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1. Die Provinz Sachsen und das Herzogtum Anhalt - S. 35

1911 - Magdeburg : Creutz
Sagen, 35 einem Male der wüste Lärm in schallendes Gelächter, denn ein Ratsherr hatte auf eine Tafel in großen Lettern geschrieben: „Der Roland foll stehen bleiben, wir wollen ihn nur nicht länger haben, weil er uns schon lang genug ist!" Damit war das Mißverständnis aufgeklärt. Die guten Bürger sahen, daß sie von dem ver- meintlichen Künstler arg genasführt waren. Kein Wunder also, daß sich ihr Unmut gegen ihn wandte. Als sie den Schalk griffen, steckten sie ihn zur Strafe in den Wendenturm, Im Nu aber entwich er mit einem Hohngelächter: und jeder wußte nun, daß der vermeintliche Künstler der leibhaftige Teufel gewesen war. Der Rolaud war in der früheren Zeit für die Stadt Stendal das Zeichen der eigenen Gerichtsbarkeit. Die im Jahre 1525 am Rat- hause errichtete Stein- figur gehört zu den größten, die wir besitzen. Der gewaltige Körper ruht auf starken Beinen, dessen Waden stärker sind als der Brustumfang eines kräftigen Mannes, Durch den schweren Pan- zer wird der Körper ge- schützt. Die erhobene rechte Hand hält das 4 m lange Schwert, das Werkzeug des strafenden Rechts; die linke Hand umfaßt den Schild mit dem brandenburgischen Adler, das Sinnbild des Schutzes. So er- innert der Roland an die frühere Größe und Selbst- ständigkeit der Stadt Stendal. Der Roland am Rathaus in Stendal. 2. Der wunderbare Ring im Schlosse zu Calbe a. M. In einer Nacht erschien der Schloßherrin eine Frauengestalt mit einem Lichte und flehte sie an um Hilfe und Beistand bei einer Kranken, Als die Edelfrau ein- willigte, bat die Erscheinung, von der Kranken weder Essen noch Trinken noch irgend ein Geschenk anzunehmen, da sonst Unglück über das Schloß und die Familie kommen würde. Die Herrin tat nach dem Gebote, und die Kranke wurde wieder gesund. Da kam eines Tages der Mann der Kranken und überreichte der Schloßherrin eine Schüssel mit gemünztem Golde. Doch die Herrin dachte an das Gebot der Er- 3*

2. Die Provinz Sachsen und das Herzogtum Anhalt - S. 84

1911 - Magdeburg : Creutz
84 Der Harz. Sagt vom Ilsenstein. Als noch der Jlsenstein und der Westernberg eine zusammenhängende Fels- masse bildeten, stand ans dem Jlsensteine das prächtige Schloß des Königs Jsung. Hier wohnte die schöne Prinzessin Ilse. Zum Arger der bösen Zauberin im Tale zogen viele stattliche Ritter auf den Jlsenstein- aber von ihrer häßlichen Tochter Trnte wollte keiner etwas wissen, obwohl diese das köstlichste Geschmeide, Gold und Edelsteine die Fülle besaß. Als einst der Ritter Rolf die Zauberin um den zum Jlsenstein fragte, bat Trute die Mutter, den Ritter zu bezaubern, daß er bei ihnen bliebe. Das gelang der Hexe auch. Allein nach einiger Zeit entrann Rolf ihnen doch und kam glücklich auf den Jlsenstein. Die Schönheit der Prin- zessin Ilse und die Gast- frenndfchaft des Königs fesselten ihn so, daß er gern im Schlosse blieb. Ja, der alternde König nab ihm seine Tochter Ilse zur Gemahlin. Darüber entbrannte der Haß der Zaubcriu, und sie trachtete nach Rache. In der Walpurgis- nacht gewann sie den Beistand des Teufels und fandte ungeheure Wassermassen vom Brocken gegen Jsungs Schloß. Die donnern- den Wogen unterwühl- ten den Felsen, bis er mit dem Schlosse zu- sammenstürzte. Rolf und Jsung kamen elend nm, nur Ilse rettete sich auf den Felsen, der jetzt das .Kreuz trägt. Dort irrt sie seitdem umher und sucht ihren Gemahl. Wer sie erlösen will, innß ihr in der Geister- Jliemlle nn Harz. stunde des 1. Mai be- stimmte Waldblumen bringen. Wehe aber dem, der sie neckt oder iin Bade belauscht, den verwandelt sie in eine altersgraue Tanne am steilen Bergabhange. 3. Der Zlnterhar;. Der Unterharz ist die Fortsetzung der Hochebene des Oberharzes nach So. etwa bis zur Harzwipper. Er ist einförmig, von Flußtälern zer- schnitten und geht allmählich in das Flachland über. Der Unterharz

3. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 43

1900 - Minden i. W. : Volkening
— 43 — bröckeln, um dann die Trümmer desto sicherer zermalmen zu können. Tie Rächer kamen und schwanden wie Schatten der Nacht. Jetzt hier, jetzt dort fiel ein Römer im Waldesdickicht. Tie Toten zu zählen, die im Tunkel des Waldes verröchelten, vermochte Varns nicht. Ta befahl er, geschlossenen Marsch zu halten; doch war es in der Wildnis unmöglich. Endlich neigte sich der Tag, und Varus gebot dem Heere, Halt zu machen, sich zu verschanzen, so gut es ginge, und zu verbrennen, was vom Gepäck überflüssig sei und im Zuge nur hindern könne. Am andern Tage rückte das Heer, immer von den Germanen umschwärmt, doch iu bester Ordnung, in der Ebene weiter, die sich an der Werre ausbreitet, und kam in ein dichtbewaldetes, sumpfiges Thal in der Gegend von Detmold. Da ward auf einmal jeder Busch lebendig; aus jeder Bergschlucht raschelte es wie viele hundert Schlaugen empor, und die uralten Bäume schüttelten, wie sonst nach dem Wetter Regentropfen, jetzt Lanzen ohne Zahl auf die Römer herab. Der Himmel wollte auch nicht feiern und half den Deutschen mit Sturm und Regen. Von den Güssen unterwühlt, sank die deutsche Erde unter des Römers Füßen ein. Schritt für Schritt kämpft der Feind um den Boden, auf dem er steht, um den Weg, um jeden Baum, um jeden Stein, und kommt nicht eher zu Atem, als bis die Nacht hereinbricht. Ta läßt Varus abermals Lager schlagen, und ermattet sinken die Römer hin; in jedem Augenblick scheucht das Kriegsgeheul der Germanen sie aus der kurzen Nachtruhe empor. Als der dritte Tag anbrach, entdeckten die Römer erst, wie licht es in ihren Reihen geworden war. Mann an Mann geschlossen, brechen sie auf und kommen aufs offene Land, das die Senne heißt. Da sehen sie mit Grausen die ganze Macht aller Eidgenossen vor sich entfaltet. Ringsum Deutsche, nirgends ein Ausweg! Für alle Tapferkeit ist nichts mehr feil als der Tod. Jauchzend stürzen jetzt die Eidgenossen in die gelockerten Reihen der verzweifelten Römer. Wie die Saat unter Hagelschloßen, sinken die Tapfersten unter deutscheu Hieben hin. Des Feindes Scharen sind zersprengt; nur einige verirrte Hausen versuchen noch Gegenwehr. Doch bald wird

4. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 130

1900 - Minden i. W. : Volkening
— 130 — Störer. In der Kirche ging die Traufeierlichkeit ohne Störung vor sich. Nach der Rückkehr war Tanz und Schmaus in Hansens Hause und bis zum frühen Morgen ertönten die frohen Stimmen der Hochzeitsgäste, deren Scherze bald die Wolken von der Stirn der Neuvermählten scheuchten. In ungetrübtem Glück verflogen die ersten Wochen dem jungen Paare, in fröhlicher Arbeit und aufrichtiger Liebe genossen sie ihr Leben. Tie bösen Worte des Bruders waren fast vergessen. Dieser jedoch, wenn er nicht mit seinen Zechgenossen beisammen war, brütete dumpfe Rachepläne. So beaufsichtigte er eiues Tages die Feldarbeit seiner Untergebenen, und wie er so die Straße lang sah, erblickte er plötzlich den Gegenstand seiner Rache, den ihm tötlich verhaßten Bruder. Schnell schickte er seine Arbeiter heim, und auf die Pflug- schaar gestützt, erwartete er die Aukunft des Bruders, der ein sröh- liches Liedchen trällernd, mit dem Pfluge über der Schulter heim zu seinem Weib eilte. Da ergriff der wilde Bruder seine Pflugschaar und holte mit den Worten: „Stirb, Räuber meines Glückes!" zu einem tötlichen Schlage aus. Erschreckt sprang Hans zur Seite und benutzte sein Pflugschaar ebenfalls als Wehr. Nnn folgte Schlag auf Schlag, bis beide tötlich getroffen zur Erde sanken. Ein leises „Ich vergebe dir! — — Leb wohl, Gretchen!" aus dem Munde des einen, ein dumpfes „Zwei Fliegen auf einen Schlag!" aus dem Munde des andern. Vergebens erwartete am Abend Margaretha ihren Gatten, Stunde auf Stunde verrann, noch kehrte er nicht heim. Nichts Gutes ahnend läuft sie hinaus in die finstere Nacht, bis sie ihren Mann und daneben den wilden Jürge — beide in ihrem Blute liegend — findet. Verzweifelt wirft sie sich aus den Geliebten und suchte vergeblich, ihn mit Küssen zu erwecken. Ihr Glück war für immer dahin, Wahnsinn nahm ihre Sinne gefangen. Täglich saß sie auf dem Grabe ihres Mannes, den Hügel mit Waldblumen bestreuend. Nach Verlauf eines Jahres ward sie eines Morgens von den Nachbarn tot dort ausgefunden. Zum Andenken an dieses gransig-romantische Ereignis erhebt sich an der Chaussee, die von Minden nach Bückeburg führt, links

5. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 56

1900 - Minden i. W. : Volkening
— 56 feilt großer Sohn Karl machte die gefährlichen und unruhigen Nach- barn zu Unterthanen und Christen. Auf dem Reichstage, Maifelde zu Worms 772 wurde der Krieg feierlich beraten und beschlossen. Von dort aufbrechend überschritt er den Main, den Rhein, nahm die Feste Eresburg (wo jetzt Mars- berg, K. Brilon) und zerstörte die Jrminsnl, ein Heiligtum der Sachsen, eine Bildsäule oder ein Hain, zum Zeichen, wie machtlos die Heidengötter seien, zog dann bis an die Weser, wahrscheinlich auf dem Wege seines Vaters Pippin bis Rehme — die Sachsen hatten gewiß die Stellung an der Weserscharte inne — und begnügte sich mit der Stellung von zwölf Geiseln sowie dem Versprechen, die Einführung des Christentums nicht aufzuhalten, und zog zum Rheiu zurück. Als dann Karl in Italien das Longobardenreich zerstörte (773—774), rächten sich die Sachsen, eroberten die Eresburg wieder und drangen zerstörend aus Rache für die Jrmiuful unter Witte- kind nach dem Niederrhein vor. Karl zog nach feiner Rückkehr aus Italien, von einer Reichsverfammluug zu Düren wieder über den Rhein, vielleicht bei Köln, dann an der Ruhr aufwärts und eroberte die Bergfeste Wittekiuds, Sigiborg (jetzt Hohenfyburg), gegenüber der Mündung der Lenne in die Ruhr, Kreis Hörde, gewann die Eresburg zurück, durchzog Westfalen, überschritt am Brunsberge bei Godelheim (Kreis Höxter) die Weser, nachdem er eine Burg Bruuo's, des Bruders oder Schwagers Wittekinds, zerstört hatte. An die Überreste knüpft sich uoch jetzt die Sage von entsetzlichen Riesen, die von Karl und Roland in Fesseln geschlagen seien. Tauu draug er bis zu deu Ostsalen an die Ocker. Bon dort am Nordrand der Berge hinziehend in den Bucke-Gau (Bücke- bürg), nahm hier die Unterwerfung Herzog Brunos entgegen und zog durch die Porta ivieder dem Frankenlande zu. Eine Heeres- abteiluug, die er am linken Weserufer zurückgelassen, wurde von den Sachsen bei Nacht in Glidbeki (Lübbecke, Regb. Miudeu, Kreis gleichen Namens) überfallen; der König eilte aber herbei, siegte und nahm Geiseln zur Besiegelung der Treue. Als Karl zum zweiten Male in Italien, 776, zur Dämpfung

6. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 65

1900 - Minden i. W. : Volkening
— 65 — Und bäumt die schlanken Vorderfüße Und bringet seine besten Grüße. Da sprach der Sachse: „Siehe da, Das ist des Sachsenvolkes Bild!" Der Franke reichet ihm die Hand. „Das war ein Wort zu seiner Zeit! Du sollst von sränkscher Großmut hören; Dem Kampf der Völker will ich wehren. Tu, denke dieser Stunde heut, Ich bin der König Karl genannt." Der Sachse reicht ihm auch die Hand. „Hast sränk'sche Großmut du genannt, So lern auch Sachsentreue kennen! Ich will dir deinen Gastfreund nennen: Herr Karl, du bist in mächt'ger Hand, Ich bin der Wittekind genannt." Da rief der Karl: „Ja, treu und frei? Das edle Roß, das ist dein Bild! Nun soll der goldne Frieden tagen; Tu sollst die Herzogskrone tragen; Das weiße Roß, das führ im Schild, Für ewig sei es treu und frei!" Freiherr Max von Der. Der Besuch Wittekinds bei Karl dem Großen. Ehe der Friede zwischen Karl und den Sachsen geschlossen war, sprach der tapfere Wittekind zu seinem Waffenbruder Albion: „Auf, laßt uns gehen, wir wollen Karl in seiner Burg besuchen und sehen seine Macht, denn er ist der höchste in seinem Lande!" Da zogen die kühnen Helden hin, ein Bettlergewand verhüllte ihre starken Glieder; sie wollten unerkannt sein und selber sehen und prüfen. Furcht war nicht in ihren mutigen Herzen. Sie wanderten und wanderten manchen Tag, und wo sie hinkamen, die Christen speisten sie. Da fragten sie sich einander: „Sind das die Christen?" Sie Schulze, Heimatskunde. g

7. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 174

1900 - Minden i. W. : Volkening
— 174 — geworden. Der letzte Sprößling, Kuno, liebte die holdselige Tochter Hilda — sie soll nach anderen Gertrud geheißen haben — des reichen Grafen von Rieneck auf dem gegenüberliegenden Berge nahe bei Rödinghausen und wurde wiedergeliebt. In einer Sommer- nacht war er einst im Walde. Ta ertönte ein leiser Pfiff und plötzlich trat ein altes, gebeugtes Mütterchen vor ihn hin und sprach: „Kehre heim, sonst bist du ein Kind des Todes," und das Weib oerschwand im Walde. Hinter ihm rauschte es, und als sich der Lynt- burger umsah, stürzte ein verkappter Ritter auf ihn zu und nun begann ein erbitterter Kampf. Die langen Schwerter fuhren durch die Luft und trafeu die eisenfesten Panzer so hart, daß die Funken stoben. Ta fuhr Lyntbnrgs Schwert sausend hernieder und zu Tode getroffen sank der Meuchelmörder zur Erde. Der Lyntburger löfete seiuen Harnisch, nahm die eiserne Sturmhaube vom Haupte und der kühle Wind erfrischte das erhitzte Gesicht; dann legte er sich unter eine dicke Buche und schlief vor Ermattung ein. Am anderen Morgen trat das graue Mütterchen an den Schläfer heran und rief ihm mit gellender Stimme zu: „Tu bist jetzt Sieger im heißen Streit geweseu, aber es kommt die Zeit, daß dein Schwert wird Unglück über dein Haupt bringen." Als der Ritter sich nach dem Weibe umschaute, war es im Walde verschwunden. Nun ging der Jüngling zu dem toten Ritter, öffnete ihm das Visier, und als er das starre Gesicht erblickte, schrie er laut auf, er hatte seinen Vet- ter, den Stromberger, der auch um die Tochter des Ritters Rieneck freite, erschlagen. Hilda verachtete den Stromberger. Darüber er- bittert, hatte er beschlossen, Kuno zu töten. Kuno eilte zu seinem kranken Vater und erzählte, was im Walde geschehen war. „O, mein Sohn," so sprach der Vater, „fliehe, bald werden die Strom- berger kommen und die Burg zerstören, wenn sie dich hier finden." Nun sattelte er sein Pserd und verließ trauernd die väterliche Burg. Tie Söhue aus den umherliegenden Burgen stellten sich als Freier der schönen Hilda ein; aber vergebens, auch die edelsten Jünglinge mußten abziehen, sie fanden keine Gnade vor den Augen des Burgfräuleius; denn Kuno von Lyntberg besaß voll und ganz ihr Herz. Täglich stand sie auf dem Erker und schaute sinnend in das Thal, dabei flössen Thränen aus ihren Augen. Sie dachte an

8. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 175

1900 - Minden i. W. : Volkening
— 175 — Kuno, daher der tiefe Schmerz; Jahre lang hatte Hilda schon um Kuno getrauert, aber der, den sie liebte, blieb verschwunden. Ter Vater hatte für Hilda einen Freier bestimmt, trotzdem erklärte sie, niemals heiraten zu wollen. Aber des Vaters Starrsinn ließ sich nicht so leicht brechen, dieses wußte auch Hilda. Eines Tages sammelten sich in dem weiten Burghofe viele Ritter aus den deutschen Gauen, und darüber verwunderte sich Hilda sehr. Ein Herold trat in den Kreis der Ritter, entfaltete eine Pergament- rolle, und man vernahm die Worte: „Ich, der Graf von Rieneck, thue hiermit kund und zu wissen, daß ich demjenigen, der mich beim Schwerterkampfe in den Sand streckt, meine Tochter Hilda zum Weibe gebe." Als Hilda diese Worte hörte, stieß sie einen gellenden Schrei aus und stürzte ohnmächtig zu Boden. Vom Vater hatte sie kein Erbarmen zu erwarten, das wußte sie nur zu gut. Am andern Tage begann der Kampf. Ein Ritter nach dem andern wurde von Rieneck aus dem Sattel gehoben und schon wagte es niemand mehr, mit dem siegreichen Ritter zu kämpfen. Ta sprengte ein schwarzgekleideter Ritter in den Burghof, neigte sein Haupt und sprach: „Wie ich vernommen, soll um den Besitz des Burgfräuleins gekämpft werden, wie man um einen goldenen Kranz kämpft. Ich, der Lyntburger, gebe mein Leben für die Maid dahin." Zornentbrannt zog Rieneck sein Schwert, und nun begann ein furchtbarer Kampf. Kunos Schwert sauste Hernieder und tätlich getroffen sank Rieneck zur Erde. Vom Erker aus hatte Hilda dem Zweikampf zugeschaut, und als sie den Vater sinken sah, stieß sie einen furchtbaren Schrei aus. Kuno erblaßte, warf sein Schwert weit von sich und verschwand. Das Burgfräulein, obwohl namenloses Weh im Herzen, trug das herbe Loos in frommer Ergebung. Auf dem Gesteine, welches das Blut des geliebten Vaters getrunken hatte, ließ sie ein Kreuz aufrichten mit dem Bilde dessen, der für die Sünden der Welt frei- willig den bittersten Tod gestorben. Wenn der Schmerz sie über- mannte, eilte sie zu dem Kreuze und flehte im heißen Gebete zu dem Allbarmherzigen um den Frieden ihrer Seele, — und er ward ihr gewährt. Sie sagte sich los von der Erde und nahm den Schleier. Die prächtige Burg Rieneck wurde zu einem Kloster Nonnenstein

9. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 328

1900 - Minden i. W. : Volkening
— 328 — stemmte sich, was noch von der alten evangelisch gesinnten Bürger- schast übrig war. Aber diese letzten Streiter für göttliche Ordnung und ehrbares Herkommen fanden meistens im Kampfe, der ent- brannte, ihren Tod. Knipperdolling hatte von Bockelsohn und den zwölf Ältesten die Vollmacht, auf der Stelle und ohne alles Ge- richt jeden aus dem angeblichen Volke Gottes auszurotten, der Wider die von ihnen aufgestellte Gesetztafel handele. Darum ging er einen Tag wie den anderen, von vier Trabanten begleitet und das bloße Schwert in der Hand, dnrch die Gassen der Stadt. Der Schrecken ging ihm voraus. Zuletzt wurde Johauu Bockelsohn, ver- anlaßt durch den sogenannten Propheten Duseutschuer aus Waren- dors, zum Könige der ganzen Welt ausgerufen. Er sagte, er sitze aus dem Throne Davids, erschien dreimal in der Woche im Königs- schmucke mit der Krone auf dem Haupte auf den: Markte, ließ sich auf seinem Throne nieder und hielt Gericht. Neben ihm, eine Stufe tiefer, stand Knipperdolling mit dem Schwerte. Ritt er dnrch die Stadt, so schritten zwei Knaben an seiner Seite, zur Rechten und zur Linken, der eine mit den: alten Testamente, der andere mit dem Schwerte. Wer ihm begegnete, fiel anf die Kniee. Dabei nahm er ein Weib über das andere zu denen, welche er bereits hatte. Wer den Schneiderkönig verachtete, der mußte dieses Verbrecheu mit dem Tode büßen. So geschah es einem Weibe, das Johann von Leyden in sein Haus genommen hatte. Sie zweifelte an seinem Königtum; da schleppte er sie auf den Markt, schlug ihr den Kops ab und stieß den Leichnam mit den Füßeu von sich, woraus seine anderen Weiber das Lied anstimmten: „Allein Gott in der Höh' sei Ehr'!" Endlich schlug die Stunde der Vergeltung. Viele starben in der Stadt den Hungertod, während der König mit den Seinen noch herrlich und in Freuden lebte. Doch nicht lange mehr. Das verstärkte Belageruugsheer stieg bei Nacht über die Stadtmauer, und in den Straßen der Stadt begann nun ein heißer Kampf, in welchem die meisten Wiedertäufer fielen. Bockel- söhn und Knipperdolling wurden lebendig ergriffen, und, nachdem man sie in Käfigen zur Schau durchs Land geführt hatte, in Münster mit glühenden Zangen gezwickt, bis ein Stoß mit dem Schwerte durchs

10. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 439

1900 - Minden i. W. : Volkening
— 439 — Indessen war auch Engelberts Charakter nicht ganz ohne Flecken. Namentlich ließ er sich von seiner Herrschsucht oft zu sehr fortreißen, und gegen den Adel des Landes verfuhr er mit übergroßer Strenge. Das war die Ursache seines schrecklichen Todes. Graf Friedrich von Isenburg, ein Schwager des obengenannten Heinrich von Limburg, Schirmvogt der Abteien Essen und Werden, wurde von seinen Schutzbefohlenen verklagt. Als Engelberts Zurecht- Weisungen fruchtlos blieben, ließ er den Jfenburger nach Soest zu einer Versammlung der Großen des Landes vorladen. Der trotzige Ritter erschien, konnte sich nicht rechtfertigen und ward von dem Erzbischof derb zur Rede gestellt. Darüber ward Friedrich voll Zorns und schwur Rache in seinem Herzen. Mit ihm ver- einigten sich andere Unzufriedene, und es wurde beschlossen, daß man den Erzbischof überfallen und aus dem Wege räumen wolle. Unterdes heuchelte Friedrich Freundschaft und Ergebenheit, Engel- bert zog mit einigen vornehmen Geistlichen, einem Edelknaben und mehreren Reitern von Soest nach Schwelm, wo er eine neue Kirche einzuweihen gedachte. In einem Dickicht unweit Gevelsberg hatte sich der Isen- burger mit seinen Spießgesellen und einigen gedungenen Meuchel- mörderu verborgen, um das Opfer seiner Rache zu erwarten. Als der Erzbischof nun auf der Straße dahinzog, stürzten sie hervor. Das Gefolge ergriff feige die Flucht. Nur zwei Reiter und der Edelknabe setzten sich zur Wehr; doch wurden sie bald überwältigt, gebunden und in das nahe Gebüsch geschleppt. Engelbert selbst focht mit Löwenmut, und fast wäre es ihm gelungen, sich durch- zuschlagen, hätte ihn nicht Geribert von Rinkerode an seinem langen Gewände zur Erde gezogen. Nun fiel die Rotte in grau- famer Wut über den Wehrlosen her; mit 47 Wunden bedeckt hauchte er seinen Geist aus, und die blutdürstige Schar sprengte auf einem Seitenwege davon. Dies geschah am 9. November 1226. Der Edelknabe, seinem Gebieter im Glück und Unglück getreu, wankte zu der Stätte, von der er das Stöhnen des Sterbenden vernommen hatte. Starres Entsetzen ergriff ihn bei dem Anblicke des zerfleischten Leichnams. Erst am Abend kommt ein Baners-
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