Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Freiburger Lesebuch - S. 23

1912 - Freiburg im Breisgau : Troemer
— 23 — des Bodens. Auf den Höhen der Berge die strengen Schwarzwaldtannen, an den Abhängen vielfach mit Laubholz untermischt, der Fuß des Gebirgs von reichen Weinbergen und üppigen Obstgärten umsäumt, die Ebene mit reichen Feldern und fetten Wiesenmatten ausgekleidet, dem Rand der Berge entlang eine Kette von Dörfern, meist uralten Stätten menschlicher Kultur und mitten hinein die Stadt Freiburg hingelagert! Edmund Rebmann. Die Lage von frewurg. i. Für das gedeihliche Bestehen landwirtschaftlicher Siedlungen ist vor allem fruchtbarer Boden erforderlich, dem der Himmel genügend Wärme und Feuchtigkeit spendet zum Wachsen und Reifen der Nutzpflanzen aller Art. Weiter ist noch nötig eine ausreichende Menge Wassers für den Gebrauch von Menschen und Tieren, endlich eine solche Gestaltung der nächsten Umgebung, daß sie Schutz gewährt vor feindlichen Naturgewalten, wie Überschwemmung, Schneebruch oder Bergsturz. Für die Lage der Städte sind teilweise andere Bedingungen entscheidend. Da der Stadtbewohner seine Nahrungsmittel und manches andere, dessen er bedarf, vom Lande, oft sogar aus weiter Ferne bezieht, so kommt für ihn die Fruchtbarkeit des Bodens in der nächsten Umgebung nicht zuerst in Frage. Wohl aber ist auch für ihn sehr wichtig die Wasserversorgung und der Schutz vor Naturgewalten. Dazu kommt aber noch als etwas besonders Notwendiges die Möglichkeit eines leichten Verkehrs dnrck) gute Wege nach allen Richtungen und endlich die Sicherheit vor feindlichen Überfällen im Krieg. In jeder Hinsicht ist Freiburg begünstigt durch seine Lage, und so erscheint es gut verständlich, daß diese Stadt schon bald nach ihrer Gründung zu hoher Blüte gelangte und in der Gegenwart für eine weite Umgebung der wichtige, beherrschende Mittelpunkt werden konnte im Handel und in allen Bestrebungen hohem Fortschritts. Die Stelle, auf der die Stadt liegt, ist nichts anderes als der mächtige Schuttkegel, den die Dreisam beim Austritt aus ihrem Schwarzwaldtal in die weite Rheiuebene abgelagert hat. Die Oberfläche dieser lockeren Flußgeschiebe hat ein starkes Gefälle von Osten nach Westen. Das ist für den Zu- und Abfluß des Wafsers und die Reinigung der Stadt überaus günstig. In den Kiesmassen des nahen Dreisamtales ist ein fast unerschöpflicher Vorrat reinen Gruudwassers vorhanden, das durch große Brunnenleitungen der Stadt zugeführt wird. Alles verunreinigte Gebrauchswasser wird rasch und sicher durch eine treffliche Schwemmanlage wieder abgeführt. Dieser Umstand begünstigt die Gesundheitsverhältnisse der Bewohner in hohem Grad. Sehr wertvoll in dieser Hinsicht sind

2. Freiburger Lesebuch - S. 58

1912 - Freiburg im Breisgau : Troemer
— 58 — heldenmütig wies das kleine Häuflein alle Angriffe zurück. Endlich, am 18. Januar, erlahmte der Mut des französischen Generals, und er entschloß sich zum Rückzug. Inzwischen waren jedoch deutsche Hilfstruppen unter General Manteuffel herbeigekommen und schnitten ihm den Rückweg nach Frankreich ab. Von allen Seiten umstellt, zogen die Franzosen bis dicht an die Schweizer Grenze, und 80000 Mann flüchteten auf das neutrale Schweizer Gebiet, wo sie entwaffnet und als Kriegsgefangene behandelt wurden. Unermeßliches Unheil war dadurch von unserem Lande und vor allem vom badischen Oberlande abgewendet, und voll Dankbarkeit beschlossen die badischen Amtsstädte vom Bodensee bis zur Murg, in Freiburg, der Hauptstadt des Oberlandes, ein Denkmal zu errichten, das den künftigen Geschlechtern den Ruhm des Feldherrn und seiner Soldaten und die Anerkennung, Verehrung und Bewunderung des dankbaren badischen Volkes verkünden und dazu beitragen solle, noch in entfernten Zeiten die heilige Liebe zum großen Vaterlande zu entflammen. Reichlich flössen aus allen Gauen des Landes die Geldbeiträge und bald war eine Summe von 84000 Gulden beisammen. Der Kaiser und der Großherzog spendeten eine Anzahl von erbeuteten französischen Geschützen im Gewicht von 200 Zentnern, die zur Herstellung der aus Bronze bestehenden Figuren, Verzierungen und Inschrifttafeln verwendet wurden. Zur Aufstellung des Denkmals wurde der Kaiser-Wilhelmplatz bestimmt, wo sich einst der zur früheren Stadtbefestigung gehörige Christophsturm erhoben hatte. Am 3. Oktober 1876 wurde das Siegesdenkmal in Anwesenheit des Kaisers, des Kronprinzen, des Großherzogs und der Großherzogin, sowie des Erbgroßherzogs und des Generals von Werder unter begeisterter Anteilnahme der Bevölkerung enthüllt. Es ist von Professor Moest in Karlsruhe entworfen und modelliert. Auf einem abgestuften Sockelunterbau aus Schwarzwaldgranit erhebt sich das nach oben verjüngte, vierseitige Postament, welches die Hauptfigur trägt, eine überlebensgroße, auf einer Kugel schwebende Siegesgöttin, die mit beiden Händen einen Lorbeerkranz hoch emporhält, wie um ihn dem Sieger aufs Haupt zu setzen. Die gerundeten Ausladungen an den vier Ecken des Unterbaues tragen vier Kriegergestalten verschiedener Waffengattungen, drei in Verteidigungsstellung, der vierte, der Artillerist, bricht zu Tode getroffen zusammen. Die vier Seiten des mit Bronzeverzierungen eingefaßten Postaments tragen Bronzetafeln mit Inschriften. Darüber erblickt man auf der Vorderseite das Medaillonbild des Generals von Werder, auf den drei anderen die Abzeichen des deutschen Reiches. Die vier Inschriften lauten: Südlich: Dem Xiv. deutschen Armeekorps und seinem Führer, General von Werder, das dankbare badische Volk.

3. Freiburger Lesebuch - S. 70

1912 - Freiburg im Breisgau : Troemer
— 70 — laß; Speicher und Scheune und Keller füllen sich in diesen Tagen des Segens. Am Waldrand blüht die Goldrute und die blaue Aster, auf dem Weidfelde zartgefranster Enzian, auf der Wiese die Herbstzeitlose. Und wieder neue Farben! Herab vom Gebirge kommen sie, umgekehrt wie im Lenz. Ins Grün der Blätterkronen mischt sich Rot und Gold. Es sind Fremdlinge, die gewöhnlich zuerst verfärben, die Roteiche, der wilde Wein und der Essigbaum, alle drei aus Nord-Amerika, alle drei gleich hübsch in ihrem leuchtendroten Herbstkleide. Auch die Ahornarten zeigen frühe schon sehr hübsche gelbe und rote Farbentöne. Verhältnismäßig spät erst verfärben Birke und Eibe und die Rotbuche, letztere oft erst im November. Gerade dann bieten die Spaziergänge auf den Freiburger Waldstraßen entzückende Waldbilder, die sich unauslöschlich in die schösheitstrunkene Seele prägen. Bleicher und bleicher wird die Sonne, kühler und kühler die Luft, und die Nächte immer länger und dunkler. Feuchte Nebel lagern im Tale und kriechen die Berghalden hinan. Müde fallen die Blätter von Baum und Strauch. Öde ist die Flur; der Wald verlassen. Einer Sterbenden gleicht die Erde, und ein schmerzlich Leid zuckt durch die ganze Natur. Endlich ist der Wald völlig entlaubt; die letzten Blätter hat der Sturm herabgerissen. Eichen- und Buchenstämme zeigen ihre ganze stolze Schönheit. Wo das gefallene Laub den Boden nicht bedeckt, ist ein schöner, grüner Moosteppich; Epheu klettert da und dort an den Stämmen empor, und struppige Stechpalmen machen sich breit im Unterholz. All dieses Kleingesindel freut sich, daß die hohen Herren ihrer Laubkronen beraubt sind und auch ihnen einmal die Sonne lächelt. Gierig haschen sie nach den goldenen Strahlen, um die wenigen Tage noch auszunützen, bis mit Frost und Schnee der Winter seinen grimmen Einzug hält. Karl stieriin. 32, Der Müimerlurm. Anselm Auerbach, der berühmte Maler, schreibt in seinem „Vermächtnis": „Immer werde ich des unauslöschlichen Eindruckes gedenken, wenn aus der ersehnten Heimfahrt (von Düsseldorf) bei Emmendingen die Eisenbahn den weiten Bogen beschrieb, die ganze so geliebte Lchwarzwald-kette sich ausrollte, und die feine Spitze des Freiburger Münsters in der Ferne sichtbar wurde." Welchem Freiburger erginge es nicht ähnlich? Schauen wir nicht aus allen Wanderungen durch unsere Landschaft nach diesem Wahrzeichen unserer Gegend, diesem stolzen^Zng im Antlitz unserer Stadt, nach diesem Adelsbrief aus, der unserer Heimat Boden geschicht-liche Weihe und Würde verleiht? Von dem ganzen herrlichen Bau aber ist das herrlichste der Turn: im Westen. Die stimmungsvolle Schönheit im Innern, der Reichtum

4. Freiburger Lesebuch - S. 6

1912 - Freiburg im Breisgau : Troemer
— 6 — Der Bauer siel dem Spott anheim und die Freiburger malten ihn mit Rossen, Wagen und Fässern an ihr Tor, das seitdem das Schwabentor heißt. Als man vor einer Reihe von Jahren das Tor höher machte — der Unterbau stammt noch aus dem 13. Jahrhundert — ist das Bild erneuert wordcu. Auf der andern Torseite aber brachte ein Freibnrger Künstler namens Geiges den St. Georg an, den Drachentöter. Vom Schwabentor führt eine Straße altertümlichen Aussehens über den Oberlindenplatz nach der Kaiserstraße zurück. Mau kommt erst beim alten Theater, dann am Großherzoglichen Palais und dem Haupt st euer amt vorüber. Der Bertholdsbrunnen weist den Spaziergänger znm Martinstor. Es hat den Namen von jenem heiligen Kriegsmann, der mit einem Bettler den Mantel teilte. Es ist diese mitleidige Handlnng am Tore abgebildet. Die Gedenktafel darunter aber erinnert an kriegerische Zeit. Als im Sommer 1796 die Franzosen über den Rhein kamen, lieferte ihnen der Breisgauer Landsturm, darunter ein hiesiges Freiwilligen-Bataillon von sechshundert Mann, bei Wagenstadt im Amt Emmendingen ein scharfes Gefecht. Am Martinstor ist das Lob der Tapferen für alle Zeiten angeschrieben. „Kriegsgeschichten", sagt der Onkel zu den Bnben, „hören sich recht fröhlich an, wenn man nicht selber drin verwickelt ist. Freibnrg hat davon zu verspüren bekommen, mehr als ihm lieb war. Um so höher lasset uns die Werke des Friedens schätzen. Kriegerische Taten mögen ein Volk stolz machen. Beglücken kann nur, was die weise Vorsicht des Friedens schafft." Unter solchen Betrachtungen ist ein weiter, freier Platz erreicht, und zwischen dein Grün der Anlagen treten mehrere große Gebäude auf einmal hervor, als wollten sie mit dem Münster wetteifern. „Friedenswerke!" sagt der Onkel wieder und deutet auf das vordere Haus, das ganz aus rotein Sandstein erbaut und von einem stattlichen Turin überragt ist. Wir buchstabieren auch gleich den Spruch, der in goldenen Lettern an der Vorderseite des Hauses leuchtet: „Die Wahrheit wird euch freimachen." Wir stehen vor dem neuen Lehrgebäude d er Universität. Im Oktober 1911 ist es in Gegenwart des Großherzogspaares feierlich eröffnet worden. Noch mehr muß man aber erstaunen über das neue Stadttheater, von dem der Vetter meinte: das müsse ein Fürstenpalast sein, in den hinein nur die allervornehmsten Leute und höchstens am Sonntag Zutritt hätten. Worauf aber unser kleiner Freund groß ausschaute, als ihm gesagt wurde: die Stadt Freibnrg, die Bürgerschaft, habe dies Haus für Hoch und Nieder mit einem Aufwand von Millionen gebaut, und es öffne sich zu gewissen Tagen den Unbemittelten, hin und wieder auch der Schuljugend zur Belohnung von Fleiß und Ordnungssinn. Stundenlang • hätte der Vetter vom Schwarzwald so weiter laufen und die ergötzlichen Schauspiele der Straße betrachten mögen. Aber auf einmal sagte der Onkel: „Buben, wie wär's, wenn wir zur Abwechslung etwas von Freibnrg auf der Mittagstafel betrachteten? Gibt es nicht heute

5. Freiburger Lesebuch - S. 67

1912 - Freiburg im Breisgau : Troemer
— 67 — O Dreisam, süßer Aufenthalt! O Freiburg, schöner Ort! Mich ziehet nach dein höchsten Wald Die höchste Sehnsucht fort. Nicht schrecket mich im Höllentor Der grause Felsensteg. Weit über Land und Fels empor Zum Gipfel geht mein Weg. Dein Wasser schöpf ich in der Hand, O Donau, frohe Fahrt! Verkünde nur im Morgenland Der Deutschen Sinn und Art! Du, mit dem weißen Wälderhut Und mit dem schwarzen Baud, O Mägdlein sittig, schön und gut, Grüß mir das deutsche Land. Ich muß hinauf zum schwarzen Wald So liebend und allein; Dort soll fortau mein Aufenthalt Und meine Kirche sein. Euch Bäume hat kein Mensch gestreut; Euch säte Gottes Hand; Ihr alten, hohen Tannen seid Mir meines Gottes Pfand. Durch eure fchlauken Wipfel geht Sein wunderbarer Gang, In euren grünen Zweigen weht Ein schauervoller Klaug. Das ist ein ferner Liebeston (Er klingt wohl tausend Jahr) Von Geistern, deren Zeit entfloh'n, Und deren Burg hier war. Wie schaurig hier und wie allein Im höchsten schwarzen Wald! Nicht fern kann hier die Wohnung sein Der seligsten Gestalt: Der Freiheit, die mein Herz gewann, Der süßen Heldenbraut, 5*

6. Freiburger Lesebuch - S. 69

1912 - Freiburg im Breisgau : Troemer
— 69 — winterlichen Wald mischen, höher und höher hinauf, als wollten sie dem Frühling vorausstürmen. Inzwischen haben die Birn- und Apfelbäume ihr weiß und rosenfarben Festgewand angetan, das Gras auf den Wiesen streckt sich, der Roggen bildet Halme und Ähren, das Laubdach des Waldes ist dicht geworden; längst klingt des Kuckucks neckischer Ruf. Welch eine Blütenfülle allüberall! Und wenn du Freude an seltenen Pflanzen hast, lieber junger Leser, so bitte deinen Lehrer darum, daß er dich einmal mitnehme an den Schönberg oder Kaiserstuhl und dir die wunderhübschen Knabenkräuter zeige oder im Gebirge die Alpenpflanzen, die daselbst heute noch Zeugnis ablegen von einer längst entschwundenen Zeit, in der bei uns ein Klima geherrscht, wie heute in den Alpen und im hohen Norden. Aber mit dem Schauen laß dir’s genügen, junger Freund, und pflücke nicht mehr ab als ein einziges Pflänzchen, wenn du eine Sammlung haben solltest, und die übrigen schone! Die Sachen werden immer seltener, und laß anderen auch eine Freude! Alles muß ein Ende nehmen hienieden, auch der schönste Frühling; doch er will nicht scheiden ohne ein besonderes Zauberstück. Noch einmal überschüttet er die Erde mit Blumen; am wüsten Dorn erblüht die lieblichste von allen, die königliche Rose. Holunder, Akazie und Ginster sind ihre Gesellschafter, und in diesem Blütenmeere stirbt der holde Lenz. Hochsommersonne. Flimmernde Hitze auf Feld und Flur; dumpfe Schwüle im Walde. Was der Frühling ausgestreut in Farbenfülle, das muß still und verborgen zur Frucht heranreifen, daß das Leben nicht ersterbe im Winter. Die Linde und die Rebe allein unter den heimischen Gehölzen spenden im Sommer ihren weichen, süßen Duft; was sonst in Gärten und Anlagen blüht, stammt aus der Fremde. Das saftige Gras der Wiesen fällt unter der Wucht der Sense, die Saat hat verblüht, aus dem Halmenmeere klingt der Wachtel lieber Schlag. Neue Farbentöne mischen sich allgemach in das dunkle Grün, die satten Farben der Früchte, deren Fülle nun zum Genuß ausgeboten werden soll. Die Kirschen beginnen den lachenden Reigen; Beeren mancherlei Art folgen in raschem Wechsel. Die Saaten färben sich goldig, in der Ebene erst, dann am Bergeshang, und harren der Sichel und der Sense. Bald streicht der Wind über die kahle Stoppel, auch der Sommer liegt im Sterben, und die Nachtigall, die um den toten Lenz noch zu klagen vermochte, schweigt und denkt an die Südlandreise. Herbst. Linde Luft und blaue Berge, und im Menschenherzen ein sanftes Heimweh. Aus der aufgepflügten Ackerscholle steigt der kräftige Erdgeruch; Sommerfäden flimmern über den Furchen; Sommerfäden schwingen sich von Baum zu Baum und flattern vom Hut des Wanderers. Saftige Birnen und rotbackige Äpfel, wohlschmeckende Pfirsiche und zartbereifte Pflaumen lachen aus dem dunkeln Laube hervor, und im Rebgelände reift die schwellende Traube. Emsige Hände pflücken und sammeln ohne Unter-

7. Freiburger Lesebuch - S. 124

1912 - Freiburg im Breisgau : Troemer
— 124 — gesetzt. Aber wie friedlich liegt heute dieses Breisach da — die winklige Altstadt, am Berg hinaufgebaut, die freundlicheren, gartenreichen Außenteile, die Brücke über den Rhein nach dem elsässischen Ufer! Wir haben es gut getroffen! Hübsch belebt ist der herrliche Strom. Dort schaukeln ein paar leichte Fischeruacheu, und ein Lustfahrzeug mit singenden Ans-flüglern strebt hinaus ins goldne Abendlicht, wohl nach der Limbnrg hart am Kaiserstuhl, wo die Wiege Rudolfs von Habsburg soll gestanden haben. Ein Dampfboot sogar, schwer mit Gütern beladen, zieht vorüber. Daß schon auf dem jungen Strom solch' schwere Fahrzeuge verkehren können, verdanken wir einem tüchtigen Manne namens Tnlla. Das Betragen des Rheins auf seiner Wanderschaft am Kaiserstuhl vorüber war einmal wie das eines uugeberdigen Buben, der den Leuten zeigen will, wie stark er ist, indem er einen tollen Streich nach dein andern verübt. Da war es dieser Tulla, der den Rhein durch technische Künste sittsamer und verträglicher machte, daß er dem Landmann nur noch ganz selten die Felder verwüstet und Schiffe und Lasten auf seinem Rücken duldet. Oberst Tulla aber (er ist schon seit mehr als achtzig Jahren tot) wird der Bändiger des wilden Rheins genannt, und ein Turm steht ihm zu Ehren droben auf dem Schloßberge zu Breisach. Zum Schönsten von Breisach gehört der Eckartsberg mit dem trutzi-gen Mauerwerk, an dem uralte Sage haftet. Zu einer Zeit, die unendlich weit vor der unsrigen liegt, lebte ein König Ermanrich. Der hatte zwei blühende Neffen namens Fritel und Jmbreck, und sie gehörten dem mutigen Geschlechte der Härtungen an, das zu Breisach hauste. Sorglich bewachte die Beiden ihr Burgvogt und Erzieher, der getreue Eckart. Nun hatte Ermanrich die Hausehre seines Ratgebers Siebich verletzt, und dieser trachtete fortan, wie er seines Herrn Geschlecht am sichersten verderben möchte. Schon waren seiner Rachgier Ermanrichs Sohne zum Opfer gefallen. Mit übler Rede lenkte er das Herz des Königs nun wider seine Neffen; zugleich machte er ihn gierig nach dem reichen Goldschatz, der wohlverwahrt zu Breisach in der Bnrg lag. Wohl war der treue Eckart, da er den bösen Plan am Hose Ermanrichs erfuhr, Tag und Nacht geritten, daß er die Harlnnge warne. Er weilte wieder fern von Breisach, als Ermanrich mit vielem Heervolk vor der Rheinburg erschien. Heldenmütig war die Verteidigung; gleich jungen Löwen wehrten sich Fritel und Jmbreck. Aber sie und ihre Getreuen erlagen der Übermacht, und so grausam war Ermanrich, daß er die Brudersöhne erhenken ließ. Sein Schicksal erreichte ihn in der Rabenschlacht, wo ein anderer Harlnnge, Dietrich von Bern, den König vernichtete. Viele sagen, Eckart sei es gewesen, der den Ermanrich erschlug. Jahrhunderte sind darüber hinweggegangen; die Erinnerung an den getreuen Eckart aber blieb in vielen Erzählungen lebendig. Es wird von ihm berichtet, daß er in Gestalt eines alten Mannes mit wallendem weißem Bart schon manchen warnte, den der böse Geist in Versuchung führen wollte. Deutschlands größter

8. Freiburger Lesebuch - S. 126

1912 - Freiburg im Breisgau : Troemer
— 126 — sich an den berühmten Dürer um Rat und Unterstützung. Dürer antwortete: „Ruft den Hans Liefrink zurück, und er wird Euch ein Kunstwerk liefern, würdig Eures Münsters und Eurer Stadt!" Auf diese Empfehlung hin erhielt Hans Liefrink den ehrenvollen Auftrag. Er fertigte zuerst einen Entwurf, und nachdem dieser die Billigung Dürers gefunden hatte, konnte mit der Arbeit begonnen werden. Nun hielt der Künstler den Zeitpunkt für gekommen, seine. Brautwerbung zu wiederholen. Eine abschlägige Antwort konnte der Vater nun beinahe nicht mehr geben; doch sagte er: „Gut! mag der Liefrink einen Altar bauen, der höher ist als die Kirche, so soll er mein Jawort haben." — Wahrlich, es klang dies alles eher als ermutigend, denn wie sollte es gemacht werden, daß ein solcher Altar im Gotteshaus Platz hatte? Trotzdem schlug der Künstler ein, auf Gott und sein Glück vertrauend. Russacker aber hielt die Erfüllung der gestellten Aufgabe für unmöglich und hoffte jetzt den unbequemen Freier für immer los zu sein. Es geschah nun, daß Liefrink am Abend seine Braut im väterlichen Garten traf. Wie er ihr von dem unerwarteten Hindernis erzählte, blieb er plötzlich vor der uns bekannten Nische mit dem Ausruf stehen: „Was sehe ich, welche Lösung bietet sich mir hier dar?" Der Rosenstock war inzwischen so in die Höhe gewachsen, daß seine weitere Ausdehnung nach oben durch den Schlußbogen der Nische gehindert wurde und die letzten Zweige sich nach vorn umbiegen mußten. Wie eine Offenbarung erging es über den jungen Künstler; er wußte jetzt, daß er die Spitze seines Altares ebenso im „Frauenschuh", wie es die Kunst bezeichnet, umbiegen müsse, dann werde er ihn höher als die Kirche machen können. Dabnrch würde der kluge Schwiegervater überlistet, und es gab jetzt kein Ausweichen mehr. Als am 15. August 1576, am Tag Maria Himmelfahrt, die Hülle fiel und der in Spätgotik aus Liudenholz ausgeführte Hochaltars ein Holzschnitzwerk ersten Ranges, der andächtig harrenden Gemeinde übergeben wurde, da mußte sich Rat Ruffacker für besiegt erklären und seine Einwilligung zur Trauung der beiden Liebenden geben. In der Kirche in Niederrotweil befindet sich eine Kopie des Mittel-stückes des Breisacher Hochaltars. Man behauptet, es sei der Entwurf zu bemselben. H- öo. vas Brautbrünnlein. Brigitte von Lanbeck war mit einem Ritter von Sponeck verlobt. Als die Abgesandten des Ritters sie zur Hochzeit abholten, ließ die gute Mutter des Fräuleins einen Wagen' mit Brot und anberen Gaben für die Armen nachfahren. Währenb der Fahrt war das Wetter so schlecht, daß das Fräulein ganz böse b(trüber würde und in ihrem Ärger verbot, den Armen, die beut Zuge folgten, irgeiib etwas von den Gaben zu ver-

9. Freiburger Lesebuch - S. 51

1912 - Freiburg im Breisgau : Troemer
— 51 — Dein Hoffen war ein leer Phantom, Die Kaiseradler weichen, Zum Münster flieht dein Volk im Strom, Umsonst, — bald sinkt auch Konrads Dom, Ein Berg von Schutt und Leichen. Schon tönt ein Knall wie Donnerhall; Vom Grimm der Sturmkartaunen Brach deiner Mauern stolzer Wall, Und rachelaut ob ihrem Fall Aufjauchzen die Posaunen. Wer weiß noch Hilfe? Schrecken schlug Des Rats und Adels Glieder; Der Mayer war ein Doktor klug, Der’s Herz am rechten Flecke trug, Ihn schlägt der Schreck nicht nieder. Es ist nicht Täuschung, was du schaust, Er schwingt sich auf die Mauer Und winkt, von Kugelsaat umsaust, Die Friedensfahn’ in starker Faust, Ein Fels im Hagelschauer. Er stürzt sich durch der Franken Schar, Das weiße Banner hebend, Und stellt sich kühn, ob bittend zwar, Dem tiefergrimmten Feldherrn dar, Sich selbst zum Opfer gebend. Er fleht beredt mit edler Glut Für Freiburg um Befreiung; Der Marschall Villars hört’s voll Wut, Sein Auge kündet Brand und Blut Statt Mitleid und Verzeihung. Doch Gott verleiht dem Schwachen Macht Und läßt sein Flehen siegen. Dein Engel, Freiburg, hat gewacht, Erlösung folgt der Todesnacht Und Friede blut’gen Kriegen. Der Kaiser spricht: „Mein Doktor gut, Die Nachwelt soll dich kennen ; Vor Junkerblut geht Rittermut, So nimm den Helm zum Doktorhut, Sollst Fahnenberg dich nennen.“ Eduard Brauer. 4*

10. Freiburger Lesebuch - S. 60

1912 - Freiburg im Breisgau : Troemer
60 — Welsche Ohnmacht kam zu Schanden, Deutsche Kraft ist gut bestanden, Hat erstritten Sieg und Ehr! Finster drohend unserm Volke Kam von Süd die Wetterwolke, Hundertzwanzigtausend Mann. Linie, Franktireurs, Mobile Zogen keck zum Waffenspiele, Zum Entsatz von Belfort an, Frankreichs Schmach an uns zu rächen, Durch die Wacht am Rhein zu brechen In das treue Badnerland. Endlich soll das Glück sich wenden Und noch alles fröhlich enden Durch Bourbaki’s tapfre Hand! Doch die Männer von dem Rheine, Oder, Elbe, Neckar, Maine Schwuren laut vor Belforts Burg: „Eher wollen wir verderben, Bis zum letzten Manne sterben; Nimmer bricht der Feind hier durch!“ „Badner, denkt an eure Lieben, Schaut nach unsern Bergen drüben!“ Keller rief’s, ihr General. „Laßt sie nicht die Heimat schänden!“ Und es scholl von allen Enden: „Eh den Tod, als diese Qual!“ Werder, kühn und kriegserfahren, Ordnet trefflich seine Scharen Von Frahier bis Mömpelgard; Und im Rücken um die Feste Schließet Treskow auf das Beste Seinen Ring von Eisen hart. Mag der Feind jetzt zornig stürmen, Gott im Himmel wird uns schirmen, Schirmen deutsches Heldenblut; Bei dem Tanz der blauen Bohnen, Bei dem Brüllen der Kanonen, Da bewährt sich deutscher Mut!
   bis 10 von 29 weiter»  »»
29 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 29 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 3
1 3
2 0
3 3
4 0
5 6
6 0
7 7
8 2
9 3
10 1
11 0
12 0
13 0
14 0
15 0
16 0
17 0
18 5
19 0
20 0
21 0
22 0
23 0
24 1
25 0
26 0
27 0
28 4
29 0
30 0
31 1
32 0
33 3
34 0
35 0
36 5
37 18
38 4
39 1
40 0
41 0
42 0
43 1
44 0
45 2
46 0
47 0
48 0
49 0

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 0
1 21
2 0
3 2
4 10
5 39
6 6
7 3
8 4
9 5
10 0
11 1
12 14
13 29
14 0
15 0
16 10
17 38
18 0
19 10
20 1
21 12
22 0
23 17
24 5
25 5
26 2
27 0
28 3
29 0
30 0
31 0
32 4
33 0
34 0
35 0
36 2
37 2
38 2
39 16
40 4
41 2
42 6
43 1
44 0
45 15
46 4
47 0
48 7
49 11
50 0
51 6
52 1
53 0
54 10
55 0
56 0
57 0
58 9
59 12
60 0
61 2
62 0
63 0
64 0
65 3
66 1
67 0
68 2
69 5
70 10
71 1
72 7
73 19
74 0
75 6
76 55
77 50
78 0
79 1
80 16
81 1
82 9
83 3
84 1
85 7
86 0
87 17
88 0
89 0
90 0
91 15
92 25
93 0
94 24
95 2
96 2
97 0
98 8
99 0

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 6
1 0
2 3
3 0
4 1
5 0
6 4
7 0
8 0
9 0
10 0
11 0
12 3
13 3
14 0
15 0
16 0
17 1
18 0
19 0
20 0
21 0
22 0
23 0
24 0
25 8
26 1
27 0
28 3
29 0
30 0
31 1
32 1
33 3
34 0
35 0
36 2
37 0
38 0
39 1
40 0
41 1
42 1
43 1
44 0
45 0
46 0
47 1
48 0
49 1
50 3
51 6
52 2
53 0
54 0
55 0
56 0
57 0
58 0
59 0
60 0
61 1
62 0
63 0
64 1
65 0
66 0
67 0
68 0
69 0
70 0
71 1
72 2
73 0
74 0
75 0
76 0
77 0
78 0
79 0
80 0
81 20
82 0
83 0
84 0
85 0
86 0
87 0
88 0
89 2
90 0
91 0
92 0
93 0
94 0
95 1
96 7
97 1
98 0
99 0
100 5
101 0
102 2
103 0
104 0
105 1
106 1
107 0
108 0
109 0
110 0
111 0
112 1
113 0
114 1
115 0
116 3
117 0
118 0
119 2
120 0
121 1
122 0
123 0
124 0
125 0
126 0
127 0
128 0
129 0
130 0
131 2
132 0
133 1
134 0
135 0
136 1
137 0
138 0
139 0
140 0
141 3
142 4
143 1
144 0
145 1
146 0
147 0
148 0
149 0
150 0
151 1
152 0
153 0
154 0
155 0
156 1
157 0
158 0
159 0
160 0
161 0
162 0
163 0
164 0
165 0
166 0
167 0
168 0
169 1
170 0
171 0
172 1
173 0
174 0
175 1
176 0
177 0
178 0
179 0
180 0
181 0
182 0
183 2
184 0
185 0
186 0
187 0
188 2
189 0
190 0
191 1
192 0
193 0
194 0
195 0
196 3
197 0
198 0
199 1