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1. Geschichte von Göttingen und Umgegend - S. 22

1897 - Hannover : Carl Meyer (Gustav Prior)
— 22 - Btitp hr> q 5ir L ®Dt,tm9en; Für Ausrüstung der Knechte sorgte dre Stadt Zur Aufbewahrung der Waffen diente das Zeughaus. Die Burger beschafften ihre Waffen selbst nach Vorschrift des Rates. h'manb ■ 10 Mark Einkommen, so führte er Pan rer Schild Elsenhut und Hellebarde, betrug sein Einkommen 20 Mark 'so musste ff außerdem eine Armbrust und ein Schock Pfeile haben, in späterer tlri * 20 Kugeln, Läntete die Ratsglocke Sturm, so eilte die Bürgerschaft auf den Marktplatz, jede Gilde an die Stelle wo ihr Wappen sichtbar wurde, Mauu für Mann in voller Rüstung! und bewaffnet mit Schwert, Schild und Mordaxt, die Schützen mit Armbrust, Köcher und Pfeilen, Ging s dem Feinde entgegen, so entfaltete sich das Stadt* bannet, und freudig zogen Göttinger Väter, Söhne und Brüder Hinaus «Eampß Wer im Felde von Banner und Hauptmann wich, beiseit Seil, und Gu war Rat und Meister verfallen. Mauchen Heißen ftampf haben Göttinger Bürger bestauben; das Sprichwort faat von ihnen: .Die von Göttingen haben den Mut", , „ 4- Um ihre Wehrfähigkeit zu erhöhen und die Freiheiten der Stadt besser verteidigen zu können, übten sich die Bürger regelmäßig in den Waffen und veranstalteten alljährliche große Schützenhöfe. Die besten Schlitzen wurden durch Preise ausgezeichnet und als Schützenkönige be. sonders geehrt. Die wehrhaften Bürger schlossen sich im Lause der Zeit zu einem Bunde, der Schützengilde, zusammen, deren Nachfolger unsere heutigen Schützenvereine sind. Die Schützen hatten ein eigenes Haus und einen eigenen Platz zu ihren Übungen und Festen, an welche noch heute das Schützenfest, der Schützenplatz und das Schützenhaus erinnern. 18. Güttingen wird eine feste Stadt. , L dem Rechte, die Stadt zu befestigen, machte die Bürger-® r ! weitgehenden Gebrauch. Sie führten die Leine in einem Kanäle dicht an der Stadt vorüber, deckten dadurch die Stadt nach Westen und gaben ihr das nötige Wasser. Vom Leinekanale aus zogen sie eme Mauer im großen Bogen nach Osten um die Stadt, schlossen etn' lu$m aber das übrige Dorf Güdingen und die ^ außerhalb der Mauer. In der Folge ging der Name Gotüngen allein auf die Stadt über, während die ursprüngliche Sredelnng nur noch als das „alte Dorf" bezeichnet wurde. Die Mauer zog sich vom Bollrhns hinter der Burgstraße hinauf, lief weiter hinter der Mauerstraße und Kl.-Paris hinunter, überschritt hinter der Düstern Straße den Kanal, deckte die Hinterhäuser der Gronerstraße und endigte am Anger mit einem Burgfried. Au der Nordseite der Stadt bezeichnen die untere Jüdenstraße und der Stumpfebiel den wettern Zug der Mauer, die hinter der Mühlenstraße den Kanal erreichte. Die Mauer stand völlig frei, hatte eine Stärke von etwa

2. Geschichte von Göttingen und Umgegend - S. uncounted

1897 - Hannover : Carl Meyer (Gustav Prior)
Verlag von Carl Meyer (Gustav Prior) in Hannover. Gest. Beachtung empfohlen. Zu Weigand und Tecklenburgs „Deutsche Ke schichte" werden nach und nach stammes- und heimatgeschichtliche Ergänzungshefte erscheinen, welche die Geschichte der preußischen Provinzen, der deutschen Staaten und einzelner Gaue oder Kreise in solcher Auswahl und Form enthalten, daß die betreffenden besonderen Partien als organische Bestandteile in den Rahmen der „Deutschen Geschichte" eingefügt werden können. Bis jetzt sind erschienen: A. Folgende stammesgeschichtliche Ergänzungshefte: Nr. 1. Für die Rheinprovinz, bearb. von Lehrer Ioh. Bengel in Raeren bei Aachen (jetzt Rektor in Stolberg bei Aachen). Preis steif geh. 20 Pfg. Nr. 2. Für die Urovinx Hannover, bearb. von Lehrer Aug. Tecklenburg in Göttingen. Preis steif geh. 30 Pfg. Nr. 3. Für die Provinz Sachsen, bearb. von Mittelschullehrer D. Deine in Nordhausen. Preis steif geh. 20 Pfg. Nr. 4. Für Ost- und Westpreußen, bearb. von Hauptlehrer 3. ll. pawlowski in Zoppot bei Danzig. Preis steif geh. 25 Pfg. Nr. 5. Für das Großherzogtum Hessen, bearb. von Lehrer Philipp Dartleb in Mainz. Preis steif geh. 30 Pfg. Nr. 6. Für die Provinz Posen, bearb. ,von Rektor L. Rösener in Kempen in Posen. Preis steif geh. 20 Pfg. Nr. 7. Für die Provinz Brandenburg, bearbeitet von Lehrer 2t. Fels in Frankfurt a. O. Preis steif geh. 20 Pfg. B. Folgende heimatgeschichtliche Ergänzungshefte: Ni. i. ..Geschichte von Götttngen und Umgegend". Ferner befinden sich in Vorbereitung: Das Ergänzungsheft für die Provinz Schlesrvig-Hotstein von Lehrer 3. Thornßen in Altona, für die Prooin? Schlesien von Rektor Dandtke in Breslau, für die Provinz Pommern von Rektor Sielaff in Stettin, für die Provinz Hessen-Uassau von Lehrer Rud. Dietz in Freiendiez, für die Provinz Westfalen von Seminarlehrer Tesch in Hilchenbach, das heimatgeschichtliche Ergänzungshest für die Stadt Mainz von Lehrer Philipp Dartleb in Mainz, sowie ein Uorknrsns znr Deutschen Geschichte von Aug. Tecklenburg, und der zweite Teil von „Der Geschichtsunterricht nach den Forderungen der Gegenwart" u. s. w. von Jb. Weigand. Zu beziehen durch alle Buchhandlungen. Albert Limbach, Braunschwei-.

3. Geschichte von Göttingen und Umgegend - S. 19

1897 - Hannover : Carl Meyer (Gustav Prior)
— 19 — 15. Die Erweiterung der Stadt und Hildung neuer Kirchspiele. 1200—1300. Seitdem Göttingen zur Stadt erhoben war, bot das Leben daselbst so manche Vorteile, daß Adelige, Freie und Hörige aus der nächsten Umgebung in großer Zahl in die Stadt zogen. Die Adeligen und Altfreien nannten sich meistens nach dem Orte, von dem sie hergekommen. Wir finden in jener Zeit die Namen von Jesa, Grona,' Nörten, Bovenden, Diemarden, Einbeck n. a. vielfach in der Stadt verbreitet. Namentlich siedelten sich auch viele Wollenweber und Tuchmacher in und vor der Stadt an. Der Markt Gotingen hatte nur aus der Johannisgemeinde bestanden. Für die neuen Ansiedler reichte die Kirche nicht mehr aus. Da erbauten die Ansiedler, welche sich in der Nähe der Burg und an der Straße nach Weende niedergelassen hatten, neben dieser Straße eine Kapelle, weihten sie dem heiligen Jakobus und legten daneben ihren eigenen Kirchhof an. So entstand die Jakobigemeinde. In ähnlicher Weise bildete sich an der Südseite der Stadt die Nikolaigemeinde, und im Westen, jenseits des Leinekanals, die Neustadt. Während aber die Jakobi- und Nikolaigemeinde mit der Johannisgemeinde von vornherein zur Stadt gerechnet wurden, blieb die Neustadt ein Ort für sich. Erst im Jahre 1319 überließ Otto der Milde die Neustadt an Rat und Bürgerschaft der alten Stadt für 300 Mark; beide Orte galten nun als eine Stadt. Nach der Marienkirche, welche am Eingänge der Neustadt gebaut war, erhielt die Mariengemeinde den Namen. Von den vier ältesten Kirchspielen oder Parochien der Stadt bestehen die zu St. Johannis, zu St. Jakobi und St. Marien noch jetzt; die Nikolaigemeinde dagegen ist im Laufe der Zeit eingegangen und größtenteils mit der Johannisgemeinde vereinigt. Die Nikolaikirche dient gegenwärtig der Universität. 16. Das alte Göttinger Stadtregiment. 1. Die Stadt war nach Verleihung des Stadtrechts nicht völlig ihre eigene Herrin; sie stand auch fernerhin unter dem Herzog und war ihm zu Dienst und Abgabe verpflichtet. Der Herzog hatte in der Stadt einen Schultheißen oder Schulzen als obersten Beamten, dessen hauptsächlichste Ausgabe war, das Stadtgericht zu halten. Er that dies jeden Mittwoch im Namen des Landesherrn und in Gemeinschaft mit zwei Schöffen, welche die Stadt erwählte. Der Schultheiß ließ pfänden und verhaften, entschied über Scheltworte, Jagd- und Forstfrevel und nahm Wehr und Waffen, mit denen gefrevelt wurde, an sich; vor ihm wurde Urfehde*) geschworen; er verurteilte die Verbrecher und lieferte sie an den Grafen auf dem Leineberge ab, damit dieser das *) Urfehde = eidliche Versicherung, keine Rache zu üben. 2*

4. Geschichte von Göttingen und Umgegend - S. 20

1897 - Hannover : Carl Meyer (Gustav Prior)
— 20 — ttrtal vollstrecke. Alle herrschaftlichen Zinse und Abgaben mußten an den Schultheißen gezahlt werden, Markt-, Worth- und Pfablrins sowie eine jährliche Bebe von 100 Mark?) Zahlte ein Haus den Worthzms mcht rechtzeitig, so konnte der Schultheiß befehlen, das Ian9£ offen 3u lassen oder zu verschließen, bis der Zins und . Dchrmng Strafe gezahlt waren. Um die Säumigen zu mahnen ging der Schultheiß nachts zweimal durch die Stadt und stieß an jedes Haus, darin ein Säumiger wohnte. _ J- Ille Angelegenheiten, welche der Stadt durch die Verleihung des Stadtrechts zu eigener Verwaltung übertragen waren, wurden durch eine Anzahl Männer geordnet, welche die Bürger zu diesem Zwecke aus den wohlhabendsten Familien der Stadt erwählte. Das war der L -c s?er bestand aus 24 Ratsherren; davon bildete die eine Hälfte den alten, die andere den neuen Rat; beide Gruppen wurden auf Lebenszeit gewählt und wechselten alljährlich um Michaelis ihr Amt. Zwei Ratsherren saßen als Schöffen mit zu Gericht, zwei waren Kämmerer, zwei Baumeister u. s. f., jedem war ein besonderes Amt Mgttviesen. Am Tage der Ratswahl wurde in der Frühe in der Kirche zu St. Johann eine feierliche Messe gehalten. Dann erfolgte me Wahl; dabei ermahnte der Worthalter alles geheim zu halten, möge es Vater oder Bruder, Freunde oder Verwandte angehen; der Schreiber verlas die Namen des alten Rats, und die Einzelnen wurden nach der Reihe wiedergewählt, wenn nichts Besonderes vorlag. Nach einer gemeinsamen Mahlzeit stellte der alte Rat die Gewählten den Bürgern vor und schwur vor Schultheiß und Volk, daß er den Schoß richtig gezahlt habe, während der neue Rat gelobte, jedem zu seinem Rechte zu verhelfen und alle Willküren und Gesetze streng zu beobachten. Nachdem der alte Rat Rechnung abgelegt hatte, die neuen Kämmerer und Baumeister, Schreiber, Unterschreiber, Knechte, Thorhüter und Wachter beeidigt und die Statuten dem Volke vorgelesen waren, war das Regiment der Stadt wieder auf ein Jahr geordnet. An die Feierlichkeiten, welche beim Ratswechsel stattfanden, erinnert noch heute die Regimentspredigt, welche alljährlich am Sonntage nach Michaelis in der Johanniskirche gehalten wird. — Briefe und Urkunden, welche der Rat ausstellte, wurden durch das Stadtsiegel beglaubigt. Es bestand aus dem Stadtwappen mit der Umschrift: Sigillum bur-gensium in G-otigen. Die alle Göttinger Bürgerschaft. 1. Die Einwohner Göttingens hatten das Recht erhalten, die Stadt wie eine große Burg zu befestigen; daher wurden sie als Bürger und in ihrer Gesamtheit als Bürgerschaft bezeichnet. Handel und Handwerk bildeten ihre eigentliche Beschäftigung, und danach gliederte sie sich in Gilden und Einungen. Göttingen zählte sechs Gilden: die *) Eine damalige Mark ^ 30 bis 40 Mk. unseres Geldes.

5. Geschichte von Göttingen und Umgegend - S. 28

1897 - Hannover : Carl Meyer (Gustav Prior)
— 28 — alljährlich zu Michaelis 41/2 Mark lötigen Silbers als Zins und Bede an den Herzog zahlen. Nach und nach siedelten sich immer mehr israelitische Familien neben den ersten an, so daß vor der Burg eine jüdische Kolonie entstand, welche zwei Straßen, die lange und kurze Judenstraße, umfaßte. Die Namen der Jndenstraße und Kupfer-, b. i. Kipperstraße erinnern noch jetzt daran. Außerhalb dieser Straßen durften sich die jüdischen Ansiedler nicht niederlassen. Diese und manche andere Beschränkung sind später beseitigt, und heute haben die jüdischen Einwohner mit den christlichen gleiches Recht. Sie bilden die Synagogengemeinde, haben an der Unteren Masch ihr Gotteshaus, die Synagoge, und unterhalten eine besondere Religionsschule. — Auch in den Dörfern unserer Gegend haben sich im Laufe der Zeit viele Juden niedergelassen. 23. Göttingens Macht und Wohlstand wachsen. 1. Die junge Stadtgemeinde hatte von dem umwohnenden Adel manches Unrecht zu leiden. Da der Herzog nicht immer helfen konnte, so schritt sie allmählich zur Selbsthilfe. Die Göttinger brachen die Burgen zu Harste und Grona, kamen mit dem Herzoge überein, daß er die Burg Berlevessen (Barlissen), den Stammsitz der Herren von Berlepsch, niederlege, und zerstörten ein festes Haus zu Waake. Die Herren von Rosdorf machten der Stadt besondere Not. Der Rat bat daher den Herzog, daß er auch die Burg zu Rosdorf niederlege. Gegen ein Geschenk von 300 Mark lötigen Silbers, das die Stadt dem Herzoge „tzo leve unde tzo frundscap" gab, willigte er ein, trat außerdem die Neustadt ab und gewährte noch einige andere Vorteile; darunter war der wichtigste, daß Göttingen im Umkreise von einer Meile keine Burg zu dulden brauche. Die darüber ausgestellte Urkunde galt als Freibrief. Es heißt darin: „We willet och nnsen borgeren der olden stad tzo Gotingen tzo leve unde tzo vromen de borch tzo Rostorp afdon unde de graveu der sulveu borch uederdon unde ueyue andere borch noch vestene weder bnwen noch neyman von unser wegen der snlven vorgesprochenen stad eyne mile na. Deded aver iement darenboven, daz scolde we met vuller macht weren oder uuse ammechtlude mit on weren. Mochte we aver oder nnse ammechtlnde nicht darto komen, so mögen seyt von unser wegen weren". Noch öfter hatte die Stadt Gelegenheit, dem Herzoge durch Geschenke und Pfandsummen aus der Verlegenheit zu helfen. Dafür bekam sie manches wichtige Vorrecht, durch welches Wohlstand und Macht gehoben wurden. So erhielt sie das Recht, Münzen zu prägen und zu wechseln, legte infolgedessen eine eigene Münze an und prägte Groschen, Kört-linge, Pfennige und später auch Thaler, welche auf der einen Seite den Reichsadler, auf der andern das Göttinger G mit der Umschrift moneta nova G-ottingensis zeigten. Von Münze und Wechsel hatte die Stadt viel Einnahme; desgleichen vom Schultheißenamte, von Zoll

6. Geschichte von Göttingen und Umgegend - S. 39

1897 - Hannover : Carl Meyer (Gustav Prior)
— 39 — die Feinde nicht, sobald er das Schwert entblößte. Als Achtzehnjähriger kämpfte er an der Seite des Kaisers Maximilian, der sein Pate war, gegen die Türken. Kaiser Max liebte den frischen, mutigen Jüngling und schenkte ihm dauernde Freundschaft. Auch als Erich bereits Herzog geworden, verließ er seinen kaiserlichen Freund in keiner Not und Gefahr. Er begleitete ihn auf allen Kriegszügen, selbst nach Italien und Spanien, und war bei ihm auf jedem Reichstage. In einem Kriege, den Kaiser Max in Bayern führte, rettete ihm Erich das Leben und empfing dabei selbst zwei tödliche Wunden. — Während der Schlacht bei Soltau in der Hildesheimer Stiftsfehde tummelte er kampflustig sein Roß und schwang gewaltig sein Schwert. Als die Feinde ihm von allen Seiten zusetzten und sein Banner sank, hielt er es für eine Schmach, zu entfliehen, und er rief dem Herzog Heinrich von Wolfenbüttel zu: „Reit, Vetter, reit, denn meine gelben Sporen wollens nicht leiden, daß ich reite!" So geriet Erich in die Gefangenschaft, während Herzog Heinrich entkam. 3. Bei dem steten Kriegsleben und der Freigebigkeit gegen Adel und Söldner, bei der Gastlichkeit, die auf den Schlössern zu Münden und Neustadt herrschte, geriet der Herzog in eine große Schuldenlast; dennoch wollte er nicht, daß seine Unterthanen darunter leiden sollten; er veräußerte lieber seine Kleinodien. Als sein Kanzler ihn daran hindern wollte, erwiderte er: „Aber wie soll ichs denn machen? Ich bin ein armer Fürst, und meine Leutlein können mir nicht mehr geben". — Erich war es, der auf dem Reichstage zu Worms dem Doktor Martin Luther für sein unerschrockenes Auftreten eine Kanne Einbecker Bieres reichen ließ. — Im Jahre 1533 brannte die Stadt Hardegsen fast völlig nieder. Sogleich eilte er an die Stätte des Unglücks. Jammernd kamen ihm die Abgebrannten entgegen. Der Herzog wurde zu Thränen gerührt und ging nicht eher von dannen, bis er Geld genug unter die Hilfsbedürftigen verteilt, alle Abgaben erlassen und befohlen hatte, den Abgebrannten das nötige Bauholz aus den herzoglichen Forsten zu liefern. — Gern beteiligte sich der Herzog an den Festen des Volks, mischte sich unter die Fröhlichen, war fröhlich mit ihnen und verachtete auch nicht einen Tanz mit den Töchtern der Bürger. 4. Im Alter von 55 Jahren vermählte sich Erich auf dem Schlosse zu Münden mit Elisabeth, der jugendlichen und heitern Tochter des Kurfürsten Joachim von Brandenburg. Auch der Rat von Göttingen war zu der Hochzeit geladen. Elisabeth war Erichs zweite Gemahlin. Die Gatten lebten wie Bürgersleute einfach, still und vertraulich auf dem Schlosse zu Münden. Erich nannte seine Gemahlin gern seine „herzliebe Ilse". Dem Herzogspaare wurde ein Sohn geboren, der, wie sein Vater, Erich hieß. Nach ihm erhielt das Schloß Erichsburg bei Dassel seinen Namen. — Als der Herzog im Jahre 1540 in Hagenau auf dem Reichstage war, ereilte ihn der Tod. Seine Gebeine wurden nach Münden gebracht und in der St. Ägidienkirche daselbst beigesetzt. Ein Denkstein bezeichnet die Grabstätte.

7. Geschichte von Göttingen und Umgegend - S. 48

1897 - Hannover : Carl Meyer (Gustav Prior)
— 48 — wird nach diesem bösen Leben aber gut werden in der eotigen Seligkeit; dazu helf mir Gott, Amen!" Daneben war Elisabeth eine umsichtige und sorgsame Hausfrau, die es sich nicht verdrießen ließ, eine Reihe untergeordneter Geschäfte ihres fürstlichen Haushalts selbst zu besorgen. Mit eigener Hand stellte sie das Verzeichnis der Bettwäsche ihres Sohnes Erich auf, die sich auf dem Schlosse zu Neustadt befand; da heißt es: „Erstlich ein ganz güldene Decke aufs Bette. Zwei güldene Pfühle aufs Bette. Sechs güldene Kissen. Ein zobelen Decke. Ein schwarz sammeten Decke. Drei schwarz sametten Küssen. Zwei bunte atlassen Decken. Ein schwarz atlassen Decken. Drei gewirkte große Decken mit Bildern aufs Bette. Elisabeth, ich mit eigener Hand". Jede Ausgabe wurde von ihr eingetragen; sie stellte selbst die Lohnzettel aus für alle die, welche am fürstlichen Hofe beschäftigt waren. Danach erhielten die Mägde jährlich 3 oder 4, einige wohl auch 7 Gulden, der fürstliche Seidensticker 15 Gulden und 2 Kleider, die Näherin 20 Gulden und 1 Kleid, die Hofmeisterin 30 Gulden und 2 Kleider als Lohn, und fo hinunter bis auf den Küchenjungen, der sich eines Lohnes von 2 Gulden erfreute. In den verschiedensten Städten des Reichs bestellte die Fürstin selbst Tuch, Gewürz und Silbergeschirr; ihre Mußestunden füllte sie mit feinen Stickereien aus. Überall zeigte sich Elisabeth als die hochgebildete und tüchtige Frau, als würdige Tochter des gelehrten Kurfürsten Joachim von Brandenburg, die mit scharfem Auge alle ihr entgegentretenden Verhältnisse zu überblicken und zu ordnen verstand. 2. Ihren Unterthanen bewies sich Elisabeth als treue Landesmutter. Um ihrem alternden Gemahl die Sorge zu verringern, ordnete sie mit dem Amtmann zu Erichsburg die Steuern des Landes. Dem Zuge ihres Herzens folgend, bat Elisabeth kurz vor der Taufe ihres Sohnes Erich um die Befreiung etlicher Gefangenen; unter ihnen befand sich auch der Prediger Georg Stenneberg aus Ellierode, der um seines lutherischen Glaubens willen schon 21 Wochen auf dem Rnsteberge in enger Haft gehalten wurde. Der Herzog erfüllte ihre Bitte, ließ seiner „herzlieben Ilse" zu Gefallen sogar alle Gefangenen im Fürstentums frei. Bei dem großen Brande von Hardegsen ließ sie es sich nicht nehmen, gleich ihrem Gemahl, an Ort und Stelle die Betroffenen zu trösten und deren Unglück zu mildern. Schwere^ und verantwortungsvolle Tage kamen über sie, als Erich I. im Jahre 1540 aus dem Leben schied. Noch waren trotz aller Sparsamkeit die Schulden des Herzogs nicht getilgt, und von allen Seiten bedrängten sie jetzt die Forderungen der Gläubiger; es wurde ihr schwer, auch nur den Leichnam ihres Gemahls aus der Herberge zu Hagenau zu losen. Erst ein Jahr nach dem Tode konnte die Leiche Erichs nach Münden gebracht werden. Aber es gelang ihr, alle Gläubiger nach und nach zu befriedigen. 3. Die vormnndschaftliche Regierung für den zwölfjährigen Erich Ii. führte Elisabeth in ernster Gottesfurcht, mit Kraft und Weisheit. Trotz verwickelter Geschäfte, die besonders durch den Krieg

8. Geschichte von Göttingen und Umgegend - S. 55

1897 - Hannover : Carl Meyer (Gustav Prior)
— 55 — Rat beschwerte sich und schrieb: „Es läuft die Bürgerschaft Haufenwerse davon; denn die Beschwerung ist doppelt so groß als zur Zeit der Tilly'schen Garnison und drückt um so mehr, als das Unvermögen seitdem gestiegen ist!" Damals sang man in Göttingen: „Die Kaiserlichen haben uns ausgesogen; die Weimarschen haben uns ausgezogen; aber die Hessen bedenken uns ganz und gar aufzufressen". Erst nach Jahresfrist war diese Prüfungszeit zu Ende. 41. Göttin gens Verfall. 1. Göttingen hatte während der Kriegsjahre furchtbar gelitten. 179 Häuser waren eingestürzt und niedergerissen, 237 standen wüst und leer, 460 waren nicht mehr bewohnt und 137 gehörten Witwen. Die wehrhafte Bürgerschaft war von 1000 Mann auf die Hälfte zusammengeschmolzen. Ein Drittel derselben lebte in drückendster Armut, in Strohhütten und Kellern. Gewerbe und Handel lagen darnieder; kaum besaßen die Bewohner das Allernotwendigste zur Leibes Nahrung und Notdurft. Dazu drückten die regelmäßigen Abgaben für die Kämmerei, den Festungsbau und den Landesherrn, es drückten die Proviantlieserungen und monatlichen Kontributionen. Die Schuld hatte schon vor dem Kriege 100000 Thaler betragen und die Zinsen waren fast zu derselben Summe angewachsen. Jetzt hatte sich die Schuld so vermehrt, daß die vier Leinedörfer und die Mühlen verpfändet werden mußten. Die Güter der Stadt hatten fast feinen Wert mehr, die Äcker waren verwüstet, ganze Dörfer verschwunden, die Waldungen ausgehauen, die Berge fahl, und im Thale ergoß sich die Leine ungehemmt durch die Wiesen. Im Innern war die Stadt fast einem Dorfe gleich, wenig oder gar nicht gepflastert, voll öder Brandstellen und Sümpfe. 2. Mit der Vernichtung des Wohlstandes ging auch das Selbstgefühl und das Vertrauen auf die eigene Kraft verloren. Die Stadt hatte nicht mehr die Macht, den Verfall selbst aufzuhalten; sie war jetzt völlig auf die Gnade und Ungnade des Landesfürsten angewiesen. Die Herzoge nahmen sich ihrer zwar an, benutzen aber auch jede Gelegenheit, die Hoheitsrechte des Landesfürsten zu stärken. Noch befanden sich Schulzenamt, Zoll, Münze und Wechsel als wertvolle Pfandstücke in den Händen des Rats. War es für Göttingen einst ein Leichtes gewesen, die Summen für diese Rechte an die Herzoge zu zahlen, so nahm die Stadt das Geld jetzt gern als Notpfennig von dem Landesfürsten zurück und verzichtete damit für immer aus Freiheiten und Gerechtsame, die sie jahrhundertelang besessen hatte. Als die Stadt sich weigerte, auch das Wegegeld aufzugeben, ließ der Herzog die vier Leinedörfer mit Beschlag belegen und zwang dadurch zur Nachgiebigfeit. Auch das Recht der Befestigung mußte aufgegeben werden. Wohlstand, Macht und Ansehen der Stadt gingen immer mehr verloren.

9. Geschichte von Göttingen und Umgegend - S. 86

1897 - Hannover : Carl Meyer (Gustav Prior)
baut unsere Gegend vornehmlich den Tabak. Der Kreis Göttingen zählt allein über 1200 Tabakpflanzer, der Kreis Northeim sogar über 2000. Zur Unterstützung des landwirtschaftlichen Betriebes sind in manchen Orten genossenschaftliche Spar- und Darlehnskassen gegründet. Für angehende Landwirte besteht in Northeim eine landwirtschaftliche Winterschule, und der ältere Landwirt kann seine Erfahrungen und sein Wissen in den landwirtschaftlichen Vereinen, die in jedem Kreise bestehen, erweitern und vertiefen. 2. Wie einst in Göttingen das Gewerbe der Tuchmacher und Wollenweber in Blüte stand, so erfreut sich auch heute noch die Göttinger Gegend einer lebhaften Thätigkeit in der Herstellung von Wollwaren. In Göttingen, Weende, Rosdorf und Klein-Lengden verfertigen Fabriken wollene, halbwollene und baumwollene Waren, von denen jährlich für mehr als 21/i Millionen Mark verkauft werden. Durch die Wollwarenindustrie in Göttingen sind das ganze Jahr hindurch fast 6.00 Personen lohnend beschäftigt. Die Göttinger Tuchfabrik sorgt für ihre Arbeiter durch eine Speiseanstalt, eine Sparkasse und andere Wohlfahrtseinrichtungen in musterhafter Weise. Die Saline Luisenhall bei Grone gewinnt jährlich gegen 100 000 Centner Koch-und Gewerbesalz. Mehrere Ziegeleien decken den Bedarf an Backsteinen und Ziegeln, und die Basaltsteinbrüche des Hohen Hagens, der Gräfischen Burg und der Bramburg liefern reichliches Material zur Pflasterung und Chaussierung der Straßen. Göttingen hat zwei Bierbrauereien, Fabrikbetrieb für Klaviere, Wagen, Bürsten, Leder, Seife u. s. w. Im übrigen hat unsere Stadt noch gegen 200 verschiedene Gewerbe. Viele Gewerbetreibende haben sich innerhalb ihres Berusszweiges zu Vereinigungen oder Innungen zusammengeschlossen. Infolge des Krankenversicherungsgesetzes haben sich die Gewerbetreibenden in sechs Gruppen zusammeugethau und je eine Ortskrankenkasse gegründet. Daneben besteht je eine besondere Krankenkasse für die Tuch- und Zuckerfabrik. Streitigkeiten zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern entscheidet das Gewerbegericht, das unter dem Vorsitz eines Magistratsmitgliedes auf dem Rathause zusammentritt. Zur bessern Ausbildung der Handwerks- und Handelslehrlinge sind Gewerbe- und Handelsschule eingerichtet. Die Förderung des gesamten Handels und Verkehrs in den Kreisen Göttingen, Münden, Uslar, Einbeck, Northeim, Osterode, Zellerfeld und Duderstadt ist Sache der Handelskammer in Göttingen, die zu diesem Zwecke aus Industriellen und Kaufleuten der genannten Kreise gebildet ist. 69. Die städtische Realschule. 1890. Neben dem Königlichen Gymnasium bestand bis in die^jüngste Zeit ein Realgymnasium, welches hauptsächlich von solchen Schülern -besucht wurde, die sich einem praktischen Lebensberufe zuwenden wollten.
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