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1. Kurzgefaßte Geschichte Mecklenburgs - S. 11

1904 - Neubrandenburg : Nahmmacher
— 11 — fiel. Aber die Kämpfe dauerten fort; Otto selbst, sowie die Markgrafen Gero und Hermann mußten immer wieder das Schwert ziehen, um die Wenden niederzuhalten. Gegen Ende seines Lebens gründete der Kaiser noch das Erzbistum Magdeburg als Zündung Mittelpunkt der W e n d e n m i s s i o n , aber Magdeburgs r 1 1 968. große Erfolge hatte auch dies anfangs nicht. Freilich trat Fürst Nacco zum Christentum über, heiratete die Schwester des Bischofs von Aldeuburg und gründete das Kloster Mecklenburg; aber als die Nachricht von der furchtbaren Niederlage Ottos Ii. in Italien otto n. nach dem Norden drang, da brach ein neuer, großer 973~983-Aufstand aus, und Naccos Sohn M i st i v o i, obwohl dem Namen nach Christ, zerstörte Hamburg. Z«rm-ung Nach Ottos Ii. Tode kam zwar sein junger Sohn Sa™63ur9ä Otto Iii. mit Heeresmacht ins Abotritenland als der Dtt0 m erste deutsche Kaiser, der es betrat, doch war er nicht »»3-1002. der Mann darnach, mit fester Fanst zuzufassen. Sein Nachfolger Heinrich Ii. hatte die schwere Aufgabe, Heinrich il das gesunkene Ansehen der Neichsregiernng wieder- 1002~24-herzustellen, und zudem heftige, jahrelange Kämpfe mit den Polen zu bestehen. Dabei war er mit den Liutizen verbündet und ließ ihnen deshalb nicht nur ihren heidnischen Glauben, sondern schritt nicht einmal ein, als sie in das Land der Abotriten, von denen wenigstens äußerlich das Christentum angenommen war, einfielen, den F i't r st e u M i ft i 0 0 i Ii. aus Schweri n ver- Eroberung trieben, diese Burg eroberten und furchtbar gegen die Christen wüteten. Wahrscheinlich dieses Mistivoi Enkel war Gott-sch als, eigentlich der erste Abotritenfiirft, von dem 5ürft der uns die Geschichte ein klares Bild gibt. Nachdem er zuerst in sächsischer Gefangenschaft gewesen, dann längere Zeit im Dienste Kanuts des Großen von Dänemark

2. Beiträge zur Behandlung der mecklenburgischen Geschichte in der Volksschule - S. 116

1912 - Rostock i. M. : Boldt
116 Hebung einer Klage bis zum Urteilsspruch drfen nicht Monate, geschweige denn Jahre vergehen. )n krzester Frist soll ein Klger sein Recht und ein beltter seinen Richter gefunden haben!" Linen Augenblick hielt der Herzog inne und blickte auf die schreibenden Herren, dann fuhr er fort: Ls ist mir schon fter aufgefallen, da viel Bettelvolk in der Nhe meines Schlosses herumlungert. 3st das hier frher immer so gewesen?" 3a", antwortete ein alter Herr im weien Haar, schlimm war es schon immer mit den Bettlern, doch seit Beginn des Krieges ist's stndig rger geworden. Am allerrgsten sieht's auf den Tandstraen, die durch dichte Wlder führen, aus. Vor Tagen sind zwei Gstrower Kaufleute auf dem Wege nach Rostock berfallen worden, und vorgestern hat auf der Strae nach Btzow schon wieder ein berfall stattgefunden. Die Klagen der Banden und Raubgesindel sind allgemein, kommt alles vom Krieg, gndiger Herr." Hol' der Henker diese Banditen!" rief Wallenstein erzrnt, denen soll die Suppe versalzen werden. (Es ist sofort mein strenger Befehl an die Obersten meiner Regimenter zu senden, da sie kleine Soldatenabteilungen mein Land durchstreifen und lvege-lagerer und Strolche aufs schrfste verfolgen lassen. Wird ein Vagabund auf frischer Tat beim Raube ertappt, so ist die Bestie an den nchsten Baum zu hngen. Aber nun die Armen! Gibt's denn keine Armenhuser?" In den greren Orten wohl", entgegnete der Weikopf, aber was ist das bei so vielen Armen? Die knnen ohne die Bettelei nicht existieren, wenn sie nicht verhungern wollen." Aber", fuhr Wallenstein dazwischen, die verfluchte Bettelei will ich nicht haben. Schreibt: 3n jedem pfarrdorfe und in jeder Stadt ist von den Lin-gepfarrtert ein Armenhaus zu bauen und fr den Unterhalt der Armen zu sorgen." Als einer der Anwesenden sich die Bemerkung erlaubte, da die Bauten im ganzen Lande unmglich schnell geliefert werden knnten, sprach der Herzog: 3ch gebe eine Frist von hchstens einem 3ahre. Bis Michaelis ](629 sind die Armenhuser fix und fertig, am 9. Oktober werden sie bezogen; an diesem gleichen Tage sind auch von den Lingepfarrten die Armenbeitrge zu entrichten und sofort an die Notleidenden zu zahlen, und damit basta!" Wieder glitten die Federn der Beamten mit groer Schnelligkeit der das Papier. Da fing der Herzog schon von neuem an: Und nun noch eine Sache, die mir ganz besonders am Herzen liegt. Mit den Verkehrswegen mu es von Grund auf anders werden. (2s ist auf den Landstraen nicht aus der Stelle zu kommen, ich habe das in voriger Woche auf dem Wege nach Neustadt selbst erfahren. Dort sitzt ja auf dem Eisenwerke der Martin Hoyer, ein tchtiger Schmelzmeister, macht aber nur

3. Beiträge zur Behandlung der mecklenburgischen Geschichte in der Volksschule - S. 66

1912 - Rostock i. M. : Boldt
66 (Es war mitten im Winter. Da sprach Berno zu dem treuen Benebiktus: Ich habe eine Reise zum heiligen Vater vor. Mit ihm mchte ich alles besprechen, was mir im Wenben* 1 anbe getan haben. Hast bu Lust, so magst bu mich begleiten." Benebiktus ermiberte: Sehr gerne folge ich bir, ehrrorbiaer Pater, und sollte es auch noch schlimmer kommen als auf unserer Missionsfahrt der Rostock nach Demmin." Nachbem Berno alles georbnet und den Geistlichen genau eingeschrft hatte, wie sie sich mhrenb feiner Abwesenheit verhalten sollten, nahm er herzlichen Abschieb von den Brbern und segnete sie. Dann zog er mit Benebiktus, betbe angetan mit der grauen Tracht der Zisterzienser, nach Suben. 3n der Nhe der (Elbe erhob sich ein solches Schneetreiben, ba sie an einem Tage nur von einem Dorfe bis zu dem nicht weit bavon gelegenen nchsten gelangten. Doch mutig ging es vorwrts. Gerne beherbergte man die frommen Brber; und Berno bankte mit Worten des Trostes und mit der (Erteilung des Segens. Am liebsten sahen es die beiben Zisterzienser, wenn sie vor Abenb ein Kloster ihres rbens erreichen konnten. Doch auch von den Benebiktinern und sonstigen Mnchen wrben sie gerne aufgenommen. Sehr arg wrbe es auf der Reise, als sie an die Donau kamen. Denn der Strom ging hoch, und zahllose (Eisschollen bebeckten das Wasser. Der Fhrmann weigerte sich, die Reisenben der den Strom zu setzen. Doch auf die bringenben Sitten des Bischofs entschlo er sich, die gefhrliche Fahrt zu wagen. Wohl stie ein groer Block, als sie in der Mitte des Flusses waren, die Fhre weit ab vom geraben Wege, boch glcklich erreichten die Gottesboten das jenseitige Ufer. Weiter in die Alpen! Stnblich waren sie von Gefahren umgeben. Als sie einmal hart an einer Gebirgswanb entlang wanberten, fauste eine gewaltige Lawine der ihre Kpfe hinweg. Doch der Herr hielt feine Hand der sie, ba ihnen kein Unfall geschah. (Enblich stanben sie vor der heiligen Stadt und vor dem Palaste des Papstes Alexanber des Dritten. Schon mancher wartete bort und begehrte (Einla. Auch Berno mute sich brei Stunben gebulben, ehe er das Antlitz des Heiligen Paters zu sehen kriegte. Dann kniete er vor ihm und kte den Saum feines Gewanbes. Alexanber hob den Bruder aus dem Horben auf, und nun mute Berno erzählen von benkmpfen der Sachsen mit den botriten, von Hiklot und Pribislav, von der (Eigenmchtigkeit des Lwen bei Besetzung der Bistmer, von der Mission bei den wenben, von Kirchen- und Klostergrnbungen. Tagtglich mute Berno den Papst besuchen und ihm der alles haarklein Bericht erstatten. Der Heilige Pater aber belehrte den Bischof, wie man nach echter und rechter weise taufe, (Ehen ein-

4. Beiträge zur Behandlung der mecklenburgischen Geschichte in der Volksschule - S. 58

1912 - Rostock i. M. : Boldt
58 unfahrbar erwiesen, lie man den grten Teil der Habe im Stich und versah sich nur mit dem Ntigsten. Mhsam bewegte sich der Zug vorwrts. Nur einige Auserwhlte besaen noch Pferde, die brigen keuchten zu Fu weiter. Oft hemmte ein reiender Gebirgsbach die vor-dringenden, oft sandten die Serben aus tiefstem verstecke giftige Pfeile auf die pilger. Der Lwe mute seine ganze (Energie aufbieten, um mit femer Schar, in der sich die Krankheiten mehrten, durch die gefhrlichen Gegenden zu kommen. Doch endlich, nachdem man viele wackere Männer ein-gebt hatte, erreichte man Konstantinopel. Der Kaiser empfing die Fremden aufs freundlichste, freute sich, den Lwen rennen zu lernen, lie lange Tafeln zur Bewirtung seiner ste Herrichten, stellte Schiffe fr die weiterfahrt zur Der-fgung und versah die Fahrzeuge aufs reichlichste mit Lebensmitteln. Unter kundiger Fhrung durchschifften die Nordlnder das Agische Meer und landeten vor Akko. Mancher mochte es kaum wagen, den Boden des Heiligen Landes zu betreten. Aber die Ungeduld, die geweihten Sttten zu sehen, besiegte alle Scheu. Unaufhaltsam drngte alles nach Jerusalem. Als man die letzte Hhe vor der Stadt erreicht hatte und den heiligen Ort vor sich liegen sah, fiel jeder voll Andacht auf die Kniee; und pribislav rief: O, woislava, knntest du doch hier fein!" Viele Gebete wurden von den pilgern zum Thron des Hchsten emporgesandt. Tglich besuchte man die Grabes-kirche, fr welche der Lwe drei ewige Lampen stiftete. Auch in Gethsemane weilte man lange und gedachte der bitteren Leiden, welche der Heiland erduldete. Nachdem die Wallfahrer auch noch in Bethlehem und Nazareth ihre Andacht verrichtet hatten, begaben sie sich zu Lande auf den Heimweg. Leider schmolz ihre Zahl immer mehr zusammen. In Tyrus starb der getreue Seelsorger und Trster, der Bischof von Lbeck. Noch manchem tapfern Ritter mute man unterwegs die Augen im Tode zudrcken, ehe man wieder den Fu auf den heimatlichen Boden setzen konnte. Mit tiefer Trauer betrat pribislar feine Burg Mecklenburg. Denn schon auf feiner Rckreise hatte er erfahren, da fein geliebtes Weib gestorben fei. (r ging auf den wall nach der Stelle, wo er zum letzten Male mit der teuren Gattin gestanden hatte, wieder schaute er bers Moor, seine Gesichtszge waren vom Schmerz entstellt; und voller Kummer rief er

5. Freiburger Lesebuch - S. 23

1912 - Freiburg im Breisgau : Troemer
— 23 — des Bodens. Auf den Höhen der Berge die strengen Schwarzwaldtannen, an den Abhängen vielfach mit Laubholz untermischt, der Fuß des Gebirgs von reichen Weinbergen und üppigen Obstgärten umsäumt, die Ebene mit reichen Feldern und fetten Wiesenmatten ausgekleidet, dem Rand der Berge entlang eine Kette von Dörfern, meist uralten Stätten menschlicher Kultur und mitten hinein die Stadt Freiburg hingelagert! Edmund Rebmann. Die Lage von frewurg. i. Für das gedeihliche Bestehen landwirtschaftlicher Siedlungen ist vor allem fruchtbarer Boden erforderlich, dem der Himmel genügend Wärme und Feuchtigkeit spendet zum Wachsen und Reifen der Nutzpflanzen aller Art. Weiter ist noch nötig eine ausreichende Menge Wassers für den Gebrauch von Menschen und Tieren, endlich eine solche Gestaltung der nächsten Umgebung, daß sie Schutz gewährt vor feindlichen Naturgewalten, wie Überschwemmung, Schneebruch oder Bergsturz. Für die Lage der Städte sind teilweise andere Bedingungen entscheidend. Da der Stadtbewohner seine Nahrungsmittel und manches andere, dessen er bedarf, vom Lande, oft sogar aus weiter Ferne bezieht, so kommt für ihn die Fruchtbarkeit des Bodens in der nächsten Umgebung nicht zuerst in Frage. Wohl aber ist auch für ihn sehr wichtig die Wasserversorgung und der Schutz vor Naturgewalten. Dazu kommt aber noch als etwas besonders Notwendiges die Möglichkeit eines leichten Verkehrs dnrck) gute Wege nach allen Richtungen und endlich die Sicherheit vor feindlichen Überfällen im Krieg. In jeder Hinsicht ist Freiburg begünstigt durch seine Lage, und so erscheint es gut verständlich, daß diese Stadt schon bald nach ihrer Gründung zu hoher Blüte gelangte und in der Gegenwart für eine weite Umgebung der wichtige, beherrschende Mittelpunkt werden konnte im Handel und in allen Bestrebungen hohem Fortschritts. Die Stelle, auf der die Stadt liegt, ist nichts anderes als der mächtige Schuttkegel, den die Dreisam beim Austritt aus ihrem Schwarzwaldtal in die weite Rheiuebene abgelagert hat. Die Oberfläche dieser lockeren Flußgeschiebe hat ein starkes Gefälle von Osten nach Westen. Das ist für den Zu- und Abfluß des Wafsers und die Reinigung der Stadt überaus günstig. In den Kiesmassen des nahen Dreisamtales ist ein fast unerschöpflicher Vorrat reinen Gruudwassers vorhanden, das durch große Brunnenleitungen der Stadt zugeführt wird. Alles verunreinigte Gebrauchswasser wird rasch und sicher durch eine treffliche Schwemmanlage wieder abgeführt. Dieser Umstand begünstigt die Gesundheitsverhältnisse der Bewohner in hohem Grad. Sehr wertvoll in dieser Hinsicht sind

6. Freiburger Lesebuch - S. 70

1912 - Freiburg im Breisgau : Troemer
— 70 — laß; Speicher und Scheune und Keller füllen sich in diesen Tagen des Segens. Am Waldrand blüht die Goldrute und die blaue Aster, auf dem Weidfelde zartgefranster Enzian, auf der Wiese die Herbstzeitlose. Und wieder neue Farben! Herab vom Gebirge kommen sie, umgekehrt wie im Lenz. Ins Grün der Blätterkronen mischt sich Rot und Gold. Es sind Fremdlinge, die gewöhnlich zuerst verfärben, die Roteiche, der wilde Wein und der Essigbaum, alle drei aus Nord-Amerika, alle drei gleich hübsch in ihrem leuchtendroten Herbstkleide. Auch die Ahornarten zeigen frühe schon sehr hübsche gelbe und rote Farbentöne. Verhältnismäßig spät erst verfärben Birke und Eibe und die Rotbuche, letztere oft erst im November. Gerade dann bieten die Spaziergänge auf den Freiburger Waldstraßen entzückende Waldbilder, die sich unauslöschlich in die schösheitstrunkene Seele prägen. Bleicher und bleicher wird die Sonne, kühler und kühler die Luft, und die Nächte immer länger und dunkler. Feuchte Nebel lagern im Tale und kriechen die Berghalden hinan. Müde fallen die Blätter von Baum und Strauch. Öde ist die Flur; der Wald verlassen. Einer Sterbenden gleicht die Erde, und ein schmerzlich Leid zuckt durch die ganze Natur. Endlich ist der Wald völlig entlaubt; die letzten Blätter hat der Sturm herabgerissen. Eichen- und Buchenstämme zeigen ihre ganze stolze Schönheit. Wo das gefallene Laub den Boden nicht bedeckt, ist ein schöner, grüner Moosteppich; Epheu klettert da und dort an den Stämmen empor, und struppige Stechpalmen machen sich breit im Unterholz. All dieses Kleingesindel freut sich, daß die hohen Herren ihrer Laubkronen beraubt sind und auch ihnen einmal die Sonne lächelt. Gierig haschen sie nach den goldenen Strahlen, um die wenigen Tage noch auszunützen, bis mit Frost und Schnee der Winter seinen grimmen Einzug hält. Karl stieriin. 32, Der Müimerlurm. Anselm Auerbach, der berühmte Maler, schreibt in seinem „Vermächtnis": „Immer werde ich des unauslöschlichen Eindruckes gedenken, wenn aus der ersehnten Heimfahrt (von Düsseldorf) bei Emmendingen die Eisenbahn den weiten Bogen beschrieb, die ganze so geliebte Lchwarzwald-kette sich ausrollte, und die feine Spitze des Freiburger Münsters in der Ferne sichtbar wurde." Welchem Freiburger erginge es nicht ähnlich? Schauen wir nicht aus allen Wanderungen durch unsere Landschaft nach diesem Wahrzeichen unserer Gegend, diesem stolzen^Zng im Antlitz unserer Stadt, nach diesem Adelsbrief aus, der unserer Heimat Boden geschicht-liche Weihe und Würde verleiht? Von dem ganzen herrlichen Bau aber ist das herrlichste der Turn: im Westen. Die stimmungsvolle Schönheit im Innern, der Reichtum

7. Freiburger Lesebuch - S. 69

1912 - Freiburg im Breisgau : Troemer
— 69 — winterlichen Wald mischen, höher und höher hinauf, als wollten sie dem Frühling vorausstürmen. Inzwischen haben die Birn- und Apfelbäume ihr weiß und rosenfarben Festgewand angetan, das Gras auf den Wiesen streckt sich, der Roggen bildet Halme und Ähren, das Laubdach des Waldes ist dicht geworden; längst klingt des Kuckucks neckischer Ruf. Welch eine Blütenfülle allüberall! Und wenn du Freude an seltenen Pflanzen hast, lieber junger Leser, so bitte deinen Lehrer darum, daß er dich einmal mitnehme an den Schönberg oder Kaiserstuhl und dir die wunderhübschen Knabenkräuter zeige oder im Gebirge die Alpenpflanzen, die daselbst heute noch Zeugnis ablegen von einer längst entschwundenen Zeit, in der bei uns ein Klima geherrscht, wie heute in den Alpen und im hohen Norden. Aber mit dem Schauen laß dir’s genügen, junger Freund, und pflücke nicht mehr ab als ein einziges Pflänzchen, wenn du eine Sammlung haben solltest, und die übrigen schone! Die Sachen werden immer seltener, und laß anderen auch eine Freude! Alles muß ein Ende nehmen hienieden, auch der schönste Frühling; doch er will nicht scheiden ohne ein besonderes Zauberstück. Noch einmal überschüttet er die Erde mit Blumen; am wüsten Dorn erblüht die lieblichste von allen, die königliche Rose. Holunder, Akazie und Ginster sind ihre Gesellschafter, und in diesem Blütenmeere stirbt der holde Lenz. Hochsommersonne. Flimmernde Hitze auf Feld und Flur; dumpfe Schwüle im Walde. Was der Frühling ausgestreut in Farbenfülle, das muß still und verborgen zur Frucht heranreifen, daß das Leben nicht ersterbe im Winter. Die Linde und die Rebe allein unter den heimischen Gehölzen spenden im Sommer ihren weichen, süßen Duft; was sonst in Gärten und Anlagen blüht, stammt aus der Fremde. Das saftige Gras der Wiesen fällt unter der Wucht der Sense, die Saat hat verblüht, aus dem Halmenmeere klingt der Wachtel lieber Schlag. Neue Farbentöne mischen sich allgemach in das dunkle Grün, die satten Farben der Früchte, deren Fülle nun zum Genuß ausgeboten werden soll. Die Kirschen beginnen den lachenden Reigen; Beeren mancherlei Art folgen in raschem Wechsel. Die Saaten färben sich goldig, in der Ebene erst, dann am Bergeshang, und harren der Sichel und der Sense. Bald streicht der Wind über die kahle Stoppel, auch der Sommer liegt im Sterben, und die Nachtigall, die um den toten Lenz noch zu klagen vermochte, schweigt und denkt an die Südlandreise. Herbst. Linde Luft und blaue Berge, und im Menschenherzen ein sanftes Heimweh. Aus der aufgepflügten Ackerscholle steigt der kräftige Erdgeruch; Sommerfäden flimmern über den Furchen; Sommerfäden schwingen sich von Baum zu Baum und flattern vom Hut des Wanderers. Saftige Birnen und rotbackige Äpfel, wohlschmeckende Pfirsiche und zartbereifte Pflaumen lachen aus dem dunkeln Laube hervor, und im Rebgelände reift die schwellende Traube. Emsige Hände pflücken und sammeln ohne Unter-

8. Freiburger Lesebuch - S. 132

1912 - Freiburg im Breisgau : Troemer
erkennen kann. Man muß sich nun kein romantisches Herrenschloß vorstellen mit schimmernden Zinnen und Türmen; sondern trotzig und klotzig mit dicken Mauern, die aus dem Felsen wie seinesgleichen herauswuchsen, mit engen Fenstern und steilen Hohlziegeldächern stand die Burg drohend und finster auf ihrer Höhe. In diesen engen Mauern war kein angenehmes Leben. Wohl waren die Herren von Falkenstein überall im Breisgau begütert seit jener Zeit her, wo Cuono de Falchensteina das Zähringische Kloster St. Peter reich beschenkte; aber sie waren ein zahlreiches Geschlecht. Auf der engen Burg Falkenstein, zu der allerdings noch ein auf einem Felskopf errichteter Turm „Bubenstein“ gehörte, saßen zu Ende des vierzehnten Jahrhunderts die Brüder Wernher, Dietrich und Künlin und ihre Vettern Hans, Thomas und Jakob mit ihren Leuten. Es ging wohl oft schmal her bei diesen Edelleuten. Durch die kostspieligen Kreuzzüge und das andauernde Fehdewesen waren sie vielfach in Schulden geraten. Und wenn dann die reichen Kaufleute das Dreisamtal hinauf- oder herabgezogen kamen mit gefüllten Wagen und hochbeladenen Saumtieren, da regte sich gewiß der Neid in den Herzen der ritterlichen Herren, denen doch von ihren Lehnsherren die oberste Gewalt in die Hand gegeben war, und die Wehr und Waffen zur Hand hatten, um Gewalt ausüben zu können. Sie sagten sich: die Kaufleute erheben durch ihren Handelsnutzen einen hohen Zoll von uns allen, sie ziehen durch unser Gebiet: so sollen sie uns auch zollen. Und so erhoben sie Zoll von den Kaufleuten und Wanderern, und wollten die ihn nicht gutwillig geben, so nahmen sie ihnen ihr Gut ab und warfen sie ins Gefängnis, bis sie sich durch schweres Lösegeld lösten. Vergeblich warnte die Stadt Freiburg. Im Jahre 1314 hatte sie im Verein mit andern Machthabern die dem Freiburger Geschlechte der Kolman gehörige Wilde Schneeburg bei Oberried wegen ähnlicher Räubereien zerstört. Nachdem auf Veranlassung des Edelknechts Klein-Künlin von Falkenstein dessen Knecht Weltin von Wittental in seinem eigenen Hause erschlagen worden war, wurde noch Hans Schneider, ein Freiburger Hintersasse, gefangen und vom höchsten Punkt der Burg Falkenstein herabgestürzt. Seine kranke Frau suchte die modernde Leiche an der Felshalde und ließ sie bei der St. Oswaldkapelle begraben. Nun aber ging Freiburg vor, mit ihm viele rechtliche Edelleute. Im Jänner 1390 ward die uneinnehmbar scheinende Felsburg erobert und zerstört. Mehrere Knechte wurden aufs Rad geflochten, die Falkensteiner selbst schwer bestraft. Ihr Geschlecht verfiel von da an und ist im 16. Jahrhundert erloschen. Die Burg durfte nicht wieder aufgebaut werden, und so ist sie bis auf geringe Mauerreste verschwunden und dräut nicht mehr von ihrem hohen Fels herab. Erfreulicheres als die Geschichte weiß die Sage von Falkenstein zu erzählen. Kuno von Falkenstein war ohne Kinder. Als er einst, betrübt darüber) im Walde ging, gesellte sich ein unbekannter Jäger zu ihm, der ihm zahlreiche Nachkommen versprach, wenn er sich ihm verschreiben wolle. Aber Kuno erkannte in ihm den Teufel und verscheuchte ihn durchs Kreuz. Er beschloß nun in seiner Betrübnis eine Kreuzfahrt ins heilige Land. Von

9. Freiburger Lesebuch - S. 90

1912 - Freiburg im Breisgau : Troemer
— 90 — 40. Wahrzeichen der Stadt Freiburg. Unter Wahrzeichen einer Stadt verstand man im Mittelalter allerlei Denkmale und Merkwürdigkeiten an Kirchen und öffentlichen Orten, die jeder wandernde Handwerksbursche gesehen haben mußte, um sich auszuweisen, daß er in dieser Stadt gewesen sei. Denn damals war die Kunst des Lesens und Schreibens noch wenig verbreitet, und ein schriftlicher Ausweis hätte dem Handwerksburschen wenig genützt. Ein solches Wahrzeichen befindet sich am Schwabentor an der Spitze des dem Oberlindenplatz zugekehrten Gewölbebogens. Es ist ein sitzendes Männlein, welches das linke Bein über das rechte geschlagen hat. Dieses sog. Dornmännle wird als Darstellung eines Wettläufers gedeutet, der sich einen Dorn aus den Fersen zieht. Ein anderes Wahrzeichen der Stadt Freiburg befindet sich unter den Figuren des Münsterportals. Mitten unter den Auferstandenen sieht man hier einen betenden Teufel mit Affenkopf, Menschenleib und Krallenfüßen. Nach Schreiber. 41. Die Dreisam. Man liest und hört oft, der Name Dreisam komme daher, weil dieser Fluß aus der Vereinigung dreier Bäche, des Ibenbachs, Wagensteigbachs und Rotbachs entsteht; aus „drei zusammen“ sei Dreisam geworden. Diese Ableitung des Namens ist jedoch nicht richtig. Dreisam ist ein keltisches Wort und bedeutet etwa die „Schnellfließende“. Der Ibenbach entspringt bei St.peter. Seinen Namen hat er von der Eibe, die früher bei uns ganze Wälder bildete, heute aber nur noch selten wild vorkommt. Er fließt oberhalb Burg nahe bei der Wiesneck in den Wagensteigbach, der am Hohlen Graben bei St. Märgen entspringt und von Osten durch die Wagensteige herabkommt. Der Wagensteigbach ist der alte Oberlauf der Dreisam und hieß auch ehedem Dreisam. Der dritte Quellbach, der Rotbach oder Höllenbach, hat seinen Ursprung in der Nähe des Feldbergs im dunkeln Mathislesweiher. Moorig ist das Gelände bis nach Hinterzarten und Steig hinab, das der kleine Bach zu durchfließen hat: daher ist sein Wasser rotbraun, und deshalb nennt man ihn Rotbach. Durch das malerische Löffeltal mit seinen Mühlen und Sägen springt er über die Felsen hinunter nach Höllsteig zum „Sternen“, wo aus der Ravennaschlucht von der Räwene, d. h. der Ansiedlung des Räbano, der Ravennabach ihm zustürzt. An der malerischen alten St. Oswaldkapelle vorbei eilt der Rotbach zum Hirschsprung, wo die hohen Felsentürme sich zu berühren scheinen. Vorbei an der Klausenkapelle, an alten malerischen Holzhäusern fließt der wie Rauchtopas dunkle und doch klare Bach zum mächtigen Schwarzwaldhaus „zum Himmelreich“ und betritt nun wie aufatmend von seinem rastlos eilenden Lauf das weite freundliche Dreisamtal.

10. Freiburger Lesebuch - S. 18

1912 - Freiburg im Breisgau : Troemer
— 18 — Burg zwischen dem Gewerbekanal und der Dreisam in der sog. Obern Ane, während die Bürger das Gebiet der „Stadtfreiheit" hinter den Stadtmauern innerhalb der vier Tore bewohnten. Von größter Wichtigkeit für die weitere Entwicklung der Stadt war es, daß Herzog Konrad vor allem reiche Kaufleute hierher berief, um Freiburg sofort als Handels- und Gewerbeplatz Bedeutung zu verleihen. Diese Kaufleute verwalteten Gewicht und Maß und besetzten die Ämter der Stadtverwaltung. Aus ihnen sind später die vornehmsten Familien der Stadt hervorgegangen, und ihrer Unternehmungslust und dem reg-famen Fleiß der Handwerker ist es vor allem zu verdanken, daß Freibnrg bald eine der wichtigsten Städte in den oberrheinischen Landen wurde und rasch an Bevölkerung zunahm. Schon im 13. Jahrhundert entstanden auf allen Seiten reiche Vorstädte, gegen Norden die Neuburg mit der Nikolaus-kirche und mehreren hundert Häusern, nach Westen die Lehenervorstadt, und im Süden die Schneckenvorstadt vor dem Martinstor zu beiden Seiten der Straße, die Gerberau und Insel. Damals begann Freiburg sein herrliches Münster zu erbauen. Es war der Höhepunkt der Macht unserer Stadt im Mittelalter. Hermann Flamm. 8. Ein Totenbaum. 1122. Wo an schwarzen Tannenwäldern Himmelhohe Klippen ragen, Donnernd des Gebirgs Gewässer An die Felsenrippen schlagen, Kommt ein Männerzug geschritten Auf des Pfades schmalem Saum, Feierlich in ihrer Mitten Tragend einen Totenbaum. Und der Zug aus finsterm Walde Immer weiter aufwärts geht er, Bis von mondbeglänzter Halde Ragt das Kloster zu Sankt Peter. Vor dem hohen Dome stellen Sie die schwere Bürde ab: „Mönche kommt aus euren Zellen! Euer Fürst begehrt ein Grab!“ — Aus dem besten Schlafe ringen Sich die Brüder nur verdrossen; Ahnungslos, was jene bringen, Wird die Pforte nun erschlossen;
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