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1. Leitfaden für den Unterricht in der deutschen Geschichte in Volksschulen - S. 38

1879 - Berlin : Nicolai
38 lich Zum römischeil Kaiser. Die Römer aber, welche nicht wollten, daß der deutsche König wieder Herr in ihrer Stadt werde, übersielen die Deutschen plötzlich und töbteten einige derselben. Darauf drang Friedrich in die Stadt ein und schlug bert Aufstand mit der Gewalt der Waffen nieber. Im Sommer aber ist es in bert Ebenen Italiens unerträglich heiß; in sumpfigen Gegenben brechen gewöhnlich Fieber aus und raffen viele Menschen bahin. Die deutschen Fürsten drangen daher, als die heiße Jahreszeit eintrat, auf Rückkehr, und Friedrich gab nach. Als aber das Heer durch eine Gebirgsschlucht ziehen mußte, drohete ihm der Untergang durch einen Hinterhalt. Es war Plötzlich von den Italienern umzingelt; eine auf der Höhe des Berges liegende Burg wehrte den Ausgang. Da brachte eine helbemnüthige Schaar unter der Anführung Otto's von Wittelsbach Rettung. An einer steilen Felswand kletterten die Jünglinge empor zu einer Höhe, welche jene Burg noch überragte. Mit Staunen sahen die Italiener die beutsche Fahne plötzlich über sich flattern. So würde der Durchzug erzwungen. — In Deutschland waltete Friedrich mit Kraft und stellte Ordnung und Frieden wieder her. Es war zu jener Zeit Sitte geworben, daß die Ritter, wenn sie Streit hatten, sich selbst Recht schafften, ohne auf den Spruch der Richter zu warten. Sie griffen dann den Gegner an, und der Besiegte galt für den, welcher Unrecht hatte. Solche kleinen Kriege (Fehben) würden bamals fast beständig geführt; das Eigenthum des Gegners würde in ihnen ohne Schonung verwüstet, Menschenleben bestänbig gefährdet. Währenb die Städte sich durch ihre Mauern schützten, waren die Bewohner der offenen Dörfer ihres Eigenthums und Lebens nie sicher. Mit aller Strenge strafte Friedrich den Bruch des Friebens: ein Pfalzgraf und mehrere Grafen mußten auf seinen Besehl eine Meile weit Hunbe auf dem Rücken tragen, weil sie die Ruhe gestört hatten. Heinrich den Löwen, der noch immer grollte, suchte der König baburch zu versöhnen, daß er ihm Baiern zurückgab. -— Nach dem so in Deutschland Friebe und Orbnung hergestellt war, beschloß der Kaiser, das mächtige Mailanb zu bemüthigen. Er sprach über die trotzige Stadt die Reichsacht aus und begann sie zu belagern. So fest auch ihre Mauern, so tapfer auch die Bürger waren, Hunger brachte sie enblich zur Unterwerfung. In einem kläglichen Aufzuge kam die Bürgerschaft aus der Stadt, voran die Geistlichkeit, dann die Bürgermeister mit bloßen Schwertern, die Bürger

2. Leitfaden für den Unterricht in der deutschen Geschichte in Volksschulen - S. 126

1879 - Berlin : Nicolai
126 wegen der Continentalsperre, als auch wegen der Vertreibung des Herzogs von Oldenburg war zwischen Alexander und Napoleon eine Spannung eingetreten. Alexander war nicht gesonnen, sich länger dem Willen des Kaisers von Frankreich zu fügen; es kam zu ernsten Zwistigkeiten und endlich zur Kriegserklärung. Napoleon rüstete ein gewaltiges Heer. Aus Spanien, Italien, Frankreich und Deutschland begann über eine halbe Million Krieger den Marsch nach Osten; auch Oestreich und Preußen mußten Heeressolge leisten. Der Haupt-zug des Heeres unter Napoleons Führung bewegte sich auf Moskau los. Aber die Russen wählten eine eigene Kriegsweise gegen den Feind. Nur selten ließen sie sich mit demselben in eine Schlacht ein; dagegen suchten sie Napoleon so tief wie möglich in ihr weites, aber wenig angebautes Land hinein zu locken, die Lebensmittel fortzuschaffen oder zu zerstören, die Dörfer und Städte zu räumen. Je weiter die Franzosen also vordrangen, desto drückender wurde der Mangel; es begann am Nothwendigsten zu fehlen. Dennoch drängte der Oberseldherr rastlos vorwärts. Endlich erreichte man Moskau. Aber wie war man enttäuscht! Alle Norräthe waren fortgeschafft, alle Wohlhabenden hatten die Stadt verlassen. So war das Heer sern von der Heimat in einem eiskalten Lande den Qualen des Mangels und der Kälte Preisgegeben. Aber Entsetzen ergriff die Franzosen, als auf einmal Moskau in flammen stand. Nach vier Tagen standen sie auf den krummem der Stadt. Nun sah Napoleon ein, daß es nothwendig sei, schleunig den Rückzug anzutreten. Welche Leiden sollte dieser dem Heere bringen! Schlecht bekleidet und genährt sanken Tausende der tapferen Krieger an der Landstraße nieder und kamen im Schnee und Eis um, andere raffte das Schwert der verfolgenden Russen hin. Immer mehr lichteten sich die Reihen, die Verzweiflung löste die Ordnung. Als das Heer endlich unter unsäglichen Qualen die Beresina erreichte, war es nur noch 18000 Mann stark. Der Uebergang über diesen Fluß wurde zwar erkämpft, aber der größte Theil der Soldaten war unter den Lanzen der Kosacken und unter dem Eise des Flusses umgekommen. Nur einige Tausend hungernder Bettler erreichten die preußische Grenze. — Napoleon, welcher auf einem Schlitten nach Paris geflohen war, meldete der Welt diese Begebenheiten mit den Worten: „Der Kaiser ist gesund, aber die große Armee ist so gut wie verloren."

3. Leitfaden für den Unterricht in der deutschen Geschichte in Volksschulen - S. 134

1879 - Berlin : Nicolai
134 er wieder vor. Da bemerkte er, wie die Franzosen über die reißende Katzbach setzten. Jetzt schien ihm der rechte Augenblick gekommen, denselben eine Niederlage beizubringen. Als ein Theil von ihnen den Fluß überschritten hatte, der übrige aber noch zurück war, gab er das Zeichen zum Angriff. Mit Heldenmuth stürzte sich Iork mit seinen Truppen aus den Feind und warf ihn die steilen Abhänge des Flußusers hinab. Maedonald führte zwar frische Schaaren heran, aber von Neuern griff sie Z)ork an und Blücher hieb mit der Reiterei so mächtig aus sie ein, daß sie in wilder Flucht dem Flusse zueilten. Hier erlagen ihrer viele dem Schwerte der Verfolger, viele fanden den Tod in den reißenden Wellen. Von Blücher heftig verfolgt, floh Macdonald in größter Unordnung aus Schlesien. Auch hier, wie bei Großbeeren, hatten die Kolben das meiste gethan, weil der Regen in Strömen herunterfiel. Nach heißer Schlacht in der kalten Regennacht, auf durchnäßtem Boden litten auch die Sieger ungemein, aber sie waren frohen Muthes, hatten sie doch den verhaßten Feind gänzlich geschlagen. — Dresden. Kulm. Napoleon hatte sein Heer deßhalb in Schlesien so eilig verlassen, weil er gehört hatte, daß die Böhmische Armee über das Gebirge gestiegen war und gegen Dresden marschire. Er eilte daher zurück, um diesen Angriff zurückzuschlagen. In der zweitägigen Schlacht bei Dresden zeigte sein überlegenes Feld Herrntalent sich von Neuem. Er erfocht einen glänzenden Sieg. Aber nicht allein schlagen, vernichten wollte er die Feinde. Während die geschlagene Armee mit Mühe durch die Schluchten des Erzgebirges den Rückzug bewerkstelligte, sollte Vandamme schnell auf der großen böhmischen Straße vordringen, nach Böhmen hinabsteigen und die Verbündeten, wenn sie ermüdet und nicht zur Schlacht vorbereitet aus dem Gebirge hervorkämen, einzeln angreisen und vernichten. Daß dieser Plan nicht gelang, verdanken wir der Tapferkeit der russischen Generäle Ostermann und Eugen von Würtemberg. Mit Heldenmuth vertheidigten sie die Straße Schritt für Schritt. Bei Culm hielten sie dem Feinde stand und nahmen die Schlacht an. Zwei Tage wurde hier heftig gekämpft. Da erschien der preußische General Kleist im Rücken des Feindes. Zwischen zwei feindliche Armeen eingeklemmt, mußte sich Vandamme fast mit seinem ganzen Heere ergeben. So hinderte die Schlacht bei Culm die Vernichtung der Böhmischen Armee.

4. Leitfaden für den Unterricht in der deutschen Geschichte in Volksschulen - S. 5

1879 - Berlin : Nicolai
Heimlich zog er im Lande umher, ermahnte seine Landsleute zur Eintracht und bereitete sie züm Aufstande vor. Freudig versprachen sie, das Schwert zu ergreifen, wenn er das Zeichen geben würde. Nun geschah es, daß Varus einen Kriegszug gegen ein im Osten wohnendes Volk unternahm. Da glaubte Armin, die Zeit der Befreiung sei gekommen; schlau wußte er den Varus zu täuschen, er begleitete ihn sogar mit seiner Mannschaft, als wollte er ihm beistehen. Als Varus aber tief in die deutschen Wälder eingedrungen war, verließ er ihn plötzlich und ries die Cherusker zur Freiheit auf. Da strömten diese von allen Seiten herbei und griffen die Römer mit Ungestüm an. Varus sah, daß er verloren sei, wenn er nicht den Rückzug antrete. Aber es gab keine geebneten Wege durch das Dickicht der deutschen Wälder, der Boden war von heftigen Regengüssen ausgeweicht; mit Mühe erreichte er eine Stelle, wo er das Lager aufschlagen konnte. Durch Wald, über Berg und Thal, von den Deutschen von allen Seiten angegriffen, setzte er am andern Tage den Rückzug fort. Noch einmal gelangte er zu einem Lagerplatz, allein ermüdet von dem mühseligen Marsche und den beständigen Kämpfen, erschöpft durch den Mangel an Lebensmittel, vermochten die Römer nicht länger zu widerstehen. Sie wurden entweder niedergehauen oder in die Selaverei geführt. Grausam opferten die Germanen viele der Gefangenen ihren Göttern. Varus selbst stürzte sich in fein eigenes Schwert, um diese Niederlage nicht zu überleben. Das war die Freiheitsschlacht im Teutoburger Walde. Als dies n.chr. Nachricht von derselben zu den Römern kam, ergriff diese die Furcht, die Deutschen würden in das Reich einbrechen. Voll Schmerz rief Augustus aus: „Varus, Varus, gieb mir meine Legionen wieder!" Er schickte neue Heere aus, um die Niederlage zu rächen. Germaniens. des Drusus Sohn, drang auch tief in Deutschland ein. Zwar besiegte er den Armin in mehreren Schlachten, allein dieser achtete der Wunden nicht, die er für das Vaterland erhalten, und erschien immer wieder aus dem Kampsplatze. So blieb Deutschland doch frei von der Herrschaft des fremden Volkes. Der Befreier aber erntete keinen Dank sür seine Thaten, ja er wurde auf Anstiften feiner Verwandten ermordet, nachdem fein edles Weib Thusnelda durch den Verrath ihres eigenen Vaters in die Gefangenschaft der Römer gerathen war.

5. Leitfaden für den Unterricht in der deutschen Geschichte in Volksschulen - S. 31

1879 - Berlin : Nicolai
31 deutschen Fürsten ihm den Weg durch Italien verlegt hatten. So gelangte er an den Mont Cenis. Nun begann die Beschwerde des Ueberganges über die Alpen. Tieser Schnee lag auf der Straße, als man hinaufstieg; unmöglich aber erschien es, über die Schnee-und Eisflächen hinabzugelangen. Fast konnte man den Fuß nicht ansetzen, ohne auszugleiten, man mußte hinab kriechen; oft glitt man doch aus und rollte ganze Strecken hinab. Die Königin und die andern Frauen wurden auf Rindshäuten herab gelassen. Als nach solchen Mühseligkeiten Heinrich endlich zu den Longobarden kam, wurde er von ihnen freundlich aufgenommen, denn auch sie lagen mit dem Papste im Hader und meinten, der König sei gekommen, um an ihrer Spitze denselben zu bekriegen. Heinrich aber hatte nichts weiter im Sinne, als sich sobald als möglich mit dem Papste zu versöhnen. Gregor war erschrocken, als er von Heinrichs Ankunft hörte; er flüchtete sich nach Canossa, dem sesten Schlosse seiner Freundin, der Markgräfin Mathilde. Als er erfuhr, weshalb Heinrich gekommen war, beschloß er, ihn nicht vorzulassen, da er ja in Deutschland über ihn zu Gericht sitzen wollte. Barfuß und irrt Büßergewand erschien -das Oberhaupt des deutschen Reiches vor dem Burgthor und begehrte Einlaß; aber trotz der bittersten Kälte öffnete man ihm nicht; auch am zweiten Tage blieb die Pforte geschlossen. Erst am dritten gab Gregor den Bitten Mathildens nach; das Thor wurde aufgethau und Heinrich vor den Papst geführt. Er warf sich diesem zu Füßen, bekannte seine Schuld und empfing die Lösung vom Banne, nachdem er gelobt, sich dem Gerichte Zu unterwerfen, welches Gregor mit den deutschen Fürsten über ihn abhalten werde. So hatte der gewaltige Papst den deutschen König gedemüthigt. Allein der Friede, welchen die beiden Herrscher geschlossen hatten, war von kurzer Dauer. Mit Groll im Herzen entfernte sich Heinrich. Als er in Deutschland die Regierung wieder übernehmen wollte, erklärten die Fürsten, das dürse er nicht eher, als bis das Gericht über ihn entschieden haben würde. Der Papst schickte sich in der That an, nach Deutschland zu reisen. Heinrich aber hinderte ihn daran, indem er die Alpenpässe besetzte. Da erklärten ihn jene sür abgesetzt und wählten Rudolf von Schwaben an seine Stelle. f Heinrichs fernere Kämpfe. So entbrannte von Neuem der Bürgerkrieg im deutschen Lande. In dem Kampfe gegen Rudolf,

6. Freiburger Lesebuch - S. 23

1912 - Freiburg im Breisgau : Troemer
— 23 — des Bodens. Auf den Höhen der Berge die strengen Schwarzwaldtannen, an den Abhängen vielfach mit Laubholz untermischt, der Fuß des Gebirgs von reichen Weinbergen und üppigen Obstgärten umsäumt, die Ebene mit reichen Feldern und fetten Wiesenmatten ausgekleidet, dem Rand der Berge entlang eine Kette von Dörfern, meist uralten Stätten menschlicher Kultur und mitten hinein die Stadt Freiburg hingelagert! Edmund Rebmann. Die Lage von frewurg. i. Für das gedeihliche Bestehen landwirtschaftlicher Siedlungen ist vor allem fruchtbarer Boden erforderlich, dem der Himmel genügend Wärme und Feuchtigkeit spendet zum Wachsen und Reifen der Nutzpflanzen aller Art. Weiter ist noch nötig eine ausreichende Menge Wassers für den Gebrauch von Menschen und Tieren, endlich eine solche Gestaltung der nächsten Umgebung, daß sie Schutz gewährt vor feindlichen Naturgewalten, wie Überschwemmung, Schneebruch oder Bergsturz. Für die Lage der Städte sind teilweise andere Bedingungen entscheidend. Da der Stadtbewohner seine Nahrungsmittel und manches andere, dessen er bedarf, vom Lande, oft sogar aus weiter Ferne bezieht, so kommt für ihn die Fruchtbarkeit des Bodens in der nächsten Umgebung nicht zuerst in Frage. Wohl aber ist auch für ihn sehr wichtig die Wasserversorgung und der Schutz vor Naturgewalten. Dazu kommt aber noch als etwas besonders Notwendiges die Möglichkeit eines leichten Verkehrs dnrck) gute Wege nach allen Richtungen und endlich die Sicherheit vor feindlichen Überfällen im Krieg. In jeder Hinsicht ist Freiburg begünstigt durch seine Lage, und so erscheint es gut verständlich, daß diese Stadt schon bald nach ihrer Gründung zu hoher Blüte gelangte und in der Gegenwart für eine weite Umgebung der wichtige, beherrschende Mittelpunkt werden konnte im Handel und in allen Bestrebungen hohem Fortschritts. Die Stelle, auf der die Stadt liegt, ist nichts anderes als der mächtige Schuttkegel, den die Dreisam beim Austritt aus ihrem Schwarzwaldtal in die weite Rheiuebene abgelagert hat. Die Oberfläche dieser lockeren Flußgeschiebe hat ein starkes Gefälle von Osten nach Westen. Das ist für den Zu- und Abfluß des Wafsers und die Reinigung der Stadt überaus günstig. In den Kiesmassen des nahen Dreisamtales ist ein fast unerschöpflicher Vorrat reinen Gruudwassers vorhanden, das durch große Brunnenleitungen der Stadt zugeführt wird. Alles verunreinigte Gebrauchswasser wird rasch und sicher durch eine treffliche Schwemmanlage wieder abgeführt. Dieser Umstand begünstigt die Gesundheitsverhältnisse der Bewohner in hohem Grad. Sehr wertvoll in dieser Hinsicht sind

7. Freiburger Lesebuch - S. 70

1912 - Freiburg im Breisgau : Troemer
— 70 — laß; Speicher und Scheune und Keller füllen sich in diesen Tagen des Segens. Am Waldrand blüht die Goldrute und die blaue Aster, auf dem Weidfelde zartgefranster Enzian, auf der Wiese die Herbstzeitlose. Und wieder neue Farben! Herab vom Gebirge kommen sie, umgekehrt wie im Lenz. Ins Grün der Blätterkronen mischt sich Rot und Gold. Es sind Fremdlinge, die gewöhnlich zuerst verfärben, die Roteiche, der wilde Wein und der Essigbaum, alle drei aus Nord-Amerika, alle drei gleich hübsch in ihrem leuchtendroten Herbstkleide. Auch die Ahornarten zeigen frühe schon sehr hübsche gelbe und rote Farbentöne. Verhältnismäßig spät erst verfärben Birke und Eibe und die Rotbuche, letztere oft erst im November. Gerade dann bieten die Spaziergänge auf den Freiburger Waldstraßen entzückende Waldbilder, die sich unauslöschlich in die schösheitstrunkene Seele prägen. Bleicher und bleicher wird die Sonne, kühler und kühler die Luft, und die Nächte immer länger und dunkler. Feuchte Nebel lagern im Tale und kriechen die Berghalden hinan. Müde fallen die Blätter von Baum und Strauch. Öde ist die Flur; der Wald verlassen. Einer Sterbenden gleicht die Erde, und ein schmerzlich Leid zuckt durch die ganze Natur. Endlich ist der Wald völlig entlaubt; die letzten Blätter hat der Sturm herabgerissen. Eichen- und Buchenstämme zeigen ihre ganze stolze Schönheit. Wo das gefallene Laub den Boden nicht bedeckt, ist ein schöner, grüner Moosteppich; Epheu klettert da und dort an den Stämmen empor, und struppige Stechpalmen machen sich breit im Unterholz. All dieses Kleingesindel freut sich, daß die hohen Herren ihrer Laubkronen beraubt sind und auch ihnen einmal die Sonne lächelt. Gierig haschen sie nach den goldenen Strahlen, um die wenigen Tage noch auszunützen, bis mit Frost und Schnee der Winter seinen grimmen Einzug hält. Karl stieriin. 32, Der Müimerlurm. Anselm Auerbach, der berühmte Maler, schreibt in seinem „Vermächtnis": „Immer werde ich des unauslöschlichen Eindruckes gedenken, wenn aus der ersehnten Heimfahrt (von Düsseldorf) bei Emmendingen die Eisenbahn den weiten Bogen beschrieb, die ganze so geliebte Lchwarzwald-kette sich ausrollte, und die feine Spitze des Freiburger Münsters in der Ferne sichtbar wurde." Welchem Freiburger erginge es nicht ähnlich? Schauen wir nicht aus allen Wanderungen durch unsere Landschaft nach diesem Wahrzeichen unserer Gegend, diesem stolzen^Zng im Antlitz unserer Stadt, nach diesem Adelsbrief aus, der unserer Heimat Boden geschicht-liche Weihe und Würde verleiht? Von dem ganzen herrlichen Bau aber ist das herrlichste der Turn: im Westen. Die stimmungsvolle Schönheit im Innern, der Reichtum

8. Freiburger Lesebuch - S. 69

1912 - Freiburg im Breisgau : Troemer
— 69 — winterlichen Wald mischen, höher und höher hinauf, als wollten sie dem Frühling vorausstürmen. Inzwischen haben die Birn- und Apfelbäume ihr weiß und rosenfarben Festgewand angetan, das Gras auf den Wiesen streckt sich, der Roggen bildet Halme und Ähren, das Laubdach des Waldes ist dicht geworden; längst klingt des Kuckucks neckischer Ruf. Welch eine Blütenfülle allüberall! Und wenn du Freude an seltenen Pflanzen hast, lieber junger Leser, so bitte deinen Lehrer darum, daß er dich einmal mitnehme an den Schönberg oder Kaiserstuhl und dir die wunderhübschen Knabenkräuter zeige oder im Gebirge die Alpenpflanzen, die daselbst heute noch Zeugnis ablegen von einer längst entschwundenen Zeit, in der bei uns ein Klima geherrscht, wie heute in den Alpen und im hohen Norden. Aber mit dem Schauen laß dir’s genügen, junger Freund, und pflücke nicht mehr ab als ein einziges Pflänzchen, wenn du eine Sammlung haben solltest, und die übrigen schone! Die Sachen werden immer seltener, und laß anderen auch eine Freude! Alles muß ein Ende nehmen hienieden, auch der schönste Frühling; doch er will nicht scheiden ohne ein besonderes Zauberstück. Noch einmal überschüttet er die Erde mit Blumen; am wüsten Dorn erblüht die lieblichste von allen, die königliche Rose. Holunder, Akazie und Ginster sind ihre Gesellschafter, und in diesem Blütenmeere stirbt der holde Lenz. Hochsommersonne. Flimmernde Hitze auf Feld und Flur; dumpfe Schwüle im Walde. Was der Frühling ausgestreut in Farbenfülle, das muß still und verborgen zur Frucht heranreifen, daß das Leben nicht ersterbe im Winter. Die Linde und die Rebe allein unter den heimischen Gehölzen spenden im Sommer ihren weichen, süßen Duft; was sonst in Gärten und Anlagen blüht, stammt aus der Fremde. Das saftige Gras der Wiesen fällt unter der Wucht der Sense, die Saat hat verblüht, aus dem Halmenmeere klingt der Wachtel lieber Schlag. Neue Farbentöne mischen sich allgemach in das dunkle Grün, die satten Farben der Früchte, deren Fülle nun zum Genuß ausgeboten werden soll. Die Kirschen beginnen den lachenden Reigen; Beeren mancherlei Art folgen in raschem Wechsel. Die Saaten färben sich goldig, in der Ebene erst, dann am Bergeshang, und harren der Sichel und der Sense. Bald streicht der Wind über die kahle Stoppel, auch der Sommer liegt im Sterben, und die Nachtigall, die um den toten Lenz noch zu klagen vermochte, schweigt und denkt an die Südlandreise. Herbst. Linde Luft und blaue Berge, und im Menschenherzen ein sanftes Heimweh. Aus der aufgepflügten Ackerscholle steigt der kräftige Erdgeruch; Sommerfäden flimmern über den Furchen; Sommerfäden schwingen sich von Baum zu Baum und flattern vom Hut des Wanderers. Saftige Birnen und rotbackige Äpfel, wohlschmeckende Pfirsiche und zartbereifte Pflaumen lachen aus dem dunkeln Laube hervor, und im Rebgelände reift die schwellende Traube. Emsige Hände pflücken und sammeln ohne Unter-

9. Freiburger Lesebuch - S. 132

1912 - Freiburg im Breisgau : Troemer
erkennen kann. Man muß sich nun kein romantisches Herrenschloß vorstellen mit schimmernden Zinnen und Türmen; sondern trotzig und klotzig mit dicken Mauern, die aus dem Felsen wie seinesgleichen herauswuchsen, mit engen Fenstern und steilen Hohlziegeldächern stand die Burg drohend und finster auf ihrer Höhe. In diesen engen Mauern war kein angenehmes Leben. Wohl waren die Herren von Falkenstein überall im Breisgau begütert seit jener Zeit her, wo Cuono de Falchensteina das Zähringische Kloster St. Peter reich beschenkte; aber sie waren ein zahlreiches Geschlecht. Auf der engen Burg Falkenstein, zu der allerdings noch ein auf einem Felskopf errichteter Turm „Bubenstein“ gehörte, saßen zu Ende des vierzehnten Jahrhunderts die Brüder Wernher, Dietrich und Künlin und ihre Vettern Hans, Thomas und Jakob mit ihren Leuten. Es ging wohl oft schmal her bei diesen Edelleuten. Durch die kostspieligen Kreuzzüge und das andauernde Fehdewesen waren sie vielfach in Schulden geraten. Und wenn dann die reichen Kaufleute das Dreisamtal hinauf- oder herabgezogen kamen mit gefüllten Wagen und hochbeladenen Saumtieren, da regte sich gewiß der Neid in den Herzen der ritterlichen Herren, denen doch von ihren Lehnsherren die oberste Gewalt in die Hand gegeben war, und die Wehr und Waffen zur Hand hatten, um Gewalt ausüben zu können. Sie sagten sich: die Kaufleute erheben durch ihren Handelsnutzen einen hohen Zoll von uns allen, sie ziehen durch unser Gebiet: so sollen sie uns auch zollen. Und so erhoben sie Zoll von den Kaufleuten und Wanderern, und wollten die ihn nicht gutwillig geben, so nahmen sie ihnen ihr Gut ab und warfen sie ins Gefängnis, bis sie sich durch schweres Lösegeld lösten. Vergeblich warnte die Stadt Freiburg. Im Jahre 1314 hatte sie im Verein mit andern Machthabern die dem Freiburger Geschlechte der Kolman gehörige Wilde Schneeburg bei Oberried wegen ähnlicher Räubereien zerstört. Nachdem auf Veranlassung des Edelknechts Klein-Künlin von Falkenstein dessen Knecht Weltin von Wittental in seinem eigenen Hause erschlagen worden war, wurde noch Hans Schneider, ein Freiburger Hintersasse, gefangen und vom höchsten Punkt der Burg Falkenstein herabgestürzt. Seine kranke Frau suchte die modernde Leiche an der Felshalde und ließ sie bei der St. Oswaldkapelle begraben. Nun aber ging Freiburg vor, mit ihm viele rechtliche Edelleute. Im Jänner 1390 ward die uneinnehmbar scheinende Felsburg erobert und zerstört. Mehrere Knechte wurden aufs Rad geflochten, die Falkensteiner selbst schwer bestraft. Ihr Geschlecht verfiel von da an und ist im 16. Jahrhundert erloschen. Die Burg durfte nicht wieder aufgebaut werden, und so ist sie bis auf geringe Mauerreste verschwunden und dräut nicht mehr von ihrem hohen Fels herab. Erfreulicheres als die Geschichte weiß die Sage von Falkenstein zu erzählen. Kuno von Falkenstein war ohne Kinder. Als er einst, betrübt darüber) im Walde ging, gesellte sich ein unbekannter Jäger zu ihm, der ihm zahlreiche Nachkommen versprach, wenn er sich ihm verschreiben wolle. Aber Kuno erkannte in ihm den Teufel und verscheuchte ihn durchs Kreuz. Er beschloß nun in seiner Betrübnis eine Kreuzfahrt ins heilige Land. Von

10. Freiburger Lesebuch - S. 90

1912 - Freiburg im Breisgau : Troemer
— 90 — 40. Wahrzeichen der Stadt Freiburg. Unter Wahrzeichen einer Stadt verstand man im Mittelalter allerlei Denkmale und Merkwürdigkeiten an Kirchen und öffentlichen Orten, die jeder wandernde Handwerksbursche gesehen haben mußte, um sich auszuweisen, daß er in dieser Stadt gewesen sei. Denn damals war die Kunst des Lesens und Schreibens noch wenig verbreitet, und ein schriftlicher Ausweis hätte dem Handwerksburschen wenig genützt. Ein solches Wahrzeichen befindet sich am Schwabentor an der Spitze des dem Oberlindenplatz zugekehrten Gewölbebogens. Es ist ein sitzendes Männlein, welches das linke Bein über das rechte geschlagen hat. Dieses sog. Dornmännle wird als Darstellung eines Wettläufers gedeutet, der sich einen Dorn aus den Fersen zieht. Ein anderes Wahrzeichen der Stadt Freiburg befindet sich unter den Figuren des Münsterportals. Mitten unter den Auferstandenen sieht man hier einen betenden Teufel mit Affenkopf, Menschenleib und Krallenfüßen. Nach Schreiber. 41. Die Dreisam. Man liest und hört oft, der Name Dreisam komme daher, weil dieser Fluß aus der Vereinigung dreier Bäche, des Ibenbachs, Wagensteigbachs und Rotbachs entsteht; aus „drei zusammen“ sei Dreisam geworden. Diese Ableitung des Namens ist jedoch nicht richtig. Dreisam ist ein keltisches Wort und bedeutet etwa die „Schnellfließende“. Der Ibenbach entspringt bei St.peter. Seinen Namen hat er von der Eibe, die früher bei uns ganze Wälder bildete, heute aber nur noch selten wild vorkommt. Er fließt oberhalb Burg nahe bei der Wiesneck in den Wagensteigbach, der am Hohlen Graben bei St. Märgen entspringt und von Osten durch die Wagensteige herabkommt. Der Wagensteigbach ist der alte Oberlauf der Dreisam und hieß auch ehedem Dreisam. Der dritte Quellbach, der Rotbach oder Höllenbach, hat seinen Ursprung in der Nähe des Feldbergs im dunkeln Mathislesweiher. Moorig ist das Gelände bis nach Hinterzarten und Steig hinab, das der kleine Bach zu durchfließen hat: daher ist sein Wasser rotbraun, und deshalb nennt man ihn Rotbach. Durch das malerische Löffeltal mit seinen Mühlen und Sägen springt er über die Felsen hinunter nach Höllsteig zum „Sternen“, wo aus der Ravennaschlucht von der Räwene, d. h. der Ansiedlung des Räbano, der Ravennabach ihm zustürzt. An der malerischen alten St. Oswaldkapelle vorbei eilt der Rotbach zum Hirschsprung, wo die hohen Felsentürme sich zu berühren scheinen. Vorbei an der Klausenkapelle, an alten malerischen Holzhäusern fließt der wie Rauchtopas dunkle und doch klare Bach zum mächtigen Schwarzwaldhaus „zum Himmelreich“ und betritt nun wie aufatmend von seinem rastlos eilenden Lauf das weite freundliche Dreisamtal.
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