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traf sich der von Diepholz kommende uralte Folkweg mit der wichtigen Handels-
straße Bremen-Hannover. Als wichtige Weserfestung hat Nienburg im dreißig-
jährigen und siebeujährigeu Kriege viel zu leiden gehabt; die Festungswerke hat
Napoleon I. schleifen laffen. Nienburg hat eine aufblüheude Baugewerkschule; auch
machen Nienburger Biskuits und Glaswaren die Stadt weit und breit bekannt.
Verden (9700 Einw.) oberhalb der Mündung der Aller in die Weser gelegen,
ist schon seit Karl d. Gr. Sitz eines Bistums. (Sagenhafte Hinrichtung von
4500 Sachsen). Die Stadt bestand früher aus zwei Teilen, dem Süderende und
dem Norderende, die erst im 14. Jahrhundert sich vereinigten. Im 15. Jahrhundert
erhob sie sich zur freien Reichsstadt, mußte aber später deu Bischöfen huldige». Nach
1648 verlor sie ihre frühere Bedeutung. Der hohe gotische Dom, der vierte nach
Gründung des Bistums, gehört zu den großartigsten und bewundernswertesten Gottes-
Häusern im Norden unseres Vaterlandes. Hente hat die Stadt wichtige Tabaksindustrie,
ist Garnisonstadt, hat Kreisbehörden, Landgericht, Lehrerseminar und Gymnasinm.
Bremen ist Freie Reichsstadt (170 000 Einw.). Sie ist Deutschlands zweit-
größte Handelsstadt. Sie ist der Hauptsitz des europäischeu Tabakshandels; dauebeu
sind Handel mit Kaffee, Reis und Baumwolle wichtig. Weltbekauute Sehens-
würdigkeiteu sind das prächtige Rathaus mit seinen Kellern und der mächtige
gotische Dom. Als Bremens Hafenstadt wurde 1827 an der Ostseite der Weser-
müudung Bremerhaven gegründet (24 000 Einw.). Hier ist die Absahrts- und
Ankunftsstelle der riesigen Ozeandampfer des Norddeutschen Lloyd, neben der
Hamburg-Amerika Linie die größte Schiffahrtsgesellschaft der Welt.
Als Bremens Hafen an der Wesermündnng aufblühte, legte das damalige
Königreich Hannover in den Jahren 1857—1863 der Stadt Bremerhaven gegenüber
an der Südseite der Geestemünduug deu Hafen Geestemünde an. 1889 wurde
der Ort Stadt; sie hat heute 23500 Einw. und ist der Sitz des Handels mit
nordischem Holz, mit Reis und mit Fischen. Wie Geestemünde an Bremerhavens
Südseite, so ist Lehe an dessen Nordseite emporgewachsen. Lehe hat 31 600 Einiv.
und wächst schneller als seine beiden Nachbarstädte, weil die Hafenweiterungen nach
Lehe zu liegen und die Schiffer- und Hafenarbeiterbevölkerung dort Wohnung hat.
Celle (21400 Einw.) in dem Mündnngsdreieck zwischen Fuse und Aller ge-
legen, ist rings von Gärten und schattigen Anlagen uiugeben. Sie hütete im
Mittelalter einen wichtigen Allerübergang an der alten Handelsstraße von Hamburg
nach Braunschweig, In der Zeit von 1300—1700 blühte Celle unter seinen
trefflichen Fürsten, die hier im Schlosse wohnten. Dann sank die Stadt und
wuchs erst wieder, nachdem 1845 die Eisenbahn von Hannover nach Hamburg
eröffnet war. Jetzt ist Celle in lebhafter Entwickelung. Es treibt Handel mit
Heidel- und Kronsbeeren, Honig, Wachs, Wolle und Leder; es ist auch Sitz
des höchsten Gerichts der Provinz, des Oberlandesgerichts. Da, wo die Fuse
aus dem Hügellande tritt, liegt die Stadt Peine (16500 Einw.). Peine gehörte
zum Stist Hildesheim und war dessen festeste Burg „Peine was maket san feste,
dat de Uhle bliev sitteu in' Neste". Der Ort ist das Verkehrszentrum sowohl
des uingebendeu Moorgebiets wie des Hügellandes. In Peine liegt das größte
Eisenwerk der Provinz, das mit der nahen Jlseder Hütte verbundene Peiner Walzwerk.
Brauuschweig an der Oker ist die Hauptstadt des Herzogtums gleichen Namens;
die Stadt hat 135 000 Einwohner. Der Ort, dessen Ursprung schon in das 9. Jahr-
hundert fällt, wurde uuter dem mächtigen Herzoge Heinrich dem Löwen 1139—1195
zur Stadt. Dann war Braunschweig im 13. und 14. Jahrhundert Mitglied der Hausa
und Vorort des sächsischen Quartiers derselben, bis sie 1374 infolge eines Aufruhrs
verhauset wurde. Nach ihrer späteren Wiederaufnahme in die Hansa erlangte die
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Extrahierte Personennamen: Napoleon_I. Karl_d Karl Bremens Uhle Peiner Heinrich Heinrich
— 47 -
genannten Bucht einnehmen oder löschen müssen. Doch ist in den letzten Jahren
von Seiten des Staates eine erhebliche Vergrößerung und Vertiefung des Hafens
ausgeführt. Auch ist ein Teil des Hafens, der für die größten Schiffe zugänglich
ist, zum Freihafen gemacht. Emden hat ein ganz holländisches Gepräge. Unter
den Gebäuden der Stadt ist das herrliche Rathaus zu nennen, das im 16. Jahr-
hundert nach dem Muster des Antwerpener erbaut ist und eine bedeutende Waffen-
sammlnng enthält. An dem Jadebusen liegt schließlich noch ein kleines zu unserer
Kriegsschiff.
Provinz gehöriges Gebiet, welches, obgleich nur reichlich 19 qkm groß, doch wegen
seiner Bedeutung für die Sicherheit des deutschen Reiches an der Seeseite große
Bedeutung hat, das Jadegebiet mit Wilhelmshaven. Im Jahre 1853 wurde
das Jadegebiet von König Friedrich Wilhelm Iv. zur Anlage eines Kriegshafens
von Oldenburg gekauft, und unter unsäglichen Schwierigkeiten ist hier im Lans der
Jahrzehnte ein großer Kriegshafen angelegt. Der Hafen, dessen Eingang mächtige
Strandbatterien überwachen und an dessen Seiten neben den Ankerplätzen der
Kriegsschiffe, die Schiffsbauplätze (Hellinge) und Vorrichtuugeu zur Schiffsaus-
besserung liegen (Docks), ist von Kaiser Wilhelm I. feierlichst eingeweiht worden.
Um die Hafenanlage ist die rasch aufblühende Stadt Wilhelmshaven entstanden,
deren Bevölkerung auf 26000 angewachsen ist. Die Straßen der Stadt sind nach
einheitlichem Plane angelegt und laufen sämtlich der Werft parallel; sie können
sich»hinsichtlich ihrer Breite, der Schönheit der Läden und Gasthöfe mit manchen
Hauptstraße« unserer Großstädte messen.
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Wilhelm_Iv Friedrich Wilhelm Wilhelm_I.
— 37 —
Städte. Die größten Städte der Lüneburger Heide sind Lüneburg
und Ülzen im Zentrum der Heide und Harburg am Heiderande.
Lüneburg (26 600 Einw.) ist eine der ältesten Städte Niedersachsens. Die
Hanptnahrnngsquelleu der Stadt werden durch den alten Spruch: mons, pons,
fons bezeichnet. Mons (Berg) bezeichnet den „Kalkberg", der sich unmittelbar
neben der Stadt erhebt und weit und breit die einzige feste Gesteiusmasse des
Landes ist; durch die Steiubruchsarbeiteu, die zur Gewiuuuug von Gipskalk
betrieben werden, verschwindet der Felsen jedoch mehr und mehr. Fons (Quelle)
bedeutet die am Fuße des Kalkberges sprudelnde Salzquelle, eine der bedeutendsten
in Norddeutschland und seit uralten Zeiten benutzt. Pons (Brücke) bezieht sich
auf die Jlmenanbrücke und deutet auf den bedeutenden Handel in früherer Zeit.
Das altertümliche Rathaus enthält viele Knnstfchätze. Die St. Michaeliskirche
Spinnstube in der Heide.
bewahrte früher die sog. goldene Tafel mit kunstvollen Kostbarkeiten, die 1698
von dem frechen Diebe Michel List und seinen Gesellen geraubt wurde, die wenigen
zurückgelassenen Schätze wurden später verkauft. Die Stadt ist heute sehr fabriktätig
.(Salzsiedereien, Zementwerke, Eisenwerke, Wachsbleiche, Sodafabrik :c.).
Ülzen, wie Lüneburg au der Ilmenau gelegen, kommt gegen diese Stadt
nicht auf; doch entwickelt sich Ülzen, das jetzt 9400 Einwohner zählt,' stetig und gesund.
Harburg (56 000 Einw.) liegt auf den letzten Höhenzügen, die die linke'
. Elbseite unmittelbar berühren; diese Hügel boten eine bequeme Übergangsstelle
über den Elbstrom. Harburg ist gleichsam der Vorort Hamburgs, vou dem es
durch mehrere Elbarme und die große Insel Wilhelmsburg mit dem gleichnamigen
Orte getrennt ist. Seit den vierziger Jahren hat sich die Stadt sehr gehoben,
und zwar durch den großen Hafen, der, was den Verkehr mit Flußschiffen betrifft,
der bedeutendste unserer Provinz ist. Auch befinden sich hier große Eisengießereien,
Gummi-, Palmöl- und Maschinenfabriken.
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— 26 —
An der Hase liegt die alte Bischofsstadt Osnabrück (59 600 Einw.)
die Königin im Hasegau.
Osnabrück (Osning, Hasebrücke) war schon zu den Zeiten Karls d. Gr. eine
Bauerschaft von Bedeutung inmitten zahlreicher Hünenringe und Opferaltäre.
Um 800 wurde der Dom aufgeführt. Der Domplatz und die denselben umgebenden
Gebäude wurden durch Wälle, Gräbeu und Türme geschützt. Um diese befestigte
Stelle siedelten sich die Bewohner an. Im Mittelalter erwuchs die Stadt zu einem
Handelsorte an der Straße zwischen der Unterweser und dem Rhein, die hier den
Fluß überschritt, war wie fast alle bedeutenderen Städte Norddeutschlands Hansa-
stadt und glänzte durch Woll- und Leinenweberei. Die Reformation fand fehr früh
Eingang. Von den alten Kirchen sind der Dom, im älteren romanischen Stil erbaut
und mit einem achteckigen Turme und zwei ungleich großen viereckigen Türmen
geziert, sowie die Johanniskirche den Katholiken geblieben; dagegen gehören die
gothische Marienkirche aus dem 14. Jahrhundert mit den berühmten vergoldeten
Altarschnitzereien und die Katharinenkirche den Lutheranern. Das königliche Schloß
ist von dem lutherischen Bischof Ernst August in der letzten Hälfte des 17. Jahr-
Hunderts gebaut. Das zu Ende des 15. Jahrhunderts erbaute Rathaus enthält
im Friedenssaale Bildnisse von Fürsten und 36 Gesandten, die hier 1641—1648 an
dem sog. westfälische» Frieden arbeiteten. In: Gebiete der Kohle und des Eisens
gelegen, ist Osnabrück jetzt ein blühender Gewerbeplatz. Fabriken liegen sowohl
in der Stadt, als auch vor den Toren. Weltberühmt ist das Osnabrücker Eisen-
und Stahlwerk, . 'W-Uxj ()Ufkvv vvv4-
5iluna. Das Klima in den Hannoverschen Berg- und Hügelland-
schaften ist viel milder als das des Harzes. Besonders mild ist es in
den zwischen die Bergketten eingebetteten Talmulden, so auch in den
größeren Tälern der Leine, Rhume, Innerste und Weser. Dagegen
rauh und trocken ist es aus den Höhen, besonders im Solling und aus
dem Eichsfelde. In den nördlichen Hügellandschaften der Leine und
Weser bewirkt schon die Nähe des Meeres, daß der vielfach mit Wolken
bedeckte Himmel im Sommer die Wärme und im Winter die Kälte
mäßigt, so daß starker Frost ebenso selten ist wie andauernde Sonnen-
wärme.
Die Hauptfrucht der Berg- und Hügellandschaft ist der Roggen;
ihm folgen Hafer, Weizen und Gerste. Im Hildesheimschen wiegt der
Zuckerrübenbau vor. Das südöstliche Hannover besitzt über 30 Zucker-
siedereien und liefert etwa 10% des im ganzen Reiche gewonnenen Rüben-
zuckers. Im allgemeinen ist die Gegend um Hildesheim am ertragreichsten,
während die göttingischen und grubenhagenschen und die osnabrückischen
Landschaften etwas weniger fruchtbar sind. Die Weser liefert schönen
Lachs. Im Sollinge, im Osterwalds und im Teutoburger Walde finden
sich bedeutende Saud-Onadersteinbrüche. Steinkohlen liefert der Deister,
die Bückeberge, das Wiehengebirge und der Teutoburger Wald. Auch
Eisensteine, Gips, Mergel, Kochsalz und Kali liefert das Hügellaud an
vielen Orten.
Bewohner. Die Bewohner des Berg- und Hügellandes gehören
dem niedersächsischen Stamm an. Wenn von dem niedersächsischen
Stamme gesagt wird, daß er im allgemeinen starr am Alten hängt.
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
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Extrahierte Personennamen: Osnabrück Karls Ernst_August Ernst August Mergel
Extrahierte Ortsnamen: Karls Rhein Norddeutschlands Johanniskirche Solling Hildesheim Osterwalds
22
Die Weltgeschichte.
Semiramis verschönerte sie so sehr, daß unter ihrer
Regierung Babylon die größte und prächtigste Stadt in
der Welt war. Die merkwürdigste Schönheit darin war
der Thurm des assyrischen Götzen Be! (Belus), der
eine Höhe von 8oo Fuß hatte. Die Assyrer gelangten
fr ich zur Aufklärung. Sie verstanden die Wasserbaukunst
und die Astronomie. Jene setzte sie in den Stand, den
großen Fluß Euphrat durch Dämme, Canäle, Schleu-
sen und Wasserräder zu zwingen, daß er jährlich ihr Land
überschwemmte und düngte; die Astronomie aber nützte
ihnen vornemlich zur Einrichtung ihres Calcndcrs und zur
Erleichterung ihrer Reisen. Mit der Zeit aber artete lei-
der diese herrliche Wissenschaft in eine alberne Kunst, in
die Astrologie aus. Von den Nachfolgern der (Aeme
ramls, der ersten regierenden Königin in derwclt, weiß
rch Euch nichts zu sagen.
Ursprung des ägyptischen Staats.
Chams Sohn, Mizraim, kam bey der von Gott
veranstalteten Trennung nach Africa an die Ufer des Nils,
und errichtete daselbst ein Königreich, das damals
Mizraim, nachher Aegypten hieß. Die ungemeine
Fruchtbarkeit dieses Landes, wo der jährlich übertretende
9?il- Strom die Stelle des Regens und de§ Düngers zu-
gleich ersetzt, und wo fast alle Kräuter und Pstanzen, ohne
gepflegt zu werden, wachsen, lockte gar bald mehrere
Fremde hieher. Man lernte hier crndten, ohne gesäet zu
haben; die herrlichsten Baum-Garten - und Feldfrüchte
wuchsen im Uebcrfluß, und daö berühmte Nil-Rohr,
Pap rus genannt, ließ sich sehr leicht zu Kleidungs-
stücken , desgleichen zu Körben, Decken, Kähnen rc.
verarbeiten. Eben dies Nil-Rohr wurde in der Folge
so zurecht gemacht, daß man darauf schreiben konnte:
daher nannte man nachher alle übrigen Massen, worauf
^ man
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit]]
TM Hauptwörter (100): [T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe]]
TM Hauptwörter (200): [T189: [König Reich Land Volk Israel Zeit Jahr Stadt Babylon Sohn], T89: [Wasser Fluß Quelle Bach See Erde Boden Brunnen Land Ufer], T74: [Zeit Wissenschaft Philosophie Geschichte Philosoph Werk Lehrer Schrift Sokrat Schüler], T165: [Kunst Wissenschaft Handel Gewerbe Bildung Land Stadt Schule Zeit Volk], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze]]
Die Geschichte nach Christi Geburt, is *
Kreuz und rannten nach Asien. Nur dir Könige blieben
fürs erste noch von dieser wunderlichen Sucht frey, und
eben dieö halte die Folge, daß daö Ansehen der bisher Zu
einer großen Macht gestiegenen Echnsleule vermindert und
dagegen die Macht der Könlste wieder vergrößert wurde.
Diese für den Thron glückliche Veränderung bewerkstelligte
vornemlich fchdrvlg der Dicke. Er schwächte den Ueder-
ni u ist des Adeln, räumte dagegen den Bürgern mehrere
Frcyheiten ein und legte eben dadurch den Grund zu ei-
nem neuen Reichsstande, dem Bürgttstllnde, der bisher
in Frankreich nichts gegolten hatte. Kaum war das
Land v-n dieser Seite zu einiger Rlche gekommen, als die
Könige von England den Einfall bekamen, nebst der Nor-
mandie und den übrigen Besitzungen noch mehrere fran-
zösische Länder zu erobern. Nun hatten also die Franzo-
sen außer den Kreuzzügen auch noch beständige Kriege mit
diesen ihren nahen Feinden, die 300 Jahre dauerten und
zwischen beyden Nationen einen unauslöschlichen Haß er-
zeugten. Philipp August, ein listiger, thätiger und
tapferer König, war eben mit einem Kreuzzuge beschäf-
tigt, als er hörte, daß die Engländer ihm ins Reich ge-
fallen feyn. Er kam zurück, schlug sie und eroberte so-
gar die Normandie. Um sich gegen die Besiegten sowohl
als gegen seine Großen in Respekt zu erhalten, dankte er
im Frieden, wie bisher gewöhnlich war, feine Soldaten
nicht ab, ì sondern war der erste, der ein stcheudès
Heer im Solde behielt. Nicht so glücklich, aber lie-
benswürdiger und edelmüthiger, als er, war der hetstge
Ludwig, der vom Jahr ¡2-26 bis 1270 regierte und
unter die besten französischen Könige gehört. In einet
Krankheit gelobte er Gott einen Kreuzzug» Wirklich zog er
nach erhaltener Genesung, ganz gegà den Willen seines
Volkes, das ihn gerne im Reiche behalten harte, gegen
den Sultan von Aezyten, wurde aber von diesem gefan-
aeu
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
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Extrahierte Personennamen: Philipp_August Philipp August Ludwig Ludwig
Extrahierte Ortsnamen: Christi Asien Frankreich England
26 t
Die Geschichte' nach' Christi' Geburt-
Bruder, Johann, in Verbindung mit dem treulosen König
von Frankreich das ohnehin unglückliche England von al-
len Seiten und die erschrockenen Engländer sehnten sich
nach ihrem König mit dem heftigsten Verlangen. Da
entschloß sich Blondín, des Königs Kapellmeister, sei«
nen Herrn aufzusuchen, sollte er auch bis ans Ende der
Welt gehen. Er wußte, daß Heinrich ihn gefangen
hielt, aber der Ort war ihm ein Gehcimniß. Der treue
Diener reiste von Stadt zu Stadt, von Dorf zu Dorj>
und allenthalben erkundigte er sich nach seinem Könige»
Endlich kam er an den Ort, wo der Thurm war und er--
fuhr, daß in demselben rin vornehmer Gefangener ver-
wahrt werde. Er eilte dahin, stellte sich an die Thür
desselben und fieng ein Lied au zu singen, das Richard
in Vereinigung mit dem Blondin ehemals componirt
hatte. Mit der ersten Hälfte des Liedes machte der Sän-
ger eine Pause, und im Thurme fieng nun der Gefangene die
andere Hälfte an. Blondín erkannte seines Königs
Stimme, eilte voll Entzücken fort und kam wie geflügelt
«ach England, wo er die geängstigten Großen in den
Stand setzte, den gefangenen König, wiewohl nicht an-
ders , als gegen cm sehr großes Lösegeld, von seinen
Fesseln zu befrepen. Wenn Euch diese Treue eines Die-
ners gegen seinen Herrn gefallt, so versäumet uicht, ein
gleiches zu thun, sobald Euch die Vorsehung die Gele«
genheit dazu anbietet. Rlchñl'd eilte sogleich in seine
geliebte Insel und grif den eidbrüchigen Philipp
gustan. Es kam jedoch zu keiner Hauptschlacht, denn
beyde Partheyen verglichen sich« Zuletzt verlohr Richard
im Jahr 1199 das Leben, da er das Schloß eines feiner
aufrührerischen Großen belagerte. Weil seine ganze Re-
gierung kriegerisch war und er außer feiner Güte und sei-
nem Edelmuthe beständig eine ausnehmende Tapferkeit
zeigte, fo gab man ihm den schönen Namen Löwenherz. Er
, R 3 bin«-
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp]]
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Extrahierte Personennamen: Johann Johann Heinrich Heinrich Philipp Philipp
3i8 Die Weltgeschichte.
an bis zum Rhein einen Strich von hundert Meilen ge-
macht ukd alles um sich her'erobert hatte, wollte ihm,
da er in Bayern einzudringen gedachte, Blü den Ueber-
gang über die Lech streitig machen, empfieng aber eine
Wunde, die ihn mit dem ganzen Heerseiner Grcuelthaten
in die andere Welt schickte. Gustav nahm hierauf die
große Stadt 2iug6purg ein und stellte da die protestanti-
sche Lehre wieder' her. Darauf gieng er nach Bayern,
wo sich ihm die Thore aller Städte öfneten. Als er vor
das große schöne München kam, rieth man ihm, er
möge diese Stadt seinen Schweden preiß geben, den
prächtigen Pallast des Kurfürsten in die Asche legen und
also durch die Verwüstung dieser schönen Hauptstadt die
Um/nenfchlichkeit rächen, die Blu gegen Magdeburg
verübt habe. Da sagte der edle Monarch: „Nein, laßt
uns nicht das Veyspiel der Gothen, unserer Vorfahren,
nachahmen, die ihr Andenken gebrandmarkt haben, in*
dem sie die Rechte der Eroberungen mißbrauchten, die
Menschheit schändeten und die kostbaren Denkmäler der
Kunst zerstöhrten." Der Kaiser mußte nun dem Wallen-
steiu wieder gute Worte geben. Dieser kam und spielte
den Krieg nach Sachsen. Gustav folgte ihm nach und
es kam am ütcn November 1632 bey Lühen auf eben
der Stelle, wo Heinrich der Vogelstell r einst die
Hunnen schlug, zu einer fürchterlichen Schlacht, in wel-
cher zwar der König von Schweden siegte, aber auch fein
kostbares Leben verlohr. Der Tod dieses großen Helden
hatte anfänglich traurige Folgen für die Protestanten:
der unglückliche Kurfürst Flievuch von der Pfalz, der
durch Gustavs Bernübung die Wiedererlangung seiner Lan-
der gehest hatte, grämte sich zu Tode und die Kaiserli-
chen wurden schon wieder übermnthig und grausam. Da
übernahmen der Herzog Bernhard von Weimar, ein
würdiger Enkel des unglücklichen Kurfürsten, Zobarm
Fried-
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Extrahierte Personennamen: Gustav Gustav Gustav Gustav Heinrich_der_Vogelstell Heinrich Gustavs Bernhard_von_Weimar
3*4 Die Weltgeschichte»
gemacht wurde, erweiterte und verschönerte sich Hanttsvek;
Residenz - Gebäude entstandet in ihren Mauern, und ein
damaliger edler Einwohner, Johann Dllve, führte die
nach feinem Namen genannte Straße mit 42 schöne»
Häusern auf, errichtete das am Steinthor belegene große
Armen-und Wayfenhaus, schützte Hannover durch
Anlegung des Falles am schnellen Graben vor Uebrr-
schwcmmungen, legte die Nothbrunnen an, verschönerte
die Kirchen, bebauete wüstliegende Höfe und verewigte
also zu eben der Zeit seinen Nahmen bey uns durch edle
Lhaten, unterdessen barbarische Fremdlinge den ihrigen
durch . Greuelthaten brandmarkten und unser Land so sehr
mit Raub, Todschlag und Mord erfüllten, daß das An-
denken davon auch noch bey euren Großvätern, ja gar
bey Euren Eltern nicht ausgelöscht worden ist. Denn der
Ausdruck: so hauftte man zur Schwedenzeit, ist als-
dann noch bey alten Personen unftrs Landes gewöhnlich,
wenn sie grausame Auftritte deö Krieges bezeichnen wollen»
Ihr fraget mich, was denn eigentlich daö Herz jener
Krieger so wild, so barbarisch, so unmenschlich gemacht
habe: der Rcligionshaß war es, dieses fcheuöliche Kind
deö Irrthumö. Er bewafnete den Sohn gegen den Vater,
den Bruder gegen den Bruder und den Freund gegen den
Freund. Lernet demnach hier an diesem unvollkommenen
Gemälde den Zuruf Gottes beherzigen: Wer disi du,
der du cinen fremden Knecht richtest: er steht und
fällt dem Herrn. Und präget Euch jetzt beym Anblick
der Greuel des drcyßigjährigcn Krieges die Ermahnung
deö größten Musters der Liebe tief in Euer junges Herz:
Daran wird jedermann erkennen, daß Ihr meine
Jünger styd, so ihr Liebe unter einander habet. Alle
jene Millionen durchs Schwerdt gefallener Christen würden
in Ruhe und Frieden einem glücklichen Tode entgegen ge-
sehen , alle jene Tausende von Witwsn und jene Hundert-
tau-
TM Hauptwörter (50): [T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat]]
TM Hauptwörter (200): [T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk]]
Extrahierte Personennamen: Johann_Dllve Johann Schwerdt
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Mittelschule, Volksschule
Regionen (OPAC): Hannover
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
heraus. — Man teilt den Harz gewöhnlich ein in Ober-und Unter-
harz. Da der Harz, abweichend von fast allen andern deutschen Gebirgen,
nach N.w. steigt, so ist der Oberharz der nordwestliche Teil, während
der Unterharz den südöstlichen Teil umsaßt. Die Wasserscheide zwischen
dem Weser- und Elbgebiet, die sich von Andreasberg gegen Werni-
gerode hinzieht, teilt das Gebirge in diese zwei Hälften. Der Ober-
harz, vorzugsweise Hannover angehörend, ist vorherschend mit dunklem
Nadelholz bestanden, während der zu Braunschweig, Sachsen und Anhalt
gehörende Unterharz mit lichtem Laubholz bewachsen ist. Der höchste
Berg, der „Oberausseher" des Harzes, ist der Brocken, 1140 in.
Der Brocken liegt ungefähr im Mittelpunkte des Harzes. Seinen breiten Fuß
bildet das Brockenfeld, eine wellige Ebene, bedeck^ mit tiefem Moor, welches die vom
Brocken herabströmenden Gebirgsbäche bis zum Sommer hinein mit Wasser ernährt.
Der Fuß des Brockens ist mit dichter Tannenwaldung umhegt; von den niederen
Ästen hängt der Judenbart, eine handlange Flechtenart. Je höher, man steigt, desto
kleiner werden die Bäume. Das Knieholz mit seinen knorrigen Asten geleitet den
Wanderer noch eine weite Strecke. Aber auf den Brockengipfel hinauf steigt es nicht.
Dieser ist bedeckt mit grauem Brockenmoose, aus dem sich der „Hexenbesen", die Alpen-
anemone, hervordrängt. Der Gipsel des Brockens, auf dem ein auch im Winter
bewohntes Wirtshaus mit einem Aussichtsturm steht, ist das Ziel der Reisenden.
Man überschaut von hier einen Kreis von 260 km Durchmesser, d. i. etwa den
200. Teil von Europa mit 89 Städten und 668 Dörfern. In dämmernder Ferne
erblickt man die Städte Magdeburg, Hannover, Braunschweig, den Thüringer Wald,
an hellen Tagen selbst das Erzgebirge. Die Elbe zeigt sich als Silberstreif am
Horizonte.
Der Harz ist sehr wasserreich. Seine Flüsse gehören sämtlich
dem Gebiete der Elbe und der Weser an. Zur Weser fließen die Oker
und die Innerste; zum Gebiet der Elbe gehört die Bode.
Die Oker eilt mit der rauschenden Ilse zur Aller; die Innerste entspringt
auf der Hochebene von Klausthal und fließt zur Leine.
Die Bode quillt am Brocken, rauscht in dem engsten und wildesten Thale des
Gebirges herab und fließt durch das große Felsenthor zwischen Hexentanzplatz und
Roßtrappe in das Tiefland zur Saale.
2. Die beiden größeren Städte des Harzes sind Goslar(11 Oooeinw.)
und Klausthal (9000 Einw.).
Goslar liegt am Fuße des Rammelsberges. Kaifer Otto I. ließ fränkische
Bergleute nach hier kommen, um die entdeckten reichen Erzlager des Rammelsberges
auszubeuten. Zur höchsten Blüte gelangte Goslar unter Heinrich Iii., welcher u. a.
die kaiserliche Pfalz erbaute. Von dem Dome, welcher 1050 in Anwesenheit des
Kaisers vom Papste Leo Ix. eingeweiht, 1820 aber aus Abbruch verkauft wurde, ist
nur eine Vorhalle mit wenigen Resten der inneren Ausstattung desselben übrig
geblieben. Die kaiserliche Pfalz, bis vor einigen Jahren ein Kornmagazin, ist jetzt
würdig restauriert. Die Kaiserworth, einst Verfammlungsort der Kaufleute, jetzt
Gasthof, ist ein prachtvoll ausgeführtes Gebäude. Auf dem Marktplatze befindet sich
das uralte Marktbecken. Die Stadt war bis 1803 freie Reichsstadt, kam dann an
Preußen und 1815 an Hannover.
Klausthal ist der Sitz der Behörden, die den Bergbau leiten. Die Stadt
ist weitläufig, aber unregelmäßig gebaut. Durch die vielen, nach den großen Bränden
neu und hübsch erbauten Häuser mit ihrer Sollingstein- und Ziegelbedachung und
mit ihrem hellen Anstrich macht Klausthal einen sreundlichen Eindruck.
3. Die Lage des Harzes, die Höhe und selbst die Beschaffenheit
des Bodens bringen ein rauhes Klima und im allgemeinen eine kalte,
nebelige Witterung mit sich; nur selten erblicken die Bewohner der
Meyer, Heimatskunde. 2
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Extrahierte Personennamen: Andreasberg Otto_I. Heinrich_Iii Heinrich Leo_Ix Leo Meyer
Extrahierte Ortsnamen: Weser- Sachsen Europa Hannover Braunschweig Goslar Goslar Hannover