Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Unsere Heimat - S. 6

1911 - Frankfurt a.M. : Auffarth
Fensterbrett. Ihre blauen und rotgelben Blüten funkelten im Glänze des jungen Sonnenlichtes. „Der Frühling ist da," sagte die Mutter. „Kann man denn den Frühling sehen?" fragte Gerda. „Ei freilich," erwiderte die Mutter, „den kannst du jetzt überall sehen, auf deinem Schulweg, in deu Anlagen, auf den Straßen, auf dem Schulhof, in der ganzen Stadt." Da nahm sich Gerda vor, Umschau nach dem Frühling zu halten. 2. Als sie hinaus ins Freie kam, merkte sie, daß die Lust weich und lind war. „Das ist Frühlingsluft," dachte sie. Die Sonne stand schon ziemlich hoch am Himmel, obwohl es doch noch früh am Morgen war. Sie merkte sich den Platz genau, wo die Sonne um diese Zeit stand. Eilig schritt sie die Straße entlang. Links und rechts zogen sich Vorgärtchen hin. In einem stand ein Mann, der den Boden umgrub und Samen ausstreute. Die Fenster des Hauses waren geöffnet. 3. Jetzt trat sie in die Anlagen. Auf einem großen Beete gerade oor ihr waren einige Stadtgärtner damit beschäftigt, Blumeu in den Boden einzusetzen. Aus dem nahen Gebüsch tönte ihr der helle Schlag einer Schwarzamsel entgegen, ein Buchfink schmetterte dazwischen, und auch die anderen Vögel stimmten ein. ,,Die singen gewiß dem Frühling ein Lied," sagte Gerda leise zu sich und ging weiter. Da schlug ihr ein schwanker Zweig in das Gesicht. Sie faßte ihn mit der Hand, um ihn zu entfernen. Wie sie ihn so ansah, merkte sie, daß der Zweig ganz voll junger, zarter Blättchen war. Auch die andren Zweige, ja das ganze Gebüsch vor ihr standen in vollem Grün. Zwischen den Stränchern auf den grünen Wiesen aber leuchteten ihr allerlei weiße und rote Blumen entgegen. Hier grüßten sie die kleinen Gänseblümchen, dort die weißen Schnee- glöckchen, dahinter die gelben Schlüsselblumen und bunten Krokus. „Die haben gewiß ihre schönsten Kleider angetan, um den Frühling zu empfangen! Ob er auch auf uufrem Schulhof schon eingezogen ist?" dachte sie. 4. Als sie dort eintrat, hörte sie, wie ein Lehrer zu einem andren sagte: „Heute wird es warm, das Thermometer zeigt schon 10 Grad." Sie kannte zwar schon ein Thermometer. Aber sie nahm sich doch vor, ihren Vater zu fragen, wie man daran fehen könne, ob es warm werde. Im Schulhof sah sie nach den Bäumeu. Einige wie der Kirschbaum und die Kastanie waren voller Knospen^ andre wie die Eiche hatten noch ihr winterliches Kleid an. Im

2. Unsere Heimat - S. 13

1911 - Frankfurt a.M. : Auffarth
schnell unter die Gitter des Abflußkanales schlüpft. In den Bäumen tropft langsam der Regen von einem Blatt auf das andre und fällt unter dem äußersten Rande der Krone auf die Erde. 3. Endlich läßt der Regen nach. Die Wolken haben sich fast verzogen. Es wird Heller. Hier und da schaut schon ein Stück des blauen Himmels wie ein freundliches Auge zu uns nieder. Wie grün die Blätter der Pflanzen jetzt aussehen! Nun können wir wieder hinaus ins Freie treten. Ei, seht doch die vielen Furchen, die der Regen in dem Sande des Schulhofes zurückgelassen hat! Auf der höchsten Stelle, wo sie anfangen, sind sie ganz dünn, weiter nach unten vereinigen sie sich mehr und mehr und bilden größere Rinnen. 4. Wie frei atmet es sich in der frischen, reinen Luft! Das wissen auch die Vögelein, die sich vor dem Wetter ängstlich unter den Dachrinnen, in den dichten Baumkronen, Sträuchern und Hecken versteckt hielten. Sie kommen wieder hervor und piepsen und singen von neuem, als ob sie sich sreuten über den lachenden Sonnenschein. Und da drüben im feuchten Sande — schaut doch einmal! Da windet sich ein Regenwurm langsam aus der Erde und kriecht auf dem feuchten Boden dahin. Alles atmet und lebt nach dem erfrischenden Regenschauer neu auf. Es regnet, es regnet, es regnet seinen Lauf, und wenn's genug geregnet hat, dann hört's auch wieder auf. 1. Beobachtet, wie die Wolken vom Winde getrieben werden! 2. Welche Winde bringen uns die meisten Wolken? 3. Zeichnet die Bächlein und ihren Zusammenfluß! 9. Die Besprengung unsres Schulhofes. der Himmel uns den erfrischenden Regen nicht schenkt, herrscht oft tagelang eine drückende Hitze. Beim Gehen, Laufen und Spielen wirbelt der Staub wie Wolken in die Höhe. Das Einatmen des Standes ist aber schädlich sür die Gesundheit. Darum wird der Schulhof von Zeit zu Zeit besprengt. Aus einem 13

3. Unsere Heimat - S. 20

1911 - Frankfurt a.M. : Auffarth
von ihnen blühen und Früchte tragen. Und wie angenehm ist nicht der kühle (Schatten, den sie uns an heißen Tagen spenden? 4. Da drüben im Schulgarten stehen noch einige andre Bäume, die uns nicht nur Schatten geben, sondern im Sommer und Herbst auch noch die köstlichen Früchte schenken. Es sind die Obstbäume. Wer nennt solche Obstbäume? 1. Zeichnet einen Baum! 2. Legt das Blatt einer Eiche auf grünes Papier und schneidet es aus! 14. Wettstreit der Bäume auf dem Schulhof. | Cjirift stritten sich die Bäume auf dem Schulhof, wer von ihnen der schönste sei. Da sie sich nicht einigen konnten, baten sie die Schüler, ihren Streit zu entscheiden. Das waren die Kinder wohl zufrieden. Sie gingen auf den Schulhof hinab, betrachteten die Bäume genau und ließen sich von einem jeden einzelnen seine Eigenschaften und Vorzüge mitteilen. Da rühmten sich alle, so viel sie konnten. Der Kirschbaum pries seine köstlichen Früchte, der Eichbaum sein festes Holz, der Kastanienbaum seine leuchtenden Blütenkerzen, der Nußbaum seine süßen Nußkerne, die Pappel ihren schlanken Wuchs, die Linde ihr schattiges Blätterdach. Auch die andren Bäume wußten viel Schönes und Nützliches von sich selbst zu erzählen. Nur ein Bäumchen blieb still. Da trat ein kleines Mädchen zu ihm und fragte es: „Liebes Bäumchen, warum erzählst du uns denn nichts von deinen Vorzügen?" „Ich habe keine," antwortete das Bäumchen traurig,' „ich trage keine Blätter, sondern nur Nadeln, meine Früchte sind wertlos, und selbst mein Holz hat nur geringen Wert." Da rief das Mädchen den andern Kindern zu: „Kommt doch her und seht ein Bäumchen, das keinen einzigen Vorzug hat!" „Wo, wo?" rieseu die audreu und eilten schnell herbei. „Aber das ist ja das Christbäumchen," erklärte ein älterer Junge. „Was!" riefen die andren Kinder erstaunt aus, „das Christbäumchen! Bist du wirklich das Christbäumchen?" „Die Menschen nennen mich allerdings so, weil sie mich zum Christfest auf den Weihnachtstisch stellen und mit bunten Lichtern und andren schönen Sachen schmücken,' eigentlich aber heiße ich Rottanne oder Fichte." Da riefen alle Kinder wie aus einem Munde: „Der Christbaum ist der schönste Baum auf dem Schulhof und in der ganzen Welt!" 20

4. Unsere Heimat - S. 43

1911 - Frankfurt a.M. : Auffarth
aber fliegen und laufen kann es schlecht. Seine kurzen Beine stehen ganz hinten am Körper. Seine Federn, die sich dicht an den Leib schmiegen, sind tüchtig eingefettet. So kann das kalte Wasser ihm nicht bis aus die Haut dringen. Denke daran, wenn du im Wiuter über eine nnsrer Brücken gehst, vielleicht siehst du auch einmal einen Steißfuß! Ein ebenso scheuer Gast des Mains ist der Eisvogel. Er ist einer der schönsten Vögel, die es bei uns gibt. Aber man sieht ihn nicht häufig. Hin und wieder kann man ihn an einem kalten Wintertag unter der Alten Mainbrücke oder auf der Maininsel beobachten. Stundenlang sitzt er da auf einem Zweig oder auf einem Mauervorsprung und lauert auf seine Beute. Hat er ein Fischlein erspäht, so stürzt er sich kopsüber in die Flut. Er saßt es mit seinem langen, scharfen Schnabel und kehrt wieder auf seinen früheren Platz zurück. Hier verspeist er es mit großem Behagen. 5. Aber nicht nur den Vögeln, auch einer Menge andrer Tiere gibt der Main Nahrung und Obdach. Da sind vor allem die vielen Fische. Wer kann sie alle zählen und mit Namen nennen! Du hast gewiß schon einige von der Brücke oder dem Ufer aus gesehen! Aber wie sie heißen, weißt du nicht. Willst dn das er- sahren, so gehe an einem Freitagmorgen mit deiner Mutter in die Fischhalle an der Börnestraße. Dort werden auch Mainfische ver- kaust. Wenige Tage vorher sind sie noch lustig im Wasser umher- geschwommen. Da ist vor allem der schlanke Hecht mit seinem langen Kopse, seinem weiten Rachen und seinen scharsen Zähnen. Er ist ein böser Räuber. Kleinere Fische wie Weißfische, Bitterlinge, Rotaugen u. a. frißt er in Menge. Daneben liegt ein langgestreckter Fisch, der beinahe wie eine Schlange aussieht. Das ist der Aal, der aus dem Grunde des Mains oder in den Höhlen seiner Ufer lebt. Auch den Karpfen kannst du hier sehen. Er zieht ruhiges Wasser dem fließenden vor. Seinen Vetter, den Goldfisch, kennst du besser! Du hast vielleicht selbst einen zu Hciuse in einem Fischglas, oder es gibt einige int Aquarium der Schule. Im Main wirst du den Goldkarpfen allerdings nicht finden, dagegen häufig in den Weihern unfrer Anlagen. Kennst du den Weiher, der nach ihm benannt ist? 6. Ein gar wunderlicher Bewohner des Mains ist der Fluß- krebs. Er hält sich am liebsten unter einem Stein oder am User in einem Loch aus. Aber am häufigsten findet man ihn in seichten 43

5. Unsere Heimat - S. 105

1911 - Frankfurt a.M. : Auffarth
2. Durch den kleinen Eingangs an dem Häuschen vorbei, wo die Karten ausgegeben werden, treten wir ein. Von rechts grüßt uns das stattliche Hauptgebäude. Beete mit Blumen aller Art geschmückt, zieren den davor liegenden Platz. 3. Zuerst kommen wir in die Papageienallee. Kaum sind wir eingetreten, so begrüßen uns die buntgefiederten Vögel mit lautem Geschrei. Es ist/ als ob sie sich über unsren Besuch srenteu. Wir reichen ihnen Zucker, Apselschnitten und andre Sachen. Ihr Schnabel ist so schars und stark, daß sie selbst Nüsse mit Leich- tigkeit zer- kleinern können. Mit Ketten sind sie an den bau- melnden Bügeln be- sestigt. Der Papagei ist ein sehr ge- lehriges Ti ja selbst kleine Sätzchen nachsprechen. Hört, dort rust gerade einer: „Papa, Papa!" und daneben ein andrer: „Lora!" Im Weiter- gehen hören wir aber einen sogar sprechen: „Babett, koch' Kaffee!" Kein Wunder, daß sich die Kinder besonders gern bei den Papa- geien aushalten! 4. Nicht weit davon wohnt der König der Tiere, der gewaltige Löwe. Aber wir fürchten uns nicht) denn das Gitter, hinter dem er liegt, ist stark befestigt. Auch scheint er sich gar nicht um die Menschen, die ihn betrachten, zu kümmern. Stolz und ruhig blickt er in die blaue Ferne. Vielleicht träumt er von seiner fernen Heimat, dem heißen Afrika. Und doch braucht er nicht gar zu traurig in seiner Gefangenschaft zu sein. Hunger und Durst hat er nicht zu leiden, und seiu Wärter ist in jeder Weise um ihn besorgt. Aber Zoologischer Garten. '. So lange er jung ist, lerut er leicht einige Wörter, 105

6. Unsere Heimat - S. 99

1911 - Frankfurt a.M. : Auffarth
4. Die Krone ist breit und spendet dichten Schatten. Sie besteht aus Ästen, Zweigen und Blättern. Die Blätter sind rechte Sonnenkinder. Sie sitzen am liebsten ba, wohin die warme Sonne scheint. Junen im Baum ist ihnen zu viel Schatten. Auch die Blüten sitzen meistens nur an der äußeren Seite der Krone. Sie müssen ebenfalls viel Licht und Wärme haben. 5. Das Blatt der Kastanie ist groß. Die 5 bis 7 Einzelblätter strecken sich aus wie die Finger einer Hand / das Blatt ist gefingert. Das größte steht in der Mitte. Im Herbste fallen die Blätter ab. Wo sich der Blattstiel losgelöst hat, ist eine kleine Narbe. Über ihr ist schon die Knospe zu sehen, aus der im nächsten Frühjahr das neue Blatt kommt. 6. Die Früchte der Kastanie stecken in runden, grünen Kapseln. Im Herbste springt die Hülle aus, und die braunen Früchte hüpfen flink heraus. Sie sind ungefähr so groß wie Wallnüsse und haben einen bittern Geschmack. Doch die hungrigen Rehe, Hirsche und Wildschweine fressen sie im Winter gern. Die Früchte der Edelkastanie dagegen sind süß und nahrhaft, deshalb werden sie anch von den Menschen gern gegessen. Formt Kastanien! Schneidet aus Papier ein Kastanienblatt! 62. Der Herbst. er Herbst kommt als freundlicher Mann. Alle Welt möchte er mit seinen Gaben beglücken. Doch will er nicht jeden gleichzeitig beschenken, sondern seine guten Sachen nach und nach verteilen. 3. Zuerst läßt er sich auf den Bergen sehen. „Ei," denkt er, „der Wald sieht in seinem grünen Kleide zu einförmig aus/ das gefällt mir nicht! Ich will ihn schnell bunt färben!" Mit dem frischen Winde, den der Herbst als guten Freund bei sich führt, weht er die Blätter an, daß sie braun und gelb und rot werden. Und nun sieht der Wald prächtig aus! 3. Wenn der Herbst sieht, daß der Wald bunt genug gefärbt ist, steigt er langsam den Abhang hinunter, und überall zeigt er sich als tüchtiger Maler. Im Tale sieht er die Obstbäume, die Weinreben an den Abhängen und die andren Früchte alle. „Ei, was ist denn das!" ruft er dann aus. „Ihr seid ja noch nicht reis, ihr Äpfel, Birnen, Trauben, Kartoffeln, Rüben und alle ihr 99

7. Unsere Heimat - S. 100

1911 - Frankfurt a.M. : Auffarth
andern Früchte! Der Sommer hat also nicht Kraft genug gehabt mit seiner Hitze. Da ist es doch gut, daß ich noch da bin, sonst müßtet ihr ja alle unreif bleiben, und die Menschen könnten euch nicht gebrauchen! — Komm her, du lieber Wind, hauch alle Früchte au, daß sie bald reifen!" Und richtig, die Trauben werden goldig klar, die Äpfel bekommen rote Backen, und alle Früchte färben sich zur Reise. Das ist eiue Pracht, und die Menschen kommen herbei, pflücken und ernten sie und seiern dann ein fröhliches Herbst- oder Erntefest. 4. Auch in die Stadt zieht der Herbst ein. Auf den Schul- höfeu färbt sich das Laub der Bäume gelb und braun und rot. Dann kommt der Wind und rüttelt und schüttelt die Kronen, daß die Blätter auffliegen wie bunte Vöglein. Raschelnd fallen sie auf die Erde und lassen sich vom kleinsten Windhauch hin und Hertreiben, bis sie sich in einer geschützten Ecke vor dem kalten Winde verstecken. Im Schulgarten zaubert der Herbst prächtige Blumeu hervor, die Georginen, Dahlien und Astern, die nicht gleich erzittern, wenn eine frühe Schneeflocke sie trifft. 5. So wie im Schulgarteu sieht es auch in den andern Gärten und in den Anlagen aus — überall das prächtige, vielfarbige Herbst- kleid: bunte Blätter und leuchtende Blumen! Und besonders hübsch sieht es aus, wenn ein scharfer Windhauch eilig um die uächste Straßenecke kommt, ein paar raschelnde Blättchen an ihren Stielchen und an den dürren Kleidchen faßt und anfängt, mit ihnen einen lustigen Ringelreihen zu tanzen. Da schauen selbst die Spatzen verwundert zu, die auf deu schon halb entlaubten Zweigen sitzen und traurig piepsen: „Nun ist's bald aus mit der schöueu Zeit!" 6. Und doch ist alle Welt froh. Die Kinder zünden sich aus dem Feld ein Feuer von Kartoffelkraut au. Und weil der Herbst den Brausewind mitgebracht hat, lassen die Jungen ihren Drachen steigen, so hoch, daß er kaum noch zu sehen ist. Die Schwalben und die Feldlerchen denken aber: „Hu, was sür ein großer Vogel kommt denn da hergeflogen? Das ist gewiß ein Raubvogel!" Denn sie kennen ja noch keinen Drachen. Immer rauher und kälter wird der Herbstwind. Daher beschließen die Vögel, dorthin zu ziehen, wo die Lüfte wärmer wehen. Sie halten große Versammlungen ab und beraten sich mit ihreu Kameraden, und eines schönen Tages ist die liebe Sängerschar verschwunden. 7. Nun ist es draußen still geworden. Nicht nur die Sing- vögel sind abgereist, auch die Frösche quaken nicht mehr,' sie ver- 100

8. Unsere Heimat - S. 126

1911 - Frankfurt a.M. : Auffarth
aber die Luft war feucht und wehte aus Westen. Als es jedoch dunkel wurd^ hörte der Wind auf) die Wolken verzogen sich, und von dem blauen Himmelsgewölbe schaute die Mondsichel wie ein großes Z auf die Erde nieder. Wer draußen war, merkte, daß das Wetter umgeschlagen war. Der Wind wehte aus Norden, die Luft war eisig. Da hielt der Winter die Zeit für gekommen, die Reise zu uns anzutreten. Er hüllte sich in seinen weißen Mantel, setzte sich aus den Nordwind, und — wie ein König zog er in das glitzerten wie die weißen Kerzen am Christbaum. Selbst die Telegraphendrähte und das Geländer der Mainbrücken hatten sich mit weißen Girlanden geschmückt, um den gestrengen Herrn würdig zu empfangen. Die ganze Stadt hatte ein wunderbares Aussehen. Am schönsten war es aber doch in der Anlage. „Es hat heute Nacht gereist!" sagten die Leute. Wen sein Weg über die Unter- mainbrücke sührte, der konnte sich nicht satt sehen an der eigenartigen Winterpracht der Bäume im Nizza. Und erst die Herrlichkeit im Walde! Ein Baum neben dem andern int wunderbaren Gewand Land! Die ganze Nacht brauchte er zu seiner Reise. Am andern Morgen sah jeder, daß er da war. Rauhreif. 2. Die Erde wollte ihn festlich empfangen und ein weißes Kleid anlegen wie die Jung- freuten, wert n derkaiser in die Stadt einzieht. Allein die Zeit war zu kurz. So trug sie nur einen weißen Schleier, in den sie Felder und Wiesen,selbst die Steine einhüllte. Auch die Bäume und Sträucher hatten schnell einen Silberschleier über ihre kahlen Zweige gewor- sen. Sie suukelten und 126

9. Unsere Heimat - S. 127

1911 - Frankfurt a.M. : Auffarth
des Rauhreifes. Zwei Raben, die auf einem Geländer unter einem besonders stattlichen Baume saßen, waren ganz erstaunt über diese Winterherrlichkeit. „Ist es denn Frühling geworden?" fragte der eine. Es war das Männchen. „Du meinst, weil die Bäume aus- sehen, als wäre Blütenschnee über Nacht aus sie gefallen!" erwiderte seine Frau. „Das ist nicht der Lenz, das ist der schlimme Winter, der im Gewand des Frühlings Menschen und Tiere täuschen will. Mir ahnt nichts Gutes. Das Silbernetz, das er über Gräser, Sträucher und Bäume geworfen hat, deutet auf große Kälte. Ich fürchte, wir ziehen bald in die Stadt." Und Frau Rabe hatte recht. 3. Gerade am Tage vor Weihnachten überzog sich der Himmel mit grauen Schneewolken. Am Christabend fing es an zu schneien, erst langsam und dann immer dichter und dichter. Das waren herrliche Weihnachten, nicht nur drinnen in: Stübchen unter dem strahlenden Christbaum, vor den herrlichen Geschenken, nein, sondern anch draußen in der Natur! Frau Holle hatte richtig die frierende Erde in eine weiße, weiche Decke gehüllt. Die zarten Pflänzchen freuten sich, daß ihnen der Winter nun nichts anhaben konnte mit seiner Kälte. Denn der Schnee hält warm und — nährt den Boden. Die Anlagen, die Straßen, die ganze Stadt sahen aus, als hätten sie zum heiligen Christfest ein ganz neues, weißes Gewand angelegt. Und erst das Feld, der Wald und dann die Berge! Das war eine Freude für jung und alt! 4. Am 2. Weihnachtsfeiertag konnte man auf dem Haupt- bahnhof ein merkwürdiges Leben und Treiben sehen. Hunderte von Leuten waren da, um in den Taunus zu fahren. Die einen hatten Rodelschlitten aus dem Rücken, andre trugen lange Schnee- schuhe aus der Schulter, und wieder andre wollten nur eine Fuß- tour auf den Feldberg in der guten, reinen Luft machen. Viele Kinder aber vergnügten sich in der Stadt mit dem neuen Schlitten, den sie zu Weihnachten geschenkt bekommen hatten. 5. Am dritten Feiertag hörte es auf zu schneien, genau, wie es die Zeitungen vorausgesagt hatten. Es wurde kalt. Schon am nächsten Tage wölbte sich ein blauer Himmel über der Stadt. Nur am Horizont war es etwas dunstig. Das Thermometer sank immer mehr. In der folgenden Nacht stand es schon aus — 6 Grad. Bald spürten Menschen und Tiere die Herrschast des gestrengen Herrn. Vögel kamen in größerer Anzahl in die Stadt, um sich vor Kälte und drohender Nahrungsnot zu schützen. 127

10. Unsere Heimat - S. 128

1911 - Frankfurt a.M. : Auffarth
Eisgang. Die Tiere in Wald und Feld suchten wärmere Lager aus, und auch die Menschen hüllten sich in warme, wollene Kleider und Pelze. Über die Teiche und Weiher hatte der Winter bereits eine Eisdecke gelegt. Nun begann er auch den Main damit zu über- ziehen. Unzählige runde Eisstücke schwammen auf seinen grauen Fluten. Das war Treibeis. Es war ein herrlicher Anblick! Die Eisschollen schwammen so leicht dahin, als ging es zum lustigeu Tanz auf den kalten Wellen. An den Ufern bildete sich nach und nach eine feste Eisdecke. Von der Alten Mainbrücke waren nur noch 4 Bogen eisfrei. Noch wenige Tage, und das Eis auf dem Main hatte sich gestellt. Jetzt gab es Leben aus dem Flusse. Kinder und Erwachsene tummelten sich aus dem Eise mit Schlitt- schuhlausen. Aber auch die großen Wagen der Brauereien sanden Die Alte Mainbrücke im Eis. 128
   bis 10 von 38 weiter»  »»
38 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 38 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 14
1 2
2 0
3 6
4 4
5 15
6 0
7 9
8 0
9 4
10 3
11 0
12 0
13 0
14 1
15 1
16 0
17 0
18 0
19 2
20 0
21 0
22 0
23 0
24 1
25 0
26 0
27 0
28 0
29 0
30 6
31 1
32 1
33 0
34 0
35 0
36 4
37 7
38 4
39 0
40 0
41 0
42 0
43 1
44 0
45 1
46 1
47 1
48 2
49 0

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 0
1 2
2 0
3 0
4 2
5 1
6 1
7 0
8 0
9 5
10 0
11 0
12 0
13 7
14 0
15 0
16 3
17 3
18 0
19 0
20 0
21 7
22 1
23 2
24 10
25 1
26 0
27 1
28 1
29 0
30 0
31 0
32 0
33 0
34 0
35 0
36 0
37 0
38 1
39 9
40 2
41 0
42 2
43 1
44 0
45 4
46 1
47 0
48 0
49 0
50 0
51 0
52 0
53 2
54 9
55 0
56 1
57 0
58 0
59 2
60 0
61 0
62 0
63 0
64 0
65 2
66 0
67 0
68 0
69 0
70 0
71 2
72 0
73 1
74 0
75 2
76 14
77 24
78 0
79 1
80 1
81 3
82 0
83 1
84 5
85 0
86 0
87 2
88 0
89 0
90 0
91 4
92 1
93 0
94 4
95 0
96 1
97 0
98 1
99 0

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 26
1 81
2 28
3 32
4 12
5 21
6 4
7 19
8 3
9 33
10 35
11 5
12 42
13 29
14 0
15 8
16 11
17 9
18 27
19 45
20 3
21 20
22 10
23 0
24 15
25 52
26 9
27 12
28 27
29 5
30 13
31 6
32 1
33 86
34 13
35 28
36 4
37 16
38 0
39 51
40 21
41 8
42 24
43 45
44 33
45 1
46 12
47 15
48 10
49 8
50 67
51 77
52 28
53 0
54 74
55 12
56 7
57 8
58 10
59 85
60 19
61 51
62 31
63 5
64 13
65 26
66 7
67 23
68 3
69 0
70 0
71 39
72 17
73 13
74 4
75 16
76 6
77 8
78 5
79 18
80 35
81 105
82 11
83 2
84 6
85 4
86 6
87 1
88 8
89 18
90 0
91 18
92 159
93 9
94 0
95 1
96 2
97 15
98 8
99 22
100 73
101 2
102 21
103 30
104 0
105 40
106 9
107 1
108 2
109 0
110 10
111 46
112 27
113 8
114 25
115 9
116 11
117 6
118 13
119 11
120 4
121 43
122 14
123 20
124 9
125 32
126 15
127 10
128 4
129 23
130 0
131 32
132 26
133 9
134 0
135 1
136 25
137 11
138 1
139 5
140 18
141 18
142 52
143 30
144 6
145 91
146 8
147 12
148 12
149 27
150 7
151 50
152 34
153 0
154 25
155 59
156 60
157 62
158 17
159 1
160 0
161 7
162 3
163 10
164 4
165 26
166 40
167 8
168 10
169 18
170 9
171 35
172 8
173 26
174 5
175 15
176 22
177 19
178 0
179 10
180 2
181 5
182 4
183 151
184 6
185 23
186 4
187 10
188 6
189 0
190 9
191 10
192 26
193 2
194 14
195 1
196 40
197 8
198 18
199 20