Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Heimatkunde vom preußischen Regierungsbezirk Kassel (Kurhessen) - S. 39

1905 - Frankfurt a. M. Leipzig : Neumann Kesselring
— 39 — *Das Freigericht (Sage). Kaiser Friedrich Barbarossa zog einstmals von Gelnhausen aus mit seinen Mannen gegen den Erzbischof von Mainz. In einem Walde gelangten die kühnen Recken an ein Bächlein. Von dem weiten Ritte ermüdet, stiegen sie von ihren Rossen und lagerten sich ins Gras, während um sie herum die Pferde weideten. Plötz- lich ertönte Trompetenschall, und aus dem dunkeln Walde stürzte eine reisige Schar auf Friedrich und seine Mannen los. Es war der Ritter von Ronneburg, der zu den Mainzern hielt und im Sinne hatte, den Kaiser mit seinen Mannen zu Vernich- ten. Diese rafften sich bestürzt auf, und es erhob sich ein furchtbarer Kampf. Viele wurden hingestreckt, und auch Friedrich wurde verwundet. Es schien, als würden die Feinde siegen. Da betete der Kaiser: „Herr, hilf, hilf! Komm eilend!" Und in demselben Augenblicke hörte man Geschrei aus dem Walde. Eine Schar Bauern, mit Dreschflegeln, Sensen und Heugabeln bewaffnet, eilte ihrem Kaiser zu Hilfe. Wütend fielen sie die feindlichen Reiter an und ruhten nicht eher, bis alle erschlagen da lagen. Als der Kampf beendet, war das Bächlein rot gefärbt vom Blute der Erschlagenen. Dieses Bächlein, welches aus der Gegend des Freigerichts der Kinzig zufließt, führt seitdem den Namen Rotenbach ^Rodenbach). An ihm liegen die Orte Nieder- und Oberrodenbach. Zum Danke erteilte Friedrich den Bauern große Freiheiten. Er sprach huldvoll zu ihnen: „Damit man eurer Treue in späteren Zeiten nicht vergessen werde, und weil eure Sensen so gut gemäht, so sollt ihr mir jedes Jahr blos ein Fuder Heu auf meine Burg Gelnhausen bringen. Oben drauf aber muß allemal ein lebendiger Hahn sitzen als das Bild der Wachsamkeit; denn dieser und eurer Tapferkeit verdanke ich mein Leben." Die Bauern waren frei von Steuern. Sie hatten nur den Kaiser zum Herrn und besaßen ihr eigenes Gericht. Die Gerichtsstätte war Suneburne, das jetzige Dorf Somborn. Die Gegend, welcher Kaiser Rotbart so große Freiheiten erteilte, heißt noch heute das Freigericht und der Platz, wo das Gericht unter freiem Himmel abgehalten wurde, noch jetzt der Urteilsstuhl. Das Freigericht erstreckt sich auch ins Bayrische bis zum Berg Hahnenkamm. Unweit der Mündung der Bracht in die Kinzig liegt die Stadt Wächtersbach. Hier und in dem Flecken ^Bilstein im Vogelsberg befinden sich Schlösser der Fürsten von Isenburg. Der Flecken Bieber im Spessart hat ein Eisensteinbergwerk. Zum Kreise Gelnhausen gehört auch der vor 1866 bayrische Amtsbezirk Orb. Die Stadt Orb (kath.) hat eine Salme und ist Bad. Orb ist die einzige Stadt im ganzen Spessart. 21. Stadtkreis Hanau. Er ist der kleinste Kreis unseres Bezirks und begreift nur die Stadt Hanau. Hanau, in der milden Mainebene, an der Mündung der Kinzig in den Main gelegen, ist eine freundliche Stadt von 31000 Einwohnern. Es ist die zweitgrößte Stadt des Regierungsbezirks und die bedeutendste Fabrikstadt des Landes. Im Jahre 1303 zur Stadt erhoben, verdankt Hanau sein Aufblühen den im 16. und 17. Jahrhundert hier eingewan- derten Niederländern (Wallonen) und Franzosen. Diese hatte man wegen ihres protestantischen Glaubens aus ihrem Vaterlande verdrängt. Ihre Gewerbe blühen heute noch. Die Hanauer Bijouteriefabriken, welche die verschiedensten goldnen und silbernen Schmucksachen liefern, gehören zu den

2. Heimatkunde vom preußischen Regierungsbezirk Kassel (Kurhessen) - S. 40

1905 - Frankfurt a. M. Leipzig : Neumann Kesselring
— 40 bedeutendsten in Deutschland. Außerdem sind hier Diamantschleifereien, große Teppich- und Tabaksfabriken und viele andere Fabriken. Die Lage der Stadt an dem schiffbaren Main und am Ausgange des Kinzigtales ist sehr günstig. Hanau hat daher viel Handel und Berkehr. Bedeutend ist der Handel mit Holz aus dem Spessart, das meist bis Holland geht. Hanan ist ein wichtiger Eisenbahnknotenpunkt. Sieben Eisenbahnlinien treffen hier zusammen. Die Neustadt ist regelmäßig angelegt und hat breite, schnurgerade Straßen. Hier liegt der große, vierseitige Marktplatz mit dem Niederländ. Kirche. ßatiaa. Rathaus und vier Brunnen an den Ecken. Eine Doppelkirche mit hohem Dache bildet die wallonische Kirche. Sie ist im Innern durch eine Mauer in zwei Teile geschieden für den Gottesdienst der französischen und der niederländischen Reformierten. Hanau ist Sitz eines Landgerichts und einer Handelskammer und Garnison. Es hat ein Gymnasium und eine Zeichen- akademie. Letztere ist von großem Einflüsse auf Kunst und Gewerbe. Hanau ist Geburtsort der Brüder Jakob und Wilhelm Grimm. Dieselben haben sich um die deutsche Sprache und Literatur die größten Verdienste erworben. Außer vielen andern Werken gaben sie Sagen und Märchen heraus. Den Brüdern Grimm hat man in ihrer Vaterstadt ein prächtiges Denkmal gesetzt. Die Stadt war früher Residenz der Grasen von Hanau. Die Graf- schaft Hanau siel 1736 an Hessen^Kassel.

3. Heimatkunde vom preußischen Regierungsbezirk Kassel (Kurhessen) - S. 33

1905 - Frankfurt a. M. Leipzig : Neumann Kesselring
— 33 — brave Kommandant das schwere Unglück von Hersfeld ab. Die Bürger der Stadt boten ihm aus Dankbarkeit ein großes Geschenk an. Aber der brave Kommandant schlug dasselbe aus und sagte: „Ich lasse mir eine gutetat nicht mit Geld bezahlen! Nur zum Andenken erbitte ich mir von euch ein silberne Münze, aus welcher die Stadt Hersfeld und der heutige Auftritt vorgestellt ist." Der edle Mann war der badische Oberstleutnant Lingg. Derselbe wurde später vom Kurfürsten von Hessen unter dem Namen Lingg von Linggenfeld in den Adelstand erhoben. Er starb als General- leutnant 1842 in Mannheim. Am Süllingswald liegt der Flecken ^Friedewald mit den Trümmern eines Schlosses, das im siebenjährigen Kriege von den Franzosen zerstört wurde. 80 hannoversche Jäger unter dem Leutnant Steigleder vertei- digten es zwei Tage lang gegen 8000 Franzosen. Auch die umliegende Gegend ist durch Krieg und Pest verheert worden. Daher sind viele frühere Dörfer verschwunden. Der Flecken Schenklengsfeld ist am Lan- deckerberg gelegen. Die Bewohner der Umgegend, „die Landecker", halten gleich den Schwälmern treu an alter Tracht und Sitte fest. Im Westen des Kreises finden wir an der Fulda den Flecken ^Niederau!«. 16. Rreis Mnfeld. Derselbe gehört ganz der Vorderrhön (mit dem Soisberg) an. Er breitet sich zwischen Fulda und Ulster aus, wird aber nicht von üenselben berührt. Durch den ganzen Kreis zieht sich der freundliche Wiefengrnnd der Hanne, über dem auch die (kath.) Kreisstadt Hünfeld erbaut ist. Hier und in den armen Gegenden der Borderrhön ist viel Leinwebnei. Die Namen Hünfeld und Hanne. Wie die Sage erzählt, wohnten einst in der Umgebung von Hünfeld Riesen oder Hünen. Von diesen hat die Stadt Hünfeld ihren Namen bekommen. Die Hünen stritten dort in einem gewaltigen Kampfe mit ihren Feinden drei Tage und drei Nächte lang, bis kein Feind mehr übrig war. Von dem vielen Blut, das in Strömen floß, entstand ein Flüßchen. Dasselbe ist noch heute da, hat aber jetzt klares Gebirgswasser. Es heißt von den vielen blutigen Wunden, die einst dort gehauen wurden, noch immer die Haune. Von Hünfeld abwärts breitet sich im weiten Talgrunde der Flecken "Burghaun aus. *Der wilde Haune. Burghaun war die Wiege eines der mächtigsten Geschlechter des Buchenlandes, der Herren von Haune. Diese erbauten im 14. Jahrhundert auf dem spitzen Kegel des Stoppelsberges, welcher sich am rechten User der Haune erhebt, die Burg Hauneck. Die Ruinen der letzteren sind noch vorhanden. Die Ritter von Haune waren berüchtigt durch ihre Raublust. Der schlimmste dieser Raubritter war der wilde Haune. Vor demselben war zuletzt niemand mehr sicher. Da stand die ganze Umgegend gegen ihn auf, und der Landgraf von Hessen rückte mit einem Heere heran und belagerte ihn in seiner Burg. Man beschädigte die Mauern, tötete dem Ritter viele seiner Knechte, machte ihm seine Bundesgenossen abwendig und besetzte die unterirdischen Gänge. Nun verlor der Ritter all seinen Mut und ließ den Land. Wollweder. Regierungsbezirk Kassel. z

4. Heimatkunde vom preußischen Regierungsbezirk Kassel (Kurhessen) - S. 38

1905 - Frankfurt a. M. Leipzig : Neumann Kesselring
— 38 — Einer seiner Burgmänner hatte eine Tochter Namens Gela. Wegen ihrer Schönheit und Anmut liebte sie der junge Hohenstaufe. Aber Gela schien den jungen Herzog zu meiden. Dieser verfiel darüber in Trübsinn. Von seinem Zustande wurde Gela ergriffen, und als sie ihm einst in einem Gehölze an der Kinzig begegnete, sagte sie zu ihm: „Ihr liebt mich, und ich liebe euch auch. Aber ich kann eure Gattin nicht werden. Ihr müßt Euch eine Hausfrau suchen aus den Töchtern der Grafen und Herzöge. Wenn ihr es aber wünscht, so könnt ihr mich jeden Morgen eine Stunde vor Sonnenauf- gang in der Burgkapelle sehen." Die Liebenden trafen sich nun täglich in der Ka- pelle, Nach einem Jahre aber zog Friedrich im Heere Kaiser Konrads ins gelobte Land. Mit Ruhm bedeckt kehrte er in die Heimat zurück. Sein Vater war inzwischen gestorben und das Herzogtum Schwaben ihm zugefallen. Als Friedrich nun Gela aufsuchen wollte, war sie ins Kloster gegangen. Er ehrte den hohen Sinn seiner Geliebten. An der Stelle, wo er Gela im Gehölze an der Kinzig begegnet war, legte er den Grundstein zu einer Stadt und nannte sie Gelahausen. Jetzt heißt diese Gelnhausen. Daselbst ist die Gelakapelle noch zu sehen. Ruinen des Barbarossapalastes Pfarrkirche Gelnhausen, Gelnhausen war einst freie Reichsstadt und zeitweilige Residenz des Kaisers Friedrich Barbarossa. Dieser erbaute sich, von der Lieblichkeit des Ortes angezogen, hier auf einer Kinziginsel einen Palast, der noch in seinen Trümmern Zeugnis ablegt von seiner ehemaligen Pracht. An einer Mauer sieht man noch den Kopf Barbarossas aus rotem Sand- stein. Eine Hauptzierde der Stadt bildet die prächtige Pfarrkirche. Einer ihrer vier Türme war früher schief gebaut und galt als eine Merkwürdigkeit in Deutschland. In Gelnhausen ist der Ersinder des Telephons, Philipp Reis geboren. Gelnhausen ist Eisenbahnknotenpunkt. Hier und in der Umgebung zieht man viel Obst und Wein, so z. B. auch bei dem nahen *Meerholz. Dieser Flecken hat ein Schloß des Grasen von Isenburg. Die Gegend südlich von Meerholz nennt man das Freigericht.

5. Heimatkunde vom preußischen Regierungsbezirk Kassel (Kurhessen) - S. 50

1905 - Frankfurt a. M. Leipzig : Neumann Kesselring
— 50 — Saale und der Sinn, serner Aschaffenburg am Main. Im Großherzog- tum Hessen erwähnen wir die wichtige Fabrikstadt Offenbach a. M. mit 50000 Einwohnern. Westlich vom Regierungsbezirk Kassel finden wir folgende Nachbar- gebiete: den preußischen Regierungsbezirk Wiesbaden, die hesseu-darm- städtische Provinz Oberhessen, den preußischen Kreis Wetzlar und das Fürstentum Waldeck. Der Regierungsbezirk Wiesbaden berührt an zwei Stellen uusern Bezirk. Ganz im Süden liegt hier die große Stadt Frankfurt a. M. Sie zählt über 300000 Einwohner. Frankfurt war ehemals Wahl- und Krönungsstadt der deutschen Kaiser und bis 1866 freie Stadt. Dasselbe ist die Vaterstadt Göthes, des größten deutsche» Dichters. 1871 wurde hier der Friede zwischen Deutschland und Frankreich ge- schlössen. Frankfurt ist eine reiche Stadt. Handel und Verkehr sind sehr bedeutend. Die Stadt ist ein Hauptknotenpnnkt im deutscheu Eisenbahnnetz. Elf Eisenbahnen münden hier. Großartig ist der Hanptbahnhos; er ist einer der größten der Welt. Große öffentliche Gärten mit reichen Tier- und Pflanzensammlnngen sind der Zoologische Garten und der Palmengarten. Die beiden Stadtbezirke Bockenheim und Seckbach waren ehemals kurhessisch. Das Hessendenkmal in Frankfurt a. M. vor dem Friedberger Thore erinnert an die Tapferkeit kurhessischer Krieger. Unterstützt von preußischen Truppen hatten die Hessen im Jahre 1792 mit unwiderstehlicher Tapfer- keit die von den Franzosen eroberte Stadt Frankfurt wieder erstürmt. Friedrich Wilhelm Ii., König von Preußen, war Zeuge ihres Heldenmutes gewesen und hat den todesmutigen Hessen, die hier im Kampfe für das Vaterland siegend fielen, dies schöne Denkmal setzen lassen. Am Taunusgebirge ist die berühmte Kurstadt Homburg v. d. Höhe gelegen. Sie war bis 1866 Hauptstadt der Landgrafschaft Hessen-Homburg. Im Norden des Regierungsbezirks Wiesbaden nennen wir die Nachbarstadt Biedenkopf a. d. Lahn. In Oberhessen, das an drei Seiten von unserem Bezirke umgeben ist, merken wir uns an den Oberhessischen Bahnen die Städte Büdingen, Lauterbach und Alsfeld. Hauptstadt von Oberhessen ist die Universitätsstadt Gießen a. d. Lahn mit 25 000 Einwohnern. In der fruchtbaren Wetteran zwischen Gießen und Hanau und au der Main- Weserbahn liegen die frühere freie Reichsstadt Friedberg und das sehr besuchte Bad Nauheim. Letzteres war bis 1866 kurhessisch. Im Kreise Wetzlar, der zur Rheinprovinz gehört, erwähnen wir die ehemalige freie Reichsstadt Wetzlar a. d. Lahn mit einem alten Dome. Wetzlar besaß im alten deutschen Reiche das oberste Gericht, das Reichskammergericht. Im Fürstentum Waldeck ist Arolsen Hauptstadt und Residenz des Fürsten, Korbach die größte Stadt und Wildungen ein besuchter Badeort. Der Kreis Schmalkalden ist von den thüringischen Herzogtümern Sachsen-Kobnrg-Gotha und Sachsen-Meiningen und dem preußischen

6. Heimatkunde vom preußischen Regierungsbezirk Kassel (Kurhessen) - S. 24

1905 - Frankfurt a. M. Leipzig : Neumann Kesselring
- 24 - 8. Kreis Kirchhain. Fast ganz im Ohmgebiet gelegen, ist dieser Kreis durch Ohm und Wohra bewässert. Er umfaßt nur hügelige Gegenden und die milde, frucht- bare Ohmebene. In letzterer liegt am Einfluß der Wohra in die Ohm die Kreisstadt Kirchhain. Südlich davon thront aus einem mitten aus der Ohmebene aufsteigenden Basaltkegel die kleine (kath.) Stadt Amöneburg. Geschichtliches von Amöneburg. Der Name Amöneburg leitet sich vom Flüßchen Ohm (Amena) ab und lautete früher Amenaburg. Städtchen, Kirche, Stift und Burgtrümmer sind sehr alt. Amöne- bürg war der Ort, wo Bonifatius 722 seine Predigten in Hessen begann. Nachdem dieser hier zwei mächtige Grafen, die Brüder Detik und Dierolf bekehrt und getaust hatte, erbaute er 723 in Amöneburg seine erste christliche Kirche in Deutschlands Da Bonifacius Erzbischof von Mainz war, so gelangte das Erzbistum Mainz frühzeitig in den Besitz Amöneburgs. Die Erzbischöfe wählten die Stadt öfters zu ihrem Aufent- halte und machten sie zu einer starken Feste, die Hessen gefährlich wurde. Dieses be- mühte sich vergeblich, die Feste für sich zu erobern. Es wurde viel um A gekämpft. Im 30jährigen Kriege wurde es von den Hessen und Schweden überrumpelt und völlig zerstört. Die Blüte Amöneburgs war dahin. Daher bezeichnet man die Stadt als „eine Königin früher, eine Bäuerm jetzt". A. blieb im Besitze von Kurmainz, bis dieses geistliche Fürstentum aufgehoben wurde. Dadurch kam das Städtchen 1803 an Kurhessen. Weiter aufwärts im Ohmgrunde ist die kleine Stadt *Schweinsberg als Stammsitz des berühmten Geschlechts der Schenken von Schweinsberg merkenswert. Unfern der Wohra erwähnen wir das Amtsstädtchen ^Rauschenberg. Ganz im Osten des Kreises im Gebiet der Weser liegt Neustadt, Stadt mit meist katholischen Einwohnern. 9. Kreis Ziegenhain. Der Kreis Ziegenhain wird nebst den Kreisen Kirchhain, Marburg und Frankenberg zu Oberhessen gerechnet. Er liegt zum größten Teile im Gebiet der Schwalm, umfaßt die Hauptmasse des rauhen Knüll und die fruchtbare Schwalmniederung und reicht westlich bis zum Hainagebirge. In der wiesenreichen Schwalmniederung breitet sich die Kreisstadt Ziegenhain aus. Dieselbe führt im Wappen ein Ungeheuer, halb Ziege und halb Hahn, und hieß ehemals Ziegenhahn. Ziegenhain war früher Festung und galt Jahrhunderte lang als uneinnehmbar. Daher kommt das Sprichwort: „So fest wie Ziegenhain." Heinz von Lüder. Zur Zeit der Reformation, als sich die Protestanten von der katholischen Kirche lostrennten, führte Landgraf Philipp der Großmütige von Hessen nebst den übrigen evangelischen Fürsten Krieg gegen den deutschen Kaiser Karl V. Philipp geriet dabei in fünfjährige kaiserliche Gefangenschaft und mußte in derselben 1547 den Befehl unter- zeichnen, daß die hessischen Festungen geschleift und die Geschütze ausgeliefert werden sollten. Da die Reihe auch an Ziegenhain kam, verweigerte der wackere Befehlshaber

7. Heimatskunde des Kreises Rinteln oder Schaumburg und des Regierungsbezirks Kassel - S. 38

1881 - Rodenberg : Selbstverl. des Verf.
— 38 — Außer den Grafen von Schaumburg waren im alten Buckigau noch mehrere Familien zu besonderer Macht und größerem Besitz emporgestiegen, (öl) wohnte ein edles Geschlecht auf der alten Bückeburg oberhalb Obern- kirchen; die Gegend von Stadthagen besaß der Ritter Mirabilis. In der Nähe von Peetzen hatte der Herr von Arnheim ein festes Schloß und reiche Besitzungen. Alle diese mächtigen Geschlechter starben im Laufe der Zeit aus, und ihr Gebiet ging an die Grasen von Schaumburg über. Während das Land derselben sich so nach und nach vergrößerte, entwickelte sich auch mehr und mehr die kirchliche Ordnung im Lande. Im Weserthal entstanden die Kloster zu Mollenbeck und Fischbeck; von Minden aus wurde das Stift zu Obernkirchen gegründet und von diesem wieder die Gründung mehrerer Kirchen der Umgegend veranlaßt. Das schnell emporsteigende schaumburgische Grafengeschlecht unterwarf mehrere flavische Völkerstämme und trug viel zur Verbreitung des Christen- tnms unter diesen bei. Seine Macht wurde dadurch sehr vergrößert, daß Adolf Ii. 1106 mit Holstein und Stormarn, wozu auch Hamburg gehörte, und Adolf Iii. mit Wagrien (im östlichen Holstein) und Lübeck, das es gegründet, belehnt wurde. Alleiu diese neuen Erwerbungen wurden eine Quelle unaufhörlicher Kämpfe mit den Nachbarn, welche die Grafen von Schaumburg um die vergrößerte Macht beneideten. Zweimal entriß ihnen Heinrich der Löwe ihre nordische Herrschaft, und zweimal mußten sie dieselbe wieder erobern; als sie auch dem Könige Waldemar Ii. von Dänemark erlagen (1200), eroberte Adolf Iv. die verlorenen Besitzungen zum dritten Mal (1224) und erfocht einen glänzenden Sieg über die Dänen. Nach damaliger Sitte teilten mehrmals die Brüder sich in das Land, und so ent- standen eine wagrische, holsteinische und schaumburgische Linie. Die erstere erlosch 1390, die zweite 1459. Nun hätte Holstein an die schäum- burgische Linie zurückfallen müssen. Jedoch riß der König von Dänemark das Land an sich, und der damals im Stammlande regierende Graf Otto Ii. wurde gezwungen, für eine Summe Geldes seinen Ansprüchen auf die hol- steinischen Besitzungen zu entsagen. Unter den edlen Herren, die in damaliger Zeit dem schaumburgischen Grasengeschlechte entsprossen, sind der schon erwähnte Adolf Iv. und He in- rich der Eiserne hervorzuheben. Adolf Iv. zog mit dem Kaiser Friedrich I. Barbarossa (1152—1190) im I. 1189 nach dem gelobten Lande, um das heilige Grab den Türken zu entreißen, und setzte zum Gedächtnis dieser Kreuzfahrt die drei Nägel in sein Wappen. Zu seiner Zeit erbaute der Gras vou Rodeu 1170 auf dem linken Weseruser der Schaumburg gegen- über die Burg Honrode, die aber schon 1181 von Adolf zerstört wurde. Heinrich der Eiserne erhielt den ehrenvollen Beinamen wegen seiner unbe- zwinglichen Tapferkeit, die er auf zahlreichen Kriegszügen bewährte. Während Holstein dem Hause Schaumburg verloren ging, wurden da- gegen andere, näher liegende Gebietsstücke erworben. Graf Otto I. bekam als Heiratsgut seiner Gemahlin das Amt Lauenau und brachte die Grafschaft Sternberg im Lippischen durch Kauf an sich. Wegen der letzteren wurden zwei Sterne ins schaumburgische Wappen aufgenommen. Adolf Vi. (t 1315) erwarb durch Heirat mit Helene, der Tochter des Herzogs Johann von Sachsen, Schloß und Amt Sachsenhagen. Im Ansang des 16. Jahrhunderts erheiratete Johann Ii. die Herrschaft Gehmen im Münsterischen. Vor der

8. Heimatskunde des Kreises Rinteln oder Schaumburg und des Regierungsbezirks Kassel - S. 46

1881 - Rodenberg : Selbstverl. des Verf.
— 46 — 10. Kreis Homberg. Homberg an der Efze hat ein Lehrerseminar, eine Taub- stummeuaustalt, eine schöne Kirche und Tuchwebereien. Mardorf hat Eisenerzgruben, Holzhausen eine Eisenhütte. Borken ist eine Ackerstadt. 11. Kreis Melsungen. Melsungen an der Fulda hat ansehnliche Tuchfabriken, eine Wollenspinnerei und treibt Holz- und Leinenhandel. Spangenberg treibt Lein- Weberei. Couueseld hat Alabaster- und Gypsbrüche; Felsberg ist eine'ackerstadt. 12; Kreis Witzenhausen. Witzeuhauseu liegt an der Werra und ist durch seinen Obst-, Wein-, Tabak-, Hopfen- und Bohnenban bekannt. Allendorf an der Werra zieht besonders Tabak, Hirse und Bohnen. In Ziegenhagen ist eine Glashütte, iu Sooden ein Salzwerk. Großalmerode am Fuße des Hirschberges ist durch seine Töpfereien berühmt. 13. Kreis Eschwege. Eschwege an der Werra mit über 7000 Einwohnern hat große Gerbereien, Tuch- und Ölsabriken und blühenden Handel. Wanfried hat gute Kirschenzucht, Waldkappel Gerbereien. Grebendorf ist eins der reichsten Dörfer Hessens. In Abterode war der Fabeldichter Burkard Waldis Pfarrer. 14. Kreis Rotenburg. Rotenburg an der Fulda treibt meist Ackerbau. Das Städtchen Sontra hat vorzüglichen Flachsbau, Richelsdorf im rauhen Gebirge Kupfer- und Nickelbergbau. Bebra ist ein Eisenbahnknotenpunkt. 15. Kreis Hersfeld. Hersfeld liegt in einer Weitung des Fnldathales, hat 7 000 Einwohner, bedeutende Wollentuchfabrikeu, Gerbereien und Ruinen der schönen Stiftskirche. (Die Abtei Hersfeld wurde zuerst [736] von Sturm, dann [769] von Lullus neu gegründet.) Philippsthal ist ein Dorf mit Schloß der Landgrafen vou Hessen- Philippsthal an der Werra. Niederaula und Friedewald sind Amtsgerichte. 16. Kreis Hünfeld, meist katholisch. Hünfeld an der Hanne treibt Ackerbau und viel Leinweberei, die im ganzen Kreise bedeutend ist. Bei dem Dorfe Langen- schwarz wird Torf gegrabe»; bei Burghaun sind Sandstein- und Basaltbrüche; Eiterfeld. 17. Der Kreis Gersfeld ist 1866 von Bayern an Preußen abgetreten. Das freundliche Städtchen Gersfeld liegt unweit der Fuldaquelle und hat drei Schlösser. Andere Orter sind Tann mit Leinwebereien, Hilders mit Amtsgericht und die Flecken Weihers und Wüstensachsen. 18. Der Kreis Fulda ist größtenteils katholisch. Die Stadt Fulda liegt am rechten Fuldaufer in schönem Wiesenthale, hat 11500 Einwohner und ist Sitz eines Bischofs. Das Kloster war der Lieblingsanfenthalt des Bonifatius; in dem schönen Dome ruhen auch seine Gebeine. Die Bonifacinsstatue ist eine Hauptzierde der Stadt. Dieselbe liefert Zeuge, Bleistifte, Siegellack, künstliche Blumen, Wachslichter und berühmte Blasinstrumente. Ganz in der Nähe liegen der Frauen- und Kalvarienberg mit einem Kloster und schöner Aussicht. Salzschlirf hat ein kleines Solbad. Giesel ist durch seine Töpferwaren bekannt. Großenlüder und Neuhof sind Sitze eines Amtsgerichts. 19. Kreis Schlüchtern. Schlüchtern, im schönen Kinzigthale gelegen, hat ein Schullehrerseminar. Auf der Steckelsburg wurde 1488 Ulrich v. Hutten geboren. Steinau an der Kinzig, der Geburtsort der Gebrüder Grimm, hat ansehnliche Töpfereien, Sal- münster Strnmpfwebereien, Soden eine Nadelfabrik. 20. Kreis Gelnhausen. Die ehemals freie Reichsstadt Gelnhausen, im frucht- bareu Thale der Kinzig gelegen, hat über 4 000 Einwohner, welche Obst-, Wein- und Ackerbau betreiben. Unter den vier Türmen der Kirche ist einer absichtlich schief gebaut. Auf einer Insel sind die Ruinen der einst großartigen Kaiserpfalz Barbarossas. In Meerholz besitzt der Graf vou Jfenbnrg-Meerholz ein Schloß. Die Stadt Wächters - bach ist Residenz des Fürsten von Jfenburg-Wächtersbach, das Dorf Birst ein Residenz des Fürsten von Jsenbnrg-Birstein. Der Ämtsbezirk Orb, worin die Stadt Orb mit einer Saline liegt, wurde 1866 von Bayern an Preußen abgetreten. 21. Kreis Hanau. Hanau liegt nicht weit von der Mündung der Kinzig in den Main, hat ein schönes Schloß, eine Zeichenakademie, 23 000 Einwohner und' ist die gewerb- thätigste Stadt iu Hessen. Sie besitzt ansehnliche Fabriken von Teppichen, Seiden- und Wollenwaaren, Hüten, Tabakfabriken n. s. w. In der Nähe liegt das Schloß Philipps- ruhe und der Badeort Wilhelmsbad. Nahe bei Frankfurt liegt Bockenheim, die jüngste hessische Stadt, durch Gewerbefleiß und Handel blühend; sie hat 10000 Einwohner. Merke noch das Dorf Langenselbold mit über 3000 Einwohnern, das Städtchen Win- decken und den Flecken Bergen. 22. Kreis Schmalkalden. Schmalkalden ist eine altertümliche Stadt mit 6000 Einwohnern, die sich fast nur durch Anfertigung von Eisenwaren ernähren. Hier lebte der Komponist der „Wacht am Rhein," Karl Wilhelm. Der lx/2 Stunden von der Stadt
   bis 8 von 8
8 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 8 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 0
1 0
2 0
3 1
4 0
5 1
6 0
7 1
8 8
9 1
10 0
11 0
12 0
13 0
14 0
15 0
16 0
17 0
18 0
19 0
20 0
21 0
22 0
23 0
24 0
25 0
26 0
27 0
28 0
29 1
30 0
31 0
32 0
33 0
34 0
35 0
36 2
37 0
38 0
39 0
40 0
41 0
42 0
43 0
44 0
45 0
46 1
47 0
48 0
49 0

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 0
1 7
2 0
3 8
4 6
5 59
6 11
7 0
8 0
9 1
10 0
11 5
12 5
13 2
14 0
15 0
16 8
17 12
18 0
19 0
20 1
21 15
22 1
23 12
24 5
25 1
26 0
27 3
28 1
29 0
30 0
31 0
32 3
33 0
34 1
35 0
36 1
37 9
38 2
39 5
40 8
41 0
42 2
43 0
44 14
45 6
46 7
47 0
48 7
49 16
50 0
51 2
52 0
53 0
54 13
55 0
56 0
57 40
58 10
59 2
60 0
61 0
62 0
63 0
64 0
65 5
66 2
67 0
68 3
69 9
70 12
71 3
72 5
73 8
74 1
75 4
76 32
77 20
78 0
79 3
80 0
81 1
82 4
83 5
84 2
85 2
86 5
87 6
88 0
89 0
90 1
91 8
92 6
93 0
94 9
95 1
96 0
97 0
98 1
99 0

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 1
1 0
2 0
3 0
4 0
5 0
6 0
7 0
8 0
9 0
10 0
11 0
12 0
13 0
14 0
15 0
16 0
17 0
18 1
19 0
20 0
21 0
22 0
23 0
24 0
25 0
26 0
27 0
28 0
29 0
30 0
31 0
32 0
33 0
34 0
35 0
36 0
37 0
38 1
39 0
40 1
41 0
42 0
43 0
44 0
45 0
46 0
47 0
48 0
49 0
50 1
51 2
52 0
53 0
54 0
55 0
56 0
57 0
58 0
59 0
60 0
61 0
62 0
63 0
64 0
65 1
66 7
67 0
68 0
69 0
70 0
71 0
72 0
73 0
74 0
75 0
76 0
77 0
78 0
79 0
80 0
81 2
82 0
83 0
84 0
85 0
86 0
87 0
88 0
89 0
90 0
91 0
92 0
93 3
94 1
95 0
96 0
97 1
98 0
99 0
100 0
101 0
102 0
103 0
104 0
105 1
106 0
107 0
108 0
109 0
110 0
111 0
112 0
113 0
114 0
115 0
116 1
117 0
118 0
119 0
120 0
121 0
122 1
123 0
124 0
125 0
126 0
127 0
128 0
129 0
130 0
131 0
132 1
133 0
134 0
135 0
136 0
137 0
138 0
139 0
140 0
141 0
142 2
143 0
144 0
145 0
146 0
147 0
148 0
149 0
150 0
151 0
152 0
153 0
154 0
155 1
156 1
157 0
158 0
159 0
160 0
161 0
162 0
163 0
164 0
165 0
166 0
167 0
168 0
169 0
170 0
171 1
172 1
173 0
174 2
175 0
176 0
177 0
178 0
179 0
180 0
181 0
182 0
183 0
184 0
185 0
186 0
187 0
188 1
189 0
190 0
191 0
192 0
193 0
194 0
195 0
196 0
197 0
198 0
199 0