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1. Freiburger Lesebuch - S. 23

1912 - Freiburg im Breisgau : Troemer
— 23 — des Bodens. Auf den Höhen der Berge die strengen Schwarzwaldtannen, an den Abhängen vielfach mit Laubholz untermischt, der Fuß des Gebirgs von reichen Weinbergen und üppigen Obstgärten umsäumt, die Ebene mit reichen Feldern und fetten Wiesenmatten ausgekleidet, dem Rand der Berge entlang eine Kette von Dörfern, meist uralten Stätten menschlicher Kultur und mitten hinein die Stadt Freiburg hingelagert! Edmund Rebmann. Die Lage von frewurg. i. Für das gedeihliche Bestehen landwirtschaftlicher Siedlungen ist vor allem fruchtbarer Boden erforderlich, dem der Himmel genügend Wärme und Feuchtigkeit spendet zum Wachsen und Reifen der Nutzpflanzen aller Art. Weiter ist noch nötig eine ausreichende Menge Wassers für den Gebrauch von Menschen und Tieren, endlich eine solche Gestaltung der nächsten Umgebung, daß sie Schutz gewährt vor feindlichen Naturgewalten, wie Überschwemmung, Schneebruch oder Bergsturz. Für die Lage der Städte sind teilweise andere Bedingungen entscheidend. Da der Stadtbewohner seine Nahrungsmittel und manches andere, dessen er bedarf, vom Lande, oft sogar aus weiter Ferne bezieht, so kommt für ihn die Fruchtbarkeit des Bodens in der nächsten Umgebung nicht zuerst in Frage. Wohl aber ist auch für ihn sehr wichtig die Wasserversorgung und der Schutz vor Naturgewalten. Dazu kommt aber noch als etwas besonders Notwendiges die Möglichkeit eines leichten Verkehrs dnrck) gute Wege nach allen Richtungen und endlich die Sicherheit vor feindlichen Überfällen im Krieg. In jeder Hinsicht ist Freiburg begünstigt durch seine Lage, und so erscheint es gut verständlich, daß diese Stadt schon bald nach ihrer Gründung zu hoher Blüte gelangte und in der Gegenwart für eine weite Umgebung der wichtige, beherrschende Mittelpunkt werden konnte im Handel und in allen Bestrebungen hohem Fortschritts. Die Stelle, auf der die Stadt liegt, ist nichts anderes als der mächtige Schuttkegel, den die Dreisam beim Austritt aus ihrem Schwarzwaldtal in die weite Rheiuebene abgelagert hat. Die Oberfläche dieser lockeren Flußgeschiebe hat ein starkes Gefälle von Osten nach Westen. Das ist für den Zu- und Abfluß des Wafsers und die Reinigung der Stadt überaus günstig. In den Kiesmassen des nahen Dreisamtales ist ein fast unerschöpflicher Vorrat reinen Gruudwassers vorhanden, das durch große Brunnenleitungen der Stadt zugeführt wird. Alles verunreinigte Gebrauchswasser wird rasch und sicher durch eine treffliche Schwemmanlage wieder abgeführt. Dieser Umstand begünstigt die Gesundheitsverhältnisse der Bewohner in hohem Grad. Sehr wertvoll in dieser Hinsicht sind

2. Freiburger Lesebuch - S. 47

1912 - Freiburg im Breisgau : Troemer
— 47 — daher Bittgänge und öffentliche Gebete um den so dringend ersehnten Frieden veranstaltet.1) In Paris konnte man den Verlust eines so wichtigen Platzes wie Freiburg nicht verschmerzen. Es wurden daher alle Anstrengungen gemacht, es wieder zu gewinnen und bei den begonnenen Friedensverhandlungen als Gewicht in die Wagschale zu werfen. So kam es, daß gerade das Jahr 1 648, in dem der langersehnte Friede endlich geschlossen wurde, für unsere Vaterstadt nochmals ein sehr kriegerisches wurde. Am 1. Juni begann eine neue Belagerung durch Franzosen und Weimaraner, die bei Haslach ihr Hauptlager hatten. Glücklicherweise wurden die Bewegungen der Feinde durch fortwährende Regengüsse, welche die Ebene tagelang in einen großen See verwandelten, sowie durch häufiges Ausreißen von Soldaten so gehemmt, daß sie sich nicht einmal auf dem oberen Schloßberg dauernd festsetzen konnten. Am Fronleichnamstag wagten es zwei Steinmetzen, wie alljährlich, die höchste Spitze des Münsterturms zu erklettern, um den Stern zu reinigen. Wie zum Hohn feuerten sie von dort ihre Pistolen in der Richtung gegen den Feind ab. Am Johannistag (24. Juni) zogen die Belagerer wieder ab. Und wenn auch die Unsicherheit immer noch fortdauerte, so kann man den Einwohnern doch den Jubel nachfühlen, mit dem sie Gott dankten, bei dieser, wie sie hoffen konnten, letzten Belagerung so glimpflich weggekommen zu sein. Der am 24. Oktober abgeschlossene westfälische Friede erfüllte denn auch jene Hoffnung. So hatte die unglückliche Stadt innerhalb 17 Jahren nicht weniger als fünf Belagerungen ausgehalten und siebenmal ihren Herrn gewechselt. Wahrlich kein beneidenswertes Schicksal, wenn man alles in Betracht zieht, was solche kriegerischen Wechselfälle mit sich bringen, Armut, Krankheit, Hungersnot, Verwüstungen, Mißhandlungen u. a. m.! Die Folgen des langen unseligen Krieges waren, wie für unser großes deutsches Vaterland, so auch für unsere Stadt und den Breisgau, nicht so schnell überwunden. Haben doch manche Gegenden Deutschlands Jahrhunderte gebraucht, bis der frühere Wohlstand wieder erreicht war. Felder und Weinberge waren auf lange verdorben, die Wälder verwüstet, die Stadt selbst entvölkert — kaum ein Fünftel der Bewohner noch übrig —, verschuldet und verarmt. Noch zwei Jahre lang dauerte der Kriegszustand mit seiner ganzen Härte fort. Schweden und Franzosen hausten unter dem Vorwand, daß die Kriegsentschädigungen noch nicht bezahlt seien, ungestört in der Umgegend weiter und nahmen das Wenige, was noch da war, mit rascher Hand weg. Waren doch alle Truppen jener Zeit auf großen Sold und reiche Beute hin zusammengeworben worden, so daß Kämpfen, Rauben und Plündern ihr Handwerk geworden war und ihnen der Frieden gar nicht gelegen kam. Zu aller Armut und aller Not aber hatten sich Unordnung, ') Bemerkt zu worden verdient, dass man 1646 wieder zum erstenmal seit langer Zeit eine öffentliche Fronleichnamsprozession durch die Strassen der Stadt zu halten wagte.

3. Freiburger Lesebuch - S. 49

1912 - Freiburg im Breisgau : Troemer
— 49 — 2i. Jsus frciburgs Ecidcnstagcn im Jahre 1713. Als am 11. Juni 1698 die Franzosen Frciburg verließen, worin sie zwei Jahrzehnte lang als Herren geschaltet und gewaltet hatten, da atmeten die Bürger erleichtert aus. Sie waren österreichisch wie zuvor und wünschten sich unter kaiserlichem Schutz nichts sehnlicher als einen immerwährenden Frieden. Aber es geschah damals unter den Großen dieser Welt, daß sie aus wachsender Ländersucht das Wohl der Völker aufs Spiel setzten. Im Jahre 17]3 war abermals Krieg, weil Frankreich nicht leiden wollte, daß die deutsche und die spanische Krone aus einem Habsburger Haupte vereinigt sei, wie es unter Kaiser Karl dem Fünften gewesen war. Auch die Schrecknisse der neuen Staatenhändel verbreiteten sich über den doch so oft schwer heimgesuchten Breisgau, und als man den 26. September 1713 schrieb, waren die Freiburger nicht viel besser d'ran als ein Mänslein in der Falle. Denn vor den Toren der Stadt stand Marschall Villars, ein französischer Feldherr, mit 150000 Mann; verteidigt aber wurde Frei bürg nur von 10000 österreichischen Kriegern, die allerdings einen Helden zum Führer hatten: den Feldmarschalleutuant Amadeus Ferdinand v. Harsch Man braucht kein großer Rechenkünstler zu sein, um herauszubekommen, aus welcher Seite die Übermacht lag — bei Franzmännern oder Österreichern. Nun war unser Freiburg damals rings von Mauern jmd Bollwerken umgeben, und drei starke Schlösser sahen trutzig vom Schloßberg herunter, seit Frankreich die Stadt nach Plänen seines Kriegsbaumeisters Vauban in eine Festung ersten Ranges verwandelt hatte. Aber die Belagerer ließen jetzt durch elsässische Baue«! die Wasserleitung abgraben, schoben ihre Lausgräben immer weiter vor und fingen am 5. Oktober an, die Festung zu beschießen. Die öster- reichischen Kanonen blieben die Antwort nicht schuldig, und hüben und drüben mehrten sich die Verluste. Aber auch die Erbitterung wuchs aus beiden Seiten, und immer heißer wurde um die äußeren Befestigungswerke gerungen. Trotz allen Löwenmuts mußten die Verteidiger sich schließlich ans die innere Festung zurückziehen, und mit Zittern sahen die Freiburger nun dem 1. November entgegen, denn es hieß: Villars werde die Stadt erstürmen lassen. Was war dann das Schicksal der Bewohner, der kriegs- nngeübten Männer, der wehrlosen Frauen und Kinder? Der gefürchtete Tag erschien. In der Morgenfrühe kündigte der Feitungskommandant dem Rate an, daß er die Stadt nicht länger zu halten vermöge. Wenn er mit seinem schwachen Häuflein nach der oberen Festung am Schloßberg abgezogen sei — aber auf keinen Fall früher — möge die Bürgerschaft mit dem Feinde verhandeln. Kaum hatten nun die Kaiserlichen Freiburg verlassen, so entstand unter den Einwohnern allgemeine Verwirrung, (befangene Franzosen benützten den Augenblick, schlecht behütetem Gewahrsam zu entrinnen und liefen drohend umher. Die an den französischen Befehlshaber entsandten Boten konnten nicht nach außen 4

4. Freiburger Lesebuch - S. 70

1912 - Freiburg im Breisgau : Troemer
— 70 — laß; Speicher und Scheune und Keller füllen sich in diesen Tagen des Segens. Am Waldrand blüht die Goldrute und die blaue Aster, auf dem Weidfelde zartgefranster Enzian, auf der Wiese die Herbstzeitlose. Und wieder neue Farben! Herab vom Gebirge kommen sie, umgekehrt wie im Lenz. Ins Grün der Blätterkronen mischt sich Rot und Gold. Es sind Fremdlinge, die gewöhnlich zuerst verfärben, die Roteiche, der wilde Wein und der Essigbaum, alle drei aus Nord-Amerika, alle drei gleich hübsch in ihrem leuchtendroten Herbstkleide. Auch die Ahornarten zeigen frühe schon sehr hübsche gelbe und rote Farbentöne. Verhältnismäßig spät erst verfärben Birke und Eibe und die Rotbuche, letztere oft erst im November. Gerade dann bieten die Spaziergänge auf den Freiburger Waldstraßen entzückende Waldbilder, die sich unauslöschlich in die schösheitstrunkene Seele prägen. Bleicher und bleicher wird die Sonne, kühler und kühler die Luft, und die Nächte immer länger und dunkler. Feuchte Nebel lagern im Tale und kriechen die Berghalden hinan. Müde fallen die Blätter von Baum und Strauch. Öde ist die Flur; der Wald verlassen. Einer Sterbenden gleicht die Erde, und ein schmerzlich Leid zuckt durch die ganze Natur. Endlich ist der Wald völlig entlaubt; die letzten Blätter hat der Sturm herabgerissen. Eichen- und Buchenstämme zeigen ihre ganze stolze Schönheit. Wo das gefallene Laub den Boden nicht bedeckt, ist ein schöner, grüner Moosteppich; Epheu klettert da und dort an den Stämmen empor, und struppige Stechpalmen machen sich breit im Unterholz. All dieses Kleingesindel freut sich, daß die hohen Herren ihrer Laubkronen beraubt sind und auch ihnen einmal die Sonne lächelt. Gierig haschen sie nach den goldenen Strahlen, um die wenigen Tage noch auszunützen, bis mit Frost und Schnee der Winter seinen grimmen Einzug hält. Karl stieriin. 32, Der Müimerlurm. Anselm Auerbach, der berühmte Maler, schreibt in seinem „Vermächtnis": „Immer werde ich des unauslöschlichen Eindruckes gedenken, wenn aus der ersehnten Heimfahrt (von Düsseldorf) bei Emmendingen die Eisenbahn den weiten Bogen beschrieb, die ganze so geliebte Lchwarzwald-kette sich ausrollte, und die feine Spitze des Freiburger Münsters in der Ferne sichtbar wurde." Welchem Freiburger erginge es nicht ähnlich? Schauen wir nicht aus allen Wanderungen durch unsere Landschaft nach diesem Wahrzeichen unserer Gegend, diesem stolzen^Zng im Antlitz unserer Stadt, nach diesem Adelsbrief aus, der unserer Heimat Boden geschicht-liche Weihe und Würde verleiht? Von dem ganzen herrlichen Bau aber ist das herrlichste der Turn: im Westen. Die stimmungsvolle Schönheit im Innern, der Reichtum

5. Freiburger Lesebuch - S. 63

1912 - Freiburg im Breisgau : Troemer
— 63 — Diese Truppenabteilung hatte den Auftrag, am Oberrhein zu „demonstrieren", das heißt die Franzosen glauben zu machen, daß das südliche Baden noch von Truppen besetzt sei. Diese Aufgabe löste die Abteilung glänzend, indem sie bald in Freiburg, bald in Müllheim, bald in Lörrach auftauchte und durch Anzünden von Biwakfeuern allenthalben den Franzosen jenseits des Rheins die Anwesenheit zahlreicher Truppen in hiesiger Gegend vorspiegelte. Jedesmal, wenn die Württembergs wieder nach Freibnrg kamen, erhielten die Schüler frei, um die Truppen sehen zu können. In dieser Zeit tauchte das Lied „Die Wacht am Rhein" auf. Wohl nur wenige hatten es vorher gelaunt; wie über Nacht aber wurde es Gemeingut aller. Jedermann begeisterte sich an den Klängen des herrlichen Liedes. Im September, als wir schon Ferien hatten, verbreitete sich die Nachricht, daß man das Bombardement von Straßburg von der St. Katharinenkapelle auf dem Kaiserstuhl in hellen Nächten sehen könne. Natürlich machten wir Juugens uns auf den Weg dahin und beobachteten mehrfach, wie die feurigen Bomben in hohem Bogen in die belagerte Stadt geschleudert wurden. Auflodernder Feuerschein am Horizont ließ gleich darauf ihre Wirkung erkennen. Nachdem Straßbnrg am 28. September kapituliert hatte, machten wir mit uuserem Klassenlehrer einen Ausflug dahiu. Wir bekamen einen lebendigen Eindruck von den schweren Zeiten, die die Stadt hatte durch-machen müssen; die ganze Steinstraße brannte noch, und ein Bild völliger Verwüstung bot die in Trümmer geschossene Citadelle. Im Spätherbst, als die Schule längst wieder begonnen hatte, kamen wieder einmal Truppeu nach Freiburg. Es waren preußische Laudwehrbatailloue von der äußersten Ostgrenze, die mit zur Belagerung der Festuug Belfort bestimmt waren. Sie trafen mit der Eisenbahn ein und blieben mehrere Tage hier im Quartier. Stramme, bärtige Gestalten, die mit ihrem littanischen, ostpreußischen und poluischeu Dialekt vou den Freiburgern schwer verstanden wurden, was aber aus Gegenseitigkeit beruhte. Dies tat einem guten Einvernehme» jedoch keinerlei Eintrag. Unsern Markgräfler Wein ließen sie sich besonders gut schmecken. Dann kamen eines schönen Wintertags lange Munitionskolonnen hier durchmarschiert mit Geschossen fast so groß wie Znckerhüte. Sie waren ebenfalls für die Belagerung von Belfort bestimmt. Zwischendurch kamen ganze Eisenbahntransporte von Verwundeten an. Sie wurden in der Festhalle untergebracht, wo ein Lazarett errichtet war. In langen Reihen lagen sie in diesem Raunt, der heute dem Gesang und Frohsinn dient. Unvergeßlich sind mir die Momente geblieben, wo Siegesdepeschen vom Kriegsschauplatz hier ankamen. Sie wurden am Bahnhof ausgehängt, eine große, freudig erregte Menschenmenge drängte sich dort. So entsinne ich mich noch, welch ungeheure Begeisterung herrschte, als die Nachricht vom Sieg bei Sedan und der Gefangennnahme Napoleons eintraf. Die

6. Freiburger Lesebuch - S. 69

1912 - Freiburg im Breisgau : Troemer
— 69 — winterlichen Wald mischen, höher und höher hinauf, als wollten sie dem Frühling vorausstürmen. Inzwischen haben die Birn- und Apfelbäume ihr weiß und rosenfarben Festgewand angetan, das Gras auf den Wiesen streckt sich, der Roggen bildet Halme und Ähren, das Laubdach des Waldes ist dicht geworden; längst klingt des Kuckucks neckischer Ruf. Welch eine Blütenfülle allüberall! Und wenn du Freude an seltenen Pflanzen hast, lieber junger Leser, so bitte deinen Lehrer darum, daß er dich einmal mitnehme an den Schönberg oder Kaiserstuhl und dir die wunderhübschen Knabenkräuter zeige oder im Gebirge die Alpenpflanzen, die daselbst heute noch Zeugnis ablegen von einer längst entschwundenen Zeit, in der bei uns ein Klima geherrscht, wie heute in den Alpen und im hohen Norden. Aber mit dem Schauen laß dir’s genügen, junger Freund, und pflücke nicht mehr ab als ein einziges Pflänzchen, wenn du eine Sammlung haben solltest, und die übrigen schone! Die Sachen werden immer seltener, und laß anderen auch eine Freude! Alles muß ein Ende nehmen hienieden, auch der schönste Frühling; doch er will nicht scheiden ohne ein besonderes Zauberstück. Noch einmal überschüttet er die Erde mit Blumen; am wüsten Dorn erblüht die lieblichste von allen, die königliche Rose. Holunder, Akazie und Ginster sind ihre Gesellschafter, und in diesem Blütenmeere stirbt der holde Lenz. Hochsommersonne. Flimmernde Hitze auf Feld und Flur; dumpfe Schwüle im Walde. Was der Frühling ausgestreut in Farbenfülle, das muß still und verborgen zur Frucht heranreifen, daß das Leben nicht ersterbe im Winter. Die Linde und die Rebe allein unter den heimischen Gehölzen spenden im Sommer ihren weichen, süßen Duft; was sonst in Gärten und Anlagen blüht, stammt aus der Fremde. Das saftige Gras der Wiesen fällt unter der Wucht der Sense, die Saat hat verblüht, aus dem Halmenmeere klingt der Wachtel lieber Schlag. Neue Farbentöne mischen sich allgemach in das dunkle Grün, die satten Farben der Früchte, deren Fülle nun zum Genuß ausgeboten werden soll. Die Kirschen beginnen den lachenden Reigen; Beeren mancherlei Art folgen in raschem Wechsel. Die Saaten färben sich goldig, in der Ebene erst, dann am Bergeshang, und harren der Sichel und der Sense. Bald streicht der Wind über die kahle Stoppel, auch der Sommer liegt im Sterben, und die Nachtigall, die um den toten Lenz noch zu klagen vermochte, schweigt und denkt an die Südlandreise. Herbst. Linde Luft und blaue Berge, und im Menschenherzen ein sanftes Heimweh. Aus der aufgepflügten Ackerscholle steigt der kräftige Erdgeruch; Sommerfäden flimmern über den Furchen; Sommerfäden schwingen sich von Baum zu Baum und flattern vom Hut des Wanderers. Saftige Birnen und rotbackige Äpfel, wohlschmeckende Pfirsiche und zartbereifte Pflaumen lachen aus dem dunkeln Laube hervor, und im Rebgelände reift die schwellende Traube. Emsige Hände pflücken und sammeln ohne Unter-

7. Freiburger Lesebuch - S. 43

1912 - Freiburg im Breisgau : Troemer
— 43 große Niederlage. Im Breisgau mußten sie sich zwei Monate später dem Erzherzog Ferdinand auf Gnade und Ungnade ergeben; sie mußten die Waffen abliefern, in allen Kirchen die alte Ordnung wiederherstellen, Schadenersatz leisten und die Rädelsführer zur Bestrafung übergeben. Einige Wochen später wurden auch die Klettgauer, Waldshuter und Hauensteiner zur Unterwerfung gebracht und schwer bestraft. Im Frankenland hatten schon am 2. Juni 1525 die Bauern eine vernichtende Niederlage bei Königshofen erlitten, und auch über sie wurde ein hartes Strafgericht verhängt. So war gegen Ende des Jahres 1525 überall die Empörung erstickt. Meist wurden die Lasten des Bauernstandes nicht erleichtert, sondern nur vergrößert. Nur wenige Herren, so Markgraf Ernst von Baden und besonders sein Bruder, der Markgraf Philipp, zogen aus den überstandenen schlimmen Zeiten eine Lehre, indem sie das Los der Bauern milderten und einige der drückendsten Abgaben nachließen. H. 19. Freiburg im dreißigjährigen Krieg. Zu keiner Zeit wohl herrschte in unserem deutschen Vaterland mehr Elend als im dreißigjährigen Krieg. Auch unser schöner Breisgau und Freiburg, die Perle desselben, hatten viel darunter zu leiden. Freilich erst in der zweiten Hälfte jenes männermordenden Kampfes nahten sich die Schrecken desselben auch unserer Gegend, als nach der Schlacht bei Breitenfeld (1631) ganz Süddeutschland dem schwedischen Eroberer offen stand. Als im Jahr 1632 die Gefahr, daß. der Feind herankomme, immer größer wurde, setzte man, so gut es in der Eile ging, die Wälle in Verteidigungszustand und verschanzte auf dem Schloßberg die Reste des ehemaligen alten Schlosses, die sogenannte Burghalde (jetzt Kanonenplatz und Ludwigshöhe). Aber im allgemeinen waren die Befestigungswerke, aus alter Zeit stammend und schlecht unterhalten, kaum im Stande, eine regelrechte Belagerung auszuhalten. Zur Vermehrung der Schrecken wütete gerade in diesem Jahre wieder die Pest, die in jenen Zeiten öfters ein unheimlicher Gast war, in der Stadt. — Zur Verteidigung standen außer den Bürgern nur etwa 190 Studenten und ein Fähnlein der Landwehr, etwa 300 in den Waffen ungeübte Bauern, zur Verfügung. Immerhin ist es erfreulich zu sehen, wie in diesen Tagen der Not Bürger, Studenten und Bauern, sonst oft genug im Streit miteinander, mit gemeinsamen Kräften zur Verteidigung der Stadt brüderlich zusammenstanden. Gerade an Weihnachten, dem Feste des Friedens, erschienen die Schweden vor dem Mönchstor — etwa beim Herderschen Neubau an der Zähringerstraße — und tags darauf wurden schon die in der Wiehre, also außerhalb der schützenden Stadtmauern gelegenen Frauenklöster St. Katharina und Adelhausen in Brand gesteckt. Am 28. Dezember wurde auch die Burg-

8. Freiburger Lesebuch - S. 48

1912 - Freiburg im Breisgau : Troemer
— 48 — Zuchtlosigkeit und Verwilderung der Sitten allmählich in erschreckendem Maße verbreitet, Streitsucht, Händel und Unbotmäßigkeit waren an der Tagesordnung. Noch lange dauerte es, bis wirklich Ruhe und Friede zurückkehrte. Möge Gott für alle Zukunft unsere Heimatstadt und unser liebes, deutsches Vaterland vor ähnlichen Schreckenszeiten bewahren! Hermann Mayer. 20. Drei Kirchlein unter einem Dach auf dem Eorettoberg. In den -tagen des 3. bis 5. August 1644 tobte am Schönberg und Lorettoberg eine der fürchterlichsten Schlachten des dreißigjährigen Krieges. Die Bayern unter dem tapferen Feldmarschall Franz von Mercy kämpften gegen die weit zahlreicheren Truppen der Franzosen. Während des heißen Schlachtgetümmels gelobte der Freiburger Bürger und Zunft-obermeister Christoph Mang, er wolle der Mutter Gottes ein Kirchleiu auf der Statte des Kampfes errichten, wenn die Stadt ans diesen Drangsalen glückliä) errettet werde. Und er fand Erhörung. Nach hartem Kampfe mußten die Franzosen weichen. Bereitwillig stifme Mang eine größere Geldsumme zur Ausführung seines Verbrechens. Sein Freund, der Freiburger Kapuziner Schächtelin, durch dessen Bemühungen auch die Gebeine des Hl. Stadtpatrons Alexander aus den Katakomben in Rom nach Freiburg verbracht wurden, mad)te den Vorschlag, die Kapelle nach dem Vorbild der Kirche in Loretto zu erstellen. Dieser Gedanke fand begeisterte Zustimmung in der Einwohnerschaft, und alle wollten zu dem guten Werke beitragen. Die Wohlhabenden spendeten Geld, die ärmeren Leute leisteten Handarbeit. Zunächst wurde der Berg abgetragen und ein ebener Platz geschaffen. Am Josephstag 1657 wurde feierlich der Grundstein zum Gotteshaus gelegt, und bereits am 20. Oktober desselben Jahres konnte die Einweihung der drei Kirchlein unter einem Dach erfolgen, die der Mutter Gottes, der hl. Mutter Anna und dem hl. Joseph gewidmet sind. Die Jahreszahl 1657 ist noch über dem Osteiugang zu sehen. Hundert Jahre nach der Stiftung des Kirchleins, im Jahre 1744, wurde Freiburg wieder von den Franzosen belagert. König Ludwig Xv. sah am 20. Oktober 1744 mit seinem Stabe vom Lorettoberg ans der Beschießung der Stadt zu. Er stand in der Tür zur Kapelle, als plötzlich eine Kanonenkugel dicht über seinem Haupte in die Mauer sthlug. Da drohte der König, er werde das Münster zerschießen lassen, wenn man seinen Standpunkt weiter gefährde. Daraufhin gaben dann die deutschen Kanoniere auf dem Schloßberg ihren Geschossen eine andere Richtung. Zum Andenken ist in die Wand der Kapelle eine Kanonenkugel mit der Jahreszahl 1744 eingemauert H,

9. Freiburger Lesebuch - S. 50

1912 - Freiburg im Breisgau : Troemer
— 50 — gelangen. Vielleicht im nächsten Augenblick schon brach das Verhängnis über die unglückliche Stadt herein. Die Ratsherren wußten diesmal nicht Rat. Man flüchtete in die Kirchen, suchte nach sichern Verstecken, denn die Beschießung begann von neuem. Da fand die Not der Stuude einen tapfern Mann. Der junge Stadtschreiber Dr. Franz Ferdinand May ereilte mitten unter dem feindlichen Kugelregen mit dem Bildhauer Wüst nach dem zerschossenen Wall. Zwei weiße Fahnen Pflanzte er aus und kündigte damit die Unterwersnng der Bürgerschaft an. Villars erhielt nun das Schreiben des Herrn v. Harsch, worin dieser eine milde Behandlung der Stadt erbat, die unter der Beschießung ohnehin schon schwer gelitten hatte. Auch in Feiudesbrust schlägt oft ein menschenfreundliches Herz. Villars schonte der Stadt gegen Erlegung einer hohen Summe und verbot seinen Truppeu jegliche Plünderung oder sonstige Gewalttat bei Strafe des Straugs. Nach einem Waffenstillstand von vierzehn Tagen mußte auch die Festung auf dem Schloßberg sich ergeben; aber in vollen kriegerischen Ehren durfte die tapfere Besatzung abziehen. Die beiden Trnppensührer fielen einander in die Arme und laut rühmte der sieggewohnte französische Marschall seines Gegners Standhaftigkeit. Abermals war nun die Perle des südwestlichen Deutschland in französische Häudc gefallen, aus denen sie aber schon 1714 durch einen zu Rastatt geschlossenen Frieden an Österreich zurückgelangte. Der mutige Ratschreiber, dessen Geistesgegenwart eine schlimme Gefahr von Freiburg abgewendet, wurde geadelt und zum Ehrenbürger der L>tadt ernannt, und das Geschlecht der Mayer von Fahnenberg zählte zu den angesehensten im Breisgau, bis es vor etwa einem Jahrzehnt erlosch. Eine der schönsten und beliebtesten Anlagen in Freiburg heißt nach jenem Geschlechte der Fahnenbergplatz. Er liegt ungefähr da, wo am 14. Oktober 1713 die Österreicher und Franzosen am heftigsten aneinander geraten waren. Deutsche Jugend, wandelst du über diese Stätte, so gedenke der Vorzeit, ihrer Opfer und Drangsale! Und freue dich des Vaterlandes, dessen starke Wehr auch unser liebes Freiburg vor feindlichem Einfall beschirmt! Wilhelm Schlang. 22. Freiburgs Rettung. 1713. O Freiburg, Freiburg, welch’ Geschick Beschied dir das Verhängnis! Hart sitzt der Feind dir im Genick, Dein Herz ist wund und trüb dein Blick Vor Kummer und Bedrängnis.

10. Freiburger Lesebuch - S. 56

1912 - Freiburg im Breisgau : Troemer
— 56 — eine Anzahl Freiburger Gesinnungsgenossen ein mit der Aufforderung, rasch zu kommen, da die Stadt von Truppen entblößt sei, und die Einwohnerschaft die Freiheitsmänner mit Ungeduld erwarte. In Freiburg hatte sich eine Freischar von über 400 Manu gebildet. Durch Zuzug aufständischer Bauern aus der Umgegend wuchs ihre Zahl auf etwa 2000 Mann. Sie verrammelten die Tore, warfen Barrikaden aus, bemächtigten sich mit Gewalt der Sensen, die der regierungstreue Leseverein in Anbetracht der gefahrdrohenden Zeitumstände aus Mangel an Schußwaffen angeschafft hatte imd nahmen die vier Stadtkanonen weg, die im Hofe des Rathauses standen und sonst zum Salutschießen bei Prozessionen uni) Großherzogsgeburtstagsfeiern dienten. Das Freiburger Militär war nach einer anderen Garnison verlegt worden, da es ans die Seite der Aufständischen zu treten begann, und Ersatz war noch nicht eingetroffen. Nun aber rückte General Hosfmann mit Bnndestrnppen gegen die Stadt, und es kam zu heftigen Kämpfen. Die Freischärler verteidigten mit großer Tapferkeit ihre Barrikaden am Predigertor (beim heutigen Binzentiushaus), am Breisachertor (jetzt Handelsschule), am Zähringertor (in der Zähringerstraße) und in der Jesnitengaffe (heute Bertholdstraße). Aber schließlich mußten sie der Übermacht weichen. Inzwischen war Strnve mit der Sigelschen Vorhut naher gekommen. Bei Gunterstal stieß er auf die Negierungstruppen. Nach vergeblicher Unterhandlung, bei der die Aufständischen die regulären Truppen zu sich herüberzuziehen suchten, kam es am 23. und 24. April, dem Ostersonntag und -Montag zum Kamps. Die Kartätschen schlugen in die Reihen der Sensenmänner, die nach kurzem Widerstand flohen. Aber auch aus der L-eite der Truppen waren einige Mann gefallen, und jenes Kreuz im Günterstaler Wald nennt ihre Namen. Sigel selbst hatte dem Kampf nicht angewohnt. Er war zurückgeeilt, um die Pässe vou Todtnau gegen die heranrückenden Württemberger zu besetzen. Jetzt kehrte er zurück und ging von Horben aus unter fortwährendem Gefecht langsam im Walde vor. Er hoffte durch das Schwaben-tor in die Stadt einrücken zu können; als er aber dorthin kam, war es schon von den Regierungstruppen besetzt, und er mußte sich in den Wald zurückziehen. So war dieser Zug mißglückt. Die Führer entkamen glücklich über die Grenze, teils ins Elsaß, das damals ja noch französisch war, teils nach der Schweiz. Nicht viel später wurde der Dichter Georg Herwegh, der in Frankreich eine „deutsche Legion" von Republikanern gesammelt hatte und über den Rhein nach Baden gekommen war, bei Dossenbach, zwischen Schopf-Heim und dem Rhein, geschlagen und floh über die Grenze nach der Schweiz. Und als im Herbste desselben Jahres Strnve noch einmal mit einer frischen Schar landanfwärts zog, erlag er bei Staufen den Regiernngs-tnippen. Er wurde gefangen genommen und mit feinem Freunde, dem Mannheimer Schriftsteller Karl Blind, in Freiburg vor das Schwurgericht
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