42
V. Geschichte.
Hannover.
8. Stammtafel.
Ernst August, 1679-98
Georg Ludwig, 1698-1727
Zeit 1714 als Georg I. König von Großbritannien
Georg Ii., 1727-60
Sein Enkel Georg Iii., 1760-1820
/ Schwester: Karoline Mathilde von
\ Dänemark, f 1775 in Celle
Georg Iv., 1820-30
Wilhelm Iv., 1830-37
Ernst August,
1837-51
Georg V., 1851-66
f 1878
/ Ernst August, Herzog von^
\ Eumberland, *1845 j
(Ernst August, *1887)
Wilhelm I., 1866 (61)-88 Friedrich Iii., 1888
Wilhelm Ii.,
seit dem 15. Juni 1888
9. Kurfürstentum Hannover.
Die Vereinigung der Länder der jüngeren Linie begann unter Ernst August,
dem Gemahl der Prinzessin Sophie von der Pfalz, der Enkelin Jakobs I. von England.
Zuerst protestantischer Bischof von Osnabrücks erbte er 1699 Calenberg- 1682 setzte
er die Unteilbarkeit der welftschen Erblande durch und erlangte 1692 vom Kaiserhause
die Velehnung mit der neunten Kur. Sein Sohn
Georg Ludwig gewann durch Heirat mit Sophie Dorothea die Erbschaft von
Celle. Seine Gemahlin, die mit ihm in unglücklicher Ehe lebte, starb 1726 als
„Prinzessin von Ahlden" in Gefangenschaft auf diesem einsamen Schlosse. Cr selbst aber
bestieg als Georg I. 1714 den Thron von Großbritannien, da er durch seine Mutter,
die Enkelin Jakobs I. von England, der nächste protestantische Berechtigte war. Unter
seiner Regierung wurden die schwedischen, im Nordischen Kriege von Dänemark besetzten
Herzogtümer (früher Bistümer) Bremen und Verden durch Zahlung von 695713 Talern
gewonnen und später die Ansprüche Schwedens durch 1185476 Taler befriedigt.
Die englischen Könige bewahrten ihrem Stammlande, das im ganzen in ihrer
Abwesenheit unter der Geheimen Ratsbehörde ein friedliches Stilleben führte, un-
verminderte Zuneigung. Aber nur zu oft wurde dies Stilleben durch Kriege unter-
krochen, in die Hannover durch die englische Politik hineingezogen wurde. Die festlän-
dischen Gegner des unerreichbaren Inselreiches suchten durch Angriffe auf Hannover ihr
Mütchen zu kühlen, und so wurde unser Land mehrfach der Schauplatz feindlicher Einfälle,'
es wurde in den Spanischen, dann den Österreichischen Erbfolgekrieg, den Siebenjährigen
und alle Koalitionskriege der Revolutions- und Napoleonischen Zeit verwickelt.
Das Jahr 1757 brachte nach der unglücklichen Schlacht bei Hastenbeck, die der
Herzog von Cumberland vorzeitig verloren gab, die Besetzung durch den Marschall
d'estre'es und die Konvention von Zeven, infolge deren sich das aus Hannoveranern,
Hessen, Braunschweigern und Gothaern zusammengesetzte Koalitionsheer auflösen sollte.
Dies geschah indessen nicht, vielmehr lebte jenes Heer wieder auf und begann unter
dem Herzoge Ferdinand den glänzenden Siegesflug, der vor allem durch die Tage
1 Durch den Westfälischen Frieden war das seltsame Verhältnis geschaffen worden,
daß Osnabrück zwar als Bistum weiter bestehen blieb, aber abwechselnd von einem
katholischen Bischof und einem protestantischen Prinzen aus dem Hause Braunschweig-
Lüneburg regiert werden sollte.
TM Hauptwörter (50): [T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann], T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp]]
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TM Hauptwörter (200): [T55: [Friedrich Kaiser Kurfürst Herzog Sachsen Johann Karl Land Bayern Wilhelm], T61: [Wilhelm Friedrich Prinz König Luise Jahr Königin Gemahlin Prinzessin Kaiser], T103: [England Krieg Frankreich Spanien Franzose Engländer Flotte Jahr Holland Frieden], T170: [Schlacht Leipzig Franzose Preußen Napoleon Heer Herzog Ferdinand Jena Braunschweig], T144: [Stadt Frankreich Münster Straßburg Metz Mainz Elsaß Bischof Frieden Trier]]
Extrahierte Personennamen: Ernst August Georg_Ludwig Ludwig Georg_Ii Georg_Iii Karoline_Mathilde_von
\_Dänemark Georg_Iv. Wilhelm_Iv. Wilhelm_Iv. Ernst August Georg_V. Ernst August Ernst August Wilhelm_I. Wilhelm_I. Friedrich_Iii Friedrich Wilhelm Ernst August Jakobs_I._von_England Osnabrücks Georg_Ludwig Ludwig Sophie_Dorothea Jakobs_I._von_England Ferdinand
Extrahierte Ortsnamen: Hannover Celle Hannover Celle Dänemark Bremen Schwedens Zeven Hessen Westfälischen Lüneburg
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bis Thale. Bei dem Hüttenorte Elend, zwei Stunden von der Quelle,
ändert sich ihr felsiges Ufer; denn die Bode hat hier fast gar keine
Thalränder, fondern durchfließt in ruhigem Gange saftgrüne, kränter-
reiche Wiesen. Dann vereinigt sie sich mit der „Warmen Bode", ltub
bald wird ihr Thal wieder tief und schroff. Die hohen Felsen bei
Rübeland, wo die Rappbode mündet, lassen zu beiden Seiten des
Flusses nur wenig Raum. Hier sind die interessanten Höhlen: Hermanns-
höhle, Baumannshöhle und Bielshöhle. Die Hermannshöhle, die groß-
artigste, sehen wir näher an: Über dem Eingange ist der Harzer
Gruß geschrieben: Glück auf! Wir betreten die Höhle unter Führung
eines Bergmannes und gebrauchen fast 3/4 Stunden zum Durchwandern
der verschiedenen Kammern. Bei elektrischer Beleuchtung erkennen wir
genau die oft sonderbaren, komischen Tropfsteinbildungen: Hier Mönche,
dort eine Mutter mit einem Kinde, und weiterhin Kaiser Wilhelm I.,
eine Kapelle mit einem Heiligenbilde u. s. w. Die von dem Führer
angesteckten, bengalischen Flammen lassen alle diese Gestalten noch
wunderbarer erscheinen. Unten im Thale der Höhle überrascht uns
das Rauschen eines kleinen Bächleins, welches neben einer Oberförsterei
an der Bode zu Tage tritt, und von dessen Ursprung man vor der
Entdeckung der Höhle keine Ahnung hatte. In der sogenannten
Leichenkammer liegen Knochen und Schädel von Höhlenbären in großer
Menge aufeiuandergehäuft. Daß sie sich eben hier in dieser höher
gelegenen Höhle so massenweise finden, hat seinen Gruud gewiß darin,
daß die Tiere bei einer großen Überschwemmung alle, Rettung suchend,
hierher geflohen sind, aber schließlich dort doch ein Massengrab ge-
funden haben.
Einige Stunden abwärts von Rübeland mündet bei Treseburg
die Luppbode. Hier schlängelt sich die Bode anfangs in vielen Win-
düngen in ihrem grünen Wiesengrunde hin; dann aber treten die
hochaufsteigenden, majestätischen Felsen bis unmittelbar an den Fluß
hinan, bis derselbe in 2 Stunden bei Thale durch das großartige
Felsenthor zwischen den sagennmschleierten Felsen der Roßtrappe und
des Hexentanzplatzes in die Ebene hineinfließt.
Diese letzte Strecke ist der Glanzpunkt des Bodethales, voll vou
riesigen, seltsam gestalteten Felspartieen. Die durch Verwitterung
ausgesägten Felsen bilden mannigfache, sonderbare Figuren, welche
Ähnlichkeit haben mit alten Burgen und Rittern, mit Mönchen, Zwergen
und Riesen. Hier ist die unerschöpfliche Schatzkammer für Maler und
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke]]
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54
Eine zweite Sage von Wittekind lautet: Obgleich Wittekind seinem
Pferde die Hufeisen verkehrt hatte unterlegen lassen, um seine Ver-
folger irre zu führen, so ist ihm trotzdem Karl der Große einstmals
nahe auf den Fersen. Da wird der fliehende Wittekind unglücklicher
Weise gerade durch einen breiten Graben aufgehalten; in dieser 9cot
ruft er seinem Hengste vertrauensvoll die aufmunternden Worte zu:
„Hengstchen, spring awer,
Kriegst'n Spint Halver,
Springst im nicht awer,
Freten mi und die de Rawen!"
Mit gewaltigem Sprunge setzt darauf das mutige Tier über das
Hindernis hinweg, und Wittekind ist gerettet.
Die Stadt Osnabrück in dieser sagenreichen Umgebung hat ein
hohes Alter; denn schon um das Jahr 800 ließ Karl der Große hier
einen Dom bauen, um welchen bald viele Ansiedelungen entstanden,
die im Laufe der Zeit durch Gräben, Wälle und Türme geschützt
wurden. Von den alten Befestigungswerken stehen am Walle noch
vier Türme, uuter denen der sogenannte Bucksturm, im welchem selbst
kriegsgefangene Grafen und Fürsten jahrelang eingesperrt wurden, der
merkwürdigste ist.
Das Rathaus enthält im Friedenssaale die Bildnisse der Fürsten
und Gesandten, die hier im Jahre 1648 den westfälischen Frieden
abschlössen, welcher dem dreißigjährigen Kriege ein Ende machte.
Über dem Eingange zum Rathause ist das steinerne Standbild Karls
des Großen inmitten acht anderer Kaifer angebracht, ihm zur linken
Seite steht Kaiser Wilhelm I. und zur rechten Friedrich Barbarossa.
Jetzt ist Osnabrück mit 40000 Einwohnern in der Provinz Han-
nover die zweitgrößte Stadt, und Handel und Gewerbe stehen hier in
hoher Blüte.
Aus dem Osnabrückschen wird uns viel Pumpernickel geliefert
und der berühmte, westfälische Schinken; das Wort Schinken wird aber
von den Bewohnern dieser Gegenden Skinken gesprochen nach ihrer
Gewohnheit, das sch in sk umzuwandeln.
Eine Eigentümlichkeit des Landkreises Osnabrück bilden die vielen
Kolonate, das sind einzelne Gehöfte, deren Häuser an der Giebelseite
meistens grün oder blau bemalt sind, und deren Besitzer Kolone ge-
nannt werden.
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Extrahierte Personennamen: Karl_der_Große Karl Karl_der_Große Karl Karls Wilhelm_I. Wilhelm_I. Friedrich_Barbarossa Friedrich Barbarossa
3
Knäblein kam desselbigen Weges gegangen, ist der alten Frau nahe
gekommen und hat sich höchlich verwundert über die Art, wie die alte
Frau das Stroh fortschaffte. Und kamen dem Knäblein allerlei Ge-
danken, böse und gute, und einer der bösen Einfalle hieß so: „Wie,
wenn du jetzt lerse hinanschlichest und Plötzlich auf das Stroh
sprängest? Die Alte würde schön aufs Angesicht fallen, und du
sprängest rasch in den Hohlweg hinab, ehe sie wieder ausstände."
Daheim aber stand unterdes die liebe Mutter des Knäbleins und
dachte ihrer vielen Kinder und des einen Vaters aller, und hat wohl,
wie sie eine rechte Beterin war, damals Absonderlich gebetet; denn
dem Kinde kam bald ein gar guter Gedanke und ward also zur That.
Denn fröhlich trat das Knäblein zur alten Bettlerin, grüßte sie und
sprach: „Annalene, wir gehen eines Weges, und euer Stroh kann ich
besser tragen als ihr"; und schnell, ehe die Frau Ja oder Nein sagen
I konnte, war der Strick durchschnitten und das Stroh aufgeladen, und
der Knabe schritt rascher, als die Frau krücken konnte, und trug das
Stroh bis in ihre Hütte und legte es auf ihr Lager, und die Äpfel und
Nüsse aus seinen Taschen dazu und den Groschen auch, der zu Bilder-
bogen bestimmt war; und die Bettlerin schlief auf dem Stroh gar
aut in der Nacht, welche folgte, und das Knäblein schlief gut auf
seinem Kissen und träumte nichts Böses. Wer hat aber von bell
beiden am besten geschlafen?
6lut (Gewissen ist ein sanftes Ruhekissen.
8. Wiegenlied.
1. Nun schlaf, mein liebes Kindelein,
Und thu dein Äuglein zu;
Denn Gott der will dein Vater sein,
Drum schlaf in guter Ruh.
2. Dein Vater ist der liebe Gott
Und wills auch ewig sein.
Der Leib und Seel dir geben hat
Wohl durch die Eltern dein.
3. Er schenkt' dir seinen lieben Sohn,
Den schenkt' er in den Tod;
Der kam auf Erd von: Himmelsthron,
Half dir aus aller Noth.
4. Er schickt dir seine Engelein
Zu Hütern Tag und Nacht,
Daß sie bei deiner Wiege sein
Und halten gute Wacht.
6. Dem Vater und der Mutter dein
Befiehlt er dich mit Fleiß,
Daß sie dein treue Pfleger sein,
Ziehn dich zu Gottes Preis.
3. Der hcilge Geist der segne dich,
Bewahr dich allezeit;
Sein hcilger Nam behüte dich,
Schütz dich vor allem Leid.
7. So nimm du recht an Gnade zu.
An Alter und Verstand,
Und halte deine Kindesruh
In Jesu Schooß und Hand.
9. Abendlied.
^ 1. Müde bin ich, geh zur Ruh,
Schließe beide Augen zu.
Vater, laß die Augen dein
Uber meinem Bette sein.
2. Hab ich Unrecht heut gethan.
Sieh es, lieber Gott, nicht an;
Mache du durch Jesu Blut
Gnädig allen Schaden gut.
1*
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65
Ehre zu geben, der ihn am Morgen unversehrt den Sturz in die Tiefe
hatte thun lassen; so hat er sich am Abend von einer Bank herab zu
Tode..gefallen.
Ubcrrnuth thut niemals gut. Hochmuth kommt vor dem
Fall. Sicherheit ist des Unglücks erste Ursache. Je höher
der Baum, je schwerer sein Fall. Je höher gestiegen, je tiefer
gefallen. Wer unter Glottes Hand sich nicht biegen will, muß
darunter brechen. Gott sorgt dafür, daß die Bäume nicht in
den Himmel wachsen.
99. Der König aller Könige.
Äanut, ein großer König, war Beherrscher von England und
Dänemark, und seine Schiffe fuhren auf den nördlichen Bteeren hin
und her. Es begab sich aber eines Tages, daß er lustwandelte am
User des Meeres und seine Hofleute mit ihm. Da thaten Schmeichler
ihren Mund auf und priesen ihn als den König der Könige und den
Herrn des Meeres wie des Landes. Aber der König ergrimmte in
seinem Herzen ob diesen Worten; denn er fürchtete den Herrn, und es
war solches ein Greuel in seinen Augen. Und er schwieg.
Über ein Kleines breitete er seinen Mantel hart an das Ufer aus,
setzte sich darauf und sprach zum Meer: „Das Land, daraus ich sitze,
rst mein, und ich bin dein Herr; darum sage ich dir: bleib, wo du bist,
und nahe dich nicht zu meinem Platze!" Es war aber um die Zeit der
Flut, da er solches that. Da dies die Hofleute sahen, gedachten sie bei
sich selbst: „Der König, unser Herr, ist zum Narren geworden," und
lachten sein in ihrem Herzen. Das Meer aber gehorchte der Stimme
des Königs nicht und wuchs höher und höher, bis daß es seine Füße
netzte. Da stand der König auf und sprach: „Ihr Schmeichler, wo ist
nun meine Macht? Sehesida, wie sein mir das Meer gehorcht hat!
So gehet nun hin und wisset, daß der, welcher den Himmel und die
Erde und das Meer und alles, was darinnen ist, gemacht hat, derselbe
ist der König aller Könige und der Herr aller Herren; ich aber bin wie
seiner Knechte einer!"
190. Demüthiget euch unter die gewaltige Hand Gottes.
Ein Edelmann zog mit seinem Weibe und zween Söhnen auf
ein Schloß, welches an einem See lag. Der Edelmann hatte sonst
keine Kinder, ohne diese beiden Söhne; an Gut aber war er sehr
reich. Um die Erntezeit, da Knechte und Mägde zu Felde waren,
und niemand daheim blieb, als Vater und Mutter und die beiden
Söhne, wollten diese beiden sich kühlen im schönen klaren Wasser,
und der Vater sah ihnen vom Hause herab zu. Da gerieth der
eine in eine Tiefe, sank und ertrank, und weil das Wasser lauter
und hell war, konnte der Vater sehen, wie er sich gegen den Tod
wehrte. Der andere Bruder will ihm zu Hülfe kommen, und da
er hinzu eilt, sieht ihn der Vater gleichfalls jämmerlich ertrinken,
und war kein Mensch vorhanden, der den beiden Söhnen hätte Hülfe
leisten können.
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40
68. Dienertreue.
Ein reicher Herr in Polen fuhr zur Winterzeit in einem Schlitten
nach dem Städtlein Ostrowo, nur von seinem Knecht Jakob beglei-
tet, der dem Schlitten vorreiten mußte. Ehe sie die Stadt erreichten,
mußten sie zuvor durch einen langen, einsamen Wald, und es war
bereits Abend. Der Knecht schlug daher dem Herrn vor, in einer
Herberge, die am Eingänge des Waldes lag, zu übernachten; denn
im Walde seien viele Wölfe, und die Unthiere seien wegen des
harten Winters gar grimmig. Der Herr war aber einer von den
wunderlichen, von denen, die einen guten Rath, wenn er von einem
Knechte kommt, nicht annehmen mögen. Er fuhr ihn an und schrie:
er werde wohl des Reitens überdrüssig sein; aber er werde nichts
darnach fragen, sie müßten noch nach Ostrowo, es möge gehen, wie
es wolle. Und so gings vorwärts, was die Pferde laufen konnten.
Kaum aber sind sie eine Strecke im Walde, so hört der Herr hinter
sich ein lautes Heulen, und als er sich umwendet, sieht er die Wölfe
in Rudeln hinter dem Schlitten daherjagen und die vordersten schon
ganz nahe. „Jakob, Jakob!" ruft er, „die Wölfe, die Wölfe!"
Der treue Jakob erwidert kein Wort, sondern läßt ruhig den Herrn
vorausfahren, reitet zwischen dem Schlitten und den Wölfen, zieht
seine Pistolen und schießt von Zeit zu Zeit unter sie. Damit schreckt
er eine Weile die Bestien. Endlich aber hat er kein Pulver mehr,
und als sie nun an den Schlitten heranstürzen, sagt er: „Herr, ich
muß meinen armen Braunen opfern und sehen, daß ich zu euch auf
den Schlitten komme, sonst ist alles verloren." — „Thue, wie du
willst", sagte der Herr, und im Augenblick war der Jakob vom
Pferde und auf den Schlitten gesprungen und hielt sein Pferd am
Zaum fest, bis die Wölfe herankamen, dann überließ ers Ihnen zur
Beute. Es schien, als sollten sie dadurch einen Vorsprung gewinnen;
aber nicht lange, so war ein Theil der Wölfe wieder heulend hinter
ihnen her, und einige schickten sich an, in den Schlitten zuspringen,
und der Edelmann gab sich nun verloren. Da sagte Jakob: „Herr,
nun will ich in Gottes Namen auch das letzte noch für euch thun.
Dort sind schon die Lichter von Ostrowo, und ihr könnt das Städt-
lein erreichen, wenn ich nur auf ein paar Minuten die Bestien euch
vom Halse halte. Sorgt für mein Weib und meine Kinder; lebt
wohl, und denkt manchmal an den armen Jakob!" Damit zog er
den Säbel, sprang aus dem Schlitten und stürzte sich mitten unter
die Wölfe. Diese stutzten, fielen ihn aber dann wüthend an und
übermannten ihn endlich. Sein Herr aber war mittlerweile unver-
sehrt entkommen. Schnell nahm er Leute mit sich und eilte in den
Wald zurück. Aber er fand nichts mehr, als die Gebeine seines
treuen Knechtes; die sammelte er und ließ sie begraben. Das Weib
und die Kinder aber versorgte er väterlich und wurde allen seinen
Dienern ein freundlicher, gütiger Herr, beklagte es auch oft mit Thrä-
nen, daß er nicht ohne bittere Reue an seinen treuen Knecht gedenken
konnte.
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe]]
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Extrahierte Personennamen: Städtlein_Ostrowo Jakob_beglei- Ostrowo Jakob Jakob Jakob Ostrowo
48
mein Gott, wenn nicht auf Erden, doch im Himmelreich und dann in
alle Ewigkeit. Amen."
Als die Töne des Gebets verklungen waren in ihrem H^M,
küßte die Großmutter ihren Enkel, und ihre Stimme bebte, als sie
zu ihm sagte: „Gute Nacht, liebes Kind; vergiß Gott nicht und auch
mich nicht, so sehen wir uns einmal wieder, hier oder dort." Jakob
aber weinte laut, und wie ein liebes, gutes Kind hing er am Halse der
Großmutter.
71. Der Ackerbau ist ein göttlich Werk.
Äckerban ist ein göttlich Werk, das Gott befohlen/hat, und
der Bauern Arbeit ist die fröhlichste und voller Hoffnung; denn
Pflügen, Säen, Pflanzen, Pfropfen, Abmähen, Drescherwbolzhauen,
das hat alles große Hoffnung. O wie selig wären die Barmr, wenn
sie ihr Gutes erkenneten!
Große Herren und Fürsten haben große, wichtige Sachen und
Händel zu verrichten, müssen deshalb mehr Sorge und Gefahr haben;
aber Bauern haben dagegen gute Tage, sind sicher und sorgen nicht viel,
noch kümmern sie sich um Staatshändel.
Wenn ein Bauer die Fährlichkeit und Mühe eines Fürsten wüßte,
er würde Gott danken, daß er ein Bauer ist und in dem seligsten
und sichersten Stande; aber sie sehen und erkennen ihr Glückend
Wohlfahrt nicht, sehen nur aus den äußerlichen Schmuck und Gepränge
der Fürsten, als: daß sie hübsch gekleidet sind, mit goldenen Ketten
behängen, haben große Schlösser und Häuser, leben herrlich, sind reich
und gewaltig; sie sehen aber mcht die große Sorge und Gefahr, darin
Fürsten leben wie in einem Feuer, da em Bauer hinterm Ofen liegt,
brät Birnen und ist sicher.
72. Die Kartoffel.
Dieses nützliche Gewächs kam erst vor etlichen hundert Jah-
ren aus Amerika zu uns. Und zwar zuerst nach Italien, dann
nach England, wo übrigens die Kartoffeln anfangs nur als Selten-
heit in einzelnen Gärten gebaut wurden. Denn fast hätte sie der
Freund von Franz Drake, dem dieser aus Amerika Kartoffeln zur
Aussaat schickte, und dazu schrieb, die Frucht dieses Gewächses sei
so trefflich und nahrhaft, daß er ihren Anbau für sein Vaterland
für höchst nützlich halte, aus seinem Garten wieder herausreißen
und wegwerfen lassen. Denn er dachte, Franz Drake habe mit dem
Worte Frucht die Samenknollen gemeint, die oben am Kraute
hangen. Da es nun Herbst war, und die Samenknollen waren
gelb, lud er eine Menge vornehmer Herren zu einem Gastmahle
ein, wobei es hoch herging. Am Ende kam auch eine zugedeckte
Schüssel, und der Hausherr stand auf und hielt eine schöne Rede
an die Gäste, worin er diesen sagte, er habe hier die Ehw, ihnen
eine Frucht mitzutheilen, wozu er den Samen von seinem Freunde,
dem berühmten Drake, mit der Versicherung erhalten hätte, daß ihr
Anbau für England höchst wichtig werden könne. Die Herren koste-
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T0: [Blatt Baum Pflanze Blüte Frucht Wurzel Blume Erde Zweig Stengel]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden]]
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Extrahierte Personennamen: Jakob Franz_Drake Franz Franz_Drake Franz Drake
Extrahierte Ortsnamen: Amerika Italien England Amerika England
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über die Schwelle in die Stube hereinstolpernd: „Der Herr Pathe
läßt Vater und Mutter recht schön grüßen, und ich soll bald wieder
kommen."
Noch an dem Nemlichen Abend wechselten die Nachbarsleute
einige freundliche Worte über die Gasse; am folgenden saßen die
weiße und die gelbe Schürze wieder auf der grünen Bank beisam-
men; am dritten zeigten die Weiber einander die Leinwand, zu der
sie in den drei bösen Jahren oft mit ihren Thränen über den un-
seligen Zwist den Faden genetzt hatten.
Und es.war hohe Zeit, daß der Herr den Friedensboten erweckt
hatte. Denn einige Wochen darauf verfiel der Bäcker unerwartet
schnell in ein Nervenfieber und aus diesem nach wenigen lichten
Augenblicken in den Todesschlummer. — Gott gebe ihm eine fröhliche
Urständ!
Eintracht unter Nachbarn ist Vorspann den Berg hinauf.
Hart gegen hart nimmer gut ward. Man kann nicht Feuer
mit Feuer löschen. Glute Antwort stillt den Zorn. Nachgeben
stillt den Krieg.,, Ein gutes Wort findet einen guten - Ort.
Man muß nicht 01 ins Feuer gießen. Reden ist eine Kunst,
Schweigen ist auch eine Kunst. Kehre zuerst vor deiner Thür.
Mancher hat draußen hundert Augen und daheim kaum eins.
Wenn man die Scheltworte auslegt, werden sie ärger. Aus
kleinem Wort kommt großer Schade. Was bitter und trüb,
trägt alles die Lieb.
114. Der Sklave.
Ein Negersklave in Ostindien hatte sich durch sein christliches
Betragen das Zutrauen seines Herrn erworben. Als dieser einst
neue Sklaven brauchte, nahm er ihn mit auf den Sklavenmarkt und
befahl ihm, solche auszusuchen, die er für die besten hielte. Der
Sklave hatte sie ausgesucht, da sah er noch einen alten, abgelebten
Mann. „Mafia" (Herr), sprach er, „den müßt ihr noch in den
Kauf haben." „Warum?" fragte der Herr. „O Mafia," antwortete
der Neger, „ihr müßt ihn haben!" Der Sklavenhändler, der wohl
ohnehin an dem Alten nicht viel zu verdienen wußte, willigte ein.
Nicht lange nachher wurde der alte Mann sehr krank. Der fromme
Neger pflegte 'ihn mit großer Aufmerksamkeit, so daß es seinem
Herrn unmöglich^ entgehen konnte. „Was hast du mit dem alten
Mann," fragte sein Herr, „du bist so zärtlich besorgt für ihn; ist er
vielleicht dein Vater?" „Nein, Mafia," sagte der Sklave, „er ist mein
Väter nicht." „Oder einer deiner Verwandten?" „Nein, Mafia,
er ist kein Verwandter von mir." „Wer denn? dein Freund?"
„Nein, Mafia, er ist auch nicht mein Freund!" „Und was denn?"
fragte der Herr. „Er ist mein Feind, Mafia! Dieser Mann hat
mich, als ich noch ein kleines Kind war, von meinem Vater und
meiner Mutter weggerissen und in die Sklaverei verkauft. Und im
Worte Gottes hab ich gelesen: So deinen Feind hungert, so speise
ihn; dürstet ihn, so tränke ihn!"
4
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern]]
TM Hauptwörter (100): [T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T0: [Meer Insel Halbinsel Küste Ozean Afrika Land Europa Kap Straße]]
TM Hauptwörter (200): [T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T116: [Vater Kind Mutter Sohn Bruder Herr Mann Auge Frau Hand]]
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Ort, wo ein Brunnen vom Felsen herabrinnt, und will sich da eine
Hütte bauen. Über der Arbeit wirds ihm warm, und er trägt seinen
Krug zum Brunnen und stellt ihn unter, daß er voll werde. Der Krug
aber fällt um, und er muß ihn zum zweiten Mal unterstellen. Nach
einer Weile fällt der Krug abermals, und der Einsiedler, statt ihn
wieder aufzustellen, wird so zornig, daß er ihn nimmt und am Felsen
in tausend Stücke zerschlägt. Als er nun den Henkel in der Hand hat
und die Scherben auf dem Boden liegen sieht, kommt er auf einmal
wieder zu sich, erschrickt und spricht zu sich selbst: „O ich Thor, ich
dachte, daß der Zorn in mich hineinkommt; nun sehe ich, daß er aus
mir herauskommt; darum will ich kein Einsiedler mehr sein, sondern
wieder zu meinen Brüdern gehen, daß sie mir guten Rath geben und
mir beten helfen, mein eigen Herz zu bessern."
'War dem Wasser wehren will, muß die Quelle stopfen.
Feuer hört nicht auf zu brennen, man thue denn die Kohlen
weg. Wessen das Herz ist angefüllt, davon es sprudelt und
überquillt.
127. Was ein heiliges Leben sei.
Selbstgemachter, absonderlicher Heiligkeit, wie die Römisch-Ka-
tholischen lehren wider Gottes Wort, bedarfs nicht, wie das die
alten Väter in der Geschichte St. Antonii darthun. St. Antonius
begehrte von Gott zu wissen, wie hoch er durch sein heiliges, stren-
ges Leben, das er in der Wüste geführt, bei Gott gekommen sei,
und was er verdient habe. Da ward ihm im Traum der Bescheid
gegeben, er solle in eines Schusters Haus zu Alexandria nahe beim
Stadtthor gehen, da werde er solches erfahren. Da er nun hin-
kommt, fragt er den Hausvater, was sein Thun und Leben sei, die-
weil er ein so heiliger Mann sein solle. Da erzählt ihm der Schuster,
was er glaube und was sein Werk und Thun sei; nemlich, wenn
er aufstehe, so danke er Gott für alle geistlichen und leiblichen Wohl-
thaten, und sonderlich dafür, daß er seinen Sohn der Welt gegeben
und den heiligen Geist in der Gläubigen Herzen sende, sie zu er-
leuchten und zu heilmen; daß er auch darnach Gott den Herrn bitte,
daß er ihm seine Sünde um seines Sohnes Jesu Christi willen
gnädiglich vergeben und die ganze christliche Gemeinde, auch sein
Weib, Kind und Gesinde schützen und erhalten, ja daß auch der
Sohn Gottes unser Fürbitter bei dem ewigen Vater sein wolle. Wenn
er solches gethan, so gebe er sich alsdann in solchem Glauben und
Zuversicht zu Gott von wegen des Mittlers zufrieden und gehe dar-
nach fröhlich an seine Arbeit, ziehe auch sein Weib, Kind und Gesinde,
so viel als ihm möglich, zur Gottesfurcht und zu allem Guten. Da
sprach St. Antonius: „Ist das alles? Führest du denn nicht ein
strenger Leben, als dieses?" „Meinst du denn," sprach der Schuster
zu St. Antonio, „daß dies Leben nicht strenge genug sei, daß ich
täglich mit schwerer Arbeit mich, mein Weib, Kind und Gesinde er-
nährm. und vielerlei Kreuz und Noth in meinem Hause, auch viele
Beschwerden meiner bürgerlichen Pflicht wegen tragen und leiden muß?
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TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T26: [Gott Christus Christ Volk Herr Jahr Kirche Land Zeit Jude], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe]]
TM Hauptwörter (200): [T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T116: [Vater Kind Mutter Sohn Bruder Herr Mann Auge Frau Hand], T179: [Gott Mensch Wort Welt Erde Glaube Herr Sünde Himmel Satz], T89: [Wasser Fluß Quelle Bach See Erde Boden Brunnen Land Ufer]]
Extrahierte Personennamen: Antonius Jesu_Christi Antonius Antonio
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deren leibliche Brüder gleich zu stellen. Das geschah im Jahr 803,
und von der Zeit an fügten sich die Sachsen seiner Herrschaft. Sie
nahmen das Evangelium an, lieferten den Geistlichen den Zehnten,
ließen sich Bischöfe und Grafen geben und folgten dem Könige in den
Krieg.
Karl gründete im Sachsenlande acht Visthümer, nemlich zu
Osnabrück, Minden, Verden, Bremen, Paderborn, Elze, Münster
und Halberstadt. Von diesen Orten aus wurden die neuen Ge-
meinden gepflegt, und aus den Missionsschulen dieser Bisthümer
gingen die Prediger des Evangeliums auch in die noch heidnischen
Gegenden des Sachsenlandes. Durch ganz besonderen Eifer in der
Missionsarbeit zeichneten sich Willehad und Liudger aus, welche
mit unermüdlicher Treue, starkenr Glauben und großer Aufopfe-
rung arbeiteten, und deren Arbeit vom Herrn recht gesegnet wurde.
Willehad wurde zuletzt Bischof von Bremen und Liudger Bischof von
Münster.
54. Die ersten Herzoge der Sachsen.
1. An der Oftgrenze von Sachsen wohnten zu den Zeiten
Karls des Großen Zweige von dem großen Volke der Slaven. Sie
waren Heiden und voll Begier nach dem Lande der Sachsen. Die
hatten an ihnen daher eine gefährliche Nachbarschaft und mußten
manchen harten Kanrpf mit ihnen bestehen. Dazu kamen die heid-
nischen Normannen, tapfere, thatendurstige Männer aus den Ländern
Dänemark, Norwegen und Schweden, unter ihren Seekönigen oft
in die Mündungen der Weser und Elbe. landeten, wo sie Beute
hofften, erschlugen die Männer und führten die Weiber und Kinder
gefangen weg oder ließen sich schweres Lösegeld für dieselben zahlen;
daneben verheerten sie die Kirchen in ihrem Groll gegen das Christen-
thum. So liefen sie einst mit 600 Schiffen in die Elbe ein und ver-
wüsteten den von Ludwig deur Frommen gegründeten Bischofssitz
Hamburg bis auf den Grund.
Nun hatten die Sachsen freilich Grafen seit den Zeiten Karls
des Großen; aber deren Macht war zu gering, als daß sie die
Ihrigen hätten genügend schützen können. Daher setzte der König
Ludwig der Deutsche 852 einen sächsischen Edeln, den Grafen
Ludolf, zum Herzog von Sachsen ein. Der hatte nun für Frieden
zu sorgen, Gericht zu halten, das Heer zu führen und die Güter
zu verwalten, welche der König in Sachsen besaß. Sein Sohn
Bruno, der ihm folgte, soll Braunschweig erbaut haben, wie denn
der Name Braunfchweig bedeutet: Brunos Wik, d. i. Wohnung.
Er fand seinen Tod im Kriege gegen die Normannen, und nun
setzte der König Brunos Bruder Otto zum Herzog ein. Auch er
vertheidigte sein Land mit kräftiger Hand, und als Karls des Gro-
ßen Geschlecht in Deutschland ausgestorben war, sollte er deutscher
König werden. Aber er war hochbetagt und sein Haar gebleicht;
sein Verlangen ging nicht nach größerer Macht. Auf seinen Rath
wählten die Deutschen den Frankenherzog Konrad zum König. Nach
TM Hauptwörter (50): [T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien]]
TM Hauptwörter (100): [T83: [Karl Heinrich König Otto Sohn Reich Kaiser Sachsen Ludwig Herzog], T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T58: [Kloster Jahr Mönch Kirche Schweiz Bischof Abt Zürich Bonifatius Bern], T26: [Gott Christus Christ Volk Herr Jahr Kirche Land Zeit Jude]]
TM Hauptwörter (200): [T10: [Sachsen Karl Franken König Land Jahr Chlodwig Reich Krieg Volk], T97: [Heinrich Herzog Graf Erzbischof König Grafe Kaiser Stadt Herr Mainz], T144: [Stadt Frankreich Münster Straßburg Metz Mainz Elsaß Bischof Frieden Trier], T106: [Kloster Jahr Schule Mönch Kirche Kind kranke Frau arme Knabe], T72: [Kloster Kirche Jahr Bischof Kaiser Karl Otto Dom Grab Leiche]]
Extrahierte Personennamen: Karl Karl Willehad Liudger_Bischof_von
Münster Karls Ludwig_deur Ludwig Karls Ludwig Ludolf Bruno Otto Karls Konrad
Extrahierte Ortsnamen: Sachsenlande Minden Bremen Paderborn Halberstadt Willehad Bremen Sachsen Sachsen Sachsen Norwegen Schweden Christen-
thum Sachsen Sachsen Sachsen Deutschland