§ w.
Vom Markte nach dem Schlosse und über den Klemmberg.
1. Vom Marktplatze aus führt nach Süden die große Bnrg-
straße znm Schlosse (Burg — Bnrgstraße) hinauf. Wir kommen
am Amtsgericht vorbei. Das Gebäude gehörte früher zum
Schlosse; noch heute führt eine steinerne Treppe empor.
In dieses Gebäude, das damalige „Geleitshaus", brachte man am
7. November 1632 den Leichnam Gustav Adolfs. Der hiesige Apotheker öffnete
die Leiche, wobei etwas Blut an die Wand spritzte. Der 'Fleck ist mit einem
hölzernen Schieber bedeckt und wird heute noch gezeigt. Darüber ist unter Glas
und Rahmen eine Urkunde angebracht, welche die Echtheit des Blutes bekräftigt.
Mau fand an des Königs Körper neuu Wunden und zwar fünf Schuß-,
zwei Hieb- und zwei Stichwunden.
Am Ende der Burgstraße, da wo drei Straßen (Schützen-
straße, Alte Leipzigerstraße, Zeitzerstraße) sich scheiden, stand
früher das Zeitzer Thor. In der Nähe steht die Fronfeste.
Nach kurzer Wanderung durch die Zeitzerstraße gelangen
an das Schloß.
2. Das Schloß gehört dem preußischen Staate; mau sagt:
Es gehört dem Fiskus. Im Schlosse siud 650 Soldaten. Sie
werden von Offizieren und Lehrern unterrichtet und einexerziert,
damit sie später Unteroffiziere werden können (Unteroffizierschule).
Der Unteroffizier bildet neu eingetretene Soldaten aus. Diese
heißen Rekruten. Der Unteroffizier erhält etwa 12 Rekruten zur
Ausbildung zugewiesen. Sie bilden eine Korporalschaft. Zehn
Korporalschaften bilden eine Compagnie, welche von einem
Hauptmann und zwei Offizieren befehligt wird. Vier Compagnieen
nennt man ein Bataillon. An der Spitze eines solchen steht der
Major. Drei bis vier Bataillone sind ein Regiment. Der Oberst
führt dasselbe. Unsere Unteroffizierschule hat vier Compagnieen,
also ein Bataillon (Infanterie).
Wir haben auch reiteude Soldaten hier (Kavallerie); es sind
Husaren. Hier sind zwei Schwadroueu. Alle gesunde, deutsche
Männer von 20 Jahren ab müssen zu deu Soldateu. Sie werdeu
zwei oder drei Jahre geübt und später zu Übungen eingezogen.
Sie lernen auf dem Exerzierplatze marschieren, reiten, fechten und
schießen. Im Kriege ziehen die Soldaten dem Feinde entgegen,
schlagen ihn in der Schlacht und kehren als Sieger zurück. Freilich
fallen viele, andere werden verwundet und bleiben ihr Leben
lang untauglich zur Arbeit (Invalide). Verwundete und kranke
Soldaten werden im Krankenhause (Lazarett) gepflegt. Eiu
solches Haus steht hier im Schloßgarten.
TM Hauptwörter (50): [T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T59: [Heer Mann Soldat Krieg Jahr Offizier Land König Truppe Waffe], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff]]
TM Hauptwörter (200): [T60: [Mann Heer Jahr Offizier Soldat Landwehr Truppe Krieg Armee Regiment], T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T156: [Schlacht Sieg Feind Heer König Mann Kampf Tag Tapferkeit Franzose], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf]]
Extrahierte Personennamen: Gustav_Adolfs Gustav Adolfs
— 11 —
§ 11.
Vom Markte nach dem Nikolaithor.
1. Vom Marktplatze aus treten wir zwischen Rathaus und
Kirche in die Marienstraße. Um die Kirche liegen als älteste
Häuser der Stadt das Pfarrhaus und die jetzige Kantor- und
die Küsterwohnuug. Die Marienstraße führt uns in die Saalstraße
vor das Kaiserliche Postgebäude.
2. Die Post befördert Briefe, Packete und Depeschen. Damit
siud viele Beamte beschäftigt: Der Postdirektor, die Postsekretäre,
Telegraphisten und Briefträger. Der Postillon fährt die Postsachen
in einem Wagen zur Bahn, bringt andere zurück und bringt die
Packete auch zu den Bürgern. Der Geldbriefträger bestellt die
Geldsendungen. Die Depeschen werden durch den Telegraphen
befördert. Von eiuer Post zur audereu führen lange Drähte auf
hoheu Staugen; so fliegt die Depesche von Ort zu Ort. Viele
Geschäftshäuser siud mit der Post durch einen Draht verbunden;
so könueu einzelne Personen durch die Ferusprechleituug mit
einander aus der Ferne sprechen.
Verschiedene Fahrposten fahren nach den Ortschaften auf dem
Laude, so nach Hohenmölsen, Roßbach, Rippach und Goseck. Vom
Posthause nach Süden läuft die Straße „Am Kloster". Rechts
ist das frühere Kloster, jetzt
das Königliche Seminar.
3. In ihm werden junge Leute für den Lehrerberuf vorbereitet.
Ehe sie hier aufgenommen werden, müssen sie die Präparanden-
Anstalt besucht haben. Am Langendorfer Wege ist eine solche
Anstalt.
Das Kloster ist von Markgraf Dietrich im Jahre 1285 gestiftet. Er
wurde in einem Kriege gefangen genommen und gelobte, ein Kloster zu bauen,
wenn er die Freiheit erlaugen würde. Sein Gebet wurde erhört, er erfüllte
sein Gelübde und stiftete ein St. Klaren-Kloster.
Die beiden Töchter des Markgrafen gehörten zu den ersten Nonnen des
Klosters. Nach der Einführung der Reformation in Weißenfels (1539) ging
das Kloster nach und nach ein; die letzte Nonne starb 1580. Später diente das
Gebäude verschiedenen Zwecken, bis 1837 das Seminar hierher verlegt wurde.
Die Klosterkirche wurde erst 1886 abgerissen und auf dem neuen Gottesacker in
alter Form neu errichtet.
4. Vom Seminar gehen wir durch die Klosterstraße zurück.
Im ersten Hause rechts lebte und starb der fromme Dichter
Hardenberg, genannt Novalis. Die Gedenktafel am Hause, auch
ein Marmordenkmal auf dem alteu Gottesacker erinnern an ihn.
In dieser Straße wohnte auch der Dichter Müllner. (Siehe die
Gedenktafel am Hause Nr. 13.)
Im Jahre 1893 starb auch die Dichterin Lnise von Francis in
Weißenfels. Sie wohnte zeitweife im „Sächsischen Hofe" am Markte.
TM Hauptwörter (50): [T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger]]
TM Hauptwörter (100): [T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
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Extrahierte Personennamen: Markgraf_Dietrich Hardenberg Novalis Francis
— 3 —
Wie sind die Wohnhäuser gebaut? Wie heißt der von Wohn- und Wirtschafts-
gebäuden umgebene Raum? Was befindet sich auf dem Hose des Landmannes?
Nenne Ackergeräte! Wozu dient der Dünger? Was liegt hinter oder neben
dem Bauerngehöfte? Nenne Obstbäume in demselben! An welchem Bache liegt
unser Dorf? Wie ist eine Dorfstraße gebaut? Welche Richtungen verfolgt die
Hauptstraße? Nenne Nebenstraßen! Wohin führen sie? Wo liegen Kirche,
Schule, Pfarrhaus, Spritzenhaus, die Schmiede, das Armenhaus? Womit be-
schäftigen sich die Einwohner? Wieviele sind es? Wieviel Wohnhäuser sind im
Dorfe? Welche Personen gehören zum Gemeinde-, Schul- und Kircheuvorstaude?
Nenne die Volksfeste! Nenne Sagen des Ortes!
s 5.
Der Marktplatz.
1. Der Marktplatz von Weißenfels liegt ungefähr in der
Mitte der Stadt.
Früher war auf dem Marktplatze eiu Teich, mit Weiden umstanden. Im
Jahre 1550 gab Herzog August den Befehl, daß der Teich ausgefüllt und der
Platz gepflastert werde. Deshalb mußte jeder, der leer zur Stadt fuhr, Steine
zur Pflasterung mitbringen.
2. Auf dem Marktplatze werden Wochen-, Jahr- und Vieh-
markte abgehalten. Wann finden die Märkte statt? Was kauft
man auf denselben? Der Marktplatz hat die Gestalt eines Vierecks;
er ist etwa 80 Meter lang und 40 Meter breit. Die langen
Seiten führen von Süden nach Norden, die kurzen von Osten
nach Westen.
Aufgaben: 1. Zeichne den Platz!
2. Nenne Gebäude an der Westseite!
3. Erzähle vom Jahrmarkt!
4. Nenne bekannte Gebäude am Markte!
§ 6.
Das Rathaus.
1. Westlich vom Markte liegt das Rathaus. Es gehört der
Stadtgemeiude (städtisches Gebäude). Hier werden die städtischen
Angelegenheiten beraten und geordnet. An der Spitze der Stadt-
Verwaltung steht der Bürgermeister. Ihm helfen bei seiner
großen Arbeit einige Männer aus der Gemeinde. Sie beraten
mit ihm, was der Stadt nützlich ist; deshalb heißen sie Stadträte.
Bürgermeister und Stadträte bildeu den Magistrat. Außerdem
wählen die Bürger noch Stadtverordnete, welche mit dem
Magistrate über das Wohl der Stadt beschließen. Der Magistrat
und die Stadtverordneten bilden die städtische Behörde. Die
Stadtbehörde braucht Geld zur Besoldung der Beamten, zur
Unterstützung von Armen und Kranken, zur Pflasterung von
Straßen, zu städtischen Bauten n. s. w. Darum müssen die Bürger
l*
TM Hauptwörter (50): [T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität]]
TM Hauptwörter (100): [T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch]]
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— 28 —
für die Anlagen und Verbesserung der Straßen und Brücken.
Auch besieht er die Gebäude der Gemeinden, das Schulhaus, das
Gemeindehaus und andere, und ordnet Verbesserungen an. Ihm
Hilst der Kreisbaumeister. Damit Diebe und andere Bösewichte
nicht die guten Leute schädigen und belästigen, schickt der Landrat
Gendarmen aus.
Oft treten bösartige Krankheiten auf, an denen viele Lente
sterben; aber es würden noch mehr umkommen, wenn nicht der
Landrat auch für die Gesundheit Sorge trüge. Dabei Hilst ihm
ein Arzt, der Kreis ph ysikns genannt wird. Bricht dagegen
eine Seuche unter dem Vieh aus, so ordnet der Kreistierarzt an,
was die Leute thun sollen, um die Seuche zu unterdrücken. Auch
die Militär-Aushebung geht den Landrat besonders an, ebenso
das Steuerwesen. Bei ihm wird bestimmt, wieviel Steuer jeder an
den Staat zu zahlen hat, und er wacht über die Geldmittel der
einzelnen Gemeinden. Damit jeder seine Spargelder sicher anlegen
und zur Zeit der Not Vorschüsse erhalten kann, ist eine Kreis-
sparkasse eingerichtet. — Wenn jemand einen Acker verkauft hat,
so muß das angezeigt werden, damit solches in dem großen Buche,
welches Grundbuch genannt wird, eingetragen werde.
Kurz, der Laudra't hat so viel zu überblicken, daß seine zwei
Augen nicht ausreichen, und so viel zu thuu, daß seine zwei Hände
nicht genügen; er muß Hilfe haben.
2. Er hat Gehilfen und Schreiber. Die Mitglieder des
Kreistages versammeln sich im Ständehause Hierselbst und be-
raten mit ihm über so vieles Gute, z. B. über Steuern und Ver-
sichernngen, über Einrichtungen zum Wohle aller. Um die Arbeit
zu erleichtern, hat man den Kreis in 24 Amtsbezirke geteilt. An
der Spitze eines solchen steht der Amtsvorsteher. Die Amts-
bezirke heißen: 1. Groß-Corbetha, 2. Reichardtswerben, 3. Burg-
werben. 4. Uichteritz, 5. Pörsten, 6. Zorbau, 7. Poserna, 8. Domseii,
9. Köttichau, 10. Oberwerschen, 11. Theißen, 12. Webau, 13. Langen-
dors, 14. Gröbitz, 15. Teuchern, 16. Obernessa, 17. Kistritz, 18. Gladitz,
19. Droyßig, 20. Meineweh, 21. Groß-Helmsdors, 22. Schkölen,
23. Haardorf, 24. Löbitz.
§ 29.
Tas Gerichtswesen.
1. Zur Schlichtung aller Streitigkeiten und znr Bestrafung
des Unrechts befinden sich in Weißenfels, Teuchern, Osterfeld und
Hohenmölsen Amtsgerichte. Hier werden Streitigkeiten über
das Mein und Dein bis zum Werte von 300 Mark zwischen
Herrschaft und Gesinde, Mieter und Vermieter, Käufer und Ver-
känser geschlichtet.
TM Hauptwörter (50): [T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner]]
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TM Hauptwörter (200): [T99: [Stadt Verwaltung Provinz Gemeinde Beamter Kreis König Spitze Land Angelegenheit], T94: [Stadt Fabrik Handel Dorf Schloß Weberei Einwohner Einw. Nähe Bergbau], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat]]
- ---
Max Lehmstedt's Buch- u. Musikalien-Handlung
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Auflage. 20 Pf.
Woerl. Führer durch Weitzenfels, mit Stadtplan. 50 Pf.
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TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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Extrahierte Personennamen: Max_Lehmstedt's Max Straube
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Franken
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— 62 —
Abgeordneten der Stadt bleich und zitternd zu Füßen und flehten um Nachlaß. (Er aber erwiderte, wie solche Bitten und Fußfall ganz unnötig seien, das Geld sollten sie erlegen, und wo dies nicht bis den 8. des Abends 7 Uhr geschehen sei oder Geisel hiefür und zwar vier Personen von der Geistlichkeit und dem Adel, vier vom Rate und vier von der Gemeinde gestellt werden, wurde er alsbald das Schloß, die Stadt und alle umliegenden Flecken in lichte Flammen stellen."
Ungeachtet der von der Stadt und dem Stifte, das viele silberne Kir-cheugefäße nach Frankfurt verkaufen mußte, aufgebrachten und gezahlten Brandschatzung wurde dennoch das Residenzschloß abgebrannt und in den Häusern der Stiftsgeistlichen übel gehaust.
15, Ein Kaiser in Würzbnrg (1658).
Seitdem die Krönung der deutschen Könige zu Frankfurt üblich geworden war, zogen die von den Kurfürsten erwählten Habsburger auf der alten Heeresstraße, die von Wien über Regensburg, Nürnberg und Würzburg führte, zum Krönungsfeste. Infolgedessen erhielt die alte Bischofsstadt am Maine öfter kaiserliche Besuche, die uns von den Chronisten ausführlich geschildert werden.
Am ](v August ^658 kam Kaiser Leopold I. auf dem Rückwege von Frankfurt unter dem Donner der Geschütze in Würz bürg an. Bis an die Zeller Steige waren 5000 Mann vom Landesausschusse und einige hundert geworbene Soldaten in Parade aufgestellt. Die gesamte Geistlichkeit war dem Kaiser bis ans Zellertor entgegengegangen und begleitete den von da unter einem Himmel Reitenden in den Dom. Pom Tore an bis zum Dome waren die Bürger und die Garnison mit Musik und Fahnen zu beiden Seiten aufgestellt, die Straßen mit Blumen bestreut, die Häuser mit grünen Zweigen und Bäumen verziert. Als der Kaiser nach abgehaltenem Tedeum mit dem (Erzherzoge und dem Kurfürsten auf das Schloß fuhr, wurde ihm an der Greden von 20 Jungfrauen ein Kranz überreicht. Am folgenden Tage nach der Tafel besuchte der Kaiser eine theatralische Aufführung in der akademischen Aula, wo er bei seiner Ankunft von dem damaligen Domprediger mit einer lateinischen Rede empfangen wurde. Nach Beendigung der Vorstellung besah Leopold die neuerbaute Mainmühle diesseits und das neue Kinderhaus und die Schneid- und Papiermühle jenseits des Maines. Am ^3., nachmittags um 3 Uhr, verließ er Würzburg unter denselben (Ehrenbezeugungen wie beim (Einzuge und reiste noch bis Kitzingen.
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Extrahierte Personennamen: August Leopold_I. Zeller Leopold Leopold
Extrahierte Ortsnamen: Frankfurt Würzbnrg Frankfurt Wien Regensburg Nürnberg Maine Frankfurt Maines Würzburg Kitzingen
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Franken
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— 35 •—
gebäude zwar vorhanden, aber eng und beschränkt. Nur besonders reiche Herren konnten ihre Wohnungen nach der Art der Wertheimer Burg ausbauen.
Zudem wurde Burg Wertheim vorn Schicksal sehr begünstigt. Da sich Graf Georg Ii. mit seinen Bauern einigte, ging der Bauernaufstand, der den meisten fränkischen Burgen den Untergang brachte, ohne Schaden für ihn und sein Schloß vorüber. (Erst ü_654 sank die Burg infolge einer Beschießung durch die Kaiserlichen in Schutt und Asche.
Line Belagerung.
Leinde sind nah! Gellend kündet es des Wächters Horn vorn hohen Bergfried herab. Droben am Waldessaum hat das scharfe Auge des verlässigen Mannes einen Trupp Reiter erspäht. Jetzt traben 50—60 Berittene über die Talwiese; hinterdrein folgen Fußgänger, bewaffnet mit langen Speeren, dann folgen wagen, beladen mit Leitern und langen, mit Eisen beschlagenen Balken. Die Leute auf der Burg eilen an die Ringmauern, schauen durch die Scharten und rufen einander zu:
Mordio, Blordio!
Die Feinde kommen!
Auf, auf zur wehr!
Line bange Stunde ist vergangen. Der Feind geht daran die Burg zu umschließen. Drunten im Tale stehen die feindlichen Ritter. Die Knechte beginnen mit Leitern die Felsen zu besteigen. Etliche Fußgänger huschen auf dem Burgwege aufwärts. Überall suchen sie Deckung. Sie wollen heimlich das äußere Burgtor erreichen. Doch ist es zu spät. Rechtzeitig drehte sich die Zugbrücke in ihren Angeln und verschloß den Eingang gleichsam als zweite Türe. Der Burggraben ist jetzt ohne Übergang.
Auf den runden Türmen und auf den Mauern hinter den Zinnen stehen die Burgleute, um ihr Heim zu schützen. Große Steine werfen sie hinab auf den Feind. Pfeile fliegen herab und herauf. Jetzt reiten drei Ritter den Burgweg herauf; der mittlere trägt eine Fahne und ruft hinüber in die Burg:
„Graf, öffnet Euer Nest! wir schonen Haus und Leute l“
Aber der Burgvogt entgegnet ihnen aus dem äußeren Burgtor:
„Kommt nur herein, wenn ihr könnt! wir haben euch ein feines Gericht hergerichtet; eilt euch, das Essen ist noch heiß!"
Die drei Reiter ziehen sich zurück, denn schon schwirren Speere und pfeile ihnen entgegen. Nun kommen feindliche Knechte den Burgweg herauf. Sie suchen mit Reisigbündeln und Erde den tiefen Graben zu füllen. Mühselig und gefährlich ist die Arbeit, die die Burginsassen mit allen Mitteln zu hindern versuchen. )n der Nacht aber gelingt das Werk. Der Feind steht an der Mauer. Mit eisernen Haken sucht er die Zugbrücke
3*
TM Hauptwörter (50): [T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke]]
TM Hauptwörter (200): [T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T121: [Feind Reiter Pferd Heer Mann Flucht Lager Soldat Seite Reiterei], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Franken
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— —
hervorbrachen, die Umgegend plünderten und deren Bewohner auf Lösegeld gefangen wegführten. Diesem Unwesen zu steuern, zog Bischof Gerhard an Pfingsten ^393 vor das Raubschloß, belagerte dasselbe mit allem Kraftaufwands vermochte es aber nicht zu erobern und mußte an 5t. Michaels-Tag nach manchen Verlusten wieder abziehen.
3.
3m Freigerichte Alzenau finden wir in der unruheoollen Zeit Deutschlands nicht wenige Ritter, die plündern und Hauben als einträgliches Gewerbe betrieben. Besonders waren es die Herren von Bonneburg, die viele der Märker in ihren Wohnungen anfielen und plünderten, oft zu Fehde zogen, Steuern erpreßten und das Ländchen feindlichen Reisigen preisgaben, obwohl in ihrer „edelsten" Z}and das Amt des Landrichters ruhte. Wiederholt setzten deshalb die freien Märker diese unwürdigen Vögte ab (H36l[ und ^386).
Aber auch nach dem Aussterben dieser Familie nahmen die Räubereien kein Ende. Die Schelrisse von Wasserlos, die Herren der Womburg bei Mömbris und Ulrich von Bergheim auf Z?üttelngefäß waren kecke Stegreifritter und vergewaltigten Bauern und Bürger, Kaufleute und pilger, so daß König Ruprecht in Verbindung mit den benachbarten Reichsstädten Ruhe schaffen mußte. Am Sonntag, den 22. Februar ^05, wurden die Burgen der Strauchritter von Reisigen eingenommen und verbrannt. Damit war den raublustigen Rittern für längere Zeit das Handwerk gelegt.
4. Aus fehdereicher Zeit.
Au Beginn des ^5. Jahrhunderts herrschte in Franken auf den Straßen große Unsicherheit, allenthalben hörte man von Mord, Raub und Brandschatzung. Um diesem Übel zu steuern, schlossen die fränkischen Bischöfe, der Abt von Fulda, der Burggraf von Nürnberg und Abgesandte der fränkischen Reichsstädte im )ahre ^03 zu Mergentheim ein Bündnis, „Landfriede zu Franken" genannt. Aus den Bestimmungen des Vertrages kann man auf die Vergehen gegen Person und (Eigentum sehr leicht Schlüsse ziehen. So mußte ein Artikel vorschreiben: Alle pilger und Wallfahrer, die Kaufleute und die Ackerbauer, welche Feldfrüchte und Edein bauen, sollen in ihren Wohnungen und Gewerben sicher sein; frei sollen sein alle Straßen, Kirchen, Klöster, Geistliche, Kaufleute, Kirchhöfe, Mühlen, Pflüge mit ihren Pferden, Gchsen und Zugehör, alle Ackerleute und Weinbauer. Wer diese beschädigt, soll als Verletzer des Landfriedens und Räuber bestraft werden.
Bald mußte denn auch der Bischof von Würzburg gegen Landfriedensbrecher zu Felde ziehen. Noch im gleichen )ahre belagerte er das Raub-schloß Werberg, dessen Inhaber die Stiftsuntertanen in den Ämtern
TM Hauptwörter (50): [T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
TM Hauptwörter (100): [T73: [Stadt Schloß Augsburg Grafe Nürnberg Reichsstadt Bischof Sitz Regensburg Fürst], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen], T59: [Heer Mann Soldat Krieg Jahr Offizier Land König Truppe Waffe], T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche]]
TM Hauptwörter (200): [T97: [Heinrich Herzog Graf Erzbischof König Grafe Kaiser Stadt Herr Mainz], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T93: [Bayern Baden Hessen Württemberg Königreich Sachsen Franken Schwaben Land Rhein], T154: [Meister Handwerker Geselle Arbeit Lehrling Handwerk Arbeiter Jahr Kaufleute Stadt], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat]]
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Franken
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— 92 —
geplündert und ausgeraubt, Kellergewölbe, Truhen, Risten und alles durchsucht. Die Leute wurden geschlagen, geprügelt, manche sogar ausgehängt um Geld, Silber und Geschmeide von ihnen zu erpressen. Oberst vieedon ließ die Bürgermeister eine Haussuchung bei den Bürgern vornehmen, was jeder noch an Geld und Silbergeschirr hatte, mußte ihm ins Quartier geliefert werden. Beim Abmarsche nahm er alles mit. vor dem Abzug verlangte er noch ein Verehrungsgeld für seine fleißige Aufsicht und gute Ordnung (!). (Er erhielt *oo Taler. Der wein des Pfarrers wurde den Soldaten preisgegeben.
Darauf kam der Kavalleriegeneral Wolf ßcinrich von Baudiß in die Stadt. Seine Abteilung lagerte in Karlstadt, Gbersfeld, Hundsbach, Münster, Aschfeld, (Eufsenhcim acht Lage lang, streifte, plünderte und tat großen Schaden. Der Hofmeister des Generals ließ die Kirche aufschließen, die Truhen aufsprengen und raubte alles Gold- und Silbergeschmeide, darunter zwei schöne Monstranzen.
wenige Tage nach der Einnahme des Schlosses Marienberg kam Gustav Adolf mit einigen Reitern nach Karlstadt. Der Hat machte ihm irt der Kellerei Aufwartung, tat einen ^ußfall und überreichte eine Bittschrift, der König möge die ganze Bürgerschaft mit Weib und Kind an ihrem Leben und vor Brand und weiterer Plünderung beschützen. Der König hieß sie aufstehen und sagte, wenn die Stadt treu fei und mit dem Feinde keine Verbindung halten wolle, wolle er sie in seinen Schutz nehmen; wäre der Bischof im Lande verblieben und hätte mit ihm ein Abkommen getroffen, so wäre das Unglück des Landes verhütet worden. Des Mittags nahm der König einen Imbiß in der Kellerei, ritt dann nach Gemünden, wo er den Paß und das Städtlein ansah, kehrte wieder nach Karlstadt zurück, verbrachte die Nacht bei General Baudiß in der Kellerei und zog andern u.ags wieder nach Würzburg. Dort unterzeichnete er dann den erbetenen Schutzbrief für Karlstadt.
vor dem Abzüge des Königs kam Oberst Georg Wolf von wilden-stein mit 200 Musketieren nach Karlstadt als Stadtkommandant. (Er ließ alles Gemäuer, alle Zäune, Gärten und Bäume, sogar das neuerbaute Siechenhaus niederreißen und dann um die Stadt, besonders vor den beiden Toren, Verschanzungen anlegen. Die weiden an der Wern dienten zum flechten der Schanzkörbe. Sie mußten zur Fron hereingetragen werden, da alle Pferde gestohlen waren. Steinhauer, Maurer und die Bürger der Stadt und der Amtsdörfer mußten zehn Wochen lang an werkund Sonntagen fronen. Alle Feldarbeiten blieben liegen, im Advent wurden die Trauben gelesen. Karlstadt wurde eine namhafte Schweden-festung.
Bald entstand Mangel an Getreide, Mehl und Salz, da für vorüberziehendes Kriegsvolk viel Brot geliefert werden mußte. Zehnt- und Amtskorn nahm der Oberst einfach hinweg. Die Gramschatzer Bauern hatten ihr Vieh in den Wald getrieben, wo es ganz verwilderte. Oberst wilden-
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
TM Hauptwörter (100): [T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier], T73: [Stadt Schloß Augsburg Grafe Nürnberg Reichsstadt Bischof Sitz Regensburg Fürst]]
TM Hauptwörter (200): [T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T155: [Soldat Krieg Heer Land Mann Truppe König Waffe Geld Feind], T65: [König Herr Soldat Offizier Vater Prinz Friedrich Majestät General Brief], T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau]]
Extrahierte Personennamen: Wolf Gustav_Adolf Gustav Adolf Georg_Wolf Steinhauer Karlstadt
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Franken
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
95 —
10. Plünderung und Mißhandlung der Bewohner im Dreißigjährigen Kriege.
„Die Soldaten. stellten ihre Pferde ein und schlachteten alle Hühner und Schafe nacheinander ab. hernach hatte jeglicher feine sonderbare Arbeit zu verrichten, deren jede lauter Untergang und Derderbert anzeigte. Dann obzwar etliche anfingen zu sieden und zu braten, daß es aussah, als sollte ein Festmahl gehalten werden, so waren hingegen andere, die burchstürtnten das Baus unten und oben; andere machten von Tuch, Kleidungen und allerlei Hausrat große palete zusammen, als ob sie irgend einen Krempelmarft einrichten wollten. Was sie aber nicht mitzunehmen gedachten, ward zerschlagen und zu Grunde gerichtet. (Etliche durchstachen Heu und Stroh mit ihren Degen; etliche schütteten die Federn aus den Betten und füllten hingegen Speck, dürres Fleisch und Gerät hinein, als ob alsdann besser darauf zu fchlafen wäre. Andere schlugen Ofen und Fenster ein, gleichsam als hätten sie einen ewigen Sommer zu versündigen. Kupfer- und Zinngeschirr schlugen sie zusammen und packten die verbogenen und verderbten Stücke ein. Bettboden, Tische und Stühle verbrannten sie.
Unsere lllagd war dermaßen mißhandelt, daß sie nicht mehr gehen konnte. Den Knecht legten sie gebunden auf die (Erde, steckten ihm ein Sperrholz in den Mund und schütteten ihm einen Kübel voll garstigen Mistlachenwassers in den Leib. Das nannten sie einen schwedischen Trunk, wodurch sie ihn zwangen, eine partei anderwärts zu führen, wo sie Menschen und Dieh hinwegnahmen und in unsern Hof brachten. Da fing man erst an, die Steine von den Pistolen und an deren Statt des Bauern Daumen auszuschrauben und die armen Schelme so zu foltern, als wenn man hätte Hexen brennen wollen, wie sie denn auch einen von den gefangenen Bauern bereits in den Backofen steckten und mit Feuer hinter ihm her waren, ungeachtet er noch nichts bekannt hatte. (Einem andern machten sie ein Seil um den Kopf und zogen es so zusammen, daß ihm das Blut zu Mund, Nase und Ohren heraussprang. In Summa: es hatte jeder seine eigene (Erfindung, die Bauern zu peinigen, und also auch jeder Bauer seine besondere Marter. Allein mein Vater war meinem damaligen Bedünken nach der glückseligste, weil er mit lachendem Munde bekannte, was andere mit Schmerzen und jämmerlicher Wehklage sagen mußten. Die Soldaten setzten ihn nämlich zu einem Feuer, banden ihn, daß er weder Hände noch Füße regen konnte, und rieben seine Fußsohlen mit angefeuchtetem Salze, welches ihm unsere alte Geiß wieder ab lecken und ihn also kitzeln mußte, daß er vor Lachen hätte zerbersten mögen. Das klang so spaßhaft, daß ich, weil ich es nicht besser verstand, von Herzen mitlachen mußte. In solchem Gelächter bekannte er, was man von ihm verlangte, und öffnete den verborgenen Schatz, welcher an Gold, perlen und Kleinodien viel reicher war, als man hinter Bauern hätte suchen mögen."
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde]]
TM Hauptwörter (100): [T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein]]