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Regierungsantritt in der Markgrafschaft Baden-Dnrlach (1746) erstreckte sich sein Wirkungskreis auf ein Gebiet von etwa 29 Geviertmeilen mit ungefähr 90000 Einwohnern.
Über vierhundert Jahre war der Breisgau mit Freiburg österreichisch gewesen. Nun gelangte nach einer Trennung von sechshundert Jahren der schicksalsreiche Landstrich an das Zähringer Fürstenhaus zurück, dem die Hauptstadt Freiburg ihre Entstehung und erste Blüte verdankt.
Am 15. April 1806 wurde der Breisgau in aller Form vom Hanse Baden übernommen. Im Chor des Freiburger Münsters fand eine einfache, würdige Feierlichkeit statt. Bor dem Hochaltar gab der französische General Monnard im Namen seines Kaisers die Urkunde des bedeutsamen Herrschaftswechsels m die Hände des badischen Bevollmächtigten, des Hofrats von Drais. Es geschah dies in Gegenwart sämtlicher Behörden, während vor und in dem Münster Freiwillige der Stadt, badisches Militär und eine Abteilung französischer Dragoner eine Gasse bildeten. Freiherr vcn Drais — er war der Bater des Erfinders der Laufmaschine — erwiderte auf Mouuards Rede und sagte vom neuen Landesherrn: er liebe und wolle wiederum mit Vertrauen geliebt sein. Eine Festmnsik beschloß die feierliche Handlung im Münster. Nachher bezeugten zahlreiche Standespersonen und die Hochschule dem greisen Karl Friedrich ihre Ehrfurcht, und es ward neben Festlichkeiten der Bürgerschaft eine Tafel von 80 Gedecken gehalten. Über dem Ehrenfitze des Generals Monnard prangte ein Gemälde. Es zeigte in sinniger Vereinigung das badische, zähringische und breisgauische Wappen, und man las folgenden von dem Freibnrger Dichter Johann Georg Jacobi verfaßten Sinnspruch:
Die seit Jahrhunderten getrennten Schilde Vereinen wieder sich, und eines Fürsten Milde Wird nun der guten Bürger Seelen,
Getrennten Ländern gleich, vermählen.
Wer lange Zeit mit demselben Herrn Ehre und Leid geteilt hat, gewöhnt sich nicht von heute auf morgen an einen neuen. Viele Bürger Freiburgs beklagten anfangs schmerzlich die Losreißnng von Österreich. Aber man hatte endlich die äußere Sicherheit erlangt, der Geist der neuen Regierung machte sich wohltuend fühlbar, und so ward die Zugehörigkeit zu Baden schließlich allgemein als Gewinn empfunden. Der Breisgan mit seiner immer schöner emporblühenden und stetig wachsenden Hauptstadt wurde ein wichtiges und treues Glied des Großherzogtums Baden.
Das Jahr 1811 entriß Karl Friedrich, den Weisen, seinem Volke. Dankbaren Herzens segnete auch Freibnrg das Lebenswerk des treubesorgten und milden Fürsten. Als die Bürgerschaft viel später am Franziskanerplatz das neue Rathaus erbaute, stellte sie über dem Söller desselben neben den Erzbildern dreier anderer Fürsten aus Freiburgs Geschichte auch das Standbild des ersten badischen Großherzogs auf. Möge fein Gedächtnis fortdauern in den Herzen auch derer, die nach uns kommen! Wilhelm Schlang.
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Extrahierte Personennamen: General_Monnard Drais Drais Karl_Friedrich Karl Friedrich Johann_Georg_Jacobi Johann Karl_Friedrich Karl Friedrich Wilhelm Wilhelm
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gesetzt. Aber wie friedlich liegt heute dieses Breisach da — die winklige Altstadt, am Berg hinaufgebaut, die freundlicheren, gartenreichen Außenteile, die Brücke über den Rhein nach dem elsässischen Ufer! Wir haben es gut getroffen! Hübsch belebt ist der herrliche Strom. Dort schaukeln ein paar leichte Fischeruacheu, und ein Lustfahrzeug mit singenden Ans-flüglern strebt hinaus ins goldne Abendlicht, wohl nach der Limbnrg hart am Kaiserstuhl, wo die Wiege Rudolfs von Habsburg soll gestanden haben. Ein Dampfboot sogar, schwer mit Gütern beladen, zieht vorüber. Daß schon auf dem jungen Strom solch' schwere Fahrzeuge verkehren können, verdanken wir einem tüchtigen Manne namens Tnlla. Das Betragen des Rheins auf seiner Wanderschaft am Kaiserstuhl vorüber war einmal wie das eines uugeberdigen Buben, der den Leuten zeigen will, wie stark er ist, indem er einen tollen Streich nach dein andern verübt. Da war es dieser Tulla, der den Rhein durch technische Künste sittsamer und verträglicher machte, daß er dem Landmann nur noch ganz selten die Felder verwüstet und Schiffe und Lasten auf seinem Rücken duldet. Oberst Tulla aber (er ist schon seit mehr als achtzig Jahren tot) wird der Bändiger des wilden Rheins genannt, und ein Turm steht ihm zu Ehren droben auf dem Schloßberge zu Breisach.
Zum Schönsten von Breisach gehört der Eckartsberg mit dem trutzi-gen Mauerwerk, an dem uralte Sage haftet. Zu einer Zeit, die unendlich weit vor der unsrigen liegt, lebte ein König Ermanrich. Der hatte zwei blühende Neffen namens Fritel und Jmbreck, und sie gehörten dem mutigen Geschlechte der Härtungen an, das zu Breisach hauste. Sorglich bewachte die Beiden ihr Burgvogt und Erzieher, der getreue Eckart. Nun hatte Ermanrich die Hausehre seines Ratgebers Siebich verletzt, und dieser trachtete fortan, wie er seines Herrn Geschlecht am sichersten verderben möchte. Schon waren seiner Rachgier Ermanrichs Sohne zum Opfer gefallen. Mit übler Rede lenkte er das Herz des Königs nun wider seine Neffen; zugleich machte er ihn gierig nach dem reichen Goldschatz, der wohlverwahrt zu Breisach in der Bnrg lag. Wohl war der treue Eckart, da er den bösen Plan am Hose Ermanrichs erfuhr, Tag und Nacht geritten, daß er die Harlnnge warne. Er weilte wieder fern von Breisach, als Ermanrich mit vielem Heervolk vor der Rheinburg erschien. Heldenmütig war die Verteidigung; gleich jungen Löwen wehrten sich Fritel und Jmbreck. Aber sie und ihre Getreuen erlagen der Übermacht, und so grausam war Ermanrich, daß er die Brudersöhne erhenken ließ. Sein Schicksal erreichte ihn in der Rabenschlacht, wo ein anderer Harlnnge, Dietrich von Bern, den König vernichtete. Viele sagen, Eckart sei es gewesen, der den Ermanrich erschlug. Jahrhunderte sind darüber hinweggegangen; die Erinnerung an den getreuen Eckart aber blieb in vielen Erzählungen lebendig. Es wird von ihm berichtet, daß er in Gestalt eines alten Mannes mit wallendem weißem Bart schon manchen warnte, den der böse Geist in Versuchung führen wollte. Deutschlands größter
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Zuchtlosigkeit und Verwilderung der Sitten allmählich in erschreckendem Maße verbreitet, Streitsucht, Händel und Unbotmäßigkeit waren an der Tagesordnung. Noch lange dauerte es, bis wirklich Ruhe und Friede zurückkehrte.
Möge Gott für alle Zukunft unsere Heimatstadt und unser liebes, deutsches Vaterland vor ähnlichen Schreckenszeiten bewahren!
Hermann Mayer.
20. Drei Kirchlein unter einem Dach auf dem Eorettoberg.
In den -tagen des 3. bis 5. August 1644 tobte am Schönberg
und Lorettoberg eine der fürchterlichsten Schlachten des dreißigjährigen
Krieges. Die Bayern unter dem tapferen Feldmarschall Franz von Mercy kämpften gegen die weit zahlreicheren Truppen der Franzosen. Während des heißen Schlachtgetümmels gelobte der Freiburger Bürger und Zunft-obermeister Christoph Mang, er wolle der Mutter Gottes ein Kirchleiu auf der Statte des Kampfes errichten, wenn die Stadt ans diesen Drangsalen glückliä) errettet werde. Und er fand Erhörung. Nach hartem
Kampfe mußten die Franzosen weichen.
Bereitwillig stifme Mang eine größere Geldsumme zur Ausführung seines Verbrechens. Sein Freund, der Freiburger Kapuziner Schächtelin, durch dessen Bemühungen auch die Gebeine des Hl. Stadtpatrons Alexander aus den Katakomben in Rom nach Freiburg verbracht wurden, mad)te den Vorschlag, die Kapelle nach dem Vorbild der Kirche in Loretto zu erstellen. Dieser Gedanke fand begeisterte Zustimmung in der Einwohnerschaft, und alle wollten zu dem guten Werke beitragen. Die Wohlhabenden spendeten Geld, die ärmeren Leute leisteten Handarbeit. Zunächst wurde der Berg abgetragen und ein ebener Platz geschaffen. Am Josephstag 1657 wurde feierlich der Grundstein zum Gotteshaus gelegt, und bereits am 20. Oktober desselben Jahres konnte die Einweihung der drei Kirchlein unter einem Dach erfolgen, die der Mutter Gottes, der hl. Mutter Anna und dem hl. Joseph gewidmet sind. Die Jahreszahl 1657 ist noch über dem Osteiugang zu sehen.
Hundert Jahre nach der Stiftung des Kirchleins, im Jahre 1744, wurde Freiburg wieder von den Franzosen belagert. König Ludwig Xv. sah am 20. Oktober 1744 mit seinem Stabe vom Lorettoberg ans der Beschießung der Stadt zu. Er stand in der Tür zur Kapelle, als plötzlich eine Kanonenkugel dicht über seinem Haupte in die Mauer sthlug. Da drohte der König, er werde das Münster zerschießen lassen, wenn man seinen Standpunkt weiter gefährde. Daraufhin gaben dann die deutschen Kanoniere auf dem Schloßberg ihren Geschossen eine andere Richtung.
Zum Andenken ist in die Wand der Kapelle eine Kanonenkugel mit der Jahreszahl 1744 eingemauert H,
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Extrahierte Personennamen: Hermann_Mayer August Franz_von_Mercy Franz Christoph_Mang Alexander Alexander Ludwig_Xv.
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gelangen. Vielleicht im nächsten Augenblick schon brach das Verhängnis über die unglückliche Stadt herein. Die Ratsherren wußten diesmal nicht Rat. Man flüchtete in die Kirchen, suchte nach sichern Verstecken, denn die Beschießung begann von neuem. Da fand die Not der Stuude einen tapfern Mann. Der junge Stadtschreiber Dr. Franz Ferdinand May ereilte mitten unter dem feindlichen Kugelregen mit dem Bildhauer Wüst nach dem zerschossenen Wall. Zwei weiße Fahnen Pflanzte er aus und kündigte damit die Unterwersnng der Bürgerschaft an. Villars erhielt nun
das Schreiben des Herrn v. Harsch, worin dieser eine milde Behandlung
der Stadt erbat, die unter der Beschießung ohnehin schon schwer gelitten hatte. Auch in Feiudesbrust schlägt oft ein menschenfreundliches Herz. Villars schonte der Stadt gegen Erlegung einer hohen Summe und verbot seinen Truppeu jegliche Plünderung oder sonstige Gewalttat bei Strafe des Straugs.
Nach einem Waffenstillstand von vierzehn Tagen mußte auch die
Festung auf dem Schloßberg sich ergeben; aber in vollen kriegerischen Ehren durfte die tapfere Besatzung abziehen. Die beiden Trnppensührer fielen einander in die Arme und laut rühmte der sieggewohnte französische Marschall seines Gegners Standhaftigkeit.
Abermals war nun die Perle des südwestlichen Deutschland in französische Häudc gefallen, aus denen sie aber schon 1714 durch einen zu Rastatt geschlossenen Frieden an Österreich zurückgelangte. Der mutige Ratschreiber, dessen Geistesgegenwart eine schlimme Gefahr von Freiburg abgewendet, wurde geadelt und zum Ehrenbürger der L>tadt ernannt, und das Geschlecht der Mayer von Fahnenberg zählte zu den angesehensten im Breisgau, bis es vor etwa einem Jahrzehnt erlosch.
Eine der schönsten und beliebtesten Anlagen in Freiburg heißt nach jenem Geschlechte der Fahnenbergplatz. Er liegt ungefähr da, wo am 14. Oktober 1713 die Österreicher und Franzosen am heftigsten aneinander geraten waren. Deutsche Jugend, wandelst du über diese Stätte, so gedenke der Vorzeit, ihrer Opfer und Drangsale! Und freue dich des Vaterlandes, dessen starke Wehr auch unser liebes Freiburg vor feindlichem Einfall beschirmt! Wilhelm Schlang.
22. Freiburgs Rettung.
1713.
O Freiburg, Freiburg, welch’ Geschick Beschied dir das Verhängnis!
Hart sitzt der Feind dir im Genick,
Dein Herz ist wund und trüb dein Blick Vor Kummer und Bedrängnis.
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Extrahierte Personennamen: Franz_Ferdinand_May Franz Ferdinand Mayer_von_Fahnenberg Wilhelm Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: Schloßberg Deutschland Freiburg Freiburg Freiburg Freiburgs Freiburg Freiburg
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Dein Hoffen war ein leer Phantom,
Die Kaiseradler weichen,
Zum Münster flieht dein Volk im Strom,
Umsonst, — bald sinkt auch Konrads Dom,
Ein Berg von Schutt und Leichen.
Schon tönt ein Knall wie Donnerhall;
Vom Grimm der Sturmkartaunen Brach deiner Mauern stolzer Wall,
Und rachelaut ob ihrem Fall Aufjauchzen die Posaunen.
Wer weiß noch Hilfe? Schrecken schlug Des Rats und Adels Glieder;
Der Mayer war ein Doktor klug,
Der’s Herz am rechten Flecke trug,
Ihn schlägt der Schreck nicht nieder.
Es ist nicht Täuschung, was du schaust,
Er schwingt sich auf die Mauer Und winkt, von Kugelsaat umsaust,
Die Friedensfahn’ in starker Faust,
Ein Fels im Hagelschauer.
Er stürzt sich durch der Franken Schar,
Das weiße Banner hebend,
Und stellt sich kühn, ob bittend zwar,
Dem tiefergrimmten Feldherrn dar,
Sich selbst zum Opfer gebend.
Er fleht beredt mit edler Glut Für Freiburg um Befreiung;
Der Marschall Villars hört’s voll Wut,
Sein Auge kündet Brand und Blut Statt Mitleid und Verzeihung.
Doch Gott verleiht dem Schwachen Macht Und läßt sein Flehen siegen.
Dein Engel, Freiburg, hat gewacht,
Erlösung folgt der Todesnacht Und Friede blut’gen Kriegen.
Der Kaiser spricht: „Mein Doktor gut,
Die Nachwelt soll dich kennen ;
Vor Junkerblut geht Rittermut,
So nimm den Helm zum Doktorhut,
Sollst Fahnenberg dich nennen.“
Eduard Brauer.
4*
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Extrahierte Personennamen: Konrads Mayer Eduard_Brauer Eduard
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Schluss Buryhalden
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Und drei lange, bange Tage Tobt die Schlacht und schwankt die Wage, Dröhnt das Feld- und Kampfgeschrei,
Lärmt Kartaun’ und Mitrailleuse: Unerschüttert im Getöse Stehn sie, einer gegen drei!
Sinkt die Nacht zur Erde nieder, Strecken ihre müden Glieder Hungernd sie auf Schnee und Eis,
Bis der Trommel lautes Werben Wieder ruft zu Kampf und Sterben,
Blut’ger Arbeit wild und heiß.
Also ward die Schlacht geschlagen, Deren du in fernsten Tagen Noch gedenkst, Germania.
Dreimal sank die Sonn’ zum Meere,
Endlich scholl der Ruf im Heere:
„Gott mit uns! Viktoria!“
„Gott mit uns!“ Die Feinde fliehen,
Und die welschen Scharen ziehen Südwärts ihrer Heimat zu.
Doch die Wege sind verschlossen;
Erst im Land der Eidgenossen Finden sie erwünschte Ruh!
„Gott mit uns!“ Er hat gerichtet, Frankreichs Heere sind vernichtet,
Die wir schlugen Streich auf Streich.
Aus zerstückten deutschen Landen Ist ein einzig Volk erstanden Und ein einzig deutsches Reich !
Adolf Kussmaul.
2$. Erinnerungen eines Treiburger Schülers an die Teldzugsjabre 1870/71.
Es war am 15. Juli 1870, als sich in unserer Klasse — Unterprima des hiesigen Berthold-Gymnasiums — das Gerücht verbreitete, das ö. Badische Infanterie-Regiment habe Marschbefehl erhalten, weil der Ausbruch des Krieges mit Frankreich unmittelbar bevorstehe. Wir waren
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Extrahierte Personennamen: Viktoria Adolf_Kussmaul Adolf
Extrahierte Ortsnamen: Germania Frankreichs Frankreich
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den ausgestellten Gegenständen uns erfreuen, ohne sie mitzunehmen, so soll es and) in der Natur sein. Eine mäßige Ausnutzung freilich schadet nichts. Der Naturfreund wird z. B. von den Pflanzen, die er nicht kennt, je ein Exemplar abpflücken, um es zu Hause zu bestimmen. An einem solchen Blumenstrauß wird er mehr Freude haben als die anderen an dem schönsten Bnkett vom Gärtner.
Wer die Natur lieb gewonnen hat, wird sie nid)t berauben und zerstören. Er wird ihr vielmehr überall ihren Reichtum zu erhalten suchen. Jedes Tier, jede Pflanze stellt einen Wert dar, und keine Gestalt in Feld und Wald wollen wir missen. Und es tut not, daß sid) auch die Jugend dem Sd)Utze der Natur zuwendet und dafür sorgt, daß keine Vogelnester ausgenommen werden, daß nidst jeder Schmetterling gefangen und getötet wird, daß nid)t Molche, Frösche und andere Bewohner der Teiche jeden Frühling in Massen auf grausame Art erschlagen werden. Denn schon durch die vordringende Kultur wird die Natur immer weiter zurückgedrängt. Die Flüsse werden reguliert und verlieren die schöne und lebensreiche Schilflandschaft zu beiden Seiten, die Moore werden ausgetrocknet, die Heide wird bebaut, die Felder dehnen sid) immer weiter ans. Da ist denn eine große Bewegung entstanden, die trotz der vordringenden Kultur frische Natur überall da, wo es geht, erhalten will, die den Tieren die Lebcnsbedingungen, die ihnen geraubt werden, wieder zu ersetzen versucht. Das ist der Naturschutz. Die Maßregeln des Natursd)utzes werden immer weiter ausgearbeitet, und eine ganze Wissenschaft ist bereits entstanden. Soll aber eine reiche Natur dem deutschen Vaterlande wirklich erhalten bleiben, so muß jeder daran mitarbeiten und vor allem auch die Jugend! Konrad Guenther.
30. Der Scbwarzwalsl*
Wie fröhlich hier im reichen Tal Die lieben Bäume stehn,
Gereist an Gottes mildem Strahl, Geschützt von jenen Höh'n!
Ihr Kirschen und Kastanien sollt Noch manches Jahr gedeih'n,
Auch du, Gutedel, fließend Gold, Auch du Markgrafenwein.
Doch höher, immer höher zieht, Zum Walde zieht's mich hin,
Dort rtnd) dem dunkeln Gipfel sieht Mein liebetruukner Sinn.
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Welt geschaffen, besaß den Drang, Zeugnis davon auf die Nachfahren zu bringen — und was wäre dazu wohl geeigneter als die Werke der Ban-knnst? Die Freiburger des dreizehnten Jahrhunderts fühlten sich und durften sich fühlen. Ein frisches Leben regte sich auf allen Gebieten. Und im Vollgefühl ihres Wertes, ihres wachsenden Wohlstandes war es den damaligen Freiburgern selbstverständlich, daß ihre Kirche größer und schöner werden müsse als alle Kirchen der Nachbarschaft. Rein wirtschaftlich berechnet war ihr Beginnen kaum zu verantworten. Aber wer wagt sie deshalb zu tadeln? Irgendwo muß der Mensch den Geschäftsmann abstreifen, muß er ein glücklicher Schwärmer und seliger Verschwender sein; und es ehrt nusere Ahnen, daß sie zu Gottes Ehre und zum Ruhm des Städtchens sich freiwillig so schwere Lasten aufgebürdet haben. Wenn wir beim Anblick unseres Turmes an die Größe der Opfer gedenken, die allein ihn ermöglichten, an die Stärke religiösen Empfindens, ohne die er nie vollendet worden wäre, wenn so vor unserem Auge jene wackeren Vorfahren erstehen voll Selbstgefühl und Heimatliebe, voll Opfersinn und Glaubenswärme, dann erscheint das Denkmal so hoher Gesinnungen, daun erscheint uns der Turm noch eins so wert.
Was wir bisher von dem Münsterturm rühmten, mag genügen, um seine Beliebtheit bei uns Einheimischen zu erklären; es genügt nicht zur Erklärung des Weltruhmes, den er genießt. Denn, um das gleich vvrwegzuuehmeu, es ist nicht etwa selbstgerechte, blinde Heimatliebe, die ans dem Turnt eine Meisterschöpfung macht. Nicht nur wir Freiburger schwärmen für ihn; auch die Fremden verfallen meist in diese Schwäche; ja auch unter den Kunstverständigen geht die allgemeine Ansicht dahin, daß von allen gotischen Türmen, ja vielleicht von allen Turmbauten überhaupt, kein zweiter als Kunstwerk so vollkommen ist wie der hiesige. Von dieser seiner Vollkommenheit als Kunstwerk muß jetzt die Rede sein.
Was verlangen wir von einem Kunstwerk, damit es uns befriedigt? Ich denke bor allem, daß es seinem Zwecke gut entspreche. Zur Zeit des gotischen Stils hatten die Kirchtürme durchweg die Bestimmung, die Kirchenglocken aufzunehmen. Es läßt sich nicht leugnen, daß der unsrige dieser Bestimmung entspricht. Der Unterbau ist kräftig genug, um auch deu größten Glockenstuhl mit Sicherheit zu tragen; da aber, wo die Glocken hängen, öffnet sich der Turm in mächtigen Fenstern, die ursprünglich bis hinunter zu der den Turm umziehenden Galerie offen standen und also dem Schall freiesten Ausgang ließen.
Der hölzerne Glockenstuhl, der sich innerhalb der Turmwände in vier Stockwerken erhebt, ist eine Sehenswürdigkeit für sich. Es ist noch heute der ursprüngliche Stuhl, also über 600 Jahre alt, vermutlich der älteste in ganz Deutschland. Daß er gleichzeitig mit dem Turm erbaut worden, läßt sich mit Sicherheit erweisen; ja er ist sogar etwas vor den ihn umgebenden Steinwänden entstanden, denn die Eichenpflöcke, welche an verschiedenen Stellen die in einander geblatteten Stämme ver-
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1. Gott segne dich, mein Freiburg!
1. Von steiler Halde düster schaut Der Wald ins Tal hinein;
Der Wildbach rauschet hell und laut Hinab zum grünen Rhein.
Und zwischen Berge hingeschmiegt Das alte Freiburg friedlich liegt.
Die Rebe rankt, es grünt die Au,
Das Münster ragt zum Himmelsblau: Gott segne dich, mein Freiburg!
2. Du alte Stadt, du stolze Zier Im Lande weit und breit, —
Gedeih’ und wachse für und für,
Gott schenk’ dir gold’ne Zeit!
In treuer Wacht viel hundert Jahr Schweb’ über dir der deutsche Aar! — Im Rebenkranz, auf grüner Au Dein Münster ragt zum Himmelsblau: Gott segne dich, mein Freiburg!
C. Geres.
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