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1. Landeskunde der Provinz Hannover und des Herzogtums Braunschweig (Niedersachsen) - S. 42

1913 - Breslau : Hirt
42 V. Geschichte. Hannover. 8. Stammtafel. Ernst August, 1679-98 Georg Ludwig, 1698-1727 Zeit 1714 als Georg I. König von Großbritannien Georg Ii., 1727-60 Sein Enkel Georg Iii., 1760-1820 / Schwester: Karoline Mathilde von \ Dänemark, f 1775 in Celle Georg Iv., 1820-30 Wilhelm Iv., 1830-37 Ernst August, 1837-51 Georg V., 1851-66 f 1878 / Ernst August, Herzog von^ \ Eumberland, *1845 j (Ernst August, *1887) Wilhelm I., 1866 (61)-88 Friedrich Iii., 1888 Wilhelm Ii., seit dem 15. Juni 1888 9. Kurfürstentum Hannover. Die Vereinigung der Länder der jüngeren Linie begann unter Ernst August, dem Gemahl der Prinzessin Sophie von der Pfalz, der Enkelin Jakobs I. von England. Zuerst protestantischer Bischof von Osnabrücks erbte er 1699 Calenberg- 1682 setzte er die Unteilbarkeit der welftschen Erblande durch und erlangte 1692 vom Kaiserhause die Velehnung mit der neunten Kur. Sein Sohn Georg Ludwig gewann durch Heirat mit Sophie Dorothea die Erbschaft von Celle. Seine Gemahlin, die mit ihm in unglücklicher Ehe lebte, starb 1726 als „Prinzessin von Ahlden" in Gefangenschaft auf diesem einsamen Schlosse. Cr selbst aber bestieg als Georg I. 1714 den Thron von Großbritannien, da er durch seine Mutter, die Enkelin Jakobs I. von England, der nächste protestantische Berechtigte war. Unter seiner Regierung wurden die schwedischen, im Nordischen Kriege von Dänemark besetzten Herzogtümer (früher Bistümer) Bremen und Verden durch Zahlung von 695713 Talern gewonnen und später die Ansprüche Schwedens durch 1185476 Taler befriedigt. Die englischen Könige bewahrten ihrem Stammlande, das im ganzen in ihrer Abwesenheit unter der Geheimen Ratsbehörde ein friedliches Stilleben führte, un- verminderte Zuneigung. Aber nur zu oft wurde dies Stilleben durch Kriege unter- krochen, in die Hannover durch die englische Politik hineingezogen wurde. Die festlän- dischen Gegner des unerreichbaren Inselreiches suchten durch Angriffe auf Hannover ihr Mütchen zu kühlen, und so wurde unser Land mehrfach der Schauplatz feindlicher Einfälle,' es wurde in den Spanischen, dann den Österreichischen Erbfolgekrieg, den Siebenjährigen und alle Koalitionskriege der Revolutions- und Napoleonischen Zeit verwickelt. Das Jahr 1757 brachte nach der unglücklichen Schlacht bei Hastenbeck, die der Herzog von Cumberland vorzeitig verloren gab, die Besetzung durch den Marschall d'estre'es und die Konvention von Zeven, infolge deren sich das aus Hannoveranern, Hessen, Braunschweigern und Gothaern zusammengesetzte Koalitionsheer auflösen sollte. Dies geschah indessen nicht, vielmehr lebte jenes Heer wieder auf und begann unter dem Herzoge Ferdinand den glänzenden Siegesflug, der vor allem durch die Tage 1 Durch den Westfälischen Frieden war das seltsame Verhältnis geschaffen worden, daß Osnabrück zwar als Bistum weiter bestehen blieb, aber abwechselnd von einem katholischen Bischof und einem protestantischen Prinzen aus dem Hause Braunschweig- Lüneburg regiert werden sollte.

2. Hilfsbuch zur Heimatskunde der Provinz Hannover - S. 80

1895 - Hannover [u.a.] : Hahn
80 bis Thale. Bei dem Hüttenorte Elend, zwei Stunden von der Quelle, ändert sich ihr felsiges Ufer; denn die Bode hat hier fast gar keine Thalränder, fondern durchfließt in ruhigem Gange saftgrüne, kränter- reiche Wiesen. Dann vereinigt sie sich mit der „Warmen Bode", ltub bald wird ihr Thal wieder tief und schroff. Die hohen Felsen bei Rübeland, wo die Rappbode mündet, lassen zu beiden Seiten des Flusses nur wenig Raum. Hier sind die interessanten Höhlen: Hermanns- höhle, Baumannshöhle und Bielshöhle. Die Hermannshöhle, die groß- artigste, sehen wir näher an: Über dem Eingange ist der Harzer Gruß geschrieben: Glück auf! Wir betreten die Höhle unter Führung eines Bergmannes und gebrauchen fast 3/4 Stunden zum Durchwandern der verschiedenen Kammern. Bei elektrischer Beleuchtung erkennen wir genau die oft sonderbaren, komischen Tropfsteinbildungen: Hier Mönche, dort eine Mutter mit einem Kinde, und weiterhin Kaiser Wilhelm I., eine Kapelle mit einem Heiligenbilde u. s. w. Die von dem Führer angesteckten, bengalischen Flammen lassen alle diese Gestalten noch wunderbarer erscheinen. Unten im Thale der Höhle überrascht uns das Rauschen eines kleinen Bächleins, welches neben einer Oberförsterei an der Bode zu Tage tritt, und von dessen Ursprung man vor der Entdeckung der Höhle keine Ahnung hatte. In der sogenannten Leichenkammer liegen Knochen und Schädel von Höhlenbären in großer Menge aufeiuandergehäuft. Daß sie sich eben hier in dieser höher gelegenen Höhle so massenweise finden, hat seinen Gruud gewiß darin, daß die Tiere bei einer großen Überschwemmung alle, Rettung suchend, hierher geflohen sind, aber schließlich dort doch ein Massengrab ge- funden haben. Einige Stunden abwärts von Rübeland mündet bei Treseburg die Luppbode. Hier schlängelt sich die Bode anfangs in vielen Win- düngen in ihrem grünen Wiesengrunde hin; dann aber treten die hochaufsteigenden, majestätischen Felsen bis unmittelbar an den Fluß hinan, bis derselbe in 2 Stunden bei Thale durch das großartige Felsenthor zwischen den sagennmschleierten Felsen der Roßtrappe und des Hexentanzplatzes in die Ebene hineinfließt. Diese letzte Strecke ist der Glanzpunkt des Bodethales, voll vou riesigen, seltsam gestalteten Felspartieen. Die durch Verwitterung ausgesägten Felsen bilden mannigfache, sonderbare Figuren, welche Ähnlichkeit haben mit alten Burgen und Rittern, mit Mönchen, Zwergen und Riesen. Hier ist die unerschöpfliche Schatzkammer für Maler und

3. Hilfsbuch zur Heimatskunde der Provinz Hannover - S. 54

1895 - Hannover [u.a.] : Hahn
54 Eine zweite Sage von Wittekind lautet: Obgleich Wittekind seinem Pferde die Hufeisen verkehrt hatte unterlegen lassen, um seine Ver- folger irre zu führen, so ist ihm trotzdem Karl der Große einstmals nahe auf den Fersen. Da wird der fliehende Wittekind unglücklicher Weise gerade durch einen breiten Graben aufgehalten; in dieser 9cot ruft er seinem Hengste vertrauensvoll die aufmunternden Worte zu: „Hengstchen, spring awer, Kriegst'n Spint Halver, Springst im nicht awer, Freten mi und die de Rawen!" Mit gewaltigem Sprunge setzt darauf das mutige Tier über das Hindernis hinweg, und Wittekind ist gerettet. Die Stadt Osnabrück in dieser sagenreichen Umgebung hat ein hohes Alter; denn schon um das Jahr 800 ließ Karl der Große hier einen Dom bauen, um welchen bald viele Ansiedelungen entstanden, die im Laufe der Zeit durch Gräben, Wälle und Türme geschützt wurden. Von den alten Befestigungswerken stehen am Walle noch vier Türme, uuter denen der sogenannte Bucksturm, im welchem selbst kriegsgefangene Grafen und Fürsten jahrelang eingesperrt wurden, der merkwürdigste ist. Das Rathaus enthält im Friedenssaale die Bildnisse der Fürsten und Gesandten, die hier im Jahre 1648 den westfälischen Frieden abschlössen, welcher dem dreißigjährigen Kriege ein Ende machte. Über dem Eingange zum Rathause ist das steinerne Standbild Karls des Großen inmitten acht anderer Kaifer angebracht, ihm zur linken Seite steht Kaiser Wilhelm I. und zur rechten Friedrich Barbarossa. Jetzt ist Osnabrück mit 40000 Einwohnern in der Provinz Han- nover die zweitgrößte Stadt, und Handel und Gewerbe stehen hier in hoher Blüte. Aus dem Osnabrückschen wird uns viel Pumpernickel geliefert und der berühmte, westfälische Schinken; das Wort Schinken wird aber von den Bewohnern dieser Gegenden Skinken gesprochen nach ihrer Gewohnheit, das sch in sk umzuwandeln. Eine Eigentümlichkeit des Landkreises Osnabrück bilden die vielen Kolonate, das sind einzelne Gehöfte, deren Häuser an der Giebelseite meistens grün oder blau bemalt sind, und deren Besitzer Kolone ge- nannt werden.

4. Lesebuch für hannoversche Volksschulen - S. 3

1862 - Hannover : Meyer
3 Knäblein kam desselbigen Weges gegangen, ist der alten Frau nahe gekommen und hat sich höchlich verwundert über die Art, wie die alte Frau das Stroh fortschaffte. Und kamen dem Knäblein allerlei Ge- danken, böse und gute, und einer der bösen Einfalle hieß so: „Wie, wenn du jetzt lerse hinanschlichest und Plötzlich auf das Stroh sprängest? Die Alte würde schön aufs Angesicht fallen, und du sprängest rasch in den Hohlweg hinab, ehe sie wieder ausstände." Daheim aber stand unterdes die liebe Mutter des Knäbleins und dachte ihrer vielen Kinder und des einen Vaters aller, und hat wohl, wie sie eine rechte Beterin war, damals Absonderlich gebetet; denn dem Kinde kam bald ein gar guter Gedanke und ward also zur That. Denn fröhlich trat das Knäblein zur alten Bettlerin, grüßte sie und sprach: „Annalene, wir gehen eines Weges, und euer Stroh kann ich besser tragen als ihr"; und schnell, ehe die Frau Ja oder Nein sagen I konnte, war der Strick durchschnitten und das Stroh aufgeladen, und der Knabe schritt rascher, als die Frau krücken konnte, und trug das Stroh bis in ihre Hütte und legte es auf ihr Lager, und die Äpfel und Nüsse aus seinen Taschen dazu und den Groschen auch, der zu Bilder- bogen bestimmt war; und die Bettlerin schlief auf dem Stroh gar aut in der Nacht, welche folgte, und das Knäblein schlief gut auf seinem Kissen und träumte nichts Böses. Wer hat aber von bell beiden am besten geschlafen? 6lut (Gewissen ist ein sanftes Ruhekissen. 8. Wiegenlied. 1. Nun schlaf, mein liebes Kindelein, Und thu dein Äuglein zu; Denn Gott der will dein Vater sein, Drum schlaf in guter Ruh. 2. Dein Vater ist der liebe Gott Und wills auch ewig sein. Der Leib und Seel dir geben hat Wohl durch die Eltern dein. 3. Er schenkt' dir seinen lieben Sohn, Den schenkt' er in den Tod; Der kam auf Erd von: Himmelsthron, Half dir aus aller Noth. 4. Er schickt dir seine Engelein Zu Hütern Tag und Nacht, Daß sie bei deiner Wiege sein Und halten gute Wacht. 6. Dem Vater und der Mutter dein Befiehlt er dich mit Fleiß, Daß sie dein treue Pfleger sein, Ziehn dich zu Gottes Preis. 3. Der hcilge Geist der segne dich, Bewahr dich allezeit; Sein hcilger Nam behüte dich, Schütz dich vor allem Leid. 7. So nimm du recht an Gnade zu. An Alter und Verstand, Und halte deine Kindesruh In Jesu Schooß und Hand. 9. Abendlied. ^ 1. Müde bin ich, geh zur Ruh, Schließe beide Augen zu. Vater, laß die Augen dein Uber meinem Bette sein. 2. Hab ich Unrecht heut gethan. Sieh es, lieber Gott, nicht an; Mache du durch Jesu Blut Gnädig allen Schaden gut. 1*

5. Lesebuch für hannoversche Volksschulen - S. 65

1862 - Hannover : Meyer
65 Ehre zu geben, der ihn am Morgen unversehrt den Sturz in die Tiefe hatte thun lassen; so hat er sich am Abend von einer Bank herab zu Tode..gefallen. Ubcrrnuth thut niemals gut. Hochmuth kommt vor dem Fall. Sicherheit ist des Unglücks erste Ursache. Je höher der Baum, je schwerer sein Fall. Je höher gestiegen, je tiefer gefallen. Wer unter Glottes Hand sich nicht biegen will, muß darunter brechen. Gott sorgt dafür, daß die Bäume nicht in den Himmel wachsen. 99. Der König aller Könige. Äanut, ein großer König, war Beherrscher von England und Dänemark, und seine Schiffe fuhren auf den nördlichen Bteeren hin und her. Es begab sich aber eines Tages, daß er lustwandelte am User des Meeres und seine Hofleute mit ihm. Da thaten Schmeichler ihren Mund auf und priesen ihn als den König der Könige und den Herrn des Meeres wie des Landes. Aber der König ergrimmte in seinem Herzen ob diesen Worten; denn er fürchtete den Herrn, und es war solches ein Greuel in seinen Augen. Und er schwieg. Über ein Kleines breitete er seinen Mantel hart an das Ufer aus, setzte sich darauf und sprach zum Meer: „Das Land, daraus ich sitze, rst mein, und ich bin dein Herr; darum sage ich dir: bleib, wo du bist, und nahe dich nicht zu meinem Platze!" Es war aber um die Zeit der Flut, da er solches that. Da dies die Hofleute sahen, gedachten sie bei sich selbst: „Der König, unser Herr, ist zum Narren geworden," und lachten sein in ihrem Herzen. Das Meer aber gehorchte der Stimme des Königs nicht und wuchs höher und höher, bis daß es seine Füße netzte. Da stand der König auf und sprach: „Ihr Schmeichler, wo ist nun meine Macht? Sehesida, wie sein mir das Meer gehorcht hat! So gehet nun hin und wisset, daß der, welcher den Himmel und die Erde und das Meer und alles, was darinnen ist, gemacht hat, derselbe ist der König aller Könige und der Herr aller Herren; ich aber bin wie seiner Knechte einer!" 190. Demüthiget euch unter die gewaltige Hand Gottes. Ein Edelmann zog mit seinem Weibe und zween Söhnen auf ein Schloß, welches an einem See lag. Der Edelmann hatte sonst keine Kinder, ohne diese beiden Söhne; an Gut aber war er sehr reich. Um die Erntezeit, da Knechte und Mägde zu Felde waren, und niemand daheim blieb, als Vater und Mutter und die beiden Söhne, wollten diese beiden sich kühlen im schönen klaren Wasser, und der Vater sah ihnen vom Hause herab zu. Da gerieth der eine in eine Tiefe, sank und ertrank, und weil das Wasser lauter und hell war, konnte der Vater sehen, wie er sich gegen den Tod wehrte. Der andere Bruder will ihm zu Hülfe kommen, und da er hinzu eilt, sieht ihn der Vater gleichfalls jämmerlich ertrinken, und war kein Mensch vorhanden, der den beiden Söhnen hätte Hülfe leisten können.

6. Lesebuch für hannoversche Volksschulen - S. 46

1862 - Hannover : Meyer
40 68. Dienertreue. Ein reicher Herr in Polen fuhr zur Winterzeit in einem Schlitten nach dem Städtlein Ostrowo, nur von seinem Knecht Jakob beglei- tet, der dem Schlitten vorreiten mußte. Ehe sie die Stadt erreichten, mußten sie zuvor durch einen langen, einsamen Wald, und es war bereits Abend. Der Knecht schlug daher dem Herrn vor, in einer Herberge, die am Eingänge des Waldes lag, zu übernachten; denn im Walde seien viele Wölfe, und die Unthiere seien wegen des harten Winters gar grimmig. Der Herr war aber einer von den wunderlichen, von denen, die einen guten Rath, wenn er von einem Knechte kommt, nicht annehmen mögen. Er fuhr ihn an und schrie: er werde wohl des Reitens überdrüssig sein; aber er werde nichts darnach fragen, sie müßten noch nach Ostrowo, es möge gehen, wie es wolle. Und so gings vorwärts, was die Pferde laufen konnten. Kaum aber sind sie eine Strecke im Walde, so hört der Herr hinter sich ein lautes Heulen, und als er sich umwendet, sieht er die Wölfe in Rudeln hinter dem Schlitten daherjagen und die vordersten schon ganz nahe. „Jakob, Jakob!" ruft er, „die Wölfe, die Wölfe!" Der treue Jakob erwidert kein Wort, sondern läßt ruhig den Herrn vorausfahren, reitet zwischen dem Schlitten und den Wölfen, zieht seine Pistolen und schießt von Zeit zu Zeit unter sie. Damit schreckt er eine Weile die Bestien. Endlich aber hat er kein Pulver mehr, und als sie nun an den Schlitten heranstürzen, sagt er: „Herr, ich muß meinen armen Braunen opfern und sehen, daß ich zu euch auf den Schlitten komme, sonst ist alles verloren." — „Thue, wie du willst", sagte der Herr, und im Augenblick war der Jakob vom Pferde und auf den Schlitten gesprungen und hielt sein Pferd am Zaum fest, bis die Wölfe herankamen, dann überließ ers Ihnen zur Beute. Es schien, als sollten sie dadurch einen Vorsprung gewinnen; aber nicht lange, so war ein Theil der Wölfe wieder heulend hinter ihnen her, und einige schickten sich an, in den Schlitten zuspringen, und der Edelmann gab sich nun verloren. Da sagte Jakob: „Herr, nun will ich in Gottes Namen auch das letzte noch für euch thun. Dort sind schon die Lichter von Ostrowo, und ihr könnt das Städt- lein erreichen, wenn ich nur auf ein paar Minuten die Bestien euch vom Halse halte. Sorgt für mein Weib und meine Kinder; lebt wohl, und denkt manchmal an den armen Jakob!" Damit zog er den Säbel, sprang aus dem Schlitten und stürzte sich mitten unter die Wölfe. Diese stutzten, fielen ihn aber dann wüthend an und übermannten ihn endlich. Sein Herr aber war mittlerweile unver- sehrt entkommen. Schnell nahm er Leute mit sich und eilte in den Wald zurück. Aber er fand nichts mehr, als die Gebeine seines treuen Knechtes; die sammelte er und ließ sie begraben. Das Weib und die Kinder aber versorgte er väterlich und wurde allen seinen Dienern ein freundlicher, gütiger Herr, beklagte es auch oft mit Thrä- nen, daß er nicht ohne bittere Reue an seinen treuen Knecht gedenken konnte.

7. Lesebuch für hannoversche Volksschulen - S. 48

1862 - Hannover : Meyer
48 mein Gott, wenn nicht auf Erden, doch im Himmelreich und dann in alle Ewigkeit. Amen." Als die Töne des Gebets verklungen waren in ihrem H^M, küßte die Großmutter ihren Enkel, und ihre Stimme bebte, als sie zu ihm sagte: „Gute Nacht, liebes Kind; vergiß Gott nicht und auch mich nicht, so sehen wir uns einmal wieder, hier oder dort." Jakob aber weinte laut, und wie ein liebes, gutes Kind hing er am Halse der Großmutter. 71. Der Ackerbau ist ein göttlich Werk. Äckerban ist ein göttlich Werk, das Gott befohlen/hat, und der Bauern Arbeit ist die fröhlichste und voller Hoffnung; denn Pflügen, Säen, Pflanzen, Pfropfen, Abmähen, Drescherwbolzhauen, das hat alles große Hoffnung. O wie selig wären die Barmr, wenn sie ihr Gutes erkenneten! Große Herren und Fürsten haben große, wichtige Sachen und Händel zu verrichten, müssen deshalb mehr Sorge und Gefahr haben; aber Bauern haben dagegen gute Tage, sind sicher und sorgen nicht viel, noch kümmern sie sich um Staatshändel. Wenn ein Bauer die Fährlichkeit und Mühe eines Fürsten wüßte, er würde Gott danken, daß er ein Bauer ist und in dem seligsten und sichersten Stande; aber sie sehen und erkennen ihr Glückend Wohlfahrt nicht, sehen nur aus den äußerlichen Schmuck und Gepränge der Fürsten, als: daß sie hübsch gekleidet sind, mit goldenen Ketten behängen, haben große Schlösser und Häuser, leben herrlich, sind reich und gewaltig; sie sehen aber mcht die große Sorge und Gefahr, darin Fürsten leben wie in einem Feuer, da em Bauer hinterm Ofen liegt, brät Birnen und ist sicher. 72. Die Kartoffel. Dieses nützliche Gewächs kam erst vor etlichen hundert Jah- ren aus Amerika zu uns. Und zwar zuerst nach Italien, dann nach England, wo übrigens die Kartoffeln anfangs nur als Selten- heit in einzelnen Gärten gebaut wurden. Denn fast hätte sie der Freund von Franz Drake, dem dieser aus Amerika Kartoffeln zur Aussaat schickte, und dazu schrieb, die Frucht dieses Gewächses sei so trefflich und nahrhaft, daß er ihren Anbau für sein Vaterland für höchst nützlich halte, aus seinem Garten wieder herausreißen und wegwerfen lassen. Denn er dachte, Franz Drake habe mit dem Worte Frucht die Samenknollen gemeint, die oben am Kraute hangen. Da es nun Herbst war, und die Samenknollen waren gelb, lud er eine Menge vornehmer Herren zu einem Gastmahle ein, wobei es hoch herging. Am Ende kam auch eine zugedeckte Schüssel, und der Hausherr stand auf und hielt eine schöne Rede an die Gäste, worin er diesen sagte, er habe hier die Ehw, ihnen eine Frucht mitzutheilen, wozu er den Samen von seinem Freunde, dem berühmten Drake, mit der Versicherung erhalten hätte, daß ihr Anbau für England höchst wichtig werden könne. Die Herren koste-

8. Lesebuch für hannoversche Volksschulen - S. 75

1862 - Hannover : Meyer
75 über die Schwelle in die Stube hereinstolpernd: „Der Herr Pathe läßt Vater und Mutter recht schön grüßen, und ich soll bald wieder kommen." Noch an dem Nemlichen Abend wechselten die Nachbarsleute einige freundliche Worte über die Gasse; am folgenden saßen die weiße und die gelbe Schürze wieder auf der grünen Bank beisam- men; am dritten zeigten die Weiber einander die Leinwand, zu der sie in den drei bösen Jahren oft mit ihren Thränen über den un- seligen Zwist den Faden genetzt hatten. Und es.war hohe Zeit, daß der Herr den Friedensboten erweckt hatte. Denn einige Wochen darauf verfiel der Bäcker unerwartet schnell in ein Nervenfieber und aus diesem nach wenigen lichten Augenblicken in den Todesschlummer. — Gott gebe ihm eine fröhliche Urständ! Eintracht unter Nachbarn ist Vorspann den Berg hinauf. Hart gegen hart nimmer gut ward. Man kann nicht Feuer mit Feuer löschen. Glute Antwort stillt den Zorn. Nachgeben stillt den Krieg.,, Ein gutes Wort findet einen guten - Ort. Man muß nicht 01 ins Feuer gießen. Reden ist eine Kunst, Schweigen ist auch eine Kunst. Kehre zuerst vor deiner Thür. Mancher hat draußen hundert Augen und daheim kaum eins. Wenn man die Scheltworte auslegt, werden sie ärger. Aus kleinem Wort kommt großer Schade. Was bitter und trüb, trägt alles die Lieb. 114. Der Sklave. Ein Negersklave in Ostindien hatte sich durch sein christliches Betragen das Zutrauen seines Herrn erworben. Als dieser einst neue Sklaven brauchte, nahm er ihn mit auf den Sklavenmarkt und befahl ihm, solche auszusuchen, die er für die besten hielte. Der Sklave hatte sie ausgesucht, da sah er noch einen alten, abgelebten Mann. „Mafia" (Herr), sprach er, „den müßt ihr noch in den Kauf haben." „Warum?" fragte der Herr. „O Mafia," antwortete der Neger, „ihr müßt ihn haben!" Der Sklavenhändler, der wohl ohnehin an dem Alten nicht viel zu verdienen wußte, willigte ein. Nicht lange nachher wurde der alte Mann sehr krank. Der fromme Neger pflegte 'ihn mit großer Aufmerksamkeit, so daß es seinem Herrn unmöglich^ entgehen konnte. „Was hast du mit dem alten Mann," fragte sein Herr, „du bist so zärtlich besorgt für ihn; ist er vielleicht dein Vater?" „Nein, Mafia," sagte der Sklave, „er ist mein Väter nicht." „Oder einer deiner Verwandten?" „Nein, Mafia, er ist kein Verwandter von mir." „Wer denn? dein Freund?" „Nein, Mafia, er ist auch nicht mein Freund!" „Und was denn?" fragte der Herr. „Er ist mein Feind, Mafia! Dieser Mann hat mich, als ich noch ein kleines Kind war, von meinem Vater und meiner Mutter weggerissen und in die Sklaverei verkauft. Und im Worte Gottes hab ich gelesen: So deinen Feind hungert, so speise ihn; dürstet ihn, so tränke ihn!" 4

9. Lesebuch für hannoversche Volksschulen - S. 81

1862 - Hannover : Meyer
81 Ort, wo ein Brunnen vom Felsen herabrinnt, und will sich da eine Hütte bauen. Über der Arbeit wirds ihm warm, und er trägt seinen Krug zum Brunnen und stellt ihn unter, daß er voll werde. Der Krug aber fällt um, und er muß ihn zum zweiten Mal unterstellen. Nach einer Weile fällt der Krug abermals, und der Einsiedler, statt ihn wieder aufzustellen, wird so zornig, daß er ihn nimmt und am Felsen in tausend Stücke zerschlägt. Als er nun den Henkel in der Hand hat und die Scherben auf dem Boden liegen sieht, kommt er auf einmal wieder zu sich, erschrickt und spricht zu sich selbst: „O ich Thor, ich dachte, daß der Zorn in mich hineinkommt; nun sehe ich, daß er aus mir herauskommt; darum will ich kein Einsiedler mehr sein, sondern wieder zu meinen Brüdern gehen, daß sie mir guten Rath geben und mir beten helfen, mein eigen Herz zu bessern." 'War dem Wasser wehren will, muß die Quelle stopfen. Feuer hört nicht auf zu brennen, man thue denn die Kohlen weg. Wessen das Herz ist angefüllt, davon es sprudelt und überquillt. 127. Was ein heiliges Leben sei. Selbstgemachter, absonderlicher Heiligkeit, wie die Römisch-Ka- tholischen lehren wider Gottes Wort, bedarfs nicht, wie das die alten Väter in der Geschichte St. Antonii darthun. St. Antonius begehrte von Gott zu wissen, wie hoch er durch sein heiliges, stren- ges Leben, das er in der Wüste geführt, bei Gott gekommen sei, und was er verdient habe. Da ward ihm im Traum der Bescheid gegeben, er solle in eines Schusters Haus zu Alexandria nahe beim Stadtthor gehen, da werde er solches erfahren. Da er nun hin- kommt, fragt er den Hausvater, was sein Thun und Leben sei, die- weil er ein so heiliger Mann sein solle. Da erzählt ihm der Schuster, was er glaube und was sein Werk und Thun sei; nemlich, wenn er aufstehe, so danke er Gott für alle geistlichen und leiblichen Wohl- thaten, und sonderlich dafür, daß er seinen Sohn der Welt gegeben und den heiligen Geist in der Gläubigen Herzen sende, sie zu er- leuchten und zu heilmen; daß er auch darnach Gott den Herrn bitte, daß er ihm seine Sünde um seines Sohnes Jesu Christi willen gnädiglich vergeben und die ganze christliche Gemeinde, auch sein Weib, Kind und Gesinde schützen und erhalten, ja daß auch der Sohn Gottes unser Fürbitter bei dem ewigen Vater sein wolle. Wenn er solches gethan, so gebe er sich alsdann in solchem Glauben und Zuversicht zu Gott von wegen des Mittlers zufrieden und gehe dar- nach fröhlich an seine Arbeit, ziehe auch sein Weib, Kind und Gesinde, so viel als ihm möglich, zur Gottesfurcht und zu allem Guten. Da sprach St. Antonius: „Ist das alles? Führest du denn nicht ein strenger Leben, als dieses?" „Meinst du denn," sprach der Schuster zu St. Antonio, „daß dies Leben nicht strenge genug sei, daß ich täglich mit schwerer Arbeit mich, mein Weib, Kind und Gesinde er- nährm. und vielerlei Kreuz und Noth in meinem Hause, auch viele Beschwerden meiner bürgerlichen Pflicht wegen tragen und leiden muß? 4**

10. Lesebuch für hannoversche Volksschulen - S. 174

1862 - Hannover : Meyer
174 deren leibliche Brüder gleich zu stellen. Das geschah im Jahr 803, und von der Zeit an fügten sich die Sachsen seiner Herrschaft. Sie nahmen das Evangelium an, lieferten den Geistlichen den Zehnten, ließen sich Bischöfe und Grafen geben und folgten dem Könige in den Krieg. Karl gründete im Sachsenlande acht Visthümer, nemlich zu Osnabrück, Minden, Verden, Bremen, Paderborn, Elze, Münster und Halberstadt. Von diesen Orten aus wurden die neuen Ge- meinden gepflegt, und aus den Missionsschulen dieser Bisthümer gingen die Prediger des Evangeliums auch in die noch heidnischen Gegenden des Sachsenlandes. Durch ganz besonderen Eifer in der Missionsarbeit zeichneten sich Willehad und Liudger aus, welche mit unermüdlicher Treue, starkenr Glauben und großer Aufopfe- rung arbeiteten, und deren Arbeit vom Herrn recht gesegnet wurde. Willehad wurde zuletzt Bischof von Bremen und Liudger Bischof von Münster. 54. Die ersten Herzoge der Sachsen. 1. An der Oftgrenze von Sachsen wohnten zu den Zeiten Karls des Großen Zweige von dem großen Volke der Slaven. Sie waren Heiden und voll Begier nach dem Lande der Sachsen. Die hatten an ihnen daher eine gefährliche Nachbarschaft und mußten manchen harten Kanrpf mit ihnen bestehen. Dazu kamen die heid- nischen Normannen, tapfere, thatendurstige Männer aus den Ländern Dänemark, Norwegen und Schweden, unter ihren Seekönigen oft in die Mündungen der Weser und Elbe. landeten, wo sie Beute hofften, erschlugen die Männer und führten die Weiber und Kinder gefangen weg oder ließen sich schweres Lösegeld für dieselben zahlen; daneben verheerten sie die Kirchen in ihrem Groll gegen das Christen- thum. So liefen sie einst mit 600 Schiffen in die Elbe ein und ver- wüsteten den von Ludwig deur Frommen gegründeten Bischofssitz Hamburg bis auf den Grund. Nun hatten die Sachsen freilich Grafen seit den Zeiten Karls des Großen; aber deren Macht war zu gering, als daß sie die Ihrigen hätten genügend schützen können. Daher setzte der König Ludwig der Deutsche 852 einen sächsischen Edeln, den Grafen Ludolf, zum Herzog von Sachsen ein. Der hatte nun für Frieden zu sorgen, Gericht zu halten, das Heer zu führen und die Güter zu verwalten, welche der König in Sachsen besaß. Sein Sohn Bruno, der ihm folgte, soll Braunschweig erbaut haben, wie denn der Name Braunfchweig bedeutet: Brunos Wik, d. i. Wohnung. Er fand seinen Tod im Kriege gegen die Normannen, und nun setzte der König Brunos Bruder Otto zum Herzog ein. Auch er vertheidigte sein Land mit kräftiger Hand, und als Karls des Gro- ßen Geschlecht in Deutschland ausgestorben war, sollte er deutscher König werden. Aber er war hochbetagt und sein Haar gebleicht; sein Verlangen ging nicht nach größerer Macht. Auf seinen Rath wählten die Deutschen den Frankenherzog Konrad zum König. Nach
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TM Hauptwörter (200)200

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