§ 112—114.
A. Geschichtlicher Überblick,
53
§ 112. Besitzverhältnisse. Die alten slawischen Grundbesitzer wurden,
salls sie sich nicht gütlich mit den Eroberern einigten, durch deutsche Ritter ersetzt,
die die Güter „zu Lehn" vom deutschen Kaiser empfingen. An diesem recht-
lichen Verhältnisse wurde auch dann nichts geändert, als das Land unter Polen
(1018—1031) und unter Böhmen (1158—1253 und 1329—1635) stand. Dem
Lehnsbesitz machte erst das 19. Jahrhundert ein Ende. Jetzt ist aller Besitz
(mit einziger Ausnahme der wenigen sogenannten Fideikommißbesitzungen)
Allod, d. h. freies Eigentum, wie denn solches „Erb und Eigen" gleich von
Anfang an in den „Sechsstädten" (s. § 121) bestanden hatte.
§ 113. Das Christentum drang zugleich mit den deutschen Eroberern
ein. Otto I. erhob Meißen, das sein Vorgänger angelegt hatte, zum
Bistum, und der Bischof oou Meißen war während des ganzen
Mittelalters der kirchliche Oberherr der Görlttzer Gegend (im Zittauer
Gebiet war es der Erzbischof von Prag). Das älteste Kirchlein soll
in Jauernick gestanden haben.
§ 114. Einwanderung von Bauern. Um 1200 begann ein
Wandern und Vorwärtsdrängen der Deutschen nach Osten, eine Be-
wegung, die, der „Völkerwanderung" fast gleichwertig, die Grenzen des
Deutschtums bis heute bestimmt hat, nämlich die Kolonisation in
den Ländern östlich der Elbe. Zu Tausenden und aber Tausenden
zogen damals auch nach der Oberlausitz deutsche, besonders thüringische
und fränkische, Bauern unter Führung von Unternehmern (Loeatores)
von Westen her, besiedelten planmäßig die meist noch waldbedeckten
Täler und gründeten viele Dörfer, deren Namen sofort deutschen
Ursprung verraten: Ludwigsdorf, Herm^annmorf, Friedersdorf, Pauls-
dorf, Markersdorf, Schreibersdorf, Schönbrunn, Leopoldshain uftu.*)
Das Land wurde ihnen von den Großgrundbesitzern, den deutschen
Rittern, überlassen, und zwar gegen bestimmte Abgaben und Dienste.
Der deutsche Rittersmann war als Eroberer und Herr gekommen;
die Slawen wurden seine „Sklaven", was sie schon vorher unter
ihrem Adel gewesen waren. Anders der deutsche Bauer: er war von
Anfang an ein freier Mann, nur zu bestimmten Diensten und Abgaben
verpflichtet. Sumpfiges und unfruchtbares Wald- und Flußlaud, wie
es an der Elster und Spree sich findet, verschmähte der deutsche Bauer,
während es der minder fleißige Wende schon mit seinem Holzpflug
umriß, da es leicht zu bearbeiten war. Deshalb treffen wir noch in
den Gegenden um Hoyerswerda und Rothenburg, die zu den wirt-
*) Bisweilen entstand neben einer slawischen Siedlung ein deutsches Dorf, und
das vorgesetzte Deutsch, Wendisch, Groß, Klein weist auf solche Entstehung hin; vgl.
Deutsch- und Wendisch-Ossig, Deutsch- (jetzt Ober-) und Wendisch- (jetzt Nieder-)Bielan.
TM Hauptwörter (50): [T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger]]
TM Hauptwörter (100): [T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T18: [Donau Stadt Ungarn Böhmen Wien Hauptstadt Land Einw. Königreich Mulde], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner]]
TM Hauptwörter (200): [T145: [Bauer Adel Land Stadt Bürger Herr Stand Recht Gut König], T19: [Reich deutsch Kaiser Reiche Zeit Karl Jahr Ende Konstantin groß], T130: [Elbe Stadt Sachsen Provinz Saale Kreis Schlesien Elster Neiße Magdeburg], T18: [Mark Brandenburg Land Albrecht Friedrich Kaiser Jahr Markgraf Haus Markgrafe], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit]]
.;§ 149.
A. Geschichtlicher Überblick.
81
Den Nachfolger Wilhelms I., Friedrich Iii., als Landesherrn in
ihren Mauern zu begrüßen, ist der Stadt nicht beschieden gewesen.
Wohl aber haben die Görlitzer bis jetzt dreimal Kaiser W i l h e l m Ii.
in ihrer Mitte gesehen. Bei Gelegenheit der Enthüllung des
Reiterstandbildes Wilhelms I. erschien er am 18. Mai 1893 auf einige
Stunden in Görlitz. . Längere Zeit aber verweilte er hier 1896, da
in der Umgegend das Kaisermanöver abgehalten wurde. Dieser Besuch
ist um so denkwürdiger, als am 7. September mit dem Kaiser nicht
nur die Kaiserin und viele deutsche Prinzen, sondern auch Zar Nikolaus Ii.
und seine Gemahlin eintrafen. Auf den Feldern zwischen Moys und
Hermsdorf wurde die Parade des 5. Armeekorps abgehalten, und
nach ihrer Beendigung zogen die beiden mächtigsten Herrscher Europas
an der Spitze der Fahnenkompagnie nach dem Ständehause, wo
Wilhelm Ii. seinen Aufenthalt nahm. Während das russische Herrscher-
paar noch am Abend wieder abreiste, blieb die Kaiserin bis zum
9. September, der Kaiser aber bis zum 12. September in Görlitz und
fuhr täglich in das Manövergelände hinaus, das sich bis in die Nähe
von Bautzen erstreckte.
Seit diesen glanzvollen Kaisertagen von 1896 hat Görlitz sich
erfreulich weiterentwickelt. Auf anmutiger Höhe am rechten Neiße-Ufer
ist durch freiwillige Spenden der Söhne der Oberlausitz, preußischen wie
sächsischen Anteils, der stattliche Kuppelbau der Gedenk-oderruhmes-
Halles. Titelbild) mit dem Kaifer-Friedrich-Mufeum errichtet worden. Bei
der feierlichen Einweihung am 28. November 19v2 war es wiederum
den Görlitzern vergönnt, ihren Landesherrn, den Kaiser und König,
mit freudigen Jubelrufen zu begrüßen. Die Stadt wurde 1905 zum
Orte der Niederfchlefifchen Gewerbe- und Jndustrie-Aus-
stellung erwählt, die ein überaus gelungenes Bild der gewerblichen
Leistungen ganz Niederschlesiens darbot und über anderthalb Millionen
Besucher herbeiführte.
Der Umstand, daß die Stadt Görlitz in den siebenjahrhunderten ihres
Bestehens trotz aller schweren Schicksalsschläge sich zu hoher Blüte
emporgeschwungen hat, berechtigt zur Hoffnung, daß sie auch ferner
gedeiht, solange die Bürgerschaft stets den tüchtigen Vorfahren nach-
eifert und unter dein Schutz und Schirm eines Herrscherhauses bleibt,
das als seine Hauptaufgabe ansieht, „allzeit Mehrer des Reiches zu
sein, nicht an kriegerischen Eroberungen, sondern an den Gütern und
Gaben des Friedens auf dem Gebiete nationaler Wohlfahrt, Freiheit
und Gesittung".
Görlitzer Heimatkunde.
6
TM Hauptwörter (50): [T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T38: [Friedrich Wilhelm König Kaiser Iii Prinz Jahr Preußen Vater Sohn], T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T32: [Tag Jahr Monat Mai Juli März Juni April Ende Oktober]]
TM Hauptwörter (200): [T151: [König Volk Kaiser Reich Fürst Land Gott Wilhelm Deutschland Frieden], T61: [Wilhelm Friedrich Prinz König Luise Jahr Königin Gemahlin Prinzessin Kaiser], T130: [Elbe Stadt Sachsen Provinz Saale Kreis Schlesien Elster Neiße Magdeburg], T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T155: [Soldat Krieg Heer Land Mann Truppe König Waffe Geld Feind]]
Extrahierte Personennamen: Wilhelms_I. Wilhelms_I. Friedrich_Iii Friedrich Wilhelms_I. Nikolaus Wilhelm Görlitz
Extrahierte Ortsnamen: Görlitz Europas Görlitz Bautzen Halles Niederfchlefifchen Niederschlesiens
80
4. Abschnitt. Bewohner.
§ l«.
Bismarck, dem Chef des Großen Generalstabs Moltke und dem Kriegs-
minister Roon auf dein Bahnhofe ein.
Während des Krieges herrschte fortwährend ein außerordentlich
reges Leben in Görlitz. Ununterbrochen kamen Truppen an oder
gingen fort. Gefangene wurden gebracht und in die preußischen Festungen
weiter befördert, und in den Lazaretten befand sich eine beträchtliche
Anzahl Verwundeter in Verpflegung. Am Bahnhof und an ver-
schiedenen anderen Orten sah man gewaltige Mengen von Proviant
und Fourage aufgehäuft, die dann meist auf Bauernwagen dem Heere
uachgeführt wurden. Zugleich fand sich aber auch ein sehr unheim-
licher Gast in der Stadt ein, die asiatische Cholera, und forderte unter
den verwundeten und kranken Kriegern sowie bei der Bevölkerung
der niedrig gelegenen Stadtteile viele Opfer.
Der Kampf auf den Schlachtfeldern Böhmens nahm einen glänzen-
den Verlauf, und schon nach fünf Wochen kam König Wilhelm als
Sieger, begleitet vom Kronprinzen, von Bismarck, Moltke und Roon,
am 4. August wieder durch Görlitz. Hier wurde ihm auf dem Bahn-
Hofe die erste Begrüßung von feiten seiner Untertanen zuteil; der
Oberbürgermeister Richtsteig überreichte ihm namens der Stadt eine
G l ü ckw un s ch adress e.
§ 149. Görlitz seit 1870. Im glorreichen Feldzuge 1870/71
schickte auch Görlitz seine Söhne zur Verteidigung des Vaterlandes
über den Rhein, und das 5. Jägerbataillon, damals die „Görlitzer
Jäger", erbeutete im Gefecht bei Weißenburg (4. August 1870) das
erste französische Geschütz, „Le Douay", das vom Kaiser der Stadt
geschenkt ward und am 4. August 1874 in dem am Kaisertrutz errichteten
Kriegerdenkmal seine Stelle fand. Als Wilhelm 1. am 14. September
1882 auf fetner Reise von Breslau nach Dresden zum erstenmal seit
der Aufrichtung des neuen Deutschen Reiches zu kurzem Aufenthalt
in Görlitz eintraf und vom Bahnhofe durch die Stadt nach dem
Ständehause fuhr, wurde er von der Bevölkerung mit einem Jubel
begrüßt, der das Glockengeläut, das von allen Türmen erscholl, über-
tönte. In seiner Begleitung befanden sich der Kronprinz, Prinz
Wilhelm, die Prinzen Friedrich Karl und Albrecht, der Großfürst
Wladimir von Rußland, der Feldmarschall Graf Moltke und andere
hochgestellte Persönlichkeiten.
Das Jahr 1885 brachte für Görlitz eine Gewerbe- und Industrie-
Ausstellung, die vom Aufschwünge der Stadt erfreuliches Zeugnis
ablegte.
TM Hauptwörter (50): [T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T12: [König Paris Jahr Napoleon General Frankreich Mann Tag Kaiser Minister]]
TM Hauptwörter (100): [T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier], T38: [Friedrich Wilhelm König Kaiser Iii Prinz Jahr Preußen Vater Sohn], T51: [Armee General Schlacht Franzose Truppe Mann Feind Heer Metz Preußen], T29: [Napoleon Heer Schlacht Preußen Franzose General Mann Armee Sieg Bluch], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf]]
TM Hauptwörter (200): [T35: [König Bismarck Wilhelm Kaiser General Minister Stein Berlin Graf Moltke], T140: [Stadt Franzose Feind Festung Truppe Tag Mann Paris Belagerung Angriff], T61: [Wilhelm Friedrich Prinz König Luise Jahr Königin Gemahlin Prinzessin Kaiser], T130: [Elbe Stadt Sachsen Provinz Saale Kreis Schlesien Elster Neiße Magdeburg], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau]]
Extrahierte Personennamen: Bismarck Wilhelm Bismarck August Görlitz August August Wilhelm Wilhelm Friedrich_Karl Friedrich Karl Albrecht Albrecht Großfürst
Wladimir_von_Rußland Graf_Moltke
54 4. Abschnitt. Bewohner. § 115. 116.
schaftlich schwächsten und somit zu den am dünnsten bevölkerten unseres
Staates gehören, Wenden cm.*)
Für die gottesdienstlichen Bedürfnisse der Deutschen wurden viele
Dorfkirchen erbaut und, bei der Aufteilung des Ackerlandes in
bestimmte Hufen, Kirche und Pfarrer mit einer „Widemut" (Pfarr-
länderei) ausgestattet.
§ Li5. Ein Dorf Görlitz (villa Goreliz) bestand im Norden
der späteren Stadtanlage. Wahrscheinlich slawischen**) Ursprungs
(obwohl an der Rothenburger Straße nach Ludwigsdorf zu sich Spuren
einer älteren Siedlung finden) ward dieses Dorf hauptsächlich durch,
einen Ritterhof gebildet, den zunächst ein wendischer Adeliger, dann
etwa seit dem Jahre 1000 ein deutscher Rittersmann besaß. 1071 (in
diesem Jahre wird das Dorf zum erstenmal erwähnt) nahm
der Kaiser Heinrich Iv. dieses Rittergut, dessen Fluren sich nach Ludwigs-
dorf und Klingewalde erstreckten und dessen Raine sich teilweise noch
jetzt nachweisen lassen, seinem Besitzer Ozer und schenkte es dem Bischof
von Meißen. Dieser bildete daraus eine „Widemut" und baute
wahrscheinlich bald darauf ein Kirchlein des heiligen Nikolaus. Daher
ist die noch jetzt bestehende Nikolaikirche ursprünglich eine Dorfkirche
und älter als die innerhalb der späteren Stadt gelegenen Peterskirche.
§ 116. Die Stadt Görlitz entstand wohl, wie viele Städte
auf ostelbischem Kolonialboden, auf Veranlassung des Landesherrn
und wurde um 1200 von eingewanderten deutschen Kaufleuten
und Handwerkern im Süden des alten Dorfes Görlitz auf vorher
*) Noch heute dauert der Rückgang des Wendentums an; der Regierungsbezirk
Liegnitz, der 1861 noch über 32 000 Wenden aufwies, zählte 1890 schon 5000 weniger.
**) Die auf -itz, -sitz, -schütz, -enz, -igk, -ow (auch wohl au, z. B. Löban)
endigenden Ortsnamen weisen auf slawischen Ursprung hin, auf deutschen dagegen die
aus -dorf (vgl. § 114), -bach, -berg, -brnnn, -Hain, -feld, -kirch, -Wasser, -walde, -stein,
-see endigenden. Darans, daß die Kolonisation erst um 1200 begann, erklärt sich wohl
das Nichtvorkommen von Endungen wie -lar, -heim, -rode. Ehedem slawische Orts-
namen haben öfter durch Übersetzung deutsches Gewand erhalten. Gerade die größeren
städtischen Ansiedlnngen unzweifelhaft deutschen Ursprungs tragen slawische Bezeichnung,
wie Görlitz, Lauban, Löbau. Görlitz soll „Brandstätte" bedeuten; wahrscheinlich
vernichteten die ersten Ansiedler, um Ackerland zu erhalten, das Gebüsch und die Bäume
durch Feuer. Die sehr häusige Endung -itz (eigentlich ici), an Personennamen an-
gehängt, hat etwa die Bedeutung des süddeutschen -ing und -ingen, nämlich patronymische,
bezeichnet also alte Geschlechts- oder Sippenniederlassnngen. —- Mit oder bald
nach der Einwanderung der deutschen Bauern wurden alle Dörfer um Görlitz, auch
die mit altslawischem Namen, wie Moys, Leschwitz, Nikrifch, deutsch. Der umgekehrte
Fall ist nur ausnahmsweise eingetreten, so in der Nähe von Hoyerswerda, bei den
Dörfern Dörgenhausen (= Düringshausen) und Saalau.
TM Hauptwörter (50): [T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
TM Hauptwörter (100): [T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung]]
TM Hauptwörter (200): [T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T130: [Elbe Stadt Sachsen Provinz Saale Kreis Schlesien Elster Neiße Magdeburg], T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk], T145: [Bauer Adel Land Stadt Bürger Herr Stand Recht Gut König], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm]]
Extrahierte Personennamen: Heinrich_Iv Heinrich Nikolaus Moys
-A 145.
A. Geschichtlicher Überblick.
77
herein. Die Stadt war in der Tat dem völligen Ruin nahe; die
Einwohner, zumeist an den Bettelstab gebracht, mußten froh sein,
wenn sie das nackte Leben retteten.
Endlich aber nach schweren Drangsalen schlug die Erlösungsstunde,
und die gesunkenen Hoffnungen belebten sich wieder, als die Kunde
von der Völkerschlacht bei Leipzig eintraf und feierliches Glockengeläut
den geängstigten Bewohnern den Zusammenbruch der Napoleonischen
Gewaltherrschaft verkündete.
Noch war man freilich nicht am Ende aller Leiden angelangt,
sondern hatte in den beiden folgenden Jahren unter der immer-
währenden Einquartierung von preußischen und russischen Truppen,
den neuen Kriegssteuern und Lieferungen, unter Hungersnot und
Krankheit gar viel zu erdulden; aber von solchen Trübsalen, wie 1813,
blieb man wenigstens verschont.
Wie sehr Görlitz vom Kriege mitgenommen war, läßt sich schon
daraus ersehen, daß gegen 200 Häuser durch Brand zerstört oder be-
fchädigt waren, daß in der Stadt und der Umgegend 900 elternlose
Kinder gefunden wurden, und daß der gesamte Schaden auf mindestens
eine Million Taler geschätzt ward.
Der Wiener Kongreß, der nunmehr die Verhältnisse Europas neu
ordnete, entschied auch über das Schicksal der Oberlausitz. Ihre größere
östliche Hälfte wurde Preußen zugesprochen und in der Folge zum
Regierungsbezirk Liegnitz geschlagen. Für Görlitz war es ein unschätz-
barer Vorteil, fortan einem mächtigen Staate anzugehören, dessen
Könige, wie wenige Fürsten, danach gestrebt haben, das Wohl ihres
Landes nach allen Richtungen zu fördern.
Iv. Seit dem Anfall' an Wreußen.
§ 145. Die Zeit Friedrich Wilhelms Iii. Nachdem König
Friedrich August 1. am 22. Mai 1815 seine bisherigen Untertanen
ihres Eides entbunden und ihnen anempfohlen hatte, dem neuen
Landesherrn treu und gehorsam zu sein, fand am 3. August 1815,
dein Geburtstage König Friedrich Wilhelms Iii. von Preußen, die
kirchliche Huldigungsfeier statt; doch erst nach zwanzig Jahren fanden
die Bewohner Gelegenheit, ihrem neuen Landesherrn selbst ihre
Huldigung darzubringen.
Auf der Reise vom Kalischer Manöver nach Teplitz begriffen, traf
er am 25. September 1835 in Görlitz ein und stieg im Gasthof zum
TM Hauptwörter (50): [T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T38: [Friedrich Wilhelm König Kaiser Iii Prinz Jahr Preußen Vater Sohn], T32: [Tag Jahr Monat Mai Juli März Juni April Ende Oktober], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund]]
TM Hauptwörter (200): [T155: [Soldat Krieg Heer Land Mann Truppe König Waffe Geld Feind], T61: [Wilhelm Friedrich Prinz König Luise Jahr Königin Gemahlin Prinzessin Kaiser], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T54: [Staat Zeit Volk Deutschland Leben Reich Jahrhundert Macht Entwicklung Gebiet], T151: [König Volk Kaiser Reich Fürst Land Gott Wilhelm Deutschland Frieden]]
Extrahierte Personennamen: Friedrich_Wilhelms Friedrich Wilhelms Friedrich Friedrich August August Friedrich_Wilhelms Friedrich Wilhelms
Extrahierte Ortsnamen: Leipzig Europas Teplitz Görlitz
§ 130. 131
A. Geschichtlicher Uberblick.
63
gewaltig an Bedeutung. In geschickter Ausbeutung des Sieges bei
Mühlberg wußte sodann Ferdinand diestädte gänzlich niederzuschmettern.
Das geschah im Pönfall, d. h. Straffall, der infolge angeblich versagter
Hilfe im Schmalkaldischen Kriege 1547 eintrat. Görlitz verlor die
hohe Gerichtsbarkeit im Weichbilde der Stadt, sämtliche Landgüter und
die freie Ralskür. Es ward eine „Krondomäne".
§ 130. Folgen des Pönfalles. Der Pönfall hat nicht nur den
Sechsstädtebund zu einer ganz machtlosen Einrichtung herabgedrückt
und jeder einzelnen Stadt ihre Grunderwerbungen, Waffen, gerichtlichen
und administrativen Vorrechte genommen, sondern er hat auch die Ver-
waltung des Gesamtlandes auf Jahrhunderte geändert. Dem Adel,
der vom Pönfall so vieles erhofft hatte, wuchs die landesherrliche
und bureaukratische Macht ebenfalls über den Kopf. Auch für die
Beziehungen nach außen ward natürlich diese Gestaltung der Verhältnisse
von einschneidender Bedeutung. Während früher der Sechsstädtebuud
(vor allem Görlitz) selbständig in die Politik eingriff, seine Gesandten
zu den umwohnenden politischen Gewalthabern, ja nach Konstanz und
Rom schickte, zu den deutschen Reichstagen seine Bevollmächtigten
abordnete, öfters selbständig Kriege führte und sich sogar das Recht nahm,
die Landesherren zu küren, so spielen Stadt und Land fortan eine
leidende Rolle; der Landesherr erledigt für sie alle politischen Zwischen-
fälle, er nimmt sich ihrer an oder auch nicht, an ihn haben sie sich
jedenfalls immer zu weichen. Daher fehlt von da an das stolze
Selbstbewußtsein, das die früheren Leiter der Stadt beseelte; statt
dessen zeigt sich unterwürfiges Wesen und ängstliche Rücksichtnahme
nach oben. Es schwindet auch immer mehr der weite Gesichtskreis;
enges Spießbürgertum, das froh ist, nach oben die Verantwortlichkeit
abwälzen zu können, das sich auch deu nachbarlichen Adligen keines-
falls gleich schätzt, macht sich breit. Wenn noch von einer Selb-
ständigkeit der Oberlausitz nach den Zeiten des Pönfalles geredet
werden kann, so gilt sie nicht von den Städten, sondern von den
Vertretern des Adels. Damit ist übrigens keineswegs gesagt, daß
die Oberlaujitz ihre Sonderverfassung verloren hätte. Diese blieb viel-
mehr bestehen und bildete sich auch eigenartig mit und nach dem
Pönfall um. Erst im Beginn des 19. Jahrhunderts schwand sie
vollständig aus den Städten; das Land bewahrt sie zum Teil noch
bis heute.
§ 131. Der Ausgang der habsburgischen Regierung (1548
bis 1635). Die Geschichte der Stadt Görlitz nach dem Pönfall unter-
scheidet sich in nichts mehr von der einer gewöhnlichen untertänigen
TM Hauptwörter (50): [T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
TM Hauptwörter (100): [T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung]]
TM Hauptwörter (200): [T80: [Kaiser Stadt Fürst Recht Reich König Reichstag Macht Adel Fürsten], T54: [Staat Zeit Volk Deutschland Leben Reich Jahrhundert Macht Entwicklung Gebiet], T145: [Bauer Adel Land Stadt Bürger Herr Stand Recht Gut König], T130: [Elbe Stadt Sachsen Provinz Saale Kreis Schlesien Elster Neiße Magdeburg], T3: [Hebel Last Brief Ende Gewicht Rolle Gleichgewicht Punkt Seite Fig]]