— 36 —
jetzt die städtische Steuerkasse, das Schulbureau u. s. w. unter-
gebracht sind. Bevor das Gebäude als Kaserne diente,
wurden hier Münzen geprägt. Neben demselben liegt der
sog. Münzmarkt, wo täglich Märkte abgehalten werden. —
Der Osterteil ist besonders reich an Gotteshäusern. An der
Ostseite der kleinen Freiheit, nahe der Reichenstraße, liegt die
reformierte, an der Westseite der großen Freiheit be-
finden sich die katholische und die Mennonitenkirche.
Das bedeutendste Gotteshaus im Osterteil ist die Haupt-
kirche, die älteste lutherische Kirche unserer Stadt, westlich
von der großen Prinzenstraße belegen. Ihr Turm ist 62 m
hoch. An der Altonaer Hochstraße, da, wo sich diese von der
Breitenstraße abzweigt, liegt die Synagoge der Israeliten-
gemeinde. Der Eingang ist an der kleinen Papagoyenstraße.
Diese hat ihren Namen davon erhalten, daß hier in früheren
Zeiten der Platz war, wo inan alljährlich beim Schützensest
nach einem hölzernen Vogel schoß, der Papagoy (niederdeutsche
Form des Wortes Papagei) genannt wurde. — Besonders
hervorzuheben ist das Rathaus auf dem Rathausmarkt, wo
die Versammlungen der Behörden, welche die Stadt zu ver-
walten haben, stattfinden. Die höchste Behörde der Stadt ist
der Magistrat. Dieser besteht aus dem Oberbürgermeister,
dem zweiten Bürgermeister und sieben Senatoren. Er ist die
Obrigkeit der ganzen Stadt und hat darauf zu achten, daß
die bestehenden Gesetze befolgt werden. Mit dem Magistrat
gemeinsam verwalten die Stadtverordneten die innern
Gemeindeangelegenheiten. Das alte Rathaus brannte 1713
im großen Schwedenbrande nieder, und 1716 wurde das
jetzige Rathaus erbaut. Vom Rathausmarkt aus gehen wir
an dem nördlich der Königstraße belegenen alten Juden-
kirchhof vorüber nach der Blücherstraße, an deren Ostseite die
Herberge zur Heimat und die Augen- und Ohrenklinik
liegen.
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Hamburg
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— Vi —
vorgenommen worden. Ein Artikel über die Schiffswerften
wurde neu hinzugefügt. Möge das Büchlein mithelfen, unsere
Kinder näher mit der Vaterstadt bekannt zu machen.
Bekanntschaft und Vertrautheit mit der nächsten Um-
gebung, mit der Heimat, das ist das Fundament, auf welchem
allein sich ein sicherer Bau intellectneller Bildung errichten
läßt, auf welchem man auch eine Volksbildung aufbaueu
kann, die, wie das die „Lehrervereiniguug für die Pflege der
künstlerischen Bildung" erstrebt, zu wahrem Kunstgenuß hin-
führt und befähigt. Vertrautheit mit der Heimat iu jeglicher
Beziehung, das scheint mir zugleich das beste Mittel zu sein,
die in den Herzen unserer Kinder schlummernde Liebe zur
Vaterstadt und die gebührende Achtung vor den ihr eigentüm-
lichen Einrichtungen zur Entfaltung zu bringen.
Hamburg, Januar 1899.
C. Hentze.
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Regionen (OPAC): Hamburg
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— 120 —
35.
Hamburgs Denkmalen
Fremde, die unserer Vaterstadt einen Besuch abstatten, um
die „freie und Hansestadt" Hamburg, Deutschlands großes Ein-
und Ausgangsthor für den Warenaustausch mit überseeischen
Ländern kennen zu lernen, pflegen eine Rundfahrt um die
innere Stadt zu machen. Sie erlangen auf diese Weise nicht
nur eine Übersicht über die Größe und Anlage derselben, sondern
es bieten sich dabei auch schöne und interessante Punkte, sowie
mehrere der bedeutenderen Bauten und der Denkmäler Ham-
burgs ihrem Auge dar. An künstlerisch ausgeführten, öffent-
lichen Denkmälern ist Hamburg nicht reich. Daß es in dieser
Hinsicht hinter mancher anderen deutschen Stadt zurücksteht, das
mag wohl in der Sinnesart unserer Bevölkerung begründet
sein. Es hat in Hamburg nicht an eigenen Bürgern gefehlt,
die durch rastloses, gemeinnütziges Streben sich eines öffentlichen
Ehrendenkmals würdig machten; ebensowenig ist hier jemals
Mangel gewesen an Verständnis sowohl für edles Wollen und
Thun im engeren Kreise der Heimat, als auch für die großen
Thaten der Helden unseres ganzen Volkes. Aber der Ham-
burger ueigt mehr dazu, den Meister durch sein eigenes Werk
loben zu lassen, als ihn durch Denkmäler öffentlich zu rühmen.
Gleichwohl hat Hamburg zum Andenken an große Ereignisse
und hervorragende Personen eine Reihe öffentlicher Erinnernngs-
und Ehrenmale errichtet, teils um große Männer und edle
Thaten der Vergessenheit zu entreißen, teils nm darzuthun, wie
sehr man von ihrer hohen Bedeutung erfüllt ist.
Eine Anzahl dieser Denkmäler ist so eng mit der Ent-
Wickelung und der Geschichte ihrer nächsten Umgebung verknüpft,
daß sie nur in unmittelbarem Zusammenhang mit derselben
ganz verstanden und gewürdigt werden können. So gehört das
Lessingdenkmal mit dem Theater am Gänsemarkt zusammen,
das Denkmal Adolfs Iv. mit dem Adolfsplatz und den beiden
großen Stiftsgebäuden am Steinthorwall und Klosterthorwall,
der Karlsbrunnen mit dem ältesten Teil unserer Stadt, das
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Regionen (OPAC): Hamburg
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
63
ganzen Schar unter Hohn und Spott dem Meister wieder zurück
gebracht. Die Brauerknechte erwählten für die Tage des Festes
einen Koch, einen Bäcker, einen Rechnungsführer, einen Schlummer-
Vogt und einen Großvogt. Der Bäcker und der Koch verwalteten
die Lebensmittel, der Rechnungsführer die gemeinsame Kasse.
Der Schlummervogt hatte acht zu geben, daß bei dem achttägigen
Feste niemand schliefe, und der Großvogt bildete mit seinen
Gehilfen die Polizei. Er schlichtete Zank und Streit unter
seinen Gefährten und bestrafte die Schuldigen. Als schwerste
Strafe durste er das Anschließen mittels einer schweren, eisernen
Kette für acht Stunden verfügen. Ein großer Umzug durch die
Straßen war der Glanzpunkt des Festes. Spaß und Mutwille
wurde dabei bis zum Übermaß getrieben. Man hat niemals
einem anderen Stande so viel Freiheit gestattet und so viel
Unfug nachgesehen als den Brauerknechten. Der Brauereibetrieb
war in Hamburg lauge Zeit bedeutender und einträglicher als
jedes andere Gewerbe.
19.
Das Katharinenkirchspiel.
Der Stadtteil, welchen wir das Katharinenkirchspiel nennen,
liegt auf zwei Inseln, der Grimminsel und der Cremoninsel.
Dieselben werden von einem Elbarm und einem Alsterarm um-
fpült und sind durch einen schmalen Verbindungsarm zwischen
Alfter und Elbe von einander geschieden. Wie Flußarme sehen
diese Wasserstraßen jetzt freilich nicht aus; wir nennen sie Fleet
und Zollkanal. Dennoch sind hier nur die alten Rinnen,
welche sich das Wasser selbst ausgewühlt hatte, reguliert wordeu,
nämlich vertieft, gleichmäßiger gemacht, an manchen Stellen ver-
breitert und mit festen Ufern versehen. Wir erkennen jetzt diese
Wasserstraßen um so weniger leicht als Flußläufe, als wir
wegen der Bebauung nur mühsam die Richtung der Fleete ver-
folgen können.
Schon vor 700 Jahren wurde dieses niedrig gelegene
Gebiet durch Eindeichung gegen Überschwemmungen geschützt.
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Regionen (OPAC): Hamburg
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
Noch hatte aber die Straße diesen Namen nicht; sondern
sie erhielt ihn erst infolge der Pflasterung. Die Straße wurde
von den schweren Wagen furchtbar zerfahren. Bei Regenwetter
war manchmal fast nicht hindurch zu kommen. Auf verschiedene
Weise suchte mau dem kläglichen Zustande abzuhelfen. Man
schüttete die ausgefahrenen Geleise und Löcher mit Sand zu,
stampfte an weichen Stellen Reisigbündel ein und half mit
Bohlen und kurzen Knüppeldämmen, auf denen dann die Wagen
in bedenklicher Weise daherfchwankten. Manchmal rutschte ein
Rad hinunter in ein Morastloch; dann blieb der Wagen elendig-
lich stecken oder stürzte wohl gar um. Auf fo stark befahrenen
Strecken, wie die große Heerstraße dicht bei Hamburg es war, sah
es immer am schlimmsten aus. Hier fühlte mau darum das
Bedürfnis nach gründlicher Hilfe mehr als an anderen Orten.
Nach mancherlei Versuchen nahm man seine Zuflucht zur Pflasterung
mit Feldsteinen. Das half. Kein einziger Wagen blieb mehr
stecken; alle rollten klappernd über die Steine hinweg; es war
eine wahre Lust, hier zu fahren; der schlechteste Landweg, der
Schrecken der Fuhrleute, war auf einmal die beste Fahrstraße
geworden. Wenn das Pflaster auch lange nicht so schön war,
wie wir es heute gewöhnt sind, so war die Verbesserung doch
so vorzüglich und die Sache so neu, daß sie überall Staunen
erregte. Die Fuhrleute rühmten allerwärts die mit Steinen
belegte Straße bei Hamburg, und in Hamburg sprach Alt und
Jung von der Steinstraße. So kam die Steinstraße zu ihrem
Namen. Zugleich gab sie ein Vorbild für die gesamten Straßen
unserer Stadt. Nicht lange darnach, es war vor rund 600 Jahren,
fing man in Hamburg an, auch in der inneren Stadt zu pflastern.
Zuerst kamen die Hauptstraßen und die Marktplätze heran, später
die Nebenstraßen.
Das Gebiet der Steinstraße ist überaus eng bebaut. Fast
unzählig sind die Gänge und Höfe, die zu beiden Seiten in die
Straße münden. Die Wohnungsverhältnisse daselbst sind die
schlechtesten iu Hamburg. Wer niemals in diesen Gängen und
Höfen gewesen ist, kann es sich nicht vorstellen, wie traurig es
dort aussieht. Man begreift fast nicht, warum ihre Bewohner
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Regionen (OPAC): Hamburg
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— 88 —
an die großen Gerbereihöfe und deren Lohgruben, welche sich in
früherer Zeit dort befanden.
Auf dem Gänsemarkte haben sich vor Jahrhunderten, als
jene ganze Gegend noch nicht bebaut war, unsere Vorfahren
ihre Gänse erhandelt. Dieselben wurden von den Weideplätzen
vor dem Dammthore, von denen noch heutigen Tages ein Rest
unbebaut ist, und deren einer, zwischen Mittelweg und Roterbaum-
Chaussee belegen, den Namen Gänseweide behalten hat, zum
öffentlichen Markte getrieben.
Auf dem Gänsemarkte steht das Lessingdenkmal. Es wurde
am hundertsten Todestage Lessings, im Jahre 1881 errichtet.
Die sitzende Figur hat ein Buch in der Hand. Damit soll an-
gedeutet werden, daß Lessing ein Mann von großer Gelehrsamkeit
war, viel in Büchern studiert und sehr Wichtiges geschrieben hat.
Warum hat man aber das Denkmal eines gelehrten Mannes
auf dem Gänsemarkte errichtet? Gelehrsamkeit und Gänse-
geschnatter scheinen gar schlecht zusammen zu passen. Man hat
seinen guten Grund dafür gehabt. Lessing, welcher drei Jahre
lang in Hamburg lebte, hatte viel mit dem Theater zu thun,
und am Gänsemarkte stand in damaliger Zeit das Opern- und
Schauspielhaus. Erst als dieses Haus zu klein geworden und
der Raum für ein größeres Gebäude am Gänsemarkte zu eng
war, erbaute man im Jahre 1827 das Stadttheater in der
Dammthorstraße, wo gerade ein großer Platz frei war. Lessing
hat sehr viel Gutes für das Theater gewirkt, am allermeisten
gerade in den drei Jahren, als er in Hamburg lebte. Lessiugs
Denkmal mußte daher auf dem Gänsemarkte, vor dem Platze
'ausgerichtet werden, wo zur Zeit seiner Wirksamkeit das Hamburger-
Opern- und Schauspielhaus stand.
Mancher Fremde, der Hamburg besucht und zum Gänse-
markt kommt, bleibt lange vor dem Lessingdenkmale stehen.
Eine ganze Theatergeschichte, an die er schon lange nicht mehr
gedacht hatte, hat das Denkmal ihm in die Erinnerung zurück-
gerufen. Jetzt weiß er es wieder, was er schon in der Schule
lernte, daß das Theaterspielen in unserem Vaterlande damit
anfing, daß eine Anzahl von frommen Männern sich zusammen-
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Regionen (OPAC): Hamburg
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— 83 —
ist es übel ergangen für seine Bosheit. Die Herren vom Rat
berieten viel hin und her, welche Strafe ihn treffen sollte. Der
eine sprach: Es sind gottlose Streiche, die der Junge vollbracht
hat, und ihrer sind viele; aber er ist ein Junge. Er hat noch
Zeit im Leben, sich zu bessern. Vielleicht wird er doch noch
ein brauchbarer Mensch und ein ordentlicher Bürger in Ham-
bürg. — Das meine ich nicht, erwiderte ein anderer. Der
Junge ist ein Frevler durch und durch. Er ist wie vom Teufel
besessen, der ihn zu immer ärgeren Thaten treibt. Schon hat
er viele Knaben zum Bösen verleitet, und er wird andere
verlocken. Wenn er es nicht gewußt hätte, wie schlimm sein
Thun gewesen, so könnte ich Nachsicht mit ihm haben. Er hat
jedoch gehört, wie man in ganz Hamburg auf den Bösewicht
schalt, wie die Wächter ihm oft auflauerten, und hat es doch
nur ärger getrieben. Er muß schwer bestraft werden. — Dieser
Junge, sagte ein dritter, wird ganz gewiß ein Taugenichts, ein
Dieb, ein Einbrecher, vielleicht ein Mörder. Täglich reift er
dem Galgen mehr entgegen. Je länger er lebt, desto größer
wird nur seine Schuld vor Gott und Menschen und desto
schlimmer seine Verdammnis nach dem Tode. Ich bin der
Meinung, es wäre für die Seele des Knaben am besten, wenn
er aufhörte zu lebeu. — Der Meinung waren die meisten
Herren vom Rat. Der Knabe wurde verurteilt und mit dem
Schwerte hingerichtet. So lautet die Geschichte des bösen Hans
Tolch, des schlimmen Straßenjungen in Hamburg.
Es war vor 225 Jahren, im Jahre 1673, als in Ham-
bürg eine große Neuerung gemacht wurde. Die Steinstraße
und die übrigen Straßen des Jakobikirchspiels wurden abends
beleuchtet. Nach einiger Zeit folgten die anderen Teile Ham-
burgs darin nach. An hölzernen Pfählen hängte man Laternen
auf, 800 in der ganzen Stadt. In den Laternen brannten
kleine Lampen, welche mit Breunöl oder auch mit Thran ge-
füllt waren; denn Petroleum und Gas kannte man damals noch
nicht. Sehr hell wurden die Straßen durch eine solche Be-
leuchtung wohl nicht; aber die Leute waren ja überhaupt nicht
an so Helles Lampenlicht gewöhnt, wie wir es verlangen. Auch
6*
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Hamburg
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
Mannschaft kann vom Unterlande durch einen in den Felsen ge-
triebenen Gang mittels eines Fahrstuhlaufzuges leicht auf das
Oberland gelangen und auch Geschütze und Geschosse ans diesem
Wege erhalten. Unsere Helgoländer Geschütze tragen so weit,
daß ihre Geschosse fast den halben Weg nach Cuxhaven bestreichen,
so daß kein feindliches Kriegsschiff ungefährdet das Meer zwischen
Cuxhaven und Helgoland befahren kann.
Die Helgoländer haben es niemals gern gesehen, daß ihre
Insel dänisch und dann englisch war. Freilich sind sie sich früher
auch ihrer Zugehörigkeit zu Deutschlaud weuig bewußt gewesen.
Sie wollten am liebsten helgoländisch sein. Mit Stolz zeigen
sie ihre grün-rot-weiße Fahne, welche den drei Farben entspricht,
die an der Insel am meisten hervortreten:
Grün ist das Land,
Rot ist die Kant,
Weiß ist der Sand;
Das sind die Farben von Helgoland.
Druck von Hesse & Becker, Leipzig.
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56 Ortsbeschreibung d. inneren Stadt (Alt- u. Neustadt), St. Georgs u. St. Paulis. § 12.
lore bis gegen die St. Pauli-Kirche, der ehemaligen ,.Hamburger Bergkirche",
hin hat zum größten Teile im Zusammenhange mit der Glacis-Anlage der
neuen Festungswerke stattgefunden. Aus der Rücksicht auf die Sturmfr-iheit
der letzteren erklärt sich auch die Eigentümlichkeit der Bebauung der ehemaligen
St. Pauli-Vorstadt, welche sich nicht von der Stadt Hamburg gegen die Altonaer
Grenze, sondern in umgekehrter Richtung vollzogen hat, so daß St. Pauli
topographisch mehr als ein Zubehör von Altona als von Hamburg erscheint-
der weite Zwischenraum des Heiligengeistfeldes und der ehemaligen
Reeperbahnen, die dort von 1624 bis in die neuere Zeit sich befanden,
mußte eben unbebaut bleiben.
Das nahezu dreieckige Heiligegeistfeld ist fast 29 ha groß. Etwa den 7. Teil des
ganzen Stadtteiles einnehmend, bietet es den geeigneten Raum für größere Schau-
und Ausstellungen. Der Name kommt zuerst 1497 vor und erinnert daran, daß das
Feld bis zum Jahre 1622 dem Hospitale zum Heiligen Geist gehörte, das diesen
Besitz zur Zeit des Festungsbaues der Stadtkämmerei in Tausch gegen Ländereien
in Horn überließ.
Vom Turnverein Hamburg-St. Pauli ist 1902 nahe der Südecke des Heiligen-
geistfeldes eine stattliche Turnhalle errichtet worden. Am nordwestlichen
Ende des Heiligengeistfeldes, welches sehr nahe an die Altonaer Grenze heran-
tritt, wird seit langem lebhafter Viehhandel betrieben, welcher Umstand die
Anlage eines Zentral-Viehhofes und eines umfangreichen Zentral-
Schlachthofes veranlaßt hat. In der unmittelbaren Nähe des letzteren ist
ein zweites Elektrizitätswerk erbaut worden.
Was einem großen Teile St. Paulis den eigenartigen Charakter verleiht, das
ist das überaus bunte und lebhaste Treiben, das in ihm als dem Bindeglieds zwischen
zwei volkreichen Städten naturgemäß sich entfaltet und durch die Berührung mit dem
Verkehre auf und am Elbstrome gesteigert wird. Daher finden sich hier, besonders
aber auf dem „Spielbudenplatz", zahlreiche Vergnügungslokale, Theater, Konzert-
hallen, Schankstätten, welche namentlich dem Straßenzuge zwischen dem Millern- und
dem Nobistore anliegen.
Durch den Einschnitt der Sylter Allee von dem Seemannshause getrennt,
bietet die Höhe, auf der Wiezels Hotel und der am 30. September 1905
eingeweihte stattliche Neubau der Navigationsschule sowie weiterhin der
Neubau des Institutes für Schiffs- und Tropenkrankheiten stehen,
einen der schönsten Blicke auf den Elbstrom und seine Ufer, wenn auch nach
den Veränderungen in den Liegeplätzen der Schiffe, welche infolge des Zoll-
anschlusses nötig geworden sind, das Bild des Niederhafens sich wesentlich zu
seinem Nachteile verändert und das echt seestädtische Treiben am Johannis-
bollwerk und in der Nachbarschaft der neuerdings neugebauten und erheblich
vergrößerten St. Pauli-Landungsbrücken, an deren Ufermauer der Flut-
messer steht, sehr an mancherlei bezeichnenden alten Zügen verloren hat. Dafür
ist allerdings durch den stark wachsenden Verkehr der Fremden, die von hier
aus die Hafenrundfahrten und Schiffsbesichtigungen antreten, und durch den
neuen Elbtunnelverkehr1 ein neues Bild entstanden.
Von milden Stiftungen sind in St. Pauli das Israelitische Kranken-
haus und das Laeiszstift zu erwähnen.
1 Der Elbtunnel ist rund 500 m lang. Große Fahrstühle befördern Fuhrwerke
und Personen in die Tiefe der zwei Tunnel von je 6 m Durchmesser, die 21 m unter
Hochwasserspiegel liegen. Baukosten rund 11 Mill. Mark.
TM Hauptwörter (50): [T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser]]
TM Hauptwörter (100): [T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T122: [Stadt Hamburg Handel Berlin Bremen Lübeck London Deutschland Frankfurt Verkehr], T129: [Schiff Hafen Flotte Meer Küste Fahrzeug See Kriegsschiff Land Dampfer], T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen]]
Es ist mein Bestreben gewesen, den Stoff in möglichst knapper Fassung zur Darstellung zu bringen; weitläufige Erzählungen oder Schilderungen von Einzelheiten, mögen diese auch noch so anziehend sein, hätten dem Zwecke des Büchleins nicht entsprochen. Wenn trotzdem die Darstellung einzelner Abschnitte ausführlicher ist, als es für einen bloßen Grundriß sich zu eignen scheint, so ist dabei die Erwägung maßgebend gewesen, daß den Schülern für die Hamburgische Geschichte nicht in gleicher Weise wie etwa für die deutsche Geschichte Bücher zum Nachlesen zur Verfügung stehen; es erschien darum geboten, den Zusammenhang der Ereignisse im Leitfaden selber vollständig klarzulegen.
Zum richtigen Verständnis der Geschichte Hamburgs ist eine klare Anschauung der topographischen Verhältnisse erforderlich; diesem Zwecke dienen die von Herrn E. H. Wich -mann entworfenen, unter dem Titel: „Atlas zur Hamburgischen Geschichte" herausgegebenen Karten, die ein deutliches Bild von der allmählichen Entwickelung der Stadt geben.
Hamburg, im August 1889. U). Koöfyoff.
Entsprechend der Anlage des Geschichtswerkes stellt auch die „Bürgerkunde" nur einen Grundriß dar, der das Notwendigste enthält, was der gebildete Hamburger über Verfassung, Verwaltung und andere wichtige Angelegenheiten seiner Vaterstadt wissen muß. Die Darstellung geht von dem Lernenden selbst aus und zeigt, wie er allmählich in das staatliche und rechtliche Leben hineinwächst. Von einer allgemeinen Staatsrechtslehre ist abgesehen, dagegen ist versucht worden, den Schüler in den Geist unseres Gemeinwesens genauer einzuführen.
Die Hauptsachen aus Kap. I, Iv, V sowie Kap. Ii und Iii dürften für Untersekunda und Kl. I der Realschulen ausreichen, das übrige dürfte reiferen Schülern vorbehalten bleiben. Kap. Viii kann im Religionsunterrichte behandelt werden.
Dr. ct. Hedler.
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie]]
TM Hauptwörter (100): [T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T66: [Geschichte Iii Vgl Nr. Aufl Gesch Lesebuch Bild fig deutsch], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung]]
TM Hauptwörter (200): [T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T29: [Geschichte Geographie Nr. Erdkunde Lesebuch Bild Iii allgemein Lehrbuch deutsch], T54: [Staat Zeit Volk Deutschland Leben Reich Jahrhundert Macht Entwicklung Gebiet], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen]]