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1. Geschichte der Neuzeit von 1648 bis zur Gegenwart - S. 55

1911 - Breslau : Hirt
Nodin, Hildebrand, Lederer. Meunier, klinger, Stuck. 55 102. Max Klinger, Athlet. (Phot. (E. A. Seemann.) 103. Fr. Stuck, Athlet. Statuette. (Phot Hanfstaengl.) 3n der Plastik des modernen Frankreich und des verwandten Belgien stellen Rodin und Meunier gewissermaen zwei Pole dar. Constantin Meunier entdeckte, nachdem Millet den Landarbeiter in die Malerei eingefhrt hatte, seinerseits im belgischen Kohlengebiet zuerst den Bergarbeiter fr die Plastik und gab dann auch andere Menschen der schweren krperlichen Arbeit samt all den Spuren, die sie ihnen leiblich und geistig auf-prgt, mit packendem Realismus wieder. Seine Statuette Der Mher" (101) ist in der Er-fassung des fruchtbaren Moments" und in der Fhrung der Umrisse nur mit Myrons Diskobol (Iv 57) vergleichbar. Auguste Rodin verbindet mit der Kraft psychologischer Auffassung die Kunst, den ganzen Leib des Menschen bis in die Finger- und Fuspitzen, ja bis in die Oberflche der Haut hinein seine Seele aussprechen zu lassen (98). (Es ist, als ob dieser komme des premiers temps", bisher im Traumleben befangen, eben er-wachte und sich auf die ungeheure Lebensaufgabe besnne, die der ersten Menschheit aus-erlegt ist. So wird er zum Sinnbild dieses Zeitalters selbst. Unter den Deutschen nimmt Adolf Hildebrand das Problem wieder auf, an dem einst die griechische Kunst groß wurde (99). (Er verzichtet bewut auf jedes Motiv, um zunchst nur die einfache, ruhige Erscheinungsform des Typus Mensch zu geben, und zwar die, welche die besondere stoffliche und statische Natur des Marmors erfordert. Er stellt ihn einmal in seiner ganzen Schwere auf den Erdboden, zweitens holt er ihn wieder, mit eigner Hand den Meiel fhrend, aus dem Block heraus: nur so, im Marmor selbst empfunden, erhlt die Oberflche die weiche, durchsichtige Modellierung. Realistischer wirkt Hugo Lederers Fechter (100), der vor der Mensur seine Klinge prft, meisterhaft auch durch die kraftvolle Silhouette. Den mnnlichen Krper in hchster Kraftanspannung zeigt Franz Stucks, des Rieberbayern, Athlet (103), der eine schwere Kugel stemmt. (Ein Universalgenie ersten Ranges, Radierer, Maler und Bildhauer zugleich, ist der Leipziger Max Klinger (102). Fr den athletischen Krper in der Ruhe fanb er ein ebenso natrliches wie knstlerisch wirksames Motiv: sein Athlet legt die Hnde inemandergefaltet auf den Hinterkopf und entlastet so die noch heftig arbeitenben inneren Organe.

2. Geschichte der Neuzeit von 1648 bis zur Gegenwart - S. 20

1911 - Breslau : Hirt
20 Vi. Hollndische Schule. 33. Rembrandt, Selbstbildnis. 34. Rembrandt, Bildnis d. Saskia. (Phot. Hanfstaengl.) 35. Rembrandt, Seine Mutter. (Phot. Hanfstaengl.) 36. Rembrandt, Mann im Goldhelm. (Phot Hanfstaengl.) Das lt uns schon der bittere Ausdruck seines Altersbildes (33) ahnen. Aber ein grub-lerischer Zug stand schon auf seinem Antlitz, als er, noch auf der Hhe des Glckes, in seinem Hause im Amsterdamer Iudenoiertel die anmutige Saskia van Uilenburg die Seine nannte; das zeigt die Radierung vom Jahre 1639 (39). Frh hatte er die Welt mit diesen forschenden Augen angesehen, hatte an sich selbst, an seinen Familienangehrigen das die Krper um-gebende, modellierende Spiel von Licht und Schatten, die Lichtreflexe auf Stoffen und Metallen, den Ausdruck des innersten Seelenlebens auf der Oberflche des Menschenantlitzes mit dem Pinsel oder der Radiernadel festzuhalten gesucht. Von besonderer Meisterschaft zeugt beim Bildnis der lchelnden Saskia (34) die durchsichtige Aufhellung der vom Hut beschatteten Stirn.

3. Kurze Geschichte von Hessen - S. 41

1881 - Gießen : Roth
— 41 — „weißen Berg" Ernst von Mansfeld und Christian von Braunschweig für Friedrich, den „Winterkönig" eintraten und den Krieg auf eigene Faust fortsetzten. Ernst von Mansfeld überfiel auf seinen Zügen auch Hessen, berannte die festen Schlösser, plünderte die Dörfer und brannte sie nieder. Er zerstörte die Ernten und schonte selbst nicht der evangelischen Gotteshäuser. Auch Darmstadt wurde von Mansfeld eingenommen und geplündert, der Landgraf jedoch, mit seinem Sohne Johaunes auf der Flucht vom Herrngarten nach Büttelborn gefangen genommen. Erst der Sieg Tilly's bei Höchst (1622) verschaffte denselben die Freiheit. Was die Schaaren Mansfelds übrig gelassen, das zerstörten nun die nachfolgenden kaiserlichen Heere, deren geworbene Söldner einen Unterschied zwischen Freund und Feind nicht machten. e) Bezüglich der Flucht des Landgrafen hat sich eine Sage gebildet, die Folgendes erzählt: Auf der Flucht kamen dem Landgrafen und seinem Sohne die Verfolger immer näher. Ihre Kräfte waren erschöpft. In höchster Noth suchten sie in einer Köhlerhütte Schutz, der ihnen auch, als man den Landgrafen erkannte, bereitwilligst gewährt wurde. Rasch wurden beide in unscheinbare Kleider gehüllt und die fürstlichen verborgen. Kaum war dies geschehen, als schon die Verfolger die Hütte betraten. Obgleich man dein Landgrasen und seinem Sohn Gesicht und Hände geschwärzt hatte, so erregte doch ihre Haltung Verdacht. Man fragte den Köhler und seine Frau, wer die Beiden wären, doch sie gaben ausweichende Antworten. Als man aber begann dieselben durch Mißhandlungen zum Geständnis zu bringen, da trat der Landgraf vor und sprach: „Laßt diese, ich bin der Landgraf, den ihr suchet!" Der Mansselder führte hierauf den Landgrafen und sein Kind auf seinen Streifzügen als Gefangene mit herum und ließ sie scharf bewachen. Einst, indem der Landgraf mit betrübtem Herzeu seiner fernen Lieben gedachte, hörte er ein leises Klopfen an dem Fenster seines Gefängnisses. Als er öffnete, bemerkte er den Köhler, welcher ihm mittheilte, daß seine Wächter schliefen und alles zur Flucht bereit sei. Das schlafende Kind wurde rasch geweckt und ohne Anstand gelangten sie in den nahen Wald, wo 2 Pferde ihrer harrten. Aber kaum hatten sie dieselben bestiegen, als die Flucht bemerkt wurde. Schon hörten sie den Hufschlag der sie verfolgenden Rosse. Das Pferd des Landgrafen, der sein Kind vor sich genommen hatte, fing an von der doppelten Last zu ermatten, der Zwischenraum zwischen ihm und seinen Verfolgern wurde immer kleiner, da, in einer Schlucht, sprang der wackere Köhler vom Pferde und erwartete die heran-stürmenden Feinte. Es gelang ihm dieselben einige Zeit aufzuhalten, doch mußte er schließlich der liebermacht erliegen und wurde ein Opfer seiner Treue. Der Landgraf aber, der dadurch einen Vorsprung gewann, kam glücklich in Sicherheit. f) Landgraf Ludwig Iv. war 1604 in Marburg ohne Erben gestorben. In feinem Testament hatte er seine beiden Vettern, Moritz, den Gelehrten, von Kassel und Ludwig V. von Darmstadt, zu seinen Erben eingesetzt, dabei jedoch bestimmt: „wer in seinen

4. Kurze Geschichte von Hessen - S. 7

1881 - Gießen : Roth
Erster Abschnitt. Die frühesten Bewohner des Landes. a) Die Vorfahren der Hessen, die Chatten, waren ein hochdeutscher Völkerstamm, welcher zu den Sueven gerechnet wird. Wie die übrigen deutschen Stämme, sind auch sie vor undenklichen Zeiten aus Asien eingewandert. Während aber fast alle Stämme zur Zeit der Völkerwanderung ihre Wohnsitze wechselten, blieben die Chatten fast unverrückt an der Stelle, welche sie sich einmal als Wohnsitz erkoren hatten. Die erste sichere Kunde über dieselben verdanken wir dem römischen Schriftsteller Tacitus, der am Ende des ersten und zu Anfang des zweiten Jahrhunderts christlicher Zeitrechnung lebte. Nach seiner Angabe bewohnten sie den „hercynischen Wald" innerhalb der Stromgebiete der Fulda und der Schwalm, der Eder und Lahn, bis zum Rhein und Main. Der Mittelpunkt und Kern ihres Landes lag da, wo die Eder in die Fulda mündet. Das Volk hatte ausdauernde Leiber, neroigten Gliederbau, trotzige Gesichter, große Lebhaftigkeit des Geistes, natürlichen Verstand und Gewandtheit. Man rühmt ihre Treue und Tapferkeit, ihren Gehorsam gegen Obere und daß sie als kriegerisches Volk die Feldherrn höher geachtet hätten, als das Kriegsheer. Dieses bestand größtenteils aus Fußvolk. Es war allgemein Sitte, daß heranwachsende Jünglinge Haupthaar und Bart so lange wild wachsen ließen, bis sie den ersten Feind erlegt hatten; erst daun schoren sie das Haar, um es ihren Göttern darzubringen. Die Tapfersten legten zuweilen einen eisernen Armring an, gleichsam als schmachvolle Fessel, von der sie sich nur durch Erlegung eines Feindes befreien konnten. b) Die Chatten waren stammverwandt mit ihren Nachbarn, den Cheruskern und kämpften als deren Verbündete in der großen Befreiungsschlacht am Teutoburger Walde gegen die Römer. (9 n. Chr.) Dafür mußten sie 7 Jahre später deren Rache empfinden. Während ein Unterfeldherr die Cherusker hinderte, ihren

5. Himmels- und Erdkunde - S. 12

1902 - Cassel : Baier
— 12 — 2. Das südliche Eismeer liegt am Südpol. Unter dem süd- lichen Polarkreis geht es in den großen oder stillen, den atlantischen und den indischen Ozean über. In demselben liegt das noch wenig erforschte Südpolarland. Das südliche Eismeer hat noch größere Eismassen als das nördliche. Walfische sind dort noch zahlreicher vorhanden als im nördlichen Eismeer. 3.^ Der große oder stille Ozean bespült die Westküste von Amerika und die Ostküste von Asien und Australien und steht mit den beiden Eismeeren und mit dem indischen Ozean in Ver- bindnng. Die zahlreichen Inseln in demselben sind zum Teil durch Korallen entstanden. Diese kleinen, gallertartigen Tiere setzen eine kalkartige Masse ab und wachsen eins aus dem andern hervor, wie die Zweige an einem Baume. Sie bauen von dem Grunde des Meeres bis zur Oberfläche desselben auf. Sand, Schlamm und Erde setzen sich dann an, Wind und Wasserfluten führen den entstandenen Inseln Samenkörner zu, und so entsteht auch bald Pflanzenwuchs. 4. Der indische Ozean bespült die Ostküste von Afrika, die Südküste von Asien und die West- und Südküste von Australien, ist vom großen Ozean dnrch Inseln geschieden und häugt im Süden mit dem südlichen Eismeer und im Westen (südlich von Afrika) mit dem atlantischen Ozean zusammen. 5. Der atlantische Ozean bespült die Ostküste Amerikas, die W e st - und S ü d k ü st e Europas, einen Teil Asiens, die Nord- und Westküste Afrikas und hängt im Norden und Süden mit den Eismeeren und im Osten (südlich von Afrika) mit dem indischen Ozean zusammen. Eine Haupt - Meeresströmung in demselben ist der Golfstrom an der Ostküste von Amerika. Er hat seinen Ursprung im Golf von Mexiko und bringt den Bewohnern von Grönland das Treibholz, das die Ströme aus deu Urwäldern in das Meer führen. Heringe, Sardellen und andere Seesische werden an den nördlich gelegenen Küsten zu bestimmten Zeiten in Menge gefangen. Ix. Tie Bewohner der Erde. Vorbemerkung: Über die Pflanzen- und Tierwelt ist bereits oben bei der Betrachtung der Zonen das Nötige erwähnt worden. Die Mineralien sind weder von den Zonen, noch von dem Älima abhängig. Zum Beherrscher der Erde hat der Schöpfer den Menschen ein- gesetzt. Der Mensch hat seinen Wohnsitz unter allen Himmelsstrichen der Erde aufgeschlagen. Die Zahl der ans der Erde lebenden Menschen wird auf 1 550 Millionen geschätzt. Nach ihrer Hautfarbe und Schädelbildung unterscheidet man 5 Hanpt-Rassen. 1. Die kaukasische oder weiße Rasse, wohnhaft in Europa, Westasien und Nordafrika, hat eine fleischfarbige, auch bräunliche Haut, langes, dichtes, weiches, zuweilen gelocktes Haar von verschiedener Farbe, starken Bart, ovales Gesicht, ovalen Schädel und einen eben- mäßigen, oft hohen Wuchs (700 Millionen).

6. Himmels- und Erdkunde - S. 13

1902 - Cassel : Baier
— 13 — / 2. Die mongolische ober gelbe Rasse in Mittel- und Ostasien hat eine weizengelbe oder schmutzigbraune Hautfarbe, dünnes, struppiges, schwarzes Haar und Bart, schräg stehende, eng geschlitzte, kleine Augen, plattes Gesicht mit breiter Nase und hervorragenden Backenknochen, würfelartigen Schädel, niedrige, platte Stirn und einen gedrungenen, knochigen Körperbau von niedrigem Wuchs (605 Millionen). 3. Die malaiische Rasse in Australien, aus den Inseln Süd- asiens und auf Madagaskar hat braune, dunkle Hautfarbe, dichtes, weiches, gelocktes, oder schlichtes Haar von schwarzer Farbe, breite Nase, großen Mund, einen hohen gewölbten, an den Seiten eingedrückten Schädel und einen wohlgeformten, meist kleinen Körperbau (88 Mill.). 4. Die amerikanische Rasse ist kupferfarbig, hat schlichtes, straffes, glänzend schwarzes Haar, schwachen Bart, breites, an den Schläfen eingedrücktes Gesicht mit hervorragenden Backenknochen und scharf gezeichneter Nase und einen schönen Wuchs (15 Millionen). 5. Die äthiopische oder Neger-Rasse in Mittel- und Süd- asrika hat schwarze Hautfarbe, meist wolliges, schwarzes, hartes, kurzes Haar und Bart, aufgestülpte Nase, dicke Lippen und Augenlider, flachen Hinterkopf und vorliegende Kiefer. Der Körperbau ist verschieden (160 Millionen). Die Mischlinge von Kaukasiern und Negern heißen Mulatten und von Kaukasiern und Amerikanern Mestizen. Etwa 800 Millionen Menschen sind Heiden, 530 Millionen Christen, 210 Mill. Muhamedaner und 10 Mill. Israeliten. X. Die Erdteile. Europa. 1. Lage und Gestalt. Europa liegt auf der nördlichen Hälfte der östlichen Halb- kug el und erscheint als eine große, westliche Halbinsel Asiens. Von Südwest nach Nordost ist der Erdteil am weitesten ausgedehnt und nimmt auch in dieser Richtung an Breite zu. Der nördlichste Punkt ist das N ordkap, der südlichste das Kap Tarifs an der Straße von Gibraltar und der westlichste Punkk"mz"kap oa Roca. Europa dehnt sich durch 35 Breiten- und 70 Längengrade auv. 2. Grenzen. Unser Erdteil grenzt im Norden an das nördliche Eismeer. im Westen an den offenen atlantischen 'ü'ztan, iw'~S'it(5tri an das mittelländische, schwarze und asowsche Meer und wird im Ostentmrch den Kaukasus, das k a s p i fch e Meer, den Uralfluß und das Uralgebirge von Asien geschieden. Die Landgrenze ist 360 Meilen lang. 3

7. Hessische Geschichte - S. 75

1897 - Gießen : Ricker
— 75 — dem engen Eingänge befanden sich drei dunkele Löcher, Pein- oder Marterkammern genannt, welche zur Aufnahme der Gefangenen oder zum Foltern der Unglücklichen dienten. Als man zu Anfang unseres Jahrhunderts den Schutt in dem Turme wegräumen wollte, fand man eine Menge Schädel und verkohlter Menschenknochen. Von 1650—1653 war in Lindheim ein fürchterlicher Hexenprozeß, in welchen der ganze Ort verwickelt wurde. 1661 entstand ein neuer, noch grauenhafterer Prozeß. Damals stand die freie Reichsburg Lindheim unter der ganerbschastlichen Regierung des Hermann von Oyn-hausen, eines Hartmann von Rosenbach, Domdechanten zu Würzburg, und anderer adeligen Familien. Der oynhansische Oberschultheiß und Justizbeamte Geiß war ein geldgieriger und fanatischer Mensch, der die Aufnahme der Hexenprozesse bei seinem Herrn in Anregung brachte. Man dürfe nicht eher ruhen, als bis das „verfluchte Hexeugefchmeiß zu Ehren des dreifältigen Gottes zu Liudtheimb und aller Ordthen insgesamt vom Erdboden vertilgt sey." Geiß wurde von den Ganerben zum Untersuchungsrichter ernannt und erwählte sich mehrere Bürger zu Blutschöffen. Niemand war sicher, nicht in Untersuchung gezogen zu werden oder den Feuertod zu erleiden. Eine große Anzahl unschuldiger Menschen wurde in die Marterkammer geschleppt, weil sie der Verbindung mit dem Teufel verdächtig waren. Die unglücklichen Opfer wurden, ohne sie anzuhören, durch den Scharfrichter oder Schindersknecht gefoltert, an Leitern gebunden, ihnen Hölzer in den Mund gelegt und so lange gemartert, bis sie das, was ihnen Geiß vorsagte, bejahten, worauf sie dann als Hexen und Zauberer den Feuertod zu erleiden hatten. Der Sage nach sollen acht bis zehn Weiber unter den lautesten Ausbrüchen der Verzweiflung nach Speyer gelaufen sein und sich dort bei dem Reichskammergericht über den Wüterich beschwert haben, der aus bloßer Wildheit unschuldige Menschen einsperren und verbrennen ließ. Das Reichskammergericht gebot denn auch dem Blutgerichte Einhalt und die juristische Fakultät zu Gießen empfahl den Ganerben Mäßigung und größere Vorsicht bei der Untersuchung. 1666 sah sich Herr vou Oyuhauseu genötigt, seinen Diener Geiß in Gnaden zu entlassen. Bald darauf endete der Unmensch, als er über einen Graben setzen wollte, der heute noch der Teufelsgraben heißt, durch einen Sturz vom Pferde. Dies war das Ende des Höllenrichters von Lindheim, der unsägliches Herzeleid über gar manche Familie gebracht hatte. —

8. Hessische Geschichte - S. 91

1897 - Gießen : Ricker
- 91 — lassen, sich eingebürgert, daß es geradezu als das Erkennungszeichen der Stilart in jener kurzen Periode erscheint! Verrät schon die Außenseite in den Dekorationen und Ornamenten das Rokoko, so noch mehr die Jnnenränme. Die Gemächer des unteren Stockes sind wahre Prnnkgemächer, reich mit vergoldeten nmd versilberten Möbeln ausgestattet. Kostbare Spiegel zieren die Wände. Uber den Thüren sind Gemälde eingelassen (Thürstücke siipportes), mythologische Scenen und Schäferidyllen darstellend. Links reiht sich an den Speisesalon ein blau dekoriertes und möbliertes Zimmer, welches das lebensgroße Porträt Ludwigs Viii., des Erbauers des Schlosses, enthält. Einen besonders freundlichen Anblick gewährt das folgende gelbe Zimmer mit den Ölgemälden hoher fürstlicher Personen, der Kaiserin Maria Theresia und ihres Gemahls Franzs I., sowie der Kaiser Josephs I. und Karls Vi. Der grüne Saal schließt die Zimmerreihe zur Linken. Wendet man sich vom mittleren Saale rechter Hand, so betritt man ein grünes Zimmer, welches das lebensgroße Porträt des Landgrafen Ludwigs Ix. ziert. Hieran reiht sich das lilafarbige Zimmer, welches als Arbeitszimmer hergerichtet ist, und außer den Ölgemälden hoher fürstlicher Persouen die Darstellung einer munteren Gesellschaft am Ufer eines Seehafens und einen Schmaus in der Nähe eines Jagdpavillons als Supportes aufweist. — Sehen wir uns die gärtnerischen Anlagen der Rokokozeit näher an! Ein zweiter Ausgang aus dem Speisesalon führt uns in den Garten. Von der Freitreppe hinab gelangen wir nach dem breiten Hauptweg, der uns an dem Bassin vorüberführt. „Aus den regungslosen, ehernen Leibern von Meergöttern, Wasserjungfrauen und seltsamen Wassertieren, zu einer prächtigen plastischen Gruppe vereinigt, steigt das Wasser in dicker Säule und hohen Bogen empor und zerstäubt, herniederfallend, in tausend Tropfen." Durch ein Pumpwerk mußte das Wasser zu dem „Wasserhause" geleitet werdeu, von wo es in starken Rohren dem Bassin zugeleitet wird. Rechts und links laufen prächtige Lindenalleen, welche dem Spaziergänger wohlthuenden Schatten gewähren. Man gewahrt im Innern des Gartens cirkusartige Rundbaue aus Hecken-sträuchern, denen ähnlich gehaltene Gebüsche als Kulissen und Rasenbänke als Sitzplätze dienen, wo die feinere Gesellschaft sich zusammenfindet, um ihren Witz und ihre Phantasie glänzen zu lassen, auch wohl einstudierte Lustspiele zur Aufführung zu bringen. Was nur der gartenkünstlerische Geschmack jener Zeit ausdenken konnte, finden wir aufs beste vertreten. Die Mode des 18. Jahrhunderts wird auch von dem französischen Hofe diktiert. Die Männer der vornehmen Stände tragen einen Rock aus karmoifinroten, dunkelvioletten, blauen oder grünen Samt-Stoffen, welcher mit Gold- und Silberstickerei reich besetzt ist. Dazu trägt man die bis in die Mitte der Oberschenkel herabreichende, gleichfalls verzierte Schoßweste (gilet). Die Brust ziert ein Spitzenbesatz, der in Falten am Hemdensaume befestigt ist. Über dem Rockkragen wird eine weißseidene Halsbinde mit dem Halstuche (eravate) getragen. Art den

9. Lesebuch in Lebensbildern für Schulen - S. 7

1853 - Oppenheim a.Rh. [u.a.] : Kern
7 und rief: „Bleibt! bleibt! der Hund ist toll! Ich bin schon gebissen und will ihn allein anlegen." — Sie schleppte ihn mit sich fort und empfing noch einige Wunden, ohne ihn loszulassen. Sie band ihn an und so wurde' er getödtet. Der Müller eilte sogleich nach einem Arzte; die Wunden aber der armen Magd waren zu zahl- reich, als daß man hätte hoffen können, das Eindringen des Wuth- giftes ganz zu hindern. Sie selbst gab sogleich alle'hoffnung auf, ging ruhig in ihre Kammer, warnte noch Jedermann, ihr, wenn die schrecklichen Wirkungen des Giftes sich äußern sollten, zu nahe zu kommen, und erwartete nun mit Ergebung ihr Schicksal. Nach einigen Tagen zeigten sich die ersten Anfälle, aber ohne daß diese zu einem allzuheftigen Ausbruch kamen, gab sie, von allen edeln Menschen bewundert'und beweint, ihren Geist auf. 21. Grauenvolle Geschichte. Zwei Landleute von Bieberstein, im Canton Aargau, machten im Jahr 1844 Grummet. Als sie fertig waren, ging der eine voll ihnen ins nahe Dorf, um einen Wagen herbeizuholen, der andere legt sich auf den Boden und schläft ein. Plötzlich springt er wie rasend aus dem Schlafe auf und stößt ein fürchterliches, herzzer- reißendes Geschrei aus. Eine Grille war ihm ins Ohr gekrochen. Als sein Freund zurückkam, fand er nur noch einen Menschen, der sich unter den heftigsten Zuckungen auf dem Boden wälzte und schäumend um sich schlug. Kein Mensch war im Stande, ihn zu beruhigen, er war in wenigen Augenblicken wahnsinnig geworden. Man brachte ihn mit Mühe ins Dorf, und der herbeigerufene Arzt ließ ihm auf der Stelle zur Ader; aber der Kranke riß sich mit unwiderstehlicher Gewalt los, stürzte aus dem Hause und sprang in die vorbeifließende Aar. Man zog ihn zwar heraus; aber alle Versuche, ihn zur Vernunft zu bringen, waren vergeblich, in wenigen Augenblicken war er ein todter Manu. Der Arme hinterläßt eme zahlreiche Familie. Bei der Section fand man das Insekt ttef im Ohre, nahe am Gehirn, und dieß scheint die Ursache gewesen zu sein, daß der Unglückliche aus der Stelle seinen Verstand verlor. — 22. Die Weiber von Weinsberg. Es war mitten im Winter des Jahres 1140, als Kaiser Kon- rad Iii. im Kriege mit Herzog Welf von Baiern die Stadt und Burg Weinsberg belagerte, weil sie es mit Welf gehalten hatte. Sie ward endlich gezwungen, sich zu ergeben. Der Kaiser verhieß aber bei der Uebergabe, daß jede Frau aus der Stadt mitnehmen dürfte, was sie tragen könnte. Als nun die Thore geöffnet wurden, da kamen die Fraueil heraus, jede ihren Ehegemahl auf dem Rücken tragend. Darüber war man denn in des Kaisers Gefolge unge- halten und ries, das sei Betrug und nicht die Meinung -des Ver- trags. Konrad aber freute sich dieser kleinen List und sprach: „Ich hab^s ihnen versprochen; des Königs Wort darf nicht gebrochen

10. Lesebuch in Lebensbildern für Schulen - S. 15

1853 - Oppenheim a.Rh. [u.a.] : Kern
15 das Wasser trübe machen, es fließt ja von Ihnen zu mir herunter." Das konnte der Wolf nicht läugnen; aber statt sich seiner Ungerech- tigkeit zu schämen, brachte er eine noch falschere Anklage vor. „Ja," sagte er, „eben kenne ich dich, du bist das Lamm, das mich vor einem halben Jahre geschimpft hat." „Ich bitte Sie, Herr Wolf," ant- wortete zitternd das Lamm, denn es merkte schon die böse Absicht seines Feindes, „vor einem halben Jahre war ich noch-gar nicht ge- boren." „Ei was," schrie jetzt der Wolf, dein es zu lange dauerte, „wenn du es nicht warst, so war es dein Vater;" und -damit machte er sich über das unschuldige Thierchen her und zerriß es. C u r t m a n. 37. Der alte Löwe. Ein alter Löwe, der von jeher grausam gewesen war, lag kraft- los vor seiner Höhle und erwartete seinen Tod. Die Thiere, welche sonst in Schrecken geriethen, wenn sie ihn sahen, bedauerten ihn nicht; denn wer betrübt sich wohl über den Tod eines Friedenstörers, vor dem man nie ruhig und sicher sein kann? Sie freuten sich vielmehr, daß sie nun bald ihn los sein würden. Einige von ihnen, die noch immer das Unrecht schmerzte, welches er ihnen ehedem angethan hatte, wollten nun ihren alten Haß an ihm auslasten. Der arglistige Fuchs krankte ihn mit beißenden Reden; der Wolf sagte ihm die ärgsten Schimpfworte; der Ochs stieß ihn mit den Hörnern; das wilde Schwein verwundete ihn mit seinen Hauern; und selbst der träge Esel gab ihm einen Schlag mit seinem Hufe. Das edle Pferd allein stand dabei und that ihm Nichts, obwohl der Löwe seine Mutter zerrissen hatte. „Willst du nicht," fragte der Esel, „dem Löwen auch Eins hinter die Ohren geben?" Das Pferd antwortete ernsthaft: „Ich halte es für niederträchtig, mich an einem Feinde zu rächen, der mir nicht schaden kann." Lessing. 38. Die Eichel und der Kürbifl. Der Bauer Gernklug war verdrießlich über den lieben Gott, daß er die Welt nicht besser eingerichtet habe. „Was ist es, sprach er, zum Beispiel für eine Verkehrtheit, daß der hohe Eichbaum ein so kleines Früchtchen trägt, während der prächtige Kürbiß auf der Erde liegen muß. Wenn ich die Welt geschaffen hätte, ich hätte das ganz anders eingerichtet. Wie schön hätten sich die gelben Kürbisse aus der grünen Eiche ausnehmen sollen." Während der kluge Mann so spricht, kommt er unter eine Eiche, und weil tf)iu der kühle Schatten gefällt, so legte er sich ins Gras und schlief ein. Unterdessen erhebt sich der Wind und schüttelt die Zweige der Eiche, und eine Eichel fällt und fällt unserem Gernklug gerade auf die Nase. Wie vom Blitz ge- troffen, fuhr der Bauer aus dem Schlafe auf und griff nach seiner Nase. Die war zwar noch da, aber sie blutete und schmerzte ihn ge- waltig. Als nun Gernklug das kleine Eichelchen ansah, das ihn so übel zugerichtet hatte, da fielen ihm die vermessenen Worte wieder ein, mit welchen er eingeschlafen war, und ganz kleinmüthig hob er
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