mit Metall verziertes und jährlich einmal mit Met gefülltes Horn, aus welchem der Priester weissagte. Auch wurde dem Svantevit ein weißes Roß gehalten, aus dessen Ge-bahren ebenfalls die Zukunft erforscht wurde. Nur der Priester durfte das Roß besteigen. Oft benutzte es Svantevit felber, um auf ihm zum nächtlichen Kampfe wider die Feinde seines Dienstes auszureiten. Am Morgen sand sich das Roß wieder im Stalle, aber vom nächtlichen Ritt mit Staub und Schmutz bedeckt. Dem Svantevit wurden Schase, Rinder, auch Menschen geopfert. Das Ansehen dieses Gottes war beim ganzen Wendenvolke ein großes; alle Stämme brachten ihm Opsergaben, viele einen regelmäßigen Zins, der sich zu einem großen Tempelschatze häufte.
4. Wirtschaftliches Leben. — Die Grundlage des wirt5 fchaftlichen Lebens der Wenden war der Ackerbau. Auf überwiegend leichtem Boden baute der Wende seine Haupt^ srucht, den Roggen. Zum Beackern des Bodens diente ein spitzes, gekrümmtes Holz, der Hakenpflug. Das Getreide wurde in Handmühlen gemahlen. Die Feldmark eines Dorfes wurde von sämtlichen Bewohnern gemeinschaftlich bewirtschaftet. Viehzucht wurde in geringerem, Waldbau in stärkerem Maße betrieben. Das Laubholz bildete damals den vorherrschenden Bestandteil unserer Wälder. Neben Buche (wendisch buk) und Eiche (dabu) wurde die Linde (lipa) wohlgepflegt. Sie war der Bienenzucht wegen der wendifche Lieblingsbaum. Als Nutzbäume wurden Apfel- (jablu) und Pflaumenbaum (sliya) geschätzt. Die großen, zusammenhängenden Waldgebiete begünstigten die Ausübung der Jagd, die zahllosen Seen und Teiche den Betrieb der Fischerei. Als Handelsvolk entwickelten die Wenden eine lebhafte Thätigkeit. Der Handelsverkehr erstreckte sich aber mehr nach dem Osten, durch Rußland bis nach Asien, als nach dem Westen. Rerik, wahrscheinlich an der Wismarschen Bucht gelegen, war die größte Handelsstadt im Gebiet der Obotriten. Hauptgegenstände des wendischen Handels waren Zeugstoffe, Salz, Fische und Sklaven.
5. Häusliches Leben. — Die auf leichtem Sandboden belegenen wendischen Ansiedlungen waren hufeisenförmig oder rund angelegt. Im Südwesten unseres Landes ist noch heute die wendische Dorsanlage vielfach erkennbar. Die Häuser wurden aus Flechtwerk mit Lehmbewurs ausgeführt und gewährten nur notdürftigen Schutz gegen Wind
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sind die Nattern. Von den Fischen ist die Forelle in allen klaren Bächen
gemein. In Fischteichen werden besonders Hechte und Karpfen gezogen.
In den Flüssen kommen vor: Hechte, Aale, Salme oder Lachse und
Störe. Besonders reich an vortrefflichen Hechten ist die Eder. Die Salme
und Störe wandern aus dem Meere in die Weser und durch den Rhein
in den Main. Der Stör ist der größte unserer Fische. Er wird bis
2 m lang und gegen 100 kg schwer. Die Bienenzucht wird immer
mehr gepflegt.
Das Leder, ein Kunstprodukt, wird durch Gerben aus Tierhäuten
gewonnen. Besonders ist Eschwege durch seine Gerbereien hervorragend.
2. Produkte aus dem Pflanzenreich. Die wichtigsten sind: Getreide,
Kartoffeln, Hülsenfrüchte, Obst, Wein, Raps, Tabak, Flachs und Holz.
Getreide gedeiht vorzüglich in den fruchtbaren Niederungen. Hülsenfrüchte,
besonders Bohnen zieht man bei Witzenhausen und Allendorf an der Werra.
Vorzügliches Obst wächst im Main- und Kinzigtal (besonders bei Geln-
hausen) und im Werratal bei Witzenhausen und Waunsried. Hier kommen
Pfirsiche, Aprikosen und andere edle Obstarten zur Reife. Sehr wenig
Obst wächst auf den rauhen Gebirgen. Wein kommt nur in wenigen
Gegenden vor. Derselbe wächst am Rande des Kinzig- und Maintales
von Gelnhausen an bis nach Bergen. Die Trauben der Weinberge von
Witzenhausen kommen meist so in den Handel. Tabak wird an der Werra
bei Eschwege, Allendorf, Barchfeld und Herrenbreitungen angebaut und in
den Tabak- und Cigarrenfabriken zu Hanau, Eschwege, Karlshafen und
Brotterode verarbeitet. Flachs zieht man fast überall. Durch Spinnen
wird aus demselben das Garn und durch das Weben des Garnes die
Leinwand hergestellt. Das Spinnen und Weben findet sich fast über ganz
Hessen verbreitet. In den Tuchwebereien zu Hersfeld, Melsungen, Esch-
wege, Fulda u. s. w. wird Wolle (aus dem Tierreich stammend) und
Baumwolle zu allerlei Tuchen und Zeugen verarbeitet.
3. Produkte aus dem Mineralreich. Die wichtigsten Erze, welche
durch den Bergbau gewonnen werden, sind: Eisenerz, Kupfererz und
Kobalt. Vorzügliches Eisen findet sich in großer Menge im Kreise Schmal-
kalden. Ferner sind Eisenbergwerke im Homberger Bergland, am Rein-
hardswald, Kellerwald und Spessart. Die Eisenerze werden in den Hütten-
werken geschmolzen. Aus denselben wird durch Ausscheidung der Schlacken
das reine Eisen (Roheisen) hergestellt. Sodann liefern die Gießereien aus
dem Roheisen Gußwaren, die Eisenhämmer Stab- oder Schmiedeeisen, die
Walzwerke Blech und die Maschinenfabriken Maschinen. Berühmt durch
seine Eisenindustrie ist Schmalkalden. Die dortigen Eisenhütten liefern
keine Gußwaren, sondern verarbeiten das Roheisen zu ven verschiedensten
Eisen- und Stahlgeräten (Schmalkalder Eisenwaren). Von Maschinen-
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5. Fruchtbarkeit. Bodenanbau (Bodenkultur)/)
Der Boden unseres Regierungsbezirks ist meist fruchtbar und dabei
gut angebaut. Unbebaute und wüste Stellen kommen namentlich auf der
Hohen Rhön vor. Sie werden als Viehweiden benutzt. Das angebaute
Land (Kulturland) zerfällt in Gartenland, Ackerland, Weinberge, Wiesen
und Wald. Ackerland und Wiesen finden sich besonders in den Niede-
rungen. Durch Fruchtbarkeit ausgezeichnet sind folgende Gegenden: die
Mainebene mit dem unteren Kinzigtal, das Lahntal, der Ebsdorfer Grund
unweit Marburg, der Ohmgrund, der Schwalmgrund („die Hessische Korn-
kammer"), der Vernagau bei Homberg („die Hessische Schmalzgrube"), die
Ebene von Wabern, die Gegend bei Gudensberg, das Fuldatal bei Kassel,
das Werratal und die Niederuugen des Kreises Rinteln. Die Mainebene
und das untere Kinzigtal sind durch milde Luft, ebene Lage und frucht-
bares Erdreich die gesegnetste Gegend Hessens. Der unfruchtbarste Teil
Hessens dagegen ist nebst der Hohen Rhön der Kreis Schmalkalden. Wein-
berge finden sich im Main- und unteren Kinzigtal, auch an der Werra.
Die Höhen unseres Bezirks sind größtenteils mit Laubwald bewachsen.
Die größten und schöusten Waldungen besitzt der Spessart, der Reinhards-
wald, der Süllingswald und der Kellerwald. Wenig Wald trägt die Hohe
Rhön. Beinahe die Hälfte der Oberfläche unseres Regierungsbezirks ist
mit Wald bedeckt. Hessen ist eines der waldreichsten Länder Deutschlands.
6. Bewohner. Verwaltung. Einteilung.
Der Regierungsbezirk Kassel hat 890000 Einwohner. Er ist im
ganzen mittelmäßig bevölkert. Auf 1 qkm kommen im Durchschnitt 88 Be-
wohner. Am dichtesten ist die Bevölkerung in den Talgegenden, besonders
bei Hanau und Kassel. Hier liegen die meisten großen Ortschaften.
Weniger bevölkert sind die Gebirgsgegenden. Die Bewohner des Regierungs-
bezirks heißen Hessen (Kurhessen). Sie gehören meist dem fränkischen
Stamme an und bilden einen kleinen Teil des deutschen Volkes. Nördlich
von Kassel und im Kreise Rinteln sind die Bewohner sächsischer, an der
Werra und im Schmalkaldischen thüringischer Abstammung. Haupterwerbs-
zweige der Bewohner sind Ackerbau und Viehzucht. Das hessische Volk
hat viel Fleiß und große Ausdauer. Daher sagt das Sprichwort: „Wo
Hessen und Holländer verderben, kann niemand Nahrung erwerben." Anch
rühmt man den Mut und die Unerschrockenst des Hessen im Kriege.
Dieser geht so fest auf den Feind los, als ob er eine Todesgefahr gar
nicht sähe. Das hat ihm die Bezeichnung „blinder Hesse" eingebracht.
In manchen Gegenden halten die Bewohner treu an alter Sitte und
Tracht sest. Echt hessisches Wesen zeigen noch heute die „Schwälmer" im
') Abschnitt 5 kann auch nach den Kreisen, vor dem Abschnitte 8 durchgenommen
werden.
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— 53 —
Die Sayn fließt teils durch trockenen, teils dnrch sumpfigen
Wiesengrund, für desseu Trockenlegung die Bewohner eifrig bemüht siud.
5. Klima.
Das Klima im hohen Westerwald ist rauh (Grund: Höhenlage und
Mangel an schützendem Wald). Die kalten Nordwinde können uuge-
hindert über die kahlen Felsrücken und flacheu Talmulden wehen.
Auch üben die vielen Sümpfe und stehenden Gewässer, sowie der fenchte
Basaltboden einen nachteiligen Einfluß auf das Klima aus. Der Früh-
liug hält spät seineu Einzug, im unteren Westerwald 2, im mittleren 4,
im Hoheit Westerwald 6 Wochen später als in der Mainebene. Infolge-
dessen ist der Frühling kurz; der heiße Sommer wird dnrch die kühlen
Luftströmungen gemildert. Obst gedeiht nur an geschützten Orten.
Der Volkswitz sagt: „Die Kirschen brauchen, um reif zu werden,
2 Jahre. Im ersten werden sie auf der eiueu, im zweiten auf der
anderen Backe rot." Die Luft ist stärkend; deshalb wird seit einigen
Jahren die Landschaft von Erholungsbedürftigen aufgesucht. — Milder
ist das Klima in den tieferen Flußtälern, im W. der Landschaft und
im 8. nach der Lahn.
6. Bodcnerzeugnisse und Erwerbsvcrhältnisse.
Die kalten Nord- und Ostwinde haben Zutritt. Hafer, Gerste,
Flachs und Kartoffeln sind die einzigen Erzeugnisse des kümmerlichen
Ackerbaues im hohen Westerwald. Dagegen bildet hier die Viehzucht
eiue bedeutende Erwerbsquelle^).
Günstiger steht es mit dem Anbau im westlichen und südlichen Teile
der Landschaft. Der Waldreichtum im mittleren und unteren Wester-
wald, sowie die reichen Braunkohleulager des Westerwaldes geben zahl-
reichen Bewohnern Beschäftigung und Unterhalt.
Da die Westerwalds Bauerngüter klein sind und zur Ernährung der Be-
völkerung nicht ausreichen, snchen die Bewohner dnrch Hausindustrie, durch Her-
stellnng von Körben, Leitern, Rechen, Sensenstielen und Spielwaren, auch durch
Leinweberei ihren Unterhalt zu verdienen. Die Hausindustrie ist jedoch im Laufe
der Jahre zurückgegangen, und an ihre Stelle ist die „Arbeitswanderung" getreten.
Viele Leute gehen als Maurer, Fabrik- und Hüttenarbeiter, Ziegelbrenner, Tag-
>) Da der basalthallige Boden infolge seiner Nässe sür den Graswuchs sehr günstig
ist, wird der Boden zunächst durch Anbau von Hafer und Kartoffeln ausgenutzt, so-
dann wandelt man ihn in Wiesen um. Nach etwa 5 Jahren wird der Boden wieder
in Bebauung genommen. Diese Art der Bebauung nennt man Trieschwirtschaft. Die
Tcieschäcker liefern reiche Erträge süßen Futters. Auf den großen Weiden des hohen
Westerwaldes gehen im Sommer zahlreiche Rinderherden.
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geeignet. Es gedeihen vorzugsweise Apfel, Birnen, Aprikosen, Kirschen,
Pfirsiche, Walnüsse und edle Kastanien. Zu dem milden Klima gesellt
sich ein fruchtbarer, toniger, kalkhaltiger Boden Mergel), der Feuchtig-
keit und Wärme im rechten Verhältnis festhält, ferner Schieferboden *),
der von der Sonne leicht erwärmt wird. Auf diesem Erdreich und in
der geschützten Lage gedeihen die edle Rebe und üppiges Getreide. —
Cob/enz
Stolzenfelsmahnst. *of)n
Rhens;:
Boppard'
Oberweskl
c.
Bacharach
Gerolstein ^ ^ i
|,.......4.....f fy
Kartenskizze Nr. 5. Rfyeingau und Kheintal,
Mit den Vorzügen der Natur wetteifert der Fleiß der Bewohner; beides
macht den Rheingau zur „Perle deutscher Lande."
Den stolzen Namen „Krone des Rheingaues" trägt Schloß Jo-
hannisberg, auf einem breiten Hügel unweit Geisenheim. Um das
Schloß herum liegt eines der schönsten und ältesten Weingüter des
Rheingaues. Ruthart, Erzbischos vou Mainz, siedelte 1106 auf der
kahlen Höhe Benediktinermönche an, die sich als ausgezeichnete Wiuzer
erwiesen. Sie rodeten den Schloßberg und ernteten den herrlichen
Wein als ihrer Mühe Preis. Welchen Wert dieser Wein hat, geht
i) Vorwiegend Bunt- und Hunsrückschiefer.
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Talsohle schmal, die Talwände sind steil und zeigen schöne Felsbil-
düngen. Im Mittellaufe wird die Bergkette niedriger, die Talsohle
breiter und gestattet Raum für Siedlungen. Zehn blühende Ort-
schasten, die vorwiegend Ackerbau und Viehzucht treiben, finden wir
hier. Die mineralischen Schätze der Gegend sind Kalk und Eisensteine.
Sie haben eine bedeutende Industrie hervorgerufen. Das untere Aar-
tal nennt man wegen seiner Fruchtbarkeit die „Goldene Grafschaft."
Die Aar mündet bei Diez in die Lahn (Aartalbahn: Wiesbaden—
Langenschwalbach—diez). — d) und e) Die letzten linken Nebenflüsse,
Dörsbach und Mühlbach, haben einen gewundenen Lauf und schluchteu-
artige Täler. Das Dörsbachtal ist wild, einsam und reich an Natur-
schönheiten. Im unteren Dörsbachtal findet man auf einer Strecke
von 3 Stunden 12 Mühlen, aber kein Dorf. Der Teil des Tales,
der sich durch seine Einsamkeit und Wildheit auszeichnet, wird das
„Jammertal" genannt. Bei dem Kloster Arnstein findet das Dörs-
bachtal seinen Ausgang. Das Kloster Arnstein liegt auf dem Kloster-
berge, am Ausgang des Dörsbachtales. Es schaut mit seinen 4
Türmen weit in das Land und ist wegen seiner prächtigen Kirche
bekannt. — Wer den Rhein siehe Seite 33.)
f) Klima und Bodenerzeugnisse der Taunuslandschaft.
In der Landschaft nördlich vom Taunusgebirge wechseln liebliche
Täler und grüne Wiesen, fruchtbare Felder und herrliche Waldungen
miteinander ab. Der Spruch: „Wiesen, Wasser, Wald, Wild,
Wein, Weizen, Wege; sieben wonnige W schmücken dich, Nassauer
Land", weist in sinniger Weise auf die Vorzüge des Landes hin und
gilt besonders von der Taunuslandschaft. Die Täler der Ems, Elb
und Aar bilden die Kornkammer des Naffaner Landes. Der Roggen
und der Weizen aus dieser Gegend sind weithin gesucht. Den Aarweizen
bezeichnet man als den besten in Europa; er geht namentlich nach
Holland. — (Warum war in Diez früher bedeutender Fruchtmarkt?) Eine
Ausnahme machen die hochgelegenen Stellen der Landschaft, die Höhen
des Gebirges und das Wispertal. Hier ist das Klima rauh und für
den Pflanzenwuchs ungünstig. Das Wispertal ist tief eingeschnitten,
zieht von 0. nach W. und gestattet den warmen Südwinden keinen
Zutritt. Der Ackerbau ist infolgedessen wenig einträglich. An der Nord-
abdachnng des Feldberges ist der Boden am wenigsten ertragsfähig.
Der Schnee liegt hier häufig monatelang 60—90 cm hoch. Kaum
vermögen die Bewohner die nötigsten Nahrungsmittel aus der Land-
Wirtschaft zu gewinnen.
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Extrahierte Personennamen: Nassauer
Extrahierte Ortsnamen: Wiesbaden Dörsbach Mühlbach Dörsbachtal Arnstein Rhein Europa Holland Wispertal
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Landeskunde der Provinz Hessen-Nassau.
b. Stehende Gewässer.
Größere Seen gibt es in unserer Provinz nicht, dagegen eine große Zahl von
Teichen, welche der Fischzucht dienen. Durch einen Erdsall im Richelsdorferge-
birge ist der Denser See entstanden, dessen Wasser sich manchmal blutrot färbt.
Die rote Farbe des Wassers kommt von Algen, die nach reichlichem Regen an die
Oberfläche kommen. Man kann mit dem geröteten Wasser schreiben, und ein Geistlicher
in Dens hat im 18. Jahrhundert auf einem Blatt des Kirchenbuchs den See mit seinem
eigenen Wasser beschrieben.
8. Mma.
Die Provinz Hefsen-Nassau hat ein gemäßigtes Klima. Da dieselbe
gebirgig und waldreich ist, so ist die Witterung zwar vielfach veränderlich,
aber fruchtbar und gesund. Die Ebenen am Rhein und Main haben ein
mildes Klima, dagegen ist dasselbe rauh auf der Hohen Rhön, auf dem
Westerwald, Burgwald und Knüll (8).
9. Bodenerzeugnisse.
Unsere Provinz ist eine der an Bodenerzeugnissen reichsten des Vater-
landes. In den Tälern und an den unteren Abhängen der Berge finden
wir Ackerland, die Berge sind meistens mit Lanbwald bewachsen. Besonders
fruchtbar sind der wein- und obstreiche Rheingan, die Mainebene, das mittlere
und untere Lahntal, das Ohmtal bei Kirchhain, das Schwalmtal, das Fuldatal
bei Kassel, das Werratal bei Wannsried, Eschwege und Witzenhausen, das
Wesertal bei Rinteln. Sämtliche Getreide- und Fruchtarteu Mitteldeutschlands,
wie Roggen, Weizen, Gerste, Haser, Hülsenfrüchte, Flachs, Hanf,
Raps, Kartoffeln, Zuckerrüben n. a., wachsen hier in vorzüglicher Güte.
Bei Eschwege und Witzenhausen wird Tabak gebant, Hopfen bei Höhr und
Grenzhausen, Obst wächst in den Tälern und an den Berghängen, Wein in
vorzüglicher Güte am Rhein, Main, im unteren Kinzigtal bei Gelnhausen;
auch bei Witzeuhauseu an der Werra wird Wein gebaut. Hesseu-Nassau ist
die waldreichste Provinz Preußens, der Wald nimmt in Hessen fast die Hälfte,
in Nassau f- des Bodens ein. Die Wälder Herbergen einen reichen Wild-
stand. Viehzucht wird überall, auch auf dem hohen Westerwald, auf dem
Vogelsberg und der Rhön getrieben; am Main, an der Schwalm und Weser
werden besonders kräftige Pferde gezogen. Die Gewässer sind fischreich.
Die Bienenzucht wird immer mehr gepflegt. Im Innern der Berge finden
sich Silber, Blei, Kupfer, Eifeu, Nickel, Kobalt, Brauukohleu u. a.
Mineralien, die durch Bergwerke zutage gefördert werden. Die Eder führt
Goldsand mit sich. Ton findet sich in vorzüglicher Beschaffenheit an vielen
Orten, besonders berühmt ist der Großalmeröder. Sandstein, Basalt,
Dachschiefer, Gips und Kalksteine sind in Menge vorhanden, sogar
Marmor und edle Gesteinsarten finden sich vor. Solquellen, gibt es in
Sooden bei Allendorf an der Werra, in Orb und Soldorf bei Nenndorf.
Die zahlreichen Mineralquellen und Gesundbrunnen der Provinz
sind weltbekannt: Nenndorf (Schwefel), Selters, Homburg, Soden am
Taunus, Schwalbach, Weilbach, Fachingen, Geilnau, Wiesbaden, Ems und
Schlaugenbad.
10. Bevölkerung.
a. Zahl. Die Provinz Hessen-Nassau zählt 2070052 Einwohner, also
aus 1 qkm durchschnittlich 134 Menschen.
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Allgemeine Übersicht.
9
gehörigen Abfluß. So ist die Nässe die schlimmste Feindin des Westerwaldes; sie ist
die Hauptursache seines rauhen Klimas und verdirbt in regnerischen Sommern die
Früchte des Feldes. Dann verfaulen die Kartoffeln in dem fetten, feuchten Boden,
und das Getreide, soviel dessen in der Nähe aufkommt, wird nicht reif. Man hat daher
Entwässerungsgräben angelegt, hat, um die Gewalt der Winde zu brechen, hier
und da Schutzhecken gepflanzt, aber diese Versuche haben noch nicht hinreichenden Erfolg
gehabt. Was am meisten auf dem Westerwald gebaut wird^ ist Haser, Gerste, Flachs
und die verschiedenen Rübenarten zur Fütterung des Viehs; das Hauptnahrungsmittel
der Menschen aber ist die Kartoffel, die in trockenen Jahren vorzüglich gedeiht. Die
Kirschen brauchen, wie der Volkswitz sagt, auf dem hohen Westerwalds zwei Jahre zu
ihrer Reife, im ersten Jahr werden sie auf der einen Seite rot und im zweiten auf
der anderen. Was aber die Oberfläche dem Menschen versagt, gibt ihm das Innere
der Berge, dazu ist der Westerwälder genügsam und zufrieden. Er wird nicht leicht
zum Bettler. Sein rauhes Klima kräftigt und stählt seinen Leib, und der Kampf mit
dem Leben schärft seine geistigen Kräfte. Der berühmte Feldherr Moritz von Oranien
pflegte zu sagen: „Ein Westerwälder ist mir lieber als zwei andere."
Die unteren Lagen des Westerwaldes, besonders an der mittleren
Lahn und an der Dill, sind fruchtbare Gegenden. Der südwestliche Teil
des Westerwaldes heißt die Montabaurer Höhen, auch das „Kannen-
bäckerländchen."
Hier verfertigt mau irdene Kannen, die Mineralwasserkrüge, Wasserröhren, ja
selbst 1 in hohe Töpfe für Fleisch, Butter und Sauerkraut, aber auch feinere Trink-
krüge und kleine Figuren. Man baut hier auch viel Hopfen. Der Westerwald ist
reich an Braunkohlen und Eisen.
Die Ausläufer des Westerwaldes erstrecken sich bis zur obereu Lahn;
bei Marburg erhebt sich der D amm el s berg mit dem Marburg er
Schloßberg.
d. Ebenen.
Der Rheingau.
Südlich vom Rheingaugebirge breitet sich der Rheingau aus, die
schönste und fruchtbarste Gegend von ganz Deutschland. Er erstreckt sich
zwischen Biebrich und Rüdesheim in der Länge von sechs Stunden.
Der Rhein fließt anf dieser Strecke sanft und ruhig dahin und bildet eine
große Zahl von Inseln oder Auen. Diese sind mit Buschwerk und hohen
Bäumen bewachsen und bilden eine Zierde des Stromes. Am rechten
Rheinufer reiht sich Ort an Ort. Dazwischen liegen Gärten und iu den-
selben Sommerhäuser, Wallsahrtskapelleu, Winzerhäuschen. Die gegen das
Gebirge sich sanft erhebenden Hügel sind mit Reben bepflanzt. Hier ge-
deihen die edelsten aller Weine: der Rüdesheim er, Aßmannsh äuser,
Johannisberger, Geisenheimer, Marko brunner, Gräsenberger,
Rauenthaler n. a. Ein Verslein sagt: „Rheingau — Weingau, Rheiuleut
— Weinlent, Rheinwein — fein Wein".
Ende August und im Ansauge des Septembers bereitet nian die Fässer zur Auf-
nähme des neuen Weines zu, und die Weinberge werden geschlossen. Niemand darf
mehr hinein, und Flurschützen bewachen sie. Wenn im Anfange des Oktobers die
Trauben genießbar werden, wird den Eigentümern erlaubt, an zwei Nachmittagen in
der Woche ihre Weinberge zu betreten und Traubeu zum Essen abzuschneiden. Endlich
wird öffentlich durch die Ausrufer bekannt gemacht, daß die allgemeine Weinlese be-
ginnt. Nun wandern mit Tagesgrauen die Leser und Leserinnen hinaus in die Wein-
berge, Männer folgen mit Wagen, die mit Bütten, Traubenmühlen, Ladefässern beladen
sind. Das Einsammeln der Trauben beginnt. Jede Leserin hat ein scharfes Messer
und einen Blecheimer. Ist dieser gefüllt, so kommt der Träger mit seiner Bütte auf
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Extrahierte Personennamen: Moritz_von_Oranien Schloßberg Marko_brunner August
Abriß der mecklenburgischen Geschichte.
I. Die Wendenzeit und die Neubejiedeluug des Landes (ca. 500-1250).
(Vgl. Erzählung 1 und 2.)
Das Vordringen der N)enden nach Niesten kommt zur Aeit Karls des Großen zum Stillstand, bald darauf beginnt die deutsche Rückflutung, die nach jahrhundertelangen Kämpfen mit dem völligen Siege der Deutschen, der Vernichtung der Wenden und der Ansiedelung deutscher Kolonisten endigt.
V Die Menden.
Nach 500 Einwanderung der Wenden in die entvölkerten Landstriche zwischen Elbe und Oder. Hauptstirurrne: Obo-triten und Lmtizen, durch die Warnow getrennt. Die Liutizen sind geteilt in Kissiner, Circipaner, Tollenser und Redarier; im Gebiete der letzteren lag Rethra mit dem Tempel des Kriegsgottes Radegast. Westlich von den Obotriten in Holstein die Wagner, in Ratzeburg und Lauenburg die Polaben.
Der Anbau des Landes dürftig, nur auf leichtem Boden Roggen gebaut (hölzerner Hakenpflug). Ungeheure Wald- und Bruchstrecken. Viehzucht, Fischfang, Jagd, Bienenzucht, aber auch Handwerk (Leinenindustrie). Zahlreiche Gauburgen, durchweg in nassen Mooren oder auf Inseln in der Nähe des Landes erbaut, z. B. Schwerin, Dobin, Wiligrad (große Burg, Mecklenburg), Jlow, Werle. Die wendischen Dörfer „Rundlinge".
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien]]
TM Hauptwörter (100): [T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T37: [Friedrich Brandenburg Heinrich Herzog Sachsen Land Albrecht Kaiser Mark Johann], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau]]
TM Hauptwörter (200): [T135: [Haff Stadt Stettin Weichsel Ostsee Insel Memel Königsberg Danzig See], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T18: [Mark Brandenburg Land Albrecht Friedrich Kaiser Jahr Markgraf Haus Markgrafe], T10: [Sachsen Karl Franken König Land Jahr Chlodwig Reich Krieg Volk], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe]]
5. Pflanzen- und Tierwelt.
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5. Pflanzen- und Tierwelt.
Die Verteilung der Pflanzenarten. Die Oberfläche Hessens wird von den
Kulturpflanzen und dem Walde beherrscht. Die Kulturpflanzen, Ackerbaupflanzen
wie Obstbäume, gehören dem guten Boden an, Wiesen und Weiden dem feuchten
Boden in Niederungen oder umgekehrt in höheren Gebirgslagen, der Wald
dem wenig ertragreichen sandigen Boden. Die Verteilung ist folgendermaßen:
Ackerbau und Gartenbau umfassen 41 °/o des Bodens, der
Wald 39°/o, Wiesen und Weiden 16°/o.
Der Wald. Der Wald kommt dem bebauten Lande fast an Aus-
dehnung gleich und bildet daher in dem hessischen Landschaftsbilde einen
reichen, herrlichen Schmuck, zumal da der frische Laubwald vorherrscht- er
macht fast 60 °/0 des ganzen Waldbestandes aus, die Nadelhölzer etwas über 40 °/o.
Unter den waldbildenden Laubbäumen herrscht die Buche vor, unter den
Nadelhölzern die anspruchslose Kiefer.
Die größten zusammenhängenden Waldgebiete sind an den
magersten Boden Hessens geknüpft, wie er vor allem den höheren
(Bebirgsstöcken eigen ist. Der Kreis Gelnhausen, der zum größten Teil vom
Spessart und vom Vogelsberg erfüllt ist, hat nahezu zur Hälfte Waldbedeckung,
ebenso der Kreis Frankenberg mit den waldreichen Ausläufern des Rothaar-
gebirges und dem Kellerwald- im Kreise Schmalkalden steigt sogar der Wald-
bestand auf fast 55% des Bodens und hat mit seinen reichen Holzkohlen die
Kleinindustrie dieses Landes ermöglicht. Weil solche Gebirgsstöcke, wie Rhön,
Knüll, Richelsdorfer Gebirge, Meißner, Ringgau, Kaufunger Wald, fast zur H älfte
mit Wald bedeckt sind, hat man ihnen geradezu die Bezeichnung „Hessisches
Waldgebirge" gegeben. Das geschlossenste Waldgebiet Hessens ist der Rein-
hardswald. Vorwiegend ackerbautreibende Gegenden in geringer Meereshöhe,
wie der Landkreis Hanau (25% Waldbedeckung) oder der Kreis Fritzlar
(30 °/0 Waldbedeckung), gehören zu den waldärmeren Gebieten, ebenso auch der
wiesenreiche, viehzuchttreibende Kreis Gersfeld mit nur 26,8°/« Waldbedeckung.
Über die Hälfte des Waldbestandes (53 0/0) gehört dem Staate, während
die andere, etwas kleinere Hälfte Gemeinden, Genossenschaften und Privat-
besitzern gehört. Der Wald ist für Hessen von hoher wirtschaftlicher Be-
deutung, indem er eine Menge wertvollen Nutz- und Brennholzes liefert,
dann aber auch durch Festhalten der Feuchtigkeit ein unversiegliches Quell-
reservoir der befruchtenden Gewässer ist- endlich bringt aber auch der Wald-
reichtum einen starken Wildbestand mit sich.
Das Wild. Zu den wildreichsten Gebieten Hessens gehört der
Reinhardswald mit dem alten Lieblingsjagdschlosse der hessischen Kurfürsten,
der Sababurg- hier finden wir auch noch bedeutende Bestände an Hoch- und
Schwarzwild. Der Meißner beherbergt Hirsche und Wildschweine, während
in der Rhön Rehe, besonders aber Hasen zahlreich vertreten sind, die kräftigen
und daher geschätzten „Rhönhasen". Ein starker Wildbestand zeichnet
den waldreichsten Kreis Gelnhausen aus. Die Lieblingsjagdgründe
Barbarossas im Vogelsberg wie im Spessart bergen noch den prächtigen Edel-
Hirsch, im Spessart kommt die Jagd auf Auerhahn und Fasanen hinzu.
Tier- wie Pflanzenwelt Hessens zeigt, soweit sie das geographische Interesse
betrifft, wenig individuelle Züge.
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TM Hauptwörter (100): [T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung], T84: [Vogel Tier Eier Fisch Mensch Hund Nahrung Thiere Insekt Art]]
TM Hauptwörter (200): [T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T14: [Gebirge Wald Teil Höhe Berg Harz Thüringer Bergland Gebirg Weser], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital], T195: [Pferd Tier Hund Schaf Löwe Wolf Rind Mensch Schwein Thiere]]