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1. Lehr- und Lesebuch für Elementarschulen oder Stoff aus der Natur und dem Menschenleben in steter Beziehung auf Gott, zur Bildung des Geistes und Herzens ; zum Besten der Hamburgischen Warteschulen - S. 40

1863 - Hamburg : Selbstverl. J. C. Kröger
40 Reitern, deren Befehlshabern er war, in seinen Geburtsort kam, sah er seine alten Aeltern auf dem Markte stehen. Sobald er sie erblickte, sprang er vom Pferde und umarmte sie öffentlich. Er behielt sie nun auch von jetzt an lebenslang bei sich und ließ sie immer mit an seiner Tafel essen, wenn auch vornehme Leute zum Besuche da waren. Darüber wurde er von unver- ständigen und thörichten Menschen verspottet. Als dies der edle General Ziethen hörte, so besuchte er einst Kurzhagen zu Mittage, bat ihn, daß er doch auch die übrigen Offiziere ein- laden möchte und sagte dann bei der Tafel zu seinem Wirthe: „Aber wo sind ihre würdigen Aeltern? Lassen Sie sie doch herkommen ruid meinethalben ja nicht wegbleiben" Er ging sogar selbst hin, holte sie und setzte sich in ihre Mitte; drückte dem alten Vater traulich die Hand und siand dann, das Glas in der Hand, mit den Worten auf: Meine Herren, auf das Wohl dieser braven Aeltern eines braven verdienstvollen Soh- nes!" — So beschämte er die unverständigen Tadler! — Der König von Preußen, Friedrich der Große, hatte Kurzhagen auch einmal zur Tafel eingeladen. „Von welchem adeligen Hause stammt Er ab?" fragte ihn der König, ver- muthlich um seine Gesinnungen zu prüfen. „Von gar keinem, Ew. Majestät," erwiderte der Rittmeister (ohne falsche Scham und im Gefühl, daß nicht Geburt, sondern Geist und Herz des Menschen Werth bestimmen), „von gar keinem; meine Aeltern sind bloße Landleute, aber ich möchte sie um keine andern Aeltern in der Welt vertauschen." — „Das heißt edel gedacht," sprach der großherzige König, und eine Thräne floß seine Wange herab. „Wehe dem, der, wenn er reich oder vornehm geworden, klein genug denkt, sich seiner Aeltern wegen ihres Standes zu schämen! Er ist kein edler Mensch und wird auch keiner werden!" Lohn' den Aeltern ihre Müh', Achte, lieb', erfreue sie. (Sir. 3, 1 - 18. Luc. 5, 51.) Ein rechtschaffener Kaufmann hatte durch Unglücksfälle starken Verlust erlitten und war dadurch in dürftige Umstände gerathen. Er stellte nun seinen Handelsfreunden sein unver- schuldetes, trauriges Schicksal vor, versicherte ihnen, daß er Alles aufbieten werde, seine Schulden zu bezahlen und daß er nur dann vergnügt sterben könne, wenn er dieses bewerkstelliget
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