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1. Hilfsbuch zur Heimatskunde der Provinz Hannover - S. 41

1895 - Hannover [u.a.] : Hahn
41 Das Land Wursten hat seinen Namen davon erhalten, daß die Bewohner ihre Häuser aus künstliche Hügel, Wurten genannt, bauten. Eingedeicht ist das Laud erst später durch die Friesen, welche sich den alten Bewohnern zugesellten. Durch diesen Zuzug der Friesen erklären sich die vielen friesischen Vornamen, welche hier noch jetzt im Gebrauche sind: Eddo, Okko, Hayo, Alida, Antja, Gerritdina und andere. Die Kirchtürme, welche an den Küsten häufig mit hellfarbigen Streifen bemalt sind, dienen als Merkzeichen für die Schiffer. Ein alter Spruch im Lande Wursten lautet: „Gott bewahre Damm und Dieken, Siel und Bulwerk und derglieken, Dato uuse Land und Good Und en ehrlich Wurster Blood." Die Gehöfte liegen teils einzeln, teils in geschlossenen Dörfern. Wegen des starken Seewindes neigen die stets nur niedrigen Bäume sich nach der Südostseite, und nur nach dieser Seite hin wachsen ihre Äste. Das Klima ist Seeklima, die Lust nämlich feucht aber milde. Wie ist denn das Wesen der Küstenbewohner? Wo die Menschen, wie am Meere, häufig mit Gefahren zu kämpfen haben, da werden sie mutig und stark. Wenn sie auch uicht gleich ihr Ziel erreichen, wenn auch selbst ihr Fahrzeug zerschellt, so kämpfen sie doch immer wieder mit erneuter Kraft und mit neuer Überlegung gegen die Wellen des wilden Meeres an, und das macht sie erfinderisch in der Abwehr der Gefahr. Und was sie mit großer Mühe erworben haben, das ist ihnen doppelt lieb: stolz sind sie daher auf ihren Besitz. Die Osterstader Marsch hat ihren Namen von ihrer Lage am östlichen Gestade der Weser. Im nördlichen Teile sind die Wiesen vorherrschend, aber im Süden baut man vorzugsweise Rüben und Kohlarten, weil beides im Herbste am Bremer Wochenmarkte raschen Absatz findet.

2. Hilfsbuch zur Heimatskunde der Provinz Hannover - S. 14

1895 - Hannover [u.a.] : Hahn
14 deiner Aufregung nicht acht giebst auf den schmalen, wenig betretenen Fußpfad! Du gerätst gewiß mitten ins Moor hinein und findest in: günstigsten Falle vielleicht erst einen Ausweg, wenn der Morgen tagt. Fast von jedem Moore erzählen die Sagen, wie solche Irrlichter die nächtlichen Wanderer vom Wege abgelenkt und ihnen im trügerischen Moore ein kaltes, schauerliches Grab bereitet haben. Das Moor ist in niederdeutscher Mundart in folgendem Gedichte fehr zutreffend be- schrieben: „De Born x) bewegt sik op un dal, Als gingst dn längs en büken Bahl, Tat Water schülpert in'ne Graf, De Grasnarf bewert op un as; Dat geiht hendal, dat geiht tohöch, So lisen als en Kinnerweeg. Tat Moor is brnn, de Heid is brun, Dat Wnllgms schient so Witt as Dnn So week as Sied, so rein as Snee, Den Hatbar°) reckt dat bet an't Knee. Hier huppt de Pock in't Reed hentlang, Und singt uns Abends sin Gesank; De Foß de brut, de Wachtel röppt, De ganze Welt is still und slöppt. Du hörst bin Schritt ni, wenn du geihst, Du hörst de Rüschen, wenn du steihst, Dat lewt und wewt in't ganze Feld As wehr't bi Nacht eu anner Welt. Denn ward dat Moor so wiet un grot, Denn ward de Minsch so lütt do Mood: Wnll3) weet, wo laug he doer de Heid Noch frisch un krästi geiht." In manchen Gegenden, z. B. bei Gifhorn, Diepholz und in Ost- sriesland ist man aber mit Ersolg bemüht gewesen, das Moor dem Ackerbaue dienstbar zu machen, und man hat dadurch das trübe, düstere Bild desselben in ein sreuudliches umgewandelt und zwar auf dreifache Weise: 1. Man brennt die oberste trockene Torsschicht ab, um sofort in die abgekühlte Afche Buchweizen zu sähen, welcher dann in günstigen Jahren das dreißigste Korn liefert. 1) Boden. 2) Storch. 3) Wer.

3. Handbuch der Geschichte der Lande Hannover und Braunschweig - S. 186

1864 - Hannover : Hahn
186 Leben ut Mönchs- und Nonnenklösteril ivard, wie immer, bald ein solch anstößiges, daß davvn die gleichzeitigen Berichte nicht ge- nug Skandalöses berichten können. Die eigentliche Würde der Kirche sank natürlich in den Augen der Gemeinden van Tage zu Tage, aber ihre alte Oberherrlichkeit über alles Weltliche, welche nur ans jener Würde beruhen kann, wallte letztere nicht gern fallen lassen. Sie griff daher bei allen Collisionsfällen sofort zu ihren äußersten Gewaltmaßregeln, — Bann, Acht und Ausstoßung aus Gemeinschaft der Christenheit für Zeit und Ewigkeit. Fast alle größeren Städte imferer Lande und eine Menge Personen aller Stände haben zu verschiedenen Zeiten von dieser Politik leiden müssen. Der Weltliche fühlte nur 511 oft das Ungerechte eines solchen Urtheils, was eine Corporation, diese Stellung nur z» eigenem Vortheil und partheiisch benutzend, gleich ohne weiteres ansznsprechen bereit war. Weiter hatten sich auch bald alle höheren Stände in den Besitz aller einträglichen Beneficien in Stiftern und Klöstern, — in deren vielen nur der Adel überhaupt Aufnahme fand, gesetzt. Obwohlschon auf mehreren Coucilien hiegegen Befehle er- gangen waren, lind Gesetze sogar den Graduirten gradezu ein Drittel aller Benestcien zuerkannten, so ward dies praktisch wenig in Aus- führung gebracht, — die Unwissenheit, die weiter nichts wollte, als gut und bequem leben, blieb oben, und der Stand der Unter- richtcten konnte es zu nichts bringen. Wenn daher zu den vielen Klöstern in den welsischen Landen auch im Lause des 15. Jahrhunderts noch manche ähnliche Stif- tung kam, so geschah sie nicht immer aus dem alten kirchlichen Sinn früherer Jahrhunderte, jedenfalls vermehrte sie solchen kirchlichen Sinn im Volke nicht, sondern half biirci; Vermehrung der Aus- artung des Standes der Geistlichkeit überhaupt nur mit daran, das wachsende Mißfallen Aller an diesem Stande noch mehr zu steigern. Das eigentliche Predigt- und Seelsorgeamt war auch nach und nach immer mehr in die Hände der Bettelorden gerathen, ganz be- sonders durch das Privileg derselben, allenthalben Beichte zu hören undmessezu lesen. Während sie vielmehr, ganz anders wie die alten ehr- würdigen Benediktiner, nach unumschränkter Herrschaft über die Welt und Genuß ihrer Reichthümer strebteil, auch dazu das Volk durch Beförderung der Dummheit und Predigen der unbedingten Er- gebenheit sich znzurüsten strebten, mußte man bald ihr vorgeschnalltes 1

4. Handbuch der Geschichte der Lande Hannover und Braunschweig - S. 321

1864 - Hannover : Hahn
32 i lung eines Mitgliedes der kurfürstlichen Familie nach England gar nicht kommen durste! So befand sich die Snccesstons-Angelegenheit im Anfänge des Jahres 1714 in nicht eben günstiger Lage. Da starb, im Garten von Herrenhausen vom Schlage getroffen, am. 8. Juni die Kurfürstin Sophie. Alis ihren Sohn, den Kur- fürsten Georg Lndwig, gingen ihre Rechte über, und dieser that sogleich alles Nöthige, um auch in England seine direkte Aner- kennung als nächsten Erben dieses Königreichs sicher zu stellen. Sofort mußte Herr von Bothmer von Holland aus in außer- ordentlicher Mission die Trauerbotschaft überbringen. Seine wei- tere Jnstrllktioii giiig dahin, im Verein mit Herrn von Schütz, der jedoch bald nach Hannover zurückkehrte, in Loiidoii die Schritte vorzunehmen, welche sich als die den Umstäiideii nach nöthigsten erweisen würden. Man war gegen die Personen der hannoverschen Gesandten voller Rücksichten z aber nicht minder fanden sie bald bei Geschäften viel Kälte von Seiteii der Köiiigiii ilnd des Grafen von Boling- brokez allenthalben machte man ihiieii Schwierigkeiteii uiid Weit- läiistgkeiten. Die Königin Anna hatte sich zumsommeraiisenthalt im Monat Juli 1714 nach Kensington begeben. Ein Unwohlsein, das sie überfiel, nahm so schnell zu, daß die Aerzte bereits am 20. Juli wenig Hoffnung gaben. Am folgenden Tage schoii beschloß der geheime Rath, den Kurfürsten Georg Ludwig in Hannover zu er- suchen, sich zur Ueberkilnft nach England bereit zu halten. Am 12. August starb die Königüi. Da änderte sich schnell die ganze Scene. Alles drängte zil den hannoverischen Gesandten. Die sieben provisorischeii Regenten thaten ihre Schiildigkeitz allenthalben geschahen die Proklamationen des neuen Königs nnb nirgend fanden sie deii geringsteii Widerstand. Am 23. August schickte Georg Ludwig die Instruktionen für seine Reise. Die zu seiner Abholung bestimmten nnb mit der be- währtesten Maniischast besetzten Schiffe sollteii ihn in Helvoetstnis erwarten, von wo aus die Fahrt demnächst nach Greenwich ging. Diese Eskadre langte dann auch mit dem Könige und dessen Gefolge am 29. September in der Themse an. Auf deu 1. Okto- der war der feierliche Einziig desselben m London in den Palast St. James angesetzt. 21

5. Handbuch der Geschichte der Lande Hannover und Braunschweig - S. 402

1864 - Hannover : Hahn
402 schreiten, nachdem leider zuvor von Coblenz au§ jenes berüchtigte Manifest ausgegangen, das über Frankreich so heftige Schmähungen ausgoß und die Wuth der Republikaner nur zu sehr entfesselte, ein Manifest, das, wenn es auch die Billigung des preußischen und französischen Hofes gefunden, von Karl Wilhelm Ferdinand nur mit Widerwillen genehmigt ward, seinem Namen aber doch einen dunklen Fleck anhängte. Anfangs war der Feldzug ein glücklicher. Longwy und Ver- dun sielen in die Hand der Preußen. Doch schon kurz darauf erlitten diese nebst den Oesterreichern eine entschiedene Niederlage bei Valmy, wodurch sich Karl Wilhelm Ferdinand genöthigt sah, durch die Champagne den Rückzug anzutreten, ein Rückzug, der mehr als kläglich zu nennen ist. Der folgende Feldzug war nicht minder ein unglücklicher, so daß Karl Wilhelm Ferdinand nach Beendigung desselben miß- mnthig sofort den Oberbefehl niederlegte und sich nach Braun- schweig zurückzog, wo ihn seine Unterthanen mit Zeichen der alten Treue und Liebe freudig empfingen. Doch waren die Jahre, die er jetzt hier verlebte, keine glücklichen mehr. Die Schwäche des Alters sing auch allmählich an bei ihm bemerkbar zu werden. Tief ge- beugt ward er in dieser Zeit durch den 1801 erfolgenden Tod seiner Mutter. Dazu kam noch der Gram über seinen in dem französischen Feldzuge verlorenen Kriegsruhm, den er sich im siebenjährigen und im holländischen Kriege durch seine Umsicht und Tapferkeit erkämpft hatte. Dabei war er ein Regent, der sich in einer Zeit, wie die da- malige, in der alle Throne Europa's zu wanken begannen, und die Epistenz der Herrscher mehr als gefährdet schien, nimmer glück- lich fühlen konnte. So brach das Jahr 1806 an und mit ihm eine Zeit, die für den greisen Fürsten nur zu verhängnißvoll werden sollte. Durch den baseler Frieden 1795 und die Demarcationslinie hatte sich Preußen bekanntlich schon lange von der Politik des übrigen Deutschlands getrennt, und Frankreich schritt ungehindert in seinem Vordringen gegen unser Vaterland weiter. Während Na- poleon die ohnehin seit zehn Jahren schwankende und principlose Politik Preußens ganz und gar von der derjenigen Staaten ge- trennt hatte, die dessen natürliche Verbündete gewesen wären, war er, nachdem er 1805 Oesterreich nach der Schlacht von Auster- litz vollständig bezwungen, endlich im Jahre 1806 so weit gekom-

6. Handbuch der Geschichte der Lande Hannover und Braunschweig - S. 55

1864 - Hannover : Hahn
Od fehlte, zu förmlichen zusammenhängenden und geschlossenen Terri- torien z die unbedeutende gutsherrliche Gerichtsbarkeit und Ober- hoheit erweiterte sich durch die mit dem domanio verbundenen Grafen- und anderen Aemtern zìi einer förmlicheii Negierinig über Unterthaiien erst in des Kaisers, bald im eignen Namen; und so bildete sich lim jede Kirche, besonders natürlich um die Bisthümer innerhalb der geistlichen Discese, ein weltliches Gebiet, was der Bischof gleich jedem andern weltlichen Fürsten besaß und regierte. Es gehörteii natürlich Jahrhiiiiderte dazii, solche Verhältnisse bei den Kirchen bis zur letzten Vollendung auszubilden; aber in Niedersachsen ist in keinem Zeitabschnitt dafür so viel geschehen, als in den letzten Jahren der sächsischen Kaiserdynastie, — dieselbe Zeit, wo die weltlichen Dynasteiì den Grund zu ihrcu Territorien legten. Der letzte Kaiser, Heinrich Ii. ( 1002—24), ohne männliche Nachkommenschaft lind mit der Gewißheit, daß seine Krone einer ganz andern und fremden Familie ziifallen würde, dazu ein großer Begünstiger der Geistlichkeit und von ihr haciptsächlich gewählt, ließ diese ohne Nelle Erwerblingen in den Gütern des Reichs macheil, uild bestätigte Alles ohne Weiteres. Zeit lind Umstände weckeil die Energie nnb die Thatkraft der Meilschen; das von Eurem gegebene Beispiel treibt wieder Aildere zu gleicheil Eutschlüsseil nnb Thaten. Zu keiner Zeit hat Nieder- sachsen in sein eil Bisthümern so viel große Kirchensürsten gesehen, als am Schlliß des 10. nnb im Laus des 11. Jahrhunderts, die es volleilden koiliiten,sich aiißer als Hirten der geistlicheil Heerde, lloch als weltliche Fürsten Deiitschlands hinzustellen, und zwar auf dem Wege der Politik, der eben angegeben ist. Es sei beispiels- weise erinnert an Meinwerk (1009—36) und Jniad (1051—76) v. Paderborn; Bernward (993—1022) und Godehard (1022—38) v. Hildeshelm; Anno v. Collii (1056—75), Suitger v. Münster (993—1011); Detmar (1003—23) und Benno I. und Ii. (1052— 88) v. Osnabrück; Uuwanus (1013—29) und Adalbert (1045— 72) von Bremen u. A. m. Weiln wir nun alsbald die ganze katholische Kirche in Deutsch- land im Principe, lind die Bischöfe persönlich mit wenigen Aus- nahmen, in einer genauen politischeil Verbindung mit den welt- lichen Großen einen Kamps auf Leben und Tod mit dem Kaiser daselbst durchfechten sehen: so kann uns weder dieser noch eine solche Gliederuilg der Partheien wundern. In diesem Kampfe der

7. Handbuch der Geschichte der Lande Hannover und Braunschweig - S. 78

1864 - Hannover : Hahn
78 selbst diese Würde behauptet. Heinrich warschon der mächtigste Fürst m Norddeutschland und trat in dem großen Kampfe der Fürsten gegen das Kaiscrthum natürlich sofort in die Stellung, die durch seine ererbte Hallsmacht bedingt und eingeleitet war. Je mehr später die welsische Familie von dem Gute derjenigen Dynasten ererbte, welche in Opposition gegen das Kaiserthum grade diese Güter zil vom Reiche möglichst unabhängigen erblichen Familien- Territonen zil machen gestrebt hatten, desto sicherer ward auch die welfische Familienpolitik jene Politik ihrer Erblasser. Zwar schien sie sich unter Heinrich dem Stolzcil, denl Schwiegersohn und Erben eines Kaisers, einmal ändern zil wollen; allein das scheinbare Er- greifen der Parthei des Kaisers war bei ihm nur auf eine kurze Fa- milienverbindung begründet; so wie diese aufhörte, trat liatürlich wieder ein, was in der Nothweildigkcit der Situation lag, und Heinrich der Löwe ward wieder der Vorkämpfer der weltlichen Fürsten gegen ein unumschränktes Kaisertbnm, bei näherer Verbin- dung mit dem Pabste gegen dasselbe. Mail hat so oft über die Motive der Handlungsweise Heinrich des Löwen gegen seinen Kaiser Frage erhobeil nnb die verschiedensten Erklärungen versucht. War er der Erbe aller Fürsten und Territorien in Sachseil, welche einen 50jährigen principiellen Kampf gegen das Kaiserthum 511 sieg- reichem Ende geführt hatten, — war es wohl anders möglich, als daß er zugleich der Erbe jener Principe sein mllßte? Deiln Erbe nnb Gut, eigene Macht, — Alles beruhte wieder auch bei ihm auf weiterer Allfrechthaltung jenes Princips, das jene Fürsten in ihrem 50jährigen Kampfe gegen das Kaiserthilln vertreten hatten. Die Einzelilheiten innerhalb solcher allgemeinen Umrisse werden das Obige noch näher erläutern. War nun freilich Heinrich der Schwarze nach 1106 durch sein Erbe der niächtigste Fürst in Niedersachsen und somit von selbst auch Vorsteher der großen Verbindung der anderen weltlichen Dynasten, die mit ihm gegen das Kaiserthnm gleiche Interessen verfolgten: so war aber seine Stellung im Vergleich 511 diesem doch noch eine andere durch seine in Süddeutschland belegenen wel- fischen Stammgüter. In Gegenden belegeil, wo die Macht der Kaiser noch ungebrocheiler war, verlangten sie vorsichtigeres Beileh- men ihres Eigenthümers, was zur endlichen Ausgleichung mit dem Kaiser auch mehr wie irgend ein ailderes Motiv geführt hat. Von demselben Augenblick an, wo das Haupt der Parthei der stichst-

8. Handbuch der Geschichte der Lande Hannover und Braunschweig - S. 153

1864 - Hannover : Hahn
153 Damit ist zugleich der Beweis geführt, warum die Stellung und Negierung eines welfischen Fürsten um 1200 viel unabhängiger war, als die eines während des 15. Jahrhunderts. Ein gut zu- samniengehaltener Grundbesitz gab mi ersten Falle den Fürsten die Mittel zu einer größer« Hofhaltung, einer größer« Zahl von Dienst- und Meierleuten und Vasallenz damit eine größere Kriegs- macht und Willkürlichkeit, diese zu gebrauchen, — mit einem Wort, die Mittel zu einer mehr unbeschränkten Regierung. Anders ward es, als 2 und 3 Jahrhunderte seitdem jenen Grundbesitz, jene Grundlage dieser Regierungsform durch ewige Verluste untergru- den. Bei allem, was der Fürst früher aus eigenem Willen thun konnte, war er Anderen, zunächst seinen Unterthanen, in die Hände gegeben. Er mußte sie angehen um Beiträge zu Hofhaltungen, ;n allen Unternehmungen, welcher Art sie auch waren. Die Macht, dazu zu zwingen, ging a priori dem Fürsten abz man handelte, stellte dagegen Wiedervergeltungen contractlich fest, und jeder dieser unzähligen Contracte bildete ein verändertes Verhältniß des Regen- ten zu seinen Unterthanen gegen frühere Zeiten, und aus der Summe dieser Coutracte bildete sich endlich die Grundlage der durch Landsiände beschränkten Monarchie, wie sie sich seitdem in ver- schiedenartigster Ausbildung erhalten. Denn weder der allein aus großem Familieubesitz der Welfen entstandene Staat, noch dessen monarchische Form überhaupt sind irgendwie Ergebnisse eines philo- sophischen eontraet social; wohl aber ist die spccielle Form dieser Monarchie und deren Fortbildung Ergebniß von unzähligen wirk- lichen und praktischen Contracten zwischen Fürst und Unterthanen, in denen beide Theile niemals philosophisch über Staatsformen abschlossen, sondern wo beide Theile als Partheien nie verfehlt haben, glückliche Stellungen zu eigenem Vortheil geltend zu machen; so gewann denn auch jedesmal bald der eine, dann der andere Theil, und doch kam, wiewohl beide nur Theile Eines Staates waren, diesem im Ganzen nicht immer etwas vom Gewinn zu Gute. Wandten sich also in Zeiten der Noth, wo der Credit und die Mittel 511 Anleihen und Verpfändungen erschöpft waren, die Fürsten an ihre Unterthanen, so konnte dies, wie eben bemerkt ist, nicht geschehen mit Ausschreiben von neuen Steuern und Auf- lagen. Etwas derartiges konnte nur den eigenen Meierleuten aus den allodialen Domainen zugemuthet werden, weil hier erhöhete Auslage uur als Erhöhung der allgemeinen, aus Unfreiheit ent-

9. Handbuch der Geschichte der Lande Hannover und Braunschweig - S. 238

1864 - Hannover : Hahn
238 Es blieb demnächst Wolfenbüttel in einer eigentümlichen Composition, wie sie noch nicht in irgend einer früheren Theilung gewesen war, — und zwar, wie schon beiläufig erwähnt ist, — fast schon ganz in der des heutigen Herzogthums Braunschweig. Es blieb ferner Georg und sein Stamm in Calenberg, der zunächst die Gebiete der ansgestorbenen Linien mit dem seinigen vereinigte, bis dann endlich nach einem zweihundertjährigen Gange durch die wechselvollsten Ereignisse auf diese Grundlage unser heu- tiges Vaterland, das Königreich Hannover, sich aufbaute. Ist daher für dieses, wie der erste Blick in das Buch der Ge- schichte zeigt, Calenberg seit 1635 der wahre Mittel- und Aus- gangspunkt; sind es nicht minder dazu die persönlichen Verhältnisse, Thaten und Schicksale des Herrschers, die dem zur Zeit von ihm heherrschten Calenberg jene wichtige politische Stellung und Be- stimmung geben konnten, so muß die erste Anforderung an ein deutliches Gemälde eines solchen Entwicklungsganges sein, daß es den wahren Mittelpunkt, um den sich von nun an alles reiht, auch als solchen festhalte und darstelle, und nicht mehr, wie früher, alles als getrennte Theile, die oft genug nichts von einander wissen wollten, dem Leser vorführe. Nicht minder aber ist es auch für unsere späteren Generationen Pflicht der Dankbarkeit, sich des Für- sten und seiner Thaten wohl zu erinnern, der ganz besonders die allernächste Ursache war, daß wir zu dem werden konnten, was wir heutiges Tages wirklich geworden sind. Herzog Georg, sechster Sohn des Herzogs Wilhelm des Jün- gern von Lüneburg, war zu Celle den 17. Februar 1582 geboren. Bereits in seinem neunten Jahre 1591 war er auf die Universität Jena geschickt, wo er bis 1596 blieb; dann brachte er seine Zeit aus Reisen zu, während zu Hause seine älteren, schon volljährigen Brüder mittlerweile die Regierung durch Uebertragung derselben auf den Aeltesten, Ernst, geordnet hatten. Im Jahre 1604 erklärte sich Georg für einen bestimmten Be- ruf; es war dies, wie fast bei allen Fürstensöhnen, die nicht zur Regierung oder für eine Versorgung durch die Kirche bestimmt waren, die kriegerische Laufbahn. Als Schule suchte er hiezu die Niederlande auf, wo in den letzten Bewegungen des dortigen Be- freiungskrieges sich Prinz Moritz von Nassau und Ambrosio Spi- nola gegenüber standen. Er lernte hier als Freiwilliger, wo er

10. Handbuch der Geschichte der Lande Hannover und Braunschweig - S. 187

1864 - Hannover : Hahn
187 Aeußere, Einfachheit und Armnth der früheren Jahrhunderte der Christenheit, für reine Heuchelei und Mittel für Erlangung sehr- weltlicher Zwecke erkennen. Diese Orden waren es auch, an die sich so manche traurige und schreckliche Erscheinung des Mittel- alters ganz besonders knüpft — Armuth und Aberglaube im Volk; die schändliche Geldspecnlation des Ablaßwesens, und das Kausen und Verkaufen zeitlicher und ewiger Glückseligkeit nach vorgeschrie- bener Taxe; die Processionen mit ihren Exceffen, namentlich bei Ereignissen wie Krankheiteil und Seuchen; die Flagellantenzüge; grausame Verfolgungen von Juden, Heren und Zauberern und dergleicheil mehr. Das Sinken des kirchlichen Lebens mußte aber um so mehr- anstößig werden, als es gerade in einer Zeit besonders Statt hatte, wo die Morgenröthe einer neuen Bildung ailbrach, wo in Deutsch- land besonders voll der Gründung der Universität Prag, 1348, bis zu der vonfrankfurt an der Oder, 1506, solcher Stiftungen eine große Anzahl erfolgte. Wichtiger lloch war, daß bei entstehender Selbst- ständigkeit und wachsendem Wohlstände der Städte auch diese ihre eignen Schulen stifteteil, und die Jugend nicht mehr in die bis- herigeil Mönchsschnlen schickten, wo ilur alte scholastische Lehrsätze, aber liichts vorgetragen wurde, was die wahre Bildung im Min- desten hätte förderil können. So hatteil im 14. Jahrhundert schon Braunschweig,*) Lüneblirg. Göttingen, Hannover lind andere Städte ihre Schlileii. Als daher alleiithalbeil Stimmen gegen den bisherigen Geist der Kirche sich erhoben, und seit Huß ernstliche Versiiche ihn zu hebeil geschehen, arbeitete die katholische Kirche selbst an einer voll ihr llöthig erkailnten Reformation ihrer Jilstitlltioneli. Aber Alles, was geschah, zeigte niir um so deutlicher, daß sie zu kraiik sei, um ihre Gebrecheil ails sich selbst niid mit eignen Kräfteil zu heilen, lind lim sich noch einmal von Innen herails zll verjüngen. Es niiißte ein Anstoß von Außen kommen. In den welfischm Landen war der Gaiig der Ereignisse bis dahin folgender: Herzog Heinrich von Lüileburg, der mit zwei gelehrten Be- amten seiner Hauptstadt selbst ans dem Concil zu Costnitz anwesend war, dachte wohl mailches, was er dort in Beziehung ails Kirch en- resormation gehört und gesehen hatte, zu Hans auöznführen; alleili ') Geschichte der Gelchrtenschulcu zu Braunschweig v. H. Dürre.
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