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1. Heimatkunde vom preußischen Regierungsbezirk Kassel (Kurhessen) - S. 40

1905 - Frankfurt a. M. Leipzig : Neumann Kesselring
— 40 bedeutendsten in Deutschland. Außerdem sind hier Diamantschleifereien, große Teppich- und Tabaksfabriken und viele andere Fabriken. Die Lage der Stadt an dem schiffbaren Main und am Ausgange des Kinzigtales ist sehr günstig. Hanau hat daher viel Handel und Berkehr. Bedeutend ist der Handel mit Holz aus dem Spessart, das meist bis Holland geht. Hanan ist ein wichtiger Eisenbahnknotenpunkt. Sieben Eisenbahnlinien treffen hier zusammen. Die Neustadt ist regelmäßig angelegt und hat breite, schnurgerade Straßen. Hier liegt der große, vierseitige Marktplatz mit dem Niederländ. Kirche. ßatiaa. Rathaus und vier Brunnen an den Ecken. Eine Doppelkirche mit hohem Dache bildet die wallonische Kirche. Sie ist im Innern durch eine Mauer in zwei Teile geschieden für den Gottesdienst der französischen und der niederländischen Reformierten. Hanau ist Sitz eines Landgerichts und einer Handelskammer und Garnison. Es hat ein Gymnasium und eine Zeichen- akademie. Letztere ist von großem Einflüsse auf Kunst und Gewerbe. Hanau ist Geburtsort der Brüder Jakob und Wilhelm Grimm. Dieselben haben sich um die deutsche Sprache und Literatur die größten Verdienste erworben. Außer vielen andern Werken gaben sie Sagen und Märchen heraus. Den Brüdern Grimm hat man in ihrer Vaterstadt ein prächtiges Denkmal gesetzt. Die Stadt war früher Residenz der Grasen von Hanau. Die Graf- schaft Hanau siel 1736 an Hessen^Kassel.

2. Heimatkunde vom preußischen Regierungsbezirk Kassel (Kurhessen) - S. 43

1905 - Frankfurt a. M. Leipzig : Neumann Kesselring
— 43 — Schmalkalden hat schöne Berge mit malerischen Tannen- und Felsgruppen, Höhlen und Schluchten, Erz- und Steingruben. Der Feldbau ist meist kümmerlich. Berg-, Hütten- und Hammerwerke ernähren hauptsächlich die zahlreiche Bevölkerung. Die Schmalkalder sind ein schöner, kräftiger Menschenschlag voll Betriebsamkeit und Fleiß. Das fröhliche Volk zeigt wie alle Thüringer große Vorliebe für Gesang und Musik. Die Kreis- stadt Schmalkalden liegt im engen Tale der Schmalkalde. Sie zählt gegen 9000 Einwohner. Schmalkalden ist von vielen Hütten- und Hammer- werken umgeben. Seine Bewohner ernähren sich fast nur durch Anferti- gnng von Stahl- und Eisenwaren, und durch diese ist die Stadt berühmt. Schmalkalden besitzt die größten Eisenwerke Hessens. Die Stadt wandte sich schon frühe der Reformation zu. 1531 schloß man hier den schmal- kaldischen Bund, in welchem sich die evang. Fürsten zu gegenseitigem Bei- stand gegen etwaige Angriffe der Katholiken verpflichteten. 1537 erließen hier Luther, Melanchthon und andere protestantische Theologen Religions- sätze, die Schmalkalder Artikel. In Schmalkalden ist Karl Wilhelm, der Komponist des Liedes „Die Wacht am Rhein" geboren und begraben. Sein Denkmal ziert die Stadt. In der Nähe von Schmalkalden sind der Stahlberg und die Mommel mit den bedeutendsten Eisenbergwerken des Thüringerwaldes und unseres Bezirks. Die Gewinnung und Verarbeitung ihres vorzüglichen Eisens ist eine Hauptuahruugsquelle der Schmalkalder. Daher wird der Stahlberg „die Brotkammer Schmalkaldens" genannt. Brotterode, Flecken am Fnße des Jnselsbergs, ist der höchstliegende Ort des hessischen Thüringerwaldes. Es hat Tabaksfabriken und lebhaften Handel mit Schmalkalder Eisenwaren. Von hier zieht sich das schöne Trusetal nach der Werra hinab. Die malerischste Stelle ist bei dem Dorfe Herges, wo Felsen das Tal einengen. Über diese stürzt die Truse in einem künstlich angelegten Wasserfalle gegen 50 in hoch herab. Im frucht- baren Werratale liegen die beiden Flecken ^Herrenbreitungen und Barch- feld. Sie treiben Tabaksbau. Barchfeld liegt ganz abgesondert vom Kreise. Im südöstlichen Teile des Kreises hat Steinbach-Hallenberg (Flecken) seine prächtige Lage. Von da zieht sich über ^Oberschönau hinaus ein herrlicher Tatgrund, der Kanzlersgrnnd, welcher mit schönen Wiesen und großartigen Felsen geschmückt ist. *Leid und Freud der Oberschönauer Musikanten (Sage). Vor vielen, vielen Jahren kam einmal eine arme Musikantengesellschast zur Kirmes nach Oberschönau, um da zum Tanze aufzuspielen. Aber es waren der Spielleute schon so viele da, daß man die neuen Gäste überall zurückwies. Und als nun die armen Leute mit leeren Ranzen und mit leeren Magen zurückkehrten, da leuchtete ihnen der große Hermannsberg mit seiner im Sonnenlichte schimmernden Steinkrone auf dem Haupte so schön entgegen, daß es sie hinaufzog wie mit Zauber- gewalt. Die Menschen im Tale hatten nichts von ihnen wissen wollen, da gedachten

3. Heimatkunde vom preußischen Regierungsbezirk Kassel (Kurhessen) - S. 45

1905 - Frankfurt a. M. Leipzig : Neumann Kesselring
— 45 — Das sollte sogleich jede Krankheit heilen; wer aber argwöhnisch sei, den sollte es wild und rasend machen. Ohne etwas Schlimmes zu ahnen, gab Helmburg ihrem Gemahle das Tränklein. Kaum aber hatte dieser es gekostet, so fing er an schrecklich zu wüten und zu rasen. Er drohte alle zu töten, und auch Helmbucg mußte vor ihm fliehen. Der Graf glaubte nämlich, seine Gemahlin habe ihm Gift gereicht. Obwohl sie ihre Unschuld beteuerte, verurteilte er sie zum Tode. Die Gräfin mußte mit ihrer treuesten Dienerin einen Wagen besteigen, der mit wilden Rossen bespannt war. Diese jagten in wildem Laufe über Berg und Tal, bis sie um Mittag ermattet an einem Bächlein hielten, um zu trinken. Da sprang Helmburg mit ihrer Dienerin schnell aus dem Wagen ins Wasser. Bei dem Sprunge kam ihr ein Fischlein in die hohle Hand. Das nahm sie mit ans Ufer, dankte auf den Knieen Gott für ihre Rettung und gelobte, an dieser Stelle ein Kloster zu bauen. Dieses wurde um 950 gegründet. In demselben diente die fromme Helmburg Gott bis an ihr Ende. Sie nannte das Kloster Fischbeck zum Andenken daran, daß ihr ihm Bache das Fischlein in die Hand geraten war. In der alten schönen Klosterkirche befindet sich noch eine alte gewirkte Decke, auf welcher die ganze Begebenheit bildlich dargestellt ist. Die Stadt Obernkirchen am Fuße des Bückebergs hat bedeutende Steinkohlenbergwerke und Steinbrüche. Am Fuße des Deister finden wir das Städtchen Rodenberg mit Saline und Solbad und das berühmte Schwefelbad Nenndorf. Beide Orte sind wie Obernkirchen am Rande der Norddeutschen Tiefebene gelegen. Der nördliche Teil des Kreises ge- hört schon zu dieser Tiefebene und bildet die tiefstgelegene Gegend Hessens. Tiefster Ort ist das Dorf Jddensermoor, nur 47 m über dem Meeres- spiegel. Sachsenhagen ist die nördlichste Stadt unseres Regierungsbezirks. Das Dorf Haste erwähnen wir als Eisenbahnknotenpunkt. 8. Erzeugnisse (Produktes. Es sind dies teils Natur- teils Kunstprodukte. Erstere werden durch die Natur hervorgebracht; letztere entstehen durch den Kunstfleiß der Menschen. Mit allen wichtigen Erzeugnissen der Natur ist Hessen gesegnet. Auch die Industrie, d. i. die Herstellung der Kunstprodukte aus den Roh- stoffen hat einige hervorragende Zweige aufzuweisen. Die bedeutendste Industrie ist in den Städten Kassel, Hanau, Fulda, Hersfeld, Schmal' kalden und Eschwege. 1. Produkte aus dem Tierreich. Einen bedeutenden Erwerb der Bewohner bildet die Viehzucht. Vortreffliches Rindvieh zieht man an der Rhön, am Vogelsberg, an der Schwalm und im Kreise Rinteln. Schöne Pferde gibt es hauptsächlich in der Maingegend, im Schwalm- grund, bei Kassel und an der Weser. Im übrigen kommen die gewöhn- lichen Haustiere vor. An Wild findet man: Hirsche, Rehe, Hasen, Wildschweine, Füchse, Dachse, Wildkatzen, Feld- und Auerhühner. Die einzige Giftschlange Deutschlands, die Kreuzotter, kommt in manchen Ge- genden häufig vor, z. B. im Thüringerwald und in der Rhön. Giftlos n Siehe die Bemerkung zu Abschnitt 5!

4. Heimatskunde des Kreises Rinteln oder Schaumburg und des Regierungsbezirks Kassel - S. 25

1881 - Rodenberg : Selbstverl. des Verf.
— 25 — ab, welche nach Hameln führt; 7) die Obernkircher Straße von der Westen- dorfer Landwehr nach Obernkirchen, 8) die Steinberger Straße von der Berliner Straße zwischen Rinteln und Engern ab bis nach Steinbergen; sie setzt sich bei der Bernser Landwehr fort in 9) die Rodenbergs Straße nach Rodenberg und Nenndorf; 10) die Nenndorfer Straße, welche von Minden kommt und über Beckedorf und Nenndorf nach Hannover führt; bei Becke- dorf läuft von ihr 11) die Sachsenhäger Straße aus; 12) die Wunstorser Straße von Nenndorf über Haste nach Wunstorf; 13) die Lauenauer Straße von Rodenberg nach Lauenau; 14) die Steinbruchs-Straße von der Obern- kircher Straße ab nach den Bückeberger Steinbrüchen. — Von den zahlreichen Kommunalwegen, welche die einzelnen Ortschaften verbinden und von diesen bisher unterhalten wurden, ist der Landweg auf dem linken Weserufer über Exten, Strücken u. s. w. ins Hannoversche am längsten. Den Eisen- bahnen und einigen Landstraßen nach sind Telegraphenlinien gezogen. In Rodenberg ist eine Telephonstation. Zwischen Rinteln und Rodenberg, zwischen Rinteln und Bückeburg und zwischen Rodenberg und Haste ist Post- Verbindung. — Die Straßen werden von dem ständischen Baumeister in Rinteln mit Hilfe der Wegebau-Aufseher und Wegewärter in Ordnung gehalten. 13. Die Bewohner des Kreises. 1. Bei der letzten am 1. Dezember 1880 stattgefundenen Volkszählung hatte der Kreis Rinteln 19 438 männliche und 20106 weibliche, zusammen 39 544 Einwohner. Diese gehören 8 540 Haushaltungen an, wohnen iil 5 Städten (mit 11259 Einw.), 96 Dörfern und gegen 45 einzelnen Ge- Höften in 6 011 Wohnhäusern. Außer 400 Juden, 250 Katholiken und 2400 Reformierten zählen die übrigen Kreisbewohner zur lutherischen Kirche. Es giebt 21 protestantische Pfarreien oder Kirchspiele im Kreise, 19 lutherische und 2 reformierte, nämlich in Rinteln und Möllenbeck. In Rinteln ist eine katholische Gemeinde; Synagogen-Gemeinden befinden sich in den Städten. Die evangelische Jugend wird unterrichtet in 55 Elementarschulen von etwa 80 Lehrern; außerdem hat Rinteln ein Gymnasium und ein Technikum. Mehrere Landgemeinden sind auswärts eingepsarrt und eingeschult. 2. Die Hauptbeschäftigung unserer Kreisbewohner ist Ackerbau; selbst die Bürger in den Städten treiben mit wenigen Ausnahmen Ackerbau. Derselbe wird namentlich auf den großen Gütern sehr gründlich betrieben; auch die Bauern beobachten immer mehr eine bestimmte und zweckmäßige Fruchtfolge und wissen den Acker immer besser zu benutzen. Der landwirt- schastliche Verein des-Kreises läßt sich die Hebung der Landwirtschast sehr angelegen sein. Da unser Kreis viele und ausgezeichnete Wiesen hat, so ist die Viehzucht, besonders die Pferde- und Rindviehzucht, nicht minder bedeutend. Um die Verbesserung des Viehstandes ist man stets bemüht. Die meisten Kleingrundbesitzer'treiben als Nebenbeschäftigung ein Handwerk oder Gewerbe. Viele Kreisbewohner sind ausschließlich Handwerker, und wohl in keinem Dorfe fehlt ein Schuhmacher und Schneider. In den Städten wohnen viele Kaufleute und Krämer; die Dorfwirte haben in der Regel auch einen Kramladen. Ein Teil der Kreisbewohner ist genötigt, sich als Tagelöhner ihr Brot in den Steinbrüchen, durch Feld- und Straßenarbeiten, im Winter durch Holzhauen u. s. w. zu verdienen. Andere finden Befchäf- tigung in den Bergwerken als Bergleute, oder als Steinhauer in den

5. Heimatskunde des Kreises Rinteln oder Schaumburg und des Regierungsbezirks Kassel - S. 19

1881 - Rodenberg : Selbstverl. des Verf.
— 19 — Der Sitz des „Königlich Preußischen, Fürstlich Schaumburg-Lippischen Ge- samt-Kohlenwerkes" ist Obernkirchen. 5. Die Steinkohlen sind schon vor vielen tausend Jahren aus untergegangenen Wäldern entstanden. Sie stammen demnach aus dem Pflanzenreiche, zeigen aber keine Spur von Holzfasern Die Pflanzen, aus denen sie sich gebildet, müssen in ungeheuren Mengen vorbanden gewesen sein, waren anch teilweise ganz andere, als die jetzt ans der Erde' wachsenden; es waren nämlich baumartige Farrenkräuter, ungeheure Schachtelhalme, palmenartige Gewächse u. a. Ungewiß ist, ob sie an der Stelle, wo wir jetzt Kohlenlaaer finden, wuchsen, oder ob sie von entleaenen Punkten zusammengeschwemmt wurden. Da die uorddeutsche Tiesebene einst ein weites Meer bedeckte, das sich auch ins Weserthal hinein erstreckte und aus dem unsere Gebirge als Inseln hervorschauten, so ist anzunehmen, daß das Material zu den Kohlen des Bückebergs und Deisters von den Wogen jenes Meeres herbeigeführt und am Nordfuße der Gebirge versenkt wurde. Durch deu gewal- tigen Druck, durch die dadurch erzeugte Wärme und durch die Absperrung von der Luft verkohlten die Baumstämme nach und nach, und so entstanden unsere Steinkohlen. Das erwähnte Meer trat durch eine allmähliche Hebung des Bodens bis zur Nord- und Ostsee zurück, ließ aber am Fuße der Berge einen fetten Schlamm zurück, wie uoch heute die Nord- und Ostsee den Schlamm der Flüsse, d. i. zerriebene Gebirqsteile, an ihren Küsten als Marschboden ablagern. Daher erklärt sich die große Fruchtbarkeit uusers Kreises. Hier und da findet man noch mächtige Granitblöcke, Wandersteine genannt; sie sind vor vielen tausend Jahren mit Eisblöcken aus Norwegen zu uns herüber gekommen und nach dem Tauen des Eises zu Boden gesunken. Ihre Zahl verringert sich aber immer mehr, da man sie als Baumaterial zu benutzen sucht. 6. Der Teil des Kreises nördlich vom Deister und Bückeberg ist Flach- land, das schon der norddeutschen Tiefebene angehört und bei Niengraben und Idensermoor kaum 47 m. über dem Spiegel der Nordsee liegt. Es giebt hier viele moorige Stellen, wo bei anhaltendem Regenwetter schlecht fortkommen ist. Doch ziehen längs der Aue anfangs fruchtbares Ackerland, weiter nach N. grasreiche Wiesen hin.^Iedes Aueufer hat noch einen präch- tigen Wald aufzuweisen, das rechte den Schaum bürg er Knick, das linke das Dühlholz. Beide bestehen meist aus mächtigen Eichen und bilden das Haster Forstrevier. Die hier vorkommenden schwarzen Rehe sollen vom Grafen Wilhelm von Lippe, dem Erbauer des Wilhelmsteines, ans Portugal mitgebracht seiu. Nördlich von Sachsenhagen und Auhagen erhebt sich der Boden noch einmal in dem Wölpinghänser oder Rehbnrger Bergzuge, in welchem der 120 m. hohe Düdinghäuser Berg noch nnserm Kreise angehört. 8. Die Bewässerung des Kreises. 1. Der Kreis Schaumburg gehört dem Stromgebiete der Weser an. Unter Stromgebiet versteht man alles Land, das seine Gewässer in großen und kleinen Adern einem Strome zusendet; das ganze Wassernetz heißt Strom- softem. — Schon oberhalb Hameln erweitert sich das Thal der Weser, das bis dahin auf beiden Seiten meist von Bergen eingeengt war. Oberhalb Fischbeck, wo der Strom unfern Kreis betritt, nimmt sein Thal noch an Breite zu; dieselbe beträgt fast überall über eine Stunde. Unterhalb Eis- bergen wird des Thal wieder enger. Wie eine riesige Schlange schlingt sich die Weser in einer Anzahl von größeren und kleineren Windungen von O. nach W. durch lachende Gefilde. Sowohl östlich als auch westlich bildet sie etwa 1 Stund»: lang die Grenze. Bei ihrem Eintritt in den Kreis beträgt ihre Höhe über dem Meeresspiegel 59 m., bei ihrem Austritt 51 m. Ihr 0»5efcille ist also sehr geriug, weshalb ihr Lauf ein recht ruhiger ist. Da ihre User nirgends hoch sind, tritt sie alljährlich ans und überschwemmt das Thal. Der durch die Überschwemmungen angerichtete Schaden ist oft recht ansehnlich. 2*

6. Heimatskunde des Kreises Rinteln oder Schaumburg und des Regierungsbezirks Kassel - S. 22

1881 - Rodenberg : Selbstverl. des Verf.
— 22 — feld, Friedrichswald, Wennenkamp und Goldbeck haben den dürftigsten Boden, dessen Ertragfähigkeit nur gering ist. Iv. Naturprodukte. 1. Alle festen Körper, welche in und aus der Erde entstanden sind und sich fort ltnb fort erzengen, nennt man Naturprodukte oder Naturerzeug- nisse. Dieselben werden in Mineralien (unorganische N.), Pflanzen und Tiere (organische N.) eingeteilt. Ans allen drei Reichen besitzt der Kreis Rinteln einen großen Reichtum. — Unsere Berge bestehen meistens aus Jurakalk, enthalten aber auch vorzüglichen Sandstein, Steinkohlen und andere Mineralien. Bei Rodenberg findet man Gyps und Duckstein, bei Soldors Bergpech, bei Apelern Kalkspat, am Messingsberge Schieferthon, am Bückeberge verschiedene Schieferarten, bei der Arendsbnrg und am Haarberg Kalkmergel, in den Moorgegenden Raseneisenstein,, an vielen Stellen Sand, Lehm und Thon; bei Hohenrode und Goldbeck findet sich Bergkrystall und überall im Kreise Feuerstein, den die Leute früher zum Feueranzünden be- nutzten. Der alte Rodenberg besteht aus Muschelkalk. Schöne Versteine- rungen findet man besonders an der Paschenburg. 2. Unser Kreis, in dem der Ackerbau in hoher Blüte steht, bringt unter den Getreidearten besonders Roggen und Weizen, aber auch Gerste und Hafer von vorzüglicher Güte hervor. Im Thal der Obernkircher Aue säet man viel Roggen und Weizen gemischt, sogenanntes Mengelkorn, und mehr Sommer- als Wintergetreide. Hülsenfrüchte werden überall gebaut. Die Kartoffel ist sehr ausgebreitet; sie bildet ein Hauptnahrungsmittel unserer Landbewohner. Vorzüglich gedeihen, namentlich im Weserthal, Ölpflanzen. Die zur Psingstzeit blühenden Rapsfelder, die wie goldene Bänder die Fluren durchziehen, gewähren einen prachtvollen Anblick. Bedeutend ist der Anbau des'flachses. Seit Errichtung der Oldendorfer Zuckerfabrik bauen die größeren Landwirte viel Zuckerrüben, weshalb nicht mehr so viel Getreide als früher ausgeführt werden kann. Doch wird noch immer ein beträchtlicher Überschuß abgesetzt. Die vielen Wiesen in den Thalniederungen und die Kämpe, in welche im Sommer und Herbst das Vieh getrieben wird, liefern viel und nahrhaftes Gras. Manche Wiesen können in guten Jahren dreimal gemäht werden. In nnsern Gärten gedeiht vorzügliches Gemüse. — In den Wäl- dern sind Laubhölzer vorherrschend. Unter diesen trifft man besonders die Buche, oft in trefflichen hochstämmigen Beständen. Die Eiche muß den weichen Holzarten immer mehr weichen. Eingemischt hat sich, namentlich im Bückeberge, die Birke. Auf den Hüten wächst viel die Hainbuche. Außer- dem finden sich hier und da Ahorn, Ulmen und Eschen. Der Gesamt-Holz- Ertrag aus sämtlichen Waldungen des Kreises belies sich sonst jährlich auf 14000 Klafter; jetzt, wo Steinkohlenbründ immer mehr eingeführt wird, braucht nicht mehr so viel Holz gefällt zu werden. — An den Straßen hat man viel die Vogelbeere angepflanzt. Die Dörfer und Alleeen schmücken Pappeln, Linden und Kastanien, die Bäche Erlen und die verschiedenen Arten Weiden. In Hecken und Gebüschen stehen häufig Weiß- und Schwarzdorn, Holunder, Hartriegel, Hundsrose und Haselnußstrauch, auf Heideu hier und da Hülsen- strauch und Wachholder. Wald und Heide bieten Erd-, Brom-, Him- und Heidelbeeren, der Bückeberg auch Kronsbeeren zur Benutzung dar. Auf Feld und Wiese, in Wald und Heide finden die Kreiskinder von April bis Sep-

7. Heimatskunde des Kreises Rinteln oder Schaumburg und des Regierungsbezirks Kassel - S. 8

1881 - Rodenberg : Selbstverl. des Verf.
— 8 — dagegen ein fruchtbarer Boden. Die Tragfähigkeit des Ackers hängt ab von seiner Lage, Bodenbeschaffenheit und Wärme. Der Acker muß fleißig be- arbeitet, gut gedüngt, gepflügt und von Unkraut rein gehalten werden. — Welche Tiere wohnen im Felde? Welche schaden? Welche nützen? 5. Im Grunde der Thäler finden wir häufig Bäche. Welcher Bach fließt au unserm Orte vorbei? Das Wasser des Baches kommt aus der Erde, aus dem Berge hervor. Das Regenwasser dringt nämlich in die Erde, sickert durch den Berg und kommt an seinem Fuße wieder heraus. Die Stelle, wo das Wasser aus der Erde hervorquillt, heißt die Quelle. Das Wasser fließt immer abwärts. Es gräbt sich allmählich eine Rinne, einen Graben in den Boden; das ist das Bett des Baches. Die Seitenwände seines Bettes nennen wir Ufer. Der Bach hat ein rechtes und linkes Ufer. Wenn man sich an einen Bach stellt und nach der Richtung sieht, in der er fließt, so hat man zur rechten Hand das rechte und zur linken Hand das linke Ufer des Baches. Ein Bach, der in einen andern fließt, heißt Nebenbach; der größere wird Hauptbach genannt. Die Stelle des Nebenbachs, an der er sich in den Hauptbach ergießt, heißt seine Mündung. Zwischen Quelle und Mündung ist der Laus des Baches. Mehrere zu- sammenfließende Bäche bilden einen Fluß. Ein großer Fluß heißt Strom. Bäche, Flüsse und Strome sind fließende Gewässer. — Alle Vertiefungen, die ein Bach oder Fluß auf seinem Wege findet, füllt er aus. So ent- stehen Teiche und Seeen. Alle Gewässer ergießen sich in das große Meer. Teiche, Seeen und Meere siud stillstehende Gewässer. — Welche Ge- wächse stehen an unserm Bache? Welche Tiere leben darin? 6. Die Wiesen breiten sich gewöhnlich an einem Flusse oder Bache aus. Sie sind ganz flach und eben und mit Gras und vielen Blumen be- deckt. Im Juli wird das Gras gemäht und getrocknet; es heißt alsdann Heu. Das im Herbst gewonnene Heu nennt man Grumt oder Grummet. Eine Wiese, die man nur einmal mähen kann, wird einschürig genannt; kann man sie zwei- bis dreimal mähen, so nennt man sie zwei- oder drei- schürig. Wenn eine Wiese reichlichen Ertrag bringen soll, so muß sie gut bewässert, von Unkraut rein gehalten und auch oster gedüngt werden. Leute, die sich damit beschästigen, Wiesen anzulegen, heißen Wiesenbauer. Wo grasreiche Wiesen sind, wird viel Viehzucht getrieben. Dies ist in bergigen Gegenden der Fall. 7. Ein großes, mit Bäumen bepflanztes Stück Land wird Wald genannt. Ein kleiner Wald heißt Gehölz. In nnsern Wäldern stehen Eichen, Buchen, Birken, Tannen, Lärchen, Fichten. Tannen, Fichten und Lärchen nennt man mit einem gemeinsamen Namen Nadelhölzer. Eichen, Buchen und Birken sind Laubhölzer. Eiu Wald, der mir aus Laubhölzern besteht, heißt Laubwald; enthält er nur Nadelhölzer, so nennt man ihn Nadelwald. Die Laubbäume nützen uns durch ihr Holz, ihre Rinde und Früchte. Das Holz benutzen wir als Brennholz, Bauholz und Werkholz. Die Rinde der Eiche gebraucht der Lohgerber zum Gerben der Häute; die Eicheln liefern Schweinefutter. Die Bucheckern (Bncheln) geben feines und wohlschmeckendes Speiseöl. Das Laub der Bäume wird häufig zur Streu iu den Viehställen benutzt. Das ist nicht recht. Denn das Laub hält den Boden im Walde feucht und düngt ihn, wenn es verfault ist. Man sollte es daher im Walde liegen lassen. Im Walde ist es selbst im heißen Sommer
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