Die Geschichte nach Christi Geburt. 2rs
denn sein Sohn Heinrich, den er. schon zum römischen
König hatte krönen lassen, empörte sich gegest ihn» Der
Vater ließ zu Maynz einen Reichstag aus sch reiben, wo
er den rebellischen Sohn absetzte und gefangen nach
Apulien schickte. Dieser Reichstag, auf welchem 64
Fürsten und beynahe 12020 Freyherrn und Ritter gegen-
wärtig waren, ist.dadurch merkwürdig, daß auf demsel-
den die alten Streitigkeiten des kaiserlichen Hauses mit
dem sächsischen Hause, d. i. die Streitigkeiten der
Gioellinen und Welfen beygelegt wurden: denn Fticb-
nch erhob hier die Lander unserer Vorfahren, die da-
mals Heinrichs des Löwen Enkel, Otto das Kind,
besas, zu einem deutschen Lehen unter dem Titel des
Herzogthums Brauufchweig - Lüneburg. Dies geschah
im Jahr 1235. Einige Jahr darauf trug sich m
Deutschland wiederum eine sehr merkwürdige Begebenheit
zu. Es traten nemlich im Jahr 1241 verschiedene deut-
sche Handelsstädte in etnen Bund, wodurch sie sich ein-
ander angelobten, die Vortheile ihre Handlung gemein-
schaftlich, und erforderlichen Falls mit gewafneter Hand
zu sichern und zu wrtheidigen, d. i. sie errichteten die all-
gemein berühmte Hanfe. Die vornehmsten Hansen
stadck' waren Lübeck, Hamburg, Bremen, Braun-
schweig und Danzia; zusammen aber waren ihrer über
achtzig. Diese Verbundenen waren bis zur Hälfte des
i6ten Jahrhunderts Herrn deö europäischen Handels, sie
hielten eme förmliche Seemacht und zeigten sich zur See
allen mitternächtlichen Mächten fürchterlich» In eben
dem Jahre erschien in Deutschland so ganz unerwartet,
als die Pest, und so zahlreich, als die Heuschrecken,
ein fremdes, asiatisches Volk, das niemand kannte und
vor dem jedermann floh. Es war das Volk der Ald-
gvlett. Zwcy Armeen dieser furchtbaren Nation, jede
600,000 Mann stark, walzten sich wie wilde Wasser-
(Burgerstzule, zttr Bo.) P siuthen
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Extrahierte Personennamen: Heinrich Heinrich Heinrichs Otto Hansen
Extrahierte Ortsnamen: Christi Apulien Lüneburg Deutschland Hamburg Bremen Deutschland
Die Geschichte nach Christi Geburt, is *
Kreuz und rannten nach Asien. Nur dir Könige blieben
fürs erste noch von dieser wunderlichen Sucht frey, und
eben dieö halte die Folge, daß daö Ansehen der bisher Zu
einer großen Macht gestiegenen Echnsleule vermindert und
dagegen die Macht der Könlste wieder vergrößert wurde.
Diese für den Thron glückliche Veränderung bewerkstelligte
vornemlich fchdrvlg der Dicke. Er schwächte den Ueder-
ni u ist des Adeln, räumte dagegen den Bürgern mehrere
Frcyheiten ein und legte eben dadurch den Grund zu ei-
nem neuen Reichsstande, dem Bürgttstllnde, der bisher
in Frankreich nichts gegolten hatte. Kaum war das
Land v-n dieser Seite zu einiger Rlche gekommen, als die
Könige von England den Einfall bekamen, nebst der Nor-
mandie und den übrigen Besitzungen noch mehrere fran-
zösische Länder zu erobern. Nun hatten also die Franzo-
sen außer den Kreuzzügen auch noch beständige Kriege mit
diesen ihren nahen Feinden, die 300 Jahre dauerten und
zwischen beyden Nationen einen unauslöschlichen Haß er-
zeugten. Philipp August, ein listiger, thätiger und
tapferer König, war eben mit einem Kreuzzuge beschäf-
tigt, als er hörte, daß die Engländer ihm ins Reich ge-
fallen feyn. Er kam zurück, schlug sie und eroberte so-
gar die Normandie. Um sich gegen die Besiegten sowohl
als gegen seine Großen in Respekt zu erhalten, dankte er
im Frieden, wie bisher gewöhnlich war, feine Soldaten
nicht ab, ì sondern war der erste, der ein stcheudès
Heer im Solde behielt. Nicht so glücklich, aber lie-
benswürdiger und edelmüthiger, als er, war der hetstge
Ludwig, der vom Jahr ¡2-26 bis 1270 regierte und
unter die besten französischen Könige gehört. In einet
Krankheit gelobte er Gott einen Kreuzzug» Wirklich zog er
nach erhaltener Genesung, ganz gegà den Willen seines
Volkes, das ihn gerne im Reiche behalten harte, gegen
den Sultan von Aezyten, wurde aber von diesem gefan-
aeu
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Extrahierte Personennamen: Philipp_August Philipp August Ludwig Ludwig
Extrahierte Ortsnamen: Christi Asien Frankreich England
26 t
Die Geschichte' nach' Christi' Geburt-
Bruder, Johann, in Verbindung mit dem treulosen König
von Frankreich das ohnehin unglückliche England von al-
len Seiten und die erschrockenen Engländer sehnten sich
nach ihrem König mit dem heftigsten Verlangen. Da
entschloß sich Blondín, des Königs Kapellmeister, sei«
nen Herrn aufzusuchen, sollte er auch bis ans Ende der
Welt gehen. Er wußte, daß Heinrich ihn gefangen
hielt, aber der Ort war ihm ein Gehcimniß. Der treue
Diener reiste von Stadt zu Stadt, von Dorf zu Dorj>
und allenthalben erkundigte er sich nach seinem Könige»
Endlich kam er an den Ort, wo der Thurm war und er--
fuhr, daß in demselben rin vornehmer Gefangener ver-
wahrt werde. Er eilte dahin, stellte sich an die Thür
desselben und fieng ein Lied au zu singen, das Richard
in Vereinigung mit dem Blondin ehemals componirt
hatte. Mit der ersten Hälfte des Liedes machte der Sän-
ger eine Pause, und im Thurme fieng nun der Gefangene die
andere Hälfte an. Blondín erkannte seines Königs
Stimme, eilte voll Entzücken fort und kam wie geflügelt
«ach England, wo er die geängstigten Großen in den
Stand setzte, den gefangenen König, wiewohl nicht an-
ders , als gegen cm sehr großes Lösegeld, von seinen
Fesseln zu befrepen. Wenn Euch diese Treue eines Die-
ners gegen seinen Herrn gefallt, so versäumet uicht, ein
gleiches zu thun, sobald Euch die Vorsehung die Gele«
genheit dazu anbietet. Rlchñl'd eilte sogleich in seine
geliebte Insel und grif den eidbrüchigen Philipp
gustan. Es kam jedoch zu keiner Hauptschlacht, denn
beyde Partheyen verglichen sich« Zuletzt verlohr Richard
im Jahr 1199 das Leben, da er das Schloß eines feiner
aufrührerischen Großen belagerte. Weil seine ganze Re-
gierung kriegerisch war und er außer feiner Güte und sei-
nem Edelmuthe beständig eine ausnehmende Tapferkeit
zeigte, fo gab man ihm den schönen Namen Löwenherz. Er
, R 3 bin«-
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Extrahierte Personennamen: Johann Johann Heinrich Heinrich Philipp Philipp
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Mittelschule, Volksschule
Regionen (OPAC): Hannover
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
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Wassergräben, die dem Feinde das Herannahen erschweren sollten. Im
Innern der Stadt waren die Straßen eng und winkelig und nur selten
gepflastert, häufig mit Ziehbrunnen besetzt. Die meisten Bürgerhäuser
waren klein, von Fachwerk gebaut, mit Stroh oder Schindeln gedeckt.
Zwischen den niederen Bürgerhäusern aber erhoben sich die stattlichen
Höfe der Geschlechter (des Stadtadels) mit hervortretenden Obergeschossen
und stolzen Giebeln. Bauten die Bürger ihre eigenen Häuser einfach, so
geizten sie nicht, wenn es galt, die Stadt mit öffentlichen Gebäuden zu
schmücken. Aus jenen Zeiten stammen die stolzen Rathäuser und die
wunderbar schönen Kirchen, manche der letzteren so großartig, daß unser
Geschlecht nimmer Mut fände, sie zu bauen. — In diesen alten Städten
regte sich ein buntes Leben. Nutzbares oder kunstreiches Handwerk
beschäftigte viele Hände; auf knarrenden Frachtwagen ließen die reichen
Kaufherren die Güter der Fremde herbeiführen, um sie gegen Erzeugnisse
des städtischen Gewerbfleißes einzutauschen. Ost aber glich auch die
Stadt einem Heerlager, wenn es nämlich galt, einen Feind von der
Stadt abzutreiben. Dann stürzten auf den Hornruf des Thorwarts die
gewappneten Bürger herbei, die Friedensstörer mit Bolzen, Lanzen und
Morgensternen zu empfangen.
G. Die Zeiten der Reformation.
1. Auch um das kirchliche Leben sah es in damaliger Zeit sehr
traurig aus. Als aber die Übelstände am schreiendsten geworden waren,
da trat Or. Martin Luther (1483 — 1546) auf und vollführte das große
Werk der Reformation. Zu der Zeit war eins der Teilfürstentümer des
braunschweig-lüneburgischen Hauses das von Kalenberg und Göt-
tingen. Es herrschte hier Herzog Erich der Ältere. Erich blieb
zwar sein Lebenlang dem katholischen Bekenntnis getreu, aber er duldete
wenigstens die Einführung der Reformation in seinen Landen. Er war
es auch, der auf dem Reichstage zu Worms 1521, durch Luthers Gott-
vertrauen und starkes, mächtiges Wort tief ergriffen, dem kühnen Mönche
eine Kanne Einbeckschen Bieres sandte, die Luther mit den Worten ent-
gegennahm: „Wie Herzog Erich meiner gedacht hat, also denke seiner
der Herr Christus in seiner letzten Not." — Seine Gemahlin war
Elisabeth, Tochter des Kurfürsten Joachim I. von Brandenburg.
Sie war evangelisch, und Erich ließ seine „herzliebe Ilse", wie er sie
nannte, gewähren. Wo sie die Reformation förderte, hinderte Erich sie
nicht. So kam es, daß die evangelische Lehre bald in den Fürsten-
tümern Eingang fand. Herzog Erich starb 1540. Sein Sohn, Erich
der Jüngere, war erst 12 Jahre alt, und darum übernahm die
Mutter Elisabeth die vormundschaftliche Regierung. Eine ihrer ersten
Regierungshandlungen war, daß sie den frommen und gelehrten Prediger
Anton Cor Vinns nach ihrer Residenz Münden berief. Nachdem
dann auf dem Landtage zu Pattensen 1541 die Einführung der
Reformation von den Landständen genehmigt worden war, arbeitete
Corvinns auf Befehl Elisabeths eine Kirchenordnung aus und unter-
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der_Jüngere Anton_Cor_Vinns Corvinns