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1. Freiburger Lesebuch - S. 23

1912 - Freiburg im Breisgau : Troemer
— 23 — des Bodens. Auf den Höhen der Berge die strengen Schwarzwaldtannen, an den Abhängen vielfach mit Laubholz untermischt, der Fuß des Gebirgs von reichen Weinbergen und üppigen Obstgärten umsäumt, die Ebene mit reichen Feldern und fetten Wiesenmatten ausgekleidet, dem Rand der Berge entlang eine Kette von Dörfern, meist uralten Stätten menschlicher Kultur und mitten hinein die Stadt Freiburg hingelagert! Edmund Rebmann. Die Lage von frewurg. i. Für das gedeihliche Bestehen landwirtschaftlicher Siedlungen ist vor allem fruchtbarer Boden erforderlich, dem der Himmel genügend Wärme und Feuchtigkeit spendet zum Wachsen und Reifen der Nutzpflanzen aller Art. Weiter ist noch nötig eine ausreichende Menge Wassers für den Gebrauch von Menschen und Tieren, endlich eine solche Gestaltung der nächsten Umgebung, daß sie Schutz gewährt vor feindlichen Naturgewalten, wie Überschwemmung, Schneebruch oder Bergsturz. Für die Lage der Städte sind teilweise andere Bedingungen entscheidend. Da der Stadtbewohner seine Nahrungsmittel und manches andere, dessen er bedarf, vom Lande, oft sogar aus weiter Ferne bezieht, so kommt für ihn die Fruchtbarkeit des Bodens in der nächsten Umgebung nicht zuerst in Frage. Wohl aber ist auch für ihn sehr wichtig die Wasserversorgung und der Schutz vor Naturgewalten. Dazu kommt aber noch als etwas besonders Notwendiges die Möglichkeit eines leichten Verkehrs dnrck) gute Wege nach allen Richtungen und endlich die Sicherheit vor feindlichen Überfällen im Krieg. In jeder Hinsicht ist Freiburg begünstigt durch seine Lage, und so erscheint es gut verständlich, daß diese Stadt schon bald nach ihrer Gründung zu hoher Blüte gelangte und in der Gegenwart für eine weite Umgebung der wichtige, beherrschende Mittelpunkt werden konnte im Handel und in allen Bestrebungen hohem Fortschritts. Die Stelle, auf der die Stadt liegt, ist nichts anderes als der mächtige Schuttkegel, den die Dreisam beim Austritt aus ihrem Schwarzwaldtal in die weite Rheiuebene abgelagert hat. Die Oberfläche dieser lockeren Flußgeschiebe hat ein starkes Gefälle von Osten nach Westen. Das ist für den Zu- und Abfluß des Wafsers und die Reinigung der Stadt überaus günstig. In den Kiesmassen des nahen Dreisamtales ist ein fast unerschöpflicher Vorrat reinen Gruudwassers vorhanden, das durch große Brunnenleitungen der Stadt zugeführt wird. Alles verunreinigte Gebrauchswasser wird rasch und sicher durch eine treffliche Schwemmanlage wieder abgeführt. Dieser Umstand begünstigt die Gesundheitsverhältnisse der Bewohner in hohem Grad. Sehr wertvoll in dieser Hinsicht sind

2. Freiburger Lesebuch - S. 62

1912 - Freiburg im Breisgau : Troemer
— 62 — sonst eine brave Klasse. Diese Nachricht aber wirkte ans uns, wie wenn ein Funke in ein Pulverfaß fällt, und in der folgenden Horazstunde hatte der Professor schwere Not, uns zu bändigen, denn unsere Gedanken waren jetzt ganz wo anders, als bei den alten Römern. Kaum war die Stunde ans, als wir an die Kaserne stürmten, um zu sehen, ob das Gerücht wahr sei. Hier ging es schon zu wie in einem Ameisenhaufen: Offiziere schritten eilig ab und zu, Soldaten liefen geschäftig aus und ein und als wir einen frugen, ob es wahr sei, daß cs Krieg gebe, antwortete er freudig und stolz: „Ja, wir wollen die Franzosen verhauen." Jetzt wußten wir's. Auch erfuhren wir, daß das Regiment Befehl hatte, noch in der Nacht vom 15. zum 16. Juli in mehreren Sonder-zügeu nach Rastatt zu fahreu. Demi in dortiger Gegend und bei Karlsruhe sollten die badischen Regimenter versammelt werden. Halb Freiburg war auf dem Bahnhof, um seinen „Fünfern" das Geleit zu geben. In die allgemeine Begeisterung und iu die stolze Freude der Soldaten, für ihr Vaterland kämpfen zu dürfen, mischte sich auch manche Abschiedsträne. Mit dein Trostworte des alten Soldatenliedes „Fredericus Rex" wurde sie getrocknet: „Eine jede Kugel die trifft ja nicht; Denn träfe jede Kugel apart ihren Mann, Wo kriegten die Könige ihre Soldaten dann! Die Mnsketenkngel macht ein kleines Loch, Die Kanonenkugel ein weit größeres noch! Die Kugeln find alle von Eisen und Blei Und manche Kugel geht manchem vorbei." Jetzt war das Regiment fort und Freiburg vou Truppeu entblößt. Es wurde deshalb beschlossen, eine Bürgerwehr zu gründen. Auch die Schüler der oberen Klassen durften sich dazu melden, was wir uns nicht zweimal sagen ließen. Im Kaufhaus befand sich die Hauptwache; bewaffnet wurden wir mit einem Totschläger und trugen als Abzeichen eine weiße Binde am linken Oberarm. So mußten wir die Umgebung von Freiburg bei Nacht abpatrouillieren. Unsere Bürgerwehr war nicht zur Abwehr französischen Militärs bestimmt, denn gegen Säbel, Gewehr und Kanonen hätten wir trotz unseres Löwenmutes mit den Totschlägern wohl kaum etwas ausgerichtet; vielmehr sollte sie nur ein Schutz sein gegen etwaige Unternehmungen ungeregelter Banden, die vielleicht die verlockende Gelegenheit benützen wollten zum Einfall in das zur Zeit vou Truppeu völlig entblößte badische Oberland. Übrigens haben wir auf unfern Patrouillengängen nie einen Franzosen zu sehen bekommen, und es fanden auch keine feindlichen Einfälle statt. Schon nach kurzer Zeit rückte wieder Militär, wenn auch nur vorübergehend, in Freiburg ein. Es war dies eine Abteilung Württembergs, bestehend aus einem Regiment Infanterie, mehreren Eskadrons Dragonern und einigen Batterien unter dem Kommando des Württembergischen Obersten Senbert

3. Freiburger Lesebuch - S. 70

1912 - Freiburg im Breisgau : Troemer
— 70 — laß; Speicher und Scheune und Keller füllen sich in diesen Tagen des Segens. Am Waldrand blüht die Goldrute und die blaue Aster, auf dem Weidfelde zartgefranster Enzian, auf der Wiese die Herbstzeitlose. Und wieder neue Farben! Herab vom Gebirge kommen sie, umgekehrt wie im Lenz. Ins Grün der Blätterkronen mischt sich Rot und Gold. Es sind Fremdlinge, die gewöhnlich zuerst verfärben, die Roteiche, der wilde Wein und der Essigbaum, alle drei aus Nord-Amerika, alle drei gleich hübsch in ihrem leuchtendroten Herbstkleide. Auch die Ahornarten zeigen frühe schon sehr hübsche gelbe und rote Farbentöne. Verhältnismäßig spät erst verfärben Birke und Eibe und die Rotbuche, letztere oft erst im November. Gerade dann bieten die Spaziergänge auf den Freiburger Waldstraßen entzückende Waldbilder, die sich unauslöschlich in die schösheitstrunkene Seele prägen. Bleicher und bleicher wird die Sonne, kühler und kühler die Luft, und die Nächte immer länger und dunkler. Feuchte Nebel lagern im Tale und kriechen die Berghalden hinan. Müde fallen die Blätter von Baum und Strauch. Öde ist die Flur; der Wald verlassen. Einer Sterbenden gleicht die Erde, und ein schmerzlich Leid zuckt durch die ganze Natur. Endlich ist der Wald völlig entlaubt; die letzten Blätter hat der Sturm herabgerissen. Eichen- und Buchenstämme zeigen ihre ganze stolze Schönheit. Wo das gefallene Laub den Boden nicht bedeckt, ist ein schöner, grüner Moosteppich; Epheu klettert da und dort an den Stämmen empor, und struppige Stechpalmen machen sich breit im Unterholz. All dieses Kleingesindel freut sich, daß die hohen Herren ihrer Laubkronen beraubt sind und auch ihnen einmal die Sonne lächelt. Gierig haschen sie nach den goldenen Strahlen, um die wenigen Tage noch auszunützen, bis mit Frost und Schnee der Winter seinen grimmen Einzug hält. Karl stieriin. 32, Der Müimerlurm. Anselm Auerbach, der berühmte Maler, schreibt in seinem „Vermächtnis": „Immer werde ich des unauslöschlichen Eindruckes gedenken, wenn aus der ersehnten Heimfahrt (von Düsseldorf) bei Emmendingen die Eisenbahn den weiten Bogen beschrieb, die ganze so geliebte Lchwarzwald-kette sich ausrollte, und die feine Spitze des Freiburger Münsters in der Ferne sichtbar wurde." Welchem Freiburger erginge es nicht ähnlich? Schauen wir nicht aus allen Wanderungen durch unsere Landschaft nach diesem Wahrzeichen unserer Gegend, diesem stolzen^Zng im Antlitz unserer Stadt, nach diesem Adelsbrief aus, der unserer Heimat Boden geschicht-liche Weihe und Würde verleiht? Von dem ganzen herrlichen Bau aber ist das herrlichste der Turn: im Westen. Die stimmungsvolle Schönheit im Innern, der Reichtum

4. Freiburger Lesebuch - S. 2

1912 - Freiburg im Breisgau : Troemer
— 2 — 2. €in Rundgang durch Trciburg. Wenn jemand alles zusammenfassen will, was sich von unserer Heimat Schönes und Angenehmes sagen läßt, so nennt er Baden den Garten Deutschlands. Unser Vaterland ist reich an herrlichen Gegenden, aber zu den geprieseusteu gehört der Breisgau. Er bildet den südwestlichsten Winkel des Großherzogtums. Dunkle Wälder, helle Wiesen und Rebberge, silberne Bachläufe gereichen ihm zur Zierde. Burgruinen und fromme Kapellen schauen ins Rheintal, über das viele Städte und Dörfer ausgestreut sind. Mitten in dieser gesegneten Landschaft, am Fuße des hohen Schwarzwalds, liegt unser schönes Freibnrg, ungefähr sechs Stunden vom Rheinstrom entfernt. Etwa achthundert Jahre find es her, seit es ein Freiburg gibt. Menschengeschlechter kamen und sanken ins Grab; Freibnrg aber wuchs und wuchs, und es entstand eine große Stadt mit gesunden Wohnungen und sauberen Plätzen, mit prächtigen Schulen und Kirchen, mit freundlichen Gärten und sinnigem Bildwerk, daß jeder eine Freude hat, der dies ausgedehnte Gemeinwesen sieht. Etwa 85000 Menschen wohnen heute in dieser Stadt. Vor hundert Jahren waren es nicht mehr als 10000. Also ist seitdem die Seelenzahl mehr als achtmal so groß geworden. Da alle diese Menschen behaglich wohnen, sich kleiden und ernähren wollen, sorgen zahlreiche Kaufläden, Werkstätten und Fabriken für den Lebensunterhalt. Jeder, der Freiburg kennt, lobt das heitere Aussehen der Stadr, die zu deu bedeutendsten Siedelungen in Baden gehört. Nur Karlsruhe, die Hauptstadt des Großherzogtums, wo der Landesfürst Hof hält, und die mächtige Handelsstadt Mannheim sind größer. Dafür besitzt unser Freiburg eine schönere Lage in gesuuder Luft und fruchtbarer Gegend, ein bunteres Leben, ein herrliches Münster, seinen Schloßberg und vieles, vieles andere, das mein soustwo vergeblich sucht. Mancher hat das Meer und die Alpen gesehen, und er hat doch Freiburg nicht vergessen können. Man nennt Freiburg die Perle des Breisgans. Man darf es aber auch eine Perle unseres großen deutschen Vaterlandes nennen, wo doch des Schönen so viel für Aug' und Herz gedeiht. Der kleine Leser stelle sich einmal vor, er hat Besuch. Ein Vetter-aus dem Schwarzwald kommt zum erstenmal nach Freiburg. Dem soll nun die Stadt gezeigt werden — nicht alles an einem Tag, denn wer in der Geschwindigkeit zuviel sehen will, sieht garnichts. Donnernd ist der Eisenbahnzug vom Höllentale her in den Bahnhof eingefahren, das Köffer-chen des Ankömmlings ist versorgt, und der Vater beginnt mit den Buben den Rundgang. Wie erstaunt der Vetter, da er vom Bahnhof auf den freien Platz tritt und auch gleich das Münster mit dem Schloßberg dahinter gewahrt! Denn vom Münster hat er schon daheim in der Schule gehört, daß es eine der schönsten Kirchen in Deutschland sei, und es ist wahr: das Münster mit seinem schlanken, durchbrochenen Turm, durch den der Bergwald und der blaue Himmel so köstlich hindurchblicken, hat nicht seinesgleichen.

5. Freiburger Lesebuch - S. 10

1912 - Freiburg im Breisgau : Troemer
— 10 — und Straßen durchzogen. Außer Dörfern entstanden auch große befestigte Städte, so Tarodunum (Zarten) im Dreisamtal und Lopodunum, das heutige Ladenburg, das noch im Mittelalter Lobdenburg hieß. Eine ganze Reihe unserer geographischen Namen ist keltischen Ursprungs, so u. a. Rhein, Donau, Neckar, Dreisam, Neumagen, Wiese, Jura, Vogesen, Belchen, Kandel. Die Kelten bewohnten das ganze südwestliche Deutschland zwischen Main und Oberrhein, bis sie durch die von Norden kommenden Germanen gezwungen wurden, sich über den Oberrhein in die Schweiz zurückzuziehen. Ihr Abzug erfolgte natürlich nicht auf einmal, sondern nach und nach im Laufe des 3. und 2. Jahrhunderts vor Christi Geburt unter fortwährenden Kämpfen. Aber schließlich blieben die Germanen Sieger und hielten das Land fest, das sie einmal in Besitz genommen hatten. Zwar kam es in den folgenden Jahrhunderten zunächst unter die Herrschaft der Römer, aber die Germanen schüttelten das Römerjoch ab und behaupteten sich fortan als die Herren des Landes. h. 5. Tarodunum. Fabricius, Neujalirsblätter der Bad. Hist. Kommission 1s05 S. 13 ff. Wenn man von Freiburg aus auf der Höllentalbahn in den Schwarzwald fährt, so kommt man mitten durch das Gebiet einer sehr alten Stadt hindurch. Bevor die Bahn bei der Station Himmelreich in die berühmte Talenge eintritt, überschneidet sie ein 2'/s km langes Plateau, das von vereinzelten Höfen und von Ackerland oder Wiesen bedeckt ist. Die beiden Quellbäche der Dreisam, der von St. Märgen herabkommende Wagensteigbach und der Rotbach, der das Höllental durchfließt, umschließen vor ihrer Vereinigung vor Zarten die nach Westen mäßig geneigte Fläche. Auf der Nord- und Südseite, sowie im Westen, wo das Plateau in eine Spitze ausläuft, durch Steilabhänge von durchschnittlich 15 m Höhe umsäumt, hängt es auf der Ostseite durch einen 670 m breiten Rücken mit dem das Tal überragenden Gebirge zusammen. An den Rändern dieses Plateaus haben sich an vielen Stellen Reste einer zusammenhängenden Befestigung erhalten, die sich als wallartige Erhöhung darstellt. Auf der Ostseite war das Stadtgebiet außerdem durch einen Graben geschützt, der von Abhang zu Abhang quer über den Rücken hinweg zieht. Er führt den Namen Heidengraben und ist noch jetzt als flache Einsenkung im Ackerlande erkennbar. Die ganze Anlage hat einen Umfang von 6 Kilometern, und die umwallte Fläche bildet ein Areal von 190 Hektar. Es unterliegt keinem Zweifel, daß dies die Überreste des von Ptole-mäus unter den Städten im südlichen Germanien genannten Tarodunum sind. Denn der Name hat sich bis heute als Zarten, Kirchzarten und Hinterzarten in den Namen benachbarter Dörfer erhalten. Wie durch die Lautverschiebung aus Tabernae Zabern oder aus Turicum Zürich geworden ist, so mußte

6. Freiburger Lesebuch - S. 11

1912 - Freiburg im Breisgau : Troemer
-11 — nach den Gesetzen des Lautwandels Tarodunum sich zu Zarten umbilden. Die Zwischenstufen dieser Umbildung sind zudem in mittelalterlichen Urkunden erhalten. Das Wort Tarodunum ist aber keltischen, nicht germanischen Ursprungs, keltisches dunon entspricht altdeutschem zun, neuhochdeutschem Zaun und englischem town. Es bedeutet die feste Stadt. Keltisch ist aber auch die Bauart der erwähnten Ringmauer. Bei einer Ausgrabung, die mit Mitteln der Stadt Freiburg im Herbst 1901 auf der Ostseite des Plateaus am Heidengraben vorgenommen wurde, stellte sich heraus, daß dieser ursprünglich ein Spitzgraben von 12 Meter Breite und 4 Meter Tiefe war. Auf seiner Innenseite lag eine gewaltige, ehemals aus großen Steinen errichtete Mauer, und in der Kieshinterschüttung Tarodunum Brand z Sch/üss et Station .Mw Himmel-reich dieser Mauer wurden nicht allein große Mengen von Holzkohlen gefunden, sondern auch in beträchtlicher Anzahl etwa 20 cm lange, schwere, eiserne Nägel. Die Befestigung von Tarodunum war also kunstvoll genug aus abwechselnden Balken und Steinen hergestellt, wie es Cäsar als die zu seiner Zeit übliche Bauart fast aller Festungsmauern der Gallier ausführlich beschreibt und wie es die Funde in Frankreich bestätigen. Die wenigen, aber charakteristischen Gefäßscherben endlich, die in der Sohle des Grabens zwischen Brandschutt angetroffen wurden, gehören der jüngeren La-Tene-Zeit an. Sie können nicht erheblich älter als aus dem Ende des zweiten Jahrhunderts vor Christi Geburt sein. Fragen wir nach den Erbauern der gewaltigen kunstvollen Mauern der Stadt Tarodunum und nach ihren Bewohnern im 2. Jahrhundert vor Christi Geburt, so lautet die Antwort: es können nur Kelten, also einzig jene Helvetier gewesen sein, die als die früheren Bewohner unseres Landes durch Tacitus und Ptolemäus bezeugt sind.

7. Freiburger Lesebuch - S. 63

1912 - Freiburg im Breisgau : Troemer
— 63 — Diese Truppenabteilung hatte den Auftrag, am Oberrhein zu „demonstrieren", das heißt die Franzosen glauben zu machen, daß das südliche Baden noch von Truppen besetzt sei. Diese Aufgabe löste die Abteilung glänzend, indem sie bald in Freiburg, bald in Müllheim, bald in Lörrach auftauchte und durch Anzünden von Biwakfeuern allenthalben den Franzosen jenseits des Rheins die Anwesenheit zahlreicher Truppen in hiesiger Gegend vorspiegelte. Jedesmal, wenn die Württembergs wieder nach Freibnrg kamen, erhielten die Schüler frei, um die Truppen sehen zu können. In dieser Zeit tauchte das Lied „Die Wacht am Rhein" auf. Wohl nur wenige hatten es vorher gelaunt; wie über Nacht aber wurde es Gemeingut aller. Jedermann begeisterte sich an den Klängen des herrlichen Liedes. Im September, als wir schon Ferien hatten, verbreitete sich die Nachricht, daß man das Bombardement von Straßburg von der St. Katharinenkapelle auf dem Kaiserstuhl in hellen Nächten sehen könne. Natürlich machten wir Juugens uns auf den Weg dahin und beobachteten mehrfach, wie die feurigen Bomben in hohem Bogen in die belagerte Stadt geschleudert wurden. Auflodernder Feuerschein am Horizont ließ gleich darauf ihre Wirkung erkennen. Nachdem Straßbnrg am 28. September kapituliert hatte, machten wir mit uuserem Klassenlehrer einen Ausflug dahiu. Wir bekamen einen lebendigen Eindruck von den schweren Zeiten, die die Stadt hatte durch-machen müssen; die ganze Steinstraße brannte noch, und ein Bild völliger Verwüstung bot die in Trümmer geschossene Citadelle. Im Spätherbst, als die Schule längst wieder begonnen hatte, kamen wieder einmal Truppeu nach Freiburg. Es waren preußische Laudwehrbatailloue von der äußersten Ostgrenze, die mit zur Belagerung der Festuug Belfort bestimmt waren. Sie trafen mit der Eisenbahn ein und blieben mehrere Tage hier im Quartier. Stramme, bärtige Gestalten, die mit ihrem littanischen, ostpreußischen und poluischeu Dialekt vou den Freiburgern schwer verstanden wurden, was aber aus Gegenseitigkeit beruhte. Dies tat einem guten Einvernehme» jedoch keinerlei Eintrag. Unsern Markgräfler Wein ließen sie sich besonders gut schmecken. Dann kamen eines schönen Wintertags lange Munitionskolonnen hier durchmarschiert mit Geschossen fast so groß wie Znckerhüte. Sie waren ebenfalls für die Belagerung von Belfort bestimmt. Zwischendurch kamen ganze Eisenbahntransporte von Verwundeten an. Sie wurden in der Festhalle untergebracht, wo ein Lazarett errichtet war. In langen Reihen lagen sie in diesem Raunt, der heute dem Gesang und Frohsinn dient. Unvergeßlich sind mir die Momente geblieben, wo Siegesdepeschen vom Kriegsschauplatz hier ankamen. Sie wurden am Bahnhof ausgehängt, eine große, freudig erregte Menschenmenge drängte sich dort. So entsinne ich mich noch, welch ungeheure Begeisterung herrschte, als die Nachricht vom Sieg bei Sedan und der Gefangennnahme Napoleons eintraf. Die

8. Freiburger Lesebuch - S. 69

1912 - Freiburg im Breisgau : Troemer
— 69 — winterlichen Wald mischen, höher und höher hinauf, als wollten sie dem Frühling vorausstürmen. Inzwischen haben die Birn- und Apfelbäume ihr weiß und rosenfarben Festgewand angetan, das Gras auf den Wiesen streckt sich, der Roggen bildet Halme und Ähren, das Laubdach des Waldes ist dicht geworden; längst klingt des Kuckucks neckischer Ruf. Welch eine Blütenfülle allüberall! Und wenn du Freude an seltenen Pflanzen hast, lieber junger Leser, so bitte deinen Lehrer darum, daß er dich einmal mitnehme an den Schönberg oder Kaiserstuhl und dir die wunderhübschen Knabenkräuter zeige oder im Gebirge die Alpenpflanzen, die daselbst heute noch Zeugnis ablegen von einer längst entschwundenen Zeit, in der bei uns ein Klima geherrscht, wie heute in den Alpen und im hohen Norden. Aber mit dem Schauen laß dir’s genügen, junger Freund, und pflücke nicht mehr ab als ein einziges Pflänzchen, wenn du eine Sammlung haben solltest, und die übrigen schone! Die Sachen werden immer seltener, und laß anderen auch eine Freude! Alles muß ein Ende nehmen hienieden, auch der schönste Frühling; doch er will nicht scheiden ohne ein besonderes Zauberstück. Noch einmal überschüttet er die Erde mit Blumen; am wüsten Dorn erblüht die lieblichste von allen, die königliche Rose. Holunder, Akazie und Ginster sind ihre Gesellschafter, und in diesem Blütenmeere stirbt der holde Lenz. Hochsommersonne. Flimmernde Hitze auf Feld und Flur; dumpfe Schwüle im Walde. Was der Frühling ausgestreut in Farbenfülle, das muß still und verborgen zur Frucht heranreifen, daß das Leben nicht ersterbe im Winter. Die Linde und die Rebe allein unter den heimischen Gehölzen spenden im Sommer ihren weichen, süßen Duft; was sonst in Gärten und Anlagen blüht, stammt aus der Fremde. Das saftige Gras der Wiesen fällt unter der Wucht der Sense, die Saat hat verblüht, aus dem Halmenmeere klingt der Wachtel lieber Schlag. Neue Farbentöne mischen sich allgemach in das dunkle Grün, die satten Farben der Früchte, deren Fülle nun zum Genuß ausgeboten werden soll. Die Kirschen beginnen den lachenden Reigen; Beeren mancherlei Art folgen in raschem Wechsel. Die Saaten färben sich goldig, in der Ebene erst, dann am Bergeshang, und harren der Sichel und der Sense. Bald streicht der Wind über die kahle Stoppel, auch der Sommer liegt im Sterben, und die Nachtigall, die um den toten Lenz noch zu klagen vermochte, schweigt und denkt an die Südlandreise. Herbst. Linde Luft und blaue Berge, und im Menschenherzen ein sanftes Heimweh. Aus der aufgepflügten Ackerscholle steigt der kräftige Erdgeruch; Sommerfäden flimmern über den Furchen; Sommerfäden schwingen sich von Baum zu Baum und flattern vom Hut des Wanderers. Saftige Birnen und rotbackige Äpfel, wohlschmeckende Pfirsiche und zartbereifte Pflaumen lachen aus dem dunkeln Laube hervor, und im Rebgelände reift die schwellende Traube. Emsige Hände pflücken und sammeln ohne Unter-

9. Freiburger Lesebuch - S. 124

1912 - Freiburg im Breisgau : Troemer
— 124 — gesetzt. Aber wie friedlich liegt heute dieses Breisach da — die winklige Altstadt, am Berg hinaufgebaut, die freundlicheren, gartenreichen Außenteile, die Brücke über den Rhein nach dem elsässischen Ufer! Wir haben es gut getroffen! Hübsch belebt ist der herrliche Strom. Dort schaukeln ein paar leichte Fischeruacheu, und ein Lustfahrzeug mit singenden Ans-flüglern strebt hinaus ins goldne Abendlicht, wohl nach der Limbnrg hart am Kaiserstuhl, wo die Wiege Rudolfs von Habsburg soll gestanden haben. Ein Dampfboot sogar, schwer mit Gütern beladen, zieht vorüber. Daß schon auf dem jungen Strom solch' schwere Fahrzeuge verkehren können, verdanken wir einem tüchtigen Manne namens Tnlla. Das Betragen des Rheins auf seiner Wanderschaft am Kaiserstuhl vorüber war einmal wie das eines uugeberdigen Buben, der den Leuten zeigen will, wie stark er ist, indem er einen tollen Streich nach dein andern verübt. Da war es dieser Tulla, der den Rhein durch technische Künste sittsamer und verträglicher machte, daß er dem Landmann nur noch ganz selten die Felder verwüstet und Schiffe und Lasten auf seinem Rücken duldet. Oberst Tulla aber (er ist schon seit mehr als achtzig Jahren tot) wird der Bändiger des wilden Rheins genannt, und ein Turm steht ihm zu Ehren droben auf dem Schloßberge zu Breisach. Zum Schönsten von Breisach gehört der Eckartsberg mit dem trutzi-gen Mauerwerk, an dem uralte Sage haftet. Zu einer Zeit, die unendlich weit vor der unsrigen liegt, lebte ein König Ermanrich. Der hatte zwei blühende Neffen namens Fritel und Jmbreck, und sie gehörten dem mutigen Geschlechte der Härtungen an, das zu Breisach hauste. Sorglich bewachte die Beiden ihr Burgvogt und Erzieher, der getreue Eckart. Nun hatte Ermanrich die Hausehre seines Ratgebers Siebich verletzt, und dieser trachtete fortan, wie er seines Herrn Geschlecht am sichersten verderben möchte. Schon waren seiner Rachgier Ermanrichs Sohne zum Opfer gefallen. Mit übler Rede lenkte er das Herz des Königs nun wider seine Neffen; zugleich machte er ihn gierig nach dem reichen Goldschatz, der wohlverwahrt zu Breisach in der Bnrg lag. Wohl war der treue Eckart, da er den bösen Plan am Hose Ermanrichs erfuhr, Tag und Nacht geritten, daß er die Harlnnge warne. Er weilte wieder fern von Breisach, als Ermanrich mit vielem Heervolk vor der Rheinburg erschien. Heldenmütig war die Verteidigung; gleich jungen Löwen wehrten sich Fritel und Jmbreck. Aber sie und ihre Getreuen erlagen der Übermacht, und so grausam war Ermanrich, daß er die Brudersöhne erhenken ließ. Sein Schicksal erreichte ihn in der Rabenschlacht, wo ein anderer Harlnnge, Dietrich von Bern, den König vernichtete. Viele sagen, Eckart sei es gewesen, der den Ermanrich erschlug. Jahrhunderte sind darüber hinweggegangen; die Erinnerung an den getreuen Eckart aber blieb in vielen Erzählungen lebendig. Es wird von ihm berichtet, daß er in Gestalt eines alten Mannes mit wallendem weißem Bart schon manchen warnte, den der böse Geist in Versuchung führen wollte. Deutschlands größter

10. Freiburger Lesebuch - S. 24

1912 - Freiburg im Breisgau : Troemer
— 24 — auch die Verteilung der Luftwärme in allen Jahreszeiten und der Wechsel der Windrichtung zwischen Tag und Nacht. Der nächtliche „Höllental-wind" bringt selbst im höchsten Sommer Linderung der Hitze und wohltuende Erfrischung. Wertvoll ist schließlich auch noch die so überaus schöne nähere Umgebung der ^-tadt in ihren malerischen Gegensätzen von Ebene, Berg und Tal, die das Wohnen in Freiburg so anziehend macht. 2. Wichtiger als das ist aber endlich die Lage der Stadt zum großen Verkehr. Am Fuß des Schwarzwaldes hin zieht sich, gesichert vor den Überschwemmungen des Rheinstromes, seit alter Zeit eine der zu allermeist benützten Straßen Deutschlands von Süden nach Norden, von Basel nach Frankfurt, die Italien und die Schweiz mit den Ufern der Nordsee verbindet. Wo auf diese Hauptstraße aus einem Schwarzwaldtal heraus ein Weg in ost-westlicher Richtung einmündet, da liegt jedesmal eine Siedelnng, eine Stadt, deren Bedeutung um so größer erscheint, je bedeutender und volkreicher das einmündende Tal und je bequemer die zu ihm führende Straße ist. Ein Vergleich von Müllheim, Staufen, Emmendingen, Lahr, Offenburg, Sichern zeigt das deutlich. Von Freibnrg weist das Höllental den Weg aus die Hochfläche des Schwarzwaldes und weiter längs Donau und Neckar ins Schwabenland. Das ist zwischen Basel und Offenburg der bequemste und kürzeste Übergang vom Rhein über das Gebirge nach Osten, und seit langen Jahrhunderten war er gleich wichtig im friedlichen Handelsverkehr wie in den Zeiten des Krieges. Daran erinnert deutlich genug der Name des Schwabentors am oberen Ausgang der inneren Stadt. In früherer Zeit umging diese wichtige Straße nach Schwaben das Höllental, das vor 1755 nur einen L-aumpsad und nachher einen schlechten Fahrweg besaß. Erst 1770 wurde dieser wesentlich verbessert, 1857 ward die jetzige Kunststraße, 1887 die Eisenbahn in Betrieb genommen. Der ältere Weg vermied die Schlucht mit ihren Gefahren, er hielt sich möglichst auf den Höhen und erreichte von Donaneschingen und Villingen her die Wasserscheide der Donau gegen den Rhein bet der „Kaltenherberge", ging dann zum oft verschanzten „Hohlengraben" und zum Turner, von wo ohne Mühe und Gefahr ins Tal der „Wagensteige" und zum sonnigen Talboden des „Himmelreichs" am Ausgang der wilden „Hölle" abgestiegen werden kannte. Dieser Hohenweg ist oft und scharf umkämpft worden. Zu feiner Deckung dienten einst die Schutzanlagen, die Freibnrg und feinen Schloßberg zu einer mächtigen Festung verbanden, und die um so wichtiger waren, als sie auch die Straße nach Breifach und den Rheinübergang dort beherrschten. Die Richtungen dieser Verkehrswege von Süd nach Nord und von Ost nach West sind in unserer friedlichen Gegenwart die gleichen geblieben, aus ihrer Bedeutung erklärt sich nicht zum mindesten die derzeitige Blüte der Stadt Freibnrg, die so glücklich am Schnittpunkt dieser Wege gelegen ist. Ludwig Keitmann.
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