völ->
ker. Vornemlich studierten sie die Arzeneykunst, dis
Sternkunde und die Mathematik, und eben sie sind eö,
von denen wir unsere jetzigen Zahlen angenommen haben;
auch sind sie die Verbesserer unserer Calendrr.
Das fränkische Reich steigt jit einer erstaunlichen Größe.
- Es schien, wie Ihr eben gehört habet- um das
neue Reich der Franken, oder Franzsftn gethan zu ftyn,
wenn nicht der tapfere Cat! Mattel! eö gerettet hatte.
Auch im Innern des jungen Staats war cs bisher nicht
so ruhig zugegangen, als cs wohl zum Glück desselben
hätte geschehen müssen, denn nicht die Könige herrschten,
sondern ihre Haushofmeister. Diese Herren hatten die
Hauöhofmersterstelle erblich zu machen gewußt, und
schrankten das Ansehn der Könige immer mehr ein, so daß
im Grunde sie regierten, die Könige aber bloö den Titel
hatten. Ein solcher Haushofmsister war nun auch Cat!
Mattel!. Als er die kühnen Saracenen geschlagen hatte,
überwand er auch die Friesen, und unsere deutschen
Stammväter, die Sachsen, mußten ihm Tribut bezah-
len. Sein Sohn Pjpin, gleichfalls Haushofmeister,
wie der Vater, vcrschafte sich noch größeres Ansehen, als
er, und setzte endlich, um selbst zu regieren, seinen Herrn,
den
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Die Geschichte nach Christi Geburt. 171
Franken, sondern einen jachsisißm Herrn, Namens
Heinnch, genannt der Finkler (Vogelsteller), zu ihrem
Oberhaupte. Dieser Prinz, ein Nachkomme Wittekmds,
hatte auch den großen Geist und die Tapferkeit dieses edlen
Sachsen geerbt. Er übte das vernachlässigte Kriegsheer
in der Kriegskunst, und stellte unter den streitbaren Jüng-
lingen Ritterspiele an, und so entstanden die ersten Rit-
ter. Als er wieder Math und Ordnung ins Kncgshecr
gebracht hatte, sorgte er auch für die äußere Beschützung
feiner Staaten. Zu dem Ende befestigte er viele deutsche
Städte und bestellte Markarasen, d. t. Gränzvvtgre,
gegen dre Anfälle fremder Volker. Als er sich hiedurch in
eine gute Verfassung gesetzt hatte, fielen die Ungarn nock-
werter in Deutschland ein. Er lieferte ihnen im Jahr yzg,
bey Merseburg eine so blutige Schlacht, daß sie fürs erste
den Einfall nicht wieder bekamen, Deutschland anzugrei-
fcn. Bey seinem Tode hintcrließ er den Ruhm eines
tapfern und klugen Regenten. Ihm folgte sein würdiger
Sohn 0* to, der unter dem allgemeinen Zujauchzen der
deutschen Hcrzöge dm Thron bestieg. Seine ganze Regie-
rung war eine Kette von innerlichen Unruhen, Empörun-
gen und Befehdungen und von äußerlichen Kriegen, wo-
bey jedoch sein Math, seine Klugheit und seine Tapferkeit
immer siegten. Er schlug die Ungarn, Züchtigte die
Bayern, die sich seiner Herrschaft entziehen wollten,
brachte die Böbmm, die ihm abtrünnig geworden wa«
ren, zum Gehorsam, bezwang die aufrührerischen Lothrm-
Her, überwand die recken Wenden und einige andere
slawische Völkerschaften in der Lausitz und in Branden-
burg, und schlug ein Heer Rokmänner nebst ihrem König
Harald in die Flucht. Bald darauf vermählte sich Dk.tb
mit Adelheid, der schönen Witwe des italiänifchen Kö-
rrigs Lothar, und erwarb sich dadurch das Königreich
Italien, Er gieng im Jahr 96s nach Vom und ließ sich
daselbst
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Extrahierte Personennamen: Namens
Heinnch Volker Harald Adelheid Lothar
Extrahierte Ortsnamen: Christi Sachsen Ungarn Deutschland Merseburg Deutschland Ungarn Italien
vie Zeit der Vlkerwanderung.
I. (Bermartiett und die Gerinanen.
Jl Das Land und die Bewohner. Auf alle Völker blickten die Rmer herab; auch auf die Germanen. Wie arm erschien ihnen das Land dieser Nachbarn gegen das ihre! Es sah aber auch damals ganz anders aus als heute. Ungeheure Wlder und Smpfe bedeckten es zum grten Teil. berall hausten Bren, Wlfe und Luchse, Auerochsen und Elentiere. Die
Germane mit erobertem, rmischem Feldzeichen. Germanin.
Luft war kalt, der Bodeu feucht. Den Rmern zeigte sich Germanien als ein Land, in dem immer Winter herrschte und wo es nie recht Tag wurde.
Und doch fhlten sich seine Bewohner hier wohl. Sie waren groe, krftige Gestalten mit blauen Augen und blondem Haar. Gewhnlich trugen sie ein leinenes oder wollenes Gewand ohne rmel; die Männer
Froning-Klar mann-Wewer. Geschichte fr Mittelschulen. Hl Teil. 1
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