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Iv. Pflanzen- und Tierleben.
monat Juli, und auf den Sommer kommen 30-34% aller Niederschläge.
An den Küsten ist auch der Herbst sehr regenreich, denn es fallen hier in ihm
28-30°/» aller Niederschläge, im Frühling nur 18%.
Die größte Regenhöhe an einem Tage ist mit 72 mm bei Clausthal beobachtet
worden. An Schneetagen zählt Lingen 18, Braunschweig 41, Clausthal 72, der
Brocken 244 im Mittel. Die Gewitter treten am häufigsten im Juli auf, aus der
„Gewitterecke", dem Sw, kommend.
Iv. Pflanzen- und Tierleben.
Die Bodenbedeckung, die einem großen Teile unseres Gebietes sein eigenartiges
Gepräge gibt, ist das Heidekraut, überwiegend bestehend aus der gemeinen Heide
(Calluna vulgaris), daneben aus der fröhlicher aussehenden Doppheide (Erica tetralix).
Beide bedecken im Reg.-Bez. Lüneburg gegen 22, in Stade 28, Osnabrück 32% des
Bodens und geben nach der Auffassung hannoverscher Forstleute eine höhere Grund-
rente, als wenn sie „zur Hebung der Landeskultur" in Kiefernwälder verwandelt
würden. Entstanden sind die Heiden zum Teil aus sich selbst heraus durch die Ungunst
des Bodens, dessen feiner, kalkloser Sand nicht feucht genug ist, um Grasrasen zu
erhalten. Wird der Boden hinreichend durchfeuchtet, so schwindet die Calluna und
macht anderen Gewächsen Platz. Sie kommt demnach nur auf Sandboden und im
Hoch-, nicht im Tiefmoore vor. Die Lalluna schwindet aber auch, wenn der Heide-
boden sich selbst überlassen ist und durch menschliches Eingreifen in keiner Weise gestört
wird, denn alsdann wird sie in verhältnismäßig kurzer Zeit vom Waldwuchse über-
zogen, der noch im Mittelalter unsere jetzigen Heideflächen bedeckt hat, aber durch
unverständige Forstwirtschaft, im Lüneburgischen durch den Holzbedarf des uralten
Salzwerkes, zerstört wurde. Der Kreislauf muß danach im allgemeinen folgender
gewesen sein: Der Wald geht durch menschliches Eingreifen ein, sein Boden versumpft
und vermoort, auf den völlig ausgewachsenen und damit absterbenden Mooren (Hoch-
mooren) siedelt sich die Heide an, und diese würde wieder dem Buschwalde weichen,
wenn der Mensch nicht ihren Bestand künstlich unterhielte und wenn nicht der zu-
nehmende Ortstein das Einwurzeln der Waldbäume verhinderte. Cs gibt bei uns
keine sogenannten „Urheiden", denn die Lalluna wird nur etwa 15 Jahre alt, wird
aber immer wieder durch Plaggenhieb und Weide gezwungen, sich zu erneuern, wobei
der Viehbiß, der den Wacholder verschont, den Waldwuchs unterdrückt K — Eine
Charakterpflanze unseres Gebietes ist die mit glänzenden Blättern ausgestattete Stech-
palme (Ilex aquifolium) insofern, als sie einen Klimamesser abgibt und anzeigt, daß
an den Stätten ihres Vorkommens eine mittlere Iahreswärme von mindestens C
und eine mittlere Ianuartemperatur von 0° herrscht. Rur der äußerste So unseres
Gebietes und damit der Harz ist ihr verschlossen, und ihr fossiles Vorkommen zwischen zwei
Schichten, die genügend die Annahme längerer Kältezeiten rechtfertigen, ergibt allein schon
mit Sicherheit einen zeitweiligen starken Rückgang des Eises (s. S. 21). — Über Wald-
bedeckung und landwirtschaftliche Pflanzen siehe S.47f.,über die Moore S.22f.
Die Tierwelt unseres Gebietes ist geradezu klassisch für die Lebeformen des
Moores und der Heide, mehr als in irgendeinem anderen Deutschlands. Von den in
diesem vorhandenen 77 Säugerarten kommen 64 bei uns vor, und ungemein reich ist
die Vogelfauna, denn sie umfaßt 260 Arten, nämlich fast 160 Arten von Singvögeln,
8 Spechts-, 11 Eulenarten. Mandelkrähe und Wiedehopf find sehr selten geworden,
verschwunden ist der Uhu. Ausgerottet find Nerz und Biber, an den noch Ortsnamen
* Ernst L. L. Krause, Die Existenzbedingungen der nordwestdeutschen Heidefelder
(Globus 1895, Bd. 70).
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
TM Hauptwörter (100): [T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T84: [Vogel Tier Eier Fisch Mensch Hund Nahrung Thiere Insekt Art], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden]]
TM Hauptwörter (200): [T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T38: [Weser Elbe Hannover Land Stadt Lüneburg Leine Nordsee Aller Bremen], T42: [Vogel Nest Junge Eier Schnabel Storch Taube Flügel Fuchs Frosch], T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld]]
Extrahierte Personennamen: Erica Ernst_L._L._Krause Ernst
42
V. Geschichte.
Hannover.
8. Stammtafel.
Ernst August, 1679-98
Georg Ludwig, 1698-1727
Zeit 1714 als Georg I. König von Großbritannien
Georg Ii., 1727-60
Sein Enkel Georg Iii., 1760-1820
/ Schwester: Karoline Mathilde von
\ Dänemark, f 1775 in Celle
Georg Iv., 1820-30
Wilhelm Iv., 1830-37
Ernst August,
1837-51
Georg V., 1851-66
f 1878
/ Ernst August, Herzog von^
\ Eumberland, *1845 j
(Ernst August, *1887)
Wilhelm I., 1866 (61)-88 Friedrich Iii., 1888
Wilhelm Ii.,
seit dem 15. Juni 1888
9. Kurfürstentum Hannover.
Die Vereinigung der Länder der jüngeren Linie begann unter Ernst August,
dem Gemahl der Prinzessin Sophie von der Pfalz, der Enkelin Jakobs I. von England.
Zuerst protestantischer Bischof von Osnabrücks erbte er 1699 Calenberg- 1682 setzte
er die Unteilbarkeit der welftschen Erblande durch und erlangte 1692 vom Kaiserhause
die Velehnung mit der neunten Kur. Sein Sohn
Georg Ludwig gewann durch Heirat mit Sophie Dorothea die Erbschaft von
Celle. Seine Gemahlin, die mit ihm in unglücklicher Ehe lebte, starb 1726 als
„Prinzessin von Ahlden" in Gefangenschaft auf diesem einsamen Schlosse. Cr selbst aber
bestieg als Georg I. 1714 den Thron von Großbritannien, da er durch seine Mutter,
die Enkelin Jakobs I. von England, der nächste protestantische Berechtigte war. Unter
seiner Regierung wurden die schwedischen, im Nordischen Kriege von Dänemark besetzten
Herzogtümer (früher Bistümer) Bremen und Verden durch Zahlung von 695713 Talern
gewonnen und später die Ansprüche Schwedens durch 1185476 Taler befriedigt.
Die englischen Könige bewahrten ihrem Stammlande, das im ganzen in ihrer
Abwesenheit unter der Geheimen Ratsbehörde ein friedliches Stilleben führte, un-
verminderte Zuneigung. Aber nur zu oft wurde dies Stilleben durch Kriege unter-
krochen, in die Hannover durch die englische Politik hineingezogen wurde. Die festlän-
dischen Gegner des unerreichbaren Inselreiches suchten durch Angriffe auf Hannover ihr
Mütchen zu kühlen, und so wurde unser Land mehrfach der Schauplatz feindlicher Einfälle,'
es wurde in den Spanischen, dann den Österreichischen Erbfolgekrieg, den Siebenjährigen
und alle Koalitionskriege der Revolutions- und Napoleonischen Zeit verwickelt.
Das Jahr 1757 brachte nach der unglücklichen Schlacht bei Hastenbeck, die der
Herzog von Cumberland vorzeitig verloren gab, die Besetzung durch den Marschall
d'estre'es und die Konvention von Zeven, infolge deren sich das aus Hannoveranern,
Hessen, Braunschweigern und Gothaern zusammengesetzte Koalitionsheer auflösen sollte.
Dies geschah indessen nicht, vielmehr lebte jenes Heer wieder auf und begann unter
dem Herzoge Ferdinand den glänzenden Siegesflug, der vor allem durch die Tage
1 Durch den Westfälischen Frieden war das seltsame Verhältnis geschaffen worden,
daß Osnabrück zwar als Bistum weiter bestehen blieb, aber abwechselnd von einem
katholischen Bischof und einem protestantischen Prinzen aus dem Hause Braunschweig-
Lüneburg regiert werden sollte.
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Extrahierte Personennamen: Ernst August Georg_Ludwig Ludwig Georg_Ii Georg_Iii Karoline_Mathilde_von
\_Dänemark Georg_Iv. Wilhelm_Iv. Wilhelm_Iv. Ernst August Georg_V. Ernst August Ernst August Wilhelm_I. Wilhelm_I. Friedrich_Iii Friedrich Wilhelm Ernst August Jakobs_I._von_England Osnabrücks Georg_Ludwig Ludwig Sophie_Dorothea Jakobs_I._von_England Ferdinand
Extrahierte Ortsnamen: Hannover Celle Hannover Celle Dänemark Bremen Schwedens Zeven Hessen Westfälischen Lüneburg
16
1. Um größere Heideflächen zu durchwandern.
2. Um die sieben Steinhäuser aufzusuchen.
3. Um in einem Bauernhause Einkehr zu halten.
1. „Es ist so still, die Heide liegt
Im warmen Mittagssonnenstrahle,
Ein rosenroter Schimmer fliegt
Um ihre alten Gräbermale.
Die Kräuter blühn, der Heidednst
Steigt in die blaue Sommerlust.
2. Lauskäfer hasten durchs Gesträuch
In ihren goldnen Panzerröckchen,
Die Bienen hängen Zweig um Zweig
Sich an der Edelheide Glöckchen.
Die Vöglein schwirren ans dem Ärant,
Die Lust ist voller Lerchenlaut."
Wir sind jetzt im Herzen der Lüneburger Heide. Schattenlos
und einsam ist unser Weg, und mühevoll ist das Wandern im losen
Wüstensande. Ringsum herrscht tiefe Stille, welche aber ab und an
wohlthueud unterbrochen wird durch das Zirpen der Grille, das
Summen der Bienen und durch den fröhlichen Gesang der Heidelerche.
Auf weiten Strecken sehen wir nur Himmel und Erde vor uns;
während au anderen Stellen Birken- und Fuhrenwälder, der zierliche
Wachholderstranch, der gelbblüheude Ginster oder auch die wilde Rose
willkommene Abwechselungen in die Eintönigkeit der öden Heideflächen
bringen. Wir stecken uns einen duftenden Rosenstrauß au deu Hut
und singen das Lied von dem Heideröslein:
„Sah ein Knab' ein Röslein stehn,
Röslein aus der Heiden,
War so jung und morgenschön,
Lief er schnell, es nah zu sehn,
Sah's mit vielen Freuden."■
Man hat diese ausgedehnten Heideflächen verglichen mit dem
weiten Meere, und in Wahrheit ist in ganz früher Zeit, wie wir das
schon beim Lindener Berge gesehen haben, die ganze „Norddeutsche
Tiefebene" vom Meere bedeckt gewesen. Die stummen Zeugen für
diese Annahme sind dort am Lindener Berge die versteinerten Meer-
schneckenhäuser und hier neben versteinerten Seeigeln, die auf Eisschollen
von Schweden und Norwegen hierhergetragenen umfangreichen Granit-
blöcks.
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26
ziehen sie ernsten Sinnes stundenweit in dasselbe ehrwürdige Kirchlein,
in welchem bereits ihre Urväter sich zum Gottesdienste versammelten,
und andächtig werden auch wir beim Anblicke der schwarz gekleideten
Menschenzüge gestimmt, umgeben von dem tiefen Frieden, welcher
ganz besonders an diesem Tage auf der weiten Heidefläche ruht. Der
Dichter singt davon:
„Die Hirten neben der Herde ruh'n,
Die Herde ruht auf der Weide;
Die Menschen ziehen zur Kirche nun
Im festlichen Sonntagskleide."
Wie ist aber das Leben der Kinder in diesen einsamen Gegenden?
Mehrere Höfe und kleinere Dörfer sind zu einer Schulgemeinde ver-
einigt, und die Folge davon ist, daß die Kinder oft Schulwege von
dreiviertel Stunden zu machen haben. Auf diesen Wegen, wo die
Schulkameraden sich allmählich ansammeln, geht es aber meistens
lustig her. Da wird im Takte marschiert, Wettlaufen geübt imt>
sonstige Kurzweil getrieben. Nach der Schule werden, wie auch bei
uns, die Schularbeiten angefertigt, und hernach beginnt das Spiel,
oft freilich nur mit wenigen Spielgenossen. Der Holunderstrauch,
der Weidenbaum und das Röhricht im Teiche sind ihre Spielwaren-
lüden. Aus den markigen Holunderzweigen fertigen sie nämlich Spritz-
und Knallbüchsen an, und ans dem herausgestoßenen Marke inachen
sie Purzelmänner. Im Frühliuge, wenn der Saft in die Bäume
steigt, klopfen sie die Rinde von den Weidenruten ab, um Flöteu
daraus zu schneiden, und das Rohr im Teiche muß ihnen andere
Blasinstrumente liefern. Märchenbücher, wie die Stadtkinder, besitzen
sie nur selten; aber sie leben auf vertrauten Fuße mit der Natur,
und daher sind auch Wiese, Wald und Feld die einzelnen Blätter in
ihrem großen Sagen- und Märchenbuche. Mit den kleineren Ge-
schwistern durchstreifen sie nämlich die Umgebung der Gehöfte, und am
Teiche rufen die erfahrenen Zugführer deu ihnen anvertrauten jüngeren
Kindern warnend zu: „Geht nicht zu nahe an das Wasser, denn es
sitzt der Wassermann darin; auch das Kornfeld dürft ihr nicht be-
treten, fönst hakt euch das Kornweib hinein; wagt euch ebenfalls nicht
zu weit an das Moor hinan, besonders nicht zur Abendzeit, weil das
Irrlicht euch auf Nimmerwiedersehen hineinlocken konnte in die schauer-
liche Tiefe." Am Rande des Kleeackers suchen alle emsig nach vier-
blättrigem Klee, denn der bringt dein Finder Glück. Wenn der Kuckuck
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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28
Nahe bei Soltau liegt der einstellige Hof Stübeckshorn, auf
welchem Hermann Billung, welcher später Herzog von Sachsen wurde,
geboren sein soll. Von Stübeckshorn hat sich folgende Sage erhalten:
Kaiser Otto der Große, welcher deutscher Kaiser war von 936—973,
reitet einst aus seiner Reise nach Soltau über Stübeckshorn und will
in der Nähe des Hofes seinen Weg über das Ackerfeld nehmen. Hier
hütet aber Hermann, der junge Sohn des Meyers, die Schafe und
stellt sich mit seinem Hirtenstabe, an welchem ein kleines Beil befestigt
ist, dem Kaiser mit den Worten entgegen: „Hier darf nicht geritten
werden." Diese Keckheit gefällt dem Kaiser sehr, er nimmt den Knaben
mit an den Hof und ernennt ihn zum Edelknaben. Nach feinem kleinen
Beile wird er fortan Hermann Bieling genannt. So lautet die Sage;
aber Hermanns Geburtsstätte ist wahrscheinlich das nach ihm benannte
Hermannsburg gewesen, wo sein Haupthof gelegen hat.
Zwei Stunden östlich von Soltau, nahe bei Munster, hat die
Regierung etwa 23 000 Morgen Heide und Fuhrenwalduug angekauft
zu einem Schießübuugs- und Exerzierplatze für unsere Soldaten
(34/5 Morgen = 1 ha). Gleich den Kruppschen Schießplätzen bei
Meppen liegen auch diese großen Flächen, wegen der weitgehenden
neuen Geschosse, in einsamer, menschenleerer Gegend.
Das Lager besteht aus 25 Wellblechbaracken, in welchen gleich-
zeitig über 3000 Soldaten, nebst Unteroffizieren und Offizieren unter-
gebracht werden. Für die Pferde sind 15 Stallzelte errichtet, und
wenn keine Kavallerie im Lager ist, so werden auch diese Zelte mit
Mannschaften belegt. Die Stabsoffiziere wohnen in gemauerten Ba-
racken, und alle Offiziere essen gemeinschaftlich im Kasino, während
für die Soldaten sieben geräumige Küchen gebaut sind. Durch das
Lager, welches mit einer kleinen Stadt Ähnlichkeit hat, führen nach
allen Richtungen Straßen. Die Übungen daueru gewöhnlich von
Mitte Mai bis Anfang September, so daß sämtliche Regimenter des
10. Armeekorps den Sommer hindurch nacheinander ihre Übungen in
Munster abhalten können. Im Winter bleibt nur ein Arbeits-Kom-
mando von 120 Mann im Lager, welches mit Wegeanlagen und
allerlei Ausbesserungen beschäftigt wird. Nördlich von diesem Platze
zieht sich ein langgestreckter Höhenzug hiu, welcher die Wasserscheide
bildet zwischen Weser und Elbe, und wir folgen demselben in füdöst-
licher Richtung bis nach dem Lüßwald neben der Station Unterlüß
an der Hannover-Harburger Eisenbahn.
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr]]
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Extrahierte Personennamen: Hermann_Billung Otto Hermann Hermann_Bieling
43
sonders durch die frische Milch und gute Butter auch den Badegästen
zu gute kommt. Die Kühe werden gemeinschaftlich von einem Hirten
geweidet, die Pferde aber treibt man nach vollbrachter Arbeit mit
nicht zu eug gefesselten Vorderfüßen auf die Wiesen außerhalb des
Deiches, wo sie die Sommernächte unter freiem Himmel zubringen
und oft bis zum nächsten Mittage weiden.
An dem Weststrande der Insel, da wo das Borkumer Riff liegt,
kannst du zur Ebbezeit drei größere Wracks wie Leicheusteiue aus dem
Meere hervorragen sehen. Um die Schiffer zur Nachtzeit vor den
gefährlichen Riffen zu warnen, hat die Regierung auf Borkum zwei
Leuchttürme gebaut, welche zum Unterschiede von dem Leuchtfeuer der
beuachbarteu Inseln ihr Licht alle fünf Sekunden seitwärts strahlen
lassen. Zur Rettung Schiffbrüchiger liegen außerdem an den gefahr-
vollsten Punkten auf kleinen Wagen Rettungsboote in den Dünen
nahe dem Strande. Diese Boote haben in den letzten 30 Jahren
über 400 Schiffbrüchigen das Leben gerettet; aber trotz aller dieser
Vorsichtsmaßregeln verlangt das Meer hier doch alljährlich seine Opfer
an Menschenleben, und solchen Namen- und Heimatlosen ist in den
Dünen oft ein Massengrab bereitet worden. Der Kirchhof, ohne Um-
zäunung und Grabstein, auf welchem diese Toten nach stürmischer
Seesahrt ein ruhiges, stilles Plätzchen finden, wird „Drinkeldoden-
Kerkhos" genannt.
Borkum hat im Sommer einen Besuch von etwa 10000 Bade-
gästen. Nur zur Flutzeit, welche mit der Ebbe in 24 Stunden
50 Minuten zweimal wechselt, wird in den von der Badeverwaltung
vorgeschriebenen Stunden am Weststrande gebadet. Vor und nach
dem Bade machst du in der stärkenden Seeluft am Strande weite
Spazierwege oder ruhst gemächlich in den Strandkörben am Meere
aus. Deine Brust weitet sich, Essen und Trinken schmeckt dir gut, am
Abend schlässt du rasch und sanft ein, und das Meer selber singt dir
dein Schlummerlied mit seinem eintönigen Brausen.
Da die Insel an der Westseite am meisten vom Meere bedroht
ist, so hat die Regierung mit großen Kosten diese Seite besonders
geschützt durch eine hohe Kaimauer und durch sieben Buhnen, welche
aus großen Steinen etwa 100 Schritt ins Meer hinausgebaut und
mit starken Pfählen fest verrammelt sind. An den andern Seiten
bilden die mit Strandhafer und Brombeeren bewachsenen Dünen einen
genügenden Schutz. Die wilden Kaninchen, welchen die Dünen sichere
TM Hauptwörter (50): [T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer]]
TM Hauptwörter (100): [T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume]]
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59
Und um mich klang es so froh und hehr
Und über mir tagt es so helle.
Und unten brauste das ferne Wehr
Und der Weser blitzende Welle.
Wie liebender Sang aus geliebtem Mund
So flüstert es rings durch die Bäume,
Und aus des Thales offenem Grund
Begrüßten mich nickende Träume."
Hier oben auf dem Klüt fjalten auch wir Rast unter dem
schattigen Laubdache eiuer alten Eiche oder Buche, und nickende Träume
begrüßen auch uns.
Da wird es lebendig in den Klöstern, Burgen und Thälern des
Wesergebietes, und wir sehen die gelehrten Mönche in einsamer Zelle
in Kunst und Wissenschaft sich vertiefen und andere mit sorgenschwerem
Angesichte sich rüsten zu weiter Reise, um als Glaubensboten fremde
wilde Länder aufzusuchen, von wo es vielleicht keine Wiederkehr giebt.
Zu ihnen gehörte Ansgar, der Apostel des Nordens.
Aus dem Burgen erproben die Ritter im Turniere gegenseitig Kraft
und Gewandtheit, oder sie erjagen in den unwegsamen Wäldern Bären
und Wölfe; aber zur Zeit des Faustrechtes etwa im Jahre 1250
reiten sie leider auch als gemeine Wegelagerer hinunter von ihren Burgen,
um die vorüberreisenden Kaufleute zu überfallen und zu berauben.
Die Bewohner der Thäler, die tapferen Sachsen mit den langen,
blonden Haaren, bekleidet mit dem über Kopf und Schulter geworfenen
Bären- oder Ochsenfelle, kämpfen in heißem Glaubenskampfe mit den
Franken, welche 772 unter Karl dem Großen ihre Eresbnrg an der
Diemel zerstört und ihre Jrmenfäule, diesen riesenhaften Baum, welcher
nach ihrem Glauben das Weltall trug, umgestürzt hatten.
Und wir sehen die Stadt Hameln zu unseren Füßen im Jahre
1284 von Ratten und Mäusen heimgesucht. Ein wunderlich aus-
sehender Abenteurer aus fernen Landen, mit der Hahnenfeder auf
dem Hute und der Querpfeife in der Tasche, erscheint als Netter in
der Not. Hohen Lohn versprechen ihm die hart geplagten Bürger
für die in Aussicht gestellte Befreiung von jenen unheimlichen Gästen,
und siegesgewiß bläst er auf feiner Querpfeife seltsame Melodieeu.
Da, o Wunder, versammeln sich alle Ratten und Mäuse um ihn,
und er führt den ganzen Haufen in die Weser dein sicheren Tode
entgegen. Aber weil die Bürger wortbrüchig ihm seinen Lohn ver-
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
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Extrahierte Personennamen: Ansgar Apostel Karl_dem_Großen Karl
Erlte Reise:
In die Umgebung Hannovers.
Schon im zweiten und dritten Schuljahre haben wir unsere Heimats-
stadt Hannover mit ihren Wäldern und Feldern und mit ihren Wegen
und Stegen kennen gelernt; aber trotzdem überblicken wir im vierten
Schuljahre, ehe wir in die Ferne eilen, auf drei gemeinsamen Aus-
flügen noch einmal die uns lieb gewordene Hingebung, um uns das
Wissenswerte dauernd einzuprägen.
Erster Tag:
Die Nordseite Hannovers.
Es ist Mitte Mai. Wir gehen zum Steiuthore hinaus die Vahren-
walderstraße entlang und kommen in einer halben Stunde nach dem
Vororte Vahrenwald.
„Der Mai ist gekommen, die Bäume schlagen aus,
Da bleibe, wer Lust hat, mit Sorgen zu Haus!"
Wir sind in freudiger Stimmung; deun „wie schön ist heut' die
Welt, viel schöner als andere Tage!" Heute werden die Zügel bis
zu der erlaubten Grenze gelockert, und jeder Schüler giebt sich in der
ihm angeborenen Eigentümlichkeit; heute vergessen wir die dumpfe
Schulstube und atmen in vollen Zügen die reine Frühlingsluft ein.
Die meisten Tiere und Pflanzen begrüßen wir als alte Bekannte, und
die weite Welt liegt vor uns als ein großes Wohnhaus sür Menschen
und Tiere und als ein ausgedehnter Garten für die verschiedenartigsten
Pflanzen. Um dieses weite Wohnhaus in rechter Weise kennen lernen
zu können, beachten wir auf allen unseren Ausflügen die Boden-
Beschaffenheit, die Bestellung des Ackers und die Bodenerzeugnisse;
denn das eine folgt aus dem andern.
Durch Hannover zieht sich die Scheidelinie hin zwischen dem
fetten Lehmboden südlich und dem mageren Sandboden nördlich der
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
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der Einbildung des nächtlichen Wanderers Gestalt, und er sieht hier
Zwerge und dort Riesen ihr Wesen treiben, und das ist der Grund
dafür, daß es ebeu in den großartigsten und wildesten Thälern von
Sagen wimmelt. Fast jeder Felsen und jeder Schlund hat seine be-
sondere Geschichte.
Prinzessin Ilse. Hoch oben aus dem Jlsenstein stand einst-
mals das prächtige Schloß des Harzkönigs Jlsnng. Seine Tochter,
die Prinzessin Ilse, übertraf an Schönheit und Anmut alle Jung-
sraueu in weiter Runde. Unten im Thale aber, wo heute das Schloß
von Jlseuburg liegt, wohute eine böse Zauberin mit ihrer einzigen
Tochter, der garstigen Trnte. Als eines Tages ein junger Ritter,
der stattliche Rolf, aus Abenteuer ausging und durch die Harzwälder
streifte, bestürmte die rothaarige Trute ihre Mutter, die alte Zauberin,
ihr einen Liebestrank für Rolf zu brauen.
Rolf verliebte sich auch wirklich heftig in Trute, floh aber in
die Nähe von Jlfuugs Schloß, als die Hexeusäfte uach kurzer Zeit
ihre Kraft verloren.
Im frifchgrünen Tannenwalde traf er dann das wunderholde
Königskind Jlfe, und als er ihr in das liebliche, von goldenein Haar
umwallte Angesicht sah, da war es dieses Mal ohne Zauberkräfte uin
sein Herz geschehen. Nachdem er sich nun bald durch seinen edlen
Mannesmut die Gunst der reizenden Ilse erworben hatte, versprach
der König, ihn zu seinem Eidam anzunehmen.
Aber voller Wut veruahmeu Trute und ihre Mutter die Vor-
gänge, und die Alte beschloß, grausame Rache zu übeu. Sie machte
eiueu Vertrag mit dem bösen Beherrscher des Blocksberges, und dieser
sandte in der Walpurgisnacht eine mächtige Wasserflut von dem
Brocken hiuab ins Thal. Die wilden Gewässer unterwühlten den
Felsen, auf welchem Jlfungs Schloß stand, und die prächtige Burg
mit Zinnen und Türmen versank in die grauenhafte Tiese. Nur die
behende Ilse rettete sich auf die äußerste Felsspitze des Jlsensteines,
und noch heute, in nächtlicher Stille, wenn der Mond mit mattein
Scheine die Felsen im Thale beleuchtet, wandelt das einsame Königs-
kind durch die grünen Farrenkräuter und Gräser am User des rauschenden
Bergstromes, welcher ihren Namen trägt.
Sobald aber die Morgenröte anbricht, muß sie zurückkehren in
ihr versunkenes Schloß unter dein Jlsenstein, und iu alte zottige
Tannen, wie sie am Fuße oes Jlseusteins vielfach stehen, verwandelt
TM Hauptwörter (50): [T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
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Dichter; denn kein zweites Harzthal wirkt in seinen großartigen Fels-
gebilden so zauberisch auf uns ein, wie eben dieser Teil des Bode-
thales, und deshalb giebt es auch kein anderes Thal, welches so
sagenreich an die Vergangenheit anknüpft.
Auf der Treseburg lebte der wilde Jäger Hans Hackelberg; auf
dem Hexentanzplatze tanzen die Hexen in der Maiennacht; im Bode-
thale ist die Teufelsbrücke, und hier verfolgte der wilde Böhmenkönig
Bodo die fliehende Bruuhildis, die Tochter des Riesenfürsten; hier
treibt auch der Thalzwerg sein Wesen.
Der wilde Jäger. Wenn die Herbststürme durch das Gebirge
brausen, dann zieht in nächtlicher Stunde das Wodansheer über die
Harzberge. Grauenhaste, gespenstische Jägergestalten, von Nebel um-
wallt, jagen unter dem Gekläff der Meute mit lautem Jagdrufe in
wilder Hast über Berg und Thal dahin.
Voran reitet auf seinem riesigen Jagdrosse der gewaltige Wodan,
der mächtige Beherrscher des Himmels und der Erde. Vor ihm her
fliegen zwei Raben, ihm zur Seite schreiteu zwei Wölfe, und hinter
ihm folgt in bunter Reihe fein Volk. Einer der wildesten Jäger ist
Hans Hackelberg. Er lebte zu Ende des 16. Jahrhunderts aus der
Treseburg, an der schäumenden, brausenden Bode, und seine einzige
Lust war die Jagd; denn wild wie seine Umgebung war sein Gemüt.
Als er einst einen grimmen Eber erlegt hatte und als Sieger
stolz seinen Fuß auf den Nacken feiner Beute setzte, da raffte das
verendende Tier die letzte Kraft zusammen und fuhr mit seinen scharfen
Hauern in Hackelbergs Fuß, daß der wilde Jäger todwund zu Boden sank.
Da fluchte Hans Hackelberg laut und wollte nichts von Himmels-
frieden und Seligkeit wissen, sondern nur jagen können im grünen
Reviere bis zum „Jüngsten Tage".
Sein Wunsch ging schrecklich in Erfüllung; denn mit dem Wodans-
Heer muß er in stürmischen Nächten das Harzgebirge durchjagen ohne
Rast und Ruh bis in Ewigkeit.
Die Roßtrappe. In den Urzeiten wurde der Harz von Hünen
und Zwergen bewohnt. Auf einem Kriegesznge kam der wilde Böhmen-
könig Bodo hierher und verliebte sich leidenschaftlich in Bruuhildis,
die Tochter des Riesenfürsten. Aber Bruuhildis wollte uichts von
ihm wissen und entfloh aus ihrem schnellen Rosse, versolgt von dem
trotzigen Böhmenkönig. Plötzlich gähnt ein grausiger Abgrund vor
ihnen, und schnaubend bäumt Bruuhildis' Roß sich empor, während
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Extrahierte Personennamen: Hans_Hackelberg Bodo Hans_Hackelberg Bode Hans_Hackelberg Bodo