40
§ 9. Die Hauptgestalten der Württembergischen Geschichte.
Landwirtschaft, Handel und Verkehr war der König eifrig besorgt!
namentlich förderte er den Bau von Straßen; dem Handel diente unter
anderem die Gründung von Friedrichshafen; ein Hasen wurde augelegt und
zwischen der alten Stadt Buchhorn und dem Königl. Schloß, dem früheren
Kloster Hofen, ein neuer Stadtteil rasch geschaffen. Auch die Kunst konnte
trotz der schweren Zeiten eine erfreuliche Wirksamkeit in Stuttgart entfalten;
das Resideuzschloß wurde ausgebaut und der Schloßgarteu (die Königl. An-
lagen) geschaffen. Leider wurde der Eindruck aller dieser Tätigkeit dnrch die
leidenschaftliche Liebe des Königs zur Jagd sehr beeinträchtigt; denn sie
brachte viel Schädigung der Felder und Bedrückung des Landvolks dnrch
Fronen mit sich. Auch wnrde die gewalttätige Art, mit der neue Einrichtungen
durchgeführt wurden, als Härte bitter empfunden, selbst da, wo das Nene ein
Fortschritt war, und durch seine aufbrausende Heftigkeit war der König bei
hoch und nieder gefürchtet. Am schwersten aber hatte das Land unter den
fortwährenden Kriegen zu leiden.
3. Feldzüge mit und gegen Napoleon. Württemberg mußte alle die
Kriegsstürme mitmachen, in die der unersättliche Geist Napoleons die enro-
päischen Staaten hineintrieb. Doch war es ein Glück, daß Württemberg, wenn
es auch wiederholt die Durchzüge der französischen Truppen erlebte, doch uie
selbst zum Kriegsschauplatze wurde. Aber große Opser an Gut und Blut wurden
dem Volke auferlegt. 1806—-1807 kämpften die württembergischen Truppen
unter Napoleons Fahnen gegen Preußen, 1809 gegen Österreich, 1812 gegen
Rußlaud — von 15000 Mann kehrten nur einige Hundert zurück in trostlosem
Zustand —, 1813 gegen die vereinigten Preußen und Russen, wobei in den
blutigeu Schlachten von Bautzen und Deuuewitz der größte Teil der württem-
bergischen Truppen zugrunde ging. Erst die Schlacht bei Leipzig, in welcher
der General Normann mit seinen Reitern zu den Verbündeten überging, machte
der unnatürlichen Verbindung mit Frankreich ein Ende. Württemberg schloß
sich an Preußen, Österreich und Rußland an, und ein Heer von 24000
Württembergern unter dem Kommando des tapferen Kronprinzen Wilhelm
kämpfte i. I. 1814 ruhmreich mit, besonders bei la Rothiere und Monterean,
und warf i. I. 1815 die Franzosen am Rhein bei Straßburg zurück. Im
gleichen Jahre wurde Napoleon bei Waterloo aufs Haupt geschlagen, nach
St. Heleua verbannt und dem Kriege ein Ende gemacht.
4. König Friedrichs letzte Zeiten. Der äußere Friede war wiederher-
gestellt; auf dem Wiener Kongresse wurde der Deutsche Bund aufgerichtet,
dem auch Württemberg beitrat, und es wäre dem König und seinem Volke
zu gönnen gewesen, wenn beide auch im Innern des Friedens hätten froh
werden können. Statt dessen waren die beiden letzten Jahre der Regierung
Friedrichs durch Streitigkeiten nm die Verfassung ausgefüllt. Der König
bot den Ständen eine neue Verfassung an; diese lehnten das Dargebotene ab und
forderten „das gute alte Recht". Ehe es zu einer Einigung kam, starb der
König am 30. Oktober 1816. Sein Tod wnrde wie eine Erlösung von
hartem Druck empfunden, die Nachwelt aber anerkennt die Bedeutung Friedrichs
als des Neugründers des Württembergischen Staates.
König Wilhelm I. (1816—1864).
Wilhelms I. Thronbesteigung wurde mit Jubel begrüßt, und man hoffte
von ihm eine wohlwollende und einsichtsvolle Regierung. Die Hossuung wurde
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TM Hauptwörter (200): [T21: [Napoleon Bluch Heer General Preußen Franzose Schlacht Armee Mann Wellington], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution], T71: [Deutschland Krieg Preußen Volk Napoleon Frankreich Macht Frieden Europa Land], T67: [Preußen Bund Staat König Regierung Deutschland Verfassung Frankfurt Reichstag Bundestag], T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland]]
Extrahierte Personennamen: Napoleon Napoleons Napoleons Normann Wilhelm Napoleon Friedrichs Friedrichs Friedrichs Wilhelm_I. Wilhelms_I.
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Volksschule
Regionen (OPAC): Brandenburg, Hohenzollern, Pommern, Posen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
28
Blicke in dir Vergangenheit Pommerns.
sie seinen Befehlen nicht sofort gehorchten, sollte nichts von der Stadt
übrig bleiben, und wenn er selbst darüber zu Grunde ginge;" sogar
dem Befehle seines Kaisers zu Trotz verschwor sich der wilde Kriegs-
mann: „Und wenn Stralsund mit Ketten an den Himmel geschlossen
ist, so muß es herunter!" Da rüsteten sich die Stralsunder zum
verzweifeltsten Widerstande und schickten Greise, Weiber und Kinder
nach Schweden. Am 7. Juli liefen die Kaiserlichen die ganze Nacht
hindurch vergeblich Sturm. Wallenstein wüthete und konnte kaum
den Tagesanbruch erwarten, an welchem die Trommel von Neuem
die Regimenter zum Sturm gegen die hartnäckige Stadt führte.
Aber der Abend brach herein, wieder deckten 1500 Kaiserliche als
Leichen den Kampfplatz, und noch war kein Fuß breit Erde erstritten.
Nach einigen Tagen vergeblichen Stürmens befahl er, die Stadt in
Trümmer zu schießen. Nun donnerte und krachte es Tag und Nacht,
die Bomben zündeten, die Löschenden wurden getödtet, der Dienst in
den Schanzen und beim Löschen gestatteten den Bürgern nur wenig
Rast; aber sie hielten standhaft aus für Freiheit und Evangelium.
Wenn die stille Nacht hereingebrochen war und die Kaiserlichen der
Ruhe pflegen wollten, da öffnete sich leise ein Stadtthor, und geräusch-
los zogen einige hundert Bürger hinaus bis in die Nähe des Lagers
und stürzten mit Kriegsgeschrei über die schlafenden Feinde her. Welche
Verwirrung, welch' Schießen, Schreien, Trommeln und Laufen im
Lager! Und wenn man sich endlich geordnet hatte, da verschwanden
die Städter im Dunkel der Nacht hinter Wall und Mauer. Die
kaiserlichen Soldaten wurden mit jedem Tage mißmuthiger; Krank-
heit und Seuchen, 2000 Schweden und 200 dänische Schiffe nöthig-
ten endlich den stolzen Wallenstein zu schmählichem Rückzuge. In
den zwölf Wochen der Belagerung sollen 12,000 Kaiserliche vor den
Mauern Stralsund's ihr Grab gefunden haben!
3. Nach 2oo Jahren wurde Stralsund wiederum der Schau-
platz eines heldenmüthigen Kampfes um Deutschlands und Preußens
Unabhängigkeit von der Herrschaft Napoleons'. Es war im April
1809, Oesterreichs Kaiser versuchte noch einmal den Kampf mit dem
fremden Eroberer und rief die deutschen Völker zum Beistände auf;
da ließ der Major v. Schill am 29. April in Berlin sein Hu-
sarenregiment satteln und rückte mit vollem Gepäcke aus der Stadt.
Nachdem er einige Meilen marschirt war, ließ er seine 600 Husaren
einen Kreis schließen und forderte sie auf, ihm zu folgen und dsn
Krieg gegen den Unterdrücker auf eigne Faust zu beginnen. Er hoffte,
der König werde den muthigen Schritt billigen und mit seinem gan-
zen Heere losbrechen. „Wir folgen Alle!" rief es wie aus einem
Munde, wobei die Säbel kampfmuthig geschwungen und dem Könige
ein dreifaches Hurrah gebracht wurde. Es ging gegen die Elbe, und
bald wuchs das Häuflein durch hinzukommendes Fußvolk; aber eine
Erhebung des preußischens Volks in Masse fand nicht statt, weil man
ohne den Willen des geliebten Königs nichts unternehmen wollte.
TM Hauptwörter (50): [T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
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Extrahierte Ortsnamen: Pommerns Schweden Deutschlands Oesterreichs Berlin
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30
Blicke in die Vergangenheit Pommerns.
als die Bombe sprang, und rief aus: „Wenn das so fortgeht, so
werden wir doch noch müssen zu Kreuz kriechen." Da entgegnete
Nettelb eck zornentbrannt: „Halt! Der Erste, wer es auch sei, der
das verdammte Wort wieder ausspricht, der stirbt des Todes von
meiner Hand!" Zugleich zog er den Degen und richtete ihn gegen
Loucadou. Dieser zog gleichfalls und wollte den verwegenen Bür-
ger niederstechen. Die Umstehenden brachten die Beiden zwar aus-
einander, doch der Kommandant wollte seinen Beleidiger vor ein
Kriegsgericht stellen und zum Tode verurtheilen lassen. Der Unwille
seiner Offiziere und eine drohende Aufregung unter den Bürgern hin-
derten ihn aber daran. — Der geängstigte Nettelbeck, als ersah,
wie der alte, unfähige Kommandant Alles vernachlässigte, schrieb an
den König und bat dringend um einen andern Kommandanten. Da
kam denn der tapfere Gn ei sen au, und Nettelb eck sank vor Rüh-
rung vor ihm auf's Knie und sprach: „Ich bitte Sie um Gottes
willen, verlassen Sie uns nicht, wir wollen Sie auch nicht verlassen,
so lange wir noch einen warmen Blutstropfen in uns haben, sollten
auch alle unsere Häuser zu Schutthaufen werden. So-denke ich nicht
allein; in uns Allen lebt nur ein Sinn und Gedanke: Die Stadt
darf und soll dem Feinde nicht übergeben werden!" —Zwei Mal
geleitete der muthige Mann bülfebringende Schiffe durch Sturm und
Brandung sicher in den Hafen, trotz augenscheinlicher Lebensgefahr.
Der wackere Vaterlandsfreund ward nicht müde, die Trägen zu thäti-
ger Mithülfe anzuregen, auch wenn er dafür Grobheiten, ja selbst
Mißhandlungen erdulden mußte. So ist Nettelb eck das nach-
ahmungswerthe Vorbild des ächt preußischen Bürgers voll Vater-
landsliebe, Muth und freimüthiger Offenheit.
5. Nicht geringern Ruhm hat vor Zeiten Stettin errungen.
Als der große Kurfürst die Schweden 1675 bei Fehrbellin in der
Mark Brandenburg besiegt halte, gedachte er bei dieser Gelegenheit
sein Recht auf Pommern durchzusetzen, welches ihm im westphälischen
Frieden verkürzt worden war. Wolgast, Wollin, Anklam und Dem-
min mußten sich ergeben. Aber vergebens belagerte er Stettin.
Dieses war stark befestigt, und die Bürgerschaft war freudig bereit,
mit der tapfern schwedischen Besatzung zu siegen oder zu sterben.
Tag für Tag sausten glühende Kugeln, Bomben und Granaten,
Stinksäcke, Stinktöpfe und all' das andere Zeug, was für den Krieg
ersonnen war, den Stettinern um die Köpfe. Eine grausame Zer-'
störung sah man bereits in den Straßen der Stadt, viele Familien
beweinten theure Glieder. Aber das beugte den Muth der Tapfern
nicht. Oft warfen die Belagerten frisch gebackene Semmeln den
Brandenburgern zu, zum Zeichen, daß bei ihnen keine Noth sei.
Lose Vögel hängten an einem Thurme das Bild eines Schneiders
mit Scheere und Elle aus, um den alten Derfflinger, einen
General des Kurfürsten, der früher Schneider gewesen war, zu
foppen. Und als bei zunehmender Bedrängniß der Stadt günstige
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T34: [Schweden König Gustav Dänemark Preußen Krieg Polen Adolf Frieden Holstein], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T85: [Friedrich Schlacht Heer Sachsen Schlesien Sieg König Böhmen Feind Kaiser]]
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Volksschule
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20
Blicke in die Vergangenheit Schlesiens.
ten und brannten sie Alles nieder, Städte und Dörfer, Kirchen und
Klöster. Die Bewohner wurden erbarmungslos niedergehauen oder
in die Sklaverei geschleppt. So zogen sie verheerend und mit Beute
beladen einher, und einige ihrer Haufen kamen auch nach Schlesien.
Die wilden Feinde stießen in der Gegend von Liegnitz, da wo später
das Kloster Wahlstalt erbaut wurde, auf ein christliches Heer unter
Heinrich Ii. Am 9. April 1241 entbrennt die heiße Schlacht gegen
die fünfmal so zahlreichen Feinde. Diese sprengen auf ihren kleinen,
aber ausdauernden Pferden wild heran, werfen ihre Lanzen, schießen
einen Hagel von Pfeilen ab und wenden sich plötzlich zur Flucht.
Die christlichen Reiter setzen ihnen nach. Da kehren die Mongolen
nach ihrer gewöhnlichen Kriegslist unerwartet um und greifen ihre
Verfolger von allen Seiten an. Das Schlachtgetümmel wird immer
furchtbarer. Doch an den eisernen Rüstungen der deutschen Ritter
prallen die Pfeile der Feinde ab, brechen der Lanzen Spitzen. Aber-
mals schicken sich die Wilden zum Rückzuge an. Da erhebt es sich
aus ihren Reihen wie ein -Menschenhaupt, fürchterlich anzusehen; es
speit Rauch, Feuerflammen und Steine. Den christlichen Streitern sinkt
dermuth; sie meinen, der Teufel selbst kämpfe für die Heiden. Viele
flohen; nur Herzog Heinrich nicht. Er siel im wilden Getümmel,
die Mongolen hieben ihm den Kopf ab, steckten denselben auf eine
Stange und zogen damit vor das Schloß zu Liegnitz. Doch hier
wurden sie blutig abgewiesen, und sie eilten durch Oberschlesien zu-
rück, weil-ein böhmisches Heer im Anzuge war.
Als die fromme Hedwig den Tod ihres einzigen Sohnes ver-
nahm, tröstete sie ihre weinende Schwiegertochter und sprach in groß-
ßer Fassung: „Es ist Gottes Wille, und uns muß gefallen, was
Gott will und Gott gefällt." — Das Land aber war durch den
sechswöchentlichen Aufenthalt der Mongolen in Schlesien zur Wüste
geworden. Von jetzt ab wurden die Einwanderungen der Deutschen
noch häufiger, polnische Sitten und polnische Sprache verschwinden
auf der Westseite des Landes immer mehr.
* *
*
Rach dem Tode Heinrich Ii. zerfiel Niederschlefien in drei Fürsten-
thümer: Breslau, Liegnitz und Glogau. Dabei blieb's aber nicht;
durch fortwährende Theilung der Länder unter die hinterlassenen
Söhne der Fürsten entstanden der kleinen Fürstenthümer in Schlesien
noch mehrere. Ohne Krieg zwischen den Brüdern und Verwandten
ging es bei solchen Theilungen selten ab; denn die schlesischen Für-
sten aus der Familie der polnischen Piasten waren meist voll Hab-
sucht und Kampflust, verübten gegen einander List und schändlichen
Betrug und brauchten viel Geld. Dadurch kam es dahin, daß die
schlesischen Herzöge bald ohnmächtige Herren wurden und sich nach
dem Schutze eines Mächtigeren umsehen mußten. So gelang es
dem Könige Johann von Böhmen, sie alle nach einander zu böhmi-
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
TM Hauptwörter (100): [T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann], T85: [Friedrich Schlacht Heer Sachsen Schlesien Sieg König Böhmen Feind Kaiser], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T78: [Polen Rußland Preußen Land Orden Russe Stadt Reich Warschau Weichsel]]
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Extrahierte Personennamen: Heinrich_Ii Heinrich Heinrich Heinrich Hedwig Heinrich_Ii Heinrich Johann_von_Böhmen Johann
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32
Blicke in die Vergangenheit Schlesiens.
bens. Da baten ihn seine Generale, die Schlacht zu verlassen und
seine Person zu sichern. Er ließ sich dazu bewegen, und sie versuch-
ten nun mit unbesorgtem Muthe von Neuem das Glück der Schlacht.
Noch stand das ganze Fußvolk wie eine lebendige Mauer unerschüt-
tert da. Die beiden ersten Reihen lagen auf den Knieen, um zu
laden und zu schießen, die beiden Hinteren Glieder feuerten über sie
hinweg. Alles ging wie auf dem Erercirplatze, wo der alte Dessauer
die preußische Infanterie jahrelang geschult hatte. Die Feinde hatten
ein solches beständiges Feuer noch nie erlebt; sie waren bald nicht
mehr heranzubringen. Da nahm General Schwerin zuletzt die ge-
sammte Armee noch einmal zu einem Hauptangriff zusammen. Noch
einmal erhob sich das Rollen des Gewehrseuers wie ein stetiges Don-
nerwetter, furchtbar funkelten die Bajonette in den Strahlen der
untergehenden Sonne: die Oesterreicher traten den Rückzug an. Die
hochbeglückte preußische Armee aber brachte die Nacht auf dem Wahl-
platze beim Wachtfeuer zu.
2. Unterdeß war Friedrich fast größerer Gefahr entgegengegan-
gen, als die war, aus der ihn seine Generale entfernt hatten. Mit
kleinem Gefolge war er erst nach Löwen, dann nach Oppeln gerit-
ten, wo er vor Mitternacht anlangte und Preußen zu finden hoffte.
Aber die Stadt war inzwischen von Feinden besetzt worden. Als
nun der König Einlaß verlangte, brachen österreichische Husaren her-
aus und begrüßten ihn mit Schüssen. Im Nu warf er sein Pferd
herum, und mit den Worten: „Adieu, meine Freunde! ich bin des-
ser zu Pferde, als ihr Alle!" — sprengte er nach Löwen zurück.
Dort erhielt er die Nachricht von dem erfochtenen Siege. Man
lernte jetzt den „brandenburgischen Markgrafen" ganz anders schätzen,
als beim Beginn des Krieges. Und da sich Maria Theresia von
den Franzosen und Baiern aufs Aeußerste bedrängt sah, schloß sie
1742 mit Friedrich den Breslauer Frieden, der in Berlin bestätigt
wurde. Durch diesen gewann der König ganz Schlesien und die
Grafschaft Glaz, ein Dritttheil seines ganzen bisherigen Besitzes, und
zog unter dem Jubel seines siegesfreudigen Volkes in Berlin ein.
Druck von Graß, Barlh und Eomp. (W. Friedrich) in Breslau.
TM Hauptwörter (50): [T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Maria_Theresia Maria Theresia Friedrich Friedrich Friedrich) Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Schlesiens Oppeln Baiern Berlin Berlin Barlh Breslau
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18
Blicke in die Vergangenheit Westphalens.
deutsches Herz darüber nicht verloren, wie manche von Seines-
gleichen. Ihn empörte das Benehmen der Römer, und er be-
schloß, die Freiheit seines Volkes zu retten. Hin und her in den
Wäldern und Schluchten versammelte er die Häupter desselben und
schloß im Geheimen mit ihnen einen Bund zur Vertreibung der
Römer. Gegen Varus stellten sich die Verschworenen aber immer
freundlicher. Um die römische Militärmacht zu zerstreuen, erbaten
sich auf ihr Anstiften deutsche Gemeinden römische Soldaten als
Schutzmannschaften, ja Varus ließ sich selbst verleiten, seine Feste zu
verlassen und an der Weser ein Sommerlager mit 3 Heerhaufen
(Legionen) zu beziehen. Da erhob sich, während Varus ein ver-
gnügliches Lagerleben führte, ein Volksaufstand unter den Marsen im
östlichen Westphalen. Er war angeschürt durch die Verschworenen,
um Varus südlicher in das unwegsame Gebirge zu locken, und die-
ser, in stolzer Sicherheit selbst die Warnung des Verräthers nicht
achtend, ging mit seinen Legionen in die Falle.
2. Bei seinem Auszuge geleiteten sogar mehrere deutsche Fürsten
den römischen Feldherrn. Dann aber trennten sie sich von ihm,
unter dem Vorgeben, sie wollten ihm ihre Schaaren zuführen. An-
statt dessen riesen sie daheim die Ihrigen zum Freiheitskampfe; von
Gau zu Gau erscholl der Ruf und riß selbst die Gleichgültigen mit
fort. Sorglos zog indeß das Römerheer durch einen furchtbaren
Wald; da mußten erst Wege in das Dickicht gehauen und Gewässer
überbrückt werden. Es war ein langer und langsamer Zug; viel
Gepäck, selbst Weiber und Kinder folgten. Ordnungslos zog Alles
dahin. Ein anhaltender Regensturm durchweichte den Boden, Roß
und Mann glitten auf den schlüpfrigen Pfaden aus, schon herrschte
allgemeine Ermattung. Da plötzlich zeigen sich auf allen Seiten im
Dickicht des Waldes feindliche Haufen; es erfolgen vereinzelte An-
griffe, dann wird der Kampf allgemein. Mit Mühe erreichen die
Römer eine freie Stelle. Die Angriffe lassen nach, es kann ein
Lager zur Nachtruhe aufgeschlagen werden. — Varus merkt die Ge-
fahr, in die er gerathen ist; er läßt am nächsten Morgen einen
großen Theil des Gepäcks verbrennen und wendet sich westwärts,
um das feste Aliso an der Lippe zu erreichen. Aber noch ist erst
der Osning zu übersteigen und alsdann eine moorgrundige Ebene zu
passiren. Die Legionen der Römer schließen sich fester an einander;
denn kaum haben sie das Gebirge betreten, so werden sie von Neuem
angegriffen und erreichen unter steten Kämpfen bis zum Tode er-
müdet am Abend wieder einen freien Platz; doch kann die Befesti-
gung des Lagers nicht beendet werden. Mit dem dritten Morgen
wiederholen sich Regensturm und feindliche Angriffe. Die schwere
Bewaffnung der Römer hindert sie auf dem Marsche, die Bogen-
sehnen sind vom Regen erschlafft und versagen den Dienst. Unter
großen Verlusten gelangt das bedrängte Heer an den Abhang des
Waldgebirges zu jener Ebene. Aber hier ist die Hauptmacht der
TM Hauptwörter (50): [T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch]]
TM Hauptwörter (200): [T56: [Römer Rhein Varus deutsche Armin Jahr Hermann Land Deutschland Tiberius], T121: [Feind Reiter Pferd Heer Mann Flucht Lager Soldat Seite Reiterei], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat]]
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
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14
Me es in der Nheinprovin; ausfieht.
800 Jahre lang war nach Karl dem Großen Aachen die Krönungs-
ftadt der deutschen Kaiser und ihrer 38 wurden dort gekrönt und
hielten Reichstage daselbst; heute noch ist es eine der größten preu-
ßischen Rheinstädte.
An der Roer, welche in die Maas fließt, liegt Jülich, die
Hauptstadt des ehemaligen Herzogthumes; die Umgegend ist reich
und als eine Kornkammer für die Gebirgsbewohner anzusehen; wäh-
rend die Gegenden der Eifel und der hohen Veen wenig bevölkert
sind, beginnt bei Jülich die fruchtbare Ebene, in welcher 6-7000
Menschen auf der Quadratmeile wohnen.
Wie der Regierungsbezirk Aachen im Gebiete der Roer liegt,
so zieht sich der westliche Theil des Regierungsbezirkes Düsseldorf
an der Niers entlang; diese fließt fast ganz in demselben; in ihrem
Gebiete liegen viele und wohlhabende Städte, so Crefeld, eine
der blühendsten Städte des Rheinlandes, wo namentlich viele und
gute Seidenwaaren gefertigt werden; Geldern hat einem großen
Herzogthume den Namen gegeben, welches freilich lange nicht mehr
besteht. Cleve ist eine alte Stadt; es war früher die Haupt-und
Residenzstadt der Grafen von Cleve. Die Stadt lehnt sich an die
niedrige Hügelreihe an, welche den Rhein bis zur holländischen Grenze
begleitet. Obgleich die Höhen nicht über 200 Fuß hoch sind, so hat
man von den Bergen um Cleve doch eine weite Aussicht, indem
mgn 24 Städte überschaut und über den Rheinstrom, sowie über die
fruchtbaren Niederungen meilenweit hinsieht.
Die wichtigsten Eisenbahnen auf dieser Seite des Rheines
sind die von Cöln nach Aachen, von wo Bahnlinien nach Belgien
und Frankreich weiter führen, und die von Aachen und von
Cöln nach Düsseldorf und nach Ruhrort.
4. Das Land östlich vom Rhein.
Von der Lahn bis zur Sieg zieht der Westerwald; er ist
reich an Eisen. Im Siegenschen Lande ist der Boden überall von
Stollen und Schachten durchwühlt; Hüttenwerke erheben sich mit
Rauchwolken an sehr vielen Orten. Die meisten Bewohner sind bèi
Berg- und Hüttenwerken beschäftigt.
Weiter nördlich fließt die Wupper oder Wipper; sie ist nicht
sehr groß, aber durch die Menge von Fabriken, die an ihr entstan-
den sind, einer der merkwürdigsten Flüsse Deutschlands. Die volk-
reichste und gewerbreichste Gegend des Wupperthales ist die von
Barmen und Elberfeld. Beide Städte sind die ersten Manu-
fakturstädte unseres deutschen Vaterlandes. An den Usern des Flusses
ziehen sich die Baumwollenspiunereien, die Wollenwebereien, die Zeug-
druckereien, die Bleichen, die Türkischrvth-Färbereien entlang; Bar-
men liegt dicht bei Elberfeld am oberen Laufe des Flusses; beide
Städte dehnen sich fast 3 Stunden lang aus und haben zusammen
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TM Hauptwörter (100): [T80: [Rhein Stadt Festung Mainz Maas Straßburg Frankreich Metz Elsaß Deutschland], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art], T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer]]
TM Hauptwörter (200): [T66: [Stadt Kreis Einw. Berlin Einwohner Schloß Regierungsbezirk Sitz Provinz Düsseldorf], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T94: [Stadt Fabrik Handel Dorf Schloß Weberei Einwohner Einw. Nähe Bergbau], T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland]]
Extrahierte Personennamen: Karl_dem Karl Maas Crefeld Cleve Cleve
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Regionen (OPAC): Brandenburg, Hohenzollern, Pommern, Posen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
Albrecht der Bär und Kurfürst Friedrich. — Die Schlacht bei Mühlberg. 31
Belehnung. Da ward die Urkunde verlesen, daß die Mark von nun
an für immer den Hohenzollern verbleiben solle. Der Kurfürst schwur
den Eid der Treue mit lauter Stimme auf das Evangelium, em-
pfing das Brandenburgische Banner, Reichsapfel und Scepter, küßte
das Reichsschwert und verrichtete seine Danksagung.
Er regierte die Mark bis 1440, und seine Nachkommen haben
noch fast 250 Jahre als Kurfürsten das Land beherrscht, welches immer-
mehr, besonders durch den großen Kurfürsten, an Umfang und Macht
wuchs, und unter diesem schon der vornehmste deutsche protestantische
Staat ward. Daher war es ganz in der Ordnung, daß Kurfürst
Friedrich Iii. 1701 sich in Königsberg die Königskrone aufsetzte, und
so das Kurfürstenthum Brandenburg zum Königreich Preußen machte.
9. Pie Schlacht bei Mühlberg.
Nach Luther's Tode brach schweres Unglück über die Evangeli-
schen herein. Der Kaiser Karl V. hatte bis jetzt bald mit den
Türken, bald mit den Franzosen zu thun gehabt und war dadurch
verhindert worden, etwas Ernstliches gegen die Protestanten zu unter-
nehmen. Nun aber hatte er keine äußern Feinde mehr zu fürchten,
und, er beschloß, die Evangelischen mit Gewalt zu unterdrücken.
Die evangelischen Fürsten hatten schon 1531 ein Bündniß zur
Bertheidigung ihres Glaubens zu Schmalkalden geschlossen. Als
sie die Absicht des Kaisers merkten, rüsteten sie eilig ihre Heere; aber
ihre Ängstlichkeit und Eifersucht machten einen Angriff unmöglich.
Den Kurfürsten Johann Friedrich von Sachsen rief die
Treulosigkeit seines Vetters Moritz in seine Länder zurück. Dieser war
evangelischen Glaubens und Schwiegersohn des Landgrafen Philipp
von Hessen, eines Bekenners des evangelischen Glaubens. Den-
noch stand er heimlich mit dem Kaiser in Unterhandlung und besetzte
die Länder Johann Friedrich's mit Gewalt. — Zwar nahm dieser
sie wieder; nun aber machte sich 1547 der Kaiser in Verbindung mit
Moritz gegen ihn auf. Der Kurfürst suchte das feste Wittenberg
zu erreichen. Der Kaiser zog ihm am andern Ufer der Elbe bis
Mühlberg nach. Er sah Anfangs keine Möglichkeit, über den Fluß
zu kommen; doch zeigte ihm ein verrätherischer junger Bauer eine Fuhrt.
Es war ein Sonntagsmorgen. Der Kurfürst wohnte gerade dem
Gottesdienste bei, als er die Nachricht erhielt, daß der Kaiser im An-
zuge sei; dennoch wollte er sich in seiner Andacht nicht stören lassen.
Als er endlich aufbrach, wurde er von den kaiserlichen Reitern ein-
geholt und zur Schlacht gezwungen. Aber die Seinen wurden ge-
worfen; er selbst erhielt einen Hieb in die linke Wange und mußte
sich den Feinden ergeben. Gefangen und mit Blut bedeckt, wurde
er vor den Kaiser geführt. Als er diesen erblickte, hob er die Augen
gen Himmel und sprach: ,,Herr Gott, erbarme dich meiner; nun bin
ich hier!" Er wollte dem Kaiser die Hand reichen; aber dieser wandte
sich ungnädig ab. Und als er anhub: „Allergnädigster Kaiser!" —
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Extrahierte Personennamen: Albrecht Friedrich Friedrich Friedrich_Iii Friedrich Karl_V. Karl_V. Johann_Friedrich_von_Sachsen Johann Friedrich Moritz Philipp
von_Hessen Philipp Johann Moritz
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Volksschule
Regionen (OPAC): Brandenburg, Hohenzollern, Pommern, Posen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
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Wie cs in der Provinz Wcstphalen aussieht.
nicht bloß an Steinkohlenlagern, sondern auch an Eisenerzen und
Galmei ist die Mark reich. Aus letzterem Erze wird in besonderen
Oefen das Zink gewonnen, welches man zum Decken flacher Dächer
statt der Kupferplatten und zu allerlei Gerüchen gebraucht. An
der Ruhr werden viele Tausend Tonnen Braun- und Thon-
eisenstein, auch Blackband oder Kohleneisenstein zu Tage geför-
dert. Es ist ein besonderer, von Gott in den Schoß des
Landes gelegter Segen, daß neben den Erzen sich ein so un-
ermeßlicher Reichthum an Brennmaterial findet; denn die Eisen-
werke und Galmeiöfen, in denen das Zink gewonnen wird,
brauchen ungeheure Massen von Kohle, die aus den Schachten in
der Nähe ohne beträchtliche Transportkosten geliefert wird. In
thurmartigen Hohöfen, aus denen die Flamme emporschlägt und bei
Nacht weithin einen Hellen Schein verbreitet, wird das Eisenerz ge-
schmolzen. Das so gewonnene Roh- und Gußeisen wird in Eisen-
hämmern, Gießereien, Walzwerken und Stahlfabriken weiter ver-
arbeitet.
Hamm war ehemals die Hauptstadt der Grafschaft Mark, und
ist jetzt noch der bedeutendste von allen Orten, welche an der Lippe
liegen; bei ihr kreuzen sich die Cöln-Mindener und die Westphälische
Eisenbahn; so heißt die Bahnlinie, welche aus Thüringen und
Hessen gegen Norden zum Seehafen von Emden führt.
Hamm hat durch Kohlenbergbau und Eisenwerke an Häuser- und
Bewohnerzahl, wie an Wohlstand sehr gewonnen; auch ist sie der
Sitz des Appellationsgerichtes für den Regierungsbezirk Arnsberg,
zu dem sie gehört. Weil früher die Zubereitung der im Auslande
weit berühmten Westfälischen Schinken in Hamm einen Hauptsitz
hatte, so erhielten dieselben in den Niederlanden den Namen: „Ham-
men." — Nachdem die Eisenbahn die Lippe überschritten hat, wen-
det sie sich der alten freien Reichsstadt Dortmund zu. Es liegt
am Haarstrange und zwar an dem Theile, der Ardei heißt; es
befindet sich so recht in der Mitte des Kohlenrevieres der Grafschaft
Mark; hier werden die meisten Kohlen verladen. Eine Menge Ma-
schinenwerkstätten, Lokomotivschuppen, Güter- und Wagengebäude
stehen nebeneinander. Denn hier zweigt sich von der Cöln-Mindener
Bahn die Bahnlinie ab, welche durch die gewerbreichcn Gegenden
von Hagen, Barmen und Elberfeld führt, und ebenso die
Dortmund-Soester Bahn. Dicht neben dem Bahnhofe liegt der
berühmte Hügel mit der alten absterbenden Linde, worunter einst die
„geheime Kammer des heiligen deutschen Reiches," der oberste Frei-
stuhl stand und die Feme ihre Freigrafen, Schöffen und Frohnen
versammelte. Hier wurden die berüchtigten Femgerichte gehalten.
Im südlichen Theil der Mark wechseln in anmuthiger Weise freund-
liche Thäler mit grünen Berghöhen. An den unzähligen Flüßchen
stößt Fabrik an Fabrik, Garten an Garten. Oft sind die Flüffe mit
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Boleslaw Chrobry.
23
350 Vaterlandsfteunde aus einem Hinterhalte, wo sie die Nacht sich
verborgen, plötzlich über die Brücke der Moldau zu dem Thore der
Stadt. Nach blutigem Kampfe mit den Polen drangen sie in das
Thor ein. Da erscholl vom Wyhzehrad her die Sturmglocke und
rief die Bürger zum Kampfe. Eiligst verließ Boleslaw mit seinen
Haufen erst die Stadt, dann das Land. Ein Sohn des vertriebe-
nen Böhmenherzogs ward jubelnd auf den alten Fürstenstuhl erhoben.
Nun drangen die Deutschen bis 2 Meilen von Posen vor. Da bat
Boleslaw um Frieden und erhielt ihn unter ehrenvollen Bedingungen.
So hatte er alle Eroberungen im Westen verloren, aber durch einen
schnellen und kühnen Zug gewann er sie wieder; denn der deutsche
Kaiser hatte im eignen Lande alle Hände voll mit aufrührerischen
Großen zu thun. Es kam zu einem Frieden, in welchem der Polen-
fürst mit allen eroberten Ländern vom Kaiser belehnt wurde. Doch
entstanden nach demselben noch mehrere Male blutige Kämpfe, in
welchen sich Boleslaw mit großer Klugheit und Geduld vertheidigte.
Die deutschen Kaiser begnügten sich endlich damit, daß die Polenfür-
sten ihnen scheinbar huldigten; sie mußten aber in Zukunft die Un-
terwerfung immer erst wieder von Neuem und auf kurze Zeit er-
kämpfen.
4. Unter Boleslaw Chrobry beginnen nun auch die ersten
Anfänge der Kämpfe zwischen Polen und Russen, welche Jahrhun-
derte lang dauerten und in den neueren Zeiten den Untergang des
polnischen Reichs haben herbeiführen helfen. In Rußland war der
Eidam des Polenfürsten, Swätopolk, aus seiner Hauptstadt Kiew
durch den Fürsten Jaroslaw von Nowgorod vertrieben worden. Als
nun Boleslaw dem deutschen Kaiser einen günstigen Frieden abgetrotzt
hatte, beschloß er, die Sache seines Eidams mit den Waffen zu füh-
ren. Er gelangte mit seinem Heere an die Ufer des Bugflusses.
Jenseits lagerte Jaroslaw mit den Seinen. Die Polen bereiteten
Brücken, um über den Fluß zu setzen, da spottet Jaroslaw's Hof-
meister, der Woiwode Bud, über Boleslaw's Körperstärke und ruft
herüber: „Wir wollen Dir Deinen dicken Bauch schon durchbohren!"
Darob ergrimmt der Polenfürst, setzt mit seinem Pferde in den
Strom, das Heer ihm nach, und — solch' ungestümem Anstürmen
kann das russische Heer nicht widerstehen. Es löst sich in wilde Flucht
auf, und nur mit 4 Männern rettet sich Jaroslaw nach Nowgorod.
Wohin nun Boleslaw kam, da ehrten ihn alle Einwohner mit rei-
chen Geschenken, und nach kurzer Belagerung zog er auch in die
Hauptstadt Kiew ein. Er ritt mit seinem Eidam an der Spitze sei-
nes Heeres. Als er durch das goldne Thor zog, da führte er mit
seinem Schlachtschwerte, einem Geschenk des deutschen Kaisers, jenen
berühmten Hieb in die Pforte, von welchem das Schwert den Na-
men, das schartige, erhielt. Jahrhunderte lang wurde es als Klei-
nod in dem Schatze zu Krakau aufbewahrt, und alle späteren Könige
von Polen sind mit ihm bei ihrer Krönung umgürtet worden. Seinen
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