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Diesseit des Baches dehnte sich ein kahler Höhenrücken aus,
der Heuberg genannt, über welchen die Hauptstraße von
Hamburg nach Ottensen führte, deren Richtung wir heute in
dem Straßenzug Reeperbahn—langereihe (St. Pauli) und
Neichenstraße—rathausmarkt—königstraße (Altona) erkennen.
Dieser Weg überschritt beim heutigen Nobisthor den Grenz-
dach. Weiter südlich konnte man auf einem am hohen Elb-
ufer entlang führenden Wege nach der „Neuen Mühle"
(Neumühlen) gelangen. — Wie Altona entstanden ist, darüber
erzählt eine hamburgische Sage folgendes.
Kinners, kamt mal all tohop, ick will ju wat vertelleu, van
Alt'na, nn wo dat togahn is, dat Alt'na in de Welt steiht,
nämli dörch unse Hamborger Börger, süns war dar min
Lewdag keen Stadt Henkamen.
Dat sünd nn all mannige hunnert Jahr her, dar seten
insmals so'n twinti edder dörti Hamborgers upn Boomhns,
eten un drunken wat Godes un wörn vergnög tosamen, luter
rike Kooplüd, van de grötsten, un so'n lütten leegen Lischen-
schalen (Licentiat) is dar ok mank wesen. As se nu dar so
sitt un sick wat vertellt, kamt se up unse gode Stadt to spreken,
wo grot un mächtig dat se is, un dat't man een Hamborg
in de Welt givt, un dat för'n riken Hamborger Koopmann
nix to dühr un nix to veel un to grot is, he kann't doch
maken un ntföhrn; denn warum uich? Gottloff, he Hütt 't ja,
he kann't ok dohn! Nu lach de lütte Lischenschat, un brüht
(neckt) de Kooplüd, un will dat nich wahr Hebben, bitt de
Kooplüd dull ward und vermeht sick hoch, un makt en Wett mit
em üm veele dusend Dahler, dat se utsöhrn wöllt, wat he jüm
angewen deh, he schull't man seggen, wat't ok wör. Dar segg
de meschante Lischenschat, un lach darbi ganz spitsch: „Wohlan,
so erbauet eine Stadt, die unserm Hamburg ähnlich werde!"
der Nonnen. Daher wurde es später nach dem stillen Alsterthal vor
Eppendorf verlegt. Der Name Herwardeshude wurde auf die Gegend
des Klosters an der Alster übertragen, wo er sich noch heute in der
Form Harvestehude findet.
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Extrahierte Personennamen: Pauli Hamborger_Börger Hamborger_Koopmann Gottloff
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As nu mit eens de Kooplüd heel verbaaßt und bickenboomstill
dar sitt, uu keener deiht sin Mund up, dar segg he: „Seht
ihr nun, was ihr für Prahlhänse seid?" nn lach noch spittiger
un segg: „De Wett is wuuu!" Abers he hätt sie doch ver-
speelt. Denn wat de öllste war van de Kooplüd, de vermünnert
sick tovörst un segg: „Wi sprek woll grot, abers wi mak't
ok wahr, wat wi versprek, wi sünd de Kerls darto! De
Stadt wollt wi baun, so sicher un wiß, as wi Hamborger
Börger sünd, un morgen kann't losgahn, wenn du uns an-
givst, wonehmhen wi se selten schöllt." „Mi eendohnt," segg
de Lischenschat, lat en Weesenjung (Waisenknabe) darüm
lopen." „Is woll," spröken de Kooplüd, „so schallt wesen!"
Annern Namiddags kregen se'n lütten blauen Weesenjung
up, un güngen mit em buteu Millerndoor. Dar bunn se
em de Ogen fast to mit'n siden Dook, as wenn he'n Los
ut de Lotterie trecken schull, un spröken to em: „Nu loop
gau to, lütt Jung, jümmers grad ut, so dull as du 't kauust,
un wonehm dat du heusallst, dar schall't wesen, dar schall de
neie Stadt stahu." De Jung denk, dat is'n kürigen Spaß,
heev de Been in de Höch und ueiht fix ut, de Kooplüd un
de Lischenschat so Peerd achterem. Dat güng en lütte Tid
so fort, de Jung löp hastig to un greep sick an. Darna
abers fangt he an to denken un denk bi sick: Wenn ick man
de lütte Brügg drapen doh, över de ohle Au, dat ick nich
bito kam un in de Bek fall un verdrink int Water as'n
junge Katt! löpt also 'n bitten sinniger, un weet nich, dat he
all heröver kamen is; darto treck em dat fcharpe Loopen in
de Been, de Sweet löpt van em dahl in den Sand, un hiemen
un quiemen deiht he as'n ohl Bedelminfch. Also gefallt ein
de Spaß so övel, dat he man noch so hen slunker, un
jümmers denk he ünner sin verbunn'n Ogen: Wenn ick
arme Jung man nich in't Water fall, un teuer in'n Sand,
as in de Au edder gar in de grote Elv, und darüm behr
he mit eens, as wenn he'n Stock edder Steen mank de
Föt kreeg, un slög dahl up den Sand, un schree so
TM Hauptwörter (50): [T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T32: [Vgl Stadt Aufl Frankreich fig Maas Sch. Einw. Vergl Festung]]
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— 61 —
bull, as he man kunn: „Dar ligg ick nu un heff Arm un
Veen braken!"
As nu de Kooplüd düt sehn doht, verfährn se sick und
röpen ut: „Dat is all to nah bi unse Stadt, dat geiht
nich god, dat is all to nah!" Abers de meschante Lischenschat
lach all wedder und segg: „Eendohnt, all to wiet edder all
to nah! Wort is Wort! Wonehm de Jung henfallt, dar
schall't ja wesen! Hier ist die Stätte, hier müßt ihr eure
neue Stadt bauen oder eure Wette bezahlen und euch Prahl-
häufe schelten lassen vor der ganzen Welt!" Dar müssen se
em Recht geven, abers grausam verdreetli süud se wesen, un
den lütten Jung, de noch jümmers up de Eer leeg uu ween,
den kregen se np de Been, un wil gar nix an em braken
wär, so geven se em en paar dannige Klapps an de Ohren,
un knuffen und stötten em hen un her un spröken: „Dumme
Jung, kunnst du nich beter lopen Hebben?"
Darna abers hefft de Kooplüd ehr Wort wahr mak un
sünd forts ansungen, de Stadt to bauen. Achterna dar hefft
se sick sülvst Spiker 'nog hensett, und mannig Een denk still
bi sick: Na, nu frag ick den Düwel na unsen Tollen!
Ünnen an de Elv warn dartomal all fit ohlen Tiden twe
bitt dre Stieg Hüs för de Fischers und Schippers; abers
baben wär nix as idel Vehweid un Sand, darup se de Stadt
baut hefft, un wonehm de dumme Jung henfulleu is, dar
steiht nu dat Rathus. — Un de lütte Lischenschat müß sin
Wett voll betahlen, abers he harr doch sin Spaß darbi un
vertell den Snack an alle Lüd un segg van de neie Stadt:
„Is se all to nah, so schall se ok Altona heten!" Des-
halven is se so döfft, un Altona is ehr Nam' bleven.
Dar segg nu woll towilen so'n wittsnutigen Bökerminschen,
dat düsse Nam' nich van all to nah Herköm, sünnern van de
ohle Au, de dartomal an de Grenz bi'n Hamborger Barg
lopen deh. Dat is abers nich an dem, un min Geschich is
wahr und wiß; denn wenn de riken Hamborger Kooplüd nich
mit ehr Hann'n dar mank wesen wär'n, so gäv't dar noch nix
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— 63 —
zu brauen. Daß er sich gerade diese Stelle aussuchte, kam
daher, daß der genannte Weg von den Fischern in Ovelgönne
für ihren Landverkehr mit Hamburg benutzt wurde. Ebenfalls
wird dies von zahlreichen Schiffern geschehen sein; denn größere
Schiffe mußten häufig schon in Neumühlen löschen und laden,
weil von dort nach Hamburg das Fahrwasser sehr mangelhaft
war. So durfte Joachim v. Lohe hoffen, in einem Wirts-
hause, das an diesem Wege lag, recht viel Besuch zu erhalten
und guten Verdienst zu finden.
Mit dem Bau wurde im Jahre 1536 begonnen. Gerade
im Jahre vorher hatte man in Hamburg die Steuern auf
das Braugewerbe erhöht. Weil nun Joachim v. Lohe das
Bier billiger als die Hamburger Brauer verkaufen konnte, so
befürchtete der Hamburger Rat, ein so nahe an der Grenze
belegenes Wirts- und Brauhaus könne den Hamburgern
schaden. Auch mag er wohl besorgt gewesen sein, es könnte
hier nach und nach ein ganzer Ort entstehen, dessen nahe
Nachbarschaft dem hamburgischen Handel und Gewerbe über-
Haupt mancherlei Schaden bringe. Daher sandte er zwei seiner
Mitglieder an den Vogt zu Ottensen, zu dessen Bezirk außer
Ottensen noch die Dörfer Othmarschen, Bahrenfeld, Stellingen
und Eidelstedt, sowie die schauenburgischen Elbinseln gehörten,
um ihn zu ersuchen, den Bau des Hauses zu verhindern.
Auch der höchste Beamte des Schauenburger Grafen, der
Drost, der von der Burg auf dem Pinneberge aus die ganze
Grafschaft verwaltete, stellte sich ein, und die Hamburger
Ratsherren erklärten ihm, die Stadt könne den Bau nicht
leiden. Der Drost weigerte sich jedoch, der Forderung des
Rates nachzugeben. Als alles freundliche Zureden nichts half,
vielmehr der Platz zum Hausbau hergerichtet und das Bau-
holz zugehauen wurde, da ließ der Rat nochmals verkünden,
er werde den Bau auf keine Weise gestatten, und drohte so-
gar, wenn man das Haus dennoch richten wolle, so würde
alsbald am andern Tage „dat bawerste under und dat underste
baven" stehen. Da aber die Hamburger gar kein Recht hatten,
TM Hauptwörter (50): [T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger]]
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— 70 —
St. Georg. Die Bahn hat von ihrem Anfangs- bis zu ihrem
Endpunkt die Richtung von W. nach O. Merke also, daß die
genannten Gebäude und Plätze alle in dieser Ricktung liegen!
Beispiel: Von der Navigationsschule in Altona (S. 30) nach der
Gewerbeschule in Hamburg. (Ähnliche Nichtungsbestimmnngen
nehme man auch sonst fleißig vor.)
24.
Die Staot Hamburg.
Wo sich heute das weite Häusermeer Hamburgs aus-
breitet, da rauschte noch vor reichlich 1000 Jahren ein dichter
Wald, die Hamma genannt; zum Teil war diese Gegend
niedriges Wiesenland, welches im Winter und Frühjahr vom
Wasser überschwemmt wurde. In jener Zeit fristeten hier in
einfachen Hütten einige Fischer und Jäger ein elendes Dasein,
zu deren Schutz vor den räuberischen Normannen der deutsche
Kaiser Karl der Große um das Jahr 800 die Hammaburg
(Waldburg) erbaute. Jene Feinde kamen in kleinen Kähnen
die Elbe herauf, plünderten und verbrannten die Hütten und
machten die Gefangenen zu Sklaven. Die größere Sicherheit,
welche die Hammaburg gewährte, zog mehr und mehr Be-
wohner in diese Gegend, und bereits 811 wurde auf dem
Hügel, wo jetzt das Johanneum steht, eine Kirche, der Dom,
erbaut. Die Hammaburg ist also als der Anfang des Ortes
anzusehen und hat demselben den Namen gegeben. Jener
Dom, so unscheinbar er anfänglich auch gewesen sein mag,
verdient schon aus dem Gruude erwähnt zu werden, weil
später in seinen Vorhallen der Weihnachtsmarkt abgehalten
wurde, den man nach 1805, als der Dom abgebrochen war,
auf freie Plätze (Spielbudenplatz, Großer Neumarkt u. s. w.)
verlegte, und dem man nun selbst den Namen „Hamburger-
Dom" gab.
Aus solchen Anfängen ist die großartige Stadt entstanden,
die nach der Volkszählung von 1890 mit ihren Vororten
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— 42 —
Wilhelm I. geschenkt. Es sind Kanonen, welche das neunte
Armeecorps bei Orleans eroberte. In der Mitte der Pal-
maille steht ein zweites Denkmal, das bronzene Standbild des
Grafen Conrad v. Blücher, welches die Stadt Altona
ihrem früheren Oberpräsidenten, dem Vetter des preußischen
Feldmarschalls v. Blücher, in dankbarer Anerkennung errichtet
hat. Die Inschrift am Sockel des Denkmals lautet:
„Graf Conrad v. Blücher-Altona,
geb. d. 29. Febr. 1764, gest. d. 1. Aug. 1345,
Oberpräsidcnt in Altona von 1808 bis an seinen Tod."
Darunter stehen die Worte:
„So klug im Rat
Als kühn in That,
Ein Staatsmann
Und ein Ritter."
Das Lob, das diese Worte dem Manne spenden, ist ein
wohlverdientes. Klug und kühn schützte er Altona im
Jahre 1813, als die Franzosen in Hamburg h.austen und
diese Stadt von den Russen, belagert wurde. Obgleich unsere
Vaterstadt sowohl von den Franzosen als von den Russen das
Versprechen erhielt, daß sie nicht als feindlicher Ort be-
trachtet werden solle, hatte sie doch von beiden Seiten viel
zu leiden. Die russischen Generale verlangten häufig die
Lieferung verschiedenartiger Gegenstände, und etwas mußte
immer geliefert werden, um den guten Willen zu zeigen. Jede
derartige Unterstützung erfuhren aber die Franzosen durch
ihre Spione (Kundschafter), und unter den schlimmsten
Drohungen verbot der französische Marschall Davoust, der in
Hamburg den Oberbefehl hatte, dem Oberpräsidenten Blücher
jede Lieferung an die Russen. Einmal drohte er ihm sogar,
er werde die Stadt beschießen und sein eigenes Haus ein-
äschern lassen; aber durch sein furchtloses Benehmen flößte
Blücher den Franzosen soviel Achtung ein, daß Altona ver-
schont blieb. Nicht immer erfüllte er die Forderungen
der Russen. So gab er einmal einem russischen Ge-
sandten, der auf der Stelle zwei Reitpferde mit Sattel und
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— 62 —
anners as'n ohl Fischerdorp. Dat is so klar as wat! Un
wenn de neimod'sche Snack wahr war, so muß die Stadt ja
Ohlenau heten un min Lewdag nich Altona.
So un nich anners hefft unse Vöröllern dat verteilt, dat
Alt'na to Weg kamen is, un darbi bliev ick. Un de ohle Wands-
beker Scholmeister plegg to seggen: „Gott stüert de Hamborger
Böm, dat se nich in'n Heven waßt, un darum hett he Alt'na
in de Welt sett." Un ick segg: „Man to, lat leven!" Abers
nu Kinners, en Buddel Wien her! Auf Hamburgs Wohl-
ergehu laßt kein Glas müßig stehn! Hamborg schall leven,
Gott segen Hamborg, een, twe, dre. Hoch!
21.
Geschichtliche Nachrichten über die Anfänge Altonas.*)
Im 16. Jahrhundert lebte auf Grevenhof, einer Elb-
insel, die noch gegenwärtig unter diesem Namen bekannt ist
und südlich von Steinmarder liegt, ein Fischer, Namens
Joachim v. Lohe. Der Grevenhof erstreckte sich damals von
allen Elbinseln am weitsten nach Norden und hatte bei Sturm-
fluten von der Gewalt des Wassers besonders viel zu leiden.
Durch eine solche Sturmflut wurde die Insel, die mit zur
Grafschaft Schauenburg gehörte, in mehrere Stücke zerrissen,
und Joachim v. Lohe verlor dabei Haus und Hos. Daher
verließ er die gefährliche Insel und richtete an den Grafen
das Gesuch, sich auf dem festländischen Teil der Grafschaft
anbauen zu dürfen. Er erhielt die Erlaubnis, nicht weit von
der Stelle, wo der Weg nach der „Neuen Mühle" (S. 59) den
Grenzbach überschritt, da wo sich jetzt der von der Breiten-
straße, kleinen Elbstraße und Seestermannstraße begrenzte
Häuserblock befindet, ein Haus zu bauen und darin eine
öffentliche Schenke zu halten und gewöhnliches Bier (Rotbier)
*) Nach den akteumäßigeu Feststellungen vr. Richard Ehrenbergs
in dessen Werk: Altona unter Schauenburgischer Herrschaft,
Heft I.
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— 64 —
den Bau mit Gewalt zu verhindern, so kümmerte man sich
nicht weiter um diese Drohung, und das Haus wurde auf-
gebaut.
Als die Hamburger Ratsherren zum erstenmal mit dem
Drost über die Angelegenheit verhandelten, besichtigten sie auch
die Baustelle. Sie trafen dort den Bauherrn Joachim v. Lohe,
und zu diesem sagte einer von ihnen, das Haus käme „all
to nah" an der Grenze zu stehen. Es muß besonders auf
das Wörtchen „all" geachtet werden. Gewiß hatte der
Pinneberger Drost den Hamburgern vorher erklärt, der Herr
Graf dürfe auf seinem Gebiete so viele Häuser bauen lassen,
wie er wolle. Dies konnten nun die Hamburger Herren
freilich nicht bestreiten; aber sie blieben dabei, das Haus
komme der Grenze „all to nah" zu stehen. Weiter west-
lich bei Ottensen möge man bauen, nur nicht gerade so
dicht an der Grenze. Nach dieser Äußerung, die wahrscheinlich
im Eifer öfters wiederholt wurde, nannte Joachim v. Lohe
sein Haus den „Krug Altona" (Krug — Wirtshaus). Es
war das erste Haus unseres Ortes. Somit ist das Jahr 1536
als das Geburtsjahr unserer Stadt anzusehen. Zehn Jahre
später bestand Altona bereits aus fünf Häusern, von denen
1547 drei abbrannten. Der Hamburger Nat suchte den
Wiederausbau zu verhindern und verlangte auch, daß die noch
stehenden Häuser abgebrochen würden; aber man wies auch
diesmal die Forderungen zurück.
22.
Zur weiteren Geschichte Altonas.
Unter der Herrschaft der Schauenburger Grafen, deren
Stammschloß in jwestsalen lag, war Altona ein von Fischern
und besonders von Handwerkern bewohntes Dorf, das sich
rasch vergrößerte. Dies schnelle Wachstum erklärt sich nicht
bloß aus der dem Handel günstigen Lage, sondern besonders
daraus, daß die Grafen dem Orte allerlei Freiheiten und
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Extrahierte Personennamen: Joachim Graf Joachim_v Altonas
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Hamburg
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— 28 —
Zeit nachgebildet worden ist. Dieses Schiff hatte sich im Kampfe
gegen die Seeräuber vor allen anderen Schiffen hervorgethan.
Jeder Besucher des Ratsweinkellers soll nun an den Mut und
die Tapferkeit von Hamburger Bürgern, aber auch au die Ge-
sahreu erinnert werden, welche einst Hamburgs Handel bedrohten.
Vor 500 Jahren wurden die nordischen Meere durch
Schwärme von Seeräubern unsicher gemacht. Diese Unholde
werden oft Vitalienbrüder genannt. Sie sind aus folgende
Weise zu dem absonderlichen Namen gekommen: Die Königin
Margarethe vou Dänemark führte einen großen Krieg gegen den
Schwedenkönig, besiegte ihn und belagerte seine Hauptstadt Stock-
Holm. Alle Zusuhr von Lebensmitteln schnitt sie der Stadt ab,
so daß bald große Not daselbst entstand. Da that sich eine
Zahl kühner Seefahrer zusammen und führte der bedräugteu
Stadt für schweres Geld Lebensmittel zu. Bei ihren wieder-
holten Fahrten gerieten sie mit dänischen Schiffen in Kampf,
siegten aber und machten Beute. Nun mehrte sich ihre Zahl
sehr schnell. Da sie Stockholm mit Lebensmitteln oder Viktnalien
versorgten und im Kampfe gegen die Dänen brüderlich zusammen-
hielten, so nannte man sie Viktualienbrüder oder Vitalienbrüder.
Sie griffen bald nach ihren ersten Siegen die dänischen Küsten
an, fügten den Dänen Schaden zu, wo und wie sie nur konnten,
und wurden von Tag zu Tag mächtiger. Ihr Beutemachen
setzten sie auch uach dem Kriege fort, lauerten den Handelsschiffen
aller Art auf und nahmen Schiff und Ware weg. Die Küsten
Dänemarks, Norwegens, Schwedens, Deutschlands hatteu viel
von ihnen zu leiden. Schon waren sie so mächtig geworden,
daß sie Burgen eroberten, Städte überfielen und Staaten zwangen,
Verträge mit ihnen zu schließen.
Als es durch große Anstrengungen gelang, die schlimmen
Gesellen aus der Ostsee zu verdrängen, wandten sie sich ganz
der Nordsee zu und trieben hier ihr Wesen um so ärger. Klaus
Störtebeker und Godeke Michels, das soll heißen Gottfried
Michaelsen, waren die beiden tollkühnen Hanptlente der Piraten
und der Schrecken aller Kaufleute, Schiffer und Küstenbewohner.
Störtebeker war sehr groß und stark und konnte unmenschlich
TM Hauptwörter (50): [T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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Extrahierte Personennamen: Margarethe_vou_Dänemark Holm Klaus
Störtebeker Godeke_Michels Gottfried
Michaelsen
Extrahierte Ortsnamen: Hamburgs Stockholm Norwegens Schwedens Deutschlands
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Hamburg
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— 31 —
geköpft. Als man sein Schiff genau durchsuchte, ergab sich, so
wird erzählt, daß der dicke Mastbaum ausgehöhlt und mit
glänzendem Golde gefüllt war. Seine Gefängniszelle hieß man
„Störtebekers Loch." Die Kinder sangen aber bald das Störte-
bekerlied, in welchem es hieß:
„Klaus Störtebeker und Godeke Micheel,
Dat weeren twe Röder to glieken Deel."
Die Thaten der bunten Kuh sollen in Hamburg niemals
vergessen werden.
10.
Der Rathausmarkt und die Straßenbahnen.
Der große Platz, an welchem unser Rathaus steht, heißt
Rathausmarkt. Als nach dem schrecklichen Brande von 1842,
der den größeren Teil der inneren Stadt vernichtet hatte, die
Straßen neu geordnet und angelegt wurden, ließ man einen
weiten Raum für ein neues Rathaus und einen Platz vor dem-
selben frei. Man gab ihm schon damals den Namen, den er
heute führt, und das war ungefähr 50 Jahre zuvor, ehe das
Gebäude errichtet wurde, nach welchem er benannt ist. Der
Rathausmarkt ist ein großer, rechtwinkliger Platz, dessen eine
Hälfte mit Bäumen bepflanzt und von einem Geländer um-
schloffen ist, um den Kindern als Spielplatz zu dienen. Die
andere Hälfte hat zwei breite Bürgersteige, einen Halteplatz für
die Straßenbahnen und einen breiten Raum für den Wagen-
Verkehr. Die Hermannstraße, der Reefendamm und der „Plan"
führen in der Richtung auf St. Georg, die „Große Johannis-
straße" und der „Alte Wall" nach St. Pauli vom Rathaus-
markte ab. Durch die Poststraße, in welcher das frühere Haupt-
Postgebäude steht, nimmt man seinen Weg zum Gänsemarkt und
durch die Rathausstraße zur Petrikirche.
Der Rathausmarkt ist der bedeutsame Mittelpunkt des
Personenverkehrs in Hamburg. Er ist daher das Ziel einer fast
endlosen Zahl von Straßenbahnen, von welchen mehrere ihn nur
berühren, während andere hier ihren Endpunkt haben. Zum
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