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1. Bilder aus Frankens Vergangenheit - S. 151

1914 - München : Oldenbourg
— \5\ — würzburgische Gebiet begann, bis zur letzten würzburgischen poftstation Neuses a. 5. standen ^89 Pferbe zur Verfügung. Abenbs gegen 5 Uhr trafen die Majestäten unter dem Donner der Geschütze in Würzburg ein. Am Zellertor, wo eine Ehrenpforte staub, erwarteten die Mitglieder des Stabtrates und ein „Chor von jungen Frauenzimmern" die Gäste. Die Kaiserin würde mit einer französischen Ansprache willkommen geheißen. Die Würzburger Chevaulegers und die Bürgerkavallerie bilbeten das (Ehrengeleit durch die Straßen der Stadt, in benen Schüler und Bürgerwehr Spalier stauben, zur prächtigen Hesibenz. 2luf dem Resibenzplatze parabierten die Akabemiker und Gymnasiasten in geschmackvollen Uniformen. 3m Schloßtnncrn geschah der feierliche Empfang der Majestäten durch den Abel und die £anbesautoritätcn. Abenbs 9 Uhr würde die Stadt festlich beleuchtet. Auf der Festung würden 200 Kanonenschüsse gelöst. )m Stabttheater fand für gelabene Gäste und für das Volk ein Frcitheater statt. Auf den freien Plätzen der Stadt spielten Musikkapellen. Am nächsten Morgen früh 1/29 Uhr reisten die Majestäten nach Bamberg ab, das um 3 Uhr erreicht würde. 17, Unser Napoleons Jahnen. Großherzog ^erbinanb von Würzburg gehörte dem Rheinbunbe an und war vertragsmäßig verpflichtet, dem französischen Kaiser ein Regiment Infanterie zu stellen. Diese Truppen trugen weiße Waffenröcke und Beinkleiber; Aufschläge, Brustklappen und Kragen waren scharlachrot, die Gamaschen schwarz. Die Kopfbebecfung bilbete ein hoher Tschako. Unter siiblichcr Sonne. )m Kriege Napoleons gegen Preußen J806/07 hatte das Regiment wiirzburg an den Belagerungen von Danzig, Graubenz und Stralsunb teilgenommen und war um Weihnachten j(807 nach Franken zurückgekehrt. Genau ein Jahr später verließ es in einer Stärke von \752 Mann in zwei Bataillonen die Beimat wieber. Spanien war biesmal das Ziel um bieses £anb im Perein mit französischen und deutschen Truppen dem Korsen zu unterwerfen. 65 Tage bauerte der Marsch vom Main bis zu den Pyrenäen mitten durch Frankreich hinburch. )m Mai des Jahres 1,809 rückte das Regiment vor die spanische Festung Gerona. £}ier staub es neun Monate in heißem Kampfe gegen einen zähen Perteibiger. Furchtbar litten die Mannschaften unter dem ungewohnten Klima, so daß zeitweilig zwei Drittel berselben gefechtsuntüchtig waren. Nach der enblichen Übergabe der Festung begann ein heftiger Kleinkrieg gegen die vielen Banben von Aufrührern in den unwegsamen Gebirgen. Aus allen Schlupfwinkeln beschossen und überfielen die Auf-stänbischen die marschierenben Truppen, die Brunnen würden vergiftet, die verwunbeten Soldaten, die in die stäube der Spanier fielen, gemartert

2. Bilder aus Frankens Vergangenheit - S. 108

1914 - München : Oldenbourg
— t08 — An Gottesdienst dachte kein Mensch. Die Kirchenbücher waren abhanden gekommen, Altäre niedergerissen und Kirchen zu Aufenthaltsorten für Pferde verwandelt." 22. von Pest und Hungersnöten. Seuchen und Hungersnot waren die unheimlichen Gäste, die das ganze Mittelalter hindurch die Menschheit bedrohten. Besonders in stärker bewohnten Gemeinwesen hielten diese Geißeln des Menschengeschlechtes furchtbare Ernte. „Da man zählte nach der Geburt Christi \5\2, ereigneten sich sehr viele Ungewitter und Regen und wurden die Wasser und Bäche so groß, daß sie überliefen und die Frucht auf dem Felde verdarben. Darauf folgte eine heftige Teuerung und die größte, gefährlichste und erschrecklichste pestilenz, die je in unseren deutschen Landen gewesen war. Es gingen viele tausend Menschen hinweg und man konnte an etlichen Orten kaum Leute finden, die die Gestorbenen zu Grabe trugen, wen die Sucht ankam, der lebte nicht mehr über 24 Stunden. Zu Würzburg verstorben bei 5000 Menschen. Die Leute erschraken ob solchen Ungewitters und Sterbens so sehr, daß etliche nicht anders meinten, als es wäre am (Ende der Welt. Ls wollte niemand mehr bauen, säen, pflanzen noch arbeiten. Infolgedessen entstand im folgenden 3ahre ein großer Mangel an den Früchten des Feldes, f° öaß öw Leute, die die verflossene Teuerung, Hungersnot und Pest überlebt hatten, ihre notdürftige Leibesnahrung kaum erhalten konnten. Ihefer Jammer und das Elend währten lange Zeit. Aus Sizilien führte man Getreide nach Deutschland, was bis dahin und in der Folge nicht mehr geschah. Jm Jahre *339 erschienen ungeheure Schwärme von Heuschrecken in Ungarn, Österreich, Bayern, Schwaben und Franken und flogen bis an den Rhein. Sie flogen so dicht, daß sie die Sonne verfinsterten und verzehrten alle weiden, Blüten und Früchte. Große Teuerung und Pestseuche waren die Folge. Jm Jahre *356 wurden in ganz Franken viele (Einwohner von einer großen pestseuche hinweggerafft. Auch *366 tötete die Pest in würzburg und Umgebung viele Menschen." Furchtbar wüteten die Seuchen während des Dreißigjährigen Krieges, was der Schwede geschont hatte, ward durch sie vernichtet. Hören wir vor allem die Nachrichten darüber vom Untermain. Jm Freigericht Alzenau waren die (Drte fast menschenleer, die Leute verhungert, an der Pest gestorben. Als das wort Friede erscholl, war es viel, wenn in einem Dorfe zwei oder drei Familien gefunden wurden, pestjahre waren *625, *63* und *635. Kahl am Main war vollständig entvölkert.

3. Bilder aus Frankens Vergangenheit - S. 196

1914 - München : Oldenbourg
— ,96 — burger schlecht, der meinte, daß nun wirklich alles still und feierlich durch die Stadt geschlichen wäre. Nein, tausendstimmiger Jubel füllte die Straßen, der Regent, die Prinzen, Kaiser Wilhelm und die übrigen Fürstlichkeiten wurden überall und immer von neuem mit Beweisen der Zuneigung und Ehrfurcht überschüttet und der Schmuck der Straßen und Gebäude stand dem bei früheren Gelegenheiten nicht nach. Mit kräftigem Zuge lehrte der Kaiser den ihm von einer holden Jungfrau kredenzten Becher 93 er Stein und auch der Regent trank seinen pumpen bis zur Nagelprobe leer. Daß in der großen Friedensprüfung die bayerische Armee vor ihrem alten Feldzeugmeister und vor dem obersten Kriegsherrn bestand, das bewies das rückhaltlose Lob des Kaisers; sie wird, ausgebaut und gestärkt unter Wittelsbacher Xiut, auch fürderhin ein £)ort und eine wacht des Friedens sein. 25. Prinz Luitpold im Spessartwald. wenn die Novembernebel fielen und Rauhreif die waldigen Höhen umzog, dann ging prinz Luitpold nach dem Spessart, unter dessen uralten Eichen die borstige Wildsau haust. Port war ein wahrhaft königliches Jagen. Durch die tausendjährigen Forste in ihrer überwältigenden Einsamkeit und Stille weht es wie Gottesschauern und Jungsiegfriedkraft trinkt der, der dieses Waldes ernste Schönheit mit vollen Zügen schlürft. Darin ein Schlößlein klein und warm, das wie ein lichter (Traum im düsteren Grunde liegt: Rohrbrunn! Hier weilte der Regent doppelt gern, 50 Jahre lang jeden Herbst, mit Ausnahme der Jahre ,870 und ,886. Es waren Freudentage für das Frankenland, wenn der Regent frisch und gutgelaunt durch die geschmückten Stationen fuhr, durch Würzburg, wo Heller Jubel ihn umbrauste und er in leutseliger weise sich nach den Verhältnissen seiner Geburtsstadt erkundigte, durch Gemünden und Lohr, um in Marktheidenfeld, von strahlenden Kinderaugen begrüßt, zu wagen in den prachtvollsten aller deutschen Wälder zu fahren. Und weidfröhlich, aber auch streng geregelt verrannen dort die Tage. Frühmorgens 1j27 Uhr verließ er das Bett und nahm eine Stunde darauf gemeinsam mit seinem Jagdgefolge den Kaffee ein. Nach Durchsicht der eingegangenen post und Erledigung des Dringendsten erfolgte gegen 9 Uhr die Abfahrt zur Jagd und zwar stets im offenen wagen. Im Gebirge ritt er stramm seinen Pony. In 30—50 cm tiefem Schnee und unempfindlich für die eisigsten Windstöße stand er auf dem Anstand und brachte mit unfehlbarer Sicherheit die schäumend aus dem Gehölze brechenden Schwarzröcke zur Strecke. Um die Mittagszeit wurde an geschützter Stelle ein warmes Frühstück aus dem Küchenwagen eingenommen, oft auch ein Feuer angebrannt, an dem die hohen Jäger sich wärmten. Nach der Jagd überreichte er jedem Treiber persönlich eine Zigarre, überdies erhielten die Leute zu dem üblichen Tagelohn

4. Freiburger Lesebuch - S. 23

1912 - Freiburg im Breisgau : Troemer
— 23 — des Bodens. Auf den Höhen der Berge die strengen Schwarzwaldtannen, an den Abhängen vielfach mit Laubholz untermischt, der Fuß des Gebirgs von reichen Weinbergen und üppigen Obstgärten umsäumt, die Ebene mit reichen Feldern und fetten Wiesenmatten ausgekleidet, dem Rand der Berge entlang eine Kette von Dörfern, meist uralten Stätten menschlicher Kultur und mitten hinein die Stadt Freiburg hingelagert! Edmund Rebmann. Die Lage von frewurg. i. Für das gedeihliche Bestehen landwirtschaftlicher Siedlungen ist vor allem fruchtbarer Boden erforderlich, dem der Himmel genügend Wärme und Feuchtigkeit spendet zum Wachsen und Reifen der Nutzpflanzen aller Art. Weiter ist noch nötig eine ausreichende Menge Wassers für den Gebrauch von Menschen und Tieren, endlich eine solche Gestaltung der nächsten Umgebung, daß sie Schutz gewährt vor feindlichen Naturgewalten, wie Überschwemmung, Schneebruch oder Bergsturz. Für die Lage der Städte sind teilweise andere Bedingungen entscheidend. Da der Stadtbewohner seine Nahrungsmittel und manches andere, dessen er bedarf, vom Lande, oft sogar aus weiter Ferne bezieht, so kommt für ihn die Fruchtbarkeit des Bodens in der nächsten Umgebung nicht zuerst in Frage. Wohl aber ist auch für ihn sehr wichtig die Wasserversorgung und der Schutz vor Naturgewalten. Dazu kommt aber noch als etwas besonders Notwendiges die Möglichkeit eines leichten Verkehrs dnrck) gute Wege nach allen Richtungen und endlich die Sicherheit vor feindlichen Überfällen im Krieg. In jeder Hinsicht ist Freiburg begünstigt durch seine Lage, und so erscheint es gut verständlich, daß diese Stadt schon bald nach ihrer Gründung zu hoher Blüte gelangte und in der Gegenwart für eine weite Umgebung der wichtige, beherrschende Mittelpunkt werden konnte im Handel und in allen Bestrebungen hohem Fortschritts. Die Stelle, auf der die Stadt liegt, ist nichts anderes als der mächtige Schuttkegel, den die Dreisam beim Austritt aus ihrem Schwarzwaldtal in die weite Rheiuebene abgelagert hat. Die Oberfläche dieser lockeren Flußgeschiebe hat ein starkes Gefälle von Osten nach Westen. Das ist für den Zu- und Abfluß des Wafsers und die Reinigung der Stadt überaus günstig. In den Kiesmassen des nahen Dreisamtales ist ein fast unerschöpflicher Vorrat reinen Gruudwassers vorhanden, das durch große Brunnenleitungen der Stadt zugeführt wird. Alles verunreinigte Gebrauchswasser wird rasch und sicher durch eine treffliche Schwemmanlage wieder abgeführt. Dieser Umstand begünstigt die Gesundheitsverhältnisse der Bewohner in hohem Grad. Sehr wertvoll in dieser Hinsicht sind

5. Freiburger Lesebuch - S. 70

1912 - Freiburg im Breisgau : Troemer
— 70 — laß; Speicher und Scheune und Keller füllen sich in diesen Tagen des Segens. Am Waldrand blüht die Goldrute und die blaue Aster, auf dem Weidfelde zartgefranster Enzian, auf der Wiese die Herbstzeitlose. Und wieder neue Farben! Herab vom Gebirge kommen sie, umgekehrt wie im Lenz. Ins Grün der Blätterkronen mischt sich Rot und Gold. Es sind Fremdlinge, die gewöhnlich zuerst verfärben, die Roteiche, der wilde Wein und der Essigbaum, alle drei aus Nord-Amerika, alle drei gleich hübsch in ihrem leuchtendroten Herbstkleide. Auch die Ahornarten zeigen frühe schon sehr hübsche gelbe und rote Farbentöne. Verhältnismäßig spät erst verfärben Birke und Eibe und die Rotbuche, letztere oft erst im November. Gerade dann bieten die Spaziergänge auf den Freiburger Waldstraßen entzückende Waldbilder, die sich unauslöschlich in die schösheitstrunkene Seele prägen. Bleicher und bleicher wird die Sonne, kühler und kühler die Luft, und die Nächte immer länger und dunkler. Feuchte Nebel lagern im Tale und kriechen die Berghalden hinan. Müde fallen die Blätter von Baum und Strauch. Öde ist die Flur; der Wald verlassen. Einer Sterbenden gleicht die Erde, und ein schmerzlich Leid zuckt durch die ganze Natur. Endlich ist der Wald völlig entlaubt; die letzten Blätter hat der Sturm herabgerissen. Eichen- und Buchenstämme zeigen ihre ganze stolze Schönheit. Wo das gefallene Laub den Boden nicht bedeckt, ist ein schöner, grüner Moosteppich; Epheu klettert da und dort an den Stämmen empor, und struppige Stechpalmen machen sich breit im Unterholz. All dieses Kleingesindel freut sich, daß die hohen Herren ihrer Laubkronen beraubt sind und auch ihnen einmal die Sonne lächelt. Gierig haschen sie nach den goldenen Strahlen, um die wenigen Tage noch auszunützen, bis mit Frost und Schnee der Winter seinen grimmen Einzug hält. Karl stieriin. 32, Der Müimerlurm. Anselm Auerbach, der berühmte Maler, schreibt in seinem „Vermächtnis": „Immer werde ich des unauslöschlichen Eindruckes gedenken, wenn aus der ersehnten Heimfahrt (von Düsseldorf) bei Emmendingen die Eisenbahn den weiten Bogen beschrieb, die ganze so geliebte Lchwarzwald-kette sich ausrollte, und die feine Spitze des Freiburger Münsters in der Ferne sichtbar wurde." Welchem Freiburger erginge es nicht ähnlich? Schauen wir nicht aus allen Wanderungen durch unsere Landschaft nach diesem Wahrzeichen unserer Gegend, diesem stolzen^Zng im Antlitz unserer Stadt, nach diesem Adelsbrief aus, der unserer Heimat Boden geschicht-liche Weihe und Würde verleiht? Von dem ganzen herrlichen Bau aber ist das herrlichste der Turn: im Westen. Die stimmungsvolle Schönheit im Innern, der Reichtum

6. Freiburger Lesebuch - S. 69

1912 - Freiburg im Breisgau : Troemer
— 69 — winterlichen Wald mischen, höher und höher hinauf, als wollten sie dem Frühling vorausstürmen. Inzwischen haben die Birn- und Apfelbäume ihr weiß und rosenfarben Festgewand angetan, das Gras auf den Wiesen streckt sich, der Roggen bildet Halme und Ähren, das Laubdach des Waldes ist dicht geworden; längst klingt des Kuckucks neckischer Ruf. Welch eine Blütenfülle allüberall! Und wenn du Freude an seltenen Pflanzen hast, lieber junger Leser, so bitte deinen Lehrer darum, daß er dich einmal mitnehme an den Schönberg oder Kaiserstuhl und dir die wunderhübschen Knabenkräuter zeige oder im Gebirge die Alpenpflanzen, die daselbst heute noch Zeugnis ablegen von einer längst entschwundenen Zeit, in der bei uns ein Klima geherrscht, wie heute in den Alpen und im hohen Norden. Aber mit dem Schauen laß dir’s genügen, junger Freund, und pflücke nicht mehr ab als ein einziges Pflänzchen, wenn du eine Sammlung haben solltest, und die übrigen schone! Die Sachen werden immer seltener, und laß anderen auch eine Freude! Alles muß ein Ende nehmen hienieden, auch der schönste Frühling; doch er will nicht scheiden ohne ein besonderes Zauberstück. Noch einmal überschüttet er die Erde mit Blumen; am wüsten Dorn erblüht die lieblichste von allen, die königliche Rose. Holunder, Akazie und Ginster sind ihre Gesellschafter, und in diesem Blütenmeere stirbt der holde Lenz. Hochsommersonne. Flimmernde Hitze auf Feld und Flur; dumpfe Schwüle im Walde. Was der Frühling ausgestreut in Farbenfülle, das muß still und verborgen zur Frucht heranreifen, daß das Leben nicht ersterbe im Winter. Die Linde und die Rebe allein unter den heimischen Gehölzen spenden im Sommer ihren weichen, süßen Duft; was sonst in Gärten und Anlagen blüht, stammt aus der Fremde. Das saftige Gras der Wiesen fällt unter der Wucht der Sense, die Saat hat verblüht, aus dem Halmenmeere klingt der Wachtel lieber Schlag. Neue Farbentöne mischen sich allgemach in das dunkle Grün, die satten Farben der Früchte, deren Fülle nun zum Genuß ausgeboten werden soll. Die Kirschen beginnen den lachenden Reigen; Beeren mancherlei Art folgen in raschem Wechsel. Die Saaten färben sich goldig, in der Ebene erst, dann am Bergeshang, und harren der Sichel und der Sense. Bald streicht der Wind über die kahle Stoppel, auch der Sommer liegt im Sterben, und die Nachtigall, die um den toten Lenz noch zu klagen vermochte, schweigt und denkt an die Südlandreise. Herbst. Linde Luft und blaue Berge, und im Menschenherzen ein sanftes Heimweh. Aus der aufgepflügten Ackerscholle steigt der kräftige Erdgeruch; Sommerfäden flimmern über den Furchen; Sommerfäden schwingen sich von Baum zu Baum und flattern vom Hut des Wanderers. Saftige Birnen und rotbackige Äpfel, wohlschmeckende Pfirsiche und zartbereifte Pflaumen lachen aus dem dunkeln Laube hervor, und im Rebgelände reift die schwellende Traube. Emsige Hände pflücken und sammeln ohne Unter-

7. Freiburger Lesebuch - S. 132

1912 - Freiburg im Breisgau : Troemer
erkennen kann. Man muß sich nun kein romantisches Herrenschloß vorstellen mit schimmernden Zinnen und Türmen; sondern trotzig und klotzig mit dicken Mauern, die aus dem Felsen wie seinesgleichen herauswuchsen, mit engen Fenstern und steilen Hohlziegeldächern stand die Burg drohend und finster auf ihrer Höhe. In diesen engen Mauern war kein angenehmes Leben. Wohl waren die Herren von Falkenstein überall im Breisgau begütert seit jener Zeit her, wo Cuono de Falchensteina das Zähringische Kloster St. Peter reich beschenkte; aber sie waren ein zahlreiches Geschlecht. Auf der engen Burg Falkenstein, zu der allerdings noch ein auf einem Felskopf errichteter Turm „Bubenstein“ gehörte, saßen zu Ende des vierzehnten Jahrhunderts die Brüder Wernher, Dietrich und Künlin und ihre Vettern Hans, Thomas und Jakob mit ihren Leuten. Es ging wohl oft schmal her bei diesen Edelleuten. Durch die kostspieligen Kreuzzüge und das andauernde Fehdewesen waren sie vielfach in Schulden geraten. Und wenn dann die reichen Kaufleute das Dreisamtal hinauf- oder herabgezogen kamen mit gefüllten Wagen und hochbeladenen Saumtieren, da regte sich gewiß der Neid in den Herzen der ritterlichen Herren, denen doch von ihren Lehnsherren die oberste Gewalt in die Hand gegeben war, und die Wehr und Waffen zur Hand hatten, um Gewalt ausüben zu können. Sie sagten sich: die Kaufleute erheben durch ihren Handelsnutzen einen hohen Zoll von uns allen, sie ziehen durch unser Gebiet: so sollen sie uns auch zollen. Und so erhoben sie Zoll von den Kaufleuten und Wanderern, und wollten die ihn nicht gutwillig geben, so nahmen sie ihnen ihr Gut ab und warfen sie ins Gefängnis, bis sie sich durch schweres Lösegeld lösten. Vergeblich warnte die Stadt Freiburg. Im Jahre 1314 hatte sie im Verein mit andern Machthabern die dem Freiburger Geschlechte der Kolman gehörige Wilde Schneeburg bei Oberried wegen ähnlicher Räubereien zerstört. Nachdem auf Veranlassung des Edelknechts Klein-Künlin von Falkenstein dessen Knecht Weltin von Wittental in seinem eigenen Hause erschlagen worden war, wurde noch Hans Schneider, ein Freiburger Hintersasse, gefangen und vom höchsten Punkt der Burg Falkenstein herabgestürzt. Seine kranke Frau suchte die modernde Leiche an der Felshalde und ließ sie bei der St. Oswaldkapelle begraben. Nun aber ging Freiburg vor, mit ihm viele rechtliche Edelleute. Im Jänner 1390 ward die uneinnehmbar scheinende Felsburg erobert und zerstört. Mehrere Knechte wurden aufs Rad geflochten, die Falkensteiner selbst schwer bestraft. Ihr Geschlecht verfiel von da an und ist im 16. Jahrhundert erloschen. Die Burg durfte nicht wieder aufgebaut werden, und so ist sie bis auf geringe Mauerreste verschwunden und dräut nicht mehr von ihrem hohen Fels herab. Erfreulicheres als die Geschichte weiß die Sage von Falkenstein zu erzählen. Kuno von Falkenstein war ohne Kinder. Als er einst, betrübt darüber) im Walde ging, gesellte sich ein unbekannter Jäger zu ihm, der ihm zahlreiche Nachkommen versprach, wenn er sich ihm verschreiben wolle. Aber Kuno erkannte in ihm den Teufel und verscheuchte ihn durchs Kreuz. Er beschloß nun in seiner Betrübnis eine Kreuzfahrt ins heilige Land. Von

8. Freiburger Lesebuch - S. 90

1912 - Freiburg im Breisgau : Troemer
— 90 — 40. Wahrzeichen der Stadt Freiburg. Unter Wahrzeichen einer Stadt verstand man im Mittelalter allerlei Denkmale und Merkwürdigkeiten an Kirchen und öffentlichen Orten, die jeder wandernde Handwerksbursche gesehen haben mußte, um sich auszuweisen, daß er in dieser Stadt gewesen sei. Denn damals war die Kunst des Lesens und Schreibens noch wenig verbreitet, und ein schriftlicher Ausweis hätte dem Handwerksburschen wenig genützt. Ein solches Wahrzeichen befindet sich am Schwabentor an der Spitze des dem Oberlindenplatz zugekehrten Gewölbebogens. Es ist ein sitzendes Männlein, welches das linke Bein über das rechte geschlagen hat. Dieses sog. Dornmännle wird als Darstellung eines Wettläufers gedeutet, der sich einen Dorn aus den Fersen zieht. Ein anderes Wahrzeichen der Stadt Freiburg befindet sich unter den Figuren des Münsterportals. Mitten unter den Auferstandenen sieht man hier einen betenden Teufel mit Affenkopf, Menschenleib und Krallenfüßen. Nach Schreiber. 41. Die Dreisam. Man liest und hört oft, der Name Dreisam komme daher, weil dieser Fluß aus der Vereinigung dreier Bäche, des Ibenbachs, Wagensteigbachs und Rotbachs entsteht; aus „drei zusammen“ sei Dreisam geworden. Diese Ableitung des Namens ist jedoch nicht richtig. Dreisam ist ein keltisches Wort und bedeutet etwa die „Schnellfließende“. Der Ibenbach entspringt bei St.peter. Seinen Namen hat er von der Eibe, die früher bei uns ganze Wälder bildete, heute aber nur noch selten wild vorkommt. Er fließt oberhalb Burg nahe bei der Wiesneck in den Wagensteigbach, der am Hohlen Graben bei St. Märgen entspringt und von Osten durch die Wagensteige herabkommt. Der Wagensteigbach ist der alte Oberlauf der Dreisam und hieß auch ehedem Dreisam. Der dritte Quellbach, der Rotbach oder Höllenbach, hat seinen Ursprung in der Nähe des Feldbergs im dunkeln Mathislesweiher. Moorig ist das Gelände bis nach Hinterzarten und Steig hinab, das der kleine Bach zu durchfließen hat: daher ist sein Wasser rotbraun, und deshalb nennt man ihn Rotbach. Durch das malerische Löffeltal mit seinen Mühlen und Sägen springt er über die Felsen hinunter nach Höllsteig zum „Sternen“, wo aus der Ravennaschlucht von der Räwene, d. h. der Ansiedlung des Räbano, der Ravennabach ihm zustürzt. An der malerischen alten St. Oswaldkapelle vorbei eilt der Rotbach zum Hirschsprung, wo die hohen Felsentürme sich zu berühren scheinen. Vorbei an der Klausenkapelle, an alten malerischen Holzhäusern fließt der wie Rauchtopas dunkle und doch klare Bach zum mächtigen Schwarzwaldhaus „zum Himmelreich“ und betritt nun wie aufatmend von seinem rastlos eilenden Lauf das weite freundliche Dreisamtal.

9. Freiburger Lesebuch - S. 18

1912 - Freiburg im Breisgau : Troemer
— 18 — Burg zwischen dem Gewerbekanal und der Dreisam in der sog. Obern Ane, während die Bürger das Gebiet der „Stadtfreiheit" hinter den Stadtmauern innerhalb der vier Tore bewohnten. Von größter Wichtigkeit für die weitere Entwicklung der Stadt war es, daß Herzog Konrad vor allem reiche Kaufleute hierher berief, um Freiburg sofort als Handels- und Gewerbeplatz Bedeutung zu verleihen. Diese Kaufleute verwalteten Gewicht und Maß und besetzten die Ämter der Stadtverwaltung. Aus ihnen sind später die vornehmsten Familien der Stadt hervorgegangen, und ihrer Unternehmungslust und dem reg-famen Fleiß der Handwerker ist es vor allem zu verdanken, daß Freibnrg bald eine der wichtigsten Städte in den oberrheinischen Landen wurde und rasch an Bevölkerung zunahm. Schon im 13. Jahrhundert entstanden auf allen Seiten reiche Vorstädte, gegen Norden die Neuburg mit der Nikolaus-kirche und mehreren hundert Häusern, nach Westen die Lehenervorstadt, und im Süden die Schneckenvorstadt vor dem Martinstor zu beiden Seiten der Straße, die Gerberau und Insel. Damals begann Freiburg sein herrliches Münster zu erbauen. Es war der Höhepunkt der Macht unserer Stadt im Mittelalter. Hermann Flamm. 8. Ein Totenbaum. 1122. Wo an schwarzen Tannenwäldern Himmelhohe Klippen ragen, Donnernd des Gebirgs Gewässer An die Felsenrippen schlagen, Kommt ein Männerzug geschritten Auf des Pfades schmalem Saum, Feierlich in ihrer Mitten Tragend einen Totenbaum. Und der Zug aus finsterm Walde Immer weiter aufwärts geht er, Bis von mondbeglänzter Halde Ragt das Kloster zu Sankt Peter. Vor dem hohen Dome stellen Sie die schwere Bürde ab: „Mönche kommt aus euren Zellen! Euer Fürst begehrt ein Grab!“ — Aus dem besten Schlafe ringen Sich die Brüder nur verdrossen; Ahnungslos, was jene bringen, Wird die Pforte nun erschlossen;

10. Freiburger Lesebuch - S. 68

1912 - Freiburg im Breisgau : Troemer
— 68 — Der ich, ein liebentbrannter Mann, Für ewig mich vertraut. O Freiheit, Freiheit komm heraus, So kräftig und so fromm, Aus deinem grünen, dunkeln Hans, Du schöne Freiheit, komm! Dort unten laß dich wiederschan'n Im freien deutschen Land; Bewahre du die treuen Gau'u Bor welschem Sklavenstand! Max von Schenkendorf. 31. Die Pflanzenwelt um Freiburg. Vorfrühling, wonnige Ahnung des kommenden Lenzes. Milde Tage und frostige Nächte. Noch fühlt der alte Reifriese, der Winter, seine Kraft und schüttelt die trotzig geballte Faust gegen den strahlenden Sonnenritter, den Frühling. Doch der lacht des grimmen Zornes und drängt den grämlichen Alten Tag für Tag weiter ins Gebirge zurück. Schon sind die ersten Zugvögel da, Lerche und Star und Storch; schon erklingt an sonnigen Tagen des Buchfinken schmetternder Schlag und an milden Abenden der Amsel weiches Lied. Da fährt ein wonniger Schauer über der Erde erstarrten Leib, ihre Wärme kehrt zurück, sie ergrünt vor Wonne. Moose und zarte Gräser weben ihr ein Gewand von smaragdgrüner Seide; die Haseln streuen goldenen Staub in die Lüfte; um die blühenden Sahlweiden summt der Bienen genäschige Schar. Gelber Huflattich und weißes Tausendschön, glitzerndes Scharbockskraut und nickende Anemonen winken dem fröhlichen Wanderer. Da fährt es auch ins Mark der Hainbuchen, ihre Knospen strecken sich, ein grüner Schimmer überfliegt den Wald. Die Drossel ist da, das Rotkehlchen, die Wildtaube und die Schnepfe: es muß ja wirklich schon Frühling sein. Welch ein Sprießen und Sprossen und Drängen allerwärts! Blühende Tulpen, Hyazinthen und Narzissen auf den Gartenbeeten, blühende Aprikosen an der warmen Hauswand, blühende Pfirsichbäume in den Reben. Schon schimmern Schwarzdorn und Kirschbäume in weißem Gewände, stundenweit sichtbar. Wie wonnig ist in diesen Blütentagen ein Ausflug nach dem Hebsack, diesem Paradiese vor den Toren unserer Stadt! Und der Schloßberg bleibt auch nicht zurück. Das Grüngelb der Ahornblüte leuchtet von seiner Höhe über die Stadt hin; Birke und Lärche schmücken sich mit jungem Grün; schon klettert der Frühling keck an den Bergwänden hinauf bis zur Roßkopfhöhe. Gerade diese Gegend bietet, fast mit der Kirschblüte zusammen, einen entzückenden Ausblick, wenn die jungbelaubten gelblichen Birkenkronen und die hellgrünen Lärchen sich in den sonst noch
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