2. Etwas weiter östlich steht auf dem Hühnermarkt das
Stoltze - Denkmal. Friedrich Stoltze war ein echtes Frankfurter-
Kind/ er hat viele Gedichte in Frankfurter Mundart gedichtet und
viele Erzählungen aus dem alten Frankfurt geschrieben. Auch die
beiden Verse auf dem Deckel dieses Buches stammen von ihm.
3. Dem Denkmal gerade gegenüber liegt die Schirn. Es sind
alte Metzgerläden. So eng wie die Schirn waren früher fast alle
Die Schirn.
Straßen der Stadt. Die Geschäftsleute hatten damals ihre Waren
vor den Häusern ausgelegt, nicht nur die Metzger, sondern auch die
Schuhmacher, die Kaufleute, die Schmiede u. a.
4. Die alteu Häufer am Markt würden viel erzählen, wenn
sie reden könnten. Vor vielen Jahren fand auf dem Markte der
Verkauf vou Gemüse, Obst und andren Sachen statt, wie man
sie jetzt auf der Messe kaufen kann. Darum nannte man die
Straße den Markt. Wenn die deutschen Kaiser gekrönt wurden,
so zogen sie durch diese Gasse in feierlichem Zuge vom Römer
zum Dom und wieder zurück. Die Straße wurde dann mit Brettern
belegt, über die rotes Tuch gebreitet war.
69
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie]]
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Stoltze Friedrich
4. Neben dem Saalhof steht der Rententurm. Er war ein
Zollturm. Hier mußte der Zoll für die zu Schiff oder mit Wagen
ankommenden Waren gezahlt werden. An ihm finden wir mehrere
Hochwasserzeichen.
1. Wer kann vom Innern des Domes erzählen?
2. Gebt nach der Karte an, welche Straßen in der Nähe des
Domes von 0 nach W, von N nach S verlaufen!
Der Markt.
45. Die Sage von der Gründung des Domes.
'0 heute der gewaltige
Dom mit dem Pfarr-
türm steht, war Ursprung-
lich nur eine kleine Kapelle.
Einmal saß Karl, der Sohn
des deutschen Kaisers Lud-
wig, um die Weihnachtszeit
allein zu Hause in seinem
Zimmer. Da kam der Teu-
sel in Gestalt eines Engels
zu ihm. Der Prinz fürchtete
sich und floh in die nahe
Kapelle. Doch auch dahin
folgte ihm der Teusel und
sagte, er käme von Gott
und solle ihm etwas Gutes
bringen. Er gab dem Prin-
zen ein Stückchen Brot zu
essen. Aber dadurch hatte
der Teusel Gewalt über den
Prinzen bekommen. Dieser
wurde so rasend, daß ihn
sechs Männer nicht bändigen
konnten. Als der Prinz
endlich wieder von seinem
Leiden geheilt war, erbaute
sein Vater, der Kaiser
Ludwig, aus Dankbarkeit
den Dom.
72
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner]]
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Extrahierte Personennamen: Karl Karl Gott Ludwig Ludwig
einer Anhöhe herab leitete. So gütig und mild mag er gelächelt
haben, als er nach dem Frieden, der am 10. Mai 1871 im Hotel
Schwan in nnsrer Stadt geschlossen wurde, bei uns einzog.
Kais er - Wilhelm - Denkmal.
3. Das Bild an der Seite zeigt uns, wie ihn die Frankfurter
Bevölkerung empfing. Es war nicht weit von dem Taunustor.
Der damalige Oberbürgermeister, begleitet von andren hervor-
ragenden Frankfurter Männern, neigt sich ehrfurchtsvoll vor ihm
und ruft ihm den Willkommgruß zu. Der Kaiser, der gerade aus
dem Wagen gestiegen ist, reicht ihm freundlich die Hand. Das
92
TM Hauptwörter (50): [T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
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58. Aus dem Leben Kaiser Wilhelms I.
1. Kaiser Wilhelms Lieblingsblume. Kaiser Wilhelm
liebte die blaue Kornblume über alles. Darum wurde sie auch
Kaiserblume genannt. Als der Kaiser einmal gefragt wurde, warum
er das einfache Blümchen so gern habe, erzählte er: „Als ich
noch klein war und meine liebe Mutter, die Königin Luise, noch
lebte, mußten wir einmal in dem Kriege, den mein Vater, König
Friedrich Wilhelm Iii., gegen den Kaiser Napoleon führte, fliehen. Die
Mutter war sehr traurig und weinte oft. Da brach plötzlich
auf einem Feldweg, mitten zwischen Kornfeldern, ein Rad des
Wagens. Wir mußten einige Stunden warten, bis der Schmied
das Rad geflickt hatte. Inzwischen suchte ich mit meinen Ge-
schwistern Kornblumen, um uns die Zeit zu vertreiben. Die
Mutter band einen hübschen Strauß daraus, aber dabei liefen ihr
die Tränen über die Wangen. Das schnitt mir tief ins Herz,
und den Augenblick kann ich nie vergessen. Wenn ich nun eine
Kornblume sehe, so denke ich an mein gutes Mütterchen. Darum
habe ich die Kornblumen so lieb."
2. Einfachheit des Kaisers. Nach einer blutigen Schlacht
im Kriege gegen Frankreich war ringsum alles mit Toten und
Verwundeten gefüllt. Mit Mühe hatte man für den König eine
Stube in einem halb zerschossenen Hause gefunden. Nur ein
einziges Bett, ein Stuhl und ein Tisch standen noch darin. Als
der König hereintrat, fragte er gleich: „Wo bleiben denn Moltke
und Bismarck?" Der Adjutant sagte: „Bis jetzt sind sie noch
nirgends zu sehen." „Wenn sie kommen, dann laden Sie sie ein,
hier mit mir zu übernachten," sagte der Kaiser weiter, „das Bett
können Sie aber ruhig wegnehmen, das können die Verwundeten
viel besser gebrauchen! Dafür lassen Sie einfach Stroh bringen
und ein paar Decken, das wird wohl für uns drei ausreichen!"
So wurde es auch gemacht. Der König, der damals schon 73 Jahre
alt war, brachte die Nacht mit Moltke und Bismarck auf der
Streu zu.
3. Kaiser Wilhelm beim Dombrande in Frankfurt.
Am 15. Juni im Jahre 1867 war in der Nähe des Domes ein
Brand ausgebrochen, der schnell um sich griff. Auch das Dach des
Domes fing Feuer, und nicht lange dauerte es, da brannte das
herrliche Gebäude bis hinauf zur Turmspitze. Mit tiefem Schmerze
94
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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Extrahierte Personennamen: Wilhelms_I. Wilhelms Wilhelm Friedrich_Wilhelm_Iii Friedrich Wilhelm Napoleon Wilhelm
sahen alle den Turm einstürzen. Zufällig kam Kaiser Wilhelm,
damals noch Königs am folgenden Tage nach. Frankfurt. Er wurde
von dem Anblick des brennenden Domes tief ergriffen und spendete
sofort eine sehr bedeutende Summe sür den Wiederaufbau.
59. Die kaiserliche Familie.
aiser Wilhelm I. hat ein sehr hohes Alter erreicht. Als er am
9. März 1888 starb, war er fast 91 Jahre alt. Alle Deutschen
betrauerten ihn tief. Im Mausoleum zu Charlotteuburg ruht er
neben seiner Mutter, der Königin Luise, und neben seinem Vater,
dem König Friedrich Wilhelm Iii. Auch die Gemahlin Kaiser
Wilhelms I., die Kaiserin Augusta, ist hier beigesetzt worden.
3. Seine letzten Lebensjahre wurden sehr getrübt, weil er es
erleben mußte, daß sein einziger und geliebter Sohn, der Kronprinz
Friedrich Wilhelm, von einer sehr bösen Halskrankheit heimgesucht
wurde. Als der Kaiser auf dem Sterbebett lag, konnte der Kronprinz
nicht einmal von ihm Abschied nehmen, weil er von den Ärzten in
der rauhen Jahreszeit nach dem milden und sonnigen Italien gesandt
worden war. Nachdem nun Wilhelm I. gestorben war, bestieg der
kranke Kronprinz den Thron. Als Kaiser hieß er Friedrich Iii.
Schon in seiner Jugend war er der Liebling des deutschen Volkes.
Man nannte ihn überall nur „Unfern Fritz." Darum tat es dem
Volke so leid, daß dem zweiten deutschen Kaiser nur noch ein kurzes
Leben beschieden war. Schon nach 99 Tagen starb er am 15. Juni
1888, tiefbetranert von seinem Volke. Seine Gemahlin, die Kaiserin
Viktoria, die auch Kaiserin Friedrich genannt wurde, lebte lange
Jahre in uusrer Nähe auf Schloß Friedrichshof im Taunus. In
dem prächtigen Schloßpark steht das Standbild Kaiser Friedrichs Iii.
3. In demselben Jahre, in dem der erste deutsche Kaiser ge-
storben war, sah Deutschland auch seinen zweiten Kaiser ins Grab
sinken. Das Jahr 1888 hat also 3 deutsche Kaiser auf dem Throne
gesehen. Der dritte deutsche Kaiser ist Wilhelm Ii. Er ist unser
jetziger Kaiser und regiert seit dem 15. Juni 1888. Er ist der
Sohn Friedrichs Iii. und der Enkel Wilhelms I. Unsere Kaiserin
heißt Augufte Viktoria. Sieben Kinder umgeben das hohe Herrscher-
paar, nämlich 6 Prinzen und 1 Prinzessin. Der älteste Prinz ist
der Kronprinz Friedrich Wilhelm. Er ist geboren am 6. Mai 1882.
95
TM Hauptwörter (50): [T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann]]
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Extrahierte Personennamen: Wilhelm Wilhelm_I. Friedrich_Wilhelm_Iii Friedrich Wilhelm Wilhelms_I. Wilhelms_I. Augusta Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Wilhelm_I. Friedrich_Iii Friedrich Fritz Viktoria Friedrich Friedrich Friedrichs Wilhelm Friedrichs Wilhelms_I. Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm
Regionen (OPAC): Dänemark, Schleswig, Holstein, Lauenburg
Geschlecht (WdK): koedukativ
86
Theologie, die Astronomie und die vaterländische Geschichte.—
Die Kriegsmacht war im Anfänge dieses Zeitraums in
Verfall. Christian Iii. hatte nicht einmal einen erfahrnen
Anführer seiner Flotte. Christian Iv. errichtete ein stehen-
des Heer non 5000 Mann, stiftete eine Kriegs- und Steuer-
mannsschule, legte die ersten Pulvermühlen und Stück-
Kanonengießereien an und bauete verschiedene Festungen.
In Ansehung des Ackerbau's und des Handels wurden
manche Verbesserungen gemacht. Der Jütlandiscbe Ochsen-
handel nahm seinen Anfang und der Coldinger Zoll wurde
angelegt. Der Kornhandel war sehr wichtig. Mit der
Einführung der Reformation milderten sich auch nach und
nach die rohen Sitten.
Achter Zeitraum.
Von der Einführung der Souverainitat, oder
von 1660 bis auf unsere Zeit.
§. 48.
Christian der Fünfte.
(reg. v. 1670—1699.)
Er war der erste König der die Regierung durch Erb-
recht erhielt. Am Todestage Friedrichs Iii. überreichte
Schumacher dem neuen Könige das, von dessen Vater
unterschriebene und untersiegelte Königsgesetz, dessen Da-
seyn und Inhalt, außer Schumacher, niemand kannte.
Dieses wurde nun zum ersten Male öffentlich verlesen und
dem zufolge ließ Christian im Juni 1671 sich feierlich sal.
den. Er war ein sehr liebenswürdiger Regent, wachte
TM Hauptwörter (50): [T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode], T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
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Extrahierte Personennamen: Christian_Iii Christian_Iv Christian Friedrichs Schumacher Schumacher Christian
Regionen (OPAC): Dänemark, Schleswig, Holstein, Lauenburg
Geschlecht (WdK): koedukativ
96
Einkünfte verlangte, welche Dännemark seither von dem
vormaligen Holstein-Gottorpschen Schleswig gehoben hatte.
Schon rückte eine Armee von 70,000 Mann unter dem
Oberbefehl eines berühmten Französischen Generals, St.
Germain, welchen der König, aufbernstorff's Anrathen,
ins Land gerufen hatte, in Mecklenburg ein, und eine
große Flotte, unter Commando des Admirals Fontenay
kreuzte in der Ostsee; schon waren die Befehle, ein großes
Russisches Magazin wegzunehmen, unterschrieben, als plötz-
lich, zur großen Freude aller friedlich gesinnten Danen,
die Nachricht von Peters Gefangennehmung durch Catha-
rina Ii. einlief. Bald darauf ward Peter entthront und
ermordet und Catharina schloß Frieden mit Dännemark
(1762). — Bis 1758 waren unter Friedrich V. keine
Staatsschulden gemacht worden; von der Zeit aber gerie-
thcn die Finanzen wieder in Verfall. Die Ursachen hier-
von waren: die Einrichtung kostspieliger Fabriken; die groß-
ßen, gegen Rußland gemachten Rüstungen; die Unterhal-
tung einer Armee in Holstein während des siebenjährigen
Krieges in Deutschland, und die Anlegung von Colonien
in den unbebaueten Haiden. Hierzu kam noch die Be-
gierve, die am französischen Hofe herrschende Pracht und
Ueppigkeit nachzuahmen. Alles dies hatte zur Folge, daß
sich die Staatsschulden beim Tode des Königs auf 26
Mill. Ehaler beliefen. — Es traten unter Friedrich V
zwei Jubeljahre ein, welche auch beide gefeiert wur-
den; nämlich 1748, da 300 Jahre verflossen waren, seit-
dem das Oldenburgische Haus auf den dänischen Königs-
thron gelangte; und 1760, da vor 100 Jahren die Sou-
verainität eingeführt worden war. — Friedrich V. fiel im
Jahre 1765 in eine langwierige Krankheit und starb den
14. Januar 1766 in seinem 43sten Lebensjahre. Er wurde
von seinen Unterthanen in einem sehr hohen Grade geliebt,
TM Hauptwörter (50): [T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
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Extrahierte Personennamen: Germain Peters Peter Catharina Friedrich_V. Friedrich_V. Friedrich Friedrich Friedrich_V. Friedrich_V.
Extrahierte Ortsnamen: Mecklenburg Ostsee Holstein Deutschland Oldenburgische_Haus
Regionen (OPAC): Dänemark, Schleswig, Holstein, Lauenburg
Geschlecht (WdK): koedukativ
100
Hannöverschen zur Residenz, wo sie 3 Jahre nachher starb.
Morgens 5 Uhr waren alle zur Gefangenschaft Verurtheilte
in Verwahrung gebracht und am Abend desselben Tages
äußerte das Volk seine Freude mit Ausgelassenheit. Stru-
ensee's endliches Schicksal war noch trauriger als das,
welches Schuhmacher erfahren hatte. Er starb auf dem
Blutgerüste. — Nun gelangte ein anderer Mann zum
Dänischen Staatsruder und führte es 12 Jahre (von 72
—1784). Owe Höeg Guldberg, Lehrer und Erzieher
des Erbprinzen Friedrich, war es, der von jetzt an die
Staatsgeschäfte, an deren Spitze der Prinz äußerlich ge-
stellt war, eigentlich leitete. Das erste Merkwürdige, was
während der Guldbcrgschen Periode geschah, war, daß (1773)
derjenige Antheil vom Herzogthum Holstein, der dem Groß-
fürsten (Paul Petrowitsch) gehörte, dem König von Dän-
nemark überlassen wurde, wogegen der König seine Erb-
länder, die Grafschaften Oldenburg und Delmenhorst an
den Großfürsten abtrat. Ferner verdient das unter Guld-
bergs Staatsverwaltung (1776) eingeführte Jndigenat-
recht bemerkt zu werden, welches alle diejenigen, die nicht
Inländer sind oder solchen gleich geachtet werden, von der
Beförderung zu Aemtern ausschließt. — Mit dem 14.
April 1784 geht in der Dänischen Staatsgeschichte eine
merkwürdige, erfreuliche Epoche an. Im Stillen war
der Kronprinz, unser jetziger König seiner Größe entge-
gen gereift; jetzt trat er männlich und edel hervor und
begann die weise, für die Unterthanen wohlthätige und
für Europa so musterhafte Regierung. An diesem denk-
würdigen Tage ward die bisherige Staatsverwaltung durch
einen Königlichen, vom Kronprinzen zugleich unterschriebe-
nen Befehl aufgehoben, und dem Grafen von Bernstorf,
der, seinen seltenen Einsichten und Verdiensten angemessene
Einfluß eingeräumt. Ein Staatsrath, zum Theil aus
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T12: [König Paris Jahr Napoleon General Frankreich Mann Tag Kaiser Minister]]
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Extrahierte Personennamen: Höeg_Guldberg Friedrich Friedrich Paul_Petrowitsch
Extrahierte Ortsnamen: Oldenburg Delmenhorst Dänischen_Staatsgeschichte Europa
Regionen (OPAC): Dänemark, Schleswig, Holstein, Lauenburg
Geschlecht (WdK): koedukativ
106
bekleidet hatte, nahm er (1760) seinen Abschied. Sobald
aber der Kronprinz selbst, am 14. April 1784, Sitz im
Staatsrathe genommen hatte, ward Bernstorff sogleich
zurück gerufen und in alle seine vorigen Würden wieder
eingesetzt, die er von der Zeit an bis zu seinem Tode be-
kleidete. Bernstorff hat sich unsterbliche Verdienste um
Dännemark erworben, ward dafür aber auch von der Na-
tion allgemein verehrt. Er starb den 21. Junius 1797.
Der Kammerherr Suhm setzte ihm in der Zeitung folgende
Grabschrift; „Bernstorff ward uns entrissen! — und nun
seufzten Musen, Vaterland, Tugend. Da sagte die Reli-
gion: seufzet nicht, Schwestern! nicht entrissen ist er, nur
versetzt. Ihr Musen, singet sein Lob! Vaterland, dessen
Schutzengel er war, heilig sei dir sein Andenken! Tugend,
bilde Viele, die ihm gleichen! Ich werde ihn in jene hö-
hern Wohnungen, in die glücklichen Gefilde der Seligen
führen, damit er daselbst den Frommen Gesetze gebe." —
Bernstorff hintcrließ 2 Söhne, von welchen Christian
Bernstorff Ritter vom blauen Bande ist und gegenwär-
tig in Preußischen Diensten als Staatsminister steht und
Joachim Bernstorff, Ritter vom weißen Bande und
Großkreuz vom Danncbrog.— 5) Der Kammerherr Peter
Friedrich Suhm, geboren zu Kopenhagen 1728. Er
hat sich um die Wissenschaften ganz vorzüglich verdient
gemacht, indem er nicht nur einer der fruchtbarsten Dä-
nischen Schriftsteller, sondern auch einer der größten Bücher,
sammler war, die Dännemark gehabt hat. Seine Biblio-
thek, 100,000 Bände stark, stand Allen in und außerhalb
Kopenhagen offen, und trug nicht wenig dazu bei, Lust
zum Lesen, Kenntnisse, Denkfreiheit und Aufklärung in
Dännemark zu verbreiten Wegen dieser großen Verdienste
um die gesammte Literatur ward Suhm viel Ehre erwie-
sen. Der König ernannte ihn zum Conferenzrath und
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie], T12: [König Paris Jahr Napoleon General Frankreich Mann Tag Kaiser Minister]]
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Extrahierte Personennamen: Bernstorff Christian
Bernstorff_Ritter Joachim_Bernstorff Peter
Friedrich_Suhm Friedrich
Regionen (OPAC): Dänemark, Schleswig, Holstein, Lauenburg
Geschlecht (WdK): koedukativ
segensreiche Regierung noch lange dauern! so sprechen
alle seine Unterthanen wie aus einem Munde.
Während der Regierung unscrs jetzigen Königs sind
bisher unter andern folgende verdiente und denkwürdige
Personen gestorben; 1) die Landgräfinn Louise von
Hessen-Cassel, Mutter unserer regierenden Königinn.
Ihre herablassende, liebenswürdige Freundlichkeit und Güte
war nicht bloß eine schöne Mitgabe der Natur, nicht das
Kunstwerk der Erziehung, sondern die Frucht der Weis»
heit und der Religion. Mit Gebet sing sie an und mit
Gebet endigte sie den Tag, und, streng gegen sich selbst,
bemerkte sie jedes Wort, welches sie den Tag über gere-
det, jede Handlung, die sie verrichtet hatte, um vor ihrem
eigenen Gewissen davon Rechenschaft ablegen zu können.
In der Erfüllung ihrer anerkannten Pflichten war sie un-
beweglich und im Wohlthun unermüdet. Sie war eine
weise Untcrstützcrinn jeder gemeinnützigen, milden Anstalt,
eine Mutter der Waisen und die Zuflucht der Armen.
Sie starb den 6. Januar 1831 im 61. Jahre ihres Alters. —
2) Der Herzog zu Schleswig-Holstein-Sonderburg-Glücks-
burg Friedrich Wilhelm Paul Leopold, Schwager
des Königs, ein Fürst, welcher die Erde zu segnen bestimmt
zu seyn schien. Er wurde in der vollen Kraft seines Al-
ters plötzlich von dem Schauplatze der Erde hinweggeris-
sen, im April 1831. Um ihn trauerte die tief fühlende
König!. Familie; wehklagte die von Schmerz tief ergrif-
fene Gattinn, umringt von einer Reihe hoffnungsvoller
Kinder; weinte der ehrwürdige Greis, der Landgraf Carl
von Hessen, dessen Schwiegersohn er war; klagte das
Kriegsheer, dessen weiser Führer, die Stadt Schleswig,
deren Wohlthater, das Vaterland, dessen Hoffnung er
war. — 3) Der Graf Johann Ludwig Reventlov
zu Trolleborg auf Fühnen; er nahm sich des Aolksichul-
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T37: [Friedrich Brandenburg Heinrich Herzog Sachsen Land Albrecht Kaiser Mark Johann], T38: [Friedrich Wilhelm König Kaiser Iii Prinz Jahr Preußen Vater Sohn]]
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Extrahierte Personennamen: Louise_von
Hessen-Cassel Friedrich_Wilhelm_Paul_Leopold Friedrich Wilhelm Leopold Carl
von_Hessen Johann_Ludwig_Reventlov Johann Ludwig