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*Das Freigericht (Sage).
Kaiser Friedrich Barbarossa zog einstmals von Gelnhausen aus mit seinen
Mannen gegen den Erzbischof von Mainz. In einem Walde gelangten die kühnen
Recken an ein Bächlein. Von dem weiten Ritte ermüdet, stiegen sie von ihren Rossen
und lagerten sich ins Gras, während um sie herum die Pferde weideten. Plötz-
lich ertönte Trompetenschall, und aus dem dunkeln Walde stürzte eine reisige Schar
auf Friedrich und seine Mannen los. Es war der Ritter von Ronneburg, der zu
den Mainzern hielt und im Sinne hatte, den Kaiser mit seinen Mannen zu Vernich-
ten. Diese rafften sich bestürzt auf, und es erhob sich ein furchtbarer Kampf. Viele
wurden hingestreckt, und auch Friedrich wurde verwundet. Es schien, als würden die
Feinde siegen. Da betete der Kaiser: „Herr, hilf, hilf! Komm eilend!" Und in
demselben Augenblicke hörte man Geschrei aus dem Walde. Eine Schar Bauern, mit
Dreschflegeln, Sensen und Heugabeln bewaffnet, eilte ihrem Kaiser zu Hilfe. Wütend
fielen sie die feindlichen Reiter an und ruhten nicht eher, bis alle erschlagen da lagen.
Als der Kampf beendet, war das Bächlein rot gefärbt vom Blute der Erschlagenen.
Dieses Bächlein, welches aus der Gegend des Freigerichts der Kinzig zufließt, führt
seitdem den Namen Rotenbach ^Rodenbach). An ihm liegen die Orte Nieder- und
Oberrodenbach. Zum Danke erteilte Friedrich den Bauern große Freiheiten. Er sprach
huldvoll zu ihnen: „Damit man eurer Treue in späteren Zeiten nicht vergessen werde,
und weil eure Sensen so gut gemäht, so sollt ihr mir jedes Jahr blos ein Fuder
Heu auf meine Burg Gelnhausen bringen. Oben drauf aber muß allemal ein lebendiger
Hahn sitzen als das Bild der Wachsamkeit; denn dieser und eurer Tapferkeit verdanke
ich mein Leben." Die Bauern waren frei von Steuern. Sie hatten nur den Kaiser
zum Herrn und besaßen ihr eigenes Gericht. Die Gerichtsstätte war Suneburne, das
jetzige Dorf Somborn. Die Gegend, welcher Kaiser Rotbart so große Freiheiten erteilte,
heißt noch heute das Freigericht und der Platz, wo das Gericht unter freiem Himmel
abgehalten wurde, noch jetzt der Urteilsstuhl. Das Freigericht erstreckt sich auch ins
Bayrische bis zum Berg Hahnenkamm.
Unweit der Mündung der Bracht in die Kinzig liegt die Stadt
Wächtersbach. Hier und in dem Flecken ^Bilstein im Vogelsberg befinden
sich Schlösser der Fürsten von Isenburg. Der Flecken Bieber im Spessart
hat ein Eisensteinbergwerk. Zum Kreise Gelnhausen gehört auch der vor
1866 bayrische Amtsbezirk Orb. Die Stadt Orb (kath.) hat eine Salme
und ist Bad. Orb ist die einzige Stadt im ganzen Spessart.
21. Stadtkreis Hanau.
Er ist der kleinste Kreis unseres Bezirks und begreift nur die Stadt
Hanau. Hanau, in der milden Mainebene, an der Mündung der Kinzig
in den Main gelegen, ist eine freundliche Stadt von 31000 Einwohnern.
Es ist die zweitgrößte Stadt des Regierungsbezirks und die bedeutendste
Fabrikstadt des Landes. Im Jahre 1303 zur Stadt erhoben, verdankt
Hanau sein Aufblühen den im 16. und 17. Jahrhundert hier eingewan-
derten Niederländern (Wallonen) und Franzosen. Diese hatte man wegen
ihres protestantischen Glaubens aus ihrem Vaterlande verdrängt. Ihre
Gewerbe blühen heute noch. Die Hanauer Bijouteriefabriken, welche die
verschiedensten goldnen und silbernen Schmucksachen liefern, gehören zu den
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Barbarossa Friedrich Barbarossa Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Isenburg
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Saale und der Sinn, serner Aschaffenburg am Main. Im Großherzog-
tum Hessen erwähnen wir die wichtige Fabrikstadt Offenbach a. M. mit
50000 Einwohnern.
Westlich vom Regierungsbezirk Kassel finden wir folgende Nachbar-
gebiete: den preußischen Regierungsbezirk Wiesbaden, die hesseu-darm-
städtische Provinz Oberhessen, den preußischen Kreis Wetzlar und das
Fürstentum Waldeck. Der Regierungsbezirk Wiesbaden berührt an zwei
Stellen uusern Bezirk. Ganz im Süden liegt hier die große Stadt
Frankfurt a. M. Sie zählt über 300000 Einwohner. Frankfurt war
ehemals Wahl- und Krönungsstadt der deutschen Kaiser und bis 1866 freie
Stadt. Dasselbe ist die Vaterstadt Göthes, des größten deutsche» Dichters.
1871 wurde hier der Friede zwischen Deutschland und Frankreich ge-
schlössen. Frankfurt ist eine reiche Stadt. Handel und Verkehr sind sehr
bedeutend. Die Stadt ist ein Hauptknotenpnnkt im deutscheu Eisenbahnnetz.
Elf Eisenbahnen münden hier. Großartig ist der Hanptbahnhos; er ist einer
der größten der Welt. Große öffentliche Gärten mit reichen Tier- und
Pflanzensammlnngen sind der Zoologische Garten und der Palmengarten.
Die beiden Stadtbezirke Bockenheim und Seckbach waren ehemals kurhessisch.
Das Hessendenkmal in Frankfurt a. M.
vor dem Friedberger Thore erinnert an die Tapferkeit kurhessischer Krieger. Unterstützt
von preußischen Truppen hatten die Hessen im Jahre 1792 mit unwiderstehlicher Tapfer-
keit die von den Franzosen eroberte Stadt Frankfurt wieder erstürmt. Friedrich
Wilhelm Ii., König von Preußen, war Zeuge ihres Heldenmutes gewesen und hat
den todesmutigen Hessen, die hier im Kampfe für das Vaterland siegend fielen, dies
schöne Denkmal setzen lassen.
Am Taunusgebirge ist die berühmte Kurstadt Homburg v. d. Höhe
gelegen. Sie war bis 1866 Hauptstadt der Landgrafschaft Hessen-Homburg.
Im Norden des Regierungsbezirks Wiesbaden nennen wir die Nachbarstadt
Biedenkopf a. d. Lahn. In Oberhessen, das an drei Seiten von unserem
Bezirke umgeben ist, merken wir uns an den Oberhessischen Bahnen die
Städte Büdingen, Lauterbach und Alsfeld. Hauptstadt von Oberhessen
ist die Universitätsstadt Gießen a. d. Lahn mit 25 000 Einwohnern. In
der fruchtbaren Wetteran zwischen Gießen und Hanau und au der Main-
Weserbahn liegen die frühere freie Reichsstadt Friedberg und das sehr
besuchte Bad Nauheim. Letzteres war bis 1866 kurhessisch. Im Kreise
Wetzlar, der zur Rheinprovinz gehört, erwähnen wir die ehemalige freie
Reichsstadt Wetzlar a. d. Lahn mit einem alten Dome. Wetzlar besaß
im alten deutschen Reiche das oberste Gericht, das Reichskammergericht.
Im Fürstentum Waldeck ist Arolsen Hauptstadt und Residenz des Fürsten,
Korbach die größte Stadt und Wildungen ein besuchter Badeort.
Der Kreis Schmalkalden ist von den thüringischen Herzogtümern
Sachsen-Kobnrg-Gotha und Sachsen-Meiningen und dem preußischen
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Extrahierte Personennamen: Göthes Friedrich
Wilhelm_Ii Friedrich Wilhelm Biedenkopf
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8. Kreis Kirchhain.
Fast ganz im Ohmgebiet gelegen, ist dieser Kreis durch Ohm und
Wohra bewässert. Er umfaßt nur hügelige Gegenden und die milde, frucht-
bare Ohmebene. In letzterer liegt am Einfluß der Wohra in die Ohm
die Kreisstadt Kirchhain. Südlich davon thront aus einem mitten aus der
Ohmebene aufsteigenden Basaltkegel die kleine (kath.) Stadt Amöneburg.
Geschichtliches von Amöneburg.
Der Name Amöneburg leitet sich vom Flüßchen Ohm (Amena) ab und lautete
früher Amenaburg. Städtchen, Kirche, Stift und Burgtrümmer sind sehr alt. Amöne-
bürg war der Ort, wo Bonifatius 722 seine Predigten in Hessen begann. Nachdem
dieser hier zwei mächtige Grafen, die Brüder Detik und Dierolf bekehrt und getaust
hatte, erbaute er 723 in Amöneburg seine erste christliche Kirche in Deutschlands Da
Bonifacius Erzbischof von Mainz war, so gelangte das Erzbistum Mainz frühzeitig
in den Besitz Amöneburgs. Die Erzbischöfe wählten die Stadt öfters zu ihrem Aufent-
halte und machten sie zu einer starken Feste, die Hessen gefährlich wurde. Dieses be-
mühte sich vergeblich, die Feste für sich zu erobern. Es wurde viel um A gekämpft.
Im 30jährigen Kriege wurde es von den Hessen und Schweden überrumpelt und
völlig zerstört. Die Blüte Amöneburgs war dahin. Daher bezeichnet man die Stadt
als „eine Königin früher, eine Bäuerm jetzt". A. blieb im Besitze von Kurmainz,
bis dieses geistliche Fürstentum aufgehoben wurde. Dadurch kam das Städtchen 1803
an Kurhessen.
Weiter aufwärts im Ohmgrunde ist die kleine Stadt *Schweinsberg
als Stammsitz des berühmten Geschlechts der Schenken von Schweinsberg
merkenswert. Unfern der Wohra erwähnen wir das Amtsstädtchen
^Rauschenberg. Ganz im Osten des Kreises im Gebiet der Weser liegt
Neustadt, Stadt mit meist katholischen Einwohnern.
9. Kreis Ziegenhain.
Der Kreis Ziegenhain wird nebst den Kreisen Kirchhain, Marburg
und Frankenberg zu Oberhessen gerechnet. Er liegt zum größten Teile im
Gebiet der Schwalm, umfaßt die Hauptmasse des rauhen Knüll und die
fruchtbare Schwalmniederung und reicht westlich bis zum Hainagebirge. In der
wiesenreichen Schwalmniederung breitet sich die Kreisstadt Ziegenhain aus.
Dieselbe führt im Wappen ein Ungeheuer, halb Ziege und halb Hahn,
und hieß ehemals Ziegenhahn. Ziegenhain war früher Festung und galt
Jahrhunderte lang als uneinnehmbar. Daher kommt das Sprichwort:
„So fest wie Ziegenhain."
Heinz von Lüder.
Zur Zeit der Reformation, als sich die Protestanten von der katholischen Kirche
lostrennten, führte Landgraf Philipp der Großmütige von Hessen nebst den übrigen
evangelischen Fürsten Krieg gegen den deutschen Kaiser Karl V. Philipp geriet dabei
in fünfjährige kaiserliche Gefangenschaft und mußte in derselben 1547 den Befehl unter-
zeichnen, daß die hessischen Festungen geschleift und die Geschütze ausgeliefert werden
sollten. Da die Reihe auch an Ziegenhain kam, verweigerte der wackere Befehlshaber
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner]]
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TM Hauptwörter (200): [T66: [Stadt Kreis Einw. Berlin Einwohner Schloß Regierungsbezirk Sitz Provinz Düsseldorf], T40: [Protestant Kaiser Kirche Katholik Reichstag Jahr Lehre Reformation Augsburger Land], T93: [Bayern Baden Hessen Württemberg Königreich Sachsen Franken Schwaben Land Rhein]]
Extrahierte Personennamen: Schweinsberg Heinz_von_Lüder Philipp_der_Großmütige_von_Hessen Philipp Karl_V._Philipp Karl_V. Philipp