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1. Kreis Friedberg - S. 16

1914 - Gießen : Roth
16 Heimatkunde des Großherzogtums Hessen. Nr. It. Langenhain, Fauerbach und dem am pfahlgraben gelegenen pfarr- dorf Hochweisel (665 Einwohner) ziehen die größten Teile der Feld- marken in die lvetterau hinein, und ihrem fruchtbaren Loden ist die Er- zeugung schweren Getreides und vorzüglichen Gbstes zu danken, hoch- weisel besaß ein bedeutendes Beguinenhaus, das später ein Spital wurde. Aus 1571 stammt das mit der Breitseite nach der Grtsstraße stehende älteste Lauernhaus. Kuf dem „hoyerplatz" steht die riesige, wohl 300 Jahre alte „hoyerlinde", unter der früher ein altgermanisches Fest abgehalten und durch das hoyer- und Kirchweihfest fortgesetzt wurde. Vielleicht war der ganze Platz mit Linden bewachsen, ein den Göttern geweihter Lindenhain. Östlich von Hochweisel liegt das schöne Pfarrdorf Ostheim (606 Ein- wohner). Es besitzt in seinem Rathaus ein interessantes, altertümliches Fachgebäude, das in einstiger Schönheit wieder hergestellt worden ist. Leine hübschen, zum Teil neuzeitlichen hofreiten, eine wegen vorzüglicher Ware geschätzte Molkerei beweisen die Blüte der Landwirtschaft, die auch eine Haltestelle an dermain-ll)eser-Bahn alsnotwendigkeit hat erscheinen lassen. Zwischen Gstheim und Butzbach, etwa in der Mitte gelegen, ist das große wohlhabende, langgestreckte pfarrdorf Niederweisel (1350 Ein- wohner). In der heute zu einem Kapitelsaal des mildtätigen Johanniter- ordens verwandelten Komtur- oder Johanniterkirche besitzt es ein aus dem 13. Jahrhundert stammendes, zum Teil in romanischem, zum Teil in gotischem Stile errichtetes Gebäude, das ursprünglich eine Doppelkirche war. Der untere Teil zerfällt in drei Schiffe, die durch runde oder viereckige mit halbrunden Ansätzen versehene Säulen geschieden sind. Das mittlere verläuft nach außen in eine halbrunde Nische. Im oberen Räume wurden Kranke von Johannitern gepflegt. Durch die seitlichen Öffnungen in den Wölbungen war es den armen Leidenden möglich gemacht, am Gottes- dienst teilzunehmen. Neben der oben erwähnten Kirche stehen das Haupt- gebäude des einstigen Komturhofes und ein Neubau, die den Zwecken des Johanniterhospitals dienen, in dem schon viele Kranke Linderung ihrer Leiden oder Heilung gefunden haben. Ostlich von Butzbach, an der Wetter, liegt das pfarrdorf Griebel (alem. Grcdewilre, 840 Einwohner), das -einst den Falkensteinern, dann den Epp- steinern gehört hatte, von diesen an Solms-Braunfels und endlich an Hessen kam. Im sogen. Hessenkriege (1646) hatte in dem Dorfe der darmstädtische Befehlshaber Eberstein sein Hauptquartier aufgeschlagen. 5lus dem früher Solmsischen Rentamt „Burg" stammt der berühmte deutsche Gelehrte und feinsinnige Dichter Moritz Earriöre. — Das Schulhaus schmückt ein Relief- bild des einstmals hier wirkenden, geschätzten Lehrers Jost. Griedel sowohl, wie das wenige Kilometer davon in nordöstlicher Rich- tung gelegene, 1460 Bewohner zählende, Vetterdorf Gambach sind Statio- nen der Bahn Butzbach—lich. Die Gemarkung des letzteren, in der sich er-

2. Kreis Friedberg - S. 18

1914 - Gießen : Roth
18 Heimatkunde des Großherzogtums Hessen. Nr. 11. denn eine Schar junger Friedbergerinnen hat sich darin zur Schillerschnl- gemeinde vereinigt. Die nüchterne Burgkirche und der Wasserturm passen nicht zu dem bunten mittelalterlichen Bild, besser schon der schmucke Zankt Georgsbrunnen aus 1738, dessen lateinische Inschrift etwa zu deutsch be- sagt: ,,(Es hat Natur lang widerstrebt, bis endlich herbeifloß ersehnetes Wasser, ein köstliches Uaß". hinter ihm erhebt sich das aus dem einstigen Burggrafiat (Siidbau) und dem Deutschordenshaus (Nordbau), dem Sitz der mittelrheinischen Reichsritterschaft, hergestellte Schloß unseres Landes- herrn. Dieinschrift des schönen,dreiteiligentores: ,,Friede denkommenden. Friede den Scheidenden, des Friedens süßer Engel umheg das ganze Haus" — Klingt wie ein herzlicher Gruß, der dem hochverehrten Schloßherrn geweiht ist. Während hinter dem nördlichen Burgeingang in einem Mittelalter- lichen Bau die Schillerschule Unterkunft gefunden hat, beherbergen die ehemaligen Verwaltungsgebäude der Burg, zu welchen die Kanzlei neben dem Südtor (rechts) gehört, die Zöglinge des im Jahre 1817 gegründeten Großherzogl. Lehrerseminars. Huf dem freien Platz zwischen den beiden Lehrgebäuden steht das schlichte Peter-Müller-Denkmal, das uns an den Komponisten inniger Volksweisen, vor allen: ,,Gold'ne flhre, du mußt fallen" gemahnt. Über dem erwähnten Tore prangt nach der Stadtseite zu der doppeltköpfige Raiseradler mit Schwert, Szepter und Brustschild, auf dem sich das Wappen der mittelrheinischen Beichsritterschaft und das der Stadt befinden. Darunter ist eine den Burgfrieden schwörende Hand mit den Worten: ,,Frid sy by uch !" (Friede sei mit (Euch !). Huf der West- seite der Burg tritt nach der Vorstadt zu der dicke Turm hervor. Schauen wir nun nach Süden, so schweift unser Huge über die breite Kaiserstraße, ihre oft recht malerischen Hnbauten und empor zu dem Turme der Liebfrauen- oder Stadtkirche, die gleichsam das Wahrzeichen der ein- stigen freien Reichsstadt, wie der Hdolfsturm das der Burg ist. Ts ist schade, daß der unselige Streit zwischen Stadt und Burg den Husbau der Türme verhinderte, da das Gotteshaus dann auch äußerlich dem Dom der heiligen Elisabeth zu Marburg gleichkommen würde. Das Innere des im Jahre 1250 begonnenen, schönsten gotischen Baues von Oberhessen zeigt ein dreiteiliges Langhaus, dessen zwölf Säulen die mächtigen Spitzbogengewölbe tragen und das durch einen fünfteiligen Thor in dem das Sakramentshäuschen und die Thorstühle besondere Schmuck- stücke sind, haben in dem Lettner (Lesebühne) eine Scheidewand. Die mit schönem Maßwerk versehenen Fenster sind mit wundervollen älteren und neueren Glasgemälden geschmückt, von den portalen des in den Icchren 1896— 1901 herrlich erneuerten Gotteshauses, das eine großartige Grgel

3. Kreis Friedberg - S. 21

1914 - Gießen : Roth
Kreis Friedberg, bearbeitet von A. Storch. 21 der Zisterzienser-Kbtei Arnsburg übertragen. $me Bauern aus den um- liegenden Ortschaften siedelten freiwillig in den Schutz der Vurg (als „cives"), um nun als Kaufleute und Handwerker (Straßenkreuzung) die reichen Erwerbsmöglichkeiten auszubeuten. So entstand die Stadt, die im Mittelpunkt eines verzweigten Straßennetzes lag und schon dadurch als Reichsstadt galt, daß sie aus Reichsgrund und -Boden erbaut worden war. Selbstverständlich wurde auch sie befestigt, wir sehen noch einen Rest der Stadtbefestigung im roten Turm, unweit der heutigen katho- lischen Kirche. Bereits 1226 tritt die Stadt in ein Bündnis mit Mainz, Friedberg nach Merian 1650. Bingen, Worms, Speyer, Frankfurt und Gelnhausen. Ursprünglich waren der Burggraf und die Burgmannen mit den Bürgern der Stadt zu einem Ge- meinwesen verbunden. Im Jahre 1245 hatte aber jede für sich ihr Siegel und Gericht. Mit zunehmender Wohlhabenheit suchte sich die Stadt der Vor- mundschaft der Burg zu entziehen, und nun entbrannte ein langer Streit, der wohl durch kaiserliche Sühnbriefe für eine Zeitlang unterdrückt wurde, der aber immer wieder aufflammte. Anfänglich war die Vurg, die öfters Beschädigungen erfuhr und 1273 sogar zerstört wurde, im Nachteil. Die Reichsstadt, die 1254 in den Rheinischen Städtebund eintrat, nahm an Wohlhabenheit zu, was die Errichtung des großartigen gotischen Domes der Liebfrauenkirche, mit deren Bau 1250 begonnen wurde, beweist. In derselben Zeit (1260) ist auch das Judenbad erbaut. Zu gegenseitigem Schutz und Trutz ging Friedberg 1265 ein Bündnis mit mehreren Städten und Wetterauer Herren ein und 1273 schloß es den ,,ewigen Bund" mit

4. Kreis Friedberg - S. IV

1914 - Gießen : Roth
Iv Cflstellgflhlburd Römisches Kastell. a Vorderes, dem Inland zugekehrtes Haupttor, b hinteres, dem Feindesland zugewandtes Tor, c linkes, cl rechtes Seitentor, I' Prätorium (Exerzierhaus, Zeughaus), v Gebäude der Militärverwaltung ^ das Kastell war mit einer zinnengekrönten Mauer mit dahinterliegendem Wall und davorliegenden Iin>- gang und 2 Spitzgraben umgeben. Butzbach! Nachbildung eines römischen Wachtturms (Schrenzerhöhe). Seite 4. Fachbau mit Ginsterbedachung und umlaufender Galerie, Pfahlzaun mit davorliegendem Graben, römischer Soldat auf der Zugbrücke.

5. Kreis Friedberg - S. 9

1914 - Gießen : Roth
Kreis Friedberg, bearbeitet von A. Storch. 9 Flurnamen an sie erinnern, wie z. B, in der südlichen Wetterau Straß- heim, in der nördlichen Rieder-Hörgern, aber von anderen Ortschaften war ein großer Teil in Trümmer gesunken. Hunger und Krankheit (Pest) herrschten, und Raubgesindel machte die Straßen unsicher. Das herrenlos gewordene Gut ging in den Besitz der Lehnsherren über, es entstanden auf diese Weise große Gutshöfe. Die ärmere Bevölke- rung wurde in den Dienst der 5ldeligen gezwungen. Diese glaubten, bestärkt durch das Vorbild Ludwig Xiv., die Bauern zu ihren Leibeigenen machen und durch strenge Gesetze ihre Rechte beschränken zu können. Beschwerden, die gegen solches vorgehen im Reichskammergericht geführt wurden, kamen oft bei dem schleppenden Gang der Geschäfte nicht zur Verhandlung. 5ln Stelle der öffentlichen Gerichtsverfahren traten die geheimen schriftlichen. Landgraf Philipp Iii. von Butzbach. Während des dreißigjährigen Krieges, und zwar von 1622—1643, besaßen Butzbach und eine Anzahl benachbarter Ortschaften, das 5lmt Butz- bach-philippseck und die Herrschaft Itter, in Philipp Iii., dem Bruder Lud- wigs des V., des Getreuen (1596—1626), einen eigenen Fürsten. In dem mit Gemälden, Bildhauerwerken verzierten, mit einer Stern- warte ausgestatteten und von einem herrlichen parke umgebenen Schlosse wohnte der Landgraf, welcher ein bedeutender Gelehrter, ein tüchtiger Sprachkenner und ein hervorragender Astronom war. Einen zweiten Schloßbau (Philippseck) errichtete der kunstsinnige Fürst auf einer Knhöhe vor dem freundlichen, am Eingange des lieblichen Issel- tales liegenden Taunusdörfchen Münster. Wenn Philipp Iii. außer der Muttersprache sehr wohl des Fran- zösischen, Italienischen, Spanischen kundig war, so besaß er auch große Ge- wandtheit im Lateinischen, Griechischen und hebräischen. Eine treffliche Übersetzung des Klten Testamentes wird heute noch als wertvolles Besitz- tum der Darmstädter Hofbibliothek aufbewahrt. Die Sternkunde war ihm nicht eine Spielerei, nie stellte er sie in den Dienst eines Wunderglaubens. Nicht wie Wallenstein suchte er aus der Stellung der Gestirne ein Nienschenschicksal zu entziffern. Im Interesse reiner Wissenschaft verfolgte er der Sterne Bahn. Wenn Johannes Faul- Haber aus Ulm ihm befreundet, wenn er mit Galilei von einer Reise nach Italien in Beziehung getreten war, so war Johannes Kepler her geschätzte Gast des gelehrten Landgrafen. Mit ihm bestieg er seine Sternwarte, um der Planeten Lauf zu verfolgen, um den Beweis der Richtigkeit Kepler- scher Gesetze zu erfahren. Seine reichhaltige Bibliothek, die 2776 Rum- mern aufwies, und die herrliche Sammlung astronomischer Instrumente waren treffliche Gehilfen bei wissenschaftlicher Tätigkeit.

6. Kreis Friedberg - S. 11

1914 - Gießen : Roth
Kreis Friedberg, bearbeitet von A. Storch. 11 eines Bessern, nämlich sich mit Preußen zu vereinigen. Im Frieden kamen die letzten kurhessischen und nassauischen Gebiete der Wetterau zum Groß- Herzogtum. Das Bündnis der Deutschen aber erhielt im Jahre 1870 auf 71 seine Feuertaufe, viele Wetterauer Söhne kämpften als Angehörige der Lutzbacher "Dragonerschwadronen oder des Friedberger Jägerbataillons oder des Gießener Infanterieregiments mit auf den Feldern der (Ehre in Frankreich für Deutschlands Einheit und Knsehen. — Hls im Jahre 1874 (gelegentlich der großen Manöver) Deutschlands erster hohenzollern- Kaiser mit seinen Helden in unserer Wetterau Einkehr hielt, da jauchzten ihm die Bewohner, die sich als Glieder eines großen, geachteten Volkes fühlten, begeistert zu. Iii. Landschastzgebiete und Ärte des Ureises. Wenn wir den Kreis Friedberg, das hauptgebiet der Wetterau und eines Teiles des Niddatales, landschaftlich zergliedern wollen, so betrachten wir zunächst den nördlichen Teil zwischen Wetter, nördlichem Taunusaus- läufer und Ufa. Im Norden stößt da? Gebiet an den Kreis Gießen. Dann werden wir den davon südlich gelegenen Teil zwischen Wetter, südlichem Taunusausläufer, Ufa und Bosbach besprechen, drittens den hauptteil der Wetterau, der sich links der Wetter nach der Horloff, nördlich des Nidda- Knies bei Assenheim hinzieht, und endlich den südlichen Teil zu beiden Zeiten der Nidda ansehen. a) Der nördliche Teil bis zur Usa. Er verläuft gleichsam aus den Taunusbergen heraus, sich in hüge- liges Land verlierend, nach der Wetter. Etwa in der mitte dieses Gebietes liegt die interessante Stadt Butzbach (4500 Einwohner). Butzbach, seine Umgebung und Geschichte. Mit den altertümlichen schmucken Gebäuden, die mit der Giebelseite meist nach der Straße stehen, scheint die Stadt ihren Zusammenhang mit dem nördlich von ihr gelegenen alten 5lmt Hüttenberg andeuten zu wollen und erst mit ihm entstanden zu sein. Hber droben im Walde weisen die Neste von römischen Befestigungswerken, die seinerzeit bloßgelegten Mauern des Nömerkastells auf eine viel frühere Besiedelung des Platzes hin. von dem mit malerischen Gebäuden, wie alte Post, Gasthaus zum Löwen und Nathaus umstellten Marktplatz ziehen die drei Hauptstraßen nach Westen, Süden und Gsten. 5ln der letzteren liegt die schöne St. Markuskirche, die in den Jahren 1903 und 1904 in alter Pracht wiederhergestellt wurde, und die kunstvolle Gruft des einstigen Landgrafen Philipp Iii. enthält. Gegen Ende des 15. Jahrhundert erbauten die Brüder vom gemeinsamen Leben, die

7. Kreis Friedberg - S. 12

1914 - Gießen : Roth
12 Heimatkunde des Großherzogtums Hessen. Nr. 11. Kugclherrn, die hier ein Grdenshaus besaßen, den schönen Thor an die sehenswerte Kirche. Die genannten Brüder, die eine gelehrte Schule unterhielten, haben ein beträchtliches vermögen hinterlassen, dessen Zinsen zu Schul- und Kirchenzwecken verwandt werden. Gegenüber dem schmucken Gotteshause liegt die lnichaeliskapelle (aus 1519), deren wieder- hergestellte Innenräume ein interessantes Altertümer- und Trachtenmuseum Buhbach nach Merlan im Jahre 1600. aufgenommen haben, das auch Erinnerungen an Iveidig und Vis- marck, wie Abbildungen der Geschenke, die die ,,Getreuen" dem Hltreichs- Kanzler spendeten, birgt. Unweit des genannten Gebäudes erhebt sich die Kaserne des 1. Vatl. 168. Infanterieregiments. In ihrem ältesten Teile zeigt sie das Schloß des vorhin erwähnten berühmten hessischen 5ürstensohnes. 5ln der Straße nach Griedel liegt die hübsche katholische Kapelle. (Si. Seite 11.) Hm Ende der unweit vom Schloß nach Süden ziehenden ^ärbgasse erhebt sich das aus dem Jahre 1588 stammende Solmser Schloß Amtsgericht), ein Zeuge aus der Zeit, da Butzbach noch mehreren Herren gehörte. Huf dem U)ege nach Niederweisel grüßt die Ivendelinskapelle, die einen herrlichen Schrein birgt, dessen kunstvoll ver« ziert? Innenflächen Szenen aus dem Leben des heiligen darstellen. Um die Hltstadt, die noch einige Reste der mittelalterlichen Schutzmauer aufweist, zieht sich (besonders nach Westen) die mit vielen hübschen Einfamilien- Häusern geschmückte Neustadt bis herauf an den wundervollen Zipfen-

8. Kreis Friedberg - S. 14

1914 - Gießen : Roth
14 Heimatkunde des Großherzogtums Hessen. Nr. 11. einen Abschluß. 3rn hause liegt dem (Eingange gegenüber oft die Küche, rechts führen einige Stufen zur Wohnstube, in der noch manches gediegene Erbstück aus der Vorfahren Zeit aufbewahrt wird. Die Treppe, auf der man in den Oberstock gelangt, ist vielfach mit prächtig geschnitztem Ge- länder versehen. 3n den genannten Gönsen trifft man noch die eigenartige weibliche Landtracht an. Huf dem nach oben gestrichenen haar sitzt ein aus Ländern gefertigtes Häubchen, das bei Mädchen bunt, bei Frauen schwarz und weiß ist. Kn die farbige oder schwarze, vorn mit Flitter gezierte Jacke schließt sich ein kurzer Tuchrock, der unten faltig und mit buntem oder schwarzem Band eingefaßt ist. Die Füße stecken in gewebten blauen oder schwarzen Strümpfen und niederen, mit Schnallen oder anderem Zierat versehenen Schuhen. Kirchgängerinnen .tragen die aus weißem Tüll ge- fertigte Stirnhaube und Lcichengängerinnen die sogenannte Ittaratze, wor- unter man eine Leinenhaube versteht, die mit feinem Taffetband besetzt ist. — Die Braut ist statt des Kranzes mit einer aus Flitter, perlen usw. bestehenden Krone geschmückt, an die sich nach hinten der hang fügt, der aus Band zusammengesteckt und mit perlen, künstlichen Blumen, mit so- genannten hellerchen usw. reich und bunt ausgestattet ist. 5lls weiterer Brautschmuck dient ein buntes, vorn befestigtes Seidentuch. — Die hübsche Kleidung der jungen Bäuerinnen kommt auch bei den Kirmestänzen, die oft auf einem im Freien aufgeschlagenen Boden stattfinden, zur Geltung. Noch ertönen bei den sonntäglichen Kbendgängen der Mädchen durch das Dorf gar manche innige, schwermütige Volksweisen. Die hüttenberger haben neben mancher Sitte aus der Väter Tagen sich innige Heimat- und echte Vaterlandsliebe bewahrt. Sie sind ein friedliches, biederes, frommes, emsiges Völkchen." (51. St. Landkalender 1910.)*) Westlich von Butzbach und dem Hüttenberg zieht der letzte Zug der Taunusausläufer hin. Zunächst grüßen uns die mit dichten, schönen Laub- und Nadelwäldern bedeckten Heidelbeerberg und Schrenzer. Gerade hier finden wir die Neste einer früheren Kulturperiode: Hünengräber und die Spuren eines germanischen Gehöftes, den römischen Palisadenzaun und den ,,Limes", einen (wiederhergestellten) hölzernen Wachtturm und die Grundmauern eines steinernen. Vicht bei letzteren erhebt sich ein (in dem Namenszug „Weidig" gepflanzter) Fichtenhain, der uns an den wackeren Vorkämpen für Deutschlands Einheit und Freiheit, an Friedrich Ludwig Meidig, erinnert. Durch den lieblichen Forst, in dem Butzbachs großer Exerzierplatz und daneben das malerische Forsthaus liegen, kommt der Wanderer, der nach Südwesten pilgert, bald in das friedlich gelegene Dorf- *) Siehe auch i Storch! ,,vie hüttenberger", Volksschauspiel bei d. Roth-Gießen.

9. Kreis Friedberg - S. 15

1914 - Gießen : Roth
Kreis Friedberg, bearbeitet von A. Storch. 15 lein Hausen (100 Einwohner), das sich an den 486 m hohen Hausberg anlehnt. Ihn ersteigt man aus anfangs (bis zur kleinen Siedelung Oes) steilem, dann bequemem Wege, wobei man drei Ringwälle — wohl keltische Befestigungswerke, die aber gewiß auch von Germanen als verteidigungs- statten benutzt wurden — durchschneidet. Geht man von hier am Brüler Berg herum, so gelangt man in das liebliche Isseltal, das uns nach Herr- licher Waldwanderung zu dem Dörflein ls!iinster( 217 Einw.) leitet, vor dem sich ein Hügel, der ,,Philippsecker Berg", erhebt, der früher mit einem Jagdschloß des Butzbacher Landgrafen geschmückt war. Schreitet man von dem eben genannten, reinlichen Pfarrdorf nach Westen, so kommt man bald an eine Weggabelung (Waldhaus: Hubertus). — Die eine Straße führt nach dem Gebirgsdörfchen Bodenrod (140 Einwohner), die andere nach Maibach (180 Einwohner). Beide sind umgrenzt von grünem Forst, in welchem Reh- und Hochwild geschützte Bezirke gefunden haben. Es ist eine Herzenslust, in den prächtigen Wäldern bald durch eine baumdurchzogene Schlucht, bald am murmelnden Bächlein und bald an steiler Felsgruppe vorbei wandern zu können, von der ,,Hessel" bei Bodenrod schaut man 'über Waldungen, Dörfer, Felder nach den Taunus- bergen Feldberg, Kltkönig "usw. Geht man von Münster in südlicher Richtung, so gelangt man durch eine waldige, hügelige Landschaft nach dem Dörfchen Ziegenberg an der Ufa, das zu dem größeren, wegen seines vorzüglichen (Dbstes bekannten Pfarrdorfe Langenhain (540 Einwohner) gehört. Uber Ziegenberg thront das wiederhergestellte, gegen Mitte des 18. Jahrhunderts von „Wilhelm Ehristoph Diede zum Fürstenstein" erbaute Schloß. Einst beherbergte es den deutschen Dichterkönig 'Goethe, der dem Besitzer bei Knlage des Parkes mit Rat und Tat an die Hand ging. Im Iahire 1780 besuchten Goethe und sein Herzog Karl Kugust das Schloß, und 1782 sandte Goethe eine kunstvolle Blechvase nach Ziegenberg, die heute noch gezeigt wird. Huf der ,,Weimarwiese" prangt die am 18. 10. 1814 gepflanzte Eiche, zu deren Weihe E. Itc,. Arndt eine erhebende Dichtung spendete. — Der unten runde Kirchturm zu Langenhain war wohl ehemals eine Befestigungsanlage. 5ln Langenhain und dem nördlich davon gelegenen Fauerbach vor der höhe (560 Einwohner) zieht der römische Limes vorüber. Unweit von diesen Ortschaften wurde 1893 von hofrat Uofler ein römisches Kastell bloßgelegt. — Fauerbach, das von einem Bach (der Fauer) durchflössen wird, ist ein wohlhabender, mit schmucken hofreiten ausgestatteter Ort, der wie Langenhain schöne Schulhäuser besitzt. Die ehrwürdige hübsche Landtracht ist auch hier sehr im Rückgang begriffen. Fleiß, Spar- samkeit, warmer Heimat- und Vaterlandsliebe begegnet man wie viel- fach in der Wetterau besonders auck hier in der Gegend. — von

10. Kreis Friedberg - S. 17

1914 - Gießen : Roth
Kreis Friedberg, bearbeitet von A. Storch. 17 giebige Sandgruben und Steinbrüche befinden, ist nicht überall so fruchtbar, daß sie sämtlichebewohner ernähren könnte. vielemänner suchen undfinden lohnende Beschäftigung auf Arbeitsstätten von Lutzbach oder Frankfurt a. M. Die Landtracht, die uns Eduard Duller im Jahre 1844 noch begeistert beschreibt, wird nur noch bei älteren Frauen gefunden. b) Zwischen Ufa und Rosbach. Dieser zweite, durch die natürlichen Verhältnisse geschaffene Teil des Kreises lehnt sich an den südlich von der Usa hinziehenden Taunusausläufer an, der seinen Grundstock in der gewöhnlich ,,Winterstein" genannten Er- Hebung hat. Genau genommen sind es drei Huppert, die von Südwesten nach Nordosten hintereinander stehen, nämlich Kühkopf (506 m), Stein- kops (448m) und Winterstein (491m). Des letzteren Gipfel trägt einefelsen- gruppe, von der man einen prächtigen Blick in die umliegenden Taunus- gebiete, die Wetterau bis zu den höhen des Vogelsberges genießt. Das Ge- stein, das hier auftritt, ist meist schiefriger (Auarz. Nach Nordosten zu senkt sich der Winterstein, um im Johannisberg bei Bad-Nauheim wieder etwas anzusteigen. Eine Anzahl kleiner Bäche eilt nach Westen zur Usa, die unter- halb Fauerbach b. Fr. sich in die Wetter ergießt oder zu dieser selbst oder zur Nidda. — vom Nande der Berge nach Westen zu dehnt sich ein frucht- bares Getreide- und (Dbstland aus. Die Kirschenhaine von Nosbach und Ockstadt sind berühmt, und am Kbhange des Johannisberges war bis vor wenigen Jahren eine Weinberganlage. — Hn der Ufa, die durch die am Wetterufer stehenden Erhebungen zum südöstlichen Laufe durch ebeneres, kaum 100 m hohes Gelände gezwungen wird, liegen die prächtigen Städte Friedberg und Bad-Nauheim. — Friedberg i. W. Ganz besonders schön erscheint Hriedberg*) (11000 Einwohner), die Kreisstadt, wenn man von zuletztgenanntem Badeorte kommt und sich ihr, zunächst der Burg, naht. Huf den Basaltfelsen des Burgberges ist sie gelegen. Der runde, viererkerige, mit spitzigem Dache gezierte Kdolfsturm überragt die Nlauern und Gebäude. Wir betreten sie vom Nordtore aus, dem wir uns auf einem sanft ansteigenden Wege nähern. Unser Blick fällt beim hinaufschreiten in die Vertiefung des einstigen Burggrabens. Die mächtigen Tore sind weit geöffnet, und kein Pförtner heischt von uns eine Gabe. Es grüßen uns links die Anlagen des Schloßparks und rechts das mit ummauertem Hofe umgebene Schütz'sche Haus, ein einstiges Burg- mannenhaus, das heute eine zahlreiche Bewohnerschaft aufgenommen hat- *; Siefye auch: Dreher: Friedberg in der Weiterem einst und jetzt. (1913 bei (E. Vindernagel-Friedberg.) — fldami): Kunstdenkmäler im Kreise Friedberq 1895. — Heimatkunde Nr. 11. 2
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