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1. Freiburger Lesebuch - S. 23

1912 - Freiburg im Breisgau : Troemer
— 23 — des Bodens. Auf den Höhen der Berge die strengen Schwarzwaldtannen, an den Abhängen vielfach mit Laubholz untermischt, der Fuß des Gebirgs von reichen Weinbergen und üppigen Obstgärten umsäumt, die Ebene mit reichen Feldern und fetten Wiesenmatten ausgekleidet, dem Rand der Berge entlang eine Kette von Dörfern, meist uralten Stätten menschlicher Kultur und mitten hinein die Stadt Freiburg hingelagert! Edmund Rebmann. Die Lage von frewurg. i. Für das gedeihliche Bestehen landwirtschaftlicher Siedlungen ist vor allem fruchtbarer Boden erforderlich, dem der Himmel genügend Wärme und Feuchtigkeit spendet zum Wachsen und Reifen der Nutzpflanzen aller Art. Weiter ist noch nötig eine ausreichende Menge Wassers für den Gebrauch von Menschen und Tieren, endlich eine solche Gestaltung der nächsten Umgebung, daß sie Schutz gewährt vor feindlichen Naturgewalten, wie Überschwemmung, Schneebruch oder Bergsturz. Für die Lage der Städte sind teilweise andere Bedingungen entscheidend. Da der Stadtbewohner seine Nahrungsmittel und manches andere, dessen er bedarf, vom Lande, oft sogar aus weiter Ferne bezieht, so kommt für ihn die Fruchtbarkeit des Bodens in der nächsten Umgebung nicht zuerst in Frage. Wohl aber ist auch für ihn sehr wichtig die Wasserversorgung und der Schutz vor Naturgewalten. Dazu kommt aber noch als etwas besonders Notwendiges die Möglichkeit eines leichten Verkehrs dnrck) gute Wege nach allen Richtungen und endlich die Sicherheit vor feindlichen Überfällen im Krieg. In jeder Hinsicht ist Freiburg begünstigt durch seine Lage, und so erscheint es gut verständlich, daß diese Stadt schon bald nach ihrer Gründung zu hoher Blüte gelangte und in der Gegenwart für eine weite Umgebung der wichtige, beherrschende Mittelpunkt werden konnte im Handel und in allen Bestrebungen hohem Fortschritts. Die Stelle, auf der die Stadt liegt, ist nichts anderes als der mächtige Schuttkegel, den die Dreisam beim Austritt aus ihrem Schwarzwaldtal in die weite Rheiuebene abgelagert hat. Die Oberfläche dieser lockeren Flußgeschiebe hat ein starkes Gefälle von Osten nach Westen. Das ist für den Zu- und Abfluß des Wafsers und die Reinigung der Stadt überaus günstig. In den Kiesmassen des nahen Dreisamtales ist ein fast unerschöpflicher Vorrat reinen Gruudwassers vorhanden, das durch große Brunnenleitungen der Stadt zugeführt wird. Alles verunreinigte Gebrauchswasser wird rasch und sicher durch eine treffliche Schwemmanlage wieder abgeführt. Dieser Umstand begünstigt die Gesundheitsverhältnisse der Bewohner in hohem Grad. Sehr wertvoll in dieser Hinsicht sind

2. Freiburger Lesebuch - S. 70

1912 - Freiburg im Breisgau : Troemer
— 70 — laß; Speicher und Scheune und Keller füllen sich in diesen Tagen des Segens. Am Waldrand blüht die Goldrute und die blaue Aster, auf dem Weidfelde zartgefranster Enzian, auf der Wiese die Herbstzeitlose. Und wieder neue Farben! Herab vom Gebirge kommen sie, umgekehrt wie im Lenz. Ins Grün der Blätterkronen mischt sich Rot und Gold. Es sind Fremdlinge, die gewöhnlich zuerst verfärben, die Roteiche, der wilde Wein und der Essigbaum, alle drei aus Nord-Amerika, alle drei gleich hübsch in ihrem leuchtendroten Herbstkleide. Auch die Ahornarten zeigen frühe schon sehr hübsche gelbe und rote Farbentöne. Verhältnismäßig spät erst verfärben Birke und Eibe und die Rotbuche, letztere oft erst im November. Gerade dann bieten die Spaziergänge auf den Freiburger Waldstraßen entzückende Waldbilder, die sich unauslöschlich in die schösheitstrunkene Seele prägen. Bleicher und bleicher wird die Sonne, kühler und kühler die Luft, und die Nächte immer länger und dunkler. Feuchte Nebel lagern im Tale und kriechen die Berghalden hinan. Müde fallen die Blätter von Baum und Strauch. Öde ist die Flur; der Wald verlassen. Einer Sterbenden gleicht die Erde, und ein schmerzlich Leid zuckt durch die ganze Natur. Endlich ist der Wald völlig entlaubt; die letzten Blätter hat der Sturm herabgerissen. Eichen- und Buchenstämme zeigen ihre ganze stolze Schönheit. Wo das gefallene Laub den Boden nicht bedeckt, ist ein schöner, grüner Moosteppich; Epheu klettert da und dort an den Stämmen empor, und struppige Stechpalmen machen sich breit im Unterholz. All dieses Kleingesindel freut sich, daß die hohen Herren ihrer Laubkronen beraubt sind und auch ihnen einmal die Sonne lächelt. Gierig haschen sie nach den goldenen Strahlen, um die wenigen Tage noch auszunützen, bis mit Frost und Schnee der Winter seinen grimmen Einzug hält. Karl stieriin. 32, Der Müimerlurm. Anselm Auerbach, der berühmte Maler, schreibt in seinem „Vermächtnis": „Immer werde ich des unauslöschlichen Eindruckes gedenken, wenn aus der ersehnten Heimfahrt (von Düsseldorf) bei Emmendingen die Eisenbahn den weiten Bogen beschrieb, die ganze so geliebte Lchwarzwald-kette sich ausrollte, und die feine Spitze des Freiburger Münsters in der Ferne sichtbar wurde." Welchem Freiburger erginge es nicht ähnlich? Schauen wir nicht aus allen Wanderungen durch unsere Landschaft nach diesem Wahrzeichen unserer Gegend, diesem stolzen^Zng im Antlitz unserer Stadt, nach diesem Adelsbrief aus, der unserer Heimat Boden geschicht-liche Weihe und Würde verleiht? Von dem ganzen herrlichen Bau aber ist das herrlichste der Turn: im Westen. Die stimmungsvolle Schönheit im Innern, der Reichtum

3. Freiburger Lesebuch - S. 76

1912 - Freiburg im Breisgau : Troemer
Er ist der klassische gotische Turmhelm, von keinem andern an Sicherheit der Umrisse, an Schönheit der Verhältnisse erreicht. Und bei all dieser Mustergiltigkeit ist unser Turm doch frei von jener frostigen Langeweile, die allem Tadellosen so leicht anhaftet. Dafür sorgt schon der weise verteilte plastische Schmuck. Für einen Kirchturm des 13. Jahrhunderts ist er in seinem untersten Drittel auffallend schmucklos gehalten. Nicht als ob der Meister dieses ältesten Teiles reicherem Schmuck grundsätzlich abhold gewesen wäre. Das Gegenteil beweist uns die Vorhalle im Erdgeschoß des Turmes. Wenn unser Turmbaumeister gleichwohl das Erdgeschoß im Äußeren so verhältnismäßig schmucklos ließ, so hatte er dabei offenbar seine künstlerischen Absichten. Der Unterbau des schweren Turmes, zugleich Träger eines wuchtigen Glockenstuhles, sollte möglichst massig und fest erscheinen. Der Kern des Mauerwerks, die es zusammenhaltenden Streben mußten klar in die Erscheinung treten; sogar einige - kräftige Horizontallinien waren hier im Erdgeschoß nicht unerwünscht, um die Zuverlässigkeit der Lagerung recht zu betonen. Vou der Achtecksgaleric au beginnt dann die lastende Masse sich zu lockern: riesige Fensteröffnungen, auch als Schauuken für die Glocken erwünscht, tun sich weit aus. Durchsichtiger, immer durchsichtiger wird nach oben zu der Turm, reicher der ihn umspielende Zierrat. Die Horizontallinien kommen gegen die alles übertönenden Vertikalen nicht mehr zu Wort. Schließlich jubelt der Turm, in Fialen und Spitzengewebe aufgelockert, leicht in die Lüfte. So finden wir dann, daß alles und jedes an unserm Münsterturm wohl überlegt und weise berechnet ist. Ein besonderer Vorzug unseres Turmes ist endlich noch die Farbe des Buntsandsteins, aus dem er errichtet wurde. Dieser Stein besitzt eine wunderbare Fähigkeit, je nach Witterung und Beleuchtung verschieden auszusehen, und diese seine wechselnde Färbung, die bald ernst und feierlich, bald heiter und strahlend wirft, ist gewiß ein Hauptgrund, warum wir so gern nach unserm Turme ausschauen. Wie hebt er sich in seiner düsteren Würde so vornehm aus dem Rauchmeer der abendlichen Stadt! Wie sticht er ein anderes Mal wieder in strahlender Pracht vom Blau des Himmels, vom dunklen Grün der Berge ab! Ob wir ihn wohl so lieben könnten, wenn er aus köstlichem Marmor oder aus graugelbem Kalkstein ausgebaut wäre? Nachdem wir so die Vollkommenheit unseres Turmes unter mancherlei Gesichtspunkten erörtert haben, drängt sich gebieterisch die Frage auf, wer denn dies klassische Werk geschaffen hat. Die Antwort auf diese wahrlich berechtigte Frage bleibt die Forschung uns leider schuldig. In- schriftlich hat der Erbauer sich nirgends am Bau verewigt; es entsprach nicht den Gepflogenheiten der frommen alten Meister, an Werken zu Gottes Ehre für ihre eigene Ehre Vorsorge zu treffen. Bannrknnden ans dem 13. Jahrhundert, die uns den Namen des genialen Architekten über-

4. Freiburger Lesebuch - S. 2

1912 - Freiburg im Breisgau : Troemer
— 2 — 2. €in Rundgang durch Trciburg. Wenn jemand alles zusammenfassen will, was sich von unserer Heimat Schönes und Angenehmes sagen läßt, so nennt er Baden den Garten Deutschlands. Unser Vaterland ist reich an herrlichen Gegenden, aber zu den geprieseusteu gehört der Breisgau. Er bildet den südwestlichsten Winkel des Großherzogtums. Dunkle Wälder, helle Wiesen und Rebberge, silberne Bachläufe gereichen ihm zur Zierde. Burgruinen und fromme Kapellen schauen ins Rheintal, über das viele Städte und Dörfer ausgestreut sind. Mitten in dieser gesegneten Landschaft, am Fuße des hohen Schwarzwalds, liegt unser schönes Freibnrg, ungefähr sechs Stunden vom Rheinstrom entfernt. Etwa achthundert Jahre find es her, seit es ein Freiburg gibt. Menschengeschlechter kamen und sanken ins Grab; Freibnrg aber wuchs und wuchs, und es entstand eine große Stadt mit gesunden Wohnungen und sauberen Plätzen, mit prächtigen Schulen und Kirchen, mit freundlichen Gärten und sinnigem Bildwerk, daß jeder eine Freude hat, der dies ausgedehnte Gemeinwesen sieht. Etwa 85000 Menschen wohnen heute in dieser Stadt. Vor hundert Jahren waren es nicht mehr als 10000. Also ist seitdem die Seelenzahl mehr als achtmal so groß geworden. Da alle diese Menschen behaglich wohnen, sich kleiden und ernähren wollen, sorgen zahlreiche Kaufläden, Werkstätten und Fabriken für den Lebensunterhalt. Jeder, der Freiburg kennt, lobt das heitere Aussehen der Stadr, die zu deu bedeutendsten Siedelungen in Baden gehört. Nur Karlsruhe, die Hauptstadt des Großherzogtums, wo der Landesfürst Hof hält, und die mächtige Handelsstadt Mannheim sind größer. Dafür besitzt unser Freiburg eine schönere Lage in gesuuder Luft und fruchtbarer Gegend, ein bunteres Leben, ein herrliches Münster, seinen Schloßberg und vieles, vieles andere, das mein soustwo vergeblich sucht. Mancher hat das Meer und die Alpen gesehen, und er hat doch Freiburg nicht vergessen können. Man nennt Freiburg die Perle des Breisgans. Man darf es aber auch eine Perle unseres großen deutschen Vaterlandes nennen, wo doch des Schönen so viel für Aug' und Herz gedeiht. Der kleine Leser stelle sich einmal vor, er hat Besuch. Ein Vetter-aus dem Schwarzwald kommt zum erstenmal nach Freiburg. Dem soll nun die Stadt gezeigt werden — nicht alles an einem Tag, denn wer in der Geschwindigkeit zuviel sehen will, sieht garnichts. Donnernd ist der Eisenbahnzug vom Höllentale her in den Bahnhof eingefahren, das Köffer-chen des Ankömmlings ist versorgt, und der Vater beginnt mit den Buben den Rundgang. Wie erstaunt der Vetter, da er vom Bahnhof auf den freien Platz tritt und auch gleich das Münster mit dem Schloßberg dahinter gewahrt! Denn vom Münster hat er schon daheim in der Schule gehört, daß es eine der schönsten Kirchen in Deutschland sei, und es ist wahr: das Münster mit seinem schlanken, durchbrochenen Turm, durch den der Bergwald und der blaue Himmel so köstlich hindurchblicken, hat nicht seinesgleichen.

5. Freiburger Lesebuch - S. 6

1912 - Freiburg im Breisgau : Troemer
— 6 — Der Bauer siel dem Spott anheim und die Freiburger malten ihn mit Rossen, Wagen und Fässern an ihr Tor, das seitdem das Schwabentor heißt. Als man vor einer Reihe von Jahren das Tor höher machte — der Unterbau stammt noch aus dem 13. Jahrhundert — ist das Bild erneuert wordcu. Auf der andern Torseite aber brachte ein Freibnrger Künstler namens Geiges den St. Georg an, den Drachentöter. Vom Schwabentor führt eine Straße altertümlichen Aussehens über den Oberlindenplatz nach der Kaiserstraße zurück. Mau kommt erst beim alten Theater, dann am Großherzoglichen Palais und dem Haupt st euer amt vorüber. Der Bertholdsbrunnen weist den Spaziergänger znm Martinstor. Es hat den Namen von jenem heiligen Kriegsmann, der mit einem Bettler den Mantel teilte. Es ist diese mitleidige Handlnng am Tore abgebildet. Die Gedenktafel darunter aber erinnert an kriegerische Zeit. Als im Sommer 1796 die Franzosen über den Rhein kamen, lieferte ihnen der Breisgauer Landsturm, darunter ein hiesiges Freiwilligen-Bataillon von sechshundert Mann, bei Wagenstadt im Amt Emmendingen ein scharfes Gefecht. Am Martinstor ist das Lob der Tapferen für alle Zeiten angeschrieben. „Kriegsgeschichten", sagt der Onkel zu den Bnben, „hören sich recht fröhlich an, wenn man nicht selber drin verwickelt ist. Freibnrg hat davon zu verspüren bekommen, mehr als ihm lieb war. Um so höher lasset uns die Werke des Friedens schätzen. Kriegerische Taten mögen ein Volk stolz machen. Beglücken kann nur, was die weise Vorsicht des Friedens schafft." Unter solchen Betrachtungen ist ein weiter, freier Platz erreicht, und zwischen dein Grün der Anlagen treten mehrere große Gebäude auf einmal hervor, als wollten sie mit dem Münster wetteifern. „Friedenswerke!" sagt der Onkel wieder und deutet auf das vordere Haus, das ganz aus rotein Sandstein erbaut und von einem stattlichen Turin überragt ist. Wir buchstabieren auch gleich den Spruch, der in goldenen Lettern an der Vorderseite des Hauses leuchtet: „Die Wahrheit wird euch freimachen." Wir stehen vor dem neuen Lehrgebäude d er Universität. Im Oktober 1911 ist es in Gegenwart des Großherzogspaares feierlich eröffnet worden. Noch mehr muß man aber erstaunen über das neue Stadttheater, von dem der Vetter meinte: das müsse ein Fürstenpalast sein, in den hinein nur die allervornehmsten Leute und höchstens am Sonntag Zutritt hätten. Worauf aber unser kleiner Freund groß ausschaute, als ihm gesagt wurde: die Stadt Freibnrg, die Bürgerschaft, habe dies Haus für Hoch und Nieder mit einem Aufwand von Millionen gebaut, und es öffne sich zu gewissen Tagen den Unbemittelten, hin und wieder auch der Schuljugend zur Belohnung von Fleiß und Ordnungssinn. Stundenlang • hätte der Vetter vom Schwarzwald so weiter laufen und die ergötzlichen Schauspiele der Straße betrachten mögen. Aber auf einmal sagte der Onkel: „Buben, wie wär's, wenn wir zur Abwechslung etwas von Freibnrg auf der Mittagstafel betrachteten? Gibt es nicht heute

6. Freiburger Lesebuch - S. 8

1912 - Freiburg im Breisgau : Troemer
Von Faß Zu Faß lupft seine Hand Den Deckel . . . Welch ein Schrecken! Drin liegen Steine nur und Sand, Hei, hub sich rings ein Necken: „Scher' dich zum Kuckuck, Grobian, Mit deiner schoseln Habe!" — „Den Spuk tat mir das Eh'weib au!" seufzt der gefoppte Schwabe. Still zog er ab, mit Sack und Pack, Ließ flugs die Rößlein laufen. Das Tor tät man zum Schabernack In Schwabentor umtaufen. Karl Mayer 4. Der Breisgau in vorrömischer Zeit. Im Jahre 1874 wurden in einer künstlichen Höhle im Löß am Südabhang des Tuniberges beim Dorfe Munzingen Spuren menschlicher Niederlassungen gefunden, die aus grauer Vorzeit stammen. In der Nähe einer Quelle, geschützt gegen den rauhen Nordwind, hat hier viele Jahrtausende vor Christi Geburt eine Horde von Jägern gelagert. Es war in der sogenannten Eiszeit, in der bei uns ein Klima herrschte, wie wir es heute im hohen Norden treffen. Der Schwarzwald war damals mit ewigem Eis und Schnee bedeckt und sandte Gletscher in die Täler hinab. Dem entsprechend war auch die Tier- und Pflanzenwelt anders als heute. Ackerbau war noch unmöglich, doch waren die Bewohner bereits mit dem Gebrauch des Feuers vertraut. Jagd und Fischfang waren ihre Hauptbeschäftigung, Renntiere bildeten hauptsächlich die Jagdbeute. Die Geweihe und Knochen dieser Tiere lagen in Menge bei der Asche in der Munzinger Höhle, zum Teil für den menschlichen Gebrauch bearbeitet. Zur Bereitung der Felle, zum Zerschneiden des Hornes, wohl auch als Waffen zur Jagd dienten hauptsächlich Geräte aus Feuerstein, der vom nahen Isteiner Klotz stammte. Der Feuerstein hat ja die Eigenschaft, daß er in frisch gegrabenem Zustand, solange er die Bergfeuchtigkeit besitzt, in messerartige Stücke mit scharfen Kanten zerschlagen werden kann. Jahrtausende vergingen, bis sich allmählich das Klima änderte und die Erdoberfläche, die Pflanzen- und Tierwelt ein Aussehen gewannen, das sich von dem heutigen nicht mehr viel unterscheidet. Die Menschen wohnten jetzt schon in Dörfern zusammen und betrieben neben Jagd und Fischerei auch Ackerbau und Viehzucht. Im badischen Oberland hat man aus dieser

7. Freiburger Lesebuch - S. 63

1912 - Freiburg im Breisgau : Troemer
— 63 — Diese Truppenabteilung hatte den Auftrag, am Oberrhein zu „demonstrieren", das heißt die Franzosen glauben zu machen, daß das südliche Baden noch von Truppen besetzt sei. Diese Aufgabe löste die Abteilung glänzend, indem sie bald in Freiburg, bald in Müllheim, bald in Lörrach auftauchte und durch Anzünden von Biwakfeuern allenthalben den Franzosen jenseits des Rheins die Anwesenheit zahlreicher Truppen in hiesiger Gegend vorspiegelte. Jedesmal, wenn die Württembergs wieder nach Freibnrg kamen, erhielten die Schüler frei, um die Truppen sehen zu können. In dieser Zeit tauchte das Lied „Die Wacht am Rhein" auf. Wohl nur wenige hatten es vorher gelaunt; wie über Nacht aber wurde es Gemeingut aller. Jedermann begeisterte sich an den Klängen des herrlichen Liedes. Im September, als wir schon Ferien hatten, verbreitete sich die Nachricht, daß man das Bombardement von Straßburg von der St. Katharinenkapelle auf dem Kaiserstuhl in hellen Nächten sehen könne. Natürlich machten wir Juugens uns auf den Weg dahin und beobachteten mehrfach, wie die feurigen Bomben in hohem Bogen in die belagerte Stadt geschleudert wurden. Auflodernder Feuerschein am Horizont ließ gleich darauf ihre Wirkung erkennen. Nachdem Straßbnrg am 28. September kapituliert hatte, machten wir mit uuserem Klassenlehrer einen Ausflug dahiu. Wir bekamen einen lebendigen Eindruck von den schweren Zeiten, die die Stadt hatte durch-machen müssen; die ganze Steinstraße brannte noch, und ein Bild völliger Verwüstung bot die in Trümmer geschossene Citadelle. Im Spätherbst, als die Schule längst wieder begonnen hatte, kamen wieder einmal Truppeu nach Freiburg. Es waren preußische Laudwehrbatailloue von der äußersten Ostgrenze, die mit zur Belagerung der Festuug Belfort bestimmt waren. Sie trafen mit der Eisenbahn ein und blieben mehrere Tage hier im Quartier. Stramme, bärtige Gestalten, die mit ihrem littanischen, ostpreußischen und poluischeu Dialekt vou den Freiburgern schwer verstanden wurden, was aber aus Gegenseitigkeit beruhte. Dies tat einem guten Einvernehme» jedoch keinerlei Eintrag. Unsern Markgräfler Wein ließen sie sich besonders gut schmecken. Dann kamen eines schönen Wintertags lange Munitionskolonnen hier durchmarschiert mit Geschossen fast so groß wie Znckerhüte. Sie waren ebenfalls für die Belagerung von Belfort bestimmt. Zwischendurch kamen ganze Eisenbahntransporte von Verwundeten an. Sie wurden in der Festhalle untergebracht, wo ein Lazarett errichtet war. In langen Reihen lagen sie in diesem Raunt, der heute dem Gesang und Frohsinn dient. Unvergeßlich sind mir die Momente geblieben, wo Siegesdepeschen vom Kriegsschauplatz hier ankamen. Sie wurden am Bahnhof ausgehängt, eine große, freudig erregte Menschenmenge drängte sich dort. So entsinne ich mich noch, welch ungeheure Begeisterung herrschte, als die Nachricht vom Sieg bei Sedan und der Gefangennnahme Napoleons eintraf. Die

8. Freiburger Lesebuch - S. 65

1912 - Freiburg im Breisgau : Troemer
— 65 — Gesanges, weil sich für ihn mit den Tönen ein Bild des Sängers verbindet. Auch wird nur er cs gleich herausfinden, wenn in das allgemeine Waldkonzert die Laute eines besonders ausgezeichneten Künstlers von ferne hereintönen, er wird dem nachgehen und nun vollen Genuß haben. Viele Tiere wird überhaupt nur der zu Gesicht bekommen, der ihre Stimmen kennt. Das konnte ich auf einer Reise nach Ceylon besonders gut beobachten. Auf dieser herrlichen tropischen Insel sind die Papageien so häufig wie bei uns die Meisen. Und doch hatte keiner der Passagiere, die mit mir auf dem Schiff waren, bei einem vier- bis sechswöchigen Aufenthalt auf Ceylon Papageien gesehen. Sie merkten eben nicht auf, wenn ein Papagei seine scharse Stimme erschallen ließ und suchten nicht nach den grünen Vögeln, die sich im ebenfalls grünen Laub nicht ohne weiteres verraten. Wer also in der Natur wahre Freude finden will, der muß sich in sie vertiefen. Und ich weiß keine Beschäftigung, die so gesund ist, so reich macht, Herz und Verstand so bildet, wie die mit der Natur. Wer erst einmal damit angefangen hat, wird nicht mehr aufhören. Ich glaube nicht, daß es jemand geben kann, den die Geheimnisse der Natur nicht fesseln. Freilich, aller Anfang ist schwer! Bis jemand z. B. die ersten zwanzig Vogelstimmen kennt, hat er manche Mühe. Da muß er sich zunächst in Museen einige Formkenntnis von den ausgestopften Vögeln erwerben oder, wenn das nicht möglich ist, aus Büchern immer wieder die Vögel an seinem Auge vorüberziehen lassen. Und wenn er dann im Park oder im Walde eine Stimme hört, dann muß er oft sehr langsam sich heranschleichen und kann manchmal lange warten, bis er den Sänger deutlich mit seinem Feldstecher, der den Vogelfreund stets auf seinen Spaziergängen begleiten soll, wahrnimmt. Gelingt das endlich, so muß er sich das Gesehene einprägen und zu Hause in seinem Vogelbuch nachschauen, welcher Vogel es sein könnte. Und findet er ein Bild, das auf das Tier paffen könnte, und steht dann im Text auch der Gesang ähnlich verzeichnet, wie er ihn gehört hat, dann kennt er den Vogel; doch oft gelingt das erst nach mehreren Malen. Ebenso ist es bei anderen Tieren und bei den Pflanzen. Aber hat man erst gewisse Kenntnisse, welche Freude machen sie dann! Jede Pflanze, jedes Tier, das man erkennt, ist einem wie ein alter Freund, der viel zu erzählen hat. Und jedes Zulernen von neuen Gestalten ist ein Genuß. Zu Hanse einige gute Bestimmungsbücher, auf den Spaziergängen ein Fernglas, ein Schmetterlings- und Wassernetz, einige Gläser, das ist die Ausrüstung des Naturfreundes. Damit soll aber nicht gesagt sein, daß jeder Naturfreund auch Sammler sein soll. Im Gegenteil! Beobachten ist besser als fangen. Der Spaziergang soll Verstand und Herz, nicht die wasche bereichern. Wir müssen nicht alles gleich haben wollen! Wir mögen Tiere fangen, um sie genauer zu betrachten, wollen ihnen aber dann wieder die Freiheit geben. Wie wir im Museum au 5

9. Freiburger Lesebuch - S. 67

1912 - Freiburg im Breisgau : Troemer
— 67 — O Dreisam, süßer Aufenthalt! O Freiburg, schöner Ort! Mich ziehet nach dein höchsten Wald Die höchste Sehnsucht fort. Nicht schrecket mich im Höllentor Der grause Felsensteg. Weit über Land und Fels empor Zum Gipfel geht mein Weg. Dein Wasser schöpf ich in der Hand, O Donau, frohe Fahrt! Verkünde nur im Morgenland Der Deutschen Sinn und Art! Du, mit dem weißen Wälderhut Und mit dem schwarzen Baud, O Mägdlein sittig, schön und gut, Grüß mir das deutsche Land. Ich muß hinauf zum schwarzen Wald So liebend und allein; Dort soll fortau mein Aufenthalt Und meine Kirche sein. Euch Bäume hat kein Mensch gestreut; Euch säte Gottes Hand; Ihr alten, hohen Tannen seid Mir meines Gottes Pfand. Durch eure fchlauken Wipfel geht Sein wunderbarer Gang, In euren grünen Zweigen weht Ein schauervoller Klaug. Das ist ein ferner Liebeston (Er klingt wohl tausend Jahr) Von Geistern, deren Zeit entfloh'n, Und deren Burg hier war. Wie schaurig hier und wie allein Im höchsten schwarzen Wald! Nicht fern kann hier die Wohnung sein Der seligsten Gestalt: Der Freiheit, die mein Herz gewann, Der süßen Heldenbraut, 5*

10. Freiburger Lesebuch - S. 69

1912 - Freiburg im Breisgau : Troemer
— 69 — winterlichen Wald mischen, höher und höher hinauf, als wollten sie dem Frühling vorausstürmen. Inzwischen haben die Birn- und Apfelbäume ihr weiß und rosenfarben Festgewand angetan, das Gras auf den Wiesen streckt sich, der Roggen bildet Halme und Ähren, das Laubdach des Waldes ist dicht geworden; längst klingt des Kuckucks neckischer Ruf. Welch eine Blütenfülle allüberall! Und wenn du Freude an seltenen Pflanzen hast, lieber junger Leser, so bitte deinen Lehrer darum, daß er dich einmal mitnehme an den Schönberg oder Kaiserstuhl und dir die wunderhübschen Knabenkräuter zeige oder im Gebirge die Alpenpflanzen, die daselbst heute noch Zeugnis ablegen von einer längst entschwundenen Zeit, in der bei uns ein Klima geherrscht, wie heute in den Alpen und im hohen Norden. Aber mit dem Schauen laß dir’s genügen, junger Freund, und pflücke nicht mehr ab als ein einziges Pflänzchen, wenn du eine Sammlung haben solltest, und die übrigen schone! Die Sachen werden immer seltener, und laß anderen auch eine Freude! Alles muß ein Ende nehmen hienieden, auch der schönste Frühling; doch er will nicht scheiden ohne ein besonderes Zauberstück. Noch einmal überschüttet er die Erde mit Blumen; am wüsten Dorn erblüht die lieblichste von allen, die königliche Rose. Holunder, Akazie und Ginster sind ihre Gesellschafter, und in diesem Blütenmeere stirbt der holde Lenz. Hochsommersonne. Flimmernde Hitze auf Feld und Flur; dumpfe Schwüle im Walde. Was der Frühling ausgestreut in Farbenfülle, das muß still und verborgen zur Frucht heranreifen, daß das Leben nicht ersterbe im Winter. Die Linde und die Rebe allein unter den heimischen Gehölzen spenden im Sommer ihren weichen, süßen Duft; was sonst in Gärten und Anlagen blüht, stammt aus der Fremde. Das saftige Gras der Wiesen fällt unter der Wucht der Sense, die Saat hat verblüht, aus dem Halmenmeere klingt der Wachtel lieber Schlag. Neue Farbentöne mischen sich allgemach in das dunkle Grün, die satten Farben der Früchte, deren Fülle nun zum Genuß ausgeboten werden soll. Die Kirschen beginnen den lachenden Reigen; Beeren mancherlei Art folgen in raschem Wechsel. Die Saaten färben sich goldig, in der Ebene erst, dann am Bergeshang, und harren der Sichel und der Sense. Bald streicht der Wind über die kahle Stoppel, auch der Sommer liegt im Sterben, und die Nachtigall, die um den toten Lenz noch zu klagen vermochte, schweigt und denkt an die Südlandreise. Herbst. Linde Luft und blaue Berge, und im Menschenherzen ein sanftes Heimweh. Aus der aufgepflügten Ackerscholle steigt der kräftige Erdgeruch; Sommerfäden flimmern über den Furchen; Sommerfäden schwingen sich von Baum zu Baum und flattern vom Hut des Wanderers. Saftige Birnen und rotbackige Äpfel, wohlschmeckende Pfirsiche und zartbereifte Pflaumen lachen aus dem dunkeln Laube hervor, und im Rebgelände reift die schwellende Traube. Emsige Hände pflücken und sammeln ohne Unter-
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