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1. Geographie und Geschichte sämmtlicher Provinzen des Preußischen Staats - S. 32

1858 - Breslau : Hirt
32 Blicke in die Vergangenheit Schlesiens. bens. Da baten ihn seine Generale, die Schlacht zu verlassen und seine Person zu sichern. Er ließ sich dazu bewegen, und sie versuch- ten nun mit unbesorgtem Muthe von Neuem das Glück der Schlacht. Noch stand das ganze Fußvolk wie eine lebendige Mauer unerschüt- tert da. Die beiden ersten Reihen lagen auf den Knieen, um zu laden und zu schießen, die beiden Hinteren Glieder feuerten über sie hinweg. Alles ging wie auf dem Erercirplatze, wo der alte Dessauer die preußische Infanterie jahrelang geschult hatte. Die Feinde hatten ein solches beständiges Feuer noch nie erlebt; sie waren bald nicht mehr heranzubringen. Da nahm General Schwerin zuletzt die ge- sammte Armee noch einmal zu einem Hauptangriff zusammen. Noch einmal erhob sich das Rollen des Gewehrseuers wie ein stetiges Don- nerwetter, furchtbar funkelten die Bajonette in den Strahlen der untergehenden Sonne: die Oesterreicher traten den Rückzug an. Die hochbeglückte preußische Armee aber brachte die Nacht auf dem Wahl- platze beim Wachtfeuer zu. 2. Unterdeß war Friedrich fast größerer Gefahr entgegengegan- gen, als die war, aus der ihn seine Generale entfernt hatten. Mit kleinem Gefolge war er erst nach Löwen, dann nach Oppeln gerit- ten, wo er vor Mitternacht anlangte und Preußen zu finden hoffte. Aber die Stadt war inzwischen von Feinden besetzt worden. Als nun der König Einlaß verlangte, brachen österreichische Husaren her- aus und begrüßten ihn mit Schüssen. Im Nu warf er sein Pferd herum, und mit den Worten: „Adieu, meine Freunde! ich bin des- ser zu Pferde, als ihr Alle!" — sprengte er nach Löwen zurück. Dort erhielt er die Nachricht von dem erfochtenen Siege. Man lernte jetzt den „brandenburgischen Markgrafen" ganz anders schätzen, als beim Beginn des Krieges. Und da sich Maria Theresia von den Franzosen und Baiern aufs Aeußerste bedrängt sah, schloß sie 1742 mit Friedrich den Breslauer Frieden, der in Berlin bestätigt wurde. Durch diesen gewann der König ganz Schlesien und die Grafschaft Glaz, ein Dritttheil seines ganzen bisherigen Besitzes, und zog unter dem Jubel seines siegesfreudigen Volkes in Berlin ein. Druck von Graß, Barlh und Eomp. (W. Friedrich) in Breslau.

2. Geographie und Geschichte sämmtlicher Provinzen des Preußischen Staats - S. 1

1858 - Breslau : Hirt
Geographie und Geschichte der heimathlichen Provinz. Ein Anhang zum Volksschul-Lesetmche. Sachsen. A. Wie es in der Provinz Sachsen aussieht. 1. Umschau im Lande. !^ie Provinz Sachsen ist ein schönes und gesegnetes Land. Von den bewaldeten Bergen Thüringens und des Harzes breitet sie sich weit gegen Norden und Osten bis zur Elve und über dieselbe bis an die Provinz Brandenburg und das Königreich Sachsen aus; selbst mit Schlesien hängt sie im äußersten Osten eine kleine Strecke zusammen. Doch nicht Alles, was zwischen ihren Grenzen liegt, gehört zu ihr. Sie umschließt auch Besitzungen fremder Fürsten. So haben die Herzöge von Anhalt-Dessau und Köthen und von Anhalt-Be rn bürg an der Elbe, Mulde und Saale bis in den Harz hinauf ihre Länder; durch sie werden die Regierungs- bezirke Magdeburg und Merseburg von einander getrennt, welche nur bei Aschers leben durch einen schmalen Streifen Zu- sammenhängen. In Thüringen sind Schw arzburgische Länder und ein Stück vom Großherzogthum Weimar bei Allstedt von der Provinz ganz umschlossen. Nach Süden hin, von der Werra bis über die Elster hinaus, grenzen die sächsischen Herzogthümer: Weimar, Gotha, Meiningen und Altenburg, an unsere Provinz. Es gehören aber zu ihr auch einige Stücke, die von ihrem zusammenhängenden Gebiete ganz getrennt sind; es ist der Kreis Schleusin gen mit den Städten Schleusingen und Suhl im Thüringer Walde, und der Kreis Ziegenrück im Voigtlande Sachsen. 1

3. Geographie und Geschichte sämmtlicher Provinzen des Preußischen Staats - S. 19

1858 - Breslau : Hirt
Miesko L und die Verbindung Polens mit Deutschland. 19 was dieses Wunder bedeute. Sie antworteten: Seine Blindheit deute Polens Blindheit an, und Miesko werde es erleuchten und über alle Nachbarvölker erheben. Und sie hatten Recht; denn Polen war früher wirklich blind, da es noch den lebendigen Gott und sein Evangelium nicht erkannte; durch Miesko wurde es aber erleuchtet; denn durch ihn wurde das polnische Volk zur christlichen Kirche geführt. 3. Miesko I. und die Verbindung Polens mit Deutschland. 1. Bis zur Mitte des loten Jahrhunderts hatten die Piasten ihre Herrschaft von der Wartha bis über die mittlere Oder, selbst bis Niederschlcsien ausgedehnt; von der andern Seite waren die Deut- schen seit König Heinrich I. von der Elbe bis gegen die Oder sieg- reich vorgedrungen. Es war im Jahr 963, als der sächsische Graf Wichmann, ein Verwandter Kaiser Otto d. Gr., aber als ein Feind des Vaterlandes angeklagt, von dem Markgrafen Gero, der die Grenzen der Slaven hütete, zu diesen entlassen wurde. Derselbe besiegte mit Hülfe der Pommern den König Miesko. Seitdem war der polnische Fürst ein „Mann" des deutschen Kaisers, zahlte Tribut, leistete Heeresfolge und erschien in Person auf den großen Hoftagen in Deutschland. Zwei Jahre nach seiner Besiegung warb er um die Hand der Dubrawka, der Tochter Herzogs Boleslaw's von Böhmen, der auch deutscher Lehnsmann war. Sie war eine eifrige Christin und führte auch ihren Gemahl dem Christenthume zu. Als Freund des Kaisers erfuhr Miesko von dem unruhigen Wichmann abermals einen Angriff. Unterstützt von Schaaren böhmischer Reiter, zog er vorsichtig seinem Feinde entgegen. Mit den Fußvölkern begann er den Angriff und lockte die Feinde in einen Hinterhalt. Da brachen die böhmischen Reiter hervor. Wichmann versucht zu Pferde zu entflie- hen, als aber seine Verbündeten das als Verrath erklären, schwingt er sich vom Pferde herab und kämpft männlich zu Fuß. In der Nacht zieht er sich zurück. Von Hunger und der schweren Rüstung erschöpft, kommt er am frühen Morgen zu dem Hofe eines Slaven. Dort wird er von den Polen ereilt. Er will sich aber nur dem Polen- fürsten selbst ergeben, und die Feinde ziehen wirklich ab, es diesem zu melden. Da dringt ein neuer Haufe gemeinen Volkes herein. Lange vertheidigt sich der tapfere Wichmann; endlich giebt er sein Schwert einem der Mächtigem mit den Worten: „Nimm dies Schwert und bring' es deinem Herrn, daß er es als ein Zeichen des Sieges annehme und seinem Freunde, dem Kaiser, sende, auf daß Jener wisse, er könne entweder einen getödteten Feind bewachen oder seinen Verwandten beweinen." Darauf wendet er sein Angesicht gen Auf- gang der Sonne, betet deutsch und stirbt. Seine Waffen erhielt der Kaiser wirklich. 2. Leider begegneten die deutschen Markgrafen den unterworfe- nen Slavenhäuptlingen mit Uebermuth, und selbst Miesko soll es nicht gewagt haben, in seinem Pelze vor Markgraf Udo zu erschei- 2*

4. Geographie und Geschichte sämmtlicher Provinzen des Preußischen Staats - S. 27

1858 - Breslau : Hirt
Polen unter den Zagelloncn. — Die Reformatio» in Polen. 27 ein. Aber dem schnöden Bruch des Friedens, den er kaum 10 Tage zuvor auf das Evangelium beschworen, folgte bald die vollste Strafe. Der vierfachen Macht der Türken unterlag das Christenheer in der blutigen Schlacht bei Varna 1444. Der türkische Sultan Murad ließ die von Wladislaw gebrochene Friedensurkunde auf einer Lanze durch die Reihen tragen und entflammte sein Heer zur Rache. Aber Hunyad's Tapferkeit hätte doch fast den Sieg davon getragen, wenn nicht der König seine Stellung verlassen und auf die türkischen Janit- scharen eingestürmt wäre. Sein Pferd stürzte, und er siel einem alten Janitscharen in die Hände, der ihm den Kopf abhieb und denselben auf einer Lanze umhertrug. Als Hunyad des Königs Ende ge- wahrte, ergriff er die Flucht. Den Kopf Wladislaw's sandte Murad, in Honig gelegt, einem seiner Statthalter als Siegeszeichen. Sein Bruder und Nachfolger Kasimir Iv. wollte lange die seine königliche Macht so sehr beschränkenden Vorrechte des Adels nicht anerkennen, mußte sich endlich aber doch dazu verstehen. Unter seiner Regierung verbündete sich der unzufriedene preußische Adel und mehrere Städte gegen die deutschen Ordensritter, welche Preußen beherrschten. Sie riefen Kasimir Iv. zur Hülfe herbei mit der Bitte, er möge Herr von Preußen werden. Kasimir erschien mit großer Heeresmacht; aber der Orden vertheidigte sich anfänglich mit Glück und schlug die Polen in der großen Schlacht bei Könitz aufs Haupt. Es fehlte dem Hochmeister aber leider an Geld, um die zahlreichen Söldner des Ordens zu bezahlen. Diese wurden durch reiche Versprechungen abtrünnig gemacht und verkauften die Marienburg, den Sitz des Hochmeisters, und das Haupthaus des Ordens, an Polen. Der Hochmeister mußte nach Königsberg fliehen und im Frieden von Thorn 1466 ganz Westpreußen (mit Danzig, Thorn, Elbing, Marienburg) an Polen abtreten, Ostpreußen aber unter der Lehnshoheit des Kö- nigs von Polen regieren. Unter dem Jagellonen Sigismund I. stand das polnische Reich noch in hohem Glanz und Ansehen; es reichte von den Karpathen und dem schwarzen Meere bis zur Ostsee und von den westlichen Ebenen der Weichsel bis zum Don. Mit Sigismund Ii. erlosch der jagellonische Mannesstamm. Polen wurde ein Wahlreich mit der Bestimmung, daß bei Lebzeiten eines Königs niemals sein Nachfolger gewählt werden dürfe. 9. Die Reformation in Polen. Polen war für die Reformation schon vorbereitet worden durch die böhmischen Brüder, Anhänger von Johann Huß, welcher ein Vor- läufer Dr. Luther's war. Viele derselben hatten sich dorthin geflüch- tet, und das Licht des Evangeliums leuchtete hier eine Zeit lang hell und klar. Schon 1518 fanden lutherische Schriften, 1520 lutherische Lehrer in Polen Eingang, obgleich Sigismund I. Alles tbat, sie zu unterdrücken. Er konnte nicht hindern, daß Preußen lutherisch wurde, und auch in Polen wäre die evangelische Lehre tiefer eingedrungen,

5. Geographie und Geschichte sämmtlicher Provinzen des Preußischen Staats - S. 25

1858 - Breslau : Hirt
Der deutsche Orden in Preußen. 25 thauen zu ihrem königlichen Gemahl annahm. Dieser aber wollte den Krieg gegen den Orden und dadurch den Untergang desselben. Mit 163,000 Polen, Litthauern, Russen und Tartaren verübte er in den preußischen Grenzstädten unaussprechliche Gräuel. Nicht weit von Gilgenburg, im Gebiete von Osterode, erstreckt sich südlich von dem Dörfchen Tannenberg eine weite Ebene, in der nur Haidekraut und wildes Gestrüpp wuchert. Ein dunkler Wald begrenzt sie. Hier ordnete der Hochmeister Ulrich von Jungingen seine 80,000 Streiter zur Schlacht. Der Litthauerfürst Witowd zeigte stch überall ermun- ternd in den litthauischen Reihen, ebenso Zindram, des Polenkönigs Feldherr, in den Schaaren der Seinen. König Jagello aber stand im Rückhalt voll banger Sorge und hatte zur etwanigen Flucht schon schnelle Rosse aufstellen lassen. Zu Mittag geschah unter ge- waltigem Kriegsgeschrei das furchtbare Zusammentreffen. Stunden- lang stand Mann gegen Mann. Meilenweit hörte man den Donner des Geschützes, das Wassengeklirr und das Schlachtgeschrei der Käm- pfenden. Endlich wichen die Feinde auf allen Punkten. Bereits war das polnische Reichspanier mit dem weißen Adler niedergeworfen und genommen, und auf der ganzen Linie des muthig vordringenden Or- densheeres erschallt der Siegsgesang: „Christ ist erstanden!" Da sprengen eiligst die Rückhaltstruppen der Polen vor. Sie gewinnen das Reichspanier wieder. Immer frische Schaaren dringen heran. Wohl stürzt der tapfere Ritter Leopold von Köckeritz mit eingelegter Lanze mitten durch feindliche Schlachthaufen auf den Polenkönig los, aber er erliegt den feindlichen Streichen, und das Ordensheer, von der Uebermacht umringt, wird überall geworfen. Da rathen meh- rere Gebietiger und Hauptleute zum Rückzuge, um die Hauptburgen des Landes mit der geretteten Mannschaft zu vertheidigen. „Das soll, so Gott will, nicht geschehen," erwidert heldenmüthig der Mei- ster, „denn wo so mancher brave Ritter neben mir gefallen ist, da will ich nicht aus dem Felde reiten." Und alsbald stürzt er sich mit 16 Fähnlein noch frischen Volks in den Feind. Das Ordensvolk ringt mit wahrem Löwenmuts). Rings liegen Leichen auf Leichen ge- thürmt. Da sinkt endlich auch der Hochmeister, von zwei tödtlichen Geschossen auf Stirn und Brust getroffen. — Die Schlacht war ver- loren. Ein Tag raubte dem Orden seinen Glanz und seine Herr- lichkeit für immer und dem Preußenlande seine Blüthe aus lange Zeit. 40,000 wackere Kämpfer vom Ordensheere, darunter 600 Rit- ter und fast alle Gebietiger, decken den Wahlplatz. Daneben lagen aber auch 60,000 Feinde. An einer Trauerkapelle mitten auf dem Blutfelde las man später die Worte: „Hunderttausend sind hier gefallen!" 3. In vier Wochen eroberte der Feind fast ganz Preußen. Vor Schreck und in schmählicher Treulosigkeit unterwarfen sich die meisten Städte sammt dem Landadel. Doch vergeblich belagerte der Polen- könig die vom Komthur Heinrich von Plauen auf's Rühmlichste ver-

6. Geographie und Geschichte sämmtlicher Provinzen des Preußischen Staats - S. 31

1858 - Breslau : Hirt
Preußen unter Kurfürsten und Königen aus dem Hause der brandcnburgischen Hohenzollern. 31 ab. So entstand bald eine blühende Landschaft, wo vorher, nament- lich in Folge der furchtbaren Pest, eine Wüste gewesen war. Ii. Preußische Erinnerungeil aus neuerer Zeit. (1807 und 8.) 1. Eylau. In den unglücklichen Jahren 1806 und 7, als Napoleon Preußens Macht brach, fehlte es doch auch nicht an herr- lichen Beweisen preußischer Treue und Tapferkeit. Besonders glänzt in dieser trüben Zeit die preußische Tapferkeit an den Tagen der Schlacht bei Preußisch-Eylau. Es war am 7. Februar 1807, als der blutige Kampf begann. Vom schneidend kalten Wintersturm um- heult, während häufiges Schneegestöber die Lust verdunkelte, kämpften Russen und Franzosen hier gegeneinander mit wüthendster Tapferkeit. Noch in der Nacht wurde in den Straßen Eylau's mörderisch ge- fochten. Schon lagen Tausende theils todt, theils mit klaffenden Wunden in der kalten Winternacht auf der hartgestornen Erde, und rings war der Schnee mit Blut geröthet; aber es war nichts ent- schieden. Mit der Morgendämmerung des 8. Februar begann der Kampf von Neuem. Napoleon zu Pferde nahm seinen Platz auf dem Kirchhofe der Stadt Eylau und kommandirte von der Anhöhe, auf der er liegt, seine weit ausgebreiteten Truppen. Wiederum war dichtes Schneegestöber den ganzen Tag. Ihm gegenüber befehligte Bennigsen die Russen. Vergeblich stürmten die Franzosen heran; von dem mörderischen Feuer der Russen wurden sie niedergeschmettert. Endlich zur Mittagszeit müssen die Russen den wüthenden Anfällen der Franzosen weichen. Nun aber erscheint das kleine Corps der Preußen unter General von Lestocq. Verbunden mit den Russen, treiben sie durch ihre heldenmüthige Tapferkeit den Feind vor sich her. Doch mit eintretender Dunkelheit sind beide Theile aufs Aeußerste er- schöpft, und der Sieg bleibt unentschieden. Napoleon aber hatte mit Schrecken und Besorgniß die Tapferkeit des kleinen Preußenhäufleins empfunden. Tausende von Sterbenden und Verwundeten deckten das Schneefeld; überall sah man Versprengte, und die noch in Reih' und Glied standen, waren durch Kämpfe, Nachtmärsche, Entbehrungen und Frost bis zum Hinsinken abgemattet. So geschah es, daß die preu- ßische Tapferkeit und die russische Hilfe in diesen Tagen Preußens Unglück nicht wenden konnten. Aber unvergessen soll uns Lestocq's kleine Schaar bleiben; darum ist dem Andenken derselben und ihrer blutigen Schlachtarbeit bei Eylau auf dem Schlachtfelde ein schönes Denkmal gesetzt worden, welches unter huldvoller Theilnahme Sr. Majestät Friedrich Wilhelm Iv. im Jahre 1857 feierlich enthüllt und eingeweiht wurde. 2. Friedrich Wilhelm Iii. und Luise während der Unglückszeit in Preußen. König und Königin saßen an der äußersten Grenze ihres Reichs in Memel. Hier lebten sie wie schlichte Bürgersleute, sie hatten an baarem Gelde nur das Nothwendigste. Oft ging das demüthige und doch königliche Paar durch die Straßen

7. Geographie und Geschichte sämmtlicher Provinzen des Preußischen Staats - S. 31

1858 - Breslau : Hirt
Die Mark unter den Königen aus dem Hause Hohenzollern. 31 König!" erscholl es aus dem wirren Getümmel. Dann hörte man das Klirren der Bajonette und das Dröhnen der Kolbenschläge. Un- aufhaltsam drangen die Preußen in das brennende Dorf, stürmten die rauchenden Gehöfte und warfen die Feinde auch hinter dem Dorfe. Leider kämpften hier Deutsche gegeneinander, denn das feind- liche Korps bestand großen Theils aus Sachsen. Mit rühmlicher Tapferkeit wehrten sich diese, formirten Vierecke, aber umsonst. Die Preußen waren zum höchsten Muthe entflammt. Vergeblich hatten sie versucht, ein sächsisches Viereck zu sprengen; da warf ein Land- wehrmann sein Gewehr weg, faßte einen Arm voll feindlicher Bajo- nette und grub sie sich in die Brust. Ueber seine Leiche hinweg drangen seine Kameraden durch die Lücke und schlugen das ganze Regiment auseinander. Der Feind floh nach dem Walde zurück. Da nahte hinter Neubeeren ein neuer feindlicher Heertheil; doch wurde er von den Preußen so wacker empfangen, daß er Kehrt machte, ohne einen Kampf zu wagen. Abermals erschienen von einer andern Seite 2000 feindliche Reiter, doch auch sie wurden nach kurzem Ge- fechte von schwarzen Husaren und von Uhlanen zersprengt. Die Schlacht endete. 'Unter freudigem Siegesjubel und Hurrahruf ließen die Preußen ihren König und ihren tapfern General hoch leben; bald brannten Wachtfeuer um das brennende Dorf, und die ermüdeten Sieger pflegten der Ruhe. Tiefe Finsterniß breitete sich über das Schlachtfeld, wo so manches junge Herz verblutete. Als spät in der Nacht die eroberten Kanonen und die Gefangenen nach Berlin ge- bracht wurden, erhob sich dort unendlicher Jubel; man stürzte auf die Straßen, umarmte sich und pries die Tapferkeit des jungen Heeres. Mit dem frühen Morgen des andern Tages aber sah man zahllose Karren und Wagen, Frauen mit Körben, Männer mit groß- ßen Packen nach Großbeeren eilen; denn jeder Berliner wollte die Retter Berlins erfrischen. Jener brachte Wein, dieser Lebensmittel, wieder ein Anderer Binden und Charpie für die Verwundeten, welche von den Frauen besonders gepflegt wurden. 2. Dennewitz.- Im September 1813 rückte abermals ein französisches Heer unter dem bewährten Marschall Ney, 77,000 Mann stark, auf der Straße von Jüterbogk gegen Berlin. Tauenziens 10,000 Mann wehrten sich bei Zahna gegen 50,000 Feinde wie Verzweifelte. Selbst die verwundeten Landwehrmänner ließen sich vom Feinde nur mit Gewalt das Gewehr abbringen. Dennoch muß- ten die Tapfern weichen und wären verloren gewesen ohne Bülows Hilfe. Der aber mußte wiederum die Erlaubniß zur Schlacht auf eigene Gefahr von dem Kronprinzen von Schweden ertrotzen. Dem General Borstell sandte er die strengsten Befehle, auf das Schlacht- feld zu marschiren, dieser folgte, obgleich der Schwede es verboten hatte. Bülow gedachte dem Feinde auf seinem Marsche in die linke Seite zu fallen, ließ dies Tauenzien wissen und ihn zu kräftigem Widerstande ermuthigen. Am 6. September wurde Tauenzien schon

8. Geographie und Geschichte sämmtlicher Provinzen des Preußischen Staats - S. 16

1858 - Breslau : Hirt
16 Wie es in der Provinz Pommern ausfieht. 4. Der Lootse. „Siehst du die Brigg dort auf den Wellen? Sie steuert falsch, sie treibr herein Und muß am Dorgebirg' zerschellen, Lenkt sie nicht augenblicklich ein. Ich muß hinaus, daß ich sie leite!" — „ „Gehst du in's offne Wasser vor, So legt dein Boot sich auf die Seite Und richtet nimmer sich empor!"" — „Allein ich sinke nicht vergebens, Wenn sie mein letzter Ruf belehrt: Ein ganzes Schiff voll jungen Lebens Ist wohl ein altes Leben werth. Gieb mir das Sprachrohr. Schifflein, eile, Es ist die letzte, höchste Noth." — Vor fliegendem Sturme, gleich dem Pfeile, Hin durch die Schären eilt das Boot. Jetzt schießt es aus dem Klippenrande: „Links müßt ihr steuern!" hallt ein Schrei. — Kieloben treibt das Boot zu Lande, Und sicher fährt die Brigg vorbei. 8. Pie Nachbarländer. Nachdem wir unsere heimathliche Provinz durchwandert haben, thun wir noch einen Blick auf die Nachbarländer, die sie umgeben. Ein anmuthiges und fruchtbares Land bewohnen die Mecklen- burger, die südlich und westlich von Vorpommern unsere Nachbarn sind. Klare Seen, die an Fischen reich sind, machen die Landschaft freundlich, und gesegnete Fluren breiten sich zwischen wohlhabenden Dörfern aus. Die Gegenden sind nicht ganz eben, sondern heben und senken sich wie die Wellen des Meeres. An die Ostsee grenzt das Großherzogthum Mecklenburg-Schwerin; östlich davon liegt das Großherzogthum Mecklenburg-Strelitz; nur ein kleiner, getrennter Theil desselben grenzt an die Meeresküste westlich von Mecklenburg-Schwerin. Brandenburg ist eben und flach und hat viele ganz sandige Strecken mit Kieferwaldungen und Haiden. Aber dennoch fehlt es auch hier nicht an anmuthigen und fruchtbaren Gegenden; so ist die uns zunächst gelegene Uckermark reich an Roggen und Weizen. Preußen hat, wie Brandenburg, viele Seen und ist im Ganzen auch eben. Die fruchtbarste Landschaft ist das Weichselthal von Thorn an bis an Danzig und Elbing herab; aber bisweilen werden diese Niederungen von furchtbaren Ueberschwemmungen heimgesucht, die ganze Ortschaften zerstören, Menschen und Vieh Tod und Verderben bereiten und die Fluren verwüsten.

9. Geographie und Geschichte sämmtlicher Provinzen des Preußischen Staats - S. 29

1858 - Breslau : Hirt
Pommersche Stäbtkgcfthichtcn. 29 Friedrich Wilhelm Iii. aber hielt den Zeitpunkt noch nicht geeignet zum Kampfe gegen den neuen übermächtigen Feind. So sah er sich genöthigt, den tapfern Schill für abgesetzt zu erklären; von den Franzosen wurde derselbe als Räuber geächtet. Bald brachte ihn Oesterreichs Niederlage in große Verlegenheit. Von allen Seiten machten feindliche Heerhaufen förmlich Jagd auf seine kleine Schaar. Doch entging er ihnen durch kühne Märsche und glückliche Gefechte, und gedachte sich mit seiner Schaar nach England zu wenden, ward aber genöthigt, sich nach Stralsund zu werfen. Dort wurde er am 31. Mai von 6000 Feinden, meist Dänen, angegriffen. In den Straßen der Stadt entspann sich ein verzweifelter Kampf. Schill selbst erhielt von einem dänischen Reiter einen Hieb in den Kopf, ergab sich aber nicht, sondern antwortete mit Säbelhieben, bis mehrere Flintenschüsse ihn zu Boden stürzten. Mit seinem Tode endete das Gefecht, nur 150 Mann schlugen sich nach der preußischen Grenze durch, die übrigen fielen oder wurden nach Frankreich geführt und zu Galeerensklaven gemacht. Zwölf Schill'sche Offiziere wurden zu Wesel erschossen, Schill's Kopf von den Franzosen in Weingeist gelegt und aufbewahrt. Er war als ein Held gefallen, im Tode zwar entehrt; aber das deutsche Volk, besonders in Preußen, beweinte sein Schicksal und beschloß, ihn zu rächen. Und als 1815 die Freiheit errungen war, ehrte man den unverzagten Vorkämpfer und seine Offiziere durch ein Denkmal. 4. Noch rühmlichere Tage hat Kolberg erlebt. Sein Name glänzt in der preußischen Geschichte als ein Beispiel ächt preußischer Tapferkeit und Bürgertreue gegen König und Vaterland. Schon im siebenjährigen Kriege wurde Kolberg durch den Oberst v. Heyden drei Mal glücklich gegen russische und schwedische Uebermacht ver- theidigt. Die Besatzung war freilich schwach, aber der Kommandant ein Mann von Muth, und die Bürgerschaft übernahm die Vertheidi- gung mit, indem sie sich in Kompagnien theilte, auf den Wällen kämpfte und das Geschütz bediente. Erst als drin in der Festung von 3000 Mann nur noch die Hälfte dienstfähig waren zum Kampfe gegen 15,000 Russen, und man alle Lebensmittel aufgezehrt hatte, mußte die Festung übergeben werden. — Am berühmtesten ist aber Kolberg durch seine heldenmüthige Vertheidigung im Jahre 1807 geworden. Gneisen au, Schill und Nettelb eck haben sich damals hohen Ruhm erworben. Wie es zu dieser Zeit in Kolberg herging, sieht im dritten Theile des Lesebuchs, Seite 102, zu lesen. Darum hier nur noch einige Züge vom alten braven Nettelbeck. Die Fran- zosen wurden durch Schill's verwegene Ausfälle so beschäftigt, daß Kolberg noch nicht der eigentlichen Beschießung ausgesetzt war. Doch flogen mitunter einige Granaten in die Häuser oder sprangen hier und da auf dem Walle. Da trug es sich zu, daß eine Bombe nicht weit von der Stelle niederschlug, auf welcher der alte Komman- dant mit Offizieren und Bürgern stand. Oberst Loucadou erblaßte,

10. Geographie und Geschichte sämmtlicher Provinzen des Preußischen Staats - S. 32

1858 - Breslau : Hirt
32 Blicke in die Vergangcnbcit Pommerns. Vergebens erklärten die Pommern, die an Brandenburg hingen, sie könnten nicht unbefragt, wie das Vieh, verkauft werden. Schweden wollte nicht umsonst das Blut seines Königs geopfert haben. Doch besiegte der große Kurfürst später die in sein Land ein- gefallenen Schweden und benutzte diese Gelegenheit, ihnen ganz Pommern zu nehmen. An jene Siege der brandenburgischen Waffen erinnert das Denkmal Friedrich Wilhelm's des großen Kurfürsten, im Schwedenwall bei Putbus errichtet durch König Friedrich Wilhelm Iv. Mit hochgeschwungenem Schwerte steigt der Held aus dem Schiffe an's Land. Denn mit 12,000 Mann betrat er damals unter dem Kanonenfeuer der Schweden das Land, behauptete sich in der Schwedenschanze, griff mit seinen Reitern die Feinde beherzt an, vertrieb sie aus Rügen und eroberte auch Stralsund. — Tief schmerzte es den großen Fürsten, als er das siegreich errungene Vor- pommern sammt Stettin wieder herausgeben mußte, weil der deutsche Kaiser ihn verrietst und das mächtige Frankreich ihn bedrohte. Aber sein Enkel, König Friedrich Wilhelm I. von Preußen, rächte die- ses Unrecht. Denn als im großen nordischen Kriege (Schweden gegen Rußland, Dänemark und Polen) Schwedens Feinde im schwedischen Pommern arg hauseten, gelang es dem Könige von Preußen, das geplagte Land unter den Schutz seiner Truppen zu nehmen, und als ihm das der kühne, aber hartköpfige Schwedenkönig Karl Xii. nicht Dank wußte, kam es zum Kriege, in welchem die Preußen unter Leopold von Dessau Rügen eroberten und Stralsund bedrängten, bis nach Karl's Tode 1720 Alt-Vorpommern bis zur Peene mit Stettin und den Inseln Usedom und W oll in gegen eine Geld-Entschädigung an Preußen abgetreten wurde. End- lich 1815 erhielt König Friedrich Wilhelm Iii. den übrigen Theil von Schw edisch-Pommern, so daß seit dieser Zeit nun wieder das ganze Pommerland unter dem Scepter der Hohenzollern vereinigt ist. Und als brandenburgische und preußische Unterthanen haben sich die Pommern den ehrenvollen Ruf erhalten, daß sie tapfer streiten für das Recht, treu zum Könige halten in Gefahr und Roth und zu- frieden sind mit ihren Zuständen. Wie unter Friedrich dem Großen, so haben in den Befreiungskriegen pommersche Regi- menter den Namen ihrer Provinz mit Ruhm bedeckt, und pommerscher Muth und unverzügliches Draufgehen haben manche Schlacht zu sieg- _ reichem Ende geführt. Namentlich seit Friedrich Wilhelm I. ist der pommersche Adel in den Listen der preußischen Offiziere sehr stark vertreten, und die Namen pommerscher Adelsgeschlechter glänzen bei den Großthaten des preußischen Heeres. Drum hat auch der „alte Fritz" die „Treue und die Tüchtigkeit der pommerschen Nation" als eine kräftige Stütze für Preußens Macht und Preußens Thron ge- priesen. Truck von Graß, Barth und Komp. lw. Friedrich) in Brcslau.
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