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1. Landeskunde der Provinz Hannover und des Herzogtums Braunschweig (Niedersachsen) - S. 36

1913 - Breslau : Hirt
36 Iv. Pflanzen- und Tierleben. monat Juli, und auf den Sommer kommen 30-34% aller Niederschläge. An den Küsten ist auch der Herbst sehr regenreich, denn es fallen hier in ihm 28-30°/» aller Niederschläge, im Frühling nur 18%. Die größte Regenhöhe an einem Tage ist mit 72 mm bei Clausthal beobachtet worden. An Schneetagen zählt Lingen 18, Braunschweig 41, Clausthal 72, der Brocken 244 im Mittel. Die Gewitter treten am häufigsten im Juli auf, aus der „Gewitterecke", dem Sw, kommend. Iv. Pflanzen- und Tierleben. Die Bodenbedeckung, die einem großen Teile unseres Gebietes sein eigenartiges Gepräge gibt, ist das Heidekraut, überwiegend bestehend aus der gemeinen Heide (Calluna vulgaris), daneben aus der fröhlicher aussehenden Doppheide (Erica tetralix). Beide bedecken im Reg.-Bez. Lüneburg gegen 22, in Stade 28, Osnabrück 32% des Bodens und geben nach der Auffassung hannoverscher Forstleute eine höhere Grund- rente, als wenn sie „zur Hebung der Landeskultur" in Kiefernwälder verwandelt würden. Entstanden sind die Heiden zum Teil aus sich selbst heraus durch die Ungunst des Bodens, dessen feiner, kalkloser Sand nicht feucht genug ist, um Grasrasen zu erhalten. Wird der Boden hinreichend durchfeuchtet, so schwindet die Calluna und macht anderen Gewächsen Platz. Sie kommt demnach nur auf Sandboden und im Hoch-, nicht im Tiefmoore vor. Die Lalluna schwindet aber auch, wenn der Heide- boden sich selbst überlassen ist und durch menschliches Eingreifen in keiner Weise gestört wird, denn alsdann wird sie in verhältnismäßig kurzer Zeit vom Waldwuchse über- zogen, der noch im Mittelalter unsere jetzigen Heideflächen bedeckt hat, aber durch unverständige Forstwirtschaft, im Lüneburgischen durch den Holzbedarf des uralten Salzwerkes, zerstört wurde. Der Kreislauf muß danach im allgemeinen folgender gewesen sein: Der Wald geht durch menschliches Eingreifen ein, sein Boden versumpft und vermoort, auf den völlig ausgewachsenen und damit absterbenden Mooren (Hoch- mooren) siedelt sich die Heide an, und diese würde wieder dem Buschwalde weichen, wenn der Mensch nicht ihren Bestand künstlich unterhielte und wenn nicht der zu- nehmende Ortstein das Einwurzeln der Waldbäume verhinderte. Cs gibt bei uns keine sogenannten „Urheiden", denn die Lalluna wird nur etwa 15 Jahre alt, wird aber immer wieder durch Plaggenhieb und Weide gezwungen, sich zu erneuern, wobei der Viehbiß, der den Wacholder verschont, den Waldwuchs unterdrückt K — Eine Charakterpflanze unseres Gebietes ist die mit glänzenden Blättern ausgestattete Stech- palme (Ilex aquifolium) insofern, als sie einen Klimamesser abgibt und anzeigt, daß an den Stätten ihres Vorkommens eine mittlere Iahreswärme von mindestens C und eine mittlere Ianuartemperatur von 0° herrscht. Rur der äußerste So unseres Gebietes und damit der Harz ist ihr verschlossen, und ihr fossiles Vorkommen zwischen zwei Schichten, die genügend die Annahme längerer Kältezeiten rechtfertigen, ergibt allein schon mit Sicherheit einen zeitweiligen starken Rückgang des Eises (s. S. 21). — Über Wald- bedeckung und landwirtschaftliche Pflanzen siehe S.47f.,über die Moore S.22f. Die Tierwelt unseres Gebietes ist geradezu klassisch für die Lebeformen des Moores und der Heide, mehr als in irgendeinem anderen Deutschlands. Von den in diesem vorhandenen 77 Säugerarten kommen 64 bei uns vor, und ungemein reich ist die Vogelfauna, denn sie umfaßt 260 Arten, nämlich fast 160 Arten von Singvögeln, 8 Spechts-, 11 Eulenarten. Mandelkrähe und Wiedehopf find sehr selten geworden, verschwunden ist der Uhu. Ausgerottet find Nerz und Biber, an den noch Ortsnamen * Ernst L. L. Krause, Die Existenzbedingungen der nordwestdeutschen Heidefelder (Globus 1895, Bd. 70).

2. Landeskunde der Provinz Hannover und des Herzogtums Braunschweig (Niedersachsen) - S. 42

1913 - Breslau : Hirt
42 V. Geschichte. Hannover. 8. Stammtafel. Ernst August, 1679-98 Georg Ludwig, 1698-1727 Zeit 1714 als Georg I. König von Großbritannien Georg Ii., 1727-60 Sein Enkel Georg Iii., 1760-1820 / Schwester: Karoline Mathilde von \ Dänemark, f 1775 in Celle Georg Iv., 1820-30 Wilhelm Iv., 1830-37 Ernst August, 1837-51 Georg V., 1851-66 f 1878 / Ernst August, Herzog von^ \ Eumberland, *1845 j (Ernst August, *1887) Wilhelm I., 1866 (61)-88 Friedrich Iii., 1888 Wilhelm Ii., seit dem 15. Juni 1888 9. Kurfürstentum Hannover. Die Vereinigung der Länder der jüngeren Linie begann unter Ernst August, dem Gemahl der Prinzessin Sophie von der Pfalz, der Enkelin Jakobs I. von England. Zuerst protestantischer Bischof von Osnabrücks erbte er 1699 Calenberg- 1682 setzte er die Unteilbarkeit der welftschen Erblande durch und erlangte 1692 vom Kaiserhause die Velehnung mit der neunten Kur. Sein Sohn Georg Ludwig gewann durch Heirat mit Sophie Dorothea die Erbschaft von Celle. Seine Gemahlin, die mit ihm in unglücklicher Ehe lebte, starb 1726 als „Prinzessin von Ahlden" in Gefangenschaft auf diesem einsamen Schlosse. Cr selbst aber bestieg als Georg I. 1714 den Thron von Großbritannien, da er durch seine Mutter, die Enkelin Jakobs I. von England, der nächste protestantische Berechtigte war. Unter seiner Regierung wurden die schwedischen, im Nordischen Kriege von Dänemark besetzten Herzogtümer (früher Bistümer) Bremen und Verden durch Zahlung von 695713 Talern gewonnen und später die Ansprüche Schwedens durch 1185476 Taler befriedigt. Die englischen Könige bewahrten ihrem Stammlande, das im ganzen in ihrer Abwesenheit unter der Geheimen Ratsbehörde ein friedliches Stilleben führte, un- verminderte Zuneigung. Aber nur zu oft wurde dies Stilleben durch Kriege unter- krochen, in die Hannover durch die englische Politik hineingezogen wurde. Die festlän- dischen Gegner des unerreichbaren Inselreiches suchten durch Angriffe auf Hannover ihr Mütchen zu kühlen, und so wurde unser Land mehrfach der Schauplatz feindlicher Einfälle,' es wurde in den Spanischen, dann den Österreichischen Erbfolgekrieg, den Siebenjährigen und alle Koalitionskriege der Revolutions- und Napoleonischen Zeit verwickelt. Das Jahr 1757 brachte nach der unglücklichen Schlacht bei Hastenbeck, die der Herzog von Cumberland vorzeitig verloren gab, die Besetzung durch den Marschall d'estre'es und die Konvention von Zeven, infolge deren sich das aus Hannoveranern, Hessen, Braunschweigern und Gothaern zusammengesetzte Koalitionsheer auflösen sollte. Dies geschah indessen nicht, vielmehr lebte jenes Heer wieder auf und begann unter dem Herzoge Ferdinand den glänzenden Siegesflug, der vor allem durch die Tage 1 Durch den Westfälischen Frieden war das seltsame Verhältnis geschaffen worden, daß Osnabrück zwar als Bistum weiter bestehen blieb, aber abwechselnd von einem katholischen Bischof und einem protestantischen Prinzen aus dem Hause Braunschweig- Lüneburg regiert werden sollte.

3. Hilfsbuch zur Heimatskunde der Provinz Hannover - S. 16

1895 - Hannover [u.a.] : Hahn
16 1. Um größere Heideflächen zu durchwandern. 2. Um die sieben Steinhäuser aufzusuchen. 3. Um in einem Bauernhause Einkehr zu halten. 1. „Es ist so still, die Heide liegt Im warmen Mittagssonnenstrahle, Ein rosenroter Schimmer fliegt Um ihre alten Gräbermale. Die Kräuter blühn, der Heidednst Steigt in die blaue Sommerlust. 2. Lauskäfer hasten durchs Gesträuch In ihren goldnen Panzerröckchen, Die Bienen hängen Zweig um Zweig Sich an der Edelheide Glöckchen. Die Vöglein schwirren ans dem Ärant, Die Lust ist voller Lerchenlaut." Wir sind jetzt im Herzen der Lüneburger Heide. Schattenlos und einsam ist unser Weg, und mühevoll ist das Wandern im losen Wüstensande. Ringsum herrscht tiefe Stille, welche aber ab und an wohlthueud unterbrochen wird durch das Zirpen der Grille, das Summen der Bienen und durch den fröhlichen Gesang der Heidelerche. Auf weiten Strecken sehen wir nur Himmel und Erde vor uns; während au anderen Stellen Birken- und Fuhrenwälder, der zierliche Wachholderstranch, der gelbblüheude Ginster oder auch die wilde Rose willkommene Abwechselungen in die Eintönigkeit der öden Heideflächen bringen. Wir stecken uns einen duftenden Rosenstrauß au deu Hut und singen das Lied von dem Heideröslein: „Sah ein Knab' ein Röslein stehn, Röslein aus der Heiden, War so jung und morgenschön, Lief er schnell, es nah zu sehn, Sah's mit vielen Freuden."■ Man hat diese ausgedehnten Heideflächen verglichen mit dem weiten Meere, und in Wahrheit ist in ganz früher Zeit, wie wir das schon beim Lindener Berge gesehen haben, die ganze „Norddeutsche Tiefebene" vom Meere bedeckt gewesen. Die stummen Zeugen für diese Annahme sind dort am Lindener Berge die versteinerten Meer- schneckenhäuser und hier neben versteinerten Seeigeln, die auf Eisschollen von Schweden und Norwegen hierhergetragenen umfangreichen Granit- blöcks.

4. Hilfsbuch zur Heimatskunde der Provinz Hannover - S. 26

1895 - Hannover [u.a.] : Hahn
26 ziehen sie ernsten Sinnes stundenweit in dasselbe ehrwürdige Kirchlein, in welchem bereits ihre Urväter sich zum Gottesdienste versammelten, und andächtig werden auch wir beim Anblicke der schwarz gekleideten Menschenzüge gestimmt, umgeben von dem tiefen Frieden, welcher ganz besonders an diesem Tage auf der weiten Heidefläche ruht. Der Dichter singt davon: „Die Hirten neben der Herde ruh'n, Die Herde ruht auf der Weide; Die Menschen ziehen zur Kirche nun Im festlichen Sonntagskleide." Wie ist aber das Leben der Kinder in diesen einsamen Gegenden? Mehrere Höfe und kleinere Dörfer sind zu einer Schulgemeinde ver- einigt, und die Folge davon ist, daß die Kinder oft Schulwege von dreiviertel Stunden zu machen haben. Auf diesen Wegen, wo die Schulkameraden sich allmählich ansammeln, geht es aber meistens lustig her. Da wird im Takte marschiert, Wettlaufen geübt imt> sonstige Kurzweil getrieben. Nach der Schule werden, wie auch bei uns, die Schularbeiten angefertigt, und hernach beginnt das Spiel, oft freilich nur mit wenigen Spielgenossen. Der Holunderstrauch, der Weidenbaum und das Röhricht im Teiche sind ihre Spielwaren- lüden. Aus den markigen Holunderzweigen fertigen sie nämlich Spritz- und Knallbüchsen an, und ans dem herausgestoßenen Marke inachen sie Purzelmänner. Im Frühliuge, wenn der Saft in die Bäume steigt, klopfen sie die Rinde von den Weidenruten ab, um Flöteu daraus zu schneiden, und das Rohr im Teiche muß ihnen andere Blasinstrumente liefern. Märchenbücher, wie die Stadtkinder, besitzen sie nur selten; aber sie leben auf vertrauten Fuße mit der Natur, und daher sind auch Wiese, Wald und Feld die einzelnen Blätter in ihrem großen Sagen- und Märchenbuche. Mit den kleineren Ge- schwistern durchstreifen sie nämlich die Umgebung der Gehöfte, und am Teiche rufen die erfahrenen Zugführer deu ihnen anvertrauten jüngeren Kindern warnend zu: „Geht nicht zu nahe an das Wasser, denn es sitzt der Wassermann darin; auch das Kornfeld dürft ihr nicht be- treten, fönst hakt euch das Kornweib hinein; wagt euch ebenfalls nicht zu weit an das Moor hinan, besonders nicht zur Abendzeit, weil das Irrlicht euch auf Nimmerwiedersehen hineinlocken konnte in die schauer- liche Tiefe." Am Rande des Kleeackers suchen alle emsig nach vier- blättrigem Klee, denn der bringt dein Finder Glück. Wenn der Kuckuck

5. Hilfsbuch zur Heimatskunde der Provinz Hannover - S. 28

1895 - Hannover [u.a.] : Hahn
28 Nahe bei Soltau liegt der einstellige Hof Stübeckshorn, auf welchem Hermann Billung, welcher später Herzog von Sachsen wurde, geboren sein soll. Von Stübeckshorn hat sich folgende Sage erhalten: Kaiser Otto der Große, welcher deutscher Kaiser war von 936—973, reitet einst aus seiner Reise nach Soltau über Stübeckshorn und will in der Nähe des Hofes seinen Weg über das Ackerfeld nehmen. Hier hütet aber Hermann, der junge Sohn des Meyers, die Schafe und stellt sich mit seinem Hirtenstabe, an welchem ein kleines Beil befestigt ist, dem Kaiser mit den Worten entgegen: „Hier darf nicht geritten werden." Diese Keckheit gefällt dem Kaiser sehr, er nimmt den Knaben mit an den Hof und ernennt ihn zum Edelknaben. Nach feinem kleinen Beile wird er fortan Hermann Bieling genannt. So lautet die Sage; aber Hermanns Geburtsstätte ist wahrscheinlich das nach ihm benannte Hermannsburg gewesen, wo sein Haupthof gelegen hat. Zwei Stunden östlich von Soltau, nahe bei Munster, hat die Regierung etwa 23 000 Morgen Heide und Fuhrenwalduug angekauft zu einem Schießübuugs- und Exerzierplatze für unsere Soldaten (34/5 Morgen = 1 ha). Gleich den Kruppschen Schießplätzen bei Meppen liegen auch diese großen Flächen, wegen der weitgehenden neuen Geschosse, in einsamer, menschenleerer Gegend. Das Lager besteht aus 25 Wellblechbaracken, in welchen gleich- zeitig über 3000 Soldaten, nebst Unteroffizieren und Offizieren unter- gebracht werden. Für die Pferde sind 15 Stallzelte errichtet, und wenn keine Kavallerie im Lager ist, so werden auch diese Zelte mit Mannschaften belegt. Die Stabsoffiziere wohnen in gemauerten Ba- racken, und alle Offiziere essen gemeinschaftlich im Kasino, während für die Soldaten sieben geräumige Küchen gebaut sind. Durch das Lager, welches mit einer kleinen Stadt Ähnlichkeit hat, führen nach allen Richtungen Straßen. Die Übungen daueru gewöhnlich von Mitte Mai bis Anfang September, so daß sämtliche Regimenter des 10. Armeekorps den Sommer hindurch nacheinander ihre Übungen in Munster abhalten können. Im Winter bleibt nur ein Arbeits-Kom- mando von 120 Mann im Lager, welches mit Wegeanlagen und allerlei Ausbesserungen beschäftigt wird. Nördlich von diesem Platze zieht sich ein langgestreckter Höhenzug hiu, welcher die Wasserscheide bildet zwischen Weser und Elbe, und wir folgen demselben in füdöst- licher Richtung bis nach dem Lüßwald neben der Station Unterlüß an der Hannover-Harburger Eisenbahn.

6. Hilfsbuch zur Heimatskunde der Provinz Hannover - S. 43

1895 - Hannover [u.a.] : Hahn
43 sonders durch die frische Milch und gute Butter auch den Badegästen zu gute kommt. Die Kühe werden gemeinschaftlich von einem Hirten geweidet, die Pferde aber treibt man nach vollbrachter Arbeit mit nicht zu eug gefesselten Vorderfüßen auf die Wiesen außerhalb des Deiches, wo sie die Sommernächte unter freiem Himmel zubringen und oft bis zum nächsten Mittage weiden. An dem Weststrande der Insel, da wo das Borkumer Riff liegt, kannst du zur Ebbezeit drei größere Wracks wie Leicheusteiue aus dem Meere hervorragen sehen. Um die Schiffer zur Nachtzeit vor den gefährlichen Riffen zu warnen, hat die Regierung auf Borkum zwei Leuchttürme gebaut, welche zum Unterschiede von dem Leuchtfeuer der beuachbarteu Inseln ihr Licht alle fünf Sekunden seitwärts strahlen lassen. Zur Rettung Schiffbrüchiger liegen außerdem an den gefahr- vollsten Punkten auf kleinen Wagen Rettungsboote in den Dünen nahe dem Strande. Diese Boote haben in den letzten 30 Jahren über 400 Schiffbrüchigen das Leben gerettet; aber trotz aller dieser Vorsichtsmaßregeln verlangt das Meer hier doch alljährlich seine Opfer an Menschenleben, und solchen Namen- und Heimatlosen ist in den Dünen oft ein Massengrab bereitet worden. Der Kirchhof, ohne Um- zäunung und Grabstein, auf welchem diese Toten nach stürmischer Seesahrt ein ruhiges, stilles Plätzchen finden, wird „Drinkeldoden- Kerkhos" genannt. Borkum hat im Sommer einen Besuch von etwa 10000 Bade- gästen. Nur zur Flutzeit, welche mit der Ebbe in 24 Stunden 50 Minuten zweimal wechselt, wird in den von der Badeverwaltung vorgeschriebenen Stunden am Weststrande gebadet. Vor und nach dem Bade machst du in der stärkenden Seeluft am Strande weite Spazierwege oder ruhst gemächlich in den Strandkörben am Meere aus. Deine Brust weitet sich, Essen und Trinken schmeckt dir gut, am Abend schlässt du rasch und sanft ein, und das Meer selber singt dir dein Schlummerlied mit seinem eintönigen Brausen. Da die Insel an der Westseite am meisten vom Meere bedroht ist, so hat die Regierung mit großen Kosten diese Seite besonders geschützt durch eine hohe Kaimauer und durch sieben Buhnen, welche aus großen Steinen etwa 100 Schritt ins Meer hinausgebaut und mit starken Pfählen fest verrammelt sind. An den andern Seiten bilden die mit Strandhafer und Brombeeren bewachsenen Dünen einen genügenden Schutz. Die wilden Kaninchen, welchen die Dünen sichere

7. Hilfsbuch zur Heimatskunde der Provinz Hannover - S. 59

1895 - Hannover [u.a.] : Hahn
59 Und um mich klang es so froh und hehr Und über mir tagt es so helle. Und unten brauste das ferne Wehr Und der Weser blitzende Welle. Wie liebender Sang aus geliebtem Mund So flüstert es rings durch die Bäume, Und aus des Thales offenem Grund Begrüßten mich nickende Träume." Hier oben auf dem Klüt fjalten auch wir Rast unter dem schattigen Laubdache eiuer alten Eiche oder Buche, und nickende Träume begrüßen auch uns. Da wird es lebendig in den Klöstern, Burgen und Thälern des Wesergebietes, und wir sehen die gelehrten Mönche in einsamer Zelle in Kunst und Wissenschaft sich vertiefen und andere mit sorgenschwerem Angesichte sich rüsten zu weiter Reise, um als Glaubensboten fremde wilde Länder aufzusuchen, von wo es vielleicht keine Wiederkehr giebt. Zu ihnen gehörte Ansgar, der Apostel des Nordens. Aus dem Burgen erproben die Ritter im Turniere gegenseitig Kraft und Gewandtheit, oder sie erjagen in den unwegsamen Wäldern Bären und Wölfe; aber zur Zeit des Faustrechtes etwa im Jahre 1250 reiten sie leider auch als gemeine Wegelagerer hinunter von ihren Burgen, um die vorüberreisenden Kaufleute zu überfallen und zu berauben. Die Bewohner der Thäler, die tapferen Sachsen mit den langen, blonden Haaren, bekleidet mit dem über Kopf und Schulter geworfenen Bären- oder Ochsenfelle, kämpfen in heißem Glaubenskampfe mit den Franken, welche 772 unter Karl dem Großen ihre Eresbnrg an der Diemel zerstört und ihre Jrmenfäule, diesen riesenhaften Baum, welcher nach ihrem Glauben das Weltall trug, umgestürzt hatten. Und wir sehen die Stadt Hameln zu unseren Füßen im Jahre 1284 von Ratten und Mäusen heimgesucht. Ein wunderlich aus- sehender Abenteurer aus fernen Landen, mit der Hahnenfeder auf dem Hute und der Querpfeife in der Tasche, erscheint als Netter in der Not. Hohen Lohn versprechen ihm die hart geplagten Bürger für die in Aussicht gestellte Befreiung von jenen unheimlichen Gästen, und siegesgewiß bläst er auf feiner Querpfeife seltsame Melodieeu. Da, o Wunder, versammeln sich alle Ratten und Mäuse um ihn, und er führt den ganzen Haufen in die Weser dein sicheren Tode entgegen. Aber weil die Bürger wortbrüchig ihm seinen Lohn ver-

8. Hilfsbuch zur Heimatskunde der Provinz Hannover - S. 3

1895 - Hannover [u.a.] : Hahn
Erlte Reise: In die Umgebung Hannovers. Schon im zweiten und dritten Schuljahre haben wir unsere Heimats- stadt Hannover mit ihren Wäldern und Feldern und mit ihren Wegen und Stegen kennen gelernt; aber trotzdem überblicken wir im vierten Schuljahre, ehe wir in die Ferne eilen, auf drei gemeinsamen Aus- flügen noch einmal die uns lieb gewordene Hingebung, um uns das Wissenswerte dauernd einzuprägen. Erster Tag: Die Nordseite Hannovers. Es ist Mitte Mai. Wir gehen zum Steiuthore hinaus die Vahren- walderstraße entlang und kommen in einer halben Stunde nach dem Vororte Vahrenwald. „Der Mai ist gekommen, die Bäume schlagen aus, Da bleibe, wer Lust hat, mit Sorgen zu Haus!" Wir sind in freudiger Stimmung; deun „wie schön ist heut' die Welt, viel schöner als andere Tage!" Heute werden die Zügel bis zu der erlaubten Grenze gelockert, und jeder Schüler giebt sich in der ihm angeborenen Eigentümlichkeit; heute vergessen wir die dumpfe Schulstube und atmen in vollen Zügen die reine Frühlingsluft ein. Die meisten Tiere und Pflanzen begrüßen wir als alte Bekannte, und die weite Welt liegt vor uns als ein großes Wohnhaus sür Menschen und Tiere und als ein ausgedehnter Garten für die verschiedenartigsten Pflanzen. Um dieses weite Wohnhaus in rechter Weise kennen lernen zu können, beachten wir auf allen unseren Ausflügen die Boden- Beschaffenheit, die Bestellung des Ackers und die Bodenerzeugnisse; denn das eine folgt aus dem andern. Durch Hannover zieht sich die Scheidelinie hin zwischen dem fetten Lehmboden südlich und dem mageren Sandboden nördlich der

9. Hilfsbuch zur Heimatskunde der Provinz Hannover - S. 78

1895 - Hannover [u.a.] : Hahn
78 der Einbildung des nächtlichen Wanderers Gestalt, und er sieht hier Zwerge und dort Riesen ihr Wesen treiben, und das ist der Grund dafür, daß es ebeu in den großartigsten und wildesten Thälern von Sagen wimmelt. Fast jeder Felsen und jeder Schlund hat seine be- sondere Geschichte. Prinzessin Ilse. Hoch oben aus dem Jlsenstein stand einst- mals das prächtige Schloß des Harzkönigs Jlsnng. Seine Tochter, die Prinzessin Ilse, übertraf an Schönheit und Anmut alle Jung- sraueu in weiter Runde. Unten im Thale aber, wo heute das Schloß von Jlseuburg liegt, wohute eine böse Zauberin mit ihrer einzigen Tochter, der garstigen Trnte. Als eines Tages ein junger Ritter, der stattliche Rolf, aus Abenteuer ausging und durch die Harzwälder streifte, bestürmte die rothaarige Trute ihre Mutter, die alte Zauberin, ihr einen Liebestrank für Rolf zu brauen. Rolf verliebte sich auch wirklich heftig in Trute, floh aber in die Nähe von Jlfuugs Schloß, als die Hexeusäfte uach kurzer Zeit ihre Kraft verloren. Im frifchgrünen Tannenwalde traf er dann das wunderholde Königskind Jlfe, und als er ihr in das liebliche, von goldenein Haar umwallte Angesicht sah, da war es dieses Mal ohne Zauberkräfte uin sein Herz geschehen. Nachdem er sich nun bald durch seinen edlen Mannesmut die Gunst der reizenden Ilse erworben hatte, versprach der König, ihn zu seinem Eidam anzunehmen. Aber voller Wut veruahmeu Trute und ihre Mutter die Vor- gänge, und die Alte beschloß, grausame Rache zu übeu. Sie machte eiueu Vertrag mit dem bösen Beherrscher des Blocksberges, und dieser sandte in der Walpurgisnacht eine mächtige Wasserflut von dem Brocken hiuab ins Thal. Die wilden Gewässer unterwühlten den Felsen, auf welchem Jlfungs Schloß stand, und die prächtige Burg mit Zinnen und Türmen versank in die grauenhafte Tiese. Nur die behende Ilse rettete sich auf die äußerste Felsspitze des Jlsensteines, und noch heute, in nächtlicher Stille, wenn der Mond mit mattein Scheine die Felsen im Thale beleuchtet, wandelt das einsame Königs- kind durch die grünen Farrenkräuter und Gräser am User des rauschenden Bergstromes, welcher ihren Namen trägt. Sobald aber die Morgenröte anbricht, muß sie zurückkehren in ihr versunkenes Schloß unter dein Jlsenstein, und iu alte zottige Tannen, wie sie am Fuße oes Jlseusteins vielfach stehen, verwandelt

10. Hilfsbuch zur Heimatskunde der Provinz Hannover - S. 82

1895 - Hannover [u.a.] : Hahn
82 Dichter; denn kein zweites Harzthal wirkt in seinen großartigen Fels- gebilden so zauberisch auf uns ein, wie eben dieser Teil des Bode- thales, und deshalb giebt es auch kein anderes Thal, welches so sagenreich an die Vergangenheit anknüpft. Auf der Treseburg lebte der wilde Jäger Hans Hackelberg; auf dem Hexentanzplatze tanzen die Hexen in der Maiennacht; im Bode- thale ist die Teufelsbrücke, und hier verfolgte der wilde Böhmenkönig Bodo die fliehende Bruuhildis, die Tochter des Riesenfürsten; hier treibt auch der Thalzwerg sein Wesen. Der wilde Jäger. Wenn die Herbststürme durch das Gebirge brausen, dann zieht in nächtlicher Stunde das Wodansheer über die Harzberge. Grauenhaste, gespenstische Jägergestalten, von Nebel um- wallt, jagen unter dem Gekläff der Meute mit lautem Jagdrufe in wilder Hast über Berg und Thal dahin. Voran reitet auf seinem riesigen Jagdrosse der gewaltige Wodan, der mächtige Beherrscher des Himmels und der Erde. Vor ihm her fliegen zwei Raben, ihm zur Seite schreiteu zwei Wölfe, und hinter ihm folgt in bunter Reihe fein Volk. Einer der wildesten Jäger ist Hans Hackelberg. Er lebte zu Ende des 16. Jahrhunderts aus der Treseburg, an der schäumenden, brausenden Bode, und seine einzige Lust war die Jagd; denn wild wie seine Umgebung war sein Gemüt. Als er einst einen grimmen Eber erlegt hatte und als Sieger stolz seinen Fuß auf den Nacken feiner Beute setzte, da raffte das verendende Tier die letzte Kraft zusammen und fuhr mit seinen scharfen Hauern in Hackelbergs Fuß, daß der wilde Jäger todwund zu Boden sank. Da fluchte Hans Hackelberg laut und wollte nichts von Himmels- frieden und Seligkeit wissen, sondern nur jagen können im grünen Reviere bis zum „Jüngsten Tage". Sein Wunsch ging schrecklich in Erfüllung; denn mit dem Wodans- Heer muß er in stürmischen Nächten das Harzgebirge durchjagen ohne Rast und Ruh bis in Ewigkeit. Die Roßtrappe. In den Urzeiten wurde der Harz von Hünen und Zwergen bewohnt. Auf einem Kriegesznge kam der wilde Böhmen- könig Bodo hierher und verliebte sich leidenschaftlich in Bruuhildis, die Tochter des Riesenfürsten. Aber Bruuhildis wollte uichts von ihm wissen und entfloh aus ihrem schnellen Rosse, versolgt von dem trotzigen Böhmenkönig. Plötzlich gähnt ein grausiger Abgrund vor ihnen, und schnaubend bäumt Bruuhildis' Roß sich empor, während
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