Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Württemberg
Geschlecht (WdK): koedukativ
— 63 -
Die Industrie ist auf der Hochfläche der Alb wenig entwickelt.
Es mangelt an Wasserkräften und an Eisenbahnen. Weite strecken sind
vom Weltverkehr völlig abgeschieden. Auch fehlen im Gegensatz zum Schwarz-
wald die ausgedehnten Waldungen, die Heizmaterial und Rohstoffe liefern
könnten. In Laichingen jedoch wird seit alter Zeit die Lei n w and-
Weberei betrieben. Von vielen fleißigen Händen wird nicht bloß an
dem vom Großvater ererbten Webstuhl des Bauernhauses glatte Leinwand,
sondern auch in fabrikmäßigen Betrieben mit Maschinen und durchgeführter
Arbeitsteilung feiner Damast und Jacquardleinwand mit reichverzierten
Mustern erzeugt. Die Leinwand kommt dann in die Wäscherei und Blei-
cherei und wird zu Bett- und Tischzeug verarbeitet. In der niedrigen
Stube des Heimarbeiters rasselt der Webstuhl vou srüh bis spät in die
Nacht. Frail und Töchter arbeiten an der klappernden Stickmaschine oder
sitzen tief gebengt am Stickrahmen und reihen auf schimmernder Leinwand
Stich an Stich, bis ein kunstvoller Namenszug oder irgendeine andere Herr-
liche Handstickerei entsteht. Aber auch in den Arbeitsränmen der Fabriken
sind fleißige Handarbeiterinnen mit Hand- und Maschinensticken, Durch-
bruchnähen usw. beschäftigt. In Laichingen allein sind ungefähr 300 Hand-
weber tätig, und auch iu den Nachbarorten, namentlich in Sontheim, wird
für die Laichinger Leinenindustrie gearbeitet. Der zur Weberei nötige
Flachs und Hanf wird nicht mehr auf der Alb selbst gebaut, sondern aus Nord-
deutschlaud (Oberschlesien, Teutoburger Wald) bezogen. Zur Ausbildung
von Handwebern ist eine besondere Web schule eingerichtet; auch eine
weibliche Fortbildungsschule für Hand- und Maschinenstickerei ist vorhanden.
Außer Laichingen hat auf der Hochfläche der mittleren Alb nur noch Mün-
singen eine nennenswerte Industrie. Seit Eröffnung der Bahn hat das
lange von allem Weltverkehr abgeschlossene Städtchen eine große Port-
landzementsabrik erhalten, die mehr als 200 Arbeiter beschäftigt.
Der Portlandzement wird aus dem Zementmergel hergestellt, der in der
Nähe der Stadt in ungeheuren Mengen gewonnen wird. In die einst so
weltabgeschiedene Gegend hat auch der 1147 ha große Truppenübungsplatz
Leben gebracht. Er liegt nordöstlich von Münsingen und hat den Bewohnern
der umliegenden Gemeinden infolge des großen Bedarfs der Heeresverwal-
tuug an Lebensmitteln, Futter für die Pferde, Fuhrwerken u. dgl. reiche
Verdienstgelegenheit verschafft.
5. Eisenbahnen: Der mittleren Alb fehlen ausgebildete Doppel-
täler, was für die Durchquerung durch Eisenbahnen sehr hinderlich ist.
Diese müssen daher vom Neckarland aus unter beträchtlichen Steigungen
die eigentliche Hochfläche des Gebirges ersteigen. An zwei Stellen, in der
Mitte und an ihrem Ende, wird die mittlere Alb von Eisenbahnen über-
schritten:
1. Die Linie Reutlingen — Münsingen — Schelklingen —
Ulm führt im Echaztale aufwärts bis Hönau und steigt von da als
Zahnradbahn aus die Albhochfläche hinauf. Diese Bahn hat einem großen
Teile der mittleren Alb nicht bloß eine günstigere Verwertung der Erzeugnisse
der Land- und Forstwirtschaft, sondern auch die ersten Anfänge der Fabrik-
industrie (Münsingen) gebracht. Von der Bahn Reutlingen—münsingen
zweigt die Privatbahn Großeng st in gen — Gammertingen ab.
2. Die württembergische Hanptbahn Mühlacker—(Heilbronn)—
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TM Hauptwörter (100): [T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art], T73: [Stadt Schloß Augsburg Grafe Nürnberg Reichsstadt Bischof Sitz Regensburg Fürst], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland]]
TM Hauptwörter (200): [T70: [Stadt Donau München Stuttgart Neckar Nürnberg Ulm Schloß Augsburg Regensburg], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T1: [Maschine Fabrik Herstellung Industrie Papier Leder Wolle Leinwand Fabrikation Art], T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute]]
Die Ausbreitung der Germanen.
33
ausgerufen, bricht nach Konstantinopel auf und besteigt, da sein Vetter auf dem Marsche gegen ihn stirbt, ohne Blutvergieen den Thron seines Oheims. Als Kaiser (361363) unternahm er einen tollkhnen^ Zug gegen den 361 Perserknig Sapor und starb bei Ktesiphon in heier Schlacht als mutiger Reiter, noch nicht 30 Jahre alt, den Heldentod. --
2. Mit ihm erlosch das Haus des Coustantius Chlorus (s. S. 25), und es begann eine zweite Reihe von Soldatenkaisern. Zunchst wird der christ-liehe General Jovianus vom Heer zum Kaiser ausgerufen. Jovian schlo notgedrungen mit Sapor Frieden und trat dann mit der Leiche Julians den Rck-zug an, starb aber, erst 33 jhrig, pltzlich in einem Stdtchen Bithyniens. Nun wurde ein christlicher Pannonier von niedriger Herkunst, aber herkulischer Krperstrke und militrischen Verdiensten zu Niea zum Kaiser ausgerufen, Valentinianns, der auf Wunsch des Heeres sogleich einen Mitregenten ernannte und zwar seinen Bruder Valens, dem er den Osten samt Thrazien und gypten berlie. Da die Nachricht vom Tod des gefrchteten Julian alle Germanen kampflustig gestimmt hatte, so eilte Valentinian in seinen Reichsteil. Er marschierte zunchst an den Oberrhein, dann der den Schwarzwald in die Gegend am oberen Neckar (Sieg der die Alemannen (368) bei Solicwinm) und von da nach Pannonien, wo er zu Ofen (Aqmncnm) an einem Blutsturz starb (375). Das Westreich kam jetzt an seine beiden noch jugendlichen Shne Gratianns und Valentinianns Ii. In diese Zeit (373375) fllt der groe Einsall des asiatischen (mongolischen) Steppen- und Reitervolks der Hunnen ins heutige Sdruland, der An- 375 sto zur groen germanischen Wanderung oder der eigentlichen Vlker-Wanderung.
Kapitel 38.
Die Ausbreitung der Germanen
1. Die Ursitze der Germanen2 sind in der norddeutschen Tiefebene, in den Wldern und Smpfen zwischen mittlerer Elbe und Oder, zu suchen.
1 Er drang, was vor ihm noch kein Feldherr, selbst Trajan nicht gewagt hatte, bei glhender Sommerhitze in sdstlicher Richtung von Antiochia her bis der Ktesiphon hinaus ins persische Reich vor.
2 Germane sei ein keltisches Wort und bedeute Nachbar. hnlich den alten Kelten werden die alten Deutscheu von den Rmern geschildert als Riesen von Wuchs mit grimmig blickenden blauen Augen und rtlich-bloudem Haupthaar, das sie aufgebunden trugen. Ihre Kleidung waren Pelzrcke, Beinbinden und Lederschuhe. Jagd und Krieg war die Beschftigung des wehrhaften Freien; Sache der Unfreien und Weiber war die Bestellung des Feldes. Die Freien zerfallen in Adelige und Gemein 141 Hesselmeyer, Geschichte. 2. Aufl. 3. Teil. 3
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Friedrich I. Barbarossa oder Kaiser Rotbart'
79
Helms von Sizilien und den moralischen Beistand des Papstes dem Kaiser erfolgreichen Widerstand leistete. Ihn zu brechen zog Friedrich zum dritten-und viertenmal der die Alpen (1163'64 und 1166/68). Aber vom vierten Zuge kam er als Flchtling nach Deutschland zurck (Ankunft der Genf in Basel am 16. Mrz 1168);1 in seinem Rcken fiel die ganze Lombardei ab, auch Mailand trat jetzt dem Veroneser Bunde bei, und als Krnung des Ganzen war die Bundesfestung Alessandria a. T. erbaut worden. Zum Glck schadeten diese unglcklichen Ereignisse in Italien der Stellung des Kaisers in Deutschland vorerst nicht. Der innere Friede blieb ungestrt, und im Jahre 1174 konnte der Kaiser mit erneuten Krften an die Wieder-aufnhme des Kampfes mit den Lombarden denken. In erster Linie galt sein fnfter Rmerzug (1174/78) der Festung Alessandria. Ihre Einnahme gelang nicht, und der Kaiser sah sich gentigt, ein neues Aufgebot nach Deutschland ergehen zu lassen. Diesem entzog sich jedoch der mchtigste der deutschen Groen, Heinrich der Lwe, dem seine Sonderinteressen mehr galten als seine Pflichten gegen Kaiser und Reich.2 So sah sich Friedrich I. gentigt, den Feind ohne gengende Streitkrfte anzugreifen, und er verlor denn auch die Schlacht von Legnano (1176). Diese Niederlage hatte den Frieden von Venedig zur Folge (1177): Friedrich anerkennt den Papst Alexander Iii. als den rechtmigen und schliet mit den Lombarden einen Waffenstillstand auf 6, und mit Sizilien einen solchen auf 15 Jahre. der Burgund kehrte der Kaiser nach Deutschland zurck. Dem Papsttum gegen-ber hatte die kaiserliche Obergewalt diesmal den krzeren gezogen, um so krftiger betonte sie der Kaiser dem unbotmigen Frstentum gegenber.
6. Auf einem Reichstag zu Wrzburg (1180) ward Heinrich der Lwe wegen seiner Hilfsverweigerung in die Reichsacht erklrt, was fr ihn den Verlust seiner smtlichen Lehensgter, insonderheit seiner beiden Herzogtmer zur Folge hatte. Sachsen wurde geteilt: Westfalen fiel an Cln, das brige bekam als Herzogtum Bernhard von Anhalt, ein Sohn Albrechts des Bren, des alten Nebenbuhlers von Heinrich. Bayern aber erhielt Otto von Wittelsbach, nachdem Steiermark als selbstndiges Herzogtum ausgeschieden worden war. Heinrich dem Lwen verblieben nur
1 Der Kaiser hatte im Juli 1167 Rom erstrmt und den deutschfeindlichen Papst Alexander Iii. vertrieben, als eine Seuche ausbrach, die sein Heer vollstndig auf-rieb. der 2000 Ritter erlagen dem Fieber, und auerdem noch viele hervorragende Männer aus dem Gefolge des Kaisers, darunter auch Rainald von Dassel.
2 Da Barbarossa bei einer Begegnung mit dem Welsen (in Chiavenna oder Partenkirchen?) vor diesem einen Kniesall gemacht und von ihm eine hhnische Ant-wort erhalten habe, ist eine schne Sage aus dem 13. Jahrhundert.
187
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_I. Barbarossa Barbarossa Friedrich Friedrich Heinrich_der_Lwe Heinrich Friedrich_I. Friedrich Friedrich Alexander_Iii Alexander Heinrich_der_Lwe Heinrich Bernhard_von_Anhalt Albrechts Albrechts Heinrich Heinrich Otto_von_Wittelsbach Otto Heinrich Heinrich Alexander_Iii Alexander Rainald_von_Dassel Barbarossa Barbarossa
Extrahierte Ortsnamen: Sizilien Deutschland Basel Mailand Italien Deutschland Deutschland Venedig Sizilien Burgund Deutschland Sachsen Westfalen Rom Chiavenna Partenkirchen
Heinrich Vi. 81
und vor der die Weltmachtstellung des Papsttums verschwinden sollte. Die Hohenstaufen dachten khner als Karl der Groe und die Ottonen.
Aber erst im Sohne Barbarossas sand diese Politik ihren ebenso begabten 1190 wie rcksichtslosen Vollstrecker.
Kapitel 59.
Heinrich Yi.
(11901197.)
1. Im Jahr 1189 war der Schwiegervater Heinrichs, König Wil-Helm von Sizilien, gestorben. Aber obwohl die Barone des Normannen-reichs vorher schon Heinrich gehuldigt gehabt hatten, gewann jetzt eine nationale Strmung die Oberhand, welche einen Normannenfrsten auf dem Thron Sizilien sehen wollte, nmlich den Grafen Tankred, einen Halbbruder des verstorbenen Knigs. Fr ihn trat auch der Papst als der Lehensherr Siziliens ein. Heinrich mute sich also beeilen, wollte er sich und seiner Gemahlin Sizilien sichern. Zu dem Behuf traf er mit dem in feindseligen Absichten zurckgekehrten Heinrich dem Lwen ein gtliches Abkommen und brach dann mitten im Winter (1190/91) nach Italien auf. Kaiserkrnuug in Rom; Belagerung Neapels; dann aber Ausbruch des Fiebers; Verlust der Kaiserin (sie wurde durch Verrat an Tankred ausgeliefert); Rckkehr nach Deutschland mitten im Winter (1191/92) nach mtverrichteter Sache. 2. In Deutschland war Heinrich Vi. nicht auf Rosen gebettet:' die Welsen boten ihm Trotz, und sein rcksichtsloses und rnkevolles Vor-gehen bei der Besetzung verschiedener Bischofssitze hatte bses Blut gemacht. Es bildete sich eine Frstenverschwrung: der Kaiser sollte im Ein-Verstndnis mit dem Papst abgesetzt werden. Demgegenber entwickelte Heinrich zwar eine fieberhafte Ttigkeit; trotzdem zogen sich die Wolken immer schwrzer der seinem Haupt zusammen. Er schien verloren. Da befreite ihn ein glcklicher Zufall aus seiner Notlage. Der König von England, Richard Lwenherz, der Schwager Heinrichs des Lwen, hatte auf der Rckkehr vom Kreuzzug seinen Weg der Deutschland genommen und war unweit von Wien in die Gefangenschaft Herzog Leopolds von sterreich geraten (1192), desselben, den er vor Akkon persnlich beleidigt hatte. Diesen Fang nutzte nun Heinrich nach allen Richtungen ans. Erstlich lie er sich den gefangenen König ausliefern; sodann verlangte er von ihm ein enormes Lsegeld, sowie den Lehenseid und das Versprechen, ihm mit Schiffen und Mannschaft und in eigener Person gegen Tankred von
139 Hesselmeyer, Geschichte. 2. Aufl. 3. Teil. 6
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Extrahierte Personennamen: Heinrich_Vi Heinrich Karl Barbarossas Barbarossas Heinrich_Yi Heinrich Heinrichs Heinrichs Heinrich Heinrich Tankred Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Tankred Heinrich_Vi Heinrich Heinrich Heinrich Richard_Lwenherz Schwager_Heinrichs Heinrichs Leopolds Heinrich Heinrich Tankred
Extrahierte Ortsnamen: Sizilien Sizilien Siziliens Sizilien Italien Rom Neapels Deutschland Deutschland England Deutschland Wien Leopolds
138
Mittlere Geschichte.
hren wir Klagen der die Grundherren: sie zwngen die armen Leute der Recht, nhmen ihnen ihr sauer Erworbenes ab und vermehrten die Fronen in ungebhrlicher Weise. Man entzog den Bauern sogar, worber sie sich am meisten beschwerten (was uns allerdings nicht mehr recht verstndlich ist, damals aber als ungerechte Neuerung und Schmlerung empfunden wurde), das Jagdrecht nebst dem Fischfang. Auf Grund des rmischen Rechts war durch kaiserliche Verordnung, einen sogenannten Landfrieden, vom Jahr 1395 die Jagd ausschlielich den Fürsten, Grafen, Herren, den Reichsstdten und dem Klerus zugesprochen worden. Diese aber gingen in der Ausbung ihres neuen Rechts so grausam zu Werke, da sie den Jagd-srevlern d. h. denjenigen Bauern, welche die Jagd im guten Glauben, dieselbe sei frei und drfe ihnen nicht durch einen Machtspruch von heute auf morgen entrissen werden, trotzdem ausbten, mitunter sogar die Augen ausstechen oder beide Hnde abhauen lieen. Dies mute die Bauern empren, ver-bittern und zum uersten reizen, zumal da der Wildschaden in furchtbarer Weise zunahm. Zu einer Revolution war Zndstoff genug angehuft, vollends da der deutsche Bauer wute, da es, abgesehen von vereinzelten Gegenden Schwabens und Frankens, nur noch in Friesland und Nieder-sachsen, in Sdbayern und sterreich, Tirol, Steiermark und Krnten, also eigentlich nur noch an den Grenzen Deutschlands freie Bauern gebe, wogegen die groe Maffe der Bauern im Reich leibeigen sei. Sollte er nicht auch gleich jenen zur Freiheit berechtigt sein? Denn seine Verfechtung machte ihn berdies verchtlich. Man sprach von ihm als Flegel oder Filzhut, Karren-setzer oder Schollenpuffer; steigerte, ohne ihn zu fragen, alle Jahre die Glte, und so er etwas darber sagt, schlgt man ihn nieder als ein Rind; mgen ihm Weib und Kind sterben und verderben, da gibt es keine Gnade", be-richtet uns der Nrnberger Meistersinger Hans Rosenblut aus dem Jahr 1450. Ja man beutete sogar die Heiratserlaubnis sr die leibeigenen Bauern finanziell aus und erhhte willkrlich die gerichtlichen Strafen. Kurz und gut, Bauernplackerei ward Selbstzweck. Und zu allem Unglck sielen um diese Zeit auch noch die Getreidepreise und der Verkaufswert der Boden-erzeuguiffe berhaupt. Der leibeigene Bauer aber konnte von sich aus nichts dagegen tun; denn er hatte kein Umtriebskapital. Was ihm von seinem Erls verblieb und noch darber hinaus mute er seinem Grundherrn be-zahlen. So fiel er den Wucherern und das waren meist Juden anheim, und es wird berichtet, da man sich oft bei kurzen Borgfristen unter die Forderung von 3050, ja der 80 > Zins fr ein Darlehen beugen mute! Im 15. Jahrhundert waren ganze Gegenden in Sdwestdeutschland
246
TM Hauptwörter (50): [T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
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Die Ausbreitung der Germanen.
35
die Völker der Goten' vom Pruth bis zum Don; weiter rckwrts in den Karpathen die Gepiden, in Siebenbrgen die Vandalen, in Ober-Ungarn die Langobarden. ^ Unter den Westgermanen finden wir seit dem 3. Jahrhundert nach Christus die Alemannen (swebische Völker) vom Main zum Oberrhein und Bodensee (im Dekumaten- oder Zehntland); die Franken als ripnarische am Mittel- und Niederrhein, als salische im Mndungsgebiet des Rheins und der Maas, als Chatten im ganzen heutigen Hessenland; die Thringer und Sachsen im Weser- und Elbegebiet. Die Westgermanen waren im groen und ganzen an der eigentlichen Vlker-Wanderung unbeteiligt, und unter ihnen waren die Alemannen und Franken die unbequemsten Nachbarn der Rmer. Ihr letzter Zwingherr war Julian gewesen. Nach seinem Tod berschreiten sie den Rhein, die Alemannen auch den Bodensee. Aber alle diese Wandergermanen wanderten aus nicht des Raubens und Plnderns wegen sonst wren sie nicht mit zahllosen Wagen, mit Weib und Kind, mit Greisen und Kranken, Knechten und Mgden, Rossen und Rindern, Schaf- und Schweineherden ausgezogen sondern sie wollten sich neue Wohnsitze erobern, wo sie dann ihre alte Lebensweise wieder htten aufnehmen knnen.
3. Hunderttausende von Germanen aller Stmme sind in diesem Wanderkampf ums Dasein zu Grunde gegangen, und doch wurden ihrer immer noch mehr, so da einmal der Augenblick kommen mute, wo die Abwehr dem Andrang nicht mehr gewachsen war. Frher hatte man die Germanen gerufen und auf rmischem Grund und Boden zugelassen. Schon seit Csar nud vollends seit Marc Aurel handhabte man die Grenzsperre wie eine Schleusenvorrichtung, um je nach Bedrfnis von Zeit zu Zeit den ntigen Zuflu an frischem Blut insbesondere srs rmische Heer herein-strmen zu lassen. Die Leibwache der Kaiser bestand schon seit Csars sast
1 Zwischen Pruth, Dnjestr und Bug die West-, am Dnjepr und Don die Ost-goten. Teile der Westgoten befuhren frhzeitig das Meer und drangen in Klein-asten ein. Andere berfluteten Thrazien, wurden aber schon durch Kaiser Aurelian der die Donau zurckgedrngt, die von da an Reichsgrenze blieb. Ein Teil dieser Donaugoten nahm das arianische Christentum an, und ihr Bischof lilfilas (Wlf- 361 lein) bersetzte die Bibel ins Gotische. (Die betreffende Silberhandschrift" befindet
sich jetzt zu Upsala in Schweden.)
2 Wie unstt diese Wanderungen germanischer Völker mitunter waren, beweisen z. B. diese Langobarden. Erst saen sie an der Unterelbe, und zuletzt treffen wir sie in Oberitalien (Lombardei). Mit ihnen waren auch Sachsen gezogen; diese aber wanderten von Oberitalien auf beschwerlichen Wegen in ihre alte Heimat zurck, wo sie bereits neu angesiedelte Stmme trafen, mit denen sie dann um ihre angestammten Sitze zu kmpfen hatten.
143
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TM Hauptwörter (100): [T65: [Reich Italien Land Kaiser Römer Volk Jahr Rhein Gallien Franken]]
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56
Mittlere Geschichte.
Reiche groe Trauer hervor, und Sage und Kunst, Dichtung und Geschicht-schreibung aller Völker verherrlichten ihn von seinem Tode an als einen der grten Herrscher aller Zeiten. Den Lebenden aber hat man sich vor-zustellen als einen groen, krftig gebauten Mann, zuversichtlich und maje-statisch zu Pferd sitzend, die Fe mit edelsteingeschmckten Schuhen bedeckt, darber die Waden umschnrt mit kreuzweise bereinander gelegten Binden; von der Schulter fllt wallend der Rock und Schenkel und Schwertgehenk der meergrne Mantel herab; die Rechte hlt den kniglichen Speer; auf kurzem Nacken sitzt ein mchtiger Kopf, von dem allerseits gelocktes Haar, durch den Goldreif zusammengehalten, herabwallt; aus dem Gesicht aber blitzen zwei groe Augen, unter denen eine scharf gebogene Rase, mit schneidigem Rcken hervorragt; das Untergesicht ist abgeschlossen durch ein groes energisches Kinn: ein Bild des Geistes und der Kraft: es ist der Franke, der sich khn auf das Ro der rmischen Imperatoren geschwungen und sich die Welt unter dem bewundernden Jubel der Zeitgenossen unter-worfen hat.
Kapitel 47.
Ludwig der Fromme und seine Shne.
(814840.)
814 1. Auf den Anfang seiner Regierung fiel noch der volle Glanz von der gewaltigen Gre seines Vaters: Gesandtschaften aller Grenz- und Nachbarvlker kommen, um zu huldigen, und erneuern die alten Vertrge. Aber die zweite Hlfte seiner Regierung ist verdunkelt durch die dstern Schatten des Familienzwistes und der inneren Kriege, wenn auch diese Hndel das Gute im Gefolge hatten, da aus ihnen heraus der Gedanke von der Selbstndigkeit West- und Ostfrankens geboren, mithin durch sie der Keim zu einem besonderen franzsischen und einem selbstndigen deutschen Reiche gelegt ward.
2. Nach einer berstandenen Lebensgefahr lie Ludwig der Fromme sich bewegen, fr alle Flle Bestimmungen der Reichsteilung und 817 Reichsleitung zu treffen. Im Aachener Hausgesetz" ward bestimmt, da sein ltester Sohn Lothar zum Mitkaiser erhoben und die beiden anderen Shne, Pippin und Ludwig, als Könige unter die Oberhoheit des kaiser-lichen Vaters gestellt wurden. Dabei erhielt Lothar Italien; Pippin Aquitanien; Ludwig Bayern. Nach dem Tode des Vaters sollten die jngern Brder in dem gleichen Verhltnis zu dem lteru Bruder Lothar
164
TM Hauptwörter (50): [T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
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Extrahierte Personennamen: Franke Ludwig Ludwig Ludwig Ludwig Lothar Pippin Ludwig Ludwig Lothar_Italien Pippin Ludwig_Bayern Ludwig
Das geistige Leben im Zeitalter der Renaissance unter Friedrich Iii. zc. 143
Almeida und Albuquerque, das portugiesische Kolonialreich in Indien. Und von hier aus zerstrte im Lauf der Zeit portugiesischer Handelsneid die Karawanenstraen, die von Indien durch Arabien ans Mittelmeer fhrten. Denn die Portugiesen wollten den Handel Alexandrias, Genuas, Pisas und Venedigs an der Wurzel lahmlegen. Es verdeten denn auch rasch diese Mittelmeerhfen. Ein briges taten noch die Trken.
2. Nun tauchte in Italien der Gedanke einer westlichen Durch-fahrt nach Indien wieder von neuem auf. Aber auffallenderweise war der, der ihn khn zur Ausfhrung brachte, zwar ein Genuese, doch diente er den Spaniern; und er setzte ihn mit stauueus- und bewundernswerter Willenskraft durch, aber nicht um den Handel zu frdern, sondern um' als ein Diener Gottes das Christentum in Indien zu verbreiten. Christof Kolumbus ^ wollte, woran ihn, wie er meinte, schon sein Namensheiliger erinnere, Christus bers Wasser tragen, mit andern Worten den uube.-kannten Vlkern im groen indischen Reiche (Ostasien) das Kreuz bringen. Dabei glaubte er seinen Zweck am ehesten zu erreichen, wenn er die Durch-fahrt nach Westen versuche, von deren Mglichkeit z. B. sein Zeitgenosse, der Florentiner Astronom Toscanelli, gesttzt auf die Angaben der Alten, vollstndig durchdrungen war. Man berechnete damals die Entfernung zwischen der Westkste Europas und Indien d. h. der Ostkste Asiens auf nur 104 Grad (oder 1560 geographische Meilen, aber in Wirklichkeit be-trgt sie 228 Grad). So auch Kolumbus, der berhaupt nichts weniger als hervorragende oder grndliche Kenntnisse in der Schisfahrts-, Erd- und Himmelskunde gehabt hat, sondern hierin sehr mittelmig beschlagen war.2 Worauf er sich hauptschlich berief, das waren Stellen aus dem rmischen Dichter Seneea und aus dem Propheten Jefaias (60,9 und 65,17) und den Psalmen (19,5); ferner Stellen aus dem Neuen Testament und den Kirchenvtern, die ihm alle ein Karthusermnch in Sevilla mit-geteilt hatte. Dieser war sein Gewhrsmann, und Kolumbas sagte selbst: Zur Ausfhrung meiner Fahrt nach Indien haben Vernunftschlsse, Mathe-matik und Weltkarten mir nichts geholfen. Es ist einfach in Erfllung
1 Lebte von 1446 bis 1506. Er war ein echter, noch langobardisch aussehender Oberitaliener, von hoher, krftiger Gestalt, lnglichem Kops, mit Sommersprossen im Gesicht, gerteter Farbe, rtlichen Haaren und hellblauen Augen, so da er eher ein Nordlnder als ein Sdlnder zu sein schien.
2 Whrend schon Aristoteles und Archimedes die Kugelgestalt der Erde bewiesen hatten, hielt sie Kolumbus in seiner Phantasie fr birnfrmtg. Auch starb er mit der festen berzeugung, Indien entdeckt zu haben. (Daher West-indien.)
251
TM Hauptwörter (50): [T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Iii Friedrich Christof_Kolumbus Christus Kolumbus Seneea Kolumbas Kolumbus
Albrecht Ii. Friedrich Hi.
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hierauf das Elsa ohne vorausgegangene Kriegserklrung an das Reich mit Feuer und Schwert zu verheeren. Als Gruud ihres Feldzugs in Lothringen und im Elsa gaben die Franzosen cm, sie wollten fr die deutsche Freiheit und den deutschen Adel gegen das Haus Habsburg fechten, auch mten sie not-wendig das Land bis an den Rhein haben. Hiebei, meinte Karl Vii., frchte er sich weniger vor den deutschen Frsten1 als vor den deutschen Brgern und Bauern. Es war somit damals mit der Wacht am Rhein seltsam bestellt. Erst im Jahr 1445, als die deutschen Bauern en Landsturm aufgeboten hatten; als der deutsche Kriegsgesang ertnte; und selbst die Frauen auf ihren Bittgngen an die heiligen Orte Kriegslieder erschallen lieen, zog sich der Franzose aus den greulich verwsteten deutschen Gauen der die Grenze zurck, auch auf dem Rckzug voll heidnischer Grausam-feit": die Franzosen nagelten die Leute an Hnden und Fen an die Wnde, verbrannten viele hundert Personen, schnitten den Bauern, die ihr Geldversteck nicht gleich angaben, Riemen aus der Haut oder brieten sie und lieen sie dann mit ihren Brandwunden wieder laufen.
4. Dies war der erste franzsische Angriffskrieg auf das linke Rheinufer gewesen, der den angeblichen Zweck gehabt hatte, die deutsche Libertt gegen das Haus sterreich zu verteidigen," ein Schlagwort, das wie jenes von Frankreichs natrlichen Grenzen" von jetzt ab eine groe Rolle spielt. Dort die gleinerischen Franzosen, hier die gutmtigen Deutschen; dort das Volk, das um jeden Preis das erste in Europa werden will, hier dasjenige, welches im Begriffe steht, seine Stellung in Europa zu ver-lieren. Dort ein einheitlich regiertes Volk, das seinen König sast anbetet, hier ein zersplittertes Reich und ein miachtetes Kaisertum. Fr Frankreich war jener erste Spaziergang an den Rhein von groem Nutzen; denn die Franzosen hatten sich nun aus eigener Anschauung ein Bild von Deutschlands Zerfahrenheit machen und die Art und Weise kennen lernen knnen, wie man die deutschen Fürsten erobern msse. Entfernte Eroberungen hielt man fr weniger ge-eignet, und so wandte man unverrckt seine Blicke ostwrts auf Deutsch-
1 Naiv genug klingt es, wenn ein deutscher Kanonikus dem andern schreibt: Was, lieber Herr, die schndlichen Franzosen im Reich zu tun haben, mag ich frwahr mt erkennen und ich meinete, man solle alle vertreiben aus dem Reut). Jcat stno diese Worte deshalb, weil von reichswegen rein nichts geschah. D:e deutschen Fürsten waren zwietrchtig, und sahen der eine viel lieber den Schaden als den Nutzen des andern, ja manche aus dem hohen und nieder Adel suchten bte franzsische Freundschaft und fhrten die Fremden lblich und williglich in ihre Herrschaft, schon aus Hap gegen die Städte. Und nicht genug damit, sie weigerten sich auch, obwohl der Reichs-krieg gegen die Franzosen beschloffen worden war, Truppen zu stellen, und knpften zur Vermeidung christlichen Blutes" Jj) mit den Franzofen Unterhandlungen an.
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TM Hauptwörter (50): [T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger]]
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Extrahierte Personennamen: Albrecht_Ii Albrecht Friedrich_Hi Friedrich Elsa Karl_Vii Karl Hap
Extrahierte Ortsnamen: Lothringen Elsa Haus_Habsburg Rhein Rhein Frankreichs Europa Europa Frankreich Rhein Deutschlands
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Der erste Kaiser von Deutschland aus dem Haus der Hohenstaufen war
Konrad Iii. Er führte vom Jahr 1138 bis 1152 die Zügel der Negierung mit
starker Hand, wie es seine kriegerische Zeit bedurfte. Im Jahr 1147 unternahm
er einen Kreuzzug in das heilige Land, doch ohne glücklichen Erfolg, wiewohl er
es nicht an Muth und Tapferkeit fehlen ließ; hieb er doch bei der Belagerung von
Damaskus in Syrien einem Türken mit einem Streich den Kopf und die linke
Schulter vom Rumpfe weg, so daß die übrigen erschrocken davon liefen.
Auf diesem Zug wurde Konrad auch von seines Bruders Sohn, Friedrich
von Hohenstaufen, begleitet, der sich durch Tapferkeit und Besonnenheit vor
Vielen hervorthat. Bald nach seiner Zurückkuuft von seinem Kreuzzug starb Kon-
rad, und da wurde denn der ebeugenanute Friedrich (1152), damals ein Mann von
ein und dreißig Jahren, zu Frankfurt am Main einstimmig von allen Ncichsfürsten
zum deutschen König gewählt.
Friedrich war mittlerer Größe und wohlgebaut; sein Haar, wie bei allen Hohen-
staufen, blond, nach der Sitte jener Zeit bis unter die Ohren herabhängend und
auf der Stirne kurz abgeschnitten und gekräuselt; seine Haut weiß, seine Wangen
roth und sein Bart röthlich; weßhalb ihn die Italiener Barbarossa, zu deutsch
„Rothbart", nannten. Er hatte seine Lippen, blaue Augen, einen heitern, aber
durchdringenden und der innern Kraft sich bewußten Blick. Friedrichs Gang war
fest, die Stimme rein, der Anstand männlich und würdevoll, die Kleidung weder ge-
sucht noch nachlässig. Keinem stand er auf der Jagd und in Leibesübungen nach,
Keinem an Heiterkeit bei Festen; übermäßige Pracht aber und ausschweifende Lust-
barkeit haßte er. Seine gelehrten Kenntnisse waren, wie sich von jener Zeit er-
wartenläßt, nicht sehr ausgebreitet; doch verstand er Lateinisch und las gern und fleißig
die römischen Schriftsteller. In der vaterländischen Sprache war er beredt.
Obwohl ein geschickter Feldherr, war er doch nicht kriegslustig; furchtbar und
streng gegen Widerstrebende, versöhnlich gegen Reuige, herablassend gegen Jedermann,
verlor er nie, weder in Freude noch Schmerz, die Würde und Haltung eines großen
charakterfesten Mannes. Ein glückliches Gedächtniß, Scharfsinn und seltene Urtheils-
krast verbanden sich bei ihm mit großer Willenskraft und Beharrlichkeit und einem
festen Sinn für Recht und Gesetz. Obgleich sein Leben fast ein beständiger Kampf
gegen die übertriebenen Forderungen freiheitslnstiger Städte und herrschsüchtiger
Pabste war, zeigte er sich doch persönlich fromm nach damaligen Begriffen, ehrerbietig
gegen heilige Stätten und gegen Geistliche als Prediger des Worts Gotteö. So
schildern ihn die Geschichtschreiber seiner Zeit, mit unverkennbarem Wohlgefallen an
dem großen Mann. Er selbst aber war bescheiden genug, in seiner Begeisterung für
die großen Vorbilder früherer Zeiten, namentlich Karl den Großen, von seinen eige-
nen, wahrlich nicht unbedeutenden Thaten gering zu denken; und als er einst seinem
Vetter, dem würdigen Geschichtschreiber Otto, Bischof von Freising, einige Nach-
richten über sein Leben mittheilte, fügte er fast wehmüthig hinzu: „im Vergleich mit
dem, was jene herrlichen Männer der Vorzeit leisteten, sind dies vielmehr Schatten
als Thaten." Wie weit ihm das Licht der Wahrheit in der Erkenntniß des Hei-
landes Jesu Christi aufgegangen sei, können wir freilich nicht mehr unterscheiden,
nur so viel sehen wir ans seinem ganzen Leben, daß sein gesunder, heller Verstand
ihm wohl das Unchristliche päbstlicher Anmaßungen und abergläubischer Frömmig-
keit aufdeckte, aber doch ihn nicht zum Unglauben abführte, und daß es ihm bei seiner
geringen Erkenntniß aufrichtig darum zu thun war, „Gott zu fürchten und recht zu thun".
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Extrahierte Personennamen: Konrad_Iii Konrad Muth Konrad Konrad Friedrich
von_Hohenstaufen Friedrich Friedrich_( Friedrich Friedrich Friedrich Barbarossa Friedrichs Jedermann Karl Karl Otto Jesu_Christi
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Damaskus Syrien Frankfurt_am_Main Friedrichs Freising