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1. Freiburger Lesebuch - S. 17

1912 - Freiburg im Breisgau : Troemer
— 17 — der Herrenstraße noch Mauern von der alten Festung. Die Stadt reichte also in ältester Zeit vom Martinstor bis in die Nähe der Ring-nnd Kasernenstraße und vom Rottecksplatz nicht ganz bis an den Fuß des Schloßberges, auf dessen Südwestabfall an der Burghalde der Herzog und seine Nachkommen sich ein prächtiges Schloß bauten, das als eines der schönsten in deutschen Landen galt. Mächtige Tore an den vier wichtigsten Eingängen der Stadt, das Schwaben-, Martins-, Lehenertor (in der Bertholdstraße bei der Möbel* Handlung Fenninger) und das Christophelstor herwärts des Siegesdenkmals verwehrten den Eintritt in die Stadt. Der innere Stadtplan des alten Freiburg war derselbe, deu die Herzoge später auch bei der Gründung von Freiburg im i^chtland und Bern zu Grunde gelegt haben, und hat sich bis heute nur wenig geändert. Zwei Hauptstraßen, die Große Gasse (jetzt Kaiserstraße) vom Christophels-bis zum Martinstor und die Salz- und Bertholdstraße vom Schwaben- bis zum Lehenertor kreuzten sich rechtwinklig und bildeten vier rechteckige Felder, die wieder durch Nebenstraßen, die parallel zu den beiden Hcinpt-straßenzügen laufen, in kleinere Häuserviertel zerlegt werden. Die Kirche mit dem Kirchhof und das Rathaus liegen in zwei verschiedenen Feldern abseits der Hauptstraße, die damals in ihrer ganzen Länge als Marktplatz diente. Die Verfassung der neuen Stadt paßte anfs glücklichste zu ihrem schönen Namen Freiburg. Wer Jahr und Tag in der Stadt wohnte, sollte fortab frei sein, auch wenn er vorher als Unfreier einem Herrn gehört hatte. Auch in andern Städten wurde dieser Grundsatz bald angenommen. So war es kein Wunder, daß die unfreien Bauern in großer Zahl nach den Städten flüchteten und daß deshalb die Gutsherren und Städter jahrhundertelang wegen der Flüchtlinge miteinander in Streit lagen. Völlige Gleichheit herrschte aber auch in der Stadt nicht, wenn es auch keine Unfreien oder Leibeigenen mehr darin geben sollte. Nicht jeder Einwohner war Bürger. Vielmehr bildeten diese einen besonderen Stand. Für die Bürger hatte Herzog Konrad neue Verhältnisse geschaffen, wie sie damals noch keiner Stadt zuteil geworden waren. Bisher hatten nämlich die Stadtherrn den Vorsteher der Stadt, den Schultheißen, ernannt. In Freiburg aber sollte die Bürgerschaft den Schultheißen selbst wählen dürfen. Ebenso sollte es mit der Wahl des Pfarrers und des Sigristen und Lehrers gehalten werben. Und bamit die Bürgerschaft nur sich selbst regiere und keinen Zwang von Seiten des Stabtherrn befürchte, verbot der Herzog noch überbies seinen eigenen Dienstmannen und sogar den Rittern, sich gegen den Willen der Bürger innerhalb der städtischen Mauern niederzulassen, denn die Stadt sollte völlig selbständig dastehen und nur dem eigenen Stabtgericht unterworfen fein. Diese herzoglichen Dienstleute wohnten beshalb vor dem Schwabentor unterhalb der 2

2. Freiburger Lesebuch - S. 23

1912 - Freiburg im Breisgau : Troemer
— 23 — des Bodens. Auf den Höhen der Berge die strengen Schwarzwaldtannen, an den Abhängen vielfach mit Laubholz untermischt, der Fuß des Gebirgs von reichen Weinbergen und üppigen Obstgärten umsäumt, die Ebene mit reichen Feldern und fetten Wiesenmatten ausgekleidet, dem Rand der Berge entlang eine Kette von Dörfern, meist uralten Stätten menschlicher Kultur und mitten hinein die Stadt Freiburg hingelagert! Edmund Rebmann. Die Lage von frewurg. i. Für das gedeihliche Bestehen landwirtschaftlicher Siedlungen ist vor allem fruchtbarer Boden erforderlich, dem der Himmel genügend Wärme und Feuchtigkeit spendet zum Wachsen und Reifen der Nutzpflanzen aller Art. Weiter ist noch nötig eine ausreichende Menge Wassers für den Gebrauch von Menschen und Tieren, endlich eine solche Gestaltung der nächsten Umgebung, daß sie Schutz gewährt vor feindlichen Naturgewalten, wie Überschwemmung, Schneebruch oder Bergsturz. Für die Lage der Städte sind teilweise andere Bedingungen entscheidend. Da der Stadtbewohner seine Nahrungsmittel und manches andere, dessen er bedarf, vom Lande, oft sogar aus weiter Ferne bezieht, so kommt für ihn die Fruchtbarkeit des Bodens in der nächsten Umgebung nicht zuerst in Frage. Wohl aber ist auch für ihn sehr wichtig die Wasserversorgung und der Schutz vor Naturgewalten. Dazu kommt aber noch als etwas besonders Notwendiges die Möglichkeit eines leichten Verkehrs dnrck) gute Wege nach allen Richtungen und endlich die Sicherheit vor feindlichen Überfällen im Krieg. In jeder Hinsicht ist Freiburg begünstigt durch seine Lage, und so erscheint es gut verständlich, daß diese Stadt schon bald nach ihrer Gründung zu hoher Blüte gelangte und in der Gegenwart für eine weite Umgebung der wichtige, beherrschende Mittelpunkt werden konnte im Handel und in allen Bestrebungen hohem Fortschritts. Die Stelle, auf der die Stadt liegt, ist nichts anderes als der mächtige Schuttkegel, den die Dreisam beim Austritt aus ihrem Schwarzwaldtal in die weite Rheiuebene abgelagert hat. Die Oberfläche dieser lockeren Flußgeschiebe hat ein starkes Gefälle von Osten nach Westen. Das ist für den Zu- und Abfluß des Wafsers und die Reinigung der Stadt überaus günstig. In den Kiesmassen des nahen Dreisamtales ist ein fast unerschöpflicher Vorrat reinen Gruudwassers vorhanden, das durch große Brunnenleitungen der Stadt zugeführt wird. Alles verunreinigte Gebrauchswasser wird rasch und sicher durch eine treffliche Schwemmanlage wieder abgeführt. Dieser Umstand begünstigt die Gesundheitsverhältnisse der Bewohner in hohem Grad. Sehr wertvoll in dieser Hinsicht sind

3. Freiburger Lesebuch - S. 70

1912 - Freiburg im Breisgau : Troemer
— 70 — laß; Speicher und Scheune und Keller füllen sich in diesen Tagen des Segens. Am Waldrand blüht die Goldrute und die blaue Aster, auf dem Weidfelde zartgefranster Enzian, auf der Wiese die Herbstzeitlose. Und wieder neue Farben! Herab vom Gebirge kommen sie, umgekehrt wie im Lenz. Ins Grün der Blätterkronen mischt sich Rot und Gold. Es sind Fremdlinge, die gewöhnlich zuerst verfärben, die Roteiche, der wilde Wein und der Essigbaum, alle drei aus Nord-Amerika, alle drei gleich hübsch in ihrem leuchtendroten Herbstkleide. Auch die Ahornarten zeigen frühe schon sehr hübsche gelbe und rote Farbentöne. Verhältnismäßig spät erst verfärben Birke und Eibe und die Rotbuche, letztere oft erst im November. Gerade dann bieten die Spaziergänge auf den Freiburger Waldstraßen entzückende Waldbilder, die sich unauslöschlich in die schösheitstrunkene Seele prägen. Bleicher und bleicher wird die Sonne, kühler und kühler die Luft, und die Nächte immer länger und dunkler. Feuchte Nebel lagern im Tale und kriechen die Berghalden hinan. Müde fallen die Blätter von Baum und Strauch. Öde ist die Flur; der Wald verlassen. Einer Sterbenden gleicht die Erde, und ein schmerzlich Leid zuckt durch die ganze Natur. Endlich ist der Wald völlig entlaubt; die letzten Blätter hat der Sturm herabgerissen. Eichen- und Buchenstämme zeigen ihre ganze stolze Schönheit. Wo das gefallene Laub den Boden nicht bedeckt, ist ein schöner, grüner Moosteppich; Epheu klettert da und dort an den Stämmen empor, und struppige Stechpalmen machen sich breit im Unterholz. All dieses Kleingesindel freut sich, daß die hohen Herren ihrer Laubkronen beraubt sind und auch ihnen einmal die Sonne lächelt. Gierig haschen sie nach den goldenen Strahlen, um die wenigen Tage noch auszunützen, bis mit Frost und Schnee der Winter seinen grimmen Einzug hält. Karl stieriin. 32, Der Müimerlurm. Anselm Auerbach, der berühmte Maler, schreibt in seinem „Vermächtnis": „Immer werde ich des unauslöschlichen Eindruckes gedenken, wenn aus der ersehnten Heimfahrt (von Düsseldorf) bei Emmendingen die Eisenbahn den weiten Bogen beschrieb, die ganze so geliebte Lchwarzwald-kette sich ausrollte, und die feine Spitze des Freiburger Münsters in der Ferne sichtbar wurde." Welchem Freiburger erginge es nicht ähnlich? Schauen wir nicht aus allen Wanderungen durch unsere Landschaft nach diesem Wahrzeichen unserer Gegend, diesem stolzen^Zng im Antlitz unserer Stadt, nach diesem Adelsbrief aus, der unserer Heimat Boden geschicht-liche Weihe und Würde verleiht? Von dem ganzen herrlichen Bau aber ist das herrlichste der Turn: im Westen. Die stimmungsvolle Schönheit im Innern, der Reichtum

4. Freiburger Lesebuch - S. 69

1912 - Freiburg im Breisgau : Troemer
— 69 — winterlichen Wald mischen, höher und höher hinauf, als wollten sie dem Frühling vorausstürmen. Inzwischen haben die Birn- und Apfelbäume ihr weiß und rosenfarben Festgewand angetan, das Gras auf den Wiesen streckt sich, der Roggen bildet Halme und Ähren, das Laubdach des Waldes ist dicht geworden; längst klingt des Kuckucks neckischer Ruf. Welch eine Blütenfülle allüberall! Und wenn du Freude an seltenen Pflanzen hast, lieber junger Leser, so bitte deinen Lehrer darum, daß er dich einmal mitnehme an den Schönberg oder Kaiserstuhl und dir die wunderhübschen Knabenkräuter zeige oder im Gebirge die Alpenpflanzen, die daselbst heute noch Zeugnis ablegen von einer längst entschwundenen Zeit, in der bei uns ein Klima geherrscht, wie heute in den Alpen und im hohen Norden. Aber mit dem Schauen laß dir’s genügen, junger Freund, und pflücke nicht mehr ab als ein einziges Pflänzchen, wenn du eine Sammlung haben solltest, und die übrigen schone! Die Sachen werden immer seltener, und laß anderen auch eine Freude! Alles muß ein Ende nehmen hienieden, auch der schönste Frühling; doch er will nicht scheiden ohne ein besonderes Zauberstück. Noch einmal überschüttet er die Erde mit Blumen; am wüsten Dorn erblüht die lieblichste von allen, die königliche Rose. Holunder, Akazie und Ginster sind ihre Gesellschafter, und in diesem Blütenmeere stirbt der holde Lenz. Hochsommersonne. Flimmernde Hitze auf Feld und Flur; dumpfe Schwüle im Walde. Was der Frühling ausgestreut in Farbenfülle, das muß still und verborgen zur Frucht heranreifen, daß das Leben nicht ersterbe im Winter. Die Linde und die Rebe allein unter den heimischen Gehölzen spenden im Sommer ihren weichen, süßen Duft; was sonst in Gärten und Anlagen blüht, stammt aus der Fremde. Das saftige Gras der Wiesen fällt unter der Wucht der Sense, die Saat hat verblüht, aus dem Halmenmeere klingt der Wachtel lieber Schlag. Neue Farbentöne mischen sich allgemach in das dunkle Grün, die satten Farben der Früchte, deren Fülle nun zum Genuß ausgeboten werden soll. Die Kirschen beginnen den lachenden Reigen; Beeren mancherlei Art folgen in raschem Wechsel. Die Saaten färben sich goldig, in der Ebene erst, dann am Bergeshang, und harren der Sichel und der Sense. Bald streicht der Wind über die kahle Stoppel, auch der Sommer liegt im Sterben, und die Nachtigall, die um den toten Lenz noch zu klagen vermochte, schweigt und denkt an die Südlandreise. Herbst. Linde Luft und blaue Berge, und im Menschenherzen ein sanftes Heimweh. Aus der aufgepflügten Ackerscholle steigt der kräftige Erdgeruch; Sommerfäden flimmern über den Furchen; Sommerfäden schwingen sich von Baum zu Baum und flattern vom Hut des Wanderers. Saftige Birnen und rotbackige Äpfel, wohlschmeckende Pfirsiche und zartbereifte Pflaumen lachen aus dem dunkeln Laube hervor, und im Rebgelände reift die schwellende Traube. Emsige Hände pflücken und sammeln ohne Unter-

5. Freiburger Lesebuch - S. 35

1912 - Freiburg im Breisgau : Troemer
— 35 — Anordnungen, die das Handwerk betrafen, sollten in Zukunft nicht ohne ' den Willen der Handwerker erlassen werden dürfen. Weil Einigkeit stark macht, schlossen sich die Bürger, die ähnliche Gewerbe betrieben, wie die Schmiede, Goldschmiede, Hufschmiede, Schlosser-oder die Weber, Bleicher und Färber n. a. zusammen und bildeten eine Vereinigung, die Zunft. Freiburg zählte anfänglich 18 Zünfte, seit 1459, als die Stadt an Bevölkerung abgenommen hatte, nur noch zwölf. Jede Zunft stand unter einem Zunftmeister, der jährlich gewählt wurde und seine Zunft im Stadtrat vertrat. Der Zunftmeister beaufsichtigte die Ausbildung der Lehrlinge und die Arbeit der Gesellen und auch der Meister. Wer schlechte Arbeit lieferte, wurde gestraft. Der Zunftmeister leitete die Einübung der waffenfähigen Mannschaft und war ihr Anführer im Kriege. Jede Zunft führte ihre eigene Fahne mit ihrem Wappen und stand unter dem Schutz eines Heiligen, dessen Büste bei der Fronleichnamsprozession feierlich von den Meistern einhergetragen wurde. Der Versammlungsort der Zunftmitglieder war das Zunfthaus. Fast jede Zunft hatte ein recht stattliches Haus, so die Tücher zum Rosbaum das Eckhaus (Kleinsches Haus) am Eingang der Schiffstraße, die Krämer zum Falkenberg das Haus gegenüber an der Ecke der Engelgasse; das schönste Zunfthaus hatte die Schuhmachcrzunft zum Bären in der Schuster- und Salzstraße (Hans Ernst). Der wichtigste Raum im Zunfthaus war die große Trinkstube. Da hing an der Wand eine Tafel mit dem Verzeichnis von Meister und Gesellen; mancher Zunftbruder hatte sogar ein besonderes Täfelchen mit seinem Namen. Schwören, Schimpfen und Schlägereien waren hier strenge vcr> boten. Jeder zahlte sogleich, was er aß und trank. Wer zur Zuustsitzuug zu spät kam oder unentschuldigt ausblieb, mußte eine Strafe in die allgemeine Zunstkasse bezahlen. Außerdem mußte jedes Mitglied regelmäßig einen Beitrag in diese Kasse leisten, damit arme und kranke Zunft-Mitglieder oder Meisterswitwen im Notfall unterstützt werden konnten. Manche Zünfte hatten dazu sogar einen Vertrag mit dem Spital. Auf der Trinkstube feierten die Meister auch ihre Hochzeiten und Taufen und sonstige Familienfeste. Ähnlich wie die Meister waren auch die Gesellen organisiert. An ihrer Spitze stand ein Obergesell. Das Zunfthaus war ihre Herberge, wo zuwandernde Gesellen Quartier und Imbiß nahmen und um Arbeit nachfragen konnten. Jeder Geselle mußte eine gute Lehrzeit nachweisen und mehrere Jahre auf der Wanderschaft gewesen sein, um die Art des Gewerbebetriebes an anderen Orten und Land und Leute kennen zu lernen. Solche Wanderungen führten oft sehr weit. Mein Vater z. B- hat in den 40er Jahren des letzten Jahrhunderts aus seiner Wanderschaft als Metzgergeselle zu Fuß ganz Süddeutschland bis nach Österreich durch 3*

6. Freiburger Lesebuch - S. 132

1912 - Freiburg im Breisgau : Troemer
erkennen kann. Man muß sich nun kein romantisches Herrenschloß vorstellen mit schimmernden Zinnen und Türmen; sondern trotzig und klotzig mit dicken Mauern, die aus dem Felsen wie seinesgleichen herauswuchsen, mit engen Fenstern und steilen Hohlziegeldächern stand die Burg drohend und finster auf ihrer Höhe. In diesen engen Mauern war kein angenehmes Leben. Wohl waren die Herren von Falkenstein überall im Breisgau begütert seit jener Zeit her, wo Cuono de Falchensteina das Zähringische Kloster St. Peter reich beschenkte; aber sie waren ein zahlreiches Geschlecht. Auf der engen Burg Falkenstein, zu der allerdings noch ein auf einem Felskopf errichteter Turm „Bubenstein“ gehörte, saßen zu Ende des vierzehnten Jahrhunderts die Brüder Wernher, Dietrich und Künlin und ihre Vettern Hans, Thomas und Jakob mit ihren Leuten. Es ging wohl oft schmal her bei diesen Edelleuten. Durch die kostspieligen Kreuzzüge und das andauernde Fehdewesen waren sie vielfach in Schulden geraten. Und wenn dann die reichen Kaufleute das Dreisamtal hinauf- oder herabgezogen kamen mit gefüllten Wagen und hochbeladenen Saumtieren, da regte sich gewiß der Neid in den Herzen der ritterlichen Herren, denen doch von ihren Lehnsherren die oberste Gewalt in die Hand gegeben war, und die Wehr und Waffen zur Hand hatten, um Gewalt ausüben zu können. Sie sagten sich: die Kaufleute erheben durch ihren Handelsnutzen einen hohen Zoll von uns allen, sie ziehen durch unser Gebiet: so sollen sie uns auch zollen. Und so erhoben sie Zoll von den Kaufleuten und Wanderern, und wollten die ihn nicht gutwillig geben, so nahmen sie ihnen ihr Gut ab und warfen sie ins Gefängnis, bis sie sich durch schweres Lösegeld lösten. Vergeblich warnte die Stadt Freiburg. Im Jahre 1314 hatte sie im Verein mit andern Machthabern die dem Freiburger Geschlechte der Kolman gehörige Wilde Schneeburg bei Oberried wegen ähnlicher Räubereien zerstört. Nachdem auf Veranlassung des Edelknechts Klein-Künlin von Falkenstein dessen Knecht Weltin von Wittental in seinem eigenen Hause erschlagen worden war, wurde noch Hans Schneider, ein Freiburger Hintersasse, gefangen und vom höchsten Punkt der Burg Falkenstein herabgestürzt. Seine kranke Frau suchte die modernde Leiche an der Felshalde und ließ sie bei der St. Oswaldkapelle begraben. Nun aber ging Freiburg vor, mit ihm viele rechtliche Edelleute. Im Jänner 1390 ward die uneinnehmbar scheinende Felsburg erobert und zerstört. Mehrere Knechte wurden aufs Rad geflochten, die Falkensteiner selbst schwer bestraft. Ihr Geschlecht verfiel von da an und ist im 16. Jahrhundert erloschen. Die Burg durfte nicht wieder aufgebaut werden, und so ist sie bis auf geringe Mauerreste verschwunden und dräut nicht mehr von ihrem hohen Fels herab. Erfreulicheres als die Geschichte weiß die Sage von Falkenstein zu erzählen. Kuno von Falkenstein war ohne Kinder. Als er einst, betrübt darüber) im Walde ging, gesellte sich ein unbekannter Jäger zu ihm, der ihm zahlreiche Nachkommen versprach, wenn er sich ihm verschreiben wolle. Aber Kuno erkannte in ihm den Teufel und verscheuchte ihn durchs Kreuz. Er beschloß nun in seiner Betrübnis eine Kreuzfahrt ins heilige Land. Von

7. Freiburger Lesebuch - S. 90

1912 - Freiburg im Breisgau : Troemer
— 90 — 40. Wahrzeichen der Stadt Freiburg. Unter Wahrzeichen einer Stadt verstand man im Mittelalter allerlei Denkmale und Merkwürdigkeiten an Kirchen und öffentlichen Orten, die jeder wandernde Handwerksbursche gesehen haben mußte, um sich auszuweisen, daß er in dieser Stadt gewesen sei. Denn damals war die Kunst des Lesens und Schreibens noch wenig verbreitet, und ein schriftlicher Ausweis hätte dem Handwerksburschen wenig genützt. Ein solches Wahrzeichen befindet sich am Schwabentor an der Spitze des dem Oberlindenplatz zugekehrten Gewölbebogens. Es ist ein sitzendes Männlein, welches das linke Bein über das rechte geschlagen hat. Dieses sog. Dornmännle wird als Darstellung eines Wettläufers gedeutet, der sich einen Dorn aus den Fersen zieht. Ein anderes Wahrzeichen der Stadt Freiburg befindet sich unter den Figuren des Münsterportals. Mitten unter den Auferstandenen sieht man hier einen betenden Teufel mit Affenkopf, Menschenleib und Krallenfüßen. Nach Schreiber. 41. Die Dreisam. Man liest und hört oft, der Name Dreisam komme daher, weil dieser Fluß aus der Vereinigung dreier Bäche, des Ibenbachs, Wagensteigbachs und Rotbachs entsteht; aus „drei zusammen“ sei Dreisam geworden. Diese Ableitung des Namens ist jedoch nicht richtig. Dreisam ist ein keltisches Wort und bedeutet etwa die „Schnellfließende“. Der Ibenbach entspringt bei St.peter. Seinen Namen hat er von der Eibe, die früher bei uns ganze Wälder bildete, heute aber nur noch selten wild vorkommt. Er fließt oberhalb Burg nahe bei der Wiesneck in den Wagensteigbach, der am Hohlen Graben bei St. Märgen entspringt und von Osten durch die Wagensteige herabkommt. Der Wagensteigbach ist der alte Oberlauf der Dreisam und hieß auch ehedem Dreisam. Der dritte Quellbach, der Rotbach oder Höllenbach, hat seinen Ursprung in der Nähe des Feldbergs im dunkeln Mathislesweiher. Moorig ist das Gelände bis nach Hinterzarten und Steig hinab, das der kleine Bach zu durchfließen hat: daher ist sein Wasser rotbraun, und deshalb nennt man ihn Rotbach. Durch das malerische Löffeltal mit seinen Mühlen und Sägen springt er über die Felsen hinunter nach Höllsteig zum „Sternen“, wo aus der Ravennaschlucht von der Räwene, d. h. der Ansiedlung des Räbano, der Ravennabach ihm zustürzt. An der malerischen alten St. Oswaldkapelle vorbei eilt der Rotbach zum Hirschsprung, wo die hohen Felsentürme sich zu berühren scheinen. Vorbei an der Klausenkapelle, an alten malerischen Holzhäusern fließt der wie Rauchtopas dunkle und doch klare Bach zum mächtigen Schwarzwaldhaus „zum Himmelreich“ und betritt nun wie aufatmend von seinem rastlos eilenden Lauf das weite freundliche Dreisamtal.

8. Freiburger Lesebuch - S. 102

1912 - Freiburg im Breisgau : Troemer
— 102 — Die Reinigung vollzieht sich, indem das Wasser seine Schwebestoffe großenteils an der Erdoberfläche ausscheidet, wodurch der Boden gleichzeitig gedüngt, den Pflanzen Nahrung zugeführt wird. Das versickernde Wasser wird durch die im Boden enthaltene Luft und durch kleine Lebewesen weiter zersetzt und gereinigt, so daß es schließlich ganz unschädlich ist, wenn es in den Grundwasserstrom und durch die Drainage in die Abzuggräben gelangt, die cs den benachbarten Gemarkungen zuführen. Würde man das Abwasser ständig auf die gleiche Fläche führen und dort versickern lassen, so würde die reinigende Wirkung des Bodens aufhören und das Grundwasser gefährdet werden. Das vom Rieselfeld abziehende Wasser ist reiner als das Wasser mancher unbeanstandet benutzter Pumpbrunnen in dicht bebauten Stadtteilen und auf dem Lande, hat aber durch darin enthaltene Salpetersäure, Ammoniak, Phosphorsäure und Kali nicht unbedeutenden Dungwert, so das; die Nachbargemarkungen, denen es zufließt, nennenswerte Borteile davon für ihre damit gewässerten Wiesen haben. Auf dem Riefelgut werden Ölfrucht (Leirat, Raps), die verschiedenen Getreidesorten, Buchweizen, Kartoffeln, Welschkorn, gelbe Rüben, Runkelrüben und Gras angebaut, letzteres im großen Umfang. Entlang den Gräben und Wiesen sind viele Obstbäume gepflanzt. Die mit Ölfrucht Getreide, Buchweizen und Kartoffeln bestellten Äcker dürfen in der Regel nur vor der Bestellung gewässert und dadurch gedüngt werden; den mit Welschkorn, Rüben und Gras bestellten Flächen aber kann man auch während des Pflanzenwachstums von dem städtischen Abwasser zuleiten. Während aus gewöhnlichen Wässerwiesen ein zweifacher Schnitt erzielt wird, geben die Rieselwiesen 6 und 7 Schnitte irrt Jahr. Ein großer Teil der Rieselgutserzeugnisse wird in der eigenen Wirtschaft verbraucht, der Rest verkauft. Auf dem unteren Teil des Gutes liegt der Gutshof, der Muudenhof, aus dem große Viehhaltung betrieben wird. Es ist dort das zum Betrieb nötige Vieh und eine weitere große Anzahl von Kühen für Milcherzeugung untergebracht, ferner Ochsen, welche gemästet werden. Milch und Mastvieh finden Absatz in der Stadt. Auf diese Weise wird der aus der Stadt durch die Kanalisation fortgeschaffte Unrat auf dem Riefelfelde unschädlich gemacht und nutzbringend verwertet. Die Meinung, daß die Nieselfeldanlage mit üblem Geruch verbunden fein müsse, ist irrig. Die dem Rieselfeld zufließenden Abwässer haben in dem frischen Zustand, in dem sie dort ankommen, kaum Geruch. Unvergleichlich viel mehr übler Geruch ist mit der gewöhnlichen Landwirtschaft verbunden, bei welcher der ditrchgefaulte Inhalt der Dunggruben auf die Äcker gefahren und dort verbreitet wird, wobei der schlechte Geruch auf lange Zeit und in weitem Umfange wahrnehmbar ist.

9. Freiburger Lesebuch - S. 18

1912 - Freiburg im Breisgau : Troemer
— 18 — Burg zwischen dem Gewerbekanal und der Dreisam in der sog. Obern Ane, während die Bürger das Gebiet der „Stadtfreiheit" hinter den Stadtmauern innerhalb der vier Tore bewohnten. Von größter Wichtigkeit für die weitere Entwicklung der Stadt war es, daß Herzog Konrad vor allem reiche Kaufleute hierher berief, um Freiburg sofort als Handels- und Gewerbeplatz Bedeutung zu verleihen. Diese Kaufleute verwalteten Gewicht und Maß und besetzten die Ämter der Stadtverwaltung. Aus ihnen sind später die vornehmsten Familien der Stadt hervorgegangen, und ihrer Unternehmungslust und dem reg-famen Fleiß der Handwerker ist es vor allem zu verdanken, daß Freibnrg bald eine der wichtigsten Städte in den oberrheinischen Landen wurde und rasch an Bevölkerung zunahm. Schon im 13. Jahrhundert entstanden auf allen Seiten reiche Vorstädte, gegen Norden die Neuburg mit der Nikolaus-kirche und mehreren hundert Häusern, nach Westen die Lehenervorstadt, und im Süden die Schneckenvorstadt vor dem Martinstor zu beiden Seiten der Straße, die Gerberau und Insel. Damals begann Freiburg sein herrliches Münster zu erbauen. Es war der Höhepunkt der Macht unserer Stadt im Mittelalter. Hermann Flamm. 8. Ein Totenbaum. 1122. Wo an schwarzen Tannenwäldern Himmelhohe Klippen ragen, Donnernd des Gebirgs Gewässer An die Felsenrippen schlagen, Kommt ein Männerzug geschritten Auf des Pfades schmalem Saum, Feierlich in ihrer Mitten Tragend einen Totenbaum. Und der Zug aus finsterm Walde Immer weiter aufwärts geht er, Bis von mondbeglänzter Halde Ragt das Kloster zu Sankt Peter. Vor dem hohen Dome stellen Sie die schwere Bürde ab: „Mönche kommt aus euren Zellen! Euer Fürst begehrt ein Grab!“ — Aus dem besten Schlafe ringen Sich die Brüder nur verdrossen; Ahnungslos, was jene bringen, Wird die Pforte nun erschlossen;

10. Freiburger Lesebuch - S. 25

1912 - Freiburg im Breisgau : Troemer
— 25 — 12. Das Bischofskreuz bei Betzenhausen. An der Straße von Freiburg nach Betzenhausen steht unter einer mächtigen Linde ein kapellenartiger Aufbau, in den ein rotes Sandsteinkreuz eingemauert ist. Mit diesem Kreuz, dem sogenannten Bischofskreuz, hat es folgende Bewandtnis: Als Herzog Berthold V. von Zähringen im Jahre 1218 kinderlos gestorben war, fiel Freiburg an seinen Schwager, den Grafen Egon I. von Urach in Schwaben. Dessen Sohn Egon Ii. siedelte von seiner Stammburg Hohen-Urach am Nordabhang der schwäbischen Alb in das prächtige Schloß über, das die Zähringer oberhalb Freiburg auf dem Schloßberg erbaut hatten. Es bestand aus drei terrassenförmig übereinanderliegenden Teilen, dem oberen, da wo jetzt die Orientierungstafel angebracht ist, dem unteren auf der heutigen Ludwigshöhe und der Vorburg auf dem heutigen Kanonenplatz und bot mit seinen Häusern, Türmen und Mauern einen imposanten Anblick. Egon nannte sich nun Graf von Freiburg, und sowohl er, als auch sein Sohn Konrad I. lebten in bestem Einvernehmen mit der Bürgerschaft. Der Sohn Konrads aber, Egon Iii., der von 1271 bis 1316 regierte, brachte viel Unheil über die Stadt. Er zeigte sich feindselig gegen den deutschen Kaiser Rudolf von Habsburg und riß auch die Bürgerschaft in sein böses Treiben hinein, indem er sie überredete, mit ihm gemeinsam im Jahre 1278 die neu hergestellte Burg Zähringen zu zerstören, die beim Aussterben der Zähringer als erledigtes Lehen an das Reich zurückgefallen war. Da erschien Kaiser Rudolf mit großer Heeresmacht vor Freiburg und schloß die Stadt ein, wobei das Frauenkloster Adelhausen teilweise zerstört wurde, das am heutigen Annaplatz stand. Der Graf und die Bürger von Freiburg mußten um Gnade bitten; letztere wurden gezwungen, die Burg und das Kloster wieder aufzubauen und außerdem eine bedeutende Geldsumme zu bezahlen. Hierüber entstand große Mißstimmung in der Bürgerschaft, die sich noch vermehrte, da der Graf durch seine vielen Fehden und seine Verschwendungssucht fortwährend in Geldnot war und die Freiburger durch höhere Abgaben hierfür aufkommen sollten. Im Jahr 1299 schließlich, als sie wieder neue Steuern bezahlen sollten, griffen sie zu den Waffen und beschossen vom Oberlindenplatz aus mit Wurfmaschinen die untere Burg, welche die Grafen gegenüber dem Schwabentor über der Felsenwand der Burghalde erbaut hatten. Da zog Egons Schwager, der Straßburger Bischof Konrad von Lichtenberg, mit einem starken Heer gegen Freiburg, und es kam am 29. Juli 1299 bei Betzenhausen zum Treffen. Schon waren viele gefallen, da stürzte sich ein Freiburger Metzger namens Hauri auf den Bischof, der wegen der Hitze nur ein rotes Wams trug und die Seinen antreibend auf einem Streitroß hin und her ritt, und brachte ihm mit seinem Spieße eine tödliche Wunde bei. Mit dem Fall des Bischofs war die Schlacht zu Ende, und das bischöfliche Heer lief auseinander. Die Metzgerzunft aber hat seitdem das Recht des Vortritts bei der Fronleichnamsprozession.
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