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1. Freiburger Lesebuch - S. 21

1912 - Freiburg im Breisgau : Troemer
— 21 — ehrwürdiger und zu neuer Blüte sich entwickelnder Städte ist die oberrheinische Tiefebene die schönste und anziehendste aller Beckengestaltungen des alten Deutschlands, und durch ihre geschichtlichen Erinnerungen behauptet sie vor den meisten anderen Abschnitten unseres Vaterlands, ja vor den meisten Flußtälern unseres ganzen Erdteils den Vorrang. Diese großen Erinnerungen umfassen nahe an zwei Jahrtausende, innerhalb deren sie ein Hauptschauplatz weltgeschichtlicher Ereignisse und insbesondere auch der Entwicklung des deutschen Volkes war. An diesen Rheinufern blühten die Reiche der Burgunder und Nibelungen auf und später Deutschlands schöne Pfalzgrafschaft. Art ihnen erwuchsen jene Städte des Reichs, in deren Mauern entscheidende Reichs- und Kirchenversammlungen gehalten, Kaiser gewählt, gekrönt und in die Gruft versenkt, Künste und Wissenschaften gepflegt, bedeutsame, die ganze Zivilisation umgestaltende Erfindungen gemacht und Handelsgeschäfte in großartigstem Maßstabe betrieben wurden. Noch stehen als Zeugen einer gewaltigen Vergangenheit die hohen Dome und ragen mit ihren Türmen und Zinnen ehrfurchtgebietend ins weite Land hinein; von den Berghöhen schauen ernste Ruinen zur Ebene hinab und reden von dunklen Sagen uralter Tage oder von jener großen Zeit, wo diese Gaue noch der Mittelpunkt des deutschen Reichs waren, wo sich alle Macht und Kraft, aller Reichtum und alle Kunst des deutschen Volkes hier verdichtet hatten. Das alles ist anders geworden, aber das schöne Land ist geblieben und erlebt — mit Stolz können wir es sagen — zu unserer Zeit im neuen Reich eine neue, herrlichere Blüte. Nach I. Kutzen. Das deutsche Land. 10. Die Freiburger Bucht. Wer von Norden her mit der Eisenbahn das Rheintal herauffahrend sich Freiburg nähert, hat lange Zeit zu seiner Rechten den Blick in die offene freie Rheinebene, die im fernen Westen von den blauen Höhen der Vogesen abgeschlossen wird. Zur Linken liegen die mäßig hohen Vorberge des Schwarzwaldes, an deren Abhängen in reicher Zahl freundliche Dörfer aus Feldern und Wiesen und Weinbergen hervorschauen. Mit einemmal, von der Station Riegel ab, biegt die Bahn in einem großen Bogen nach Osten ab; gleichzeitig tauchen jetzt in großer Runde gegen Süden die Kammlinien des Kaiserstuhls und die Häupter der großen Schwarzwaldberge Belchen, Schauinsland, Feldberg und Kandel auf. In diesem Kranz von Bergen liegt ein Stück der Rheinebene, das man als Freiburger Bucht bezeichnet. Im Norden öffnet sich die Freiburger Bucht mit schmaler Mündung in das Rheintal, ebendorthin führt im Westen eine weitere schmale Spalte zwischen Kaiserstuhl und Tuniberg, während im Süden eine flache Erhebung zwischen Tuniberg und Schönberg, die sog. Mengener Brücke, den Abschluß bildet.

2. Freiburger Lesebuch - S. 23

1912 - Freiburg im Breisgau : Troemer
— 23 — des Bodens. Auf den Höhen der Berge die strengen Schwarzwaldtannen, an den Abhängen vielfach mit Laubholz untermischt, der Fuß des Gebirgs von reichen Weinbergen und üppigen Obstgärten umsäumt, die Ebene mit reichen Feldern und fetten Wiesenmatten ausgekleidet, dem Rand der Berge entlang eine Kette von Dörfern, meist uralten Stätten menschlicher Kultur und mitten hinein die Stadt Freiburg hingelagert! Edmund Rebmann. Die Lage von frewurg. i. Für das gedeihliche Bestehen landwirtschaftlicher Siedlungen ist vor allem fruchtbarer Boden erforderlich, dem der Himmel genügend Wärme und Feuchtigkeit spendet zum Wachsen und Reifen der Nutzpflanzen aller Art. Weiter ist noch nötig eine ausreichende Menge Wassers für den Gebrauch von Menschen und Tieren, endlich eine solche Gestaltung der nächsten Umgebung, daß sie Schutz gewährt vor feindlichen Naturgewalten, wie Überschwemmung, Schneebruch oder Bergsturz. Für die Lage der Städte sind teilweise andere Bedingungen entscheidend. Da der Stadtbewohner seine Nahrungsmittel und manches andere, dessen er bedarf, vom Lande, oft sogar aus weiter Ferne bezieht, so kommt für ihn die Fruchtbarkeit des Bodens in der nächsten Umgebung nicht zuerst in Frage. Wohl aber ist auch für ihn sehr wichtig die Wasserversorgung und der Schutz vor Naturgewalten. Dazu kommt aber noch als etwas besonders Notwendiges die Möglichkeit eines leichten Verkehrs dnrck) gute Wege nach allen Richtungen und endlich die Sicherheit vor feindlichen Überfällen im Krieg. In jeder Hinsicht ist Freiburg begünstigt durch seine Lage, und so erscheint es gut verständlich, daß diese Stadt schon bald nach ihrer Gründung zu hoher Blüte gelangte und in der Gegenwart für eine weite Umgebung der wichtige, beherrschende Mittelpunkt werden konnte im Handel und in allen Bestrebungen hohem Fortschritts. Die Stelle, auf der die Stadt liegt, ist nichts anderes als der mächtige Schuttkegel, den die Dreisam beim Austritt aus ihrem Schwarzwaldtal in die weite Rheiuebene abgelagert hat. Die Oberfläche dieser lockeren Flußgeschiebe hat ein starkes Gefälle von Osten nach Westen. Das ist für den Zu- und Abfluß des Wafsers und die Reinigung der Stadt überaus günstig. In den Kiesmassen des nahen Dreisamtales ist ein fast unerschöpflicher Vorrat reinen Gruudwassers vorhanden, das durch große Brunnenleitungen der Stadt zugeführt wird. Alles verunreinigte Gebrauchswasser wird rasch und sicher durch eine treffliche Schwemmanlage wieder abgeführt. Dieser Umstand begünstigt die Gesundheitsverhältnisse der Bewohner in hohem Grad. Sehr wertvoll in dieser Hinsicht sind

3. Freiburger Lesebuch - S. 70

1912 - Freiburg im Breisgau : Troemer
— 70 — laß; Speicher und Scheune und Keller füllen sich in diesen Tagen des Segens. Am Waldrand blüht die Goldrute und die blaue Aster, auf dem Weidfelde zartgefranster Enzian, auf der Wiese die Herbstzeitlose. Und wieder neue Farben! Herab vom Gebirge kommen sie, umgekehrt wie im Lenz. Ins Grün der Blätterkronen mischt sich Rot und Gold. Es sind Fremdlinge, die gewöhnlich zuerst verfärben, die Roteiche, der wilde Wein und der Essigbaum, alle drei aus Nord-Amerika, alle drei gleich hübsch in ihrem leuchtendroten Herbstkleide. Auch die Ahornarten zeigen frühe schon sehr hübsche gelbe und rote Farbentöne. Verhältnismäßig spät erst verfärben Birke und Eibe und die Rotbuche, letztere oft erst im November. Gerade dann bieten die Spaziergänge auf den Freiburger Waldstraßen entzückende Waldbilder, die sich unauslöschlich in die schösheitstrunkene Seele prägen. Bleicher und bleicher wird die Sonne, kühler und kühler die Luft, und die Nächte immer länger und dunkler. Feuchte Nebel lagern im Tale und kriechen die Berghalden hinan. Müde fallen die Blätter von Baum und Strauch. Öde ist die Flur; der Wald verlassen. Einer Sterbenden gleicht die Erde, und ein schmerzlich Leid zuckt durch die ganze Natur. Endlich ist der Wald völlig entlaubt; die letzten Blätter hat der Sturm herabgerissen. Eichen- und Buchenstämme zeigen ihre ganze stolze Schönheit. Wo das gefallene Laub den Boden nicht bedeckt, ist ein schöner, grüner Moosteppich; Epheu klettert da und dort an den Stämmen empor, und struppige Stechpalmen machen sich breit im Unterholz. All dieses Kleingesindel freut sich, daß die hohen Herren ihrer Laubkronen beraubt sind und auch ihnen einmal die Sonne lächelt. Gierig haschen sie nach den goldenen Strahlen, um die wenigen Tage noch auszunützen, bis mit Frost und Schnee der Winter seinen grimmen Einzug hält. Karl stieriin. 32, Der Müimerlurm. Anselm Auerbach, der berühmte Maler, schreibt in seinem „Vermächtnis": „Immer werde ich des unauslöschlichen Eindruckes gedenken, wenn aus der ersehnten Heimfahrt (von Düsseldorf) bei Emmendingen die Eisenbahn den weiten Bogen beschrieb, die ganze so geliebte Lchwarzwald-kette sich ausrollte, und die feine Spitze des Freiburger Münsters in der Ferne sichtbar wurde." Welchem Freiburger erginge es nicht ähnlich? Schauen wir nicht aus allen Wanderungen durch unsere Landschaft nach diesem Wahrzeichen unserer Gegend, diesem stolzen^Zng im Antlitz unserer Stadt, nach diesem Adelsbrief aus, der unserer Heimat Boden geschicht-liche Weihe und Würde verleiht? Von dem ganzen herrlichen Bau aber ist das herrlichste der Turn: im Westen. Die stimmungsvolle Schönheit im Innern, der Reichtum

4. Freiburger Lesebuch - S. 69

1912 - Freiburg im Breisgau : Troemer
— 69 — winterlichen Wald mischen, höher und höher hinauf, als wollten sie dem Frühling vorausstürmen. Inzwischen haben die Birn- und Apfelbäume ihr weiß und rosenfarben Festgewand angetan, das Gras auf den Wiesen streckt sich, der Roggen bildet Halme und Ähren, das Laubdach des Waldes ist dicht geworden; längst klingt des Kuckucks neckischer Ruf. Welch eine Blütenfülle allüberall! Und wenn du Freude an seltenen Pflanzen hast, lieber junger Leser, so bitte deinen Lehrer darum, daß er dich einmal mitnehme an den Schönberg oder Kaiserstuhl und dir die wunderhübschen Knabenkräuter zeige oder im Gebirge die Alpenpflanzen, die daselbst heute noch Zeugnis ablegen von einer längst entschwundenen Zeit, in der bei uns ein Klima geherrscht, wie heute in den Alpen und im hohen Norden. Aber mit dem Schauen laß dir’s genügen, junger Freund, und pflücke nicht mehr ab als ein einziges Pflänzchen, wenn du eine Sammlung haben solltest, und die übrigen schone! Die Sachen werden immer seltener, und laß anderen auch eine Freude! Alles muß ein Ende nehmen hienieden, auch der schönste Frühling; doch er will nicht scheiden ohne ein besonderes Zauberstück. Noch einmal überschüttet er die Erde mit Blumen; am wüsten Dorn erblüht die lieblichste von allen, die königliche Rose. Holunder, Akazie und Ginster sind ihre Gesellschafter, und in diesem Blütenmeere stirbt der holde Lenz. Hochsommersonne. Flimmernde Hitze auf Feld und Flur; dumpfe Schwüle im Walde. Was der Frühling ausgestreut in Farbenfülle, das muß still und verborgen zur Frucht heranreifen, daß das Leben nicht ersterbe im Winter. Die Linde und die Rebe allein unter den heimischen Gehölzen spenden im Sommer ihren weichen, süßen Duft; was sonst in Gärten und Anlagen blüht, stammt aus der Fremde. Das saftige Gras der Wiesen fällt unter der Wucht der Sense, die Saat hat verblüht, aus dem Halmenmeere klingt der Wachtel lieber Schlag. Neue Farbentöne mischen sich allgemach in das dunkle Grün, die satten Farben der Früchte, deren Fülle nun zum Genuß ausgeboten werden soll. Die Kirschen beginnen den lachenden Reigen; Beeren mancherlei Art folgen in raschem Wechsel. Die Saaten färben sich goldig, in der Ebene erst, dann am Bergeshang, und harren der Sichel und der Sense. Bald streicht der Wind über die kahle Stoppel, auch der Sommer liegt im Sterben, und die Nachtigall, die um den toten Lenz noch zu klagen vermochte, schweigt und denkt an die Südlandreise. Herbst. Linde Luft und blaue Berge, und im Menschenherzen ein sanftes Heimweh. Aus der aufgepflügten Ackerscholle steigt der kräftige Erdgeruch; Sommerfäden flimmern über den Furchen; Sommerfäden schwingen sich von Baum zu Baum und flattern vom Hut des Wanderers. Saftige Birnen und rotbackige Äpfel, wohlschmeckende Pfirsiche und zartbereifte Pflaumen lachen aus dem dunkeln Laube hervor, und im Rebgelände reift die schwellende Traube. Emsige Hände pflücken und sammeln ohne Unter-

5. Freiburger Lesebuch - S. 98

1912 - Freiburg im Breisgau : Troemer
— 98 — anlagen von der Stadtgemeinde angekauft; sie werden nicht gedüngt, und es wird dadurch der Verunreinigung des Wassers vorgebeugt. Da das Wasser durch ganz kalkarmen Boden fließt, so ist es auch ein sehr weiches Wasser, das außerordentlich wenig Kalk enthält. Da Kalk jedoch für die Entwicklung des Körpers, seines Knochengerüstes und der Zähne in gewissem Maße ein Bedürfnis ist, wurde gelegentlich schon angeregt, man solle dem hiesigen Wasser künstlich Kalk zuführen. Im Vergleich zu anderen Städten ist die Versorgung Freiburgs mit Wasser sehr reichlich. Es gibt viele und große Städte, bei denen der Wasserverbrauch im Durchschnitt etwa 100 Liter täglich auf den Kopf der Bevölkerung ausmacht, während in Freiburg die Tagesabgabe zwischen 200 und 300 Litern zu liegen pflegt. Auch im Jahre 1911, dem ganz außerordentlich trockenen Jahr, in welchem die Ergiebigkeit der Wasserleitungen erheblich zurückging, betrug die Mindestabgabe noch 186 Liter-täglich auf den Kopf der Bevölkerung. M. Buhle. 4$. Die Entwässerung. Ebenso wichtig wie die Wasserversorgung ist oitch die Abwasser-beseitiguug. Das dem Hause rein zngesührte Wasser wird verunreinigt und muß entfernt werden. In ländlichen Gegenden kann man es, ebenso wie die in Gruben gesammelten menschlichen und tierischen Abgänge ans Aborten^ und Stallungen, zur Bewässerung und Düngung landwirtschaftlich bestellten Geländes verwenden. In Städten wird das unmöglich, weil die meisten Einwohner keine Landwirtschaft betreiben. In den Untergrund darf man die Stosse nicht versickern lassen, weil der Grundwasserstrom, der anderen zur Versorgung mit reinem Wasser dient, verunreinigt und vergiftet werden könnte. In kleineren Städten findet man immerhin noch das Grubensystem. Gewöhnlich besorgt daun die Gemeinde die Absuhr und sucht bei den Landwirten der Umgebung Abnehmer. Je größer aber die Stadt, desto schwieriger ist das durchführbar, weil die großen Mengen ein ausgedehntes Absatzgebiet fordern. Dadurch aber werden die Fuhrkosten zu hoch. In größeren Städten pflegt man deshalb sowohl die Abwasser, als auch die Abgänge der Aborte mit einem Rohrnetz zur Stadt hinauszuleiten, So ist es auch in Freiburg. Das Straßennetz enthält ein Netz von Kanälen. Stammkanäle, welche große Gebiete zu entwässern haben, nehmen die Hauptkanäle kleinerer Gebiete ans, die sich dann wieder in kleinste, nur einzelnen Straßen dienende Kanäle verzweigen.

6. Freiburger Lesebuch - S. 24

1912 - Freiburg im Breisgau : Troemer
— 24 — auch die Verteilung der Luftwärme in allen Jahreszeiten und der Wechsel der Windrichtung zwischen Tag und Nacht. Der nächtliche „Höllental-wind" bringt selbst im höchsten Sommer Linderung der Hitze und wohltuende Erfrischung. Wertvoll ist schließlich auch noch die so überaus schöne nähere Umgebung der ^-tadt in ihren malerischen Gegensätzen von Ebene, Berg und Tal, die das Wohnen in Freiburg so anziehend macht. 2. Wichtiger als das ist aber endlich die Lage der Stadt zum großen Verkehr. Am Fuß des Schwarzwaldes hin zieht sich, gesichert vor den Überschwemmungen des Rheinstromes, seit alter Zeit eine der zu allermeist benützten Straßen Deutschlands von Süden nach Norden, von Basel nach Frankfurt, die Italien und die Schweiz mit den Ufern der Nordsee verbindet. Wo auf diese Hauptstraße aus einem Schwarzwaldtal heraus ein Weg in ost-westlicher Richtung einmündet, da liegt jedesmal eine Siedelnng, eine Stadt, deren Bedeutung um so größer erscheint, je bedeutender und volkreicher das einmündende Tal und je bequemer die zu ihm führende Straße ist. Ein Vergleich von Müllheim, Staufen, Emmendingen, Lahr, Offenburg, Sichern zeigt das deutlich. Von Freibnrg weist das Höllental den Weg aus die Hochfläche des Schwarzwaldes und weiter längs Donau und Neckar ins Schwabenland. Das ist zwischen Basel und Offenburg der bequemste und kürzeste Übergang vom Rhein über das Gebirge nach Osten, und seit langen Jahrhunderten war er gleich wichtig im friedlichen Handelsverkehr wie in den Zeiten des Krieges. Daran erinnert deutlich genug der Name des Schwabentors am oberen Ausgang der inneren Stadt. In früherer Zeit umging diese wichtige Straße nach Schwaben das Höllental, das vor 1755 nur einen L-aumpsad und nachher einen schlechten Fahrweg besaß. Erst 1770 wurde dieser wesentlich verbessert, 1857 ward die jetzige Kunststraße, 1887 die Eisenbahn in Betrieb genommen. Der ältere Weg vermied die Schlucht mit ihren Gefahren, er hielt sich möglichst auf den Höhen und erreichte von Donaneschingen und Villingen her die Wasserscheide der Donau gegen den Rhein bet der „Kaltenherberge", ging dann zum oft verschanzten „Hohlengraben" und zum Turner, von wo ohne Mühe und Gefahr ins Tal der „Wagensteige" und zum sonnigen Talboden des „Himmelreichs" am Ausgang der wilden „Hölle" abgestiegen werden kannte. Dieser Hohenweg ist oft und scharf umkämpft worden. Zu feiner Deckung dienten einst die Schutzanlagen, die Freibnrg und feinen Schloßberg zu einer mächtigen Festung verbanden, und die um so wichtiger waren, als sie auch die Straße nach Breifach und den Rheinübergang dort beherrschten. Die Richtungen dieser Verkehrswege von Süd nach Nord und von Ost nach West sind in unserer friedlichen Gegenwart die gleichen geblieben, aus ihrer Bedeutung erklärt sich nicht zum mindesten die derzeitige Blüte der Stadt Freibnrg, die so glücklich am Schnittpunkt dieser Wege gelegen ist. Ludwig Keitmann.

7. Freiburger Lesebuch - S. 55

1912 - Freiburg im Breisgau : Troemer
— 55 — durch lasse (sogenannte Tunnels) und über kühne Brückenbauten weg, sogar in das Herz des Schwarzwaldes. Die Schnelligkeit der Eisenbahuzüge hat sich gegen früher fast verdoppelt, und wer heute uach dem üblichen Morgenkaffee Freiburg mit beschleunigter Fahrgelegenheit verläßt, kann uach achtstündiger bequemer Reise in der Franzosenstadt Paris oder nach zwölf Stunden in der deutschen Reichshauptstadt Berlin seine Abendmahlzeit halten. Aber nicht nur dem Vergnügen dient die Eisenbahn. Ihr hauptsächlich verdanken wir den gewaltigen Aufschwung von Handel und Industrie, ihr einen früher nicht gekannten Austausch der Güter und Bildungsmittel, aber auch eine größere Annäherung ganzer Völker. Lo ist die Eisenbahn ein wichtiger Träger aller Kultur gewordeu. Wilhelm Schlang. 25. Das hreur bei Gimtmtal Wenn man vou Freiburg auf dem unteren Waldweg nach Günterstal geht, so sieht man etwa den ersten Häusern von Günterstal gegenüber auf der linken Seite des Weges einen erhöhten, geebneten Platz, anf dem ein einfaches Denkmal an das sturmbewegte Jahr 1848 erinnert. Ant 24. Februar 1848 hatten die Franzosen ihren König Ludwig Philipp verjagt und die Republik ausgerufen. Dies Ereignis wirkte besonders in Baden, dem damaligen Grenzland Frankreichs, in unheilvoller Weise auf das Volk ein. Seit 1830 regierte hier Großherzog Leopold, der Großvater unseres jetzigen Landesherrn. Er war ein gütiger Fürst, der das Wohl seines Landes nach Kräften zu fördern suchte. Den Wünschen seines Volkes auf größere Freiheit kam er nach Möglichkeit entgegen. Aber es gab Leute, deueu die Bemühungen des wohlmeinenden Fürsten nicht genügten, und die das Volk durch gewissenlose Verhetzung bis zur sinnlosen, gefährlichen Revolution reizten. An der Spitze der Unzufriedenen standen die Mannheimer Rechtsanwälte Friedrich Hecker und Gustav Struve. Hecker sammelte am 14. April 1848 einen Hansen von „Freischärlern" in Donaueschingen, um mit ihnen die Regierung zu stürzen und die Republik auszurufen. Aber schon am 20. April wurden die Aufständischen ans der Scheideck bei Kontiern von den Regierungstruppen auseinandergejagt, wobei der Führer der letztem, General von Gagern, den Tod fand. Hecker entkam nach der Schweiz und ging später nach Amerika. Ein neuer Zug sammelte sich unter Struve, wurde jedoch von den nachrückenden Truppen bei Steinen geschlagen und Struve selbst in Säckingen gefangen gesetzt. Eine andere Schar, geführt vou einem ehemaligen badischen Leutnant Sigel, marschierte vom Wiesental aus über die Höhe von Hofsgrund am Gieshübel vorbei gegen die Stadt Freiburg. In Todtnau hatte sich der inzwischen wieder freigelassene Struve angeschlossen, und in Horben traf

8. Freiburger Lesebuch - S. 132

1912 - Freiburg im Breisgau : Troemer
erkennen kann. Man muß sich nun kein romantisches Herrenschloß vorstellen mit schimmernden Zinnen und Türmen; sondern trotzig und klotzig mit dicken Mauern, die aus dem Felsen wie seinesgleichen herauswuchsen, mit engen Fenstern und steilen Hohlziegeldächern stand die Burg drohend und finster auf ihrer Höhe. In diesen engen Mauern war kein angenehmes Leben. Wohl waren die Herren von Falkenstein überall im Breisgau begütert seit jener Zeit her, wo Cuono de Falchensteina das Zähringische Kloster St. Peter reich beschenkte; aber sie waren ein zahlreiches Geschlecht. Auf der engen Burg Falkenstein, zu der allerdings noch ein auf einem Felskopf errichteter Turm „Bubenstein“ gehörte, saßen zu Ende des vierzehnten Jahrhunderts die Brüder Wernher, Dietrich und Künlin und ihre Vettern Hans, Thomas und Jakob mit ihren Leuten. Es ging wohl oft schmal her bei diesen Edelleuten. Durch die kostspieligen Kreuzzüge und das andauernde Fehdewesen waren sie vielfach in Schulden geraten. Und wenn dann die reichen Kaufleute das Dreisamtal hinauf- oder herabgezogen kamen mit gefüllten Wagen und hochbeladenen Saumtieren, da regte sich gewiß der Neid in den Herzen der ritterlichen Herren, denen doch von ihren Lehnsherren die oberste Gewalt in die Hand gegeben war, und die Wehr und Waffen zur Hand hatten, um Gewalt ausüben zu können. Sie sagten sich: die Kaufleute erheben durch ihren Handelsnutzen einen hohen Zoll von uns allen, sie ziehen durch unser Gebiet: so sollen sie uns auch zollen. Und so erhoben sie Zoll von den Kaufleuten und Wanderern, und wollten die ihn nicht gutwillig geben, so nahmen sie ihnen ihr Gut ab und warfen sie ins Gefängnis, bis sie sich durch schweres Lösegeld lösten. Vergeblich warnte die Stadt Freiburg. Im Jahre 1314 hatte sie im Verein mit andern Machthabern die dem Freiburger Geschlechte der Kolman gehörige Wilde Schneeburg bei Oberried wegen ähnlicher Räubereien zerstört. Nachdem auf Veranlassung des Edelknechts Klein-Künlin von Falkenstein dessen Knecht Weltin von Wittental in seinem eigenen Hause erschlagen worden war, wurde noch Hans Schneider, ein Freiburger Hintersasse, gefangen und vom höchsten Punkt der Burg Falkenstein herabgestürzt. Seine kranke Frau suchte die modernde Leiche an der Felshalde und ließ sie bei der St. Oswaldkapelle begraben. Nun aber ging Freiburg vor, mit ihm viele rechtliche Edelleute. Im Jänner 1390 ward die uneinnehmbar scheinende Felsburg erobert und zerstört. Mehrere Knechte wurden aufs Rad geflochten, die Falkensteiner selbst schwer bestraft. Ihr Geschlecht verfiel von da an und ist im 16. Jahrhundert erloschen. Die Burg durfte nicht wieder aufgebaut werden, und so ist sie bis auf geringe Mauerreste verschwunden und dräut nicht mehr von ihrem hohen Fels herab. Erfreulicheres als die Geschichte weiß die Sage von Falkenstein zu erzählen. Kuno von Falkenstein war ohne Kinder. Als er einst, betrübt darüber) im Walde ging, gesellte sich ein unbekannter Jäger zu ihm, der ihm zahlreiche Nachkommen versprach, wenn er sich ihm verschreiben wolle. Aber Kuno erkannte in ihm den Teufel und verscheuchte ihn durchs Kreuz. Er beschloß nun in seiner Betrübnis eine Kreuzfahrt ins heilige Land. Von

9. Freiburger Lesebuch - S. 135

1912 - Freiburg im Breisgau : Troemer
— 135 — Holzflößerei begünstigte. Wallartige Erhebungen in beiden Tälern, Klüsen genannt, zeigen noch heute, wie die Bergwasser gestaut wurden, um die „Holländer"-Tannen zu Tal zu fördern. An den westlichen Hangen des großen Bergstockes von Todtnau bis Oberried blühte bis ins 16. Jahrhundert ein schwunghafter Bergbau. Zahlreiche urkundliche Überlieseruugeu, ein Glasgemälde im Freiburger Münster, auf dem sich die Bergwerkszunft in Todtnau verewigt, häufige Namen wie Silberberg, Poche u.a.m. erinnern an diesen einstmals reichen Gewinn bringenden Erwerbszweig. Auch die Glasbrennerei wurde besonders im 17. und 18. Jahrhundert im Feldberggebiet eifrig betrieben, und Hand in Hand mit dem Bergwerk und der Glashütte ging die Köhlerei. Noch heute findet man bis zur Kuppe des Feldbergs hinauf Spuren von ehemaligen Meilern, kreisrunde, eingeebnete Plätze von 5 bis 6 m Durchmesser mit schwarzer Erde. Die weiten, feldartigen Flächen des Feldbergs, die ihm den Namen gegeben haben, dienten mit ihren grasreichen Triften voll würziger Kräuter schon im frühen Mittelalter als geschätzte Weideplätze für das Jungvieh. Alle benachbarten Gemeinden erbauten hier oben ihre Vieh Hütten, die zum Teil jetzt noch erhalten sind. Am Lorenzentag (10. August) und am Bartholomäustag (24. August) wird großer Viehmarkt in den Hütten gehalten. Musik und Tanz bilden den Abschluß des Festes. So lauge es noch keine Eisenbahnen gab, zogen häufig fromme Wallfahrer unter andächtigem Gesang und Gebet über den Berg. Wer vom Breisgau nach Einsiebeln pilgern wollte, ging gewöhnlich bnrch das Höllental bis zur Oswalbkapdle, dann über den Feldberg zu den Wallfahrtsorten Todtnau, Todtmoos und St. Blasien itiib von hier über Walbshut weiter dem Ziele zu. In der politischen Geschichte wirb der Felbberg bis zu den Kriegslänsten des 17. und 18. Jahrhnnberts nicht erwähnt. Durch seine einsame Lage war er vor den Welthänbeln geschützt. Erst im breißig-jährigen Krieg, als im Jahre 1638 die Kaiserlichen gegen das von den Schweden besetzte Freibnrg zogen, schickte der Schwedengeneral Bernhard von Weimar einen Trupp Soldaten auf die Höhe des Feldbergs, um Vieh zu erbeuten. Aber auf dem Rückweg gerieten die Soldaten in einen Hinterhalt der Bauern, und diese nahmen ihnen die ganze Beute wieder ab. Später erlangte der Felbberg kurze Zeit eine gewisse strategische Bedeutung, als Markgraf Ludwig von Baden, der Türkenlonis, im Jahre 1696 die Schwarzwaldpässe von der Schweizergrenze bei Basel bis zur Hornisgrinbe gegen bic Franzosen verschanzen ließ. Daher stammt wohl die jetzt noch sichtbare sogeuauute Franzosenschanze am Herzogenhorn. Der „Zeiger", bic Wasserscheide zwischen Wiese und Alb, wird schon damals erwähnt. Int Jahre 1848 zog Hecker mit seinen Freischärlern auf der ueugcbautcu Straße von Altglashütten nach der Bärhalbe und

10. Freiburger Lesebuch - S. 90

1912 - Freiburg im Breisgau : Troemer
— 90 — 40. Wahrzeichen der Stadt Freiburg. Unter Wahrzeichen einer Stadt verstand man im Mittelalter allerlei Denkmale und Merkwürdigkeiten an Kirchen und öffentlichen Orten, die jeder wandernde Handwerksbursche gesehen haben mußte, um sich auszuweisen, daß er in dieser Stadt gewesen sei. Denn damals war die Kunst des Lesens und Schreibens noch wenig verbreitet, und ein schriftlicher Ausweis hätte dem Handwerksburschen wenig genützt. Ein solches Wahrzeichen befindet sich am Schwabentor an der Spitze des dem Oberlindenplatz zugekehrten Gewölbebogens. Es ist ein sitzendes Männlein, welches das linke Bein über das rechte geschlagen hat. Dieses sog. Dornmännle wird als Darstellung eines Wettläufers gedeutet, der sich einen Dorn aus den Fersen zieht. Ein anderes Wahrzeichen der Stadt Freiburg befindet sich unter den Figuren des Münsterportals. Mitten unter den Auferstandenen sieht man hier einen betenden Teufel mit Affenkopf, Menschenleib und Krallenfüßen. Nach Schreiber. 41. Die Dreisam. Man liest und hört oft, der Name Dreisam komme daher, weil dieser Fluß aus der Vereinigung dreier Bäche, des Ibenbachs, Wagensteigbachs und Rotbachs entsteht; aus „drei zusammen“ sei Dreisam geworden. Diese Ableitung des Namens ist jedoch nicht richtig. Dreisam ist ein keltisches Wort und bedeutet etwa die „Schnellfließende“. Der Ibenbach entspringt bei St.peter. Seinen Namen hat er von der Eibe, die früher bei uns ganze Wälder bildete, heute aber nur noch selten wild vorkommt. Er fließt oberhalb Burg nahe bei der Wiesneck in den Wagensteigbach, der am Hohlen Graben bei St. Märgen entspringt und von Osten durch die Wagensteige herabkommt. Der Wagensteigbach ist der alte Oberlauf der Dreisam und hieß auch ehedem Dreisam. Der dritte Quellbach, der Rotbach oder Höllenbach, hat seinen Ursprung in der Nähe des Feldbergs im dunkeln Mathislesweiher. Moorig ist das Gelände bis nach Hinterzarten und Steig hinab, das der kleine Bach zu durchfließen hat: daher ist sein Wasser rotbraun, und deshalb nennt man ihn Rotbach. Durch das malerische Löffeltal mit seinen Mühlen und Sägen springt er über die Felsen hinunter nach Höllsteig zum „Sternen“, wo aus der Ravennaschlucht von der Räwene, d. h. der Ansiedlung des Räbano, der Ravennabach ihm zustürzt. An der malerischen alten St. Oswaldkapelle vorbei eilt der Rotbach zum Hirschsprung, wo die hohen Felsentürme sich zu berühren scheinen. Vorbei an der Klausenkapelle, an alten malerischen Holzhäusern fließt der wie Rauchtopas dunkle und doch klare Bach zum mächtigen Schwarzwaldhaus „zum Himmelreich“ und betritt nun wie aufatmend von seinem rastlos eilenden Lauf das weite freundliche Dreisamtal.
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