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1. Schaumburgische Geschichte - S. 58

1908 - Rinteln : Bösendahl
— 58 — mit 80 Schülern, und das Oldendorfer Kirchenbuch bezeichnet den Winter 1636—37 als die Zeit der größten Sterblichkeit. Graf Otto hatte sich während dieser bösen Zeit nach Gehmen geflüchtet. Als er am 23. März nach Bückeburg zurückkehren wollte, wurde er von den Kaiserlichen gefangen genommen und in Lemgo bis zum 29. April festgehalten. Das Ende des Krieges. So dauerten die Bedrückungen und Erpressungen noch Jahre lang fort. Bald waren es schwedische, bald kaiserliche, bald lüneburgische und pfälzische Truppen, die Kontributionen erhoben. 1639 wurde das linke Weserufer von den Kaiserlichen ausgeplündert, ebenso Oldendorf und Coverden, von wo sie viel Kühe mit fortnahmen. 1640 mußten 1500 Fuder Korn und 500 Fuder Hafer nach Minden geliefert werden, während die Kaiserlichen ihre Kontribution mit Brand und Raub einforderten. In den Jahren 1641 und 1642 ging es in Schaumburg ziemlich ruhig zu. Erst im Oktober kam wieder Einquartierung. Am 11. Oktbr. kamen 20000 Mann hessische und weimarsche Truppen in die Lachemer und Exter Vogtei, zogen dann in die Fischbecker Vogtei, wobei am 16. Oktober mehrere Häuser in Welsede und Heßlingen und ganz Hattendorf samt der Kirche niedergebrannt wurden. Durch diese Einquartierung sind die Leute im Amte Schaumburg bettelarm gemacht worden. So ging es bis zum Jahre 1648, wo endlich der langersehnte Friede zustande kam. Voller Freude dankte man in allen Kirchen der Grafschaft Gott, daß nun die schreckliche Zeit beendet sein sollte. Von den 5 Millionen Reichstalern, die den Schweden vom Deutschen Reiche als Kriegsentschädigung gezahlt werden mußten, entfielen auf die Grafschaft Schaumburg 13640 Goldgulden, wozu noch 12000 Reichstaler rückständige Kontribution an die Kaiserlichen kamen, die in drei Terminen abgeliefert werden mußten. Im Jahre 1650 endlich wurden die Regimenter aufgelöst, so z. B. am 4. September ein schwedisches Reiterregiment bei Oldendorf. Die Offiziere und Mannschaften zerstreuten sich in die nächsten Ortschaften und nahmen die verlassenen Wohnungen und Höfe, deren Besitzer in den langen Kriegsjahren umgekommen waren, in Besitz. *) *) So wird z. B. im ältesten Kirchenbuche von Gr. Wieden 1654 und in den folgenden Jahren ein Rittmeister Stephan Glünder und ein Leutnant Krentler erwähnt, die wahrscheinlich von diesem Regimente waren.

2. Schaumburgische Geschichte - S. 62

1908 - Rinteln : Bösendahl
— 62 — 3. Der Nesselberg. Einst hausten hier im Wesertale zwei gewaltige Riesen. Die Erde erbebte, wenn einer von ihnen nieste, und Pfützen entstanden bei jedem Fußtritt, wenn sie bei Regenwetter ausgingen. Der eine wohnte im Paschenberge und hatte zur Bedienung einen Zwerg, der andere wohnte auf dem gegenüberliegenden Borberge. Ihr Brot backten sie gemeinschaftlich in einem Ofen. War der heiß und wollte einer backen, so kratzte er im Trog, worauf der andere herbei kam. Als einst Backetag war, hörte der Borbergsriese schon früh ein ganz gewaltig Schruppen. Er nahm daher seinen Teig und trug ihn hinüber, fand aber den andern Riesen noch ruhig auf der Seite liegen. „Ei ei, Kamerad, was ist denn das, ich hörte doch das Schruppen?" so sprach der Borbergsriese. Der Paschenberger aber spricht: „Da habt Ihr Euch geirrt, mich stach nur just ein Floh, da hab' ich mich gekratzt, der Ofen ist noch lange nicht heiß." Da blies der Borbergsriese seine Nüstern auf und tät gewaltig schnaufen. Wütend wirft er feinen und den andern Teig dann dicht vor des Ofens Flammen und geht eilends fort, auch der Zwerg huscht ängstlich in eine Felsenspalte. Als der Borbergsriese an den linken Strand der Weser kam, schüttelte er aus seinen Schuhen Sand und Erde, woraus der Hünenbrink bei Fuhlen entstanden ist. Doch aus dem Teig vor dem Paschenberge wurde der Berg, worauf die Schaumburg steht. 4. Der Papenbrink. Der Papenbrink erhielt feinen Namen durch folgende Begebenheit. In Kleinbremen lebte einst ein frommer Pape (Pastor), der ging häufig auf den Papenbrink. Eines Tages, als er ebenfalls dort auf und ab ging und über feine nächste Predigt nachdachte, trat der Versucher zu ihm und wollte nicht von ihm lassen. Da packte endlich der Pape in Gottes Namen den Unhold mit dem Pferdefuß und warf ihn in einen am Papenbrink befindlichen Teich, aus welchem der Teufel sich mit großer Mühe und Not endlich rettete, so daß er noch mit dem Leben davonkam. Seit dieser Zeit heißt der Teich „Teufelsbad" und der Berg „Papenbrink."

3. Schaumburgische Geschichte - S. 65

1908 - Rinteln : Bösendahl
— 65 — haben, aber sie solle ihn nie ganz abspinnen. Das hat sie denn auch getan, hat gesponnen jahraus, jahrein, und immer war der Wocken voll, und sie bekam soviel Garn, daß sie immer ein Stück vom schönsten^Linnen zum andern legte. Endlich dachte sie aber doch einmal: „Möchtest doch gern wissen, was wohl unter dem Flachse sitzen mag, daß du ihn nie ganz abspinnen sollst," und ihre Neugier ward immer größer und größer, und dabei spann sie immer schneller und schneller und hatte zuletzt das Ende des Fadens zwischen den Fingern. Aber unter dem Flachs saß nichts am Wocken, und soviel sie denn auch drehte, der ewige Flachs war und blieb fort. 10. Die Zwerge im Erbserrfelde. Ein Bauer hatte ein schönes Erbsenfeld, aber als es zur Ernte ging, wurden die Schoten leerer und leerer, und wenn er sich auf die Wacht stellte, um den Dieb zu fangen, hörte er’s rascheln, sah aber niemand. Da nahm er denn einmal seinen Knecht mit hinaus, den ließ er das eine Ende eines Strickes sassen, er aber nahm das andere in die Hand, und so liefen sie das Erbsenfeld auf und nieder und rissen den Zwergen die Nebelkappen ab. Da waren sie gefangen und haben dem Bauer die Erbsen teuer bezahlt, daß sie nur ihre Nebelkappen wiederbekamen, und sowie sie die hatten, hui! waren sie fort. 11. Der Zwerg und der Bauer. Mal kommt ein Zwerg zu einem Bauer, sagt ihm, er solle ihm täglich eine Gerstenähre schneiden, es werde sein Schade nicht sein. Da tuts auch der Bauer, geht täglich selber hin und schneidet die Ähre; der Zwerg aber kommt Tag für Tag, nimmt seine Ähre auf den Rücken und nicket damit von dannen; das Vieh des Bauern aber wird von Tag zu Tag größer und fetter, und dabei füttert er es kaum. Mal indessen hat der Bauer keine Zeit, und da schickt er seinen Knecht. Der schneidet auch die Ähre, wie er jedoch den Zwerg so unter derselbeu dahinanken sieht, lacht er ihn aus und sagt, es sei ja nur eine Ähre, unter der brauche er doch nicht so 5

4. Schaumburgische Geschichte - S. 75

1908 - Rinteln : Bösendahl
— 75 — bis zum 6. Januar, durchzieht nach dem Glauben des Volkes der wilde Jäger im brausenben Sturmwinbe die Lüfte und verfolgt eine Frau ober einen Eber ober Hirsch. In der Sage vom wilben Jäger ist noch ein Rest vom altbeutschen Götterglauben enthalten. Wie Woban, der auf weißem Rosse einherstürmenbe Gott, gefolgt von Wölfen, umflattert von Raben, mit bett Seelen der Verstorbenen, dem Totenheere, durch die Luft zog und Winb und Wetter erregte, so jagt auch der wilbe Jäger im Sturmessausen daher, daß die Sonne erlischt und die Finsternis ihre Schwingen breitet. Gewöhnlich bringt er dem Wanberer Schaben, besonbers dem, der ihn anruft ober in das Jagbgeschrei mit einstimmt. Drei Männer aus Welsebe gingen einst in das Welseber Gemeinbeholz, um Dachse auszugraben. Es gelang ihnen auch, einen zu fangen. Vom Graben ermübet, legten sie sich unter einen Baum, um ein Weilchen auszuruhen. Da brauste es plötzlich über ihnen, und sie sahen einen Schatten in der Luft, der sich in Form eines großen Beines langsam zu ihnen herunterließ. Die Hunde verkrochen sich winselnb und heulenb, und auch bett Männern würde es schwer ums Herz, daß sie bett Dachs liegen ließen und in hastigem Laufe machten, daß sie fortkamen, verfolgt von dem Schatten und einem furchtbaren Getöse in der Luft. Erst in der Mühle zu Rohbett kamen sie wieber zu sich. 27. Der Predigtstuhl bei Segelhorst. ©üblich von Segelhorst heißt eine Stelle an der Straße nach Olbenborf „der Prebigtstuhl." Hier soll am Tage vor der Schlacht bei Olbenborf, am 27. Juni 1633, der Feldprediger der kaiserlichen Truppen eine Predigt gehalten und das Abendmahl ausgeteilt haben. 28. Aus dem 3vjährigen Kriege. Auf dem Hofe Nr. 10 zu Welsede wohnte im dreißigjährigen Kriege ein Krendtler, aus Nettelrede gebürtig. Als dieser einst von einer Kriegsfuhre zurückkehrt, findet er auf seinem Hofe alles verwüstet. Alle Fenster und Türe stehen offen, alle Vorräte sind ge-

5. Schaumburgische Geschichte - S. 6

1908 - Rinteln : Bösendahl
in die Nieberungen herab und beschlossen hier zu bleiben. Es waren die Cherusker — das bedeutet Schwertmänner —, bic bet in langen, unabsehbaren Zügen baherkamen. Auf breiten, mit Rindern bespannten Wagen befanben sich unter einem Zeltdach Weiber, Kinder, Greise und die wenige Habe. Die wasfentragenben Männer gingen ober ritten vorauf, andere bildeten den Schluß. Große Herben von Rinbern, die von Knechten und Mägben ge trieben wurden, führten sie mit sich. Durch den dichten, unwegsamen Urwald ging der Zug nur langsam vorwärts. Oft mußten erst Bäume und Sträucher umgehauen, oft die Angriffe der wilden Tiere abgewehrt werden. Auf einem freien Platze, der von einem klaren Bächlein durchflossen wurde, schlug eine Anzahl verwandter Familien oder eine Sippe am Abend ein Lager auf. Rund um den Platz herum wurden die Wagen dicht aneinandergereiht aufgestellt, daß sie gleichsam eine Burg bildeten. Dann wurde das Vieh in Hürden getrieben, und nachdem Wachen ausgestellt waren, lagerte sich alles in ^ der Wagenburg, um das Abendbrot zu verzehren. In der Mitte des Platzes brannte ein lustiges Feuer, über dem auf einem Spieße das Hinterteil eines Bären gebraten wurde, den die Männer gestern, als er ein Rind von der Herde rauben wollte, mit ihren Spießen erlegt haben. Kräftige Gestalten sind es, die sich da gelagert haben, groß und breit. Das goldgelbe Haar fällt lose anf ihre Schultern herab. 3töre Kleidung ist das Fell eines Bären oder eines Auerochsen, die Hörner und die Zähne dieser Tiere geben ihnen ein gefährliches Aussehen. Neben ihnen in der Erde stecken ihre Waffen, die langen Spieße, und an den Wagen lehnen die Schilde, aus Weidenruten geflochten oder aus dünnem Lindenholz zugeschnitten. Nachdem alle satt geworden, wickeln sich die Männer und Jünglinge in ihre Pelze und legen sich um die Feuer oder unter die Wagen zum Schlafen nieder, während Frauen und Kinder in den Wagen verschwinden. f Die ersten Ansiedlungen. Da den Cheruskern unsere Heimat gefiel, so beschlossen sie, sich hier anzusiedeln. Wo ein Quell, ein Feld oder ein Gehölz ihnen geeignet schien, schlugen sie ihre

6. Schaumburgische Geschichte - S. 9

1908 - Rinteln : Bösendahl
Die Mark. Um das Dorf herum wurde nun der Wald ausgerodet. Das Holz wurde teilweise nach Hause geschafft, um im Winter als Brennholz Schutz gegen die Kälte zu geben, teils wurde es auf einen Haufen geschleppt und gleich an Ort und Stelle aufgebrannt. So entstand um das Dorf herum ein großes freies Feld, das die Mark genannt wurde. Da alle Ansiedler daran geholfen hatten, so gehörte sie auch allen, sie wurden also Markgenossen und bildeten eine Markgenossenschaft. Jede Markgenossenschaft hatte ihre Feldmark nach der Güte des Bodens in mehrere Teile — Gewannen — eingeteilt. Jede Gewanne war wieder in soviele schmale Streifen eingeteilt, als Ansiedler dawaren. Diese einzelnen Streifen wurden dann unter die Ansiedler verlost, sodaß jeder von dem guten und schlechten Lande seinen Anteil erhielt. Jeder Streifen war so groß, daß er an einem Morgen von einem Gespanne umgepflügt oder von einem Manne abgemäht werden konnte. Daher stammt noch heute der Ausdruck Morgen für eine bestimmte Ackerfläche. Jedes Jahr wurde eine neue Verlosung vorgenommen, bis sie in späterer Zeit unterblieb und jeder Markgenosse das Stück behielt, welches er zuletzt in Benutzung gehabt hatte. Um dem Nachbarn bei der Bestellung keinen Schaden zuzufügen, mußten alle zu gleicher Zeit pflügen, säen und ernten und alle die gleiche Frucht bauen. Nach' dem der Acker einige Jahre hintereinander mit Getreide bestellt gewesen war, blieb er längere Jahre unbenutzt liegen: Brache*). Die Allmende. Um die Feldmark zog sich in weitem Umkreise der Markwald hin, der gemeinsamer Besitz aller war. Vor dem Markwalde befanden sich Weiden und Anger, auf denen die Markgenossen gemeinsam ihr Vieh weiden ließen. Die Hude und der Wald gehörten allen gleichmäßig, man nannte sie deshalb Allmende (entstanden aus „alle Mannen"), während Haus, Hof und Garten, die jedem als Eigentum gehörten, Allod hieß. Zwischen benachbarten Markgenossenschaften bildete oft ein weiterer Wald, der sich in schmaler Gestalt zwischen zwei Markwäldern hinzog, die Grenze. Diese Grenzwälder führen im Schanm- *) Erst in neuerer Zeit ist die alte Einteilung der Feldmark bei der Verkoppelung verschwunden.

7. Schaumburgische Geschichte - S. 11

1908 - Rinteln : Bösendahl
— li- ste ihre Götter verehrten, sondern am häuslichen Herde vereinigte sich die ganze Familie zum Opfer und Gebet. Der Hausvater war der Priester, der Herd der Altar, das Haus die Kirche. Außerdem gab es Opferstätten im Walde unter mächtigen Eichen, auf Wiesen, an Quellen, Teichen und Flüssen, auf Bergen und Hügeln, bei großen Steinen und Felsen. Der felsige Hohenstein und der Osterberg (der heutige Paschenberg), die Alte Bückeburg bei Obern-kirchen und die Alte Laufe auf dem Deister waren solche Opferstätten. Aber auch in jedem Dorfe war eine solche Stätte, das war der Tie. Der mächtigste Gott unserer Vorfahren war Wodan. Er wohnte nach dem Glauben der alten Deutschen in einem jchöncn, herrlichen Saale, der Walhalla. Aus seinem Antlitze strahlte nur ein Auge, die Sonne, um seine Schultern trug er einen blauen Mantel mit goldenen Sternen = der Himmel mit den Sternen, und ein breiter Wolkenhut bedeckte fein Haupt. Vor ihm lagen seine Jagdhunde, zwei Wölfe, und auf seinen Schultern saßen seine Boten, zwei Raben. Auf einem achtbeinigen Roß ritt er durch die Luft. Die Helden, die im Kampfe gefallen waren, kamen in die Walhalla. Mit Wodan zogen sie jeden Tag auf die Jagd, am Abend heilten alle Wunden zugleich, und in Walhalla wurden sie mit Schweinebraten und Milch festlich bewirtet. Der Mittwoch war dem Wodan geweiht. Der Tag heißt heute noch in der englischen Sprache Wodanstag. Um die Zeit des Winteranfanges fuhr Wodan mit dem wilden Heer durch die Lüfte, stürzte im Walde die eilten Bäume um, segnete aber auch Bäume und Fluren zur nächsten Ernte. Die Sage vom roilben Jäger erinnert noch an ihn. (Siehe Anhang 26.) Wodans Gemahlin war Freia, nach der der Freitag seinen Namen hat. Sie war das Vorbild der Frauen auf Erden. Sie war die Beschützerin des Hauses und spann fleißig am Spinnrocken. Faule Spinnerinnen bestrafte sie, gute belohnte sie (die Sage von Frau Holle). Wodans Sohn hieß Donar, der Donnerer. Aus seinem roten Barte zuckten die Blitze, seine Hand warf die Donnerkeile zur Erde nieder, und wenn er mit seinem Wagen, der mit eicht

8. Schaumburgische Geschichte - S. 27

1908 - Rinteln : Bösendahl
— 27 — der Mähne, klein aber schnellfüßig. Zu dem spricht er in dieser Gefahr: „Hengstken spring awer, kriegst'n Spint Hawer, springste nich awer, freitet bi im mi Rawen." Da schoß das kluge Tier wie ein Pfeil über den Verhau hin und trug seinen Reiter sicher nach Osnabrück, wo es tot zusammenbrach. f Das weiße Sachsenroß. Während des Sachsenkrieges irrte einst ein Franke in den düsteren Wäldern der Weser umher. Gar müde und fast gebrochen sieht er endlich am Strande des Flusses ein Haus. An der Tür desselben ruft er über die lange Diele: „Hallo, ein Fremder bittet um Obdach!" Da erhebt sich hinten am Herde eine mächtige Gestalt, die nähert sich mit stolzem Blick der Türe, sieht lange prüfend den Franken an und spricht: „Kommst du, um Gastfreundschaft zu suchen, so bist du sicher in Sachsenhütten." Darauf führt er den Franken an den Herd, füllt einen Becher, tcinkt und reicht ihn dem Franken. Auch dieser trinkt und gibt ihn zurück. So sitzen sie ernst am friedlichen Herd und jeder bewundert des anderen Heldenglieder. Endlich fängt der Franke an: „Bei Gott, wir sind einander wert! Wenn König Karl wüßte, daß Sachsen viele solcher Helden zum Kampfe stellt, so würde er diesen Kampf bitter beklagen." Schweigend faßt ihn der Sachse an die Hand und führt ihn auf die Wiese, auf der ein weißes Roß weidet. Als der Franke dieses edle Roß sieht, spricht er voll Freude: „O, laß uns das schöne Roß fangen." Da erwidert der Sachse: „Gefangen hat es noch keiner gesehen, doch wenn ich es rufe, dann kommt es freiwillig." Darauf lockt er es, und siehe, es kommt wiehernd heran. Dann spricht der Sachse: „Siehe, das ist das Bild des freien Sachsenvolkes." Da reicht ihm der Franke die Hand und spricht: „Wahrlich, das war ein schönes Wort zu rechter Zeit, nun will ich dir auch fränkische Großmut zeigen, der Kampf zwischen Franken und Sachsen soll von dieser Stunde an aufhören, * ich vermag über Krieg und Frieden zu gebieten, denn ich bin König Karl genannt." Sofort reicht auch der Sachse dem Franken die

9. Schaumburgische Geschichte - S. 32

1908 - Rinteln : Bösendahl
— 32 — 6. Das Kloster Möllenbeck. t Wie das Kloster gebaut wurde. Um das Jahr 890 lebte in der Gegend von Rinteln ein edler Mann mit Namen Uffo. Er machte einst eine Wallfahrt nach dem heiligen Grabe, und da er viele Jahre ausblieb, glaubte Hildburg, sein Weib, er sei unterwegs gestorben. Darum verwendete sie all ihren Reichtum dazu, zu Gottes Ehre ein Kloster zu gründen. Wo die Molenbete (Mühlenbach) in das Wesertal tritt, sollte es erbaut werden. >^ie wandte sich deshalb an den Bischos von Minden, den obersten Geistlichen in unserer Gegend, der alsbald Werkleute schickte, die den Platz abmaßen und absteckten. Die Bauern aus Möllenbeck und der Umgegend mußten viele Fuder Steine vom Bückeberge und viele Fuder Land von der Weser holen, und nun begann ein emsiges Hacken, Hauen und Bauen, bis nach vielen Monaten zuerst die Kirche fertig dastand. An die Kirche bauten sie dann noch andere Gebäude, die Wohnungen für die Klosterleute, eine Herberge für Gäste und ein Haus für Krause. Alle diese Gebäude schlossen einen großen, viereckigen Platz ein, den Klosterhof, auf dem die Leute des Klosters begraben wurden. Rund um den Klosterhof ging eine Säulenhalle, der sog.kreuzgang. Nicht weit von den Hauptgebäuden wurden nun noch Wohnungen für die Handwerker, Hirten und Knechte und Stallungen für das Vieh angelegt. Dazwischen wurden Gärten eingerichtet, in denen feines Obst und Gemüse gezogen werden sollte. Um die ganze Anlage wurde eine hohe Mauer gezogen, die die Leute im Kloster von der Welt abschließen sollte. Kloster = das Eingeschlossene. Als nun im Jahre 896 alles fertig war, kam der Bischof von Minden und weihte das Kloster ein. T Von den Leuten im Kloster. Bald kamen nun auch Leute in das Kloster. Es waren Frauen und Jungsrauen, die ein frommes Leben führen und Gott in der Stille dienen wollten. Man nannte sie Nonnen. Sie trugen ein .schwarzes Kleid und verhüllten ihr Gesicht mit einem Schleier. Die Nonnen nannten sich untereinander Schwester. Die oberste unter ihnen, die alles leitete, hieß Äbtissin; sie wurde von den Nonnen gewählt. Die

10. Schaumburgische Geschichte - S. 37

1908 - Rinteln : Bösendahl
— 37 — Alle Bestimmungen hierüber wurden in dem sogenannten Meier- briese festgesetzt. Die Abgaben. Starb der Hörige, so gehörte ursprünglich seinem Herrn alles bewegliche und unbewegliche Vermögen. Dieses Erbrecht ging später in die Auswahl eines einzigen Stückes über, beim Tode des Mannes wählte sich der Herr das beste Stück Vieh aus, das Be st Haupt, beim Tode der Frau das beste Kleid — Gew and -fall. Eine andere Abgabe war der Zehnte, d. H. der zehnte Teil vom Korn in Garben oder im Sacke, vom Gemüse, Wein, Obst, von Rindern, Pferden, Hühnern, Eiern, Bienen. Viele neue Hofanlagen wurden aus Waldrodungen gewonnen. Von ihnen mußte der sogenannte Rottzehnte entrichtet werden. Für die Benutzung der Viehweide und für den Bedarf an Holz mußten Hühner abgegeben werden. Diese nannte man Rauchhühner, weil sie von jeder Stätte, wo ein Herdfeuer rauchte, entrichtet werden mußten. Die Herrendienste oder Frohnden waren entweder gemessene, wenn sie 3 Tage in der Woche nach der Wahl des Grundherren währten, oder ungemessene, wenn es dem Herrn freistand, soviel Tage festzusetzen, als ihm nötig schienen. Zu den Frohnden gehörten auch häusliche Dienste, die von den Kindern geleistet werden mußten. Die Jagdfrohnden, bei denen die Hörigen Treiber spielen mußten, wurden besonders gern an Sonn- und Feiertagen angesetzt. Auch die Botenfrohnden (Brieftragen) wurden gern an Sonntagen verlangt. Je nach der Art der Verrichtung gab es Heu-, Ernte-, Dresch-, Pflug-, Spaten-, Fuhr-, Bau-, Hand- und Spann-frohnden. Auch das Zäunemachen, das Sammeln der Schneckenhäuschen (zum Garnwickeln), das^ Tragen der Fräulein nach der Kirche, das Stillen der Frösche und das Flöhesuchen im Bette der Herrschaft gehörte dazu. Die Herrenrechte. Nur die Grundherren hatten das alleinige Recht, in den Forsten und auf den Gütern der Hörigen die Jagd, in den Flüssen und den Bächen die Fischerei auszuüben. Wurde ein Bäuerlein beim Fischfang betroffen, so lief es Gefahr^ einen Daumen zu verlieren, wurde es bei der Jagd ertappt, so mußte es dies Vergnügen vielleicht mit dem Tode büßen. Den Lehnsleuten war auch verboten, in andern als ihres Lehnsherren
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199 16