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1. Freiburger Lesebuch - S. 21

1912 - Freiburg im Breisgau : Troemer
— 21 — ehrwürdiger und zu neuer Blüte sich entwickelnder Städte ist die oberrheinische Tiefebene die schönste und anziehendste aller Beckengestaltungen des alten Deutschlands, und durch ihre geschichtlichen Erinnerungen behauptet sie vor den meisten anderen Abschnitten unseres Vaterlands, ja vor den meisten Flußtälern unseres ganzen Erdteils den Vorrang. Diese großen Erinnerungen umfassen nahe an zwei Jahrtausende, innerhalb deren sie ein Hauptschauplatz weltgeschichtlicher Ereignisse und insbesondere auch der Entwicklung des deutschen Volkes war. An diesen Rheinufern blühten die Reiche der Burgunder und Nibelungen auf und später Deutschlands schöne Pfalzgrafschaft. Art ihnen erwuchsen jene Städte des Reichs, in deren Mauern entscheidende Reichs- und Kirchenversammlungen gehalten, Kaiser gewählt, gekrönt und in die Gruft versenkt, Künste und Wissenschaften gepflegt, bedeutsame, die ganze Zivilisation umgestaltende Erfindungen gemacht und Handelsgeschäfte in großartigstem Maßstabe betrieben wurden. Noch stehen als Zeugen einer gewaltigen Vergangenheit die hohen Dome und ragen mit ihren Türmen und Zinnen ehrfurchtgebietend ins weite Land hinein; von den Berghöhen schauen ernste Ruinen zur Ebene hinab und reden von dunklen Sagen uralter Tage oder von jener großen Zeit, wo diese Gaue noch der Mittelpunkt des deutschen Reichs waren, wo sich alle Macht und Kraft, aller Reichtum und alle Kunst des deutschen Volkes hier verdichtet hatten. Das alles ist anders geworden, aber das schöne Land ist geblieben und erlebt — mit Stolz können wir es sagen — zu unserer Zeit im neuen Reich eine neue, herrlichere Blüte. Nach I. Kutzen. Das deutsche Land. 10. Die Freiburger Bucht. Wer von Norden her mit der Eisenbahn das Rheintal herauffahrend sich Freiburg nähert, hat lange Zeit zu seiner Rechten den Blick in die offene freie Rheinebene, die im fernen Westen von den blauen Höhen der Vogesen abgeschlossen wird. Zur Linken liegen die mäßig hohen Vorberge des Schwarzwaldes, an deren Abhängen in reicher Zahl freundliche Dörfer aus Feldern und Wiesen und Weinbergen hervorschauen. Mit einemmal, von der Station Riegel ab, biegt die Bahn in einem großen Bogen nach Osten ab; gleichzeitig tauchen jetzt in großer Runde gegen Süden die Kammlinien des Kaiserstuhls und die Häupter der großen Schwarzwaldberge Belchen, Schauinsland, Feldberg und Kandel auf. In diesem Kranz von Bergen liegt ein Stück der Rheinebene, das man als Freiburger Bucht bezeichnet. Im Norden öffnet sich die Freiburger Bucht mit schmaler Mündung in das Rheintal, ebendorthin führt im Westen eine weitere schmale Spalte zwischen Kaiserstuhl und Tuniberg, während im Süden eine flache Erhebung zwischen Tuniberg und Schönberg, die sog. Mengener Brücke, den Abschluß bildet.

2. Freiburger Lesebuch - S. 23

1912 - Freiburg im Breisgau : Troemer
— 23 — des Bodens. Auf den Höhen der Berge die strengen Schwarzwaldtannen, an den Abhängen vielfach mit Laubholz untermischt, der Fuß des Gebirgs von reichen Weinbergen und üppigen Obstgärten umsäumt, die Ebene mit reichen Feldern und fetten Wiesenmatten ausgekleidet, dem Rand der Berge entlang eine Kette von Dörfern, meist uralten Stätten menschlicher Kultur und mitten hinein die Stadt Freiburg hingelagert! Edmund Rebmann. Die Lage von frewurg. i. Für das gedeihliche Bestehen landwirtschaftlicher Siedlungen ist vor allem fruchtbarer Boden erforderlich, dem der Himmel genügend Wärme und Feuchtigkeit spendet zum Wachsen und Reifen der Nutzpflanzen aller Art. Weiter ist noch nötig eine ausreichende Menge Wassers für den Gebrauch von Menschen und Tieren, endlich eine solche Gestaltung der nächsten Umgebung, daß sie Schutz gewährt vor feindlichen Naturgewalten, wie Überschwemmung, Schneebruch oder Bergsturz. Für die Lage der Städte sind teilweise andere Bedingungen entscheidend. Da der Stadtbewohner seine Nahrungsmittel und manches andere, dessen er bedarf, vom Lande, oft sogar aus weiter Ferne bezieht, so kommt für ihn die Fruchtbarkeit des Bodens in der nächsten Umgebung nicht zuerst in Frage. Wohl aber ist auch für ihn sehr wichtig die Wasserversorgung und der Schutz vor Naturgewalten. Dazu kommt aber noch als etwas besonders Notwendiges die Möglichkeit eines leichten Verkehrs dnrck) gute Wege nach allen Richtungen und endlich die Sicherheit vor feindlichen Überfällen im Krieg. In jeder Hinsicht ist Freiburg begünstigt durch seine Lage, und so erscheint es gut verständlich, daß diese Stadt schon bald nach ihrer Gründung zu hoher Blüte gelangte und in der Gegenwart für eine weite Umgebung der wichtige, beherrschende Mittelpunkt werden konnte im Handel und in allen Bestrebungen hohem Fortschritts. Die Stelle, auf der die Stadt liegt, ist nichts anderes als der mächtige Schuttkegel, den die Dreisam beim Austritt aus ihrem Schwarzwaldtal in die weite Rheiuebene abgelagert hat. Die Oberfläche dieser lockeren Flußgeschiebe hat ein starkes Gefälle von Osten nach Westen. Das ist für den Zu- und Abfluß des Wafsers und die Reinigung der Stadt überaus günstig. In den Kiesmassen des nahen Dreisamtales ist ein fast unerschöpflicher Vorrat reinen Gruudwassers vorhanden, das durch große Brunnenleitungen der Stadt zugeführt wird. Alles verunreinigte Gebrauchswasser wird rasch und sicher durch eine treffliche Schwemmanlage wieder abgeführt. Dieser Umstand begünstigt die Gesundheitsverhältnisse der Bewohner in hohem Grad. Sehr wertvoll in dieser Hinsicht sind

3. Freiburger Lesebuch - S. 47

1912 - Freiburg im Breisgau : Troemer
— 47 — daher Bittgänge und öffentliche Gebete um den so dringend ersehnten Frieden veranstaltet.1) In Paris konnte man den Verlust eines so wichtigen Platzes wie Freiburg nicht verschmerzen. Es wurden daher alle Anstrengungen gemacht, es wieder zu gewinnen und bei den begonnenen Friedensverhandlungen als Gewicht in die Wagschale zu werfen. So kam es, daß gerade das Jahr 1 648, in dem der langersehnte Friede endlich geschlossen wurde, für unsere Vaterstadt nochmals ein sehr kriegerisches wurde. Am 1. Juni begann eine neue Belagerung durch Franzosen und Weimaraner, die bei Haslach ihr Hauptlager hatten. Glücklicherweise wurden die Bewegungen der Feinde durch fortwährende Regengüsse, welche die Ebene tagelang in einen großen See verwandelten, sowie durch häufiges Ausreißen von Soldaten so gehemmt, daß sie sich nicht einmal auf dem oberen Schloßberg dauernd festsetzen konnten. Am Fronleichnamstag wagten es zwei Steinmetzen, wie alljährlich, die höchste Spitze des Münsterturms zu erklettern, um den Stern zu reinigen. Wie zum Hohn feuerten sie von dort ihre Pistolen in der Richtung gegen den Feind ab. Am Johannistag (24. Juni) zogen die Belagerer wieder ab. Und wenn auch die Unsicherheit immer noch fortdauerte, so kann man den Einwohnern doch den Jubel nachfühlen, mit dem sie Gott dankten, bei dieser, wie sie hoffen konnten, letzten Belagerung so glimpflich weggekommen zu sein. Der am 24. Oktober abgeschlossene westfälische Friede erfüllte denn auch jene Hoffnung. So hatte die unglückliche Stadt innerhalb 17 Jahren nicht weniger als fünf Belagerungen ausgehalten und siebenmal ihren Herrn gewechselt. Wahrlich kein beneidenswertes Schicksal, wenn man alles in Betracht zieht, was solche kriegerischen Wechselfälle mit sich bringen, Armut, Krankheit, Hungersnot, Verwüstungen, Mißhandlungen u. a. m.! Die Folgen des langen unseligen Krieges waren, wie für unser großes deutsches Vaterland, so auch für unsere Stadt und den Breisgau, nicht so schnell überwunden. Haben doch manche Gegenden Deutschlands Jahrhunderte gebraucht, bis der frühere Wohlstand wieder erreicht war. Felder und Weinberge waren auf lange verdorben, die Wälder verwüstet, die Stadt selbst entvölkert — kaum ein Fünftel der Bewohner noch übrig —, verschuldet und verarmt. Noch zwei Jahre lang dauerte der Kriegszustand mit seiner ganzen Härte fort. Schweden und Franzosen hausten unter dem Vorwand, daß die Kriegsentschädigungen noch nicht bezahlt seien, ungestört in der Umgegend weiter und nahmen das Wenige, was noch da war, mit rascher Hand weg. Waren doch alle Truppen jener Zeit auf großen Sold und reiche Beute hin zusammengeworben worden, so daß Kämpfen, Rauben und Plündern ihr Handwerk geworden war und ihnen der Frieden gar nicht gelegen kam. Zu aller Armut und aller Not aber hatten sich Unordnung, ') Bemerkt zu worden verdient, dass man 1646 wieder zum erstenmal seit langer Zeit eine öffentliche Fronleichnamsprozession durch die Strassen der Stadt zu halten wagte.

4. Freiburger Lesebuch - S. 70

1912 - Freiburg im Breisgau : Troemer
— 70 — laß; Speicher und Scheune und Keller füllen sich in diesen Tagen des Segens. Am Waldrand blüht die Goldrute und die blaue Aster, auf dem Weidfelde zartgefranster Enzian, auf der Wiese die Herbstzeitlose. Und wieder neue Farben! Herab vom Gebirge kommen sie, umgekehrt wie im Lenz. Ins Grün der Blätterkronen mischt sich Rot und Gold. Es sind Fremdlinge, die gewöhnlich zuerst verfärben, die Roteiche, der wilde Wein und der Essigbaum, alle drei aus Nord-Amerika, alle drei gleich hübsch in ihrem leuchtendroten Herbstkleide. Auch die Ahornarten zeigen frühe schon sehr hübsche gelbe und rote Farbentöne. Verhältnismäßig spät erst verfärben Birke und Eibe und die Rotbuche, letztere oft erst im November. Gerade dann bieten die Spaziergänge auf den Freiburger Waldstraßen entzückende Waldbilder, die sich unauslöschlich in die schösheitstrunkene Seele prägen. Bleicher und bleicher wird die Sonne, kühler und kühler die Luft, und die Nächte immer länger und dunkler. Feuchte Nebel lagern im Tale und kriechen die Berghalden hinan. Müde fallen die Blätter von Baum und Strauch. Öde ist die Flur; der Wald verlassen. Einer Sterbenden gleicht die Erde, und ein schmerzlich Leid zuckt durch die ganze Natur. Endlich ist der Wald völlig entlaubt; die letzten Blätter hat der Sturm herabgerissen. Eichen- und Buchenstämme zeigen ihre ganze stolze Schönheit. Wo das gefallene Laub den Boden nicht bedeckt, ist ein schöner, grüner Moosteppich; Epheu klettert da und dort an den Stämmen empor, und struppige Stechpalmen machen sich breit im Unterholz. All dieses Kleingesindel freut sich, daß die hohen Herren ihrer Laubkronen beraubt sind und auch ihnen einmal die Sonne lächelt. Gierig haschen sie nach den goldenen Strahlen, um die wenigen Tage noch auszunützen, bis mit Frost und Schnee der Winter seinen grimmen Einzug hält. Karl stieriin. 32, Der Müimerlurm. Anselm Auerbach, der berühmte Maler, schreibt in seinem „Vermächtnis": „Immer werde ich des unauslöschlichen Eindruckes gedenken, wenn aus der ersehnten Heimfahrt (von Düsseldorf) bei Emmendingen die Eisenbahn den weiten Bogen beschrieb, die ganze so geliebte Lchwarzwald-kette sich ausrollte, und die feine Spitze des Freiburger Münsters in der Ferne sichtbar wurde." Welchem Freiburger erginge es nicht ähnlich? Schauen wir nicht aus allen Wanderungen durch unsere Landschaft nach diesem Wahrzeichen unserer Gegend, diesem stolzen^Zng im Antlitz unserer Stadt, nach diesem Adelsbrief aus, der unserer Heimat Boden geschicht-liche Weihe und Würde verleiht? Von dem ganzen herrlichen Bau aber ist das herrlichste der Turn: im Westen. Die stimmungsvolle Schönheit im Innern, der Reichtum

5. Freiburger Lesebuch - S. 8

1912 - Freiburg im Breisgau : Troemer
Von Faß Zu Faß lupft seine Hand Den Deckel . . . Welch ein Schrecken! Drin liegen Steine nur und Sand, Hei, hub sich rings ein Necken: „Scher' dich zum Kuckuck, Grobian, Mit deiner schoseln Habe!" — „Den Spuk tat mir das Eh'weib au!" seufzt der gefoppte Schwabe. Still zog er ab, mit Sack und Pack, Ließ flugs die Rößlein laufen. Das Tor tät man zum Schabernack In Schwabentor umtaufen. Karl Mayer 4. Der Breisgau in vorrömischer Zeit. Im Jahre 1874 wurden in einer künstlichen Höhle im Löß am Südabhang des Tuniberges beim Dorfe Munzingen Spuren menschlicher Niederlassungen gefunden, die aus grauer Vorzeit stammen. In der Nähe einer Quelle, geschützt gegen den rauhen Nordwind, hat hier viele Jahrtausende vor Christi Geburt eine Horde von Jägern gelagert. Es war in der sogenannten Eiszeit, in der bei uns ein Klima herrschte, wie wir es heute im hohen Norden treffen. Der Schwarzwald war damals mit ewigem Eis und Schnee bedeckt und sandte Gletscher in die Täler hinab. Dem entsprechend war auch die Tier- und Pflanzenwelt anders als heute. Ackerbau war noch unmöglich, doch waren die Bewohner bereits mit dem Gebrauch des Feuers vertraut. Jagd und Fischfang waren ihre Hauptbeschäftigung, Renntiere bildeten hauptsächlich die Jagdbeute. Die Geweihe und Knochen dieser Tiere lagen in Menge bei der Asche in der Munzinger Höhle, zum Teil für den menschlichen Gebrauch bearbeitet. Zur Bereitung der Felle, zum Zerschneiden des Hornes, wohl auch als Waffen zur Jagd dienten hauptsächlich Geräte aus Feuerstein, der vom nahen Isteiner Klotz stammte. Der Feuerstein hat ja die Eigenschaft, daß er in frisch gegrabenem Zustand, solange er die Bergfeuchtigkeit besitzt, in messerartige Stücke mit scharfen Kanten zerschlagen werden kann. Jahrtausende vergingen, bis sich allmählich das Klima änderte und die Erdoberfläche, die Pflanzen- und Tierwelt ein Aussehen gewannen, das sich von dem heutigen nicht mehr viel unterscheidet. Die Menschen wohnten jetzt schon in Dörfern zusammen und betrieben neben Jagd und Fischerei auch Ackerbau und Viehzucht. Im badischen Oberland hat man aus dieser

6. Freiburger Lesebuch - S. 10

1912 - Freiburg im Breisgau : Troemer
— 10 — und Straßen durchzogen. Außer Dörfern entstanden auch große befestigte Städte, so Tarodunum (Zarten) im Dreisamtal und Lopodunum, das heutige Ladenburg, das noch im Mittelalter Lobdenburg hieß. Eine ganze Reihe unserer geographischen Namen ist keltischen Ursprungs, so u. a. Rhein, Donau, Neckar, Dreisam, Neumagen, Wiese, Jura, Vogesen, Belchen, Kandel. Die Kelten bewohnten das ganze südwestliche Deutschland zwischen Main und Oberrhein, bis sie durch die von Norden kommenden Germanen gezwungen wurden, sich über den Oberrhein in die Schweiz zurückzuziehen. Ihr Abzug erfolgte natürlich nicht auf einmal, sondern nach und nach im Laufe des 3. und 2. Jahrhunderts vor Christi Geburt unter fortwährenden Kämpfen. Aber schließlich blieben die Germanen Sieger und hielten das Land fest, das sie einmal in Besitz genommen hatten. Zwar kam es in den folgenden Jahrhunderten zunächst unter die Herrschaft der Römer, aber die Germanen schüttelten das Römerjoch ab und behaupteten sich fortan als die Herren des Landes. h. 5. Tarodunum. Fabricius, Neujalirsblätter der Bad. Hist. Kommission 1s05 S. 13 ff. Wenn man von Freiburg aus auf der Höllentalbahn in den Schwarzwald fährt, so kommt man mitten durch das Gebiet einer sehr alten Stadt hindurch. Bevor die Bahn bei der Station Himmelreich in die berühmte Talenge eintritt, überschneidet sie ein 2'/s km langes Plateau, das von vereinzelten Höfen und von Ackerland oder Wiesen bedeckt ist. Die beiden Quellbäche der Dreisam, der von St. Märgen herabkommende Wagensteigbach und der Rotbach, der das Höllental durchfließt, umschließen vor ihrer Vereinigung vor Zarten die nach Westen mäßig geneigte Fläche. Auf der Nord- und Südseite, sowie im Westen, wo das Plateau in eine Spitze ausläuft, durch Steilabhänge von durchschnittlich 15 m Höhe umsäumt, hängt es auf der Ostseite durch einen 670 m breiten Rücken mit dem das Tal überragenden Gebirge zusammen. An den Rändern dieses Plateaus haben sich an vielen Stellen Reste einer zusammenhängenden Befestigung erhalten, die sich als wallartige Erhöhung darstellt. Auf der Ostseite war das Stadtgebiet außerdem durch einen Graben geschützt, der von Abhang zu Abhang quer über den Rücken hinweg zieht. Er führt den Namen Heidengraben und ist noch jetzt als flache Einsenkung im Ackerlande erkennbar. Die ganze Anlage hat einen Umfang von 6 Kilometern, und die umwallte Fläche bildet ein Areal von 190 Hektar. Es unterliegt keinem Zweifel, daß dies die Überreste des von Ptole-mäus unter den Städten im südlichen Germanien genannten Tarodunum sind. Denn der Name hat sich bis heute als Zarten, Kirchzarten und Hinterzarten in den Namen benachbarter Dörfer erhalten. Wie durch die Lautverschiebung aus Tabernae Zabern oder aus Turicum Zürich geworden ist, so mußte

7. Freiburger Lesebuch - S. 69

1912 - Freiburg im Breisgau : Troemer
— 69 — winterlichen Wald mischen, höher und höher hinauf, als wollten sie dem Frühling vorausstürmen. Inzwischen haben die Birn- und Apfelbäume ihr weiß und rosenfarben Festgewand angetan, das Gras auf den Wiesen streckt sich, der Roggen bildet Halme und Ähren, das Laubdach des Waldes ist dicht geworden; längst klingt des Kuckucks neckischer Ruf. Welch eine Blütenfülle allüberall! Und wenn du Freude an seltenen Pflanzen hast, lieber junger Leser, so bitte deinen Lehrer darum, daß er dich einmal mitnehme an den Schönberg oder Kaiserstuhl und dir die wunderhübschen Knabenkräuter zeige oder im Gebirge die Alpenpflanzen, die daselbst heute noch Zeugnis ablegen von einer längst entschwundenen Zeit, in der bei uns ein Klima geherrscht, wie heute in den Alpen und im hohen Norden. Aber mit dem Schauen laß dir’s genügen, junger Freund, und pflücke nicht mehr ab als ein einziges Pflänzchen, wenn du eine Sammlung haben solltest, und die übrigen schone! Die Sachen werden immer seltener, und laß anderen auch eine Freude! Alles muß ein Ende nehmen hienieden, auch der schönste Frühling; doch er will nicht scheiden ohne ein besonderes Zauberstück. Noch einmal überschüttet er die Erde mit Blumen; am wüsten Dorn erblüht die lieblichste von allen, die königliche Rose. Holunder, Akazie und Ginster sind ihre Gesellschafter, und in diesem Blütenmeere stirbt der holde Lenz. Hochsommersonne. Flimmernde Hitze auf Feld und Flur; dumpfe Schwüle im Walde. Was der Frühling ausgestreut in Farbenfülle, das muß still und verborgen zur Frucht heranreifen, daß das Leben nicht ersterbe im Winter. Die Linde und die Rebe allein unter den heimischen Gehölzen spenden im Sommer ihren weichen, süßen Duft; was sonst in Gärten und Anlagen blüht, stammt aus der Fremde. Das saftige Gras der Wiesen fällt unter der Wucht der Sense, die Saat hat verblüht, aus dem Halmenmeere klingt der Wachtel lieber Schlag. Neue Farbentöne mischen sich allgemach in das dunkle Grün, die satten Farben der Früchte, deren Fülle nun zum Genuß ausgeboten werden soll. Die Kirschen beginnen den lachenden Reigen; Beeren mancherlei Art folgen in raschem Wechsel. Die Saaten färben sich goldig, in der Ebene erst, dann am Bergeshang, und harren der Sichel und der Sense. Bald streicht der Wind über die kahle Stoppel, auch der Sommer liegt im Sterben, und die Nachtigall, die um den toten Lenz noch zu klagen vermochte, schweigt und denkt an die Südlandreise. Herbst. Linde Luft und blaue Berge, und im Menschenherzen ein sanftes Heimweh. Aus der aufgepflügten Ackerscholle steigt der kräftige Erdgeruch; Sommerfäden flimmern über den Furchen; Sommerfäden schwingen sich von Baum zu Baum und flattern vom Hut des Wanderers. Saftige Birnen und rotbackige Äpfel, wohlschmeckende Pfirsiche und zartbereifte Pflaumen lachen aus dem dunkeln Laube hervor, und im Rebgelände reift die schwellende Traube. Emsige Hände pflücken und sammeln ohne Unter-

8. Freiburger Lesebuch - S. 94

1912 - Freiburg im Breisgau : Troemer
— 94 — geschützt, und es ist von größter Wichtigkeit, daß diese Grasflächen durch Unbefugte nicht betreten und insbesondere durch spielende Kinder nicht beschädigt werden. Von Freiburg an zieht die Dreisam nordwestlich durch den die Ebene bedeckenden Mooswald in die March und zwischen deren niederen Lößhügeln und dem Kaiserstuhl bei Nimburg und Liebstesten hindurch zum alten Riegel, wo Dreisam, Glotter und Elz zusammen sich in den Leopoldskanal ergießen. Dieser mündet dann bei Ober- und Niederhausen in den Rhein. Von Neuershausen in der March an zieht sich zum Kaiserstuhlgebirge hin und viel gewunden an diesem entlang auch bis zum Leopoldskanal die „alte“ Dreisam, die das frühere Bett vor der Geradlegung und Eindämmung des eigensinnigen und gewalttätigen Flüßleins darstellt. Nach Fridrich Pfaff und Max Buhle. 42. Die Stadtbäcbkin- Wer als Fremder Freiburg betritt, wird angenehm überrascht durch die vielen offenen Wasserläufe, welche kristallklar in deu Straßen fließen. Wie das Bild des Münsters, pflegen auch sie als angenehme Erinnerung dauernd im Gedächtnis dessen zu haften, der einmal unsere Stadt gesehen hat. Der Freiburger aber liebt seine Stadtbäche nicht minder, wenn sie auch nicht mehr wie früher gewerblichen Zwecken dienen. Sie sind jetzt in der Hauptsache nur noch eine Straßenzierde. ^ Bei heißer Zeit benutzt man sie auch wohl, um die Straßen reichlich zu netzen; im Winter wird der Schnee in sie hineingekehrt und von ihnen abgeschwemmt. Ursprünglich lieferten sie den Ortseinwohnern das Brauchwasser und dienten zur Wässerung der Ländereien. Die jetzt in Stern-rinnen dahinfließenden Bäche waren ehemals Wässergräben. Diesen Gräben entlang zogen sich die Feldwege. loiit Änsdehnnng der Besiedelung jedorf) wurden 'die Feldwege zu Ortsstraßen, und statt der bisherigen Graben stellte man nun in der Straßenmitte gepflasterte Rinnen her. Der frühere Wässerungsgraben diente jetzt dazn, allerlei Unrat, Schinutzwasser und Kehricht ans der Ortschaft zu entfernen. _ Bei dem wachsenden Berkehr wurden die Bachläuse tn der bisherigen Gestalt als ein Hindernis empfunden. In der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts hat man sie in Steinrinnen gefaßt, um den von ihnen nt Anspruch genommenen Nanm einzuschränken, und so durchstießen sie noch heute die Stadt. , Setdei' führte das Berkehrsbedürfnis dazu, eine Reche von Stcut-bächen gauz zuzudecken oder gar zu entfernen, doch sind im letzten ^5ah 1 -zehnt manche wieder offengelegt worden. Einzelne find mit durchbrochenen Eisenplatten bedeckt worden, um sie sichtbar zu erhalten und trotzdem Raum

9. Freiburger Lesebuch - S. 98

1912 - Freiburg im Breisgau : Troemer
— 98 — anlagen von der Stadtgemeinde angekauft; sie werden nicht gedüngt, und es wird dadurch der Verunreinigung des Wassers vorgebeugt. Da das Wasser durch ganz kalkarmen Boden fließt, so ist es auch ein sehr weiches Wasser, das außerordentlich wenig Kalk enthält. Da Kalk jedoch für die Entwicklung des Körpers, seines Knochengerüstes und der Zähne in gewissem Maße ein Bedürfnis ist, wurde gelegentlich schon angeregt, man solle dem hiesigen Wasser künstlich Kalk zuführen. Im Vergleich zu anderen Städten ist die Versorgung Freiburgs mit Wasser sehr reichlich. Es gibt viele und große Städte, bei denen der Wasserverbrauch im Durchschnitt etwa 100 Liter täglich auf den Kopf der Bevölkerung ausmacht, während in Freiburg die Tagesabgabe zwischen 200 und 300 Litern zu liegen pflegt. Auch im Jahre 1911, dem ganz außerordentlich trockenen Jahr, in welchem die Ergiebigkeit der Wasserleitungen erheblich zurückging, betrug die Mindestabgabe noch 186 Liter-täglich auf den Kopf der Bevölkerung. M. Buhle. 4$. Die Entwässerung. Ebenso wichtig wie die Wasserversorgung ist oitch die Abwasser-beseitiguug. Das dem Hause rein zngesührte Wasser wird verunreinigt und muß entfernt werden. In ländlichen Gegenden kann man es, ebenso wie die in Gruben gesammelten menschlichen und tierischen Abgänge ans Aborten^ und Stallungen, zur Bewässerung und Düngung landwirtschaftlich bestellten Geländes verwenden. In Städten wird das unmöglich, weil die meisten Einwohner keine Landwirtschaft betreiben. In den Untergrund darf man die Stosse nicht versickern lassen, weil der Grundwasserstrom, der anderen zur Versorgung mit reinem Wasser dient, verunreinigt und vergiftet werden könnte. In kleineren Städten findet man immerhin noch das Grubensystem. Gewöhnlich besorgt daun die Gemeinde die Absuhr und sucht bei den Landwirten der Umgebung Abnehmer. Je größer aber die Stadt, desto schwieriger ist das durchführbar, weil die großen Mengen ein ausgedehntes Absatzgebiet fordern. Dadurch aber werden die Fuhrkosten zu hoch. In größeren Städten pflegt man deshalb sowohl die Abwasser, als auch die Abgänge der Aborte mit einem Rohrnetz zur Stadt hinauszuleiten, So ist es auch in Freiburg. Das Straßennetz enthält ein Netz von Kanälen. Stammkanäle, welche große Gebiete zu entwässern haben, nehmen die Hauptkanäle kleinerer Gebiete ans, die sich dann wieder in kleinste, nur einzelnen Straßen dienende Kanäle verzweigen.

10. Freiburger Lesebuch - S. 22

1912 - Freiburg im Breisgau : Troemer
— 22 — Aus dieser Fläche steigen nun nach allen Seiten die Berge in die Höhe. Ein Rundblick von einem der in der Ebene liegenden Hügel, etwa vom Lehener Berg aus, zeigt uns die meisten: so im Norden die niedere Gruppe des Hünersedels mit den welligen Vorbergen von Emmendingen; dicht daneben liegt der Kandel mit seiner so eigentümlichen kahlen Kuppe; einen seiner Ausläufer schickt er bis nach Freiburg herunter; auf dessen Kamm erheben sich der zweiköpfige Flaunser und der Roßkopf, der auf einem seiner Vorsprünge das Zähringer Schloß trägt. Sein letztes Ende ist der Freiburger Schloßberg. Im Süden baut sich der Schauinsland massig vor uns auf. Von ihm aus zieht ein mächtiger vielzackiger Ausläufer nach Nordwesten. Seine letzten, Freiburg zunächst liegenden Höhen sind der stattliche Kybfels und der Brombergkopf, dessen Fuß mit dem prächtigen Sternenwald in der Ebene steht. Durch die Lücke zwischen diesem und dem Schloßberg sehen wir den Kranz von hohen Schwarzwaldbergen, die im Osten das Dreisamtal abschließen, vom Turner und der Nessellache bis zum steilen Roteck und dem ehrwürdigen kahlen Haupt des Feldbergs mit seinem Turm. Vom Schauinsland löst sich noch ein weiterer Zweig nach Nordwesten und begrenzt, mit dem Erstgenannten parallellaufend, das Günterstaler Tälchen; sein letzter weit nach Nordwesten vorgeschobener Abschnitt, der Lorettoberg, trägt weithin sichtbar den Hildaturm. Fast zum selbständigen Berg ist der Gerstenhalm geworden mit seinen kahlen Halden und seinen zwei Spitzen. Weit draußen im Süden grüßt die kahle Kuppe des Belchens mit der charakteristischen Nase, dem Belchenhorn (Hochkelch), herein, während vor ihm weit hinaus in die Rheinebene der Blauen in sanftem Abfall hingelagert ist. Ein flaches Tal, das Hexental, trennt die Schwarzwaldberge von der Tafel des Schönbergs, der nach Westen uns den langgestreckten Abhang des Hochfirsts zuwendet mit der Schneeburg auf seiner höchsten Stelle. Nach Westen halten in fast greifbarer Nähe die flache Erhebung des Tunibergs und die zackige Kammlinie des Kaiserstuhls mit der Eichelspitze, Neunlinden und der Katharinenkapelle das Auge auf. So bietet dieser Teil des Breisgaus das landschaftlich großartigste und schönste Bild der südwestdeutschen Gebirgswelt. Eine blühende reich angebaute Ebene im Osten in großem Halbkreis umrahmt von den mächtigsten vier Schwarzwaldbergen, im Westen abgeschlossen durch den Kaiserstuhl und die fernen Vogesen, während im Südwesten der Blick hinaus nach den Bergen des Schweizer Jura und durch die Burgunderpforte weit nach Frankreich hinein schweift und im Norden sich zwischen dem Heck-linger Schloß und der Michaelskapelle bei Riegel wie zwischen zwei Torpfeilern in die weite unbegrenzte Rheinebene verliert. Und so mannigfaltig die Formen der Berge sind vom sanft abfallenden Roßkopf bis zum steil aufsteigenden spitzzackigen Roteck und dem breit und behäbig hingelagerten Schauinsland, so vielgestaltig ist die Kultur
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