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*Das Freigericht (Sage).
Kaiser Friedrich Barbarossa zog einstmals von Gelnhausen aus mit seinen
Mannen gegen den Erzbischof von Mainz. In einem Walde gelangten die kühnen
Recken an ein Bächlein. Von dem weiten Ritte ermüdet, stiegen sie von ihren Rossen
und lagerten sich ins Gras, während um sie herum die Pferde weideten. Plötz-
lich ertönte Trompetenschall, und aus dem dunkeln Walde stürzte eine reisige Schar
auf Friedrich und seine Mannen los. Es war der Ritter von Ronneburg, der zu
den Mainzern hielt und im Sinne hatte, den Kaiser mit seinen Mannen zu Vernich-
ten. Diese rafften sich bestürzt auf, und es erhob sich ein furchtbarer Kampf. Viele
wurden hingestreckt, und auch Friedrich wurde verwundet. Es schien, als würden die
Feinde siegen. Da betete der Kaiser: „Herr, hilf, hilf! Komm eilend!" Und in
demselben Augenblicke hörte man Geschrei aus dem Walde. Eine Schar Bauern, mit
Dreschflegeln, Sensen und Heugabeln bewaffnet, eilte ihrem Kaiser zu Hilfe. Wütend
fielen sie die feindlichen Reiter an und ruhten nicht eher, bis alle erschlagen da lagen.
Als der Kampf beendet, war das Bächlein rot gefärbt vom Blute der Erschlagenen.
Dieses Bächlein, welches aus der Gegend des Freigerichts der Kinzig zufließt, führt
seitdem den Namen Rotenbach ^Rodenbach). An ihm liegen die Orte Nieder- und
Oberrodenbach. Zum Danke erteilte Friedrich den Bauern große Freiheiten. Er sprach
huldvoll zu ihnen: „Damit man eurer Treue in späteren Zeiten nicht vergessen werde,
und weil eure Sensen so gut gemäht, so sollt ihr mir jedes Jahr blos ein Fuder
Heu auf meine Burg Gelnhausen bringen. Oben drauf aber muß allemal ein lebendiger
Hahn sitzen als das Bild der Wachsamkeit; denn dieser und eurer Tapferkeit verdanke
ich mein Leben." Die Bauern waren frei von Steuern. Sie hatten nur den Kaiser
zum Herrn und besaßen ihr eigenes Gericht. Die Gerichtsstätte war Suneburne, das
jetzige Dorf Somborn. Die Gegend, welcher Kaiser Rotbart so große Freiheiten erteilte,
heißt noch heute das Freigericht und der Platz, wo das Gericht unter freiem Himmel
abgehalten wurde, noch jetzt der Urteilsstuhl. Das Freigericht erstreckt sich auch ins
Bayrische bis zum Berg Hahnenkamm.
Unweit der Mündung der Bracht in die Kinzig liegt die Stadt
Wächtersbach. Hier und in dem Flecken ^Bilstein im Vogelsberg befinden
sich Schlösser der Fürsten von Isenburg. Der Flecken Bieber im Spessart
hat ein Eisensteinbergwerk. Zum Kreise Gelnhausen gehört auch der vor
1866 bayrische Amtsbezirk Orb. Die Stadt Orb (kath.) hat eine Salme
und ist Bad. Orb ist die einzige Stadt im ganzen Spessart.
21. Stadtkreis Hanau.
Er ist der kleinste Kreis unseres Bezirks und begreift nur die Stadt
Hanau. Hanau, in der milden Mainebene, an der Mündung der Kinzig
in den Main gelegen, ist eine freundliche Stadt von 31000 Einwohnern.
Es ist die zweitgrößte Stadt des Regierungsbezirks und die bedeutendste
Fabrikstadt des Landes. Im Jahre 1303 zur Stadt erhoben, verdankt
Hanau sein Aufblühen den im 16. und 17. Jahrhundert hier eingewan-
derten Niederländern (Wallonen) und Franzosen. Diese hatte man wegen
ihres protestantischen Glaubens aus ihrem Vaterlande verdrängt. Ihre
Gewerbe blühen heute noch. Die Hanauer Bijouteriefabriken, welche die
verschiedensten goldnen und silbernen Schmucksachen liefern, gehören zu den
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Barbarossa Friedrich Barbarossa Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Isenburg
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bedeutendsten in Deutschland. Außerdem sind hier Diamantschleifereien,
große Teppich- und Tabaksfabriken und viele andere Fabriken. Die Lage
der Stadt an dem schiffbaren Main und am Ausgange des Kinzigtales
ist sehr günstig. Hanau hat daher viel Handel und Berkehr. Bedeutend
ist der Handel mit Holz aus dem Spessart, das meist bis Holland geht.
Hanan ist ein wichtiger Eisenbahnknotenpunkt. Sieben Eisenbahnlinien
treffen hier zusammen. Die Neustadt ist regelmäßig angelegt und hat breite,
schnurgerade Straßen. Hier liegt der große, vierseitige Marktplatz mit dem
Niederländ. Kirche.
ßatiaa.
Rathaus und vier Brunnen an den Ecken. Eine Doppelkirche mit hohem
Dache bildet die wallonische Kirche. Sie ist im Innern durch eine Mauer
in zwei Teile geschieden für den Gottesdienst der französischen und der
niederländischen Reformierten. Hanau ist Sitz eines Landgerichts und einer
Handelskammer und Garnison. Es hat ein Gymnasium und eine Zeichen-
akademie. Letztere ist von großem Einflüsse auf Kunst und Gewerbe.
Hanau ist Geburtsort der Brüder Jakob und Wilhelm Grimm. Dieselben
haben sich um die deutsche Sprache und Literatur die größten Verdienste erworben.
Außer vielen andern Werken gaben sie Sagen und Märchen heraus. Den Brüdern
Grimm hat man in ihrer Vaterstadt ein prächtiges Denkmal gesetzt.
Die Stadt war früher Residenz der Grasen von Hanau. Die Graf-
schaft Hanau siel 1736 an Hessen^Kassel.
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Extrahierte Personennamen: Hanan Wilhelm Grimm
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Main Hanau Holland Niederländ Hanau Hanau Hanau Hanau
— 33 —
brave Kommandant das schwere Unglück von Hersfeld ab. Die Bürger der Stadt
boten ihm aus Dankbarkeit ein großes Geschenk an. Aber der brave Kommandant
schlug dasselbe aus und sagte: „Ich lasse mir eine gutetat nicht mit Geld bezahlen!
Nur zum Andenken erbitte ich mir von euch ein silberne Münze, aus welcher die Stadt
Hersfeld und der heutige Auftritt vorgestellt ist." Der edle Mann war der badische
Oberstleutnant Lingg. Derselbe wurde später vom Kurfürsten von Hessen unter dem
Namen Lingg von Linggenfeld in den Adelstand erhoben. Er starb als General-
leutnant 1842 in Mannheim.
Am Süllingswald liegt der Flecken ^Friedewald mit den Trümmern
eines Schlosses, das im siebenjährigen Kriege von den Franzosen zerstört
wurde. 80 hannoversche Jäger unter dem Leutnant Steigleder vertei-
digten es zwei Tage lang gegen 8000 Franzosen. Auch die umliegende
Gegend ist durch Krieg und Pest verheert worden. Daher sind viele
frühere Dörfer verschwunden. Der Flecken Schenklengsfeld ist am Lan-
deckerberg gelegen. Die Bewohner der Umgegend, „die Landecker", halten
gleich den Schwälmern treu an alter Tracht und Sitte fest. Im Westen
des Kreises finden wir an der Fulda den Flecken ^Niederau!«.
16. Rreis Mnfeld.
Derselbe gehört ganz der Vorderrhön (mit dem Soisberg) an. Er
breitet sich zwischen Fulda und Ulster aus, wird aber nicht von üenselben
berührt. Durch den ganzen Kreis zieht sich der freundliche Wiefengrnnd
der Hanne, über dem auch die (kath.) Kreisstadt Hünfeld erbaut ist. Hier
und in den armen Gegenden der Borderrhön ist viel Leinwebnei.
Die Namen Hünfeld und Hanne.
Wie die Sage erzählt, wohnten einst in der Umgebung von Hünfeld Riesen
oder Hünen. Von diesen hat die Stadt Hünfeld ihren Namen bekommen. Die
Hünen stritten dort in einem gewaltigen Kampfe mit ihren Feinden drei Tage und
drei Nächte lang, bis kein Feind mehr übrig war. Von dem vielen Blut, das in
Strömen floß, entstand ein Flüßchen. Dasselbe ist noch heute da, hat aber jetzt klares
Gebirgswasser. Es heißt von den vielen blutigen Wunden, die einst dort gehauen
wurden, noch immer die Haune.
Von Hünfeld abwärts breitet sich im weiten Talgrunde der Flecken
"Burghaun aus.
*Der wilde Haune.
Burghaun war die Wiege eines der mächtigsten Geschlechter des Buchenlandes,
der Herren von Haune. Diese erbauten im 14. Jahrhundert auf dem spitzen
Kegel des Stoppelsberges, welcher sich am rechten User der Haune erhebt, die
Burg Hauneck. Die Ruinen der letzteren sind noch vorhanden. Die Ritter von
Haune waren berüchtigt durch ihre Raublust. Der schlimmste dieser Raubritter war
der wilde Haune. Vor demselben war zuletzt niemand mehr sicher. Da stand die
ganze Umgegend gegen ihn auf, und der Landgraf von Hessen rückte mit einem Heere
heran und belagerte ihn in seiner Burg. Man beschädigte die Mauern, tötete dem
Ritter viele seiner Knechte, machte ihm seine Bundesgenossen abwendig und besetzte
die unterirdischen Gänge. Nun verlor der Ritter all seinen Mut und ließ den Land.
Wollweder. Regierungsbezirk Kassel. z
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— 38 —
Einer seiner Burgmänner hatte eine Tochter Namens Gela. Wegen ihrer Schönheit
und Anmut liebte sie der junge Hohenstaufe. Aber Gela schien den jungen Herzog zu meiden.
Dieser verfiel darüber in Trübsinn. Von seinem Zustande wurde Gela ergriffen, und
als sie ihm einst in einem Gehölze an der Kinzig begegnete, sagte sie zu ihm: „Ihr
liebt mich, und ich liebe euch auch. Aber ich kann eure Gattin nicht werden. Ihr
müßt Euch eine Hausfrau suchen aus den Töchtern der Grafen und Herzöge. Wenn
ihr es aber wünscht, so könnt ihr mich jeden Morgen eine Stunde vor Sonnenauf-
gang in der Burgkapelle sehen." Die Liebenden trafen sich nun täglich in der Ka-
pelle, Nach einem Jahre aber zog Friedrich im Heere Kaiser Konrads ins gelobte
Land. Mit Ruhm bedeckt kehrte er in die Heimat zurück. Sein Vater war inzwischen
gestorben und das Herzogtum Schwaben ihm zugefallen. Als Friedrich nun Gela
aufsuchen wollte, war sie ins Kloster gegangen. Er ehrte den hohen Sinn seiner
Geliebten. An der Stelle, wo er Gela im Gehölze an der Kinzig begegnet war, legte
er den Grundstein zu einer Stadt und nannte sie Gelahausen. Jetzt heißt diese
Gelnhausen. Daselbst ist die Gelakapelle noch zu sehen.
Ruinen des Barbarossapalastes Pfarrkirche
Gelnhausen,
Gelnhausen war einst freie Reichsstadt und zeitweilige Residenz des
Kaisers Friedrich Barbarossa. Dieser erbaute sich, von der Lieblichkeit des
Ortes angezogen, hier auf einer Kinziginsel einen Palast, der noch in
seinen Trümmern Zeugnis ablegt von seiner ehemaligen Pracht. An
einer Mauer sieht man noch den Kopf Barbarossas aus rotem Sand-
stein. Eine Hauptzierde der Stadt bildet die prächtige Pfarrkirche.
Einer ihrer vier Türme war früher schief gebaut und galt als eine
Merkwürdigkeit in Deutschland. In Gelnhausen ist der Ersinder des
Telephons, Philipp Reis geboren. Gelnhausen ist Eisenbahnknotenpunkt.
Hier und in der Umgebung zieht man viel Obst und Wein, so z. B. auch
bei dem nahen *Meerholz. Dieser Flecken hat ein Schloß des Grasen von
Isenburg. Die Gegend südlich von Meerholz nennt man das Freigericht.
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TM Hauptwörter (200): [T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T171: [Heinrich Otto Herzog Kaiser König Friedrich Sohn Konrad Sachsen Schwaben], T66: [Stadt Kreis Einw. Berlin Einwohner Schloß Regierungsbezirk Sitz Provinz Düsseldorf], T105: [Stadt Dom Jahrhundert Zeit Bau Kirche Rhein Baukunst Deutschland Mainz]]
Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Konrads Friedrich_nun_Gela Friedrich Friedrich_Barbarossa Friedrich Barbarossa Barbarossas Barbarossas Philipp_Reis Philipp Isenburg
— 50 —
Saale und der Sinn, serner Aschaffenburg am Main. Im Großherzog-
tum Hessen erwähnen wir die wichtige Fabrikstadt Offenbach a. M. mit
50000 Einwohnern.
Westlich vom Regierungsbezirk Kassel finden wir folgende Nachbar-
gebiete: den preußischen Regierungsbezirk Wiesbaden, die hesseu-darm-
städtische Provinz Oberhessen, den preußischen Kreis Wetzlar und das
Fürstentum Waldeck. Der Regierungsbezirk Wiesbaden berührt an zwei
Stellen uusern Bezirk. Ganz im Süden liegt hier die große Stadt
Frankfurt a. M. Sie zählt über 300000 Einwohner. Frankfurt war
ehemals Wahl- und Krönungsstadt der deutschen Kaiser und bis 1866 freie
Stadt. Dasselbe ist die Vaterstadt Göthes, des größten deutsche» Dichters.
1871 wurde hier der Friede zwischen Deutschland und Frankreich ge-
schlössen. Frankfurt ist eine reiche Stadt. Handel und Verkehr sind sehr
bedeutend. Die Stadt ist ein Hauptknotenpnnkt im deutscheu Eisenbahnnetz.
Elf Eisenbahnen münden hier. Großartig ist der Hanptbahnhos; er ist einer
der größten der Welt. Große öffentliche Gärten mit reichen Tier- und
Pflanzensammlnngen sind der Zoologische Garten und der Palmengarten.
Die beiden Stadtbezirke Bockenheim und Seckbach waren ehemals kurhessisch.
Das Hessendenkmal in Frankfurt a. M.
vor dem Friedberger Thore erinnert an die Tapferkeit kurhessischer Krieger. Unterstützt
von preußischen Truppen hatten die Hessen im Jahre 1792 mit unwiderstehlicher Tapfer-
keit die von den Franzosen eroberte Stadt Frankfurt wieder erstürmt. Friedrich
Wilhelm Ii., König von Preußen, war Zeuge ihres Heldenmutes gewesen und hat
den todesmutigen Hessen, die hier im Kampfe für das Vaterland siegend fielen, dies
schöne Denkmal setzen lassen.
Am Taunusgebirge ist die berühmte Kurstadt Homburg v. d. Höhe
gelegen. Sie war bis 1866 Hauptstadt der Landgrafschaft Hessen-Homburg.
Im Norden des Regierungsbezirks Wiesbaden nennen wir die Nachbarstadt
Biedenkopf a. d. Lahn. In Oberhessen, das an drei Seiten von unserem
Bezirke umgeben ist, merken wir uns an den Oberhessischen Bahnen die
Städte Büdingen, Lauterbach und Alsfeld. Hauptstadt von Oberhessen
ist die Universitätsstadt Gießen a. d. Lahn mit 25 000 Einwohnern. In
der fruchtbaren Wetteran zwischen Gießen und Hanau und au der Main-
Weserbahn liegen die frühere freie Reichsstadt Friedberg und das sehr
besuchte Bad Nauheim. Letzteres war bis 1866 kurhessisch. Im Kreise
Wetzlar, der zur Rheinprovinz gehört, erwähnen wir die ehemalige freie
Reichsstadt Wetzlar a. d. Lahn mit einem alten Dome. Wetzlar besaß
im alten deutschen Reiche das oberste Gericht, das Reichskammergericht.
Im Fürstentum Waldeck ist Arolsen Hauptstadt und Residenz des Fürsten,
Korbach die größte Stadt und Wildungen ein besuchter Badeort.
Der Kreis Schmalkalden ist von den thüringischen Herzogtümern
Sachsen-Kobnrg-Gotha und Sachsen-Meiningen und dem preußischen
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner]]
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Extrahierte Personennamen: Göthes Friedrich
Wilhelm_Ii Friedrich Wilhelm Biedenkopf
- 24 -
8. Kreis Kirchhain.
Fast ganz im Ohmgebiet gelegen, ist dieser Kreis durch Ohm und
Wohra bewässert. Er umfaßt nur hügelige Gegenden und die milde, frucht-
bare Ohmebene. In letzterer liegt am Einfluß der Wohra in die Ohm
die Kreisstadt Kirchhain. Südlich davon thront aus einem mitten aus der
Ohmebene aufsteigenden Basaltkegel die kleine (kath.) Stadt Amöneburg.
Geschichtliches von Amöneburg.
Der Name Amöneburg leitet sich vom Flüßchen Ohm (Amena) ab und lautete
früher Amenaburg. Städtchen, Kirche, Stift und Burgtrümmer sind sehr alt. Amöne-
bürg war der Ort, wo Bonifatius 722 seine Predigten in Hessen begann. Nachdem
dieser hier zwei mächtige Grafen, die Brüder Detik und Dierolf bekehrt und getaust
hatte, erbaute er 723 in Amöneburg seine erste christliche Kirche in Deutschlands Da
Bonifacius Erzbischof von Mainz war, so gelangte das Erzbistum Mainz frühzeitig
in den Besitz Amöneburgs. Die Erzbischöfe wählten die Stadt öfters zu ihrem Aufent-
halte und machten sie zu einer starken Feste, die Hessen gefährlich wurde. Dieses be-
mühte sich vergeblich, die Feste für sich zu erobern. Es wurde viel um A gekämpft.
Im 30jährigen Kriege wurde es von den Hessen und Schweden überrumpelt und
völlig zerstört. Die Blüte Amöneburgs war dahin. Daher bezeichnet man die Stadt
als „eine Königin früher, eine Bäuerm jetzt". A. blieb im Besitze von Kurmainz,
bis dieses geistliche Fürstentum aufgehoben wurde. Dadurch kam das Städtchen 1803
an Kurhessen.
Weiter aufwärts im Ohmgrunde ist die kleine Stadt *Schweinsberg
als Stammsitz des berühmten Geschlechts der Schenken von Schweinsberg
merkenswert. Unfern der Wohra erwähnen wir das Amtsstädtchen
^Rauschenberg. Ganz im Osten des Kreises im Gebiet der Weser liegt
Neustadt, Stadt mit meist katholischen Einwohnern.
9. Kreis Ziegenhain.
Der Kreis Ziegenhain wird nebst den Kreisen Kirchhain, Marburg
und Frankenberg zu Oberhessen gerechnet. Er liegt zum größten Teile im
Gebiet der Schwalm, umfaßt die Hauptmasse des rauhen Knüll und die
fruchtbare Schwalmniederung und reicht westlich bis zum Hainagebirge. In der
wiesenreichen Schwalmniederung breitet sich die Kreisstadt Ziegenhain aus.
Dieselbe führt im Wappen ein Ungeheuer, halb Ziege und halb Hahn,
und hieß ehemals Ziegenhahn. Ziegenhain war früher Festung und galt
Jahrhunderte lang als uneinnehmbar. Daher kommt das Sprichwort:
„So fest wie Ziegenhain."
Heinz von Lüder.
Zur Zeit der Reformation, als sich die Protestanten von der katholischen Kirche
lostrennten, führte Landgraf Philipp der Großmütige von Hessen nebst den übrigen
evangelischen Fürsten Krieg gegen den deutschen Kaiser Karl V. Philipp geriet dabei
in fünfjährige kaiserliche Gefangenschaft und mußte in derselben 1547 den Befehl unter-
zeichnen, daß die hessischen Festungen geschleift und die Geschütze ausgeliefert werden
sollten. Da die Reihe auch an Ziegenhain kam, verweigerte der wackere Befehlshaber
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner]]
TM Hauptwörter (100): [T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T73: [Stadt Schloß Augsburg Grafe Nürnberg Reichsstadt Bischof Sitz Regensburg Fürst], T58: [Kloster Jahr Mönch Kirche Schweiz Bischof Abt Zürich Bonifatius Bern], T86: [Kaiser Protestant Katholik Fürst Kurfürst Land Kirche Karl Reichstag Krieg], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde]]
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Extrahierte Personennamen: Schweinsberg Heinz_von_Lüder Philipp_der_Großmütige_von_Hessen Philipp Karl_V._Philipp Karl_V. Philipp
— 38 —
Außer den Grafen von Schaumburg waren im alten Buckigau noch
mehrere Familien zu besonderer Macht und größerem Besitz emporgestiegen,
(öl) wohnte ein edles Geschlecht auf der alten Bückeburg oberhalb Obern-
kirchen; die Gegend von Stadthagen besaß der Ritter Mirabilis. In der
Nähe von Peetzen hatte der Herr von Arnheim ein festes Schloß und reiche
Besitzungen. Alle diese mächtigen Geschlechter starben im Laufe der Zeit
aus, und ihr Gebiet ging an die Grasen von Schaumburg über. Während
das Land derselben sich so nach und nach vergrößerte, entwickelte sich auch
mehr und mehr die kirchliche Ordnung im Lande. Im Weserthal entstanden
die Kloster zu Mollenbeck und Fischbeck; von Minden aus wurde das Stift
zu Obernkirchen gegründet und von diesem wieder die Gründung mehrerer
Kirchen der Umgegend veranlaßt.
Das schnell emporsteigende schaumburgische Grafengeschlecht unterwarf
mehrere flavische Völkerstämme und trug viel zur Verbreitung des Christen-
tnms unter diesen bei. Seine Macht wurde dadurch sehr vergrößert, daß
Adolf Ii. 1106 mit Holstein und Stormarn, wozu auch Hamburg gehörte,
und Adolf Iii. mit Wagrien (im östlichen Holstein) und Lübeck, das es
gegründet, belehnt wurde. Alleiu diese neuen Erwerbungen wurden eine
Quelle unaufhörlicher Kämpfe mit den Nachbarn, welche die Grafen von
Schaumburg um die vergrößerte Macht beneideten. Zweimal entriß ihnen
Heinrich der Löwe ihre nordische Herrschaft, und zweimal mußten sie dieselbe
wieder erobern; als sie auch dem Könige Waldemar Ii. von Dänemark
erlagen (1200), eroberte Adolf Iv. die verlorenen Besitzungen zum dritten
Mal (1224) und erfocht einen glänzenden Sieg über die Dänen. Nach
damaliger Sitte teilten mehrmals die Brüder sich in das Land, und so ent-
standen eine wagrische, holsteinische und schaumburgische Linie. Die
erstere erlosch 1390, die zweite 1459. Nun hätte Holstein an die schäum-
burgische Linie zurückfallen müssen. Jedoch riß der König von Dänemark
das Land an sich, und der damals im Stammlande regierende Graf Otto Ii.
wurde gezwungen, für eine Summe Geldes seinen Ansprüchen auf die hol-
steinischen Besitzungen zu entsagen.
Unter den edlen Herren, die in damaliger Zeit dem schaumburgischen
Grasengeschlechte entsprossen, sind der schon erwähnte Adolf Iv. und He in-
rich der Eiserne hervorzuheben. Adolf Iv. zog mit dem Kaiser Friedrich I.
Barbarossa (1152—1190) im I. 1189 nach dem gelobten Lande, um das
heilige Grab den Türken zu entreißen, und setzte zum Gedächtnis dieser
Kreuzfahrt die drei Nägel in sein Wappen. Zu seiner Zeit erbaute der
Gras vou Rodeu 1170 auf dem linken Weseruser der Schaumburg gegen-
über die Burg Honrode, die aber schon 1181 von Adolf zerstört wurde.
Heinrich der Eiserne erhielt den ehrenvollen Beinamen wegen seiner unbe-
zwinglichen Tapferkeit, die er auf zahlreichen Kriegszügen bewährte.
Während Holstein dem Hause Schaumburg verloren ging, wurden da-
gegen andere, näher liegende Gebietsstücke erworben. Graf Otto I. bekam
als Heiratsgut seiner Gemahlin das Amt Lauenau und brachte die Grafschaft
Sternberg im Lippischen durch Kauf an sich. Wegen der letzteren wurden
zwei Sterne ins schaumburgische Wappen aufgenommen. Adolf Vi. (t 1315)
erwarb durch Heirat mit Helene, der Tochter des Herzogs Johann von
Sachsen, Schloß und Amt Sachsenhagen. Im Ansang des 16. Jahrhunderts
erheiratete Johann Ii. die Herrschaft Gehmen im Münsterischen. Vor der
TM Hauptwörter (50): [T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner]]
TM Hauptwörter (100): [T37: [Friedrich Brandenburg Heinrich Herzog Sachsen Land Albrecht Kaiser Mark Johann], T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T34: [Schweden König Gustav Dänemark Preußen Krieg Polen Adolf Frieden Holstein], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T73: [Stadt Schloß Augsburg Grafe Nürnberg Reichsstadt Bischof Sitz Regensburg Fürst]]
TM Hauptwörter (200): [T97: [Heinrich Herzog Graf Erzbischof König Grafe Kaiser Stadt Herr Mainz], T38: [Weser Elbe Hannover Land Stadt Lüneburg Leine Nordsee Aller Bremen], T18: [Mark Brandenburg Land Albrecht Friedrich Kaiser Jahr Markgraf Haus Markgrafe], T174: [Preußen Sachsen Hannover Holstein Provinz Königreich Staat Oldenburg Braunschweig Dänemark], T132: [König Karl Italien Otto Kaiser Papst Reich Sohn Rom Jahr]]
Extrahierte Personennamen: Adolf Adolf Adolf Heinrich_der_Löwe Heinrich Waldemar_Ii Adolf Adolf Dänemark Otto Adolf Adolf Adolf Friedrich_I. Barbarossa Barbarossa Adolf Adolf Heinrich Otto_I. Adolf Adolf Helene Johann_von
Sachsen Johann Johann_Ii Johann
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10. Kreis Homberg. Homberg an der Efze hat ein Lehrerseminar, eine Taub-
stummeuaustalt, eine schöne Kirche und Tuchwebereien. Mardorf hat Eisenerzgruben,
Holzhausen eine Eisenhütte. Borken ist eine Ackerstadt.
11. Kreis Melsungen. Melsungen an der Fulda hat ansehnliche Tuchfabriken,
eine Wollenspinnerei und treibt Holz- und Leinenhandel. Spangenberg treibt Lein-
Weberei. Couueseld hat Alabaster- und Gypsbrüche; Felsberg ist eine'ackerstadt.
12; Kreis Witzenhausen. Witzeuhauseu liegt an der Werra und ist durch
seinen Obst-, Wein-, Tabak-, Hopfen- und Bohnenban bekannt. Allendorf an der Werra
zieht besonders Tabak, Hirse und Bohnen. In Ziegenhagen ist eine Glashütte, iu
Sooden ein Salzwerk. Großalmerode am Fuße des Hirschberges ist durch seine
Töpfereien berühmt.
13. Kreis Eschwege. Eschwege an der Werra mit über 7000 Einwohnern hat
große Gerbereien, Tuch- und Ölsabriken und blühenden Handel. Wanfried hat gute
Kirschenzucht, Waldkappel Gerbereien. Grebendorf ist eins der reichsten Dörfer
Hessens. In Abterode war der Fabeldichter Burkard Waldis Pfarrer.
14. Kreis Rotenburg. Rotenburg an der Fulda treibt meist Ackerbau. Das
Städtchen Sontra hat vorzüglichen Flachsbau, Richelsdorf im rauhen Gebirge Kupfer-
und Nickelbergbau. Bebra ist ein Eisenbahnknotenpunkt.
15. Kreis Hersfeld. Hersfeld liegt in einer Weitung des Fnldathales, hat
7 000 Einwohner, bedeutende Wollentuchfabrikeu, Gerbereien und Ruinen der schönen
Stiftskirche. (Die Abtei Hersfeld wurde zuerst [736] von Sturm, dann [769] von Lullus
neu gegründet.) Philippsthal ist ein Dorf mit Schloß der Landgrafen vou Hessen-
Philippsthal an der Werra. Niederaula und Friedewald sind Amtsgerichte.
16. Kreis Hünfeld, meist katholisch. Hünfeld an der Hanne treibt Ackerbau
und viel Leinweberei, die im ganzen Kreise bedeutend ist. Bei dem Dorfe Langen-
schwarz wird Torf gegrabe»; bei Burghaun sind Sandstein- und Basaltbrüche; Eiterfeld.
17. Der Kreis Gersfeld ist 1866 von Bayern an Preußen abgetreten. Das
freundliche Städtchen Gersfeld liegt unweit der Fuldaquelle und hat drei Schlösser.
Andere Orter sind Tann mit Leinwebereien, Hilders mit Amtsgericht und die Flecken
Weihers und Wüstensachsen.
18. Der Kreis Fulda ist größtenteils katholisch. Die Stadt Fulda liegt am
rechten Fuldaufer in schönem Wiesenthale, hat 11500 Einwohner und ist Sitz eines Bischofs.
Das Kloster war der Lieblingsanfenthalt des Bonifatius; in dem schönen Dome ruhen
auch seine Gebeine. Die Bonifacinsstatue ist eine Hauptzierde der Stadt. Dieselbe liefert
Zeuge, Bleistifte, Siegellack, künstliche Blumen, Wachslichter und berühmte Blasinstrumente.
Ganz in der Nähe liegen der Frauen- und Kalvarienberg mit einem Kloster und schöner
Aussicht. Salzschlirf hat ein kleines Solbad. Giesel ist durch seine Töpferwaren
bekannt. Großenlüder und Neuhof sind Sitze eines Amtsgerichts.
19. Kreis Schlüchtern. Schlüchtern, im schönen Kinzigthale gelegen, hat ein
Schullehrerseminar. Auf der Steckelsburg wurde 1488 Ulrich v. Hutten geboren. Steinau
an der Kinzig, der Geburtsort der Gebrüder Grimm, hat ansehnliche Töpfereien, Sal-
münster Strnmpfwebereien, Soden eine Nadelfabrik.
20. Kreis Gelnhausen. Die ehemals freie Reichsstadt Gelnhausen, im frucht-
bareu Thale der Kinzig gelegen, hat über 4 000 Einwohner, welche Obst-, Wein- und
Ackerbau betreiben. Unter den vier Türmen der Kirche ist einer absichtlich schief gebaut.
Auf einer Insel sind die Ruinen der einst großartigen Kaiserpfalz Barbarossas. In
Meerholz besitzt der Graf vou Jfenbnrg-Meerholz ein Schloß. Die Stadt Wächters -
bach ist Residenz des Fürsten von Jfenburg-Wächtersbach, das Dorf Birst ein Residenz
des Fürsten von Jsenbnrg-Birstein. Der Ämtsbezirk Orb, worin die Stadt Orb mit
einer Saline liegt, wurde 1866 von Bayern an Preußen abgetreten.
21. Kreis Hanau. Hanau liegt nicht weit von der Mündung der Kinzig in den
Main, hat ein schönes Schloß, eine Zeichenakademie, 23 000 Einwohner und' ist die gewerb-
thätigste Stadt iu Hessen. Sie besitzt ansehnliche Fabriken von Teppichen, Seiden- und
Wollenwaaren, Hüten, Tabakfabriken n. s. w. In der Nähe liegt das Schloß Philipps-
ruhe und der Badeort Wilhelmsbad. Nahe bei Frankfurt liegt Bockenheim, die
jüngste hessische Stadt, durch Gewerbefleiß und Handel blühend; sie hat 10000 Einwohner.
Merke noch das Dorf Langenselbold mit über 3000 Einwohnern, das Städtchen Win-
decken und den Flecken Bergen.
22. Kreis Schmalkalden. Schmalkalden ist eine altertümliche Stadt mit 6000
Einwohnern, die sich fast nur durch Anfertigung von Eisenwaren ernähren. Hier lebte
der Komponist der „Wacht am Rhein," Karl Wilhelm. Der lx/2 Stunden von der Stadt
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Extrahierte Personennamen: Spangenberg Couueseld Allendorf Burkard_Waldis Lullus Ulrich_v Grimm Barbarossas Barbarossas Karl_Wilhelm Karl Wilhelm