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1. Freiburger Lesebuch - S. 23

1912 - Freiburg im Breisgau : Troemer
— 23 — des Bodens. Auf den Höhen der Berge die strengen Schwarzwaldtannen, an den Abhängen vielfach mit Laubholz untermischt, der Fuß des Gebirgs von reichen Weinbergen und üppigen Obstgärten umsäumt, die Ebene mit reichen Feldern und fetten Wiesenmatten ausgekleidet, dem Rand der Berge entlang eine Kette von Dörfern, meist uralten Stätten menschlicher Kultur und mitten hinein die Stadt Freiburg hingelagert! Edmund Rebmann. Die Lage von frewurg. i. Für das gedeihliche Bestehen landwirtschaftlicher Siedlungen ist vor allem fruchtbarer Boden erforderlich, dem der Himmel genügend Wärme und Feuchtigkeit spendet zum Wachsen und Reifen der Nutzpflanzen aller Art. Weiter ist noch nötig eine ausreichende Menge Wassers für den Gebrauch von Menschen und Tieren, endlich eine solche Gestaltung der nächsten Umgebung, daß sie Schutz gewährt vor feindlichen Naturgewalten, wie Überschwemmung, Schneebruch oder Bergsturz. Für die Lage der Städte sind teilweise andere Bedingungen entscheidend. Da der Stadtbewohner seine Nahrungsmittel und manches andere, dessen er bedarf, vom Lande, oft sogar aus weiter Ferne bezieht, so kommt für ihn die Fruchtbarkeit des Bodens in der nächsten Umgebung nicht zuerst in Frage. Wohl aber ist auch für ihn sehr wichtig die Wasserversorgung und der Schutz vor Naturgewalten. Dazu kommt aber noch als etwas besonders Notwendiges die Möglichkeit eines leichten Verkehrs dnrck) gute Wege nach allen Richtungen und endlich die Sicherheit vor feindlichen Überfällen im Krieg. In jeder Hinsicht ist Freiburg begünstigt durch seine Lage, und so erscheint es gut verständlich, daß diese Stadt schon bald nach ihrer Gründung zu hoher Blüte gelangte und in der Gegenwart für eine weite Umgebung der wichtige, beherrschende Mittelpunkt werden konnte im Handel und in allen Bestrebungen hohem Fortschritts. Die Stelle, auf der die Stadt liegt, ist nichts anderes als der mächtige Schuttkegel, den die Dreisam beim Austritt aus ihrem Schwarzwaldtal in die weite Rheiuebene abgelagert hat. Die Oberfläche dieser lockeren Flußgeschiebe hat ein starkes Gefälle von Osten nach Westen. Das ist für den Zu- und Abfluß des Wafsers und die Reinigung der Stadt überaus günstig. In den Kiesmassen des nahen Dreisamtales ist ein fast unerschöpflicher Vorrat reinen Gruudwassers vorhanden, das durch große Brunnenleitungen der Stadt zugeführt wird. Alles verunreinigte Gebrauchswasser wird rasch und sicher durch eine treffliche Schwemmanlage wieder abgeführt. Dieser Umstand begünstigt die Gesundheitsverhältnisse der Bewohner in hohem Grad. Sehr wertvoll in dieser Hinsicht sind

2. Freiburger Lesebuch - S. 28

1912 - Freiburg im Breisgau : Troemer
— 28 — Alois Knittel ein Denkmal errichten. Über einem achteckigen Brunnenbecken erhebt sich ein hoher, gotisch gegliederter Pfeiler, welcher das über 3 Meter hohe Standbild des berühmten Mönches in der Tracht der Franziskaner oder Barfüßer zeigt. In nachsinnender Haltung ist Bertholdus dargestellt, die linke Hand ruht am Kinn, in der Rechten hält er ein Buch, mit dem er sich auf einen Mörser stützt. Dadurch will der Künstler wohl andeuten, daß der schwarze Berthold nicht durch Zufall und durch Versuche allein, sondern durch Nachdenken und Studium auf seine Erfindung gekommen ist. Zwei Parallelseiten des quadratischen Unterbaues zeigen Einzelheiten aus der Geschichte der Erfindung; auf der dem Rathaus zugekehrten Seite befindet sich das von zwei Löwen gehaltene Stadtwappen, darüber der Rabenkopf, der früher die städtischen Münzen zierte; die östliche Seite trägt die Inschrift: „Berthold Schwarz, Franziskanerordens, Doctor, Alchymist und Erfinder des Schießpulvers. Errichtet im Jahr 1853 zum Gedächtnis der fünften Säkularfeier.“ Hierzu ist nun freilich zu bemerken, daß Bertholdus Niger ebensowenig Berthold Schwarz heißt, als die Inschrift Albertus Magnus des einen Standbildes am Schwabentor mit Albert Groß übersetzt werden dürfte. Ferner lebte der schwarze Berthold nicht im 14. Jahrhundert, sondern zur Zeit des Grafen Konrad I., der 1236 bis 1271 regierte. Daß über die Geschichte der Erfindung des Schießpulvers soviel Unrichtiges und Ungenaues überliefert ist, hat zum Teil seinen Grund darin, daß die Freiburger Franziskanermönche im Jahre 1515 auf Verlangen des Kaisers Maximilian I. gezwungen wurden, ihr Kloster zu verlassen, weil sie sich der vom Papst Leo X. angeordneten Ordensreformation nicht unterziehen wollten. Hierbei wurden die Urkunden des Klosters zerstreut und gingen meist verloren. Nach Hansjakob. Der schwarze Berthold. Freiburg 1891. 14. Bus dem mittelalterlichen Bürgerleben. i. Die alten Freiburger waren Frühaufsteher. Sobald der Münsterturmwächter die Stunde schlug und deu frühen Morgen mit Trompetenstoß begrüßte und das Torglöcklein läutete, ließen die Wächter an den Stadttoren die schwere, eisenbeschlagene Zugbrücke, die in Ketten hing, über den tiefen Stadtgraben nieder und öffneten die mächtigen Tore. Es war auch hohe Zeit dazu. Draußen, jenseits des Stadtgrabens, warteten im Morgenzwielicht schon die Wagen der Bauern aus der Freiburger Talvogtei im Kirchzartnertal und die oben vom Schwarzwald her und aus dem Markgräflerland, der March und dem Glotter- und Elztal oder die Boten von Kolmar, Offenburg, Villiugen, Löffingen, Bonndorf

3. Freiburger Lesebuch - S. 47

1912 - Freiburg im Breisgau : Troemer
— 47 — daher Bittgänge und öffentliche Gebete um den so dringend ersehnten Frieden veranstaltet.1) In Paris konnte man den Verlust eines so wichtigen Platzes wie Freiburg nicht verschmerzen. Es wurden daher alle Anstrengungen gemacht, es wieder zu gewinnen und bei den begonnenen Friedensverhandlungen als Gewicht in die Wagschale zu werfen. So kam es, daß gerade das Jahr 1 648, in dem der langersehnte Friede endlich geschlossen wurde, für unsere Vaterstadt nochmals ein sehr kriegerisches wurde. Am 1. Juni begann eine neue Belagerung durch Franzosen und Weimaraner, die bei Haslach ihr Hauptlager hatten. Glücklicherweise wurden die Bewegungen der Feinde durch fortwährende Regengüsse, welche die Ebene tagelang in einen großen See verwandelten, sowie durch häufiges Ausreißen von Soldaten so gehemmt, daß sie sich nicht einmal auf dem oberen Schloßberg dauernd festsetzen konnten. Am Fronleichnamstag wagten es zwei Steinmetzen, wie alljährlich, die höchste Spitze des Münsterturms zu erklettern, um den Stern zu reinigen. Wie zum Hohn feuerten sie von dort ihre Pistolen in der Richtung gegen den Feind ab. Am Johannistag (24. Juni) zogen die Belagerer wieder ab. Und wenn auch die Unsicherheit immer noch fortdauerte, so kann man den Einwohnern doch den Jubel nachfühlen, mit dem sie Gott dankten, bei dieser, wie sie hoffen konnten, letzten Belagerung so glimpflich weggekommen zu sein. Der am 24. Oktober abgeschlossene westfälische Friede erfüllte denn auch jene Hoffnung. So hatte die unglückliche Stadt innerhalb 17 Jahren nicht weniger als fünf Belagerungen ausgehalten und siebenmal ihren Herrn gewechselt. Wahrlich kein beneidenswertes Schicksal, wenn man alles in Betracht zieht, was solche kriegerischen Wechselfälle mit sich bringen, Armut, Krankheit, Hungersnot, Verwüstungen, Mißhandlungen u. a. m.! Die Folgen des langen unseligen Krieges waren, wie für unser großes deutsches Vaterland, so auch für unsere Stadt und den Breisgau, nicht so schnell überwunden. Haben doch manche Gegenden Deutschlands Jahrhunderte gebraucht, bis der frühere Wohlstand wieder erreicht war. Felder und Weinberge waren auf lange verdorben, die Wälder verwüstet, die Stadt selbst entvölkert — kaum ein Fünftel der Bewohner noch übrig —, verschuldet und verarmt. Noch zwei Jahre lang dauerte der Kriegszustand mit seiner ganzen Härte fort. Schweden und Franzosen hausten unter dem Vorwand, daß die Kriegsentschädigungen noch nicht bezahlt seien, ungestört in der Umgegend weiter und nahmen das Wenige, was noch da war, mit rascher Hand weg. Waren doch alle Truppen jener Zeit auf großen Sold und reiche Beute hin zusammengeworben worden, so daß Kämpfen, Rauben und Plündern ihr Handwerk geworden war und ihnen der Frieden gar nicht gelegen kam. Zu aller Armut und aller Not aber hatten sich Unordnung, ') Bemerkt zu worden verdient, dass man 1646 wieder zum erstenmal seit langer Zeit eine öffentliche Fronleichnamsprozession durch die Strassen der Stadt zu halten wagte.

4. Freiburger Lesebuch - S. 53

1912 - Freiburg im Breisgau : Troemer
— 53 — Regierungsantritt in der Markgrafschaft Baden-Dnrlach (1746) erstreckte sich sein Wirkungskreis auf ein Gebiet von etwa 29 Geviertmeilen mit ungefähr 90000 Einwohnern. Über vierhundert Jahre war der Breisgau mit Freiburg österreichisch gewesen. Nun gelangte nach einer Trennung von sechshundert Jahren der schicksalsreiche Landstrich an das Zähringer Fürstenhaus zurück, dem die Hauptstadt Freiburg ihre Entstehung und erste Blüte verdankt. Am 15. April 1806 wurde der Breisgau in aller Form vom Hanse Baden übernommen. Im Chor des Freiburger Münsters fand eine einfache, würdige Feierlichkeit statt. Bor dem Hochaltar gab der französische General Monnard im Namen seines Kaisers die Urkunde des bedeutsamen Herrschaftswechsels m die Hände des badischen Bevollmächtigten, des Hofrats von Drais. Es geschah dies in Gegenwart sämtlicher Behörden, während vor und in dem Münster Freiwillige der Stadt, badisches Militär und eine Abteilung französischer Dragoner eine Gasse bildeten. Freiherr vcn Drais — er war der Bater des Erfinders der Laufmaschine — erwiderte auf Mouuards Rede und sagte vom neuen Landesherrn: er liebe und wolle wiederum mit Vertrauen geliebt sein. Eine Festmnsik beschloß die feierliche Handlung im Münster. Nachher bezeugten zahlreiche Standespersonen und die Hochschule dem greisen Karl Friedrich ihre Ehrfurcht, und es ward neben Festlichkeiten der Bürgerschaft eine Tafel von 80 Gedecken gehalten. Über dem Ehrenfitze des Generals Monnard prangte ein Gemälde. Es zeigte in sinniger Vereinigung das badische, zähringische und breisgauische Wappen, und man las folgenden von dem Freibnrger Dichter Johann Georg Jacobi verfaßten Sinnspruch: Die seit Jahrhunderten getrennten Schilde Vereinen wieder sich, und eines Fürsten Milde Wird nun der guten Bürger Seelen, Getrennten Ländern gleich, vermählen. Wer lange Zeit mit demselben Herrn Ehre und Leid geteilt hat, gewöhnt sich nicht von heute auf morgen an einen neuen. Viele Bürger Freiburgs beklagten anfangs schmerzlich die Losreißnng von Österreich. Aber man hatte endlich die äußere Sicherheit erlangt, der Geist der neuen Regierung machte sich wohltuend fühlbar, und so ward die Zugehörigkeit zu Baden schließlich allgemein als Gewinn empfunden. Der Breisgan mit seiner immer schöner emporblühenden und stetig wachsenden Hauptstadt wurde ein wichtiges und treues Glied des Großherzogtums Baden. Das Jahr 1811 entriß Karl Friedrich, den Weisen, seinem Volke. Dankbaren Herzens segnete auch Freibnrg das Lebenswerk des treubesorgten und milden Fürsten. Als die Bürgerschaft viel später am Franziskanerplatz das neue Rathaus erbaute, stellte sie über dem Söller desselben neben den Erzbildern dreier anderer Fürsten aus Freiburgs Geschichte auch das Standbild des ersten badischen Großherzogs auf. Möge fein Gedächtnis fortdauern in den Herzen auch derer, die nach uns kommen! Wilhelm Schlang.

5. Freiburger Lesebuch - S. 70

1912 - Freiburg im Breisgau : Troemer
— 70 — laß; Speicher und Scheune und Keller füllen sich in diesen Tagen des Segens. Am Waldrand blüht die Goldrute und die blaue Aster, auf dem Weidfelde zartgefranster Enzian, auf der Wiese die Herbstzeitlose. Und wieder neue Farben! Herab vom Gebirge kommen sie, umgekehrt wie im Lenz. Ins Grün der Blätterkronen mischt sich Rot und Gold. Es sind Fremdlinge, die gewöhnlich zuerst verfärben, die Roteiche, der wilde Wein und der Essigbaum, alle drei aus Nord-Amerika, alle drei gleich hübsch in ihrem leuchtendroten Herbstkleide. Auch die Ahornarten zeigen frühe schon sehr hübsche gelbe und rote Farbentöne. Verhältnismäßig spät erst verfärben Birke und Eibe und die Rotbuche, letztere oft erst im November. Gerade dann bieten die Spaziergänge auf den Freiburger Waldstraßen entzückende Waldbilder, die sich unauslöschlich in die schösheitstrunkene Seele prägen. Bleicher und bleicher wird die Sonne, kühler und kühler die Luft, und die Nächte immer länger und dunkler. Feuchte Nebel lagern im Tale und kriechen die Berghalden hinan. Müde fallen die Blätter von Baum und Strauch. Öde ist die Flur; der Wald verlassen. Einer Sterbenden gleicht die Erde, und ein schmerzlich Leid zuckt durch die ganze Natur. Endlich ist der Wald völlig entlaubt; die letzten Blätter hat der Sturm herabgerissen. Eichen- und Buchenstämme zeigen ihre ganze stolze Schönheit. Wo das gefallene Laub den Boden nicht bedeckt, ist ein schöner, grüner Moosteppich; Epheu klettert da und dort an den Stämmen empor, und struppige Stechpalmen machen sich breit im Unterholz. All dieses Kleingesindel freut sich, daß die hohen Herren ihrer Laubkronen beraubt sind und auch ihnen einmal die Sonne lächelt. Gierig haschen sie nach den goldenen Strahlen, um die wenigen Tage noch auszunützen, bis mit Frost und Schnee der Winter seinen grimmen Einzug hält. Karl stieriin. 32, Der Müimerlurm. Anselm Auerbach, der berühmte Maler, schreibt in seinem „Vermächtnis": „Immer werde ich des unauslöschlichen Eindruckes gedenken, wenn aus der ersehnten Heimfahrt (von Düsseldorf) bei Emmendingen die Eisenbahn den weiten Bogen beschrieb, die ganze so geliebte Lchwarzwald-kette sich ausrollte, und die feine Spitze des Freiburger Münsters in der Ferne sichtbar wurde." Welchem Freiburger erginge es nicht ähnlich? Schauen wir nicht aus allen Wanderungen durch unsere Landschaft nach diesem Wahrzeichen unserer Gegend, diesem stolzen^Zng im Antlitz unserer Stadt, nach diesem Adelsbrief aus, der unserer Heimat Boden geschicht-liche Weihe und Würde verleiht? Von dem ganzen herrlichen Bau aber ist das herrlichste der Turn: im Westen. Die stimmungsvolle Schönheit im Innern, der Reichtum

6. Freiburger Lesebuch - S. 67

1912 - Freiburg im Breisgau : Troemer
— 67 — O Dreisam, süßer Aufenthalt! O Freiburg, schöner Ort! Mich ziehet nach dein höchsten Wald Die höchste Sehnsucht fort. Nicht schrecket mich im Höllentor Der grause Felsensteg. Weit über Land und Fels empor Zum Gipfel geht mein Weg. Dein Wasser schöpf ich in der Hand, O Donau, frohe Fahrt! Verkünde nur im Morgenland Der Deutschen Sinn und Art! Du, mit dem weißen Wälderhut Und mit dem schwarzen Baud, O Mägdlein sittig, schön und gut, Grüß mir das deutsche Land. Ich muß hinauf zum schwarzen Wald So liebend und allein; Dort soll fortau mein Aufenthalt Und meine Kirche sein. Euch Bäume hat kein Mensch gestreut; Euch säte Gottes Hand; Ihr alten, hohen Tannen seid Mir meines Gottes Pfand. Durch eure fchlauken Wipfel geht Sein wunderbarer Gang, In euren grünen Zweigen weht Ein schauervoller Klaug. Das ist ein ferner Liebeston (Er klingt wohl tausend Jahr) Von Geistern, deren Zeit entfloh'n, Und deren Burg hier war. Wie schaurig hier und wie allein Im höchsten schwarzen Wald! Nicht fern kann hier die Wohnung sein Der seligsten Gestalt: Der Freiheit, die mein Herz gewann, Der süßen Heldenbraut, 5*

7. Freiburger Lesebuch - S. 69

1912 - Freiburg im Breisgau : Troemer
— 69 — winterlichen Wald mischen, höher und höher hinauf, als wollten sie dem Frühling vorausstürmen. Inzwischen haben die Birn- und Apfelbäume ihr weiß und rosenfarben Festgewand angetan, das Gras auf den Wiesen streckt sich, der Roggen bildet Halme und Ähren, das Laubdach des Waldes ist dicht geworden; längst klingt des Kuckucks neckischer Ruf. Welch eine Blütenfülle allüberall! Und wenn du Freude an seltenen Pflanzen hast, lieber junger Leser, so bitte deinen Lehrer darum, daß er dich einmal mitnehme an den Schönberg oder Kaiserstuhl und dir die wunderhübschen Knabenkräuter zeige oder im Gebirge die Alpenpflanzen, die daselbst heute noch Zeugnis ablegen von einer längst entschwundenen Zeit, in der bei uns ein Klima geherrscht, wie heute in den Alpen und im hohen Norden. Aber mit dem Schauen laß dir’s genügen, junger Freund, und pflücke nicht mehr ab als ein einziges Pflänzchen, wenn du eine Sammlung haben solltest, und die übrigen schone! Die Sachen werden immer seltener, und laß anderen auch eine Freude! Alles muß ein Ende nehmen hienieden, auch der schönste Frühling; doch er will nicht scheiden ohne ein besonderes Zauberstück. Noch einmal überschüttet er die Erde mit Blumen; am wüsten Dorn erblüht die lieblichste von allen, die königliche Rose. Holunder, Akazie und Ginster sind ihre Gesellschafter, und in diesem Blütenmeere stirbt der holde Lenz. Hochsommersonne. Flimmernde Hitze auf Feld und Flur; dumpfe Schwüle im Walde. Was der Frühling ausgestreut in Farbenfülle, das muß still und verborgen zur Frucht heranreifen, daß das Leben nicht ersterbe im Winter. Die Linde und die Rebe allein unter den heimischen Gehölzen spenden im Sommer ihren weichen, süßen Duft; was sonst in Gärten und Anlagen blüht, stammt aus der Fremde. Das saftige Gras der Wiesen fällt unter der Wucht der Sense, die Saat hat verblüht, aus dem Halmenmeere klingt der Wachtel lieber Schlag. Neue Farbentöne mischen sich allgemach in das dunkle Grün, die satten Farben der Früchte, deren Fülle nun zum Genuß ausgeboten werden soll. Die Kirschen beginnen den lachenden Reigen; Beeren mancherlei Art folgen in raschem Wechsel. Die Saaten färben sich goldig, in der Ebene erst, dann am Bergeshang, und harren der Sichel und der Sense. Bald streicht der Wind über die kahle Stoppel, auch der Sommer liegt im Sterben, und die Nachtigall, die um den toten Lenz noch zu klagen vermochte, schweigt und denkt an die Südlandreise. Herbst. Linde Luft und blaue Berge, und im Menschenherzen ein sanftes Heimweh. Aus der aufgepflügten Ackerscholle steigt der kräftige Erdgeruch; Sommerfäden flimmern über den Furchen; Sommerfäden schwingen sich von Baum zu Baum und flattern vom Hut des Wanderers. Saftige Birnen und rotbackige Äpfel, wohlschmeckende Pfirsiche und zartbereifte Pflaumen lachen aus dem dunkeln Laube hervor, und im Rebgelände reift die schwellende Traube. Emsige Hände pflücken und sammeln ohne Unter-

8. Freiburger Lesebuch - S. 71

1912 - Freiburg im Breisgau : Troemer
— 71 — des Chores werden zwar auch viel bewundert, doch nicht so allgemein und so uneingeschränkt als dieses Turmgebilde, das uns, Dank seiner ragenden Höhe, allenthalben grüßt und durch seine Allgegenwart auf Schritt und Tritt uns beglückt. Wie oft erfreut er uns im Alltagsleben, wenn in einer Straßenflucht sein Anblick sich plötzlich bietet! Wir haben oft nicht Zeit ihn lange zu beschauen, aber wir sind schon erlabt durch das bloße Gefühl seiner Gegenwart. Wie auch der stumme Gruß eines Freundes im Straßenlärm uns beleben kann, so der Anblick des allvertrauten Gemäuers: Gott grüße dich, du trauter, du einziger Turm! Wie schön du bist! Wie schön, daß du da bist! Woraus aber erwächst uns diese Wärme der Empfindung, dies fast persönliche Verhältnis zu einem toten Steingebilde? Ein Hauptgrund ist jedenfalls des Turmes hohes Alter. Über sechshundert Jahre steht er nun schon über unserer Stadt. Er sah ihre bescheidenen Anfänge, wie er jetzt ihr amerikanisch hastiges Wachstum sieht. Gute und schlimme Zeiten hat er mit seinen Freiburgern durchgemacht. Gar manches Mal hat froher Festesjubel ihn nmtönt; aber anch die Schrecken des Krieges hat er mehr als einmal zu seinen Füßen toben sehen. Die verschiedensten Herren sah er kommen und gehen. In der Stadt unter ihm hat es sich beständig gewandelt: er blieb der gleiche in all' den Jahrhunderten. Aus den rasch verblühenden Menschengeschlechtern ragt er ans wie ein Gebilde der Ewigkeit. Noch immer gibt es gottlob Seute unter uns, die empfänglich find für das geschichtlich Gewordene, für die ein so handgreiflicher, echter Gruß aus längst vergangenen Tagen etwas besonders Rührendes hat. Geschichtliche Weihe umschwebt für sie dies Tnrmgebilde, das längst ins Grab gesunkene Ahnen für sich und auch für uns gebaut. Und diese weihevolle Stimmung wird noch stärker, wenn wir uns gegenwärtig halte», unter welchen besonderen Umständen unsere Vorfahren diesen Turin zu stände brachten. Auch für die jetzige Große der Stadt ist das Münster ein gewaltiger Bau: aber nun gar für das kleine Gemeinwesen, das am Martinstor und Karlsplatz, am Bertholdsgymnasium und Schwabentor seine Grenzen hatte! Und Freiburg war damals keine freie Reichsstadt, keine Residenz eines mächtigen Bischofs wie etwa Basel, nicht im Besitz einer blühenden Hochschule, kein Mittelpunkt des gewerblichen Lebens, nicht günstig am Weltverkehr gelegen wie Straßburg oder Frankfurt. Nein, ein recht bescheidenes Landstädtchen mit beschränkten Mitteln, die Residenz eines mit ewiger Geldnot ringenden Grafengeschlechts und obendrein durch kriegerische Schicksale, durch Unfrieden in der Bürgerschaft schwer heimgesucht. Und dieses Städtleiu von wenigen tausend Einwohnern getraute sich ein so überaus kostbares und großes Gotteshaus aufzuführen! Was sind, verglichen damit, alle Leistungen der heutigen Stadtgemeinde, selbst das prächtige Theater mit inbegriffen? _ Lust am Bnueu ist allen Hcrrcnirnturcn eigen; sie ist die oberste Herrscherleidenschstft zu allen Zeiten gewesen. Wer noch je Großes in der

9. Freiburger Lesebuch - S. 77

1912 - Freiburg im Breisgau : Troemer
— 77 — lieferten, gibt es hier nicht. So ist dieser gottbegnadete Klassiker der Gotik bis heute ein großer Unbekannter und wird es vermutlich auch in Zukunft bleiben. Sicher läßt sich von unserem Turmarchitekten nur das eine behaupten: er muß gleich Meister Erwin in Frankreich gelernt haben. Die Gotik, luvüber besteht heute kein Zweifel mehr, stammt ans Frankreich. Dort sind ihre Formen im Großen wie im Kleinen erfunden und zuerst angewandt worden; dort in Frankreich, dem führenden Land der mittelalterlichen Kultur, ist der neue Stil erwachsen, dessen Streben nach lichten, hohen Räumen ging, dessen Stärke die feine Anwendung von Maß und mathematischer Berechnung war. In Frankreich finden wir denn auch so ziemlich alle Formen, denen wir an unserm Turm begegnen, vorgebildet. Selbst der eigentümlichste Schmuck unserer Turmhalle, die Bildnisse der Wissenschaften über den Wandarkaden — auf deutschem Boden sonst nirgends so nachweisbar — auch er findet sich im französischen Burgund, an dem Hauptportal von Auxerre, fast genau in der gleichen Weise angebracht. Nur eines ist auf französischem Boden so nicht nachweisbar: der durchbrochene Turmhelm. Nur sehr unvollkommene Ansätze zu einem solchen finden wir an französischen Domen. Was mit dieser Kunstform des durchbrochenen Turmhelms sich leisten läßt, das hat erst die deutsche Gotik gezeigt. Alle schönen Turmpyramiden stehen auf deutschem Boden, und gerade im Hinblick auf diese deutsche Überlegenheit im Turmbau ist es begreiflich, daß man so oft den gotischen Stil als den wahrhaft deutschen, als den „teutschen" Baustil in Anspruch nehmen hört. Der Meister aber, der im deutschen Turmbau das Vollkommenste leistete, eben der nnsrige hier, wird wohl zweifellos ein deutscher Mann, nicht ein zugewanderter Franzose gewesen sein. Die Freude an vollendeten Schöpfungen der Kunst ist eine der reinsten, beglückendsten, die wir Menschen kennen. Der schönste Turm der Wett steht uns täglich, ja stündlich vor Augen: Heil uns, die wir in seinem Schatten dürfen wohnen. Fritz Baumgarten. 33. Die münlttrglotktti. In der frühesten Dämmerstunde des Morgens, wenn die ersten Frühaufsteher sich den schlaf aus den Augen reiben, erhebt schon die erste Münsterglocke ihre Stimme und läutet den „Englischen Gruß". Seit 050 Jahren nämlich hat sich in Deutschland die Sitte eingebürgert, täglich die Worte des Engels an die Jungsrau Maria in frommem Gedenken zu wiederholen, erst nur abends, später auch mittags und morgens, und dabei mit einer Glocke ein Zeichen zu geben. So entstand das „Aveläuteu" der

10. Freiburger Lesebuch - S. 121

1912 - Freiburg im Breisgau : Troemer
— 121 — Zugang, die Straße am Schönberg entlang von Norsingen-Schallstadt her, befestigte er durch eine Schanze auf dem Bohl ob Ebringen und eine zweite stärkere Schanze auf der Höhe ob Leutersberg, die heute noch davon Schanzbuck heißt. Auf dem Batzenberg bei Schallstadt hatte Turenne nach einem vergeblichen, blutig zurückgewiesenen Angriff auf Mercys Befestigungen sein Lager geschlagen. Als nun Conde sich mit ihm vereinigte, beschloß dieser aufs neue, die Schanzen ob Ebringen anzugreifen, während Turenne über Kirchhofen, Ehrenstetten und Wittnau ins Hexental und damit in Mercys Stellung bei Freiburg einbrechen sollte. Aber wenn auch Conde mit großen Verlusten die Bayern zur Aufgabe der Schanze nötigte, vermochte doch Turenne mit den weimarischen Regimentern nicht den beim heutigen Jesuitenschloß tapfer Stand haltenden Mercy zu überraschen. Vielmehr konnte Mercy sich unbehelligt auf den Schlierberg und die Wonn-halde bei Freiburg zurückziehen und wies von dort aus das wieder vereinigte französische Heer so nachdrücklich zurück, daß die Franzosen keinen neuen Angriff mehr wagten, sondern nur Mercy mittelst eines Zugs durchs Glottertal nach St. Peter den Rückzug naeh -F-yeibttrg abzuschneiden suchten. Allein auch hier kam ihnen Mercy zuvor, und sie mußten nach solchen schweren Verlusten unverrichteter Dinge nach Norden ziehen und den Breisgau verlassen. Es ist also hier am Schönberg und bei Freiburg eine folgenschwere Entscheidungsschlacht geschlagen worden. Lange waren die Gebeine der Gefallenen in einer Kapelle am Bohl bei Ebringen aufbewahrt, als aber allerlei Aberglaube mit ihnen getrieben ward, bestattete man sie zur Erde. Noch zeugt das „Schlachtenkreuz“ am Bohl von diesen Kämpfen. So sehen wir denn in unserem Schönberg, von dessen leicht erreichbarer Höhe wir so gern auf das liebe Freiburg und seine wunderschöne Umgebung herabschauen, eine in jeder Beziehung hochbedeutsame Stätte. Sein Gestein, seine Pflanzenwelt, seine uralte, wechselvolle Geschichte machen ihn uns gleichmäßig lieb und wert. Mögen seine Wälder und Halden niemals mehr von feindlichem Schlachtgeschrei und Geschützdonner widerhallen! Fridrich pfaff. 57. St. Georgen. Vor langer, langer Zeit, als die Bewohner des Breisgaus noch Heiden waren, fuhr ein feuriger Drache über das Dorf Ebringen und verschwand am südlichen Schönberg in einer Höhle. Das Volk verehrte ihn als Götzen und brachte ihm Menschenopfer dar. Das Los traf schließlich auch die junge, liebliche Tochter des Fürsten, der auf der Schneeburg saß. Am Fuße des Schönbergs aber wohnte zu dieser Zeit ein junger Ritter, der sich heimlich zum Christentum bekannte. Als er von dem schrecklichen Schicksal der Fürstentochter hörte, faßte er sogleich den kühnen Entschluß, den gewaltigen Drachen zu töten. Wohlgepanzert, den starken Speer in
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