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1. Grundriß der mecklenburgischen Geschichte - S. 77

1899 - Leipzig [u.a.] : Süsserott
— 77 — feierte er unter dem Jubel der Bevölkerung sein 50jähriges Regierungsjubiläum. Am 1. Februar 1837 starb er im Alter von 80 Jahren zu Ludwigslust und wurde in der Kirche zu Doberan beigesetzt. Sein Andenken ist noch heute im mecklenburgischen Volke lebendig. 34. Paul Friedrich. 1837—1842. 1. Daul Friedrich als Thronerbe. — Paul Friedrich wurde am 15. September 1800 als Sohn des Erbprinzen Friedrich Ludwig und der Großfürstin H elene Paulowna, Tochter des Kaisers Paul von Rußland, geboren. Im Alter von drei Jahren verlor er seine Mutter; Friedrich Ludwig vermählte sich 1810 mit der Prinzessin Karoline Luise von Sachsen-Weimar und ging, als diese 1816 starb, nochmals eine Ehe ein mit der Prinzessin Auguste von Homburg. Beide Fürstinnen sorgten mütterlich für den jungen Fürsten, außerdem ließ sich sein vortrefflicher Vater die sorgfältige Überwachung der vorzüglichen Geistes- und Herzensbildung angelegen sein, welche Paul Friedrich empfing. Dieser vollendete 1814 — 1818 feine wissenschaftliche Ausbildung in Genf und bezog dann die Universitäten Jena und Rostock. Am "29. November 1819 riß ein hitziges Nervenfieber die Hoffnung des Landes, den Erbgroßherzog Friedrich Ludwig, dahin, und Paul Friedrich wurde unmittelbarer Thronfolger. Er vermählte sich am 25. Mai 1822 zu Berlin mit der Prinzessin Alexandrine, der zweiten Tochter des Königs Friedrich Wilhelm Iii. und der Königin Luise von Preußen. Das hohe Paar nahm feinen Aufenthalt in Ludwigslust, wo es ein zurückgezogenes, inniges Familienleben führte. Drei Kinder wurden in dieser Ehe geboren: Friedrich Franz am 28. Februar 1823, Luise am 17. Mai 1824 und Wilhelm am 5. März 1827. 2. Paul Friedrich als Regent. — Am 1. Februar 1837 wurde Paul Friedrich durch den Tod seines Großvaters aus den Thron berufen. Sofort verlegte er feine Residenz nach Schwerin und ließ die Stadt durch zahlreiche Bauten vergrößern und verschönern. Der Paulsdamm und die Paulsstadl verdanken ihm ihre Entstehung und verewigen seinen Namen. Er verbesserte die Rechtspflege, ließ 1839 die Landesstrasanstalt Dreibergen errichten und 1840 das Oberappellationsgericht von Parchim nach Rostock verlegen. 1840 begründete er auch die Taubstumm enan st alt zu

2. Grundriß der mecklenburgischen Geschichte - S. 79

1899 - Leipzig [u.a.] : Süsserott
— 79 - das ganze Land um den geliebten Fürsten, und die dankbare Erinnerung an denselben l)cit jtd) biv auf den heutigen ~ag im Volke wach gehalten. Die hochverehrte Großherzogin Alexandrine überlebte ihren Gemahl um 50.Jahre. Sie starb am 21. April 1892. 35 Friedrich Franz Ii. 1842—1883, 1. Jugendzeit. — Friedrich Franz Ii. war am 28. Februar 1823 als Sohn' des Erbgroßherzogs Paul Friedrich und der Prinzessin Alexandrine von Preußen zu Ludwigslust geboren und verlebte hier seine erste Jugend. Frühzeitig trat ein reger Pflichteifer und eine ernste Willenskraft an ihm hervor. Als sein Vater 1837 den Thron bestieg, kam der junge Erbgroßherzognach Dresden in die Blochmannsche Erziehungsanstalt, das spätere Vitzthumsche Gymnasium. 1840 bezog er die Universität Bonn und besuchte hier auch die Vorlesungen von Ernst Moritz Arndt über die Germania des Taeitus. Mitten in seinen Studien tras rhn die Kunde von der schweren Erkrankung seines Vaters. Er kam eben noch rechtzeitig in Schwerin an, um die letzten Segenswünsche und Ratschläge des sterbenden Paul Friedrich zu empfangen. In dem jugendlichen Alter von 19 Jahren übernahm Friedrich Franz Ii. die Bürde der Regierung. 2. Regierungsantritt. — Der junge Fürst wollte, soweit irgend möglich, Land und Leute mit eigenen Augen kennen lernen. Er durchreiste Mecklenburg nach allen Richtungen, um mit seinen Beamten und Unterthanen persönlich bekannt zu werden. Unterstützt durch ein ausgezeichnetes Gedächtnis, vermochte er sich eines Menschen, den er schon einmal gesehen, leicht zu erinnern. Allen Gebieten wandte er seine ungeteilte Aufmerksamkeit zu. Zu seiner weiteren Ausbildung unternahm er größere Reisen ins Ausland, welche ihm reiche Anregungen und Förderungen gewährten. 3. Die Kevolutionsjahre. — Die französische Februarrevolution 1848 schlug ihre Wellen auch nach Mecklenburg. Überall im Lande fanden stürmische Volksversammlungen statt, und traten Reformvereine ins Leben. Friedrich Franz war freudig bereit, an der Einigung Deutschlands unter Preußens Führung mitzuarbeiten und war auch von der Notwendigkeit einer Verbesserung der Landesversassung überzeugt. Ein vom Großherzog berufener außerordentlicher

3. Grundriß der mecklenburgischen Geschichte - S. 80

1899 - Leipzig [u.a.] : Süsserott
— 80 — Landtag tagte vom 26. April bis 17. Mai 1848 und brachte etn Wahlgesetz für die neue Landesvertretung, A bge-orbnetenfammer genannt, zustande. Die am 31. Oktober 1848 zu Schwerin eröffnete Abgeordnetenkammer legte dem Großherzog einen Verfaffungsentrvurf vor, der von ihm trotz vreler Bedenken angenommen und am 10. Oktober 1849 als nunmehr gültiges Staatsgrundgefetz veröffentlicht wurde Dre neue Verfassung, welche in dem Großherzog Georg von Mecklenburg-Strelitz und in der Ritterschaft ihre Hauptgegner hatte, wurde jedoch schon am 12, Septembe? 1850 durch den Freienwalder Schiedsspruch beseitigt. Die trüben Erfahrungen, welche diese unruhige Zeit dem Großherzog brachte, entmutigten ihn nicht, regten ihn vielmehr zu weiterem rüstigen Schaffen an. Er bestrebte sich alle Spuren der Aufregung zu verwischen, Zucht und Ordnung roteoer herzustellen. . 4. Kirche — j$me unermüdliche Thätigkeit entfaltete Friedrich Franz als Schirmherr und Ordner der Kirche. Als Organ für die Ausübung feiner oberbifchöflichen Macht fchuf er am 19. Dezember 1849 eine Behörde, den Oberkirchenrat. Sein früherer Lehrer, der nachherige Superintendent Kliefoth, war die Seele desselben und erwarb sich um die Hebung des kirchlichen Lebens in Mecklenburg die größten Verdienste. Der sromme und werkthätige Sinn des Großherzogs äußerte sich in zahlreichen Kirchenbauten. Unter ferner Regierung wurden 83 Kirchen erbaut und 113 einem völligen Umbau unterzogen. Die schönste von ihm erbaute Kirche ist die Paulskirche zu Schwerin. Auch viele milde Stiftungen und Wohlthätigkeitsanstalten verdanken ihm Begründung und Förderung, z. B. das Stift Bethlehem in Ludwigslust, das Rettungshaus in Gehlsdorf, der mecklenburgische Gotteskasten, das Anna-Hospital in Schwerin. 5. Schule. — Im gleichen Maße erfreute sich die Schule der Fürsorge des Großherzogs. Der Universität Rostock errichtete er ein prächtiges Gebäude; es wurde am 27. Januar 1870 eingeweiht. Er verdoppelte die Einnahmen der Hochschule, sorgte für ausreichende Lehrmittel, ließ eine Reihe Nebengebäude erbauen und brachte so die Landes-universität zu steigender Blüte. Ihrem dritten Gründer zu Ehren feiert die Universität alljährlich den 28. Februar. Den drei fürstlichen Gymnasien des Landes fügte er in

4. Grundriß der mecklenburgischen Geschichte - S. 81

1899 - Leipzig [u.a.] : Süsserott
- 81 — Doberan ein neues hinzu und begründete die fürstlichen Realschulen (jetzt Realgymnasien) in Schwerin und Ludwigslust. Viele Städte verdanken der edlen Anregung des Groß-herzogs die Gründung und Hebung höherer Schulen. Das Volksschulwesen war dem Großherzog besonders teuer. Seine Lieblingsschöpfung war das Seminar zu Neukl oster, welches 1862 errichtet und vom Großherzog jährlich mindestens einmal besucht wurde. In Neukloster wurde 1864 eine Blindenanstalt und bei Schwerin 1867 eine Jdioten-anstalt errichtet. Oft besuchte der Großherzog die Schulen seines Landes und wohnte dem Unterrichte bei. 6. Kunst. — Von der Liebe des Großherzogs zur Kunst legen außer den zahlreichen Kirchen- und Schulbauten noch mele andere Bauschöpfungen ein beredtes Zeugnis ab. Das herrlichste Denkmal feines Kunstsinns setzte er sich in dem Neubau des Schweriner Schlosses, dessen Einweihung am -6. 9)2cti 18o7 stattfand. An dem 1882 eröffneten Museum fanden die von seinen Ahnen gesammelten Kunst-und Altertums schütze, welche er selbst ansehnlich vermehrte Ausstellung, rjn der 9jiusif suchte und fand der Großherzog reiche Erquickung. Die Feier des Gottesdienstes erhöhte er durch Gründung eines Schloßkirchenchors; außerdem schuf er eine Hofkapelle, welche die bedeutendsten Meisterwerke weltlicher und geistlicher, Tondichter in würdigster Weise aufzuführen vermochte. Uber den Neubau des am 16 April 1882 abgebrannten Hoftheaters traf er noch kurz vor feinem Tode eingehende Bestimmungen. , ©mirrbc und Landwirtschaft nahmen unter der Regierung Friedrich Franz Ii. lebhaften Aufschwung. Zahlreiche Eisenbahnen durchkreuzten das Land nach allen Richtungen. T"ukv-l0nmere-.I!l ~stn^e verpflichtete sich der Großherzoa die ländliche Bevölkerung. Durchdrungen von der hohen Wichtia-keit' den ein seßhafter Bauernstand für das Staatswohl deicht, führte Friedrich Franz Ii. im Jahre 1867 eine allgemeine Vererbpachtung sämtlicher Bauernstellen im Domanium uirch. Die mecklenburgischen Bauern, welche bis dahin Teilpächter gewesen _ und manchen Beschwerungen unterworfen '1hl^z jetzt Erbpächter und Eigentümer. In den Abständigen Landgemeinden fanden dann auch zahlreiche Budner und Häusler eine auskömmliche Existenz l?^ri n,' "ls F°ldh°rr. - Ebenso hell wie in den Werken des Friedens strahlte der Ruhm des Groß- Benjes, Grundriß.

5. Grundriß der mecklenburgischen Geschichte - S. 88

1899 - Leipzig [u.a.] : Süsserott
37* Mecklenburg-Strelitz. 1. Adolf Friedrich Ii. 1701—1708. - Der Stifter öre! Hauses Mecklenburg-Strelitz, Adolf Friedrich Ii., war als jüngster Sohn Adolf Friedrichs 1. von Mecklenburg-Schwerin rm Jahre 1658 geboren. Adolf Friedrich Ii. war 0ün 9rfber Herzensgüte und eifrig bemüht, das Beste fernes Landes zu fördern. Zwistigkeiten mit b ein Prl°9 ,^nre. $ äßilhelnt von Mecklenburg-Schwerin ru ^elitzichen Herzöge nicht als ebenbürtig anerkennen wollte und die Befugnis zur Einberufung der Landtage für sich Em beanspruchte, führten dahin, daß Mecklenburg-Strelitz viele Jahre hindurch einen eigenen Landtag in Neu- brandenburg abhielt. Adolf' Friedrich Ii. erreichte ein f, <mdoninnolr 49 fahren; er beschloß sein Leben am 12. Mat 1708. 2. Adolf Friedrich Iii. 1708—1752. — Adolf Friedrich Iii. ist der Gründer der Residenzstadt Neustrelitz. Oktober 1712 legte eine Feuersbrunst das Schloß m totrelitz binnen wenigen Stunden in Asche. Ein Neubau wurde begonnen, aber nicht vollendet, weil Adolf Friedrich bald eine große Vorliebe für das nahe belegene Jagdschloß (Themse gewann und ]tch entschloß, Hier seinen Wohnsitz Hnten. 1726 wurde mit dem Bau eines prächtigen ^chlosies begonnen, um welches sich das jetzige Neustrelitz erhob, das 1733 mit Stadtrecht belehnt wurde. Adolf Friedrich Iii. war ein frommer, edler Fürst. In feinen letzten Lebensjahren vermochte er wegen großer Schwäche nur geringen Anteil an den Regierungsgefchäften zu nehmen, deren Führung von feiner Gemahlin mit Unterstützung der Räte Scheve und v. Altrecf übernommen wurde. Adolf Friedrich Iii. starb am 11. Dezember 1752 im Alter von 66 Jahren, ohne einen Sohn zu hinterlassen. 3. Adolf Friedrich Iv. 1752—1794. — Adolf Friedrich Iv. war beim Tode feines Oheims erst 14 Jahre alt; bis zur Beendigung feiner Studien führte feine Mutter die Regentschaft. Im Siebenjährigen Kriege verhielt sich Mecklenburg-^trelitz neutral und blieb deshalb von der harten Behandlung verschont, welche dem Bruderlande widerfuhr. Am liebsten hielt sich Adolf Friedrich Iv. in Neubrandenburg auf; hier erbaute er 1775 auch ein Schloß. In feiner nächsten Umgebung befanb sich stets feine ältere Schwester Christine; er selber blieb unvermählt. Unter seiner Regierung wurden

6. Grundriß der mecklenburgischen Geschichte - S. 90

1899 - Leipzig [u.a.] : Süsserott
- 90 - bei Wartenburg an der Elbe, bei Möckern und vor Paris. Bei Möckern erbeutete der Husar Timm einen Kaiseradler; es war der einzige, welcher im ganzen Feldzuge erobert wurde. d. Großherzog Karl. — Aus dem Wiener Kongreß wurde Mecklenburg - Strelitz zum Großherzogtum erhoben und erhielt eine Landentschädigung durch einen 10000 Einwohner umfassenden Distrikt im Saar-Departement, der 1819 jedoch für 1 Million Thaler an Preußen verkauft wurde. Großherzog Karl überlebte den Friedensschluß nicht lange. Am 6. November 1816 ging er im Alter von 75 Jahren zur ewigen Ruhe ein. 5. Georg. 1816—1860. — a) Georg als Thronerbe. — Georg war am 12. August 1779 in Hannover geboren und kam 1794 beim Regierungsantritt seines Vaters zum ersten Mal nach Mecklenburg. Er besuchte die Universitäten Rostock und Berlin und hielt sich dann längere Zeit in Italien aus, wo er wissenschaftlichen Studien lebte. Am Wiener Kongreß nahm er thätigen Anteil und wirkte hier zu Gunsten seines Hauses. b) Georg als Landesvater. — Wenn Georg auch außer Landes geboren war und bis dahin vielfach im Auslande gelebt hatte, so verstand er es doch trefflich, in der mecklenburgischen Volksseele zu lesen und ein landesväterliches Regiment zu sichren. Die tiese Friedenszeit, welche mit seinem Regierungsantritt anhob, ließ Handel und Verkehr aufblühen. Chaufseen wurden gebaut und die Wasserwege des Landes verbessert. Das Lehrerseminar verlegte Georg 1819 nach Mirorv; an der 1820 erfolgten Aufhebung der Leibeigenschaft hatte er wesentlichen Anteil. Er verschönerte die Residenz und erbaute die prächtige Schloßkirche. Als Freund der Künste unterhielt der Großherzog ein vorzügliches Theater und eine gute Kapelle, versammelte an seinem Hose auch oft berühmte Gelehrte und Künstler. c) Georgs Nachruhm. — Großherzog Georg starb im Alter von 81 Jahren und hinterließ allerorten Spuren seines landesväterlichen Wirkens. Einfach in seiner äußeren Erscheinung, bezeigte er für Arme und Bedrängte ein unerschöpfliches Wohlwollen. Weil unermüdlich thätig für des Landes Wohl und feines Volkes Glück, lebt er noch heute in dem Gedächtnis der Bevölkerung fort. Den Marktplatz zu Neustrelitz ziert fein ehernes Standbild.

7. Grundriß der mecklenburgischen Geschichte - S. 6

1899 - Leipzig [u.a.] : Süsserott
— 6 — und Wetter. Die selbstverfertigte Kleidung bestand aus einem leinenen Untergewand und einem wollenen Obergewand. Den Kopf bedeckte ein kleiner, runder Hut. Das Haar war stets gescheitelt. Schuhe und Stiefel wurden beständig getragen; barfuß zu gehen, galt als Zeichen größter Armut. Ein beliebter Schmuck waren die Schläfenringe. Dies waren Ringe aus Bronze, an einem Ende stumpf, am andern Ende zu einer Ose zurückgebogen. Sie wurden an einem Riemen, der durch diese Öse gezogen war, besestigt und am Kopfe getragen. Zu den Lastern des Wendenvolks gehörte die Vielweiberei. Die Knaben wurden von den Eltern sehr geliebt, die Mädchen aber meist als Last angesehen und übel behandelt. Den erwachsenen Söhnen lag die Verpflichtung ob, die alt und schwach gewordenen Eltern zu ernähren. Deshalb gab es im Wendenlande keine Arme und Bettler. Gegen Fremde übte der Wende im hohen Grade die Tugend der Gastfreundschaft. Oft stahl er nachts das, was er am anderen Morgen seinem Gaste vorsetzen wollte. 6. Kriegs- und Staatsleben. — Anfänglich ein friedliebendes, an der Scholle hängendes Volk, erwuchsen die Wenden in der Folge zu gefürchteten Kriegern. Sie stählten ihre Kraft in den unaufhörlichen Kämpfen, welche die Nachbarschaft der Dänen zur See und der Sachsen zu Lande mit sich brachten. Die Wenden waren im Kriege listig, tapfer und ausdauernd, daneben aber auch treulos und grausam. Sie brachen ohne Scheu einen feierlich beschworenen Vertrag und zeigten kein Erbarmen gegen den gefangenen Feind. Hauptwaffe der Wenden war das Schwert. Als Feldzeichen dienten Tierbilder, darunter wahrscheinlich der Kops des Wildstiers und der Greis, die späteren Wappentiere des Landes. — Die Wenden bildeten keine einheitliche Nation. Selten schlossen die einzelnen Stämme sich zu einem größeren staatlichen Verbände zusammen, lagen miteinander vielmehr oft in grimmiger Fehde. Die beste staatliche Ordnung war bei den Obotriten zu finden. An der Spitze jedes Stammes stand ein Fürst, Knese genannt. Die einzelnen Stämme zerfielen wieder in Gaue. Jeder Gau hatte seinen Tempel und seine Burg. Von den Tempeln ist keine Spur mehr vorhanden. Dagegen sind uns zahlreiche Überreste von Gauburgen erhalten; es sind unsere berühmten Burgwälle. 7. Hinterlassenschaft. — Die Burgen dienten als Fürstensitze und Zufluchtsorte der Bevölkerung in kriegerischen

8. Grundriß der mecklenburgischen Geschichte - S. 8

1899 - Leipzig [u.a.] : Süsserott
— 8 — wurde. Witzan wurde ein treuer Bundesgenosse des Franken-königs, und dieser verschaffte ihm 789 den Sieg über die Leutizen, welche jetzt ebenfalls tribut- und Heerespflichtige Unterthanen des fränkischen Reichs wurden. Im Jahre 795 wollte Witzan eine Reise an den Hos Karls nach Bardowiek antreten, wurde aber bei der Überfahrt über die Elbe von den Sachsen überfallen und getötet. Karl ahndete seinen Tod durch große Verwüstung des Sachsenlandes und Wegführuna vieler Geiseln. 2. fljrnsho. 79^-|809. — Auf Witzan folgte Thrasko (Thrasiko), der es ebenfalls treu mit den Franken gegen die Sachsen und Dänen hielt. Karl der Große belohnte ihn mit dem sächsischen „Nordalbingien" und dem Titel eines „Königs der Wenden". Im Jahre 809 ging Karl der Große über die Elbe und hals Thrasko die Burg der Smeldinger zerstören. In demselben Jahre wurde Thrasko zu Rerik auf Anstiften des Dänenkönigs Götrik ermordet. 3. Slaomir 809—819. — Nun warf sich der Obotritenfürst Slaomir zum Alleinherrscher auf, indem er Thraskos Sohn Ce ad rag vom Throne ausschloß. Unter Slaomir kühlte sich das freundschaftliche Verhältnis zwischen den Obotriten und Franken ab. Der große Kaiser bedurfte der Hülfe der Obotriten gegen die unterworfenen und beruhigten Sachsen nicht mehr. Er nahm sie nicht in den Verband des fränkischen Reichs auf, sondern kennzeichnete am Ende seines Lebens die Ostgrenze des Reichs durch Errichtung eines Grenzwalls, des limes Saxonicns. Derselbe begann bei Lauenburg, erstreckte sich längs der Delvenan (Stecknitz) bis Lübeck und endete an der Mündung der Schwentine östlich von Kiel. Die an Thrasko gemachte Schenkung wurde zurückgenommen. Trotzdem beharrte Slaomir in seiner Treue. Als er jedoch von Ludwig dem Frommen (814 — 840) aufgefordert wurde, die Herrschaft über das Obotritenland mit Ceadrag zu teilen, sagte er dem Kaiser die Freundschaft auf und verband sich mit den Dänen. Dieser Schritt kostete ihm Thron und Freiheit. Ein fränkisches Heer überschritt die Elbe; Slaomir wurde gefangen und nach Aachen ins Exil geführt. Ceadrag gelangte zu der ihm so lange vorenthaltenen Herrschaft. 4. (gmörng. 819—839. — Auch Ceadrag geriet anfangs in den Verdacht eines zu freundlichen Verhältnisses mit den Dänen. Kaiser Ludwig entschloß sich schon, den gefangenen Slaomir ins Obotritenland zurückzuschicken. Auf der Reise dorthin erkrankte Slaomir und starb, nachdem er vorher die Taufe angenommen hatte. Cr ist der erste getaufte Wende, von dem wir wifsen. Der staatskluge Ceadrag wußte sich aber durch persönlich überbrachte Geschenke beim Kaiser von allem Verdachte zu reinigen und in der Herrschaft zu erhalten. Sein insgeheimes Bemühen war jedoch darauf gerichtet, die Schwäche der kaiserlichen Gewalt zu Gunsten einer völligen Unabhängigkeit der Obotriten auszunutzen.

9. Grundriß der mecklenburgischen Geschichte - S. 9

1899 - Leipzig [u.a.] : Süsserott
— 9 — 5. Leadrngs Nachfolger waren von demselben Bestreben beseelt. Uber die Geschehnisse der letzten Jahrzehnte des 9. Jahrhunderts sind wir nur dürftig unterrichtet. Da die von Ludwig dem Deutscher: (843—876) und von Arnulf (887—899) unternommenen Heereszüge erfolglos blieben, errangen sich die Wenden völlige Unabhängigkeit. Sie glaubten sich jetzt ungestraft in unaufhörlichen Raubzügen weit ins Sachsenland hinein ergehen zu dürfen und machten den Wendennamen durch ganz Deutschland gefürchtet. b) Die Zeit der sächsischen Kaiser. 919—1024. 6. Heinrich I. (919—936) legte aufs neue Hand an das Werk der Unterwerfung der Wenden und zwang sie, Tribut zu zahlen. Ein unter Führung der Redarier entfachter, allgemeiner Aufstand wurde 929 durch die große Schlacht von Lenzen unweit Dömitz^ in welcher der Sage nach 200000 Wenden gefallen sein sollen, niedergeworfen. Gegen die Dänen richtete Heinrich I. die Markgrafschaft Schleswig wieder auf; an der unteren Elbe engte er die Wenden durch die Markgrafschaft Nordfachfen (die jetzige „Altmark") ein. 7. (Dtto 1. (936 — 973) hatte neue Empörungen der Wenden zu bekämpfen. Im Jahre 955, als die Ungarn Deutschland überschwemmten, machten sie einen Einfall in Sachsen, allerorten plündernd und würgend. Schnell aber ereilte sie das Racheschwert Ottos, der nach Besiegung der Ungarn aus dem Lechselde mit großer Heeresmacht von Süden her ins Land rückte. Am Gallustage, 16. Oktober 955, kam es ein der Raxa (entweder die Recknitz oder diereke, der Oberlaus der Elde bei Malchow) zu einer blutigen Schlacht. Die von ihren Fürsten Nakko und Stoin es geführten Wenden erlitten eine vernichtende Niederlage. Trotzdem war ihre Macht nicht gebrochen, und Otto sah sich noch kurz hinter einander zu mehreren Feldzügen genötigt, ehe er im ^ahre 962, über die Sicherheit des deutschen Nordens hinreichend beruhigt, seinen Krönungszug nach Italien eintreten sonnte. ^ Was durch das Schwert gewonnen war, suchte er durch die Predigt des Evangeliums zu befestigen. Für die Leutizen wurden die Bistümer Brll^en bürg und Havel-berg, für die Obotriten das Bistum Oldenburg (Aldenburg) bei Lübeck gegründet. 8. (Ottos I Jtachfülgcr vermochten diese Errungenschaften rncht zu behaupten. Der deutsche Einfluß, der sich besonders durch den Gebrauch deutscher Münzen, der „Wenden-Pfennige" und „Adelheidsmünzen" bemerkbar machte.

10. Grundriß der mecklenburgischen Geschichte - S. 10

1899 - Leipzig [u.a.] : Süsserott
- 10 — haftete nur an der Oberfläche. Die schwere Niederlage, welche Otto Ii. (973—983) im Jahre 982 in Unteritalien erlitt, rief einen allgemeinen Aufstand der wendifchen Stämme gegen die deutsche Herrschaft hervor, in dessen Verlauf die von Otto I getroffenen kirchlichen Einrichtungen der Zerstörung anheim fielen. Otto Iii. (983—1002) drang mit einem Heere im Jahre 994 bis Mikelinburg vor, mußte jedoch den Wenden einen günstigen Vertrag zugestehen. Heinrich Ii., der Heilige, (1002—1024) suchte die Wenden durch Milde zu gewinnen; die Leutizen wurden sogar seine Bundesgenossen im Kriege gegen die Polen. 9. Mistewoi. — In den Kämpfen der Ottonenkaiser mit den Wenden tritt die sagenhafte Gestalt des Dbotriteitfürften Mistevoi hervor, Nakkos Sohn. Mistevoi, der auch den sächsischen Namen Billung führte, hatte die Taufe angenommen und sich in zweiter Ehe mit der Schwester des Bifchoss Wago von Oldenburg vermählt. Ihr zur Liebe gestattete er die Anlegung eines Klosters zu Mecklenburg; beider Tochter Hodika wurde schon als Kind zur Äbtissin ernannt. Sein ältester Sohn Mistizlav ließ sich eine Verwandte des Sachsenherzogs Bernhard zur Ehe versprechen und begleitete mit taufend wenbifchen Reitern 982 beit Kaiser Otto Iii. aus beffeu Römerzug. Als 3jttftizlav nach feiner Rückkehr vom Herzog die Einlösung seines Versprechens begehrte, beschimpfte ihn ein sächsischer Große mit den Worten „Einem Hunbe brauche man des Herzogs Venvanbte nicht zu geben." Ein furchtbarer Aufstanb der Wenben im Jahre 983 war die Folge. Mistevoi verstieß feine christliche Gemahlin nahm feine Tochter Hobika aus dem Kloster und stellte ]tch an die Spitze des Rachezuges, der sich tief nach Sachsen hinein erstreckte. Auch Hamburg würde geplünbert und zerstört, ^m ganzen Wenbenlanbe sank das Kreuz Christi zu Boben. Mistevoi soll später im Wahnsinn gestorben sein. 10. pliflijlatj. — Mistevois Sohn Mistizlav bewies sich zu Lebzeiten seines Vaters und mehr noch nach bessen Tode als Chriftenfeinb und Deutschenhasser. Aus Staatsflugheit^anbcrte er in späterer Zeit fein Verhalten und schloß sich den ^achlen an. Daburch verbarb er es aber mit feinem Volke, welches nur unwillig die auferlegten Tributlasten trug. Die Dbotriten machten gemeinsame Sache mit den Leutizen, welche die Erfolglosigkeit ihres 1017 aeaen die Polen unternommenen Zuges der verweigerten Mithülfe des Dbotriteitfürften zuschrieben. Mistizlav würde 1018 tu fettter Feste Schwerin, beffeu Name hier zuerst in der Geschichte auftritt, belagert und zur Flucht gezwungen. Die Zeichen des Christentums würden aufs neue in bett Staub getreten und feine Bekenner schweren Marterqualen preisgegeben. An die Stelle des verbannten Mistizlav trat fein Bruder Ubo.
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