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1. Freiburger Lesebuch - S. 28

1912 - Freiburg im Breisgau : Troemer
— 28 — Alois Knittel ein Denkmal errichten. Über einem achteckigen Brunnenbecken erhebt sich ein hoher, gotisch gegliederter Pfeiler, welcher das über 3 Meter hohe Standbild des berühmten Mönches in der Tracht der Franziskaner oder Barfüßer zeigt. In nachsinnender Haltung ist Bertholdus dargestellt, die linke Hand ruht am Kinn, in der Rechten hält er ein Buch, mit dem er sich auf einen Mörser stützt. Dadurch will der Künstler wohl andeuten, daß der schwarze Berthold nicht durch Zufall und durch Versuche allein, sondern durch Nachdenken und Studium auf seine Erfindung gekommen ist. Zwei Parallelseiten des quadratischen Unterbaues zeigen Einzelheiten aus der Geschichte der Erfindung; auf der dem Rathaus zugekehrten Seite befindet sich das von zwei Löwen gehaltene Stadtwappen, darüber der Rabenkopf, der früher die städtischen Münzen zierte; die östliche Seite trägt die Inschrift: „Berthold Schwarz, Franziskanerordens, Doctor, Alchymist und Erfinder des Schießpulvers. Errichtet im Jahr 1853 zum Gedächtnis der fünften Säkularfeier.“ Hierzu ist nun freilich zu bemerken, daß Bertholdus Niger ebensowenig Berthold Schwarz heißt, als die Inschrift Albertus Magnus des einen Standbildes am Schwabentor mit Albert Groß übersetzt werden dürfte. Ferner lebte der schwarze Berthold nicht im 14. Jahrhundert, sondern zur Zeit des Grafen Konrad I., der 1236 bis 1271 regierte. Daß über die Geschichte der Erfindung des Schießpulvers soviel Unrichtiges und Ungenaues überliefert ist, hat zum Teil seinen Grund darin, daß die Freiburger Franziskanermönche im Jahre 1515 auf Verlangen des Kaisers Maximilian I. gezwungen wurden, ihr Kloster zu verlassen, weil sie sich der vom Papst Leo X. angeordneten Ordensreformation nicht unterziehen wollten. Hierbei wurden die Urkunden des Klosters zerstreut und gingen meist verloren. Nach Hansjakob. Der schwarze Berthold. Freiburg 1891. 14. Bus dem mittelalterlichen Bürgerleben. i. Die alten Freiburger waren Frühaufsteher. Sobald der Münsterturmwächter die Stunde schlug und deu frühen Morgen mit Trompetenstoß begrüßte und das Torglöcklein läutete, ließen die Wächter an den Stadttoren die schwere, eisenbeschlagene Zugbrücke, die in Ketten hing, über den tiefen Stadtgraben nieder und öffneten die mächtigen Tore. Es war auch hohe Zeit dazu. Draußen, jenseits des Stadtgrabens, warteten im Morgenzwielicht schon die Wagen der Bauern aus der Freiburger Talvogtei im Kirchzartnertal und die oben vom Schwarzwald her und aus dem Markgräflerland, der March und dem Glotter- und Elztal oder die Boten von Kolmar, Offenburg, Villiugen, Löffingen, Bonndorf

2. Freiburger Lesebuch - S. 47

1912 - Freiburg im Breisgau : Troemer
— 47 — daher Bittgänge und öffentliche Gebete um den so dringend ersehnten Frieden veranstaltet.1) In Paris konnte man den Verlust eines so wichtigen Platzes wie Freiburg nicht verschmerzen. Es wurden daher alle Anstrengungen gemacht, es wieder zu gewinnen und bei den begonnenen Friedensverhandlungen als Gewicht in die Wagschale zu werfen. So kam es, daß gerade das Jahr 1 648, in dem der langersehnte Friede endlich geschlossen wurde, für unsere Vaterstadt nochmals ein sehr kriegerisches wurde. Am 1. Juni begann eine neue Belagerung durch Franzosen und Weimaraner, die bei Haslach ihr Hauptlager hatten. Glücklicherweise wurden die Bewegungen der Feinde durch fortwährende Regengüsse, welche die Ebene tagelang in einen großen See verwandelten, sowie durch häufiges Ausreißen von Soldaten so gehemmt, daß sie sich nicht einmal auf dem oberen Schloßberg dauernd festsetzen konnten. Am Fronleichnamstag wagten es zwei Steinmetzen, wie alljährlich, die höchste Spitze des Münsterturms zu erklettern, um den Stern zu reinigen. Wie zum Hohn feuerten sie von dort ihre Pistolen in der Richtung gegen den Feind ab. Am Johannistag (24. Juni) zogen die Belagerer wieder ab. Und wenn auch die Unsicherheit immer noch fortdauerte, so kann man den Einwohnern doch den Jubel nachfühlen, mit dem sie Gott dankten, bei dieser, wie sie hoffen konnten, letzten Belagerung so glimpflich weggekommen zu sein. Der am 24. Oktober abgeschlossene westfälische Friede erfüllte denn auch jene Hoffnung. So hatte die unglückliche Stadt innerhalb 17 Jahren nicht weniger als fünf Belagerungen ausgehalten und siebenmal ihren Herrn gewechselt. Wahrlich kein beneidenswertes Schicksal, wenn man alles in Betracht zieht, was solche kriegerischen Wechselfälle mit sich bringen, Armut, Krankheit, Hungersnot, Verwüstungen, Mißhandlungen u. a. m.! Die Folgen des langen unseligen Krieges waren, wie für unser großes deutsches Vaterland, so auch für unsere Stadt und den Breisgau, nicht so schnell überwunden. Haben doch manche Gegenden Deutschlands Jahrhunderte gebraucht, bis der frühere Wohlstand wieder erreicht war. Felder und Weinberge waren auf lange verdorben, die Wälder verwüstet, die Stadt selbst entvölkert — kaum ein Fünftel der Bewohner noch übrig —, verschuldet und verarmt. Noch zwei Jahre lang dauerte der Kriegszustand mit seiner ganzen Härte fort. Schweden und Franzosen hausten unter dem Vorwand, daß die Kriegsentschädigungen noch nicht bezahlt seien, ungestört in der Umgegend weiter und nahmen das Wenige, was noch da war, mit rascher Hand weg. Waren doch alle Truppen jener Zeit auf großen Sold und reiche Beute hin zusammengeworben worden, so daß Kämpfen, Rauben und Plündern ihr Handwerk geworden war und ihnen der Frieden gar nicht gelegen kam. Zu aller Armut und aller Not aber hatten sich Unordnung, ') Bemerkt zu worden verdient, dass man 1646 wieder zum erstenmal seit langer Zeit eine öffentliche Fronleichnamsprozession durch die Strassen der Stadt zu halten wagte.

3. Freiburger Lesebuch - S. 53

1912 - Freiburg im Breisgau : Troemer
— 53 — Regierungsantritt in der Markgrafschaft Baden-Dnrlach (1746) erstreckte sich sein Wirkungskreis auf ein Gebiet von etwa 29 Geviertmeilen mit ungefähr 90000 Einwohnern. Über vierhundert Jahre war der Breisgau mit Freiburg österreichisch gewesen. Nun gelangte nach einer Trennung von sechshundert Jahren der schicksalsreiche Landstrich an das Zähringer Fürstenhaus zurück, dem die Hauptstadt Freiburg ihre Entstehung und erste Blüte verdankt. Am 15. April 1806 wurde der Breisgau in aller Form vom Hanse Baden übernommen. Im Chor des Freiburger Münsters fand eine einfache, würdige Feierlichkeit statt. Bor dem Hochaltar gab der französische General Monnard im Namen seines Kaisers die Urkunde des bedeutsamen Herrschaftswechsels m die Hände des badischen Bevollmächtigten, des Hofrats von Drais. Es geschah dies in Gegenwart sämtlicher Behörden, während vor und in dem Münster Freiwillige der Stadt, badisches Militär und eine Abteilung französischer Dragoner eine Gasse bildeten. Freiherr vcn Drais — er war der Bater des Erfinders der Laufmaschine — erwiderte auf Mouuards Rede und sagte vom neuen Landesherrn: er liebe und wolle wiederum mit Vertrauen geliebt sein. Eine Festmnsik beschloß die feierliche Handlung im Münster. Nachher bezeugten zahlreiche Standespersonen und die Hochschule dem greisen Karl Friedrich ihre Ehrfurcht, und es ward neben Festlichkeiten der Bürgerschaft eine Tafel von 80 Gedecken gehalten. Über dem Ehrenfitze des Generals Monnard prangte ein Gemälde. Es zeigte in sinniger Vereinigung das badische, zähringische und breisgauische Wappen, und man las folgenden von dem Freibnrger Dichter Johann Georg Jacobi verfaßten Sinnspruch: Die seit Jahrhunderten getrennten Schilde Vereinen wieder sich, und eines Fürsten Milde Wird nun der guten Bürger Seelen, Getrennten Ländern gleich, vermählen. Wer lange Zeit mit demselben Herrn Ehre und Leid geteilt hat, gewöhnt sich nicht von heute auf morgen an einen neuen. Viele Bürger Freiburgs beklagten anfangs schmerzlich die Losreißnng von Österreich. Aber man hatte endlich die äußere Sicherheit erlangt, der Geist der neuen Regierung machte sich wohltuend fühlbar, und so ward die Zugehörigkeit zu Baden schließlich allgemein als Gewinn empfunden. Der Breisgan mit seiner immer schöner emporblühenden und stetig wachsenden Hauptstadt wurde ein wichtiges und treues Glied des Großherzogtums Baden. Das Jahr 1811 entriß Karl Friedrich, den Weisen, seinem Volke. Dankbaren Herzens segnete auch Freibnrg das Lebenswerk des treubesorgten und milden Fürsten. Als die Bürgerschaft viel später am Franziskanerplatz das neue Rathaus erbaute, stellte sie über dem Söller desselben neben den Erzbildern dreier anderer Fürsten aus Freiburgs Geschichte auch das Standbild des ersten badischen Großherzogs auf. Möge fein Gedächtnis fortdauern in den Herzen auch derer, die nach uns kommen! Wilhelm Schlang.

4. Freiburger Lesebuch - S. 67

1912 - Freiburg im Breisgau : Troemer
— 67 — O Dreisam, süßer Aufenthalt! O Freiburg, schöner Ort! Mich ziehet nach dein höchsten Wald Die höchste Sehnsucht fort. Nicht schrecket mich im Höllentor Der grause Felsensteg. Weit über Land und Fels empor Zum Gipfel geht mein Weg. Dein Wasser schöpf ich in der Hand, O Donau, frohe Fahrt! Verkünde nur im Morgenland Der Deutschen Sinn und Art! Du, mit dem weißen Wälderhut Und mit dem schwarzen Baud, O Mägdlein sittig, schön und gut, Grüß mir das deutsche Land. Ich muß hinauf zum schwarzen Wald So liebend und allein; Dort soll fortau mein Aufenthalt Und meine Kirche sein. Euch Bäume hat kein Mensch gestreut; Euch säte Gottes Hand; Ihr alten, hohen Tannen seid Mir meines Gottes Pfand. Durch eure fchlauken Wipfel geht Sein wunderbarer Gang, In euren grünen Zweigen weht Ein schauervoller Klaug. Das ist ein ferner Liebeston (Er klingt wohl tausend Jahr) Von Geistern, deren Zeit entfloh'n, Und deren Burg hier war. Wie schaurig hier und wie allein Im höchsten schwarzen Wald! Nicht fern kann hier die Wohnung sein Der seligsten Gestalt: Der Freiheit, die mein Herz gewann, Der süßen Heldenbraut, 5*

5. Freiburger Lesebuch - S. 71

1912 - Freiburg im Breisgau : Troemer
— 71 — des Chores werden zwar auch viel bewundert, doch nicht so allgemein und so uneingeschränkt als dieses Turmgebilde, das uns, Dank seiner ragenden Höhe, allenthalben grüßt und durch seine Allgegenwart auf Schritt und Tritt uns beglückt. Wie oft erfreut er uns im Alltagsleben, wenn in einer Straßenflucht sein Anblick sich plötzlich bietet! Wir haben oft nicht Zeit ihn lange zu beschauen, aber wir sind schon erlabt durch das bloße Gefühl seiner Gegenwart. Wie auch der stumme Gruß eines Freundes im Straßenlärm uns beleben kann, so der Anblick des allvertrauten Gemäuers: Gott grüße dich, du trauter, du einziger Turm! Wie schön du bist! Wie schön, daß du da bist! Woraus aber erwächst uns diese Wärme der Empfindung, dies fast persönliche Verhältnis zu einem toten Steingebilde? Ein Hauptgrund ist jedenfalls des Turmes hohes Alter. Über sechshundert Jahre steht er nun schon über unserer Stadt. Er sah ihre bescheidenen Anfänge, wie er jetzt ihr amerikanisch hastiges Wachstum sieht. Gute und schlimme Zeiten hat er mit seinen Freiburgern durchgemacht. Gar manches Mal hat froher Festesjubel ihn nmtönt; aber anch die Schrecken des Krieges hat er mehr als einmal zu seinen Füßen toben sehen. Die verschiedensten Herren sah er kommen und gehen. In der Stadt unter ihm hat es sich beständig gewandelt: er blieb der gleiche in all' den Jahrhunderten. Aus den rasch verblühenden Menschengeschlechtern ragt er ans wie ein Gebilde der Ewigkeit. Noch immer gibt es gottlob Seute unter uns, die empfänglich find für das geschichtlich Gewordene, für die ein so handgreiflicher, echter Gruß aus längst vergangenen Tagen etwas besonders Rührendes hat. Geschichtliche Weihe umschwebt für sie dies Tnrmgebilde, das längst ins Grab gesunkene Ahnen für sich und auch für uns gebaut. Und diese weihevolle Stimmung wird noch stärker, wenn wir uns gegenwärtig halte», unter welchen besonderen Umständen unsere Vorfahren diesen Turin zu stände brachten. Auch für die jetzige Große der Stadt ist das Münster ein gewaltiger Bau: aber nun gar für das kleine Gemeinwesen, das am Martinstor und Karlsplatz, am Bertholdsgymnasium und Schwabentor seine Grenzen hatte! Und Freiburg war damals keine freie Reichsstadt, keine Residenz eines mächtigen Bischofs wie etwa Basel, nicht im Besitz einer blühenden Hochschule, kein Mittelpunkt des gewerblichen Lebens, nicht günstig am Weltverkehr gelegen wie Straßburg oder Frankfurt. Nein, ein recht bescheidenes Landstädtchen mit beschränkten Mitteln, die Residenz eines mit ewiger Geldnot ringenden Grafengeschlechts und obendrein durch kriegerische Schicksale, durch Unfrieden in der Bürgerschaft schwer heimgesucht. Und dieses Städtleiu von wenigen tausend Einwohnern getraute sich ein so überaus kostbares und großes Gotteshaus aufzuführen! Was sind, verglichen damit, alle Leistungen der heutigen Stadtgemeinde, selbst das prächtige Theater mit inbegriffen? _ Lust am Bnueu ist allen Hcrrcnirnturcn eigen; sie ist die oberste Herrscherleidenschstft zu allen Zeiten gewesen. Wer noch je Großes in der

6. Freiburger Lesebuch - S. 77

1912 - Freiburg im Breisgau : Troemer
— 77 — lieferten, gibt es hier nicht. So ist dieser gottbegnadete Klassiker der Gotik bis heute ein großer Unbekannter und wird es vermutlich auch in Zukunft bleiben. Sicher läßt sich von unserem Turmarchitekten nur das eine behaupten: er muß gleich Meister Erwin in Frankreich gelernt haben. Die Gotik, luvüber besteht heute kein Zweifel mehr, stammt ans Frankreich. Dort sind ihre Formen im Großen wie im Kleinen erfunden und zuerst angewandt worden; dort in Frankreich, dem führenden Land der mittelalterlichen Kultur, ist der neue Stil erwachsen, dessen Streben nach lichten, hohen Räumen ging, dessen Stärke die feine Anwendung von Maß und mathematischer Berechnung war. In Frankreich finden wir denn auch so ziemlich alle Formen, denen wir an unserm Turm begegnen, vorgebildet. Selbst der eigentümlichste Schmuck unserer Turmhalle, die Bildnisse der Wissenschaften über den Wandarkaden — auf deutschem Boden sonst nirgends so nachweisbar — auch er findet sich im französischen Burgund, an dem Hauptportal von Auxerre, fast genau in der gleichen Weise angebracht. Nur eines ist auf französischem Boden so nicht nachweisbar: der durchbrochene Turmhelm. Nur sehr unvollkommene Ansätze zu einem solchen finden wir an französischen Domen. Was mit dieser Kunstform des durchbrochenen Turmhelms sich leisten läßt, das hat erst die deutsche Gotik gezeigt. Alle schönen Turmpyramiden stehen auf deutschem Boden, und gerade im Hinblick auf diese deutsche Überlegenheit im Turmbau ist es begreiflich, daß man so oft den gotischen Stil als den wahrhaft deutschen, als den „teutschen" Baustil in Anspruch nehmen hört. Der Meister aber, der im deutschen Turmbau das Vollkommenste leistete, eben der nnsrige hier, wird wohl zweifellos ein deutscher Mann, nicht ein zugewanderter Franzose gewesen sein. Die Freude an vollendeten Schöpfungen der Kunst ist eine der reinsten, beglückendsten, die wir Menschen kennen. Der schönste Turm der Wett steht uns täglich, ja stündlich vor Augen: Heil uns, die wir in seinem Schatten dürfen wohnen. Fritz Baumgarten. 33. Die münlttrglotktti. In der frühesten Dämmerstunde des Morgens, wenn die ersten Frühaufsteher sich den schlaf aus den Augen reiben, erhebt schon die erste Münsterglocke ihre Stimme und läutet den „Englischen Gruß". Seit 050 Jahren nämlich hat sich in Deutschland die Sitte eingebürgert, täglich die Worte des Engels an die Jungsrau Maria in frommem Gedenken zu wiederholen, erst nur abends, später auch mittags und morgens, und dabei mit einer Glocke ein Zeichen zu geben. So entstand das „Aveläuteu" der

7. Freiburger Lesebuch - S. 121

1912 - Freiburg im Breisgau : Troemer
— 121 — Zugang, die Straße am Schönberg entlang von Norsingen-Schallstadt her, befestigte er durch eine Schanze auf dem Bohl ob Ebringen und eine zweite stärkere Schanze auf der Höhe ob Leutersberg, die heute noch davon Schanzbuck heißt. Auf dem Batzenberg bei Schallstadt hatte Turenne nach einem vergeblichen, blutig zurückgewiesenen Angriff auf Mercys Befestigungen sein Lager geschlagen. Als nun Conde sich mit ihm vereinigte, beschloß dieser aufs neue, die Schanzen ob Ebringen anzugreifen, während Turenne über Kirchhofen, Ehrenstetten und Wittnau ins Hexental und damit in Mercys Stellung bei Freiburg einbrechen sollte. Aber wenn auch Conde mit großen Verlusten die Bayern zur Aufgabe der Schanze nötigte, vermochte doch Turenne mit den weimarischen Regimentern nicht den beim heutigen Jesuitenschloß tapfer Stand haltenden Mercy zu überraschen. Vielmehr konnte Mercy sich unbehelligt auf den Schlierberg und die Wonn-halde bei Freiburg zurückziehen und wies von dort aus das wieder vereinigte französische Heer so nachdrücklich zurück, daß die Franzosen keinen neuen Angriff mehr wagten, sondern nur Mercy mittelst eines Zugs durchs Glottertal nach St. Peter den Rückzug naeh -F-yeibttrg abzuschneiden suchten. Allein auch hier kam ihnen Mercy zuvor, und sie mußten nach solchen schweren Verlusten unverrichteter Dinge nach Norden ziehen und den Breisgau verlassen. Es ist also hier am Schönberg und bei Freiburg eine folgenschwere Entscheidungsschlacht geschlagen worden. Lange waren die Gebeine der Gefallenen in einer Kapelle am Bohl bei Ebringen aufbewahrt, als aber allerlei Aberglaube mit ihnen getrieben ward, bestattete man sie zur Erde. Noch zeugt das „Schlachtenkreuz“ am Bohl von diesen Kämpfen. So sehen wir denn in unserem Schönberg, von dessen leicht erreichbarer Höhe wir so gern auf das liebe Freiburg und seine wunderschöne Umgebung herabschauen, eine in jeder Beziehung hochbedeutsame Stätte. Sein Gestein, seine Pflanzenwelt, seine uralte, wechselvolle Geschichte machen ihn uns gleichmäßig lieb und wert. Mögen seine Wälder und Halden niemals mehr von feindlichem Schlachtgeschrei und Geschützdonner widerhallen! Fridrich pfaff. 57. St. Georgen. Vor langer, langer Zeit, als die Bewohner des Breisgaus noch Heiden waren, fuhr ein feuriger Drache über das Dorf Ebringen und verschwand am südlichen Schönberg in einer Höhle. Das Volk verehrte ihn als Götzen und brachte ihm Menschenopfer dar. Das Los traf schließlich auch die junge, liebliche Tochter des Fürsten, der auf der Schneeburg saß. Am Fuße des Schönbergs aber wohnte zu dieser Zeit ein junger Ritter, der sich heimlich zum Christentum bekannte. Als er von dem schrecklichen Schicksal der Fürstentochter hörte, faßte er sogleich den kühnen Entschluß, den gewaltigen Drachen zu töten. Wohlgepanzert, den starken Speer in

8. Freiburger Lesebuch - S. 124

1912 - Freiburg im Breisgau : Troemer
— 124 — gesetzt. Aber wie friedlich liegt heute dieses Breisach da — die winklige Altstadt, am Berg hinaufgebaut, die freundlicheren, gartenreichen Außenteile, die Brücke über den Rhein nach dem elsässischen Ufer! Wir haben es gut getroffen! Hübsch belebt ist der herrliche Strom. Dort schaukeln ein paar leichte Fischeruacheu, und ein Lustfahrzeug mit singenden Ans-flüglern strebt hinaus ins goldne Abendlicht, wohl nach der Limbnrg hart am Kaiserstuhl, wo die Wiege Rudolfs von Habsburg soll gestanden haben. Ein Dampfboot sogar, schwer mit Gütern beladen, zieht vorüber. Daß schon auf dem jungen Strom solch' schwere Fahrzeuge verkehren können, verdanken wir einem tüchtigen Manne namens Tnlla. Das Betragen des Rheins auf seiner Wanderschaft am Kaiserstuhl vorüber war einmal wie das eines uugeberdigen Buben, der den Leuten zeigen will, wie stark er ist, indem er einen tollen Streich nach dein andern verübt. Da war es dieser Tulla, der den Rhein durch technische Künste sittsamer und verträglicher machte, daß er dem Landmann nur noch ganz selten die Felder verwüstet und Schiffe und Lasten auf seinem Rücken duldet. Oberst Tulla aber (er ist schon seit mehr als achtzig Jahren tot) wird der Bändiger des wilden Rheins genannt, und ein Turm steht ihm zu Ehren droben auf dem Schloßberge zu Breisach. Zum Schönsten von Breisach gehört der Eckartsberg mit dem trutzi-gen Mauerwerk, an dem uralte Sage haftet. Zu einer Zeit, die unendlich weit vor der unsrigen liegt, lebte ein König Ermanrich. Der hatte zwei blühende Neffen namens Fritel und Jmbreck, und sie gehörten dem mutigen Geschlechte der Härtungen an, das zu Breisach hauste. Sorglich bewachte die Beiden ihr Burgvogt und Erzieher, der getreue Eckart. Nun hatte Ermanrich die Hausehre seines Ratgebers Siebich verletzt, und dieser trachtete fortan, wie er seines Herrn Geschlecht am sichersten verderben möchte. Schon waren seiner Rachgier Ermanrichs Sohne zum Opfer gefallen. Mit übler Rede lenkte er das Herz des Königs nun wider seine Neffen; zugleich machte er ihn gierig nach dem reichen Goldschatz, der wohlverwahrt zu Breisach in der Bnrg lag. Wohl war der treue Eckart, da er den bösen Plan am Hose Ermanrichs erfuhr, Tag und Nacht geritten, daß er die Harlnnge warne. Er weilte wieder fern von Breisach, als Ermanrich mit vielem Heervolk vor der Rheinburg erschien. Heldenmütig war die Verteidigung; gleich jungen Löwen wehrten sich Fritel und Jmbreck. Aber sie und ihre Getreuen erlagen der Übermacht, und so grausam war Ermanrich, daß er die Brudersöhne erhenken ließ. Sein Schicksal erreichte ihn in der Rabenschlacht, wo ein anderer Harlnnge, Dietrich von Bern, den König vernichtete. Viele sagen, Eckart sei es gewesen, der den Ermanrich erschlug. Jahrhunderte sind darüber hinweggegangen; die Erinnerung an den getreuen Eckart aber blieb in vielen Erzählungen lebendig. Es wird von ihm berichtet, daß er in Gestalt eines alten Mannes mit wallendem weißem Bart schon manchen warnte, den der böse Geist in Versuchung führen wollte. Deutschlands größter

9. Freiburger Lesebuch - S. 126

1912 - Freiburg im Breisgau : Troemer
— 126 — sich an den berühmten Dürer um Rat und Unterstützung. Dürer antwortete: „Ruft den Hans Liefrink zurück, und er wird Euch ein Kunstwerk liefern, würdig Eures Münsters und Eurer Stadt!" Auf diese Empfehlung hin erhielt Hans Liefrink den ehrenvollen Auftrag. Er fertigte zuerst einen Entwurf, und nachdem dieser die Billigung Dürers gefunden hatte, konnte mit der Arbeit begonnen werden. Nun hielt der Künstler den Zeitpunkt für gekommen, seine. Brautwerbung zu wiederholen. Eine abschlägige Antwort konnte der Vater nun beinahe nicht mehr geben; doch sagte er: „Gut! mag der Liefrink einen Altar bauen, der höher ist als die Kirche, so soll er mein Jawort haben." — Wahrlich, es klang dies alles eher als ermutigend, denn wie sollte es gemacht werden, daß ein solcher Altar im Gotteshaus Platz hatte? Trotzdem schlug der Künstler ein, auf Gott und sein Glück vertrauend. Russacker aber hielt die Erfüllung der gestellten Aufgabe für unmöglich und hoffte jetzt den unbequemen Freier für immer los zu sein. Es geschah nun, daß Liefrink am Abend seine Braut im väterlichen Garten traf. Wie er ihr von dem unerwarteten Hindernis erzählte, blieb er plötzlich vor der uns bekannten Nische mit dem Ausruf stehen: „Was sehe ich, welche Lösung bietet sich mir hier dar?" Der Rosenstock war inzwischen so in die Höhe gewachsen, daß seine weitere Ausdehnung nach oben durch den Schlußbogen der Nische gehindert wurde und die letzten Zweige sich nach vorn umbiegen mußten. Wie eine Offenbarung erging es über den jungen Künstler; er wußte jetzt, daß er die Spitze seines Altares ebenso im „Frauenschuh", wie es die Kunst bezeichnet, umbiegen müsse, dann werde er ihn höher als die Kirche machen können. Dabnrch würde der kluge Schwiegervater überlistet, und es gab jetzt kein Ausweichen mehr. Als am 15. August 1576, am Tag Maria Himmelfahrt, die Hülle fiel und der in Spätgotik aus Liudenholz ausgeführte Hochaltars ein Holzschnitzwerk ersten Ranges, der andächtig harrenden Gemeinde übergeben wurde, da mußte sich Rat Ruffacker für besiegt erklären und seine Einwilligung zur Trauung der beiden Liebenden geben. In der Kirche in Niederrotweil befindet sich eine Kopie des Mittel-stückes des Breisacher Hochaltars. Man behauptet, es sei der Entwurf zu bemselben. H- öo. vas Brautbrünnlein. Brigitte von Lanbeck war mit einem Ritter von Sponeck verlobt. Als die Abgesandten des Ritters sie zur Hochzeit abholten, ließ die gute Mutter des Fräuleins einen Wagen' mit Brot und anberen Gaben für die Armen nachfahren. Währenb der Fahrt war das Wetter so schlecht, daß das Fräulein ganz böse b(trüber würde und in ihrem Ärger verbot, den Armen, die beut Zuge folgten, irgeiib etwas von den Gaben zu ver-

10. Freiburger Lesebuch - S. 29

1912 - Freiburg im Breisgau : Troemer
— 29 — oder gar der von Ulm, der alle vierzehn Tage die weite Reise nach Freiburg machte. Das gab ein emsiges Treiben und Schieben! Der Zöllner im Tor-stübchen, der noch beim Ampelschein oder Talglicht die Wagen aufschrieb und die Zollpseuuige in die verschlossene Büchse warf, die ein Ratsherr jede Woche leerte, hatte viel zu tuu, bis er von all dem Anken, Käse, Kraut und Obst, Holz, Vieh, Wein und den Holzkohlen von den Köhlereien des Schwarzwalds und von vielem anderen den gebührenden Zoll erhoben hatte. Mancher stramme Banerubube, der daheim die Gäule angespannt hatte und stolz aus seine Fahrkunst die Nacht hindurch allein das Dreisamtal heruntergefahren war, hat da vor dem brummigen Zöllner seine Zuversicht verloren und war froh, wenn er endlich mit raffelndem Wagen durch das Schwabentor in die Stadt hineinfahren konnte. Da ging's schon lebendig her. In der „Kalten Schmiede" beim Schwabentor, der ältesten Schmiede in Deutschland, hatte schon der Lehr-juuge das Holzkohlenfeuer augezündet und das Tor zur Werkstatt weit aufgetan.' Wer von den Baueru zeitig genug daran war, machte hier gleich halt, ließ den Rossen die Hufeisen schärfen oder fragte den heilkundigen Schmied um Rat für das kranke Pferd oder Rind. Andere fuhren zum gewohnten Wirtshaus, z. B. zum Bären in Oberlinden, wo auch die vornehmen Grafen von Fürstenberg bei einem Besuch Freiburgs abstiegen, und wo nun schon seit 600 Jahren eine Wirtschaft betrieben wird. Oder auch zum Rappen in der Wammsgaffe (Schustergasse) oder zum Kiel in der Egelgasse (Eisenbahnstraße) u. a. Da stellten sie Roß und Wagen ein, aßen die Morgensuppe und fragten unterdes den Hausknecht, was es Neues in der Stadt gäbe. Wer aber seine Ladung bald verkauseu wollte, hatte es eiliger, uni) während die Laterne unter der Wagendeichsel die riesigen Schatten der drehenden Räder an die Häuser mit den seltsamen Namen warf und die Bilder zum Samson, zur Meerkatze, zum Kamel, zum Dattelbaum und viele andere seltsam beleuchtete, fuhren sie den Marktplätzen zu; der mit dem Roggen, Weizen und Hafer zum Kornmarkt auf dem Münsterplatz zwischen dem Kornhaus und Kirchhof beim sog. Bäckerlicht; wer Rüben, Gemüse und Kraut hatte, fuhr zum Rübenmarkt beim Christophelstor; ein anderer trieb die schweren, langsam trottenden Ochsen zum Rindermarkt beim Albertsbruunen, und im Herbst fuhren gleich daneben die Weinbauern mit den blumengeschmückten Fässern mit dem „Neuen" vor und reichten dem Küfer gern ein Gläslein zur Probe. Die Bauernweiber aber trugen ihre Körbe mit Gemüse, Eiern, Butter und Speck vor den Kirchhof am Münster bei der Münsterstraße; denn da gingen schon in aller Frühe die Freiburger Frauen vorbei, wenn sie im Kopftuch, die Schürze umgetan, aus der Früh- oder Tagmeffe im Münster kamen und nach Hause eilten, um den Kindern die Morgensuppe zu richten. Denn die Schule begann damals schon um 7 Uhr und noch
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