Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Freiburger Lesebuch - S. 23

1912 - Freiburg im Breisgau : Troemer
— 23 — des Bodens. Auf den Höhen der Berge die strengen Schwarzwaldtannen, an den Abhängen vielfach mit Laubholz untermischt, der Fuß des Gebirgs von reichen Weinbergen und üppigen Obstgärten umsäumt, die Ebene mit reichen Feldern und fetten Wiesenmatten ausgekleidet, dem Rand der Berge entlang eine Kette von Dörfern, meist uralten Stätten menschlicher Kultur und mitten hinein die Stadt Freiburg hingelagert! Edmund Rebmann. Die Lage von frewurg. i. Für das gedeihliche Bestehen landwirtschaftlicher Siedlungen ist vor allem fruchtbarer Boden erforderlich, dem der Himmel genügend Wärme und Feuchtigkeit spendet zum Wachsen und Reifen der Nutzpflanzen aller Art. Weiter ist noch nötig eine ausreichende Menge Wassers für den Gebrauch von Menschen und Tieren, endlich eine solche Gestaltung der nächsten Umgebung, daß sie Schutz gewährt vor feindlichen Naturgewalten, wie Überschwemmung, Schneebruch oder Bergsturz. Für die Lage der Städte sind teilweise andere Bedingungen entscheidend. Da der Stadtbewohner seine Nahrungsmittel und manches andere, dessen er bedarf, vom Lande, oft sogar aus weiter Ferne bezieht, so kommt für ihn die Fruchtbarkeit des Bodens in der nächsten Umgebung nicht zuerst in Frage. Wohl aber ist auch für ihn sehr wichtig die Wasserversorgung und der Schutz vor Naturgewalten. Dazu kommt aber noch als etwas besonders Notwendiges die Möglichkeit eines leichten Verkehrs dnrck) gute Wege nach allen Richtungen und endlich die Sicherheit vor feindlichen Überfällen im Krieg. In jeder Hinsicht ist Freiburg begünstigt durch seine Lage, und so erscheint es gut verständlich, daß diese Stadt schon bald nach ihrer Gründung zu hoher Blüte gelangte und in der Gegenwart für eine weite Umgebung der wichtige, beherrschende Mittelpunkt werden konnte im Handel und in allen Bestrebungen hohem Fortschritts. Die Stelle, auf der die Stadt liegt, ist nichts anderes als der mächtige Schuttkegel, den die Dreisam beim Austritt aus ihrem Schwarzwaldtal in die weite Rheiuebene abgelagert hat. Die Oberfläche dieser lockeren Flußgeschiebe hat ein starkes Gefälle von Osten nach Westen. Das ist für den Zu- und Abfluß des Wafsers und die Reinigung der Stadt überaus günstig. In den Kiesmassen des nahen Dreisamtales ist ein fast unerschöpflicher Vorrat reinen Gruudwassers vorhanden, das durch große Brunnenleitungen der Stadt zugeführt wird. Alles verunreinigte Gebrauchswasser wird rasch und sicher durch eine treffliche Schwemmanlage wieder abgeführt. Dieser Umstand begünstigt die Gesundheitsverhältnisse der Bewohner in hohem Grad. Sehr wertvoll in dieser Hinsicht sind

2. Freiburger Lesebuch - S. 30

1912 - Freiburg im Breisgau : Troemer
— 30 — früher, und für Zuspätkommende hatte der Lehrer die große Birkenrute, die beim Schulausflug am 1. Mai die Kinder im Walde selbst geschnitten hatten. Ii. Unterdessen war es Tag geworden. Die zweite Frühmesse im Münster und in den Klosterkirchen am Augustiner-, Franziskaner- und Predigerplatz war ausgeläutet. Jetzt gingen die Kaufleute und Handwerker in ihre Werkstätten und Buden am Markte, denn zuhause durfte keiner verkaufen. Marktplatz war damals die Kaiserstraße. In der Nähe des Martinstores gegenüber der Grünwälderstraße boten die Metzger Fleisch und Würste feil, gerade vor dem Schlachthaus (Kaiserstraße 104), wo sie das Vieh schlachteten und den durch die ganze Große Gaffe fließenden Bach in aller Bequemlichkeit zum Wegschwemmen des Unrates benützten. Daneben ließen im Fischbrunnen (heute Bertholds-brunnen) die Fischer die Forellen und Lachse ans der Dreisam schwimmen, und die Bäcker legten bei den Brotlauben am Haus „zum Freiburger" (Kaiserstraße 96) und „zum weißen Löwen" (Apotheke) ihre Brote und Wecken aus, und je nach der Jahreszeit noch allerlei Gebäck, das Sankti-Clansbrot, die Birenwecken, die Sonnenräder oder Springerle, die Neujahrsbretzeln und Osterkuchen. Da hatten sie alle gute Kundschaft. Denn der Platz war sehr wichtig. Am Fischbrunnen war nämlich auch die „Schupfe"; hier standen die Fälscher von Nahrungsmitteln am Pranger, dem allgemeinen Gespött ausgesetzt, Diebe wurden mit der Rute gefetzt und Lästerzungen mußten stundenlang den Lasterftein oder die „Geige" tragen. In kriegerischen Zeiten wurde hier auch Blutgericht gehalten und zur Abschreckung von Plünderern der Galgen aufgerichtet. Weiter die Straße hinunter standen die Verkaufsbuden der Schmiede, Hämischer (Waffenschmiede), der Goldarbeiter und Granatschleifer, die bei ihrem Zunfthaus „zur Krone" (Kaiserftraße 88) die Achat-, Granat- und Kristallfchleifereien, die sie in den Schleifhütten am Gewerbekanal kunstreich geschliffen hatten, verlockend zum Verkauf auslegten. Ganz in der Nähe saßen die Geldwechsler hinter ihren Tischen; die beiden Häuser am Eingang der Schufterstraße, wo der Weg zum Kaufhaus führte, hatten davon den Namen „zum goldenen Eck". Beim Spital an der Kaiser- und Münsterstraße bis zum Georgsbrunnen auf dem Münsterplatz verkauften bei den sog. Lugstühleu die Tuchhändler, Gewandschneider, Kürschner; die Apotheker hatten ihren Platz in der Eisengasfe. Erst von einer bestimmten Stunde ab, meist von 8 bis 12 Uhr, durfte verkauft werden. Fremde Händler durften auf dem Wochenmarkt nicht immer selbst feilbieten, sie mußten ihre Waren ins Kaufhaus tragen. Nur an den beiden Jahrmärkten, von denen noch die Inschrift rechts am Haupteingang des Münsters erzählt, dauerte der Verkauf den ganzen Tag über. Das war ein lebhaftes Treiben! Händler aus Tirol, der

3. Freiburger Lesebuch - S. 47

1912 - Freiburg im Breisgau : Troemer
— 47 — daher Bittgänge und öffentliche Gebete um den so dringend ersehnten Frieden veranstaltet.1) In Paris konnte man den Verlust eines so wichtigen Platzes wie Freiburg nicht verschmerzen. Es wurden daher alle Anstrengungen gemacht, es wieder zu gewinnen und bei den begonnenen Friedensverhandlungen als Gewicht in die Wagschale zu werfen. So kam es, daß gerade das Jahr 1 648, in dem der langersehnte Friede endlich geschlossen wurde, für unsere Vaterstadt nochmals ein sehr kriegerisches wurde. Am 1. Juni begann eine neue Belagerung durch Franzosen und Weimaraner, die bei Haslach ihr Hauptlager hatten. Glücklicherweise wurden die Bewegungen der Feinde durch fortwährende Regengüsse, welche die Ebene tagelang in einen großen See verwandelten, sowie durch häufiges Ausreißen von Soldaten so gehemmt, daß sie sich nicht einmal auf dem oberen Schloßberg dauernd festsetzen konnten. Am Fronleichnamstag wagten es zwei Steinmetzen, wie alljährlich, die höchste Spitze des Münsterturms zu erklettern, um den Stern zu reinigen. Wie zum Hohn feuerten sie von dort ihre Pistolen in der Richtung gegen den Feind ab. Am Johannistag (24. Juni) zogen die Belagerer wieder ab. Und wenn auch die Unsicherheit immer noch fortdauerte, so kann man den Einwohnern doch den Jubel nachfühlen, mit dem sie Gott dankten, bei dieser, wie sie hoffen konnten, letzten Belagerung so glimpflich weggekommen zu sein. Der am 24. Oktober abgeschlossene westfälische Friede erfüllte denn auch jene Hoffnung. So hatte die unglückliche Stadt innerhalb 17 Jahren nicht weniger als fünf Belagerungen ausgehalten und siebenmal ihren Herrn gewechselt. Wahrlich kein beneidenswertes Schicksal, wenn man alles in Betracht zieht, was solche kriegerischen Wechselfälle mit sich bringen, Armut, Krankheit, Hungersnot, Verwüstungen, Mißhandlungen u. a. m.! Die Folgen des langen unseligen Krieges waren, wie für unser großes deutsches Vaterland, so auch für unsere Stadt und den Breisgau, nicht so schnell überwunden. Haben doch manche Gegenden Deutschlands Jahrhunderte gebraucht, bis der frühere Wohlstand wieder erreicht war. Felder und Weinberge waren auf lange verdorben, die Wälder verwüstet, die Stadt selbst entvölkert — kaum ein Fünftel der Bewohner noch übrig —, verschuldet und verarmt. Noch zwei Jahre lang dauerte der Kriegszustand mit seiner ganzen Härte fort. Schweden und Franzosen hausten unter dem Vorwand, daß die Kriegsentschädigungen noch nicht bezahlt seien, ungestört in der Umgegend weiter und nahmen das Wenige, was noch da war, mit rascher Hand weg. Waren doch alle Truppen jener Zeit auf großen Sold und reiche Beute hin zusammengeworben worden, so daß Kämpfen, Rauben und Plündern ihr Handwerk geworden war und ihnen der Frieden gar nicht gelegen kam. Zu aller Armut und aller Not aber hatten sich Unordnung, ') Bemerkt zu worden verdient, dass man 1646 wieder zum erstenmal seit langer Zeit eine öffentliche Fronleichnamsprozession durch die Strassen der Stadt zu halten wagte.

4. Freiburger Lesebuch - S. 49

1912 - Freiburg im Breisgau : Troemer
— 49 — 2i. Jsus frciburgs Ecidcnstagcn im Jahre 1713. Als am 11. Juni 1698 die Franzosen Frciburg verließen, worin sie zwei Jahrzehnte lang als Herren geschaltet und gewaltet hatten, da atmeten die Bürger erleichtert aus. Sie waren österreichisch wie zuvor und wünschten sich unter kaiserlichem Schutz nichts sehnlicher als einen immerwährenden Frieden. Aber es geschah damals unter den Großen dieser Welt, daß sie aus wachsender Ländersucht das Wohl der Völker aufs Spiel setzten. Im Jahre 17]3 war abermals Krieg, weil Frankreich nicht leiden wollte, daß die deutsche und die spanische Krone aus einem Habsburger Haupte vereinigt sei, wie es unter Kaiser Karl dem Fünften gewesen war. Auch die Schrecknisse der neuen Staatenhändel verbreiteten sich über den doch so oft schwer heimgesuchten Breisgau, und als man den 26. September 1713 schrieb, waren die Freiburger nicht viel besser d'ran als ein Mänslein in der Falle. Denn vor den Toren der Stadt stand Marschall Villars, ein französischer Feldherr, mit 150000 Mann; verteidigt aber wurde Frei bürg nur von 10000 österreichischen Kriegern, die allerdings einen Helden zum Führer hatten: den Feldmarschalleutuant Amadeus Ferdinand v. Harsch Man braucht kein großer Rechenkünstler zu sein, um herauszubekommen, aus welcher Seite die Übermacht lag — bei Franzmännern oder Österreichern. Nun war unser Freiburg damals rings von Mauern jmd Bollwerken umgeben, und drei starke Schlösser sahen trutzig vom Schloßberg herunter, seit Frankreich die Stadt nach Plänen seines Kriegsbaumeisters Vauban in eine Festung ersten Ranges verwandelt hatte. Aber die Belagerer ließen jetzt durch elsässische Baue«! die Wasserleitung abgraben, schoben ihre Lausgräben immer weiter vor und fingen am 5. Oktober an, die Festung zu beschießen. Die öster- reichischen Kanonen blieben die Antwort nicht schuldig, und hüben und drüben mehrten sich die Verluste. Aber auch die Erbitterung wuchs aus beiden Seiten, und immer heißer wurde um die äußeren Befestigungswerke gerungen. Trotz allen Löwenmuts mußten die Verteidiger sich schließlich ans die innere Festung zurückziehen, und mit Zittern sahen die Freiburger nun dem 1. November entgegen, denn es hieß: Villars werde die Stadt erstürmen lassen. Was war dann das Schicksal der Bewohner, der kriegs- nngeübten Männer, der wehrlosen Frauen und Kinder? Der gefürchtete Tag erschien. In der Morgenfrühe kündigte der Feitungskommandant dem Rate an, daß er die Stadt nicht länger zu halten vermöge. Wenn er mit seinem schwachen Häuflein nach der oberen Festung am Schloßberg abgezogen sei — aber auf keinen Fall früher — möge die Bürgerschaft mit dem Feinde verhandeln. Kaum hatten nun die Kaiserlichen Freiburg verlassen, so entstand unter den Einwohnern allgemeine Verwirrung, (befangene Franzosen benützten den Augenblick, schlecht behütetem Gewahrsam zu entrinnen und liefen drohend umher. Die an den französischen Befehlshaber entsandten Boten konnten nicht nach außen 4

5. Freiburger Lesebuch - S. 70

1912 - Freiburg im Breisgau : Troemer
— 70 — laß; Speicher und Scheune und Keller füllen sich in diesen Tagen des Segens. Am Waldrand blüht die Goldrute und die blaue Aster, auf dem Weidfelde zartgefranster Enzian, auf der Wiese die Herbstzeitlose. Und wieder neue Farben! Herab vom Gebirge kommen sie, umgekehrt wie im Lenz. Ins Grün der Blätterkronen mischt sich Rot und Gold. Es sind Fremdlinge, die gewöhnlich zuerst verfärben, die Roteiche, der wilde Wein und der Essigbaum, alle drei aus Nord-Amerika, alle drei gleich hübsch in ihrem leuchtendroten Herbstkleide. Auch die Ahornarten zeigen frühe schon sehr hübsche gelbe und rote Farbentöne. Verhältnismäßig spät erst verfärben Birke und Eibe und die Rotbuche, letztere oft erst im November. Gerade dann bieten die Spaziergänge auf den Freiburger Waldstraßen entzückende Waldbilder, die sich unauslöschlich in die schösheitstrunkene Seele prägen. Bleicher und bleicher wird die Sonne, kühler und kühler die Luft, und die Nächte immer länger und dunkler. Feuchte Nebel lagern im Tale und kriechen die Berghalden hinan. Müde fallen die Blätter von Baum und Strauch. Öde ist die Flur; der Wald verlassen. Einer Sterbenden gleicht die Erde, und ein schmerzlich Leid zuckt durch die ganze Natur. Endlich ist der Wald völlig entlaubt; die letzten Blätter hat der Sturm herabgerissen. Eichen- und Buchenstämme zeigen ihre ganze stolze Schönheit. Wo das gefallene Laub den Boden nicht bedeckt, ist ein schöner, grüner Moosteppich; Epheu klettert da und dort an den Stämmen empor, und struppige Stechpalmen machen sich breit im Unterholz. All dieses Kleingesindel freut sich, daß die hohen Herren ihrer Laubkronen beraubt sind und auch ihnen einmal die Sonne lächelt. Gierig haschen sie nach den goldenen Strahlen, um die wenigen Tage noch auszunützen, bis mit Frost und Schnee der Winter seinen grimmen Einzug hält. Karl stieriin. 32, Der Müimerlurm. Anselm Auerbach, der berühmte Maler, schreibt in seinem „Vermächtnis": „Immer werde ich des unauslöschlichen Eindruckes gedenken, wenn aus der ersehnten Heimfahrt (von Düsseldorf) bei Emmendingen die Eisenbahn den weiten Bogen beschrieb, die ganze so geliebte Lchwarzwald-kette sich ausrollte, und die feine Spitze des Freiburger Münsters in der Ferne sichtbar wurde." Welchem Freiburger erginge es nicht ähnlich? Schauen wir nicht aus allen Wanderungen durch unsere Landschaft nach diesem Wahrzeichen unserer Gegend, diesem stolzen^Zng im Antlitz unserer Stadt, nach diesem Adelsbrief aus, der unserer Heimat Boden geschicht-liche Weihe und Würde verleiht? Von dem ganzen herrlichen Bau aber ist das herrlichste der Turn: im Westen. Die stimmungsvolle Schönheit im Innern, der Reichtum

6. Freiburger Lesebuch - S. 69

1912 - Freiburg im Breisgau : Troemer
— 69 — winterlichen Wald mischen, höher und höher hinauf, als wollten sie dem Frühling vorausstürmen. Inzwischen haben die Birn- und Apfelbäume ihr weiß und rosenfarben Festgewand angetan, das Gras auf den Wiesen streckt sich, der Roggen bildet Halme und Ähren, das Laubdach des Waldes ist dicht geworden; längst klingt des Kuckucks neckischer Ruf. Welch eine Blütenfülle allüberall! Und wenn du Freude an seltenen Pflanzen hast, lieber junger Leser, so bitte deinen Lehrer darum, daß er dich einmal mitnehme an den Schönberg oder Kaiserstuhl und dir die wunderhübschen Knabenkräuter zeige oder im Gebirge die Alpenpflanzen, die daselbst heute noch Zeugnis ablegen von einer längst entschwundenen Zeit, in der bei uns ein Klima geherrscht, wie heute in den Alpen und im hohen Norden. Aber mit dem Schauen laß dir’s genügen, junger Freund, und pflücke nicht mehr ab als ein einziges Pflänzchen, wenn du eine Sammlung haben solltest, und die übrigen schone! Die Sachen werden immer seltener, und laß anderen auch eine Freude! Alles muß ein Ende nehmen hienieden, auch der schönste Frühling; doch er will nicht scheiden ohne ein besonderes Zauberstück. Noch einmal überschüttet er die Erde mit Blumen; am wüsten Dorn erblüht die lieblichste von allen, die königliche Rose. Holunder, Akazie und Ginster sind ihre Gesellschafter, und in diesem Blütenmeere stirbt der holde Lenz. Hochsommersonne. Flimmernde Hitze auf Feld und Flur; dumpfe Schwüle im Walde. Was der Frühling ausgestreut in Farbenfülle, das muß still und verborgen zur Frucht heranreifen, daß das Leben nicht ersterbe im Winter. Die Linde und die Rebe allein unter den heimischen Gehölzen spenden im Sommer ihren weichen, süßen Duft; was sonst in Gärten und Anlagen blüht, stammt aus der Fremde. Das saftige Gras der Wiesen fällt unter der Wucht der Sense, die Saat hat verblüht, aus dem Halmenmeere klingt der Wachtel lieber Schlag. Neue Farbentöne mischen sich allgemach in das dunkle Grün, die satten Farben der Früchte, deren Fülle nun zum Genuß ausgeboten werden soll. Die Kirschen beginnen den lachenden Reigen; Beeren mancherlei Art folgen in raschem Wechsel. Die Saaten färben sich goldig, in der Ebene erst, dann am Bergeshang, und harren der Sichel und der Sense. Bald streicht der Wind über die kahle Stoppel, auch der Sommer liegt im Sterben, und die Nachtigall, die um den toten Lenz noch zu klagen vermochte, schweigt und denkt an die Südlandreise. Herbst. Linde Luft und blaue Berge, und im Menschenherzen ein sanftes Heimweh. Aus der aufgepflügten Ackerscholle steigt der kräftige Erdgeruch; Sommerfäden flimmern über den Furchen; Sommerfäden schwingen sich von Baum zu Baum und flattern vom Hut des Wanderers. Saftige Birnen und rotbackige Äpfel, wohlschmeckende Pfirsiche und zartbereifte Pflaumen lachen aus dem dunkeln Laube hervor, und im Rebgelände reift die schwellende Traube. Emsige Hände pflücken und sammeln ohne Unter-

7. Freiburger Lesebuch - S. 104

1912 - Freiburg im Breisgau : Troemer
— 104 — Schlößchen innerhalb weniger Jahre, und die einzige überlebende Tochter, deren Bruder als Diplomat in Paris viel Geld verbrauchte, siedelte in das Haus am Karlsplatz über, von wo aus sie später einem bürgerlichen Gatten in die Schweiz folgte. Das Schlößchen kaufte 1869 der Nentamtmann Sporer um etwa 80000 Gulden, der es aber schon im gleichen Jahre an Fabrikant Thoma verkaufte. In dessen Besitz blieb es bis zum Jahre 1900. Thoma trennte die Rosa- und Colombistraße von demselben ab und errichtete für teueres Geld die hohen Mauern, die den Park gegen jene Straßen hin stützen. Im Jahre 1900 (nicht 1890, wie die Marmorinschrift im Haus-eingang besagt) kaufte die Stadt das ganze Gut um 800000 Mark, und seit 1909 dient das Schlößchen als Sammlnngsgebande für die wertvollsten Kunstschätze der Stadt. Der schöne Garten aber wurde als öffentlicher Park der Bürgerschaft allgemein zugänglich gemacht und durch die Aufstellung des Brunnens mit dem lustigen „Schnecklebnb" geschmückt. Ein Zeichen rasch verblichenen Glanzes und ein Denkmal an eine leidvolle seltsame Familiengeschichte, so grüßt das Schlößlein heute den Bürger, der, sinnend in seinen Anblick verloren, vergangener Zeiten gedenkt. Engelbert Krebs. 48. Wie die Freiburger einem Fürsten ein Denkmal errichtet haben. Im Anfang des 19. Jahrhunderts wohnten in Freiburg nur wenige Protestanten. Sie hatten keine Kirche. Wenn sie die Predigt hören und das heilige Abendmahl feiern, ihre Kindlein taufen und konfirmieren lassen wollten, mußten sie nach dem protestantischen Dorf Haslach gehen, das damals eine markgräflich-badische Enklave innerhalb des österreichischen Breisgaus war. Als nun durch den Frieden zu Preßburg am 26. Dezember 1805 Freiburg mit dem größten Teil des Breisgaus an Baden gefallen war und sich nach und nach immer mehr Bürger protestantischen Glaubens in Freiburg ansiedelten, gründete Großherzog Karl Friedrich hier eine protestantische Kirche und Schule. Zu den Gottesdiensten wurden der jungen Gemeinde die kleine Kirche im Allerheiligenkloster zugewiesen, in dem auch das Schulzimmer und die Dienstwohnung für den Lehrer eingerichtet wurde. Dies Allerheiligenkloster ist das Gebäude der späteren Burgkaserne, die abgebrochen wurde, um dem Gebäude des Erzbischöflichen Ordinariats Platz zu machen. Es wurde im Jahre 1700 in der Herrenstraße erbaut, nachdem das alte Allerheiligenkloster in der Vorstadt Neuburg im Jahre 1678 abgerissen worden war. Am 26. Juli 1807 wurde hier zum erstenmal protestantischer Gottesdienst gehalten und die Schule in der darauf folgenden Woche eröffnet.

8. Freiburger Lesebuch - S. 29

1912 - Freiburg im Breisgau : Troemer
— 29 — oder gar der von Ulm, der alle vierzehn Tage die weite Reise nach Freiburg machte. Das gab ein emsiges Treiben und Schieben! Der Zöllner im Tor-stübchen, der noch beim Ampelschein oder Talglicht die Wagen aufschrieb und die Zollpseuuige in die verschlossene Büchse warf, die ein Ratsherr jede Woche leerte, hatte viel zu tuu, bis er von all dem Anken, Käse, Kraut und Obst, Holz, Vieh, Wein und den Holzkohlen von den Köhlereien des Schwarzwalds und von vielem anderen den gebührenden Zoll erhoben hatte. Mancher stramme Banerubube, der daheim die Gäule angespannt hatte und stolz aus seine Fahrkunst die Nacht hindurch allein das Dreisamtal heruntergefahren war, hat da vor dem brummigen Zöllner seine Zuversicht verloren und war froh, wenn er endlich mit raffelndem Wagen durch das Schwabentor in die Stadt hineinfahren konnte. Da ging's schon lebendig her. In der „Kalten Schmiede" beim Schwabentor, der ältesten Schmiede in Deutschland, hatte schon der Lehr-juuge das Holzkohlenfeuer augezündet und das Tor zur Werkstatt weit aufgetan.' Wer von den Baueru zeitig genug daran war, machte hier gleich halt, ließ den Rossen die Hufeisen schärfen oder fragte den heilkundigen Schmied um Rat für das kranke Pferd oder Rind. Andere fuhren zum gewohnten Wirtshaus, z. B. zum Bären in Oberlinden, wo auch die vornehmen Grafen von Fürstenberg bei einem Besuch Freiburgs abstiegen, und wo nun schon seit 600 Jahren eine Wirtschaft betrieben wird. Oder auch zum Rappen in der Wammsgaffe (Schustergasse) oder zum Kiel in der Egelgasse (Eisenbahnstraße) u. a. Da stellten sie Roß und Wagen ein, aßen die Morgensuppe und fragten unterdes den Hausknecht, was es Neues in der Stadt gäbe. Wer aber seine Ladung bald verkauseu wollte, hatte es eiliger, uni) während die Laterne unter der Wagendeichsel die riesigen Schatten der drehenden Räder an die Häuser mit den seltsamen Namen warf und die Bilder zum Samson, zur Meerkatze, zum Kamel, zum Dattelbaum und viele andere seltsam beleuchtete, fuhren sie den Marktplätzen zu; der mit dem Roggen, Weizen und Hafer zum Kornmarkt auf dem Münsterplatz zwischen dem Kornhaus und Kirchhof beim sog. Bäckerlicht; wer Rüben, Gemüse und Kraut hatte, fuhr zum Rübenmarkt beim Christophelstor; ein anderer trieb die schweren, langsam trottenden Ochsen zum Rindermarkt beim Albertsbruunen, und im Herbst fuhren gleich daneben die Weinbauern mit den blumengeschmückten Fässern mit dem „Neuen" vor und reichten dem Küfer gern ein Gläslein zur Probe. Die Bauernweiber aber trugen ihre Körbe mit Gemüse, Eiern, Butter und Speck vor den Kirchhof am Münster bei der Münsterstraße; denn da gingen schon in aller Frühe die Freiburger Frauen vorbei, wenn sie im Kopftuch, die Schürze umgetan, aus der Früh- oder Tagmeffe im Münster kamen und nach Hause eilten, um den Kindern die Morgensuppe zu richten. Denn die Schule begann damals schon um 7 Uhr und noch

9. Freiburger Lesebuch - S. 33

1912 - Freiburg im Breisgau : Troemer
— 33 — die Ehrenwache beim Heiligen Grab im Münster, wo um das Allerheiligste viele hundert farbige Lämpchen brannten. Brunnen und Häuser waren festlich geschmückt, wie heute noch; aber vor jedem Hause standen damals jnnge Birken aus dem Walde und bräunten Lichter, während die Prozession vorüberzog. Iv. So kam der Feierabend heran. Kaum war der Abendimbiß eingenommen, da wurde» Stühle vor das Haus mit seinen engen, dumpfen Zimmern getragen. Der Nachbar plauderte fröhlich mit dem Nachbar vom Handwerk und der Wanderzeit, vom Krieg in fernen Landen und von den seltsamen Nachrichten, die ein Eilbote vom kaiserlichen Hof am Nachmittag anfs Rathaus gebracht hatte. Die Burschen und Mägde spielten um die Linden oder Brunnen den Reigentanz mit neckischen Liedern; der Spielmauu pfiff auf der Sackpfeife dazu oder strich die summende Geige. Wenn es dunkler wurde, nahmen der Meister und sein Geselle noch den Abendschoppen im Wirtshaus zum Kiel am Franziskanerplatz, wo viel fremdes Kriegsvolk verkehrte, oder auf der Zunftstube, wo die zugereisten Handwerksbnrschen von fremden Städten erzählten. Draußen auf den Straßen war's schon stille. Gegen neun Uhr läutete die Panlnsglocke vom Münster den Feuersegen; bald darauf mahnte das Weinglöckle die Wirtshausgäste zum Aufbruch. Der Nachtwächter begann die Runde durch die Stadt und rief alle Stunden seinen frommen Spruch. Es war dunkel in den stillen Straßen; nur trübe flackerten die Öllampen, die hoch an Ketten über die Straße hingen. Alle Tore der Stadt waren sorgfältig geschlossen und bic Zugbrücken in die Höhe gezogen. Hermann Flamin. 15. Siegel, Münzzeichen und Wappen der Stadt Freiburg. Das älteste Siegel der Stadt Freiburg befindet sich an einer großen Pergamenturkunde, dem sogenannten Stadtrodel. Die Urkunde ist etwa um das Jahr 1218 geschrieben und enthält eine Aufzeichnung aller Rechte und Freiheiten der Bürger. Das Siegel ist rund, aus Wachs geformt und hängt an einer ungebleichten Hanfschnur. Das Siegelbild zeigt zwei Türme mit Zinnen, dazwischen eine Giebelwand mit dem geschlossenen Stadttor. Die Umschrift ist lateinisch und lautet: Sigillum Civium Friburgensium im Bris-gaudia, d. h.: Siegel der Bürger von Freiburg im Breisgau. Später ließ die Stadt ein anderes Siegel anfertigen, das sich bis auf unsere Zeit erhalten hat. Es enthält drei Türme, von denen der mittlere die beiden äußeren überragt. Die Türme sind durch eine Mauer verbunden; Türme und Mauer sind mit Zinnen versehen. Auf den beiden kleineren 3

10. Freiburger Lesebuch - S. 51

1912 - Freiburg im Breisgau : Troemer
— 51 — Dein Hoffen war ein leer Phantom, Die Kaiseradler weichen, Zum Münster flieht dein Volk im Strom, Umsonst, — bald sinkt auch Konrads Dom, Ein Berg von Schutt und Leichen. Schon tönt ein Knall wie Donnerhall; Vom Grimm der Sturmkartaunen Brach deiner Mauern stolzer Wall, Und rachelaut ob ihrem Fall Aufjauchzen die Posaunen. Wer weiß noch Hilfe? Schrecken schlug Des Rats und Adels Glieder; Der Mayer war ein Doktor klug, Der’s Herz am rechten Flecke trug, Ihn schlägt der Schreck nicht nieder. Es ist nicht Täuschung, was du schaust, Er schwingt sich auf die Mauer Und winkt, von Kugelsaat umsaust, Die Friedensfahn’ in starker Faust, Ein Fels im Hagelschauer. Er stürzt sich durch der Franken Schar, Das weiße Banner hebend, Und stellt sich kühn, ob bittend zwar, Dem tiefergrimmten Feldherrn dar, Sich selbst zum Opfer gebend. Er fleht beredt mit edler Glut Für Freiburg um Befreiung; Der Marschall Villars hört’s voll Wut, Sein Auge kündet Brand und Blut Statt Mitleid und Verzeihung. Doch Gott verleiht dem Schwachen Macht Und läßt sein Flehen siegen. Dein Engel, Freiburg, hat gewacht, Erlösung folgt der Todesnacht Und Friede blut’gen Kriegen. Der Kaiser spricht: „Mein Doktor gut, Die Nachwelt soll dich kennen ; Vor Junkerblut geht Rittermut, So nimm den Helm zum Doktorhut, Sollst Fahnenberg dich nennen.“ Eduard Brauer. 4*
   bis 10 von 34 weiter»  »»
34 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 34 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 4
1 1
2 2
3 5
4 1
5 15
6 0
7 7
8 3
9 5
10 0
11 0
12 1
13 0
14 0
15 0
16 0
17 0
18 4
19 0
20 0
21 0
22 0
23 0
24 1
25 0
26 1
27 1
28 3
29 0
30 0
31 0
32 0
33 1
34 1
35 0
36 11
37 9
38 4
39 2
40 0
41 0
42 0
43 0
44 0
45 1
46 2
47 1
48 0
49 0

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 0
1 21
2 0
3 2
4 10
5 39
6 6
7 3
8 4
9 5
10 0
11 1
12 14
13 29
14 0
15 0
16 10
17 38
18 0
19 10
20 1
21 12
22 0
23 17
24 5
25 5
26 2
27 0
28 3
29 0
30 0
31 0
32 4
33 0
34 0
35 0
36 2
37 2
38 2
39 16
40 4
41 2
42 6
43 1
44 0
45 15
46 4
47 0
48 7
49 11
50 0
51 6
52 1
53 0
54 10
55 0
56 0
57 0
58 9
59 12
60 0
61 2
62 0
63 0
64 0
65 3
66 1
67 0
68 2
69 5
70 10
71 1
72 7
73 19
74 0
75 6
76 55
77 50
78 0
79 1
80 16
81 1
82 9
83 3
84 1
85 7
86 0
87 17
88 0
89 0
90 0
91 15
92 25
93 0
94 24
95 2
96 2
97 0
98 8
99 0

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 9
1 0
2 1
3 0
4 0
5 0
6 3
7 0
8 0
9 0
10 0
11 0
12 3
13 3
14 0
15 0
16 0
17 0
18 0
19 0
20 0
21 0
22 0
23 0
24 0
25 10
26 0
27 0
28 3
29 0
30 1
31 1
32 1
33 1
34 1
35 0
36 0
37 0
38 0
39 1
40 0
41 0
42 2
43 2
44 0
45 0
46 0
47 1
48 0
49 0
50 9
51 6
52 1
53 0
54 0
55 0
56 0
57 0
58 0
59 0
60 0
61 0
62 1
63 0
64 0
65 2
66 0
67 0
68 2
69 0
70 0
71 2
72 1
73 1
74 0
75 1
76 0
77 0
78 0
79 0
80 0
81 11
82 1
83 0
84 0
85 0
86 0
87 0
88 0
89 2
90 0
91 0
92 0
93 1
94 0
95 1
96 11
97 2
98 0
99 0
100 2
101 0
102 3
103 0
104 0
105 2
106 1
107 1
108 0
109 0
110 1
111 0
112 1
113 0
114 3
115 0
116 1
117 0
118 0
119 2
120 0
121 2
122 0
123 0
124 0
125 1
126 0
127 0
128 0
129 0
130 0
131 3
132 0
133 1
134 0
135 0
136 1
137 0
138 0
139 0
140 3
141 0
142 8
143 3
144 0
145 1
146 0
147 1
148 0
149 0
150 0
151 0
152 0
153 0
154 4
155 2
156 1
157 1
158 0
159 0
160 0
161 0
162 0
163 0
164 0
165 0
166 0
167 1
168 1
169 1
170 0
171 1
172 0
173 0
174 0
175 1
176 0
177 0
178 0
179 1
180 0
181 0
182 2
183 2
184 0
185 0
186 0
187 0
188 2
189 0
190 0
191 1
192 0
193 0
194 1
195 0
196 5
197 0
198 0
199 1