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1. Geschichte für die Mittelschulen der Stadt Frankfurt am Main - S. 216

1906 - Frankfurt a.M. : Neumann
216 Xv. Die Wiedergeburt j)reus;ens. Tiefer als durch den Frieden zu Tilsit konnte Preußen kaum fallen; aber die Trbsal erwies sich als eine heilsame Heimsuchung. Die Tage des Unglcks Batten gezeigt, da es nur besser werden knne, wenn man selbst besser werde; dafr sollten nun alle Krfte angespannt werden. 1. Die Tilgung der Kriegsschuld. Zunchst galt es, Geld zu schaffen, um die Frai^osen aus dem Lande zu bringen. Da gab die knig-liche Familie das schnste und nachahmenswerteste Beispiel. Viele kost-bare Sachen, auch die Juwelen der Knigin wurden veruert. An der kniglichen Tafel ging es so einfach zu wie an der eines gewhnlichen Brgers. Der König lie sogar mehrere von seinen Gtern verkaufen. Durch die groe Sparsamkeit am Hofe, die im ganzen Lande nachgeahmt wurde, gelang es bald, einen bedeutenden Teil der ungeheuren Summe zu decken; zur unbeschreiblichen Freude aller rckten im Dezember 1808 wieder preuische Truppen in Berlin ein. 2. Die Stein-Hardenbergschen Reformen. a) Steins Persn-lichkeit. An die Spitze der Verwaltung des zusammengebrochenen Staates hatte der König bald nach dem Tilsiter Frieden den Freiherrn von Stein berufen. Der Freiherr vom und zum Stein stammte aus einem alten reichsritterlichen Geschlechte und war zu Nassau an der Lahn geboren. Er trat in preuische Dienste und wurde wegen seines groen Eifers und seines seltenen Talentes 1804 Minister. Sein klarer Verstand hatte die Schwchen und Mngel des Staatswesens erkannt, und seine Offen-Herzigkeit und Ehrlichkeit veranlaten ihn, dem König gegenber kein Hehl daraus zu machen. Als nun das Unglck hereinbrach, forderte er energisch die nderung in wichtigen Dingen. Da erzrnte sich der König der den widerspenstigen, trotzigen, hartnckigen und ungehor-samen Staatsdiener" und entlie ihn. Aber nach dem Tilsiter Frieden erkannte der Herrscher seine Bedeutung und berief ihn an die Spitze des Staates. Stein fetzte sofort feine ganze Kraft daran, im Verein mit dem Könige Preußen einer glcklicheren Zeit entgegenzufhren. Auf dem Burgberge bei Nassau steht ein Denkmal von ihm mit der be-zeichnenden Inschrift: Des Guten Grundstein, des Bsen Eckstein, der Deutschen Edelstein". Dieser ausgezeichnete Mann stellte sich die Aufgabe, in dem preuischen Volke einen echt religisen und vaterlndischen Geist zu erwecken. Bevor der entscheidende Kampf gegen den Unter-drcker gewagt werden konnte, muten erst Mut, Selbstvertrauen und Opferwilligkeit zurckkehren. Das erreichte Stein durch eine weise und gerechte Gesetzgebung. Freilich stand dieser herrliche Mann nicht lange an der Spitze des Staates und konnte seine

2. Geschichte für die Mittelschulen der Stadt Frankfurt am Main - S. 218

1906 - Frankfurt a.M. : Neumann
218 regiert; er und sie nahmen dadurch auch alle Verantwortung auf sich; die Untertanen hatten blo zu gehorchen. Es fehlte ihnen darum der Unternehmungsgeist. Dieser sollte in den Brgern geweckt werden durch die Selbstverwaltung der Städte. Im Jahre 1808 erlie der König eine neue Stdteordnung. Noch heute bildet diese Einrichtung die Grundlage der ffentlichen Ordnung in den preuischen Stdten. Der Staat fhrt nur die Oberaufsicht. Die Brger whlen ans ihrer Mitte Stadtverordnete, welche die Brgerschaft in allen Angelegenheiten vertreten und die Gemeindelasten verteilen mssen. Ihr Amt ist ein Ehrenamt. Die Stadtverordneten whlen den Magistrat, der die Beschlsse ausfhrt. Fr die Stelle des Brgermeisters kommen drei Bewerber in Vorschlag, von denen der König einen auswhlt. Auch der Brgerstand hatte nun Veranlassung, mit Lust und Liebe fr das Gemeinwohl zu sorgen. e) Die allgemeine Wehrpflicht. Friedrich der Groe hatte gesagt: der friedliche Brger soll es nicht merken, wenn Krie g ist; der ist lediglich Sache des Knigs. Jetzt hie es: gewi soll es der Brger merken, wenn Krieg ist; er soll selbst mit hinaus-ziehen, das Vaterland zu verteidigen. So ward die allgemeine Wehrpflicht eingefhrt. Die Neuordnung des Heeres bernahm der Krie gsmin ist er Scharnhorst. Dieser war ein hannoverscher Bauernsohn. Weil er schon als Knabe groe Freude an militrischen bungen hatte, nahm ihn der Graf Wilhelm von Schaumburg in seine Militrschule auf. Wegen ausgezeichneter Kenntnisse wurde er spter Lehrer an der Kriegs-schule zu Hannover und kam dann in preuische Dienste. In unschein-barer Kleidung ging Scharnhorst daher, den Kopf gesenkt, die tiefen Augen ganz in sich gekehrt. In dem schlichten, anspruchslosen Manne vermuteten die Franzosen gor nicht den Waffenschmied der deutschen Freiheit". Scharnhorst wollte ein Heer schaffen, in welchem jeder aus Vaterlandsliebe und Ehrgefhl seine Pflicht tat. Bisher fllten meist geworbene Auslnder die Reihen der preuischen Armee, und die einheimischen Soldaten entstammten den niedrigsten Volksklassen. Jetzt hrte das Werben im Auslande aus, und jeder krftige und ge-sunde Sohn Preuens war fr die Zukunft zum Kriegs-dien st e verpflichtet. Seit dieser Zeit ist in Preußen die allgemeine Wehrpflicht ein Grundgesetz des Staates. Alle entehren-den Strafen wurden fr immer abgeschafft. Jeder Soldat konnte nun ohne Rcksicht ans seine Herkunft Offizier werden. Bald war es wieder eine Ehre, des Knigs Rock zu tragen. Weil das stehende Heer nur 42 000 Mann stark sein durfte, bildete man die Rekruten rasch aus und entlie sie dann, damit neue an ihre

3. Geschichte für die Mittelschulen der Stadt Frankfurt am Main - S. 221

1906 - Frankfurt a.M. : Neumann
221 a) Der Aufruf des Knigs. Den ersten khnen Schritt tat der General von Jork. Auf eigene Verantwortung fiel er von Napoleon ab und schlo einen Vertrag mit den Russen. Dem Könige schrieb er: Ew. Majestt lege ich willig meinen Kopf zu Fen, wenn ich gefehlt haben sollte". Stein erschien in Knigsberg und wirkte mit rastlosem Eifer fr die Erhebung des Volkes. Friedrich Wilhelm Hi. verlegte seinen Sitz nach Breslau und forderte ffentlich zur Bildung freiwilliger Jgerkorps auf. In Berlin allein meldeten sich in drei Tagen 9000 Freiwillige. Trnen der Rhrung strzten dem Könige aus den Augen, als er in Breslau auf die unabsehbaren Reihen der kampfbegierigen Männer und Jnglinge herabsah. Nun zgerte er nicht lnger, schlo ein Bndnis mit dem russischen Kaiser und rief am 17. Mrz 1813 sein ganzes Volk zu den Waffen. Der Aufruf an mein Volk" schliet mit den Worten: Keinen andern Ausweg gibt es, als einen ehrenvollen Frieden oder einen rhm-vollen Untergang. Auch diesem wrdet ihr getrost entgegengehen, weil ehrlos derpreue undderdentfche nicht zu leben vermag. Allein wir drfen mit Zuversicht vertrauen: Gott und unser fester Wille werden der gerechtensache densieg verleihen, mit ihm einen sicheren, glorreichen Frieden und die Wiederkehr einer glck-lichen Zeit". Zugleich wurde die Errichtung der Landwehr mit dem Wahlspruche Mit Gott fr König und Vaterland" angeordnet. Schon am Geburtstage der Knigin Luise (10. Mrz) hatte der König als Auszeichnung fr die Helden des Befreiungskrieges den Orden des Eisernen Kreuzes gestiftet. b) Die Erhebung des Volkes. In herrlicher Weise beant-wortete das preuische Volk den Aufruf seines Knigs. Das Volk stand auf, der Sturm brach losl" Der König rief, und alle, alle kamen!" Kaum der Schule entwachsene Jnglinge, starke Männer, Greise mit wankenden Knieen eilten zu den Fahnen. Schluchzend flehten sogar die Knaben, wenigstens als Trommelschlger mitgehen zu drfen. Der Landmann verlie seinen Pflug, der Handwerker seine Werkstatt, der Kaufmann fein Geschft, um die Waffen zu ergreifen. Aller Unterschied des Standes und des Alters war vergessen; in den Reihen der Freiwilligen stand der Gutsherr neben dem Taglhner, der Lehrer neben dem Schler. Sogar Jungfrauen drngten sich verkleidet zu den Waffen. Alle wollten sich den, rsten und fr das Vaterland streiten und sterben. Wer nicht mitziehen konnte, wollte wenigstens mithelfen. Alle Stnde wetteiferten, ihr Hab und Gut dem Vater-lande zu weihen. Kinder brachten ihre Sparbchse, Dienstboten ihren Lohn. Frauen und Mdchen opferten freudig ihren Schmuck auf dem Altar des Vaterlandes. Taufende und Abertausende goldener Trau-ringe wurden gegen eiserne eingetauscht, welche die Inschrift trugen:

4. Geschichte für die Mittelschulen der Stadt Frankfurt am Main - S. 233

1906 - Frankfurt a.M. : Neumann
233 Die revolutionre Bewegung ergo sich im Mrz wie eine ge> waltige Sturzwelle der die deutsche Grenze. In Deutschland herrschte auch groe Unzufriedenheit. Hunderttausende wollten jetzt endlich ein einiges, freiheitlich regiertes Baterland. Durch Emprung glaubten viele dies zu erreichen, und so flammte in dem sonst so sried-lichen Lande an vielen Stellen der Aufruhr empor. Auch Bhmen, Ungarn, Norditalien waren binnen wenigen Tagen in offener Emprung. Sie wollten das verhate sterreichische Regiment abwerfen. Sogar nach Berlin schlugen diese Wogen hinber. Die Bewohner glaubten durch drohende Haltung die heiersehnte Volksvertretung erzwingen zu knnen, die der König bisher stets verweigert hatte. Friedrich Wilhelm war jetzt endlich geneigt, dem Wunsche seines Volkes entgegenzukommen; nur wollte er sich die Erfllung nicht abtrotzen lassen. Seine Worte: Ein freier Fürst unter einem freien Volke!" erregten in der Bevlke-rung groen Jubel. Trotzdem kam es am 18. Mrz in Berlin durch ein Miverstndnis zu einem blutigen Straenkampfe zwischen Brger und Militr. Zwar erstrmten die Soldaten eine Barrikade nach der anderen; aber der weichherzige Monarch schauderte vor dem Gedanken zurck, noch mehr Blut seiner Landeskinder flieen zu sehen, und lie die Truppen aus der Stadt ziehen, um das Volk zu beruhigen. Als auch an vielen andern Stellen in Deutschland Aufruhr entstand, gaben die erschreckten Fürsten ihre Zustimmung zur Berufung eines Allgemeinen Deutschen Parlaments. Dieses sollte die Verhltnisse des Vaterlandes von Grund aus neu ordnen. Im Mai 1848 trat es zu Frankfurt a. M. zusammen und hielt seine Sitzungen in der Paulskirche ab. Die edelsten Männer der Nation gehrten dieser Versammlung an; aber sie wollten die Neuordnung der die Kpfe der Fürsten hinweg vornehmen und die Rechte derselben stark beschneiden. Dem widersetzten sich diese natrlich. Auch waren die Männer des Parlamentes nicht einmal einig der die wichtigsten Fragen: der den Umfang, den das deutsche Vaterland habeu sollte, und der die Regierungsform. Um ihre Uneinigkeit zu verdecken, whlten sie einen Reichs Verweser, der Deutschland solange regieren sollte, bis sie alles geordnet htten. Es war der Erz-Herzog Johann von sterreich. Diesem aber wollte sich weder sterreich noch Preußen unterordnen. Als das bekannt wurde, kam es sogar in dem sonst so friedlichen Frankfurt zu einem Strarn-kampfe. Das war im September 1848. Es wurden Barrikaden errichtet, von denen die grte vor der Lwenapotheke am Eingang in die Allerheiligenstrae stand. Aber es gelang bald, den Aufstand durch Militr zu unterdrcken. In dieser Schreckenszeit wurden zwei Abgeordnete, Fürst Lichnowsky und General von Auerswald, auf der Bornheimer Heide von einem wtenden Volkshaufen in rohesterweise berfallen und grausam hingemordet.

5. Geschichte für die Mittelschulen der Stadt Frankfurt am Main - S. 186

1906 - Frankfurt a.M. : Neumann
186 Hinneigung des Kronprinzen zu diesen Dingen konnte dem Vater nicht entgehen und verstimmte ihn. Zornig sprach er: Fritz ist ein Quer-Pfeifer und Poet; er macht sich nichts aus den Soldaten und wird mir meine ganze Arbeit verderben". Auch die sparsame Lebensweise war nicht nach dem Geschmack des Kronprinzen; er gab fr feine Be-brfniffe und Bequemlichkeiten reichlich Geld aus. So entstand zwischen Vater und Sohn eine starke Spannung, und Friedrich Wilhelm ging nun mit groer Strenge gegen den Heranwachsenden vor. Wiederholt kam es zu krperlichen Zchtigungen des Prinzen. Der König wollte ihn sogar ganz vom Throne ausschlieen. Dem Krn-Prinzen wurde durch diese Behandlung der Aufenthalt am Hofe feines Vaters schlielich unertrglich; er beschlo, heimlich zu seinem Oheim, dem König von England, zu entfliehen^! Die Offiziere v on K ei th und von Katte waren seine Vertrauten. Aber der Plan wurde von einem Pagen verraten. Friedrich gestand alles ein und bat den Vater, ihn allein zu bestrafen. Dieser war aufs hchste erzrnt, und der Kronprinz wurde auf die Festung Kstrin gebracht. Der König verlangte, da sein Sohn als Fahnenflchtiger (Deserteur) vom Kriegsgerichte zum Tode verurteilt werde. Die Richter aber weigerten sich und erklrten, Friedrichs Vergehen sei keine Fahnenflucht. Endlich siegte die nie erloschene Liebe zu seinem Sohne im Herzen des Vaters. Er bte Gnade und verurteilte den entlaufenen Fritz" zur Festungshaft in Kstrin. Keith war rechtzeitig entflohen, Katte aber war ergriffen worden. Der König lie ihn vor den Fenstern des Ge-fngniffes seines Sohnes enthaupteu. Da ging Friedrich in sich und bat den Vater um Verzeihung. Zwar wurde jetzt die Strenge seiner Haft gemildert; aber er durfte Kstrin noch nicht verlassen. Auf der dortigen Kriegs- und Domnen-f amtner follte er die Staatsverwaltung kennen lernen, und ndert-halb Jahre arbeitete der Kronprinz hier mit vollem Fleie. Bei dieser Arbeit begann er recht zu begreifen, wie sehr der knigliche Vater in unermdlicher Ttigkeit bemht war, seine Untertanen glcklich zu machen. Bon nun an blickte der Sohn mit ehrfurchtsvoller Bewunderuu g auf dett Va t er, den er bisher nur gefrchtet hatte. Sein Flei beschleunigte die Vershnung, und zur Hochzeit seiner Schwester Wilhelmine lie ihn der König nach Berlin kommen. Der hochbeglckten Mutter und der Schwester fhrte er ihn mit den Worten zu: Da habt Ihr Euren Fritz wieder!" Das gute Ein-vernehmen zwischen dem Könige und seinem Sohne wurde nur noch einmal gestrt, als Friedrich Wilhelm vom Kronprinzen kurzerhand ver-langte, er solle die Prinzessin Elizabeth von Braunschweig-Bevern heiraten. Itfach hartem Kmpfe fgte er sich. Nachdem Friedrich Wilhelm seinen Sohn noch in das General-Direktorium eingefhrt hatte, ernannte er ihn zum Oberst eines Regi-

6. Geschichte für die Mittelschulen der Stadt Frankfurt am Main - S. 238

1906 - Frankfurt a.M. : Neumann
238 18. Oktober 1861 fand in Knigsberg die feierliche Krnung statt; unter dem Jubel der Bevlkerung kehrte er nach Berlin zurck. Aber bald entstand eine Entfremdung zwischen ihm und seinen Untertanen. Der König hatte lngst erkannt, da die Wehrmacht Preuens fr das Land nicht mehr die gengende Sicherheit bot. Nach dem Gesetze sollte ein Prozent der Bevlkerung unter Waffen stehen. Obgleich nun die Einwohnerzahl Preuens seit 1815 von zwlf auf neunzehn Millionen gestiegen war, hob man immer noch nicht mehr Soldaten aus als damals. So blieben alljhrlich Tausende krftiger junger Leute daheim, die recht wohl dienen konnten, und gingen fr die Wehrkraft des Staates verloren. Kam ein Krieg, so muten viele verheiratete Leute mitziehen, deren Tod eine Familie zerstrte. Darum vermehrte der König mit Hilfe des Kriegs-Ministers von Roon das Heer entsprechend der Bevlke-rungszahl. Aber der Landtag wollte die Gelder nicht be-willigen. Hierdurch geriet der Herrscher iu die grte Verlegenheit. Seine Minister wuten keinen Rat. Da berief er den Herrn von Bismarck an die Spitze der Staatsverwaltung. Otto von Bismarck war damals 47 Jahre alt. Er hatte in der Zeit von 1852 bis 1858 als preuischerbundestagsgesandter infrankfurt recht deutlich erkennen knnen, wie eifrig sterreich bemht war, Preußen bei jeder Gelegenheit zu ducken. Es war ihm damals klar geworden, da aus Deutschland nur etwas Rechtes werden knnte, wenn sterreich ans dem Deutschen Bunde hinauskme und Preußen an die Spitze trte. Er wute aber auch, da sterreich nie und nimmermehr freiwillig aus Deutschland scheiden wrde, da es also durch Krieg dazu gezwungen werden msse. Darum trat er mit ganzer Kraft fr die Vermehrung des Heeres ein, wie sie König Wilhelm durchfhren wollte. Die meisten Volksvertreter im preuischen Landtage hatten sich in eine groe Erbitterung gegen die Heeresreform hineingearbeitet und berhuften den neuen Minister mit Anklagen, weil er nicht nach ihrem Willen das Heer verkleinern wollte. Aber alle Anklagen und Beleidigungen glitten an seinem Pflichtgefhl ab. Er sagte ihnen, die Zeit sei nicht mehr ferne, wo sich zeigen werde, da er recht habe. Bald sollte wirklich offenbar werden, wie ntig die Heeresreform gewesen war. In drei Kriegen wies es sich aus. 3. Der Dnische Krieg. 1864. Die Lnder Schleswig und Holstein bilden heute mit Lauen brg die preuische Provinz Schleswig-Holstein. Borher waren sie lange Zeit mit Dnemark verbunden, doch nur durch die Person des Herrschers. Dem Lande Dnemark standen sie selbstndig gegenber. Ihre Bewohner fhlten sich als ein

7. Geschichte für die Mittelschulen der Stadt Frankfurt am Main - S. 244

1906 - Frankfurt a.M. : Neumann
244 es erst 78 000 Einwohner, 1880 nach der Eingemeindung von Bornheim 136000, 1900 nach der Eingemeindung von Bockenheim, berrad,Nieder-rad und Seckbach fast 288000, jetzt zhlt es gegen 340000 Einwohner. 5. Der Deutsch-Franzsische Krieg. 187071. a) Der Ausbruch. Die gewaltigen Erfolge des Hohenzollernstaates erfllten die Franzosen mit der grten Besorgnis. Sie sahen, Preußen erstrebte die Einigung aller Deutschen unter seiner Fhrung'. Auf der Uneinigkeit in Deutschland aber beruhte hauptsch. lich die Machtstellung ihres Landes in Europa. Darumwaren sie von jeher die Erzfeinde der deutschen Einheit gewesen. Dazu kam noch ein anderes. Sie waren es gewohnt, als das erste Kriegsvolk Europas angesehen zu werden, und nun kam dieses bisher verachtete Land und erfocht Siege, welche die ihren in Schatten stellten. Darum empfanden sie den Sieg von Knig-grtz, den sie die Schlacht von Sadowa nennen, als eine ihrer Armee zugefgte Beleidigung, und immer lauter erscholl in Frankreich das Geschrei: Rache fr Sadowa!" Immer grer wurde die Unzufriedenheit der Franzosen mit ihrer zgernden Regierung. Sie suchten nach einem Anlasse, um mit Preußen Krieg zu beginnen. Ein solcher fand sich bald. Das spanische Volk bot im Jahre 1870 dem Prinzen Leopold von Hohenzollern, einem entfernten Verwandten des preuischen Herrscherhauses, die Knigskrone an. Dieser war zur An-nhme geneigt. Aber Frankreich wollte ihn nicht als König in Spanien dulden, weil so das Reich Karls V. wiederhergestellt und Frankreich dadurch von beiden Seiten umklammert werde". Der franzsische Botschafter Graf Benedetti wurde nach Ems geschickt, wo König Wilhelm damals zur Strkung seiner Gesundheit weilte. Er hatte den Auftrag, an ihn die Forderung zu stellen, dem Prinzen von Hohenzollern die Annahme der Knigskrone zu verbieten. Freimtig entgegnete der König, er habe dem Prinzen frher die Annahme nicht befohlen und knne sie ihm jetzt auch nicht ver-bietend Um nicht schuld an einem groen Kriege zu sein, verzichtete Prinz Leopold freiwillig ans den fpanifchen Thron. So schien alles in Ordnung zu sein. Aber das war nicht nach dem Geschmacke der Franzosen. Sie wollten vielmehr die spanische Angelegenheit zur Demtigung Preuens benutzen. Darum mute Benedetti vom König Wilhelm in Ems verlangen, er solle an Napoleon einen Entschuldigungsbrief schreiben und zugleich versprechen, da er dem Prinzen niemals die Erlaubnis zur Annahme der spanischen Krone geben werde. ^ Natrlich wies der König ein solches Ansinnen zurck. Zwei Tage-spter beschlo die franzsische Volksvertretung sst einstimmig den Krieg gegen Preußen. Nach Berlin, nach Berlini" rief in blinder Wnt der Pbel in den Straen von Paris. Sofort kehrte König Wilhelm in seine Hauptstadt zurck

8. Geschichte für die Mittelschulen der Stadt Frankfurt am Main - S. 205

1906 - Frankfurt a.M. : Neumann
205 gemeinsame Beratung und dazu Abstimmung nach Kpfen, nicht nach Stnden. Nur so konnten sie zur Geltung kommen. Als aber der König nach einigen Wochen in feierlicher Sitzung getrennte Beratung anordnete und die Vertreter des Adels und der Geistlich-feit den Saal verlieen, blieben die des dritten Standes da und er-klrten sich auf Veranlassung Mirabeaus sr die alleinige gesetzgebende Versammlung (Constituante). Sie leisteten kurz darauf den Schwur, da sie nicht eher auseinander gehen wrden, als bis sie dem Lande eine Verfassung gegeben htten. Das war der Anfang der Revolution. Auch in Paris hatten sich die Gemter erhitzt, und es kam am 14. Juli zu der Erstrmung des Sta ats gesngnisses der Bastille, das man flschlich voller Opfer der Tyrannei" vermutete. Jetzt war der Stein ins Rollen gebracht, und in der Nachtsitzung vom 4. auf den 5. August unternahm die Nationalversammlung die Er-klruug der Menschen- und Brgerrechte. Durch sie, die der König bald anerkennen mute, wurden die bestehenden Verhltnisse gnzlich umgekehrt. Alle Rechte wurden aufgehoben; die Leibeigenschaft fiel weg, alle Titel sollten verschwinden; an die Stelle des alten stndischen Gerichts-wesens traten die Geschworenengerichte, das Land wurde in Departements eingeteilt. Die Geistlichen sollten hinfort Staats beamte fein und von dem Volke gewhlt werden. Die Gter der Kirche wurden darum eingezogen, denn der Staat bernahm jci die Bezahlung der Priester. Bald war das ganze Land in Verwirrung. An vielen Stellen erhoben sich die Bauern und zerstrten die Schlsser der Adeligen und die Klster. Zahlreiche Vornehme flchteten sich vor der Volkswut ins Ausland; man nannte sie Emi granten". Zwar wollten die meisten Volksvertreter dem Könige fernerhin in dem neuen Staatswesen ein bescheidenes Pltzchen gnnen, und es kam am Jahrestage des Bastillenstnrms zu einem groen Verbrderungs-feste, bei welchem auch dem Könige zugejubelt wurde; aber diese Eintracht dauerte nicht lange. Daran waren die Jakobiner schuld. 3. Die Jakobiner und ihre Schreckensherrschaft. Die Ja-kobiner hatten ihren Namen von dem aufgehobenen Jakobinerkloster, in dem sie ihre Versammlungen abhielten. Sie wollten die Lehre Rousseaus von der Gleichheit aller Menschen und von der Souvernitt des Volkes ganz und gar durchfhren, erstrebten also eine Republik. Ihnen waren die Könige und die Adeligen Ungeheuer, die Geistlichen Blutsauger und Betrger, und alle muten deshalb ausgerottet werden. Sie waren sehr rhrig und hatten bald das ganze Land mit einem Netze von Tochterklubs berspannt. Unablssig hetzten sie gegen den König, fo da dieser zu fliehen

9. Geschichte für die Mittelschulen der Stadt Frankfurt am Main - S. 207

1906 - Frankfurt a.M. : Neumann
207 Xiii. Napoleon Bonaxarte. 1. Bonapartes Herkunft und erste Erfolge. Am 15. August 1769 wurde zu Ajaccio auf Korsika dem Advokaten Bonaparte ein Sohn Napoleon geboren. Die Insel war kurz vorher an Frank-reich gekommen. Napoleons Jugend war hart; denn er hatte viele Ge-schwister, und der Vater starb frh. Es gelang, ihn in der Kriegs-schule zu Brienne unterzubringen, und bald wurde er Artillerie-leutnant. Der junge Offizier war sehr zurckhaltend, fleiig und sparsam, aber wegen seines herrischen Wesens unbeliebt. Rastlos ar-beitete der kleine, hagere Mann an seiner Ausbildung. Ein unbezhm-barer Ehrgeiz verzehrte ihn. Um emporzukommen, schlo er sich gegen seine berzeugung den Jakobinern an. Bei der Belagerung von Toulon 1793 ward dem zum Hauptmann Befrderten end-lich die heiersehnte Gelegenheit, sich hervorzutun. Unter seiner Anleitung wurde die Stadt durch wirksame Beschieung gewonnen. Bald war er General und half dem Direktorium durch sein Eingreifen in den Sattel. Zur Belohnung bertrug es ihm der Oberbefehl in Italien gegen sterreich. Dieses stand gegen Frankreich schon seit 1792 im Kriege und war mit England im Bndnis. Wenige Tage vor seinem Abgange zur Armee verheiratete er sich mit einer adeligen Witwe, Josephine Beauharnais, deren Gatte von den Jakobinern guillotiniert worden war. Die Armee befand sich in klglichem Zustande, aber Bonaparte wute sie durch tchtige Fhrung und Aussicht aus' reiche Beute in eine sie gh afte Stimm ung zu bringen. Bald waren die sterreicher geschlagen, und Bonaparte fhlte sich als Meister von Italien. Jetzt zeigte sich, da er das Plndern von den Jakobinern gelernt hatte. Von den Bewohnern wurden ungeheure Summen erpret, und die hervorragendsten Kunstwerke wanderten als Beute nach Paris. Mit sterreich machte er dann Frieden und berlie ihm gegen Abtretung der Lombardei Venedig, doch nicht, ohne es vorher um viele Millionen erleichtert zu haben. 2. Der Zug nach gypten. Gern htte sich Bonaparte schon jetzt an die Spitze des Staates gestellt. Aber er fhlte selbst, sein Ruhm war dazu noch nicht groß genug. Die Frucht ist noch nicht reif", fagte er. Frankreich befand sich zwar schon damals in grter Unordnung; die Jakobiner hatten blo zerstrt, und die Mitglieder des Direktoriums, lauter mittelmige Kpfe, waren nicht imstande, in dem furchtbaren Wirrwar Ordnung zu schaffen. Er sah voraus, da unter ihrer Leitung Frankreich bald ganz aus den Fugen gehen mute. Bis dies geschhe, wollte er seinen Ruhm vermehren und dann als Retter in der Not erscheinen. Darum lie er sich den Oberbefehl fr eine Expedition nach gypten bertragen.

10. Geschichte für die Mittelschulen der Stadt Frankfurt am Main - S. 146

1906 - Frankfurt a.M. : Neumann
war mit Stdten und Drfern frmlich berst. Wer es durchwanderte, konnte glauben, in einem Bienenkorbe zu sein; so emsig wurde gearbeitet. Die Niederlande erfreuten sich groer Freiheiten. Sie hatten eine Vertretung, die Generalstaaten. Ohne deren Zustimmung durfte der Herrscher keine neuen Steuern auflegen und berhaupt keine wichtige Vernderung in den Einrichtungen des Landes vornehmen. Auch durfte er in Friedenszeiten keine spanischen Truppen im Lande haben. Karl V. hatte die Vorrechte der Niederlnder geachtet und war von ihnen hoch geehrt worden. Sein Sohn Philipp Ii. aber lie nach einem Kriege mit Frankreich spanische Truppen im Lande und ver-mehrte die Bistmer von drei auf siebzehn. So wuchs die Mistimmung bei hoch und niedrig. Da wollten sich eine Anzahl von Adeligen bei der Statthalterin Margarete von Parma der die Ungerechtigkeiten beschweren. Sie wurden aber schlecht behandelt und gerieten darber in Zorn. Unter dem niederen Volk kam es sogar zu einem groen Aufruhr. Zwar wurde dieser von den knigstreuen Statthaltern, den Grafen Wilhelm von Oranien, Egmont und Hoorn, niedergeworfen, und bald herrschte wieder Ruhe im Lande; aber Philipp wollte Rache an der Nation nehmen. Er sandte den Herzog Alba mit einer groen Truppenmacht in das Land, und Margarete rumte ihm bald das Feld. Wilhelm von Oranien, der nichts Gutes ahnte, war geflohen, Egmont und Hoorn, die durchaus knigstreu waren, blieben. Alba begann nun ein Schreckensregiment. Egmont und Hoorn wurden auf hinterlistige Weise gefangen ge-nommen, als Hochverrter verurteilt und zubrssel ffent-lich hingerichtet. Noch 800 Kpfe von Adeligen mten fallen, ehe Ruhe im Lande fei, sagte damals der Spanier. Furchtbar lastete die Faust Albas auf dem unglcklichen Lande. Groe Steuern wurden auferlegt; gegen alle, die nicht spanisch gesinnt waren, verfuhr mau auf das grausamste. Da wurde tglich gekpft, ge-hngt, verbrannt. Das erschien den Niederlndern schlielich uuer-trglich. Bald flammte berall im Lande die Emprung aus, und Wilhelm von Oranien fhrte deutsche Sldner herbei. Die Brger von Leiden durchstachen die Dmme und lieen das Meer in das Land zur Abwehr gegen die grausamen spanischen Soldaten. Alba konnte der Bewegung nicht Herr werden und wurde abberufen. Auch seine Nachfolger vermochten die Ausstndischen nicht zu unterwerfen. Jetzt lenkte Philipp ein. Aber die nrdlichen Provinzen, in welchen die protestantische Lehre das bergewicht hatte, wollten von einem Frieden mit dem katholischen Herrschet nichts wissen und erklrten sich 15 81 fr unabhngig. Die sdlichen, die meist katholisch geblieben waren, legten die Waffen nieder, als ihnen P hilipp ihre Frei heitert besttigte, und blieben ihm so erhalten.
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