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Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Kreis Friedberg - S. 16

1914 - Gießen : Roth
16 Heimatkunde des Großherzogtums Hessen. Nr. It. Langenhain, Fauerbach und dem am pfahlgraben gelegenen pfarr- dorf Hochweisel (665 Einwohner) ziehen die größten Teile der Feld- marken in die lvetterau hinein, und ihrem fruchtbaren Loden ist die Er- zeugung schweren Getreides und vorzüglichen Gbstes zu danken, hoch- weisel besaß ein bedeutendes Beguinenhaus, das später ein Spital wurde. Aus 1571 stammt das mit der Breitseite nach der Grtsstraße stehende älteste Lauernhaus. Kuf dem „hoyerplatz" steht die riesige, wohl 300 Jahre alte „hoyerlinde", unter der früher ein altgermanisches Fest abgehalten und durch das hoyer- und Kirchweihfest fortgesetzt wurde. Vielleicht war der ganze Platz mit Linden bewachsen, ein den Göttern geweihter Lindenhain. Östlich von Hochweisel liegt das schöne Pfarrdorf Ostheim (606 Ein- wohner). Es besitzt in seinem Rathaus ein interessantes, altertümliches Fachgebäude, das in einstiger Schönheit wieder hergestellt worden ist. Leine hübschen, zum Teil neuzeitlichen hofreiten, eine wegen vorzüglicher Ware geschätzte Molkerei beweisen die Blüte der Landwirtschaft, die auch eine Haltestelle an dermain-ll)eser-Bahn alsnotwendigkeit hat erscheinen lassen. Zwischen Gstheim und Butzbach, etwa in der Mitte gelegen, ist das große wohlhabende, langgestreckte pfarrdorf Niederweisel (1350 Ein- wohner). In der heute zu einem Kapitelsaal des mildtätigen Johanniter- ordens verwandelten Komtur- oder Johanniterkirche besitzt es ein aus dem 13. Jahrhundert stammendes, zum Teil in romanischem, zum Teil in gotischem Stile errichtetes Gebäude, das ursprünglich eine Doppelkirche war. Der untere Teil zerfällt in drei Schiffe, die durch runde oder viereckige mit halbrunden Ansätzen versehene Säulen geschieden sind. Das mittlere verläuft nach außen in eine halbrunde Nische. Im oberen Räume wurden Kranke von Johannitern gepflegt. Durch die seitlichen Öffnungen in den Wölbungen war es den armen Leidenden möglich gemacht, am Gottes- dienst teilzunehmen. Neben der oben erwähnten Kirche stehen das Haupt- gebäude des einstigen Komturhofes und ein Neubau, die den Zwecken des Johanniterhospitals dienen, in dem schon viele Kranke Linderung ihrer Leiden oder Heilung gefunden haben. Ostlich von Butzbach, an der Wetter, liegt das pfarrdorf Griebel (alem. Grcdewilre, 840 Einwohner), das -einst den Falkensteinern, dann den Epp- steinern gehört hatte, von diesen an Solms-Braunfels und endlich an Hessen kam. Im sogen. Hessenkriege (1646) hatte in dem Dorfe der darmstädtische Befehlshaber Eberstein sein Hauptquartier aufgeschlagen. 5lus dem früher Solmsischen Rentamt „Burg" stammt der berühmte deutsche Gelehrte und feinsinnige Dichter Moritz Earriöre. — Das Schulhaus schmückt ein Relief- bild des einstmals hier wirkenden, geschätzten Lehrers Jost. Griedel sowohl, wie das wenige Kilometer davon in nordöstlicher Rich- tung gelegene, 1460 Bewohner zählende, Vetterdorf Gambach sind Statio- nen der Bahn Butzbach—lich. Die Gemarkung des letzteren, in der sich er-

2. Kreis Friedberg - S. 5

1914 - Gießen : Roth
Kreis Friedberg, bearbeitet von A. Ztorch. 5 Im zweiten Jahrhundert christlicher Zeitrechnung brachen aus der Oder- und Weichselgegend die Klamannen hervor und wendeten sich süd- wärts. Der Römer Probus aber drängte sie über den Neckar und die rauhe Hip zurück und zwang sie zu fester Knsiedlung. Sie wurden nun bis zu Anfang des 6. Jahrhunderts die Herrn unserer Gegend. Die Orts- namen Griedel (Gredewilre), Mörlen (Morwilre), Rendel (Ranttvilre), Vilbel (Felwilre) erinnern an sie. c) Frankenherrschast - Christentum in der Wetterau. Nach dem Siege des salischen Frankenkönigs Chlodwig I. (um 500 n. Chr.) kam die „Wedereiba" (Wettergau) unter das Machtgebiet der Franken, in welchen die Chatten, die später als Hessen erscheinen, auf- gingen. Mit dem Christentum wurden die rauhen Natursöhne zuerst durch römische Legionen oder durch Händler bekannt. Später kamen irische Glau- bensboten, wie Kilian, welche des Heilands Lehre verkündeten. 5lm erfolg- reichsten in der Missionstätigkeit für Hessen, Thüringen usw. war wohl der Angelsachse Winfried, genannt Bonifatius (f754). Wenn auch nur aus dunklen Sagen die Kunde klingt, daß der Kpostel der Deutschen auf den höhen der Taunusausläufer gepredigt und getauft habe, so dürfte doch aus dem Schreiben des Papstes Gregor Iii. von 732, in dem auch die Wetterauer aufgefordert werden, dem Bonifatius gehorsam zu sein, immerhin hervor- gehen, daß genannter Heidenmissionar in der Nähe von uns ein dankbares Wirkungsfeld gefunden hat. vom 11. bis 14. Jahrhundert wurde durch Stiftungen reicher Leute der Grund zu dem ungeheuren Reichtum und gewaltigen Grundbesitz der Kirchen und Klöster gelegt, die der Erzdiözese Mainz unterstellt wur- den. Ts entstand das prämonstratenserkloster zu Ilbenstadt 1123, die Zisterzienserabtei Arnsburg 1151, das Zisterzienser Schwesternkloster Marienschloß (Nockenberg) 1332, das deutsche Grdenshaus zu Niederweisel 1266, das 5lugustinerkloster 1260 und das der Franziskaner 1293, beide zu Friedberg. — In kirchlicher Hinsicht wurde die Wetterau von einem 5lrchi- diakonus (zu Mainz) und zwei Dekanen (zu Södel bzw. Friedberg und Roßdorf bei Windecken) verwaltet. Der geistliche Gberherr hielt jährlich zwei- oder dreimal in seinem Bezirk sogenannte Sendgerichte ab, aus welchen Irrlehren aufgespürt und zur Rechenschaft gezogen wurden. d) Gaugrafschaft, genten, Gemarkungen. Die Wettemu*) (wie die Gegend seit 736 genannt wurde) bildete, wie auch aus den Schenkungsurkunden der Klöster Lorsch, Fulda, Hersfeld her- *} Der frühere politische Legriff Wetterau überragte den heutigen geographi- schen bei weitem. 5lußer Friedberg rechnete man z. B. im Mittelalter auch noch

3. Kreis Friedberg - S. 11

1914 - Gießen : Roth
Kreis Friedberg, bearbeitet von A. Storch. 11 eines Bessern, nämlich sich mit Preußen zu vereinigen. Im Frieden kamen die letzten kurhessischen und nassauischen Gebiete der Wetterau zum Groß- Herzogtum. Das Bündnis der Deutschen aber erhielt im Jahre 1870 auf 71 seine Feuertaufe, viele Wetterauer Söhne kämpften als Angehörige der Lutzbacher "Dragonerschwadronen oder des Friedberger Jägerbataillons oder des Gießener Infanterieregiments mit auf den Feldern der (Ehre in Frankreich für Deutschlands Einheit und Knsehen. — Hls im Jahre 1874 (gelegentlich der großen Manöver) Deutschlands erster hohenzollern- Kaiser mit seinen Helden in unserer Wetterau Einkehr hielt, da jauchzten ihm die Bewohner, die sich als Glieder eines großen, geachteten Volkes fühlten, begeistert zu. Iii. Landschastzgebiete und Ärte des Ureises. Wenn wir den Kreis Friedberg, das hauptgebiet der Wetterau und eines Teiles des Niddatales, landschaftlich zergliedern wollen, so betrachten wir zunächst den nördlichen Teil zwischen Wetter, nördlichem Taunusaus- läufer und Ufa. Im Norden stößt da? Gebiet an den Kreis Gießen. Dann werden wir den davon südlich gelegenen Teil zwischen Wetter, südlichem Taunusausläufer, Ufa und Bosbach besprechen, drittens den hauptteil der Wetterau, der sich links der Wetter nach der Horloff, nördlich des Nidda- Knies bei Assenheim hinzieht, und endlich den südlichen Teil zu beiden Zeiten der Nidda ansehen. a) Der nördliche Teil bis zur Usa. Er verläuft gleichsam aus den Taunusbergen heraus, sich in hüge- liges Land verlierend, nach der Wetter. Etwa in der mitte dieses Gebietes liegt die interessante Stadt Butzbach (4500 Einwohner). Butzbach, seine Umgebung und Geschichte. Mit den altertümlichen schmucken Gebäuden, die mit der Giebelseite meist nach der Straße stehen, scheint die Stadt ihren Zusammenhang mit dem nördlich von ihr gelegenen alten 5lmt Hüttenberg andeuten zu wollen und erst mit ihm entstanden zu sein. Hber droben im Walde weisen die Neste von römischen Befestigungswerken, die seinerzeit bloßgelegten Mauern des Nömerkastells auf eine viel frühere Besiedelung des Platzes hin. von dem mit malerischen Gebäuden, wie alte Post, Gasthaus zum Löwen und Nathaus umstellten Marktplatz ziehen die drei Hauptstraßen nach Westen, Süden und Gsten. 5ln der letzteren liegt die schöne St. Markuskirche, die in den Jahren 1903 und 1904 in alter Pracht wiederhergestellt wurde, und die kunstvolle Gruft des einstigen Landgrafen Philipp Iii. enthält. Gegen Ende des 15. Jahrhundert erbauten die Brüder vom gemeinsamen Leben, die

4. Kreis Friedberg - S. 15

1914 - Gießen : Roth
Kreis Friedberg, bearbeitet von A. Storch. 15 lein Hausen (100 Einwohner), das sich an den 486 m hohen Hausberg anlehnt. Ihn ersteigt man aus anfangs (bis zur kleinen Siedelung Oes) steilem, dann bequemem Wege, wobei man drei Ringwälle — wohl keltische Befestigungswerke, die aber gewiß auch von Germanen als verteidigungs- statten benutzt wurden — durchschneidet. Geht man von hier am Brüler Berg herum, so gelangt man in das liebliche Isseltal, das uns nach Herr- licher Waldwanderung zu dem Dörflein ls!iinster( 217 Einw.) leitet, vor dem sich ein Hügel, der ,,Philippsecker Berg", erhebt, der früher mit einem Jagdschloß des Butzbacher Landgrafen geschmückt war. Schreitet man von dem eben genannten, reinlichen Pfarrdorf nach Westen, so kommt man bald an eine Weggabelung (Waldhaus: Hubertus). — Die eine Straße führt nach dem Gebirgsdörfchen Bodenrod (140 Einwohner), die andere nach Maibach (180 Einwohner). Beide sind umgrenzt von grünem Forst, in welchem Reh- und Hochwild geschützte Bezirke gefunden haben. Es ist eine Herzenslust, in den prächtigen Wäldern bald durch eine baumdurchzogene Schlucht, bald am murmelnden Bächlein und bald an steiler Felsgruppe vorbei wandern zu können, von der ,,Hessel" bei Bodenrod schaut man 'über Waldungen, Dörfer, Felder nach den Taunus- bergen Feldberg, Kltkönig "usw. Geht man von Münster in südlicher Richtung, so gelangt man durch eine waldige, hügelige Landschaft nach dem Dörfchen Ziegenberg an der Ufa, das zu dem größeren, wegen seines vorzüglichen (Dbstes bekannten Pfarrdorfe Langenhain (540 Einwohner) gehört. Uber Ziegenberg thront das wiederhergestellte, gegen Mitte des 18. Jahrhunderts von „Wilhelm Ehristoph Diede zum Fürstenstein" erbaute Schloß. Einst beherbergte es den deutschen Dichterkönig 'Goethe, der dem Besitzer bei Knlage des Parkes mit Rat und Tat an die Hand ging. Im Iahire 1780 besuchten Goethe und sein Herzog Karl Kugust das Schloß, und 1782 sandte Goethe eine kunstvolle Blechvase nach Ziegenberg, die heute noch gezeigt wird. Huf der ,,Weimarwiese" prangt die am 18. 10. 1814 gepflanzte Eiche, zu deren Weihe E. Itc,. Arndt eine erhebende Dichtung spendete. — Der unten runde Kirchturm zu Langenhain war wohl ehemals eine Befestigungsanlage. 5ln Langenhain und dem nördlich davon gelegenen Fauerbach vor der höhe (560 Einwohner) zieht der römische Limes vorüber. Unweit von diesen Ortschaften wurde 1893 von hofrat Uofler ein römisches Kastell bloßgelegt. — Fauerbach, das von einem Bach (der Fauer) durchflössen wird, ist ein wohlhabender, mit schmucken hofreiten ausgestatteter Ort, der wie Langenhain schöne Schulhäuser besitzt. Die ehrwürdige hübsche Landtracht ist auch hier sehr im Rückgang begriffen. Fleiß, Spar- samkeit, warmer Heimat- und Vaterlandsliebe begegnet man wie viel- fach in der Wetterau besonders auck hier in der Gegend. — von

5. Kreis Friedberg - S. 17

1914 - Gießen : Roth
Kreis Friedberg, bearbeitet von A. Storch. 17 giebige Sandgruben und Steinbrüche befinden, ist nicht überall so fruchtbar, daß sie sämtlichebewohner ernähren könnte. vielemänner suchen undfinden lohnende Beschäftigung auf Arbeitsstätten von Lutzbach oder Frankfurt a. M. Die Landtracht, die uns Eduard Duller im Jahre 1844 noch begeistert beschreibt, wird nur noch bei älteren Frauen gefunden. b) Zwischen Ufa und Rosbach. Dieser zweite, durch die natürlichen Verhältnisse geschaffene Teil des Kreises lehnt sich an den südlich von der Usa hinziehenden Taunusausläufer an, der seinen Grundstock in der gewöhnlich ,,Winterstein" genannten Er- Hebung hat. Genau genommen sind es drei Huppert, die von Südwesten nach Nordosten hintereinander stehen, nämlich Kühkopf (506 m), Stein- kops (448m) und Winterstein (491m). Des letzteren Gipfel trägt einefelsen- gruppe, von der man einen prächtigen Blick in die umliegenden Taunus- gebiete, die Wetterau bis zu den höhen des Vogelsberges genießt. Das Ge- stein, das hier auftritt, ist meist schiefriger (Auarz. Nach Nordosten zu senkt sich der Winterstein, um im Johannisberg bei Bad-Nauheim wieder etwas anzusteigen. Eine Anzahl kleiner Bäche eilt nach Westen zur Usa, die unter- halb Fauerbach b. Fr. sich in die Wetter ergießt oder zu dieser selbst oder zur Nidda. — vom Nande der Berge nach Westen zu dehnt sich ein frucht- bares Getreide- und (Dbstland aus. Die Kirschenhaine von Nosbach und Ockstadt sind berühmt, und am Kbhange des Johannisberges war bis vor wenigen Jahren eine Weinberganlage. — Hn der Ufa, die durch die am Wetterufer stehenden Erhebungen zum südöstlichen Laufe durch ebeneres, kaum 100 m hohes Gelände gezwungen wird, liegen die prächtigen Städte Friedberg und Bad-Nauheim. — Friedberg i. W. Ganz besonders schön erscheint Hriedberg*) (11000 Einwohner), die Kreisstadt, wenn man von zuletztgenanntem Badeorte kommt und sich ihr, zunächst der Burg, naht. Huf den Basaltfelsen des Burgberges ist sie gelegen. Der runde, viererkerige, mit spitzigem Dache gezierte Kdolfsturm überragt die Nlauern und Gebäude. Wir betreten sie vom Nordtore aus, dem wir uns auf einem sanft ansteigenden Wege nähern. Unser Blick fällt beim hinaufschreiten in die Vertiefung des einstigen Burggrabens. Die mächtigen Tore sind weit geöffnet, und kein Pförtner heischt von uns eine Gabe. Es grüßen uns links die Anlagen des Schloßparks und rechts das mit ummauertem Hofe umgebene Schütz'sche Haus, ein einstiges Burg- mannenhaus, das heute eine zahlreiche Bewohnerschaft aufgenommen hat- *; Siefye auch: Dreher: Friedberg in der Weiterem einst und jetzt. (1913 bei (E. Vindernagel-Friedberg.) — fldami): Kunstdenkmäler im Kreise Friedberq 1895. — Heimatkunde Nr. 11. 2

6. Kreis Friedberg - S. 23

1914 - Gießen : Roth
Kreis Friedberg, bearbeitet von A. Storch. 23 düsterer Unglückstag für Friedberg. Furchtbare Greueltaten oerübten die Franzosen, die sogar die Stadtkirche plünderten. 5lls Napoleon I. zu Anfang des 19. Jahrhunderts seine rechtsrheini- schen Bundesgenossen mit den Gebieten der freien Reichsstädte, den geist- lichen Besitzungen und den Gütern der kleinen Kdeligen zu entschädigen suchte, kam im Jahre 1802 die Stadt an Hessen, die Burg vier Jahre später. Deren völlige Abtretung erfolgte 1817. Nun wurde Friedberg ein hessischer Garnisonsort und blieb es bis zum Jahre 1870. Stadt und Burg verschmolzen 1834 zu einem politischen, 1837 zu einem kirchlichen Gemeein- wesen und gingen in den nun folgenden besseren Zeiten neuer Blüte ent- gegen. (Siehe 1. Abschnitt.) Bad-Nauheim. (5700 Einwohner, 35000 Kurgäste.) (Es ist ein wunderbares Städtebild, das sich dem Beschauer darbietet, wenn er vom Tempel des Friedberqer Schiokaartens nach der berühmten Badeftabt blickt. Über das Häusermeer ragen die Türme der Kirchen, von welchen mehrere in der Neuzeit entstanden sind, wie die evang. Dankes-, die katho- tische Bonifatius- und die englische Kirche. Im Westen lehnt sich die vornehme Stadt an den Taunusausläufer Jo- hannisberg und breitet sich nach Osten bis zu den Geleisen der Main- Weser-Bahn aus. Gleich einem mächtigen, grünen Wall lagert sich der park um die Häuserviertel und Straßen, hinter den Matten stehen der dichten Buschwerke dunkle Wände, und schattige Rlleen durchziehen den Kunst- wald. vom lieblichen See drüben leiten einzig schöne Neuanlagen zum Frauenwald und durch den Donnersgraben zur turmgeschmückten höhe empor, von der man auf der anderen Seite heruntersteigt zum hehren Eichendome. Doch wir rasten noch einen Augenblick und schauen über die Zeilen und Plätze, über die Wiesen und Wipfel hin. Die Kbend- sonne vergoldet das herrliche Bild, das in den Fluren der gesegneten Ru und den Mauern und Türmen der aufstrebenden nahen Kreisstadt eine liebliche Fortsetzung findet. Da dringt an unser Ghr die Glockenharmonie der Dankeskirche, und weihevolle, andächtige Stimmung zieht in unser herz.--- Rn drei hervorragenden, durch die Kunst verschönten Orten spielt sich das eigentliche Kurleben ab. — Dort in den prachtvollen Wandelhallen der Trinkanlagen werden die Heilwasser des Kur- und Karlsbrunnens sowohl wie die des auf dem Wege nach Friedberg liegenden Lud- wigs-, des Schwalheimer Sauerbrunnens und der Löwenquelle gereicht.

7. Kreis Friedberg - S. 26

1914 - Gießen : Roth
26 Heimatkunde des Großherzogtums Hessen. Nr. 11. gebrauchten, darf mit Sicherheit angenommen werden, fln ihre Anwesen- heit erinnern die Fundamente eines römischen Wachtturms auf dem Io- hannisberg. Nach ihrer Vertreibung waren es zunächst die Mamannen und dann die Lranken, die Herren des Gebietes wurden. lvohl wurde als letzte der schon vorhandenen Siedelungen das „neue heim", das „Nuwehem", „Nuheim" oder „Nauheim" gegründet. Anfangs bestand der Grt aus mehreren Gehöften, die in verschiedenen Besitz, u. a. durch Schenkung auch in den des Klosters Arnsburg kamen. Schottische Mönche hatten den Samen des Christentums in den rauhen Loden germanischen Heidentums gestreut, und Bonifatius wie sein Schüler Lullus haben die christlichen Gemeinden vermehrt und vereinigt unter den römischen Hirtenstab gebracht. Nach einer Zage soll der Kpostel der Deut- schen auf dem Johannisberg eine Kirche gegründet haben, während unweit davon die Heiden am 5ommerwendsfeste ihrem Lichtgotte Baidur zu Ehren Seuer anzündeten. Gewiß ist es, daß auf dem Gipfel des Johannisberges ein Gotteshaus stand, zu dem außer Nauheimern die Bewohner von Nieder- Mörlen, Steinfurth, Vorheim und Kssenheim pilgerten, und das an das Mainzer Domkapitel fiel. Der Grt Nauheim gehörte zuerst den Herren von Münzenberg, kam dann in den Besitz der mächtigen Falkensteiner, gelangte von diesen an Hanau, fiel in die Hände Kurhessens und wurde endlich dem Großherzog- tum hessen-varmstadt überlassen. — Die wertvollen ,,Salzsolen" haben neben dem fruchtbaren t^ckergelände stets eine starke Anziehungskraft ausgeübt.-- Während schon im Jahre 1374 in einem Streite des Grafen Solms gegen die Reichsstadt Friedberg zwischen Nauheim und Butzbach ein Kampf tobte, wurde der Johannisberg am 1. 9. 1762 zum Schauplatze eines blutigen Treffens zwischen dem Erbprinzen von Braunschweig und dem französischen Prinzen Conds, und dreißig Jahre später suchte der hessische Hauptmann Mondorf den erwähnten Berg (26.10.1792) gegen eine große Übermacht der Franzosen zu verteidigen. Um die Mitte des 16. Jahrhunderts fand die lutherische Lehre in Nauheim Eingang, etwas später drang auf Veranlassung des Grafen von Hanau auch die reformierte eine, so daß in Nauheim, dessen Einwohner- zahl bald auf 1000 stieg, zwei evangelische Gemeinden waren. Im Jahre 1597 kam es in der Kirche auf dem Johannisberg zwischen Nauheimern und Ober- und Niedermörlern, welche die Kirchengeräte holen wollten, zu einem hitzigen Streite, in dem die Nauheimer obsiegten. Schreckliche Drangsale hatte der Grt im 30jährigen Kriege zu erdul- den. Die vielen Abgaben, Räubereien, Brandschatzungen, die oft die Leute hinter die Stadtmauern Friedbergs trieben, machten die Bewohner so arm,

8. Kreis Friedberg - S. 27

1914 - Gießen : Roth
Kreis Friedberg, bearbeitet von A. Storcf). 27 daß sie, als die Saline wieder Salz sott, den Wald niederschlugen und das holz an die genannte Knstalt verkauften. Im Jahre 1730 schuf der von Hanau ernannte Kammerrat und Gber- salzgräfe „waitz" die Tröpfelwände der Gradierbäue, errichtete die Wasser- räder zu Pumpzwecken, legte den Teich an und baute zwei Windmühlen- türme, von welchen der eine noch als „waihscher Turm" bekannt ist und als Parkzierde dient. — Zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurde der Ort Nauheim von Na- poleon an Hessen-Darmstadt gegeben, während die Saline dem Marschall Davoust geschenkt wurde. In dieser Zeit wurden viele Salinengebäude ver- größert bezw. neu errichtet. während die Sole zur Gewinnung von Salz schon seit alter Zeit diente, begann man doch erst seit dem Jahre 1835 sie in bescheidenem Umfange zu Badezwecken zu benutzen. Die neu erbohrten, früher schon erwähnten Sprudel, deren Erscheinen mit innigem Danke gegen einen gütigen Schöpfer gefeiert wurde, hießen die heil- und Parkanlagen erstehen, verhalfen Bad- Nauheim zum Stadtrecht (1854), zu Wohlhabenheit und Weltruhm, heute suchen Angehörige jeglichen Standes, hohe Fürstlichkeiten und Mitglieder aller Kulturvölker Linderung und Heilung ihrer Leiden an Nauheims warmen Solsprudeln. ,,So sei euch Dank, den Quelpn des heiles, Die tausend Leiden schon gewehrt Und bitter-schmerzentstellte Züge In frohes Lächeln umgekehrt." Rn der Ufa liegen die beiden Dörfer Niedermörlen (890 Einwohner) mit schöner Kirche, hübschen Schulhäusern und sauberen, freundlichen Straßen und das größere von ihnen, Obermörlen (2210 Einwohner), das ein mit hoch ummauertem Hof versehenes Schloß des Herrn von Na- benau besitzt. In der Kirche ist ein kunstvolles Kltarbild, das die Meister- Hand des Dresdener Professors hofmann geschaffen hat. Die Bezeichnung Mörlen ist von der alemannischen Niederlassung Morwilre herzuleiten, von Gbermörlen führt südwärts ein weg an Hof hasselheck vorüber in die Nähe der mit schöner doppeltürmiger Kirche gezierten Ortschaft Ockstadt (1340 Einwohner), von dem Schloß sind noch wenige Neste vorhanden. Der Herr von Frankenstein, der übrigens ein Wohltäter der Gemeinde in mehr- facher Hinsicht geworden ist, hat hier ein großes Gut. wo die jetzigeholler- Kapelle steht, war früher ein Dorf hollar, das wie so manches andere in früheren ungünstigen Zeitläuften verschwunden ist. Hn dem Ostabhang der Taunusberge zieht neben oben genannten! Dorfe das Städtchen Gberrosbach (1300 Einwohner) hin, bekannt durch seine Kirschenanlagen,

9. Kreis Friedberg - S. 28

1914 - Gießen : Roth
28 Heimatkunde des Erzherzogtums Hessen. Nr. 11. das Braunsteinbergwerk und den Sauerbrunnen. 5ln Stelle des jetzigen Löwenhofes war das wohl im 14.Iahrh. ausgegangene Dorf Gber-Straß- heim. In der Nähe von Gberrosbach liegt das zum Teil wieder (von pro- fessor Helmke-Friedberg) ausgegrabene Römerkastell, die Uapersburg. Huf dem Wege nach Köppern kommt man am Gutshofe Beinhardz (früher Dorf) vorüber. 5ln dem in die Nidda mündenden ,,Hosbach" liegen Niederrosbach (Haltestelle der Bahn Friedberg Homburg), 550 Einwohner, urtb Ober- wöllstadt (900 Einwohner). — Ittit Friedberg zusammengemeindet ist das frühere, an der Usa ge- legene Dorf Fauerbach. Huf dem rechten Wetterufer sind noch Dorheim (1090 Einwohner), in einer alten Urkunde Voraheim genannt, früher Hauptort eines kurhessischen 5lmtes — Station der Wetterauer Bahnen und Bruchenbrücken zu erwähnen (630 Einwohner), Haltestelle der Main- Weser-Bahn. Unweit der Görbelheimer Mühle stand einst das Dorf (Borbet- heim, das in traurigen, armen Zeiten verlassen worden ist. c) Zwischen Wetter und Horloff. Dieser Teil des Kreises ist ein langer, schmaler Streifen, der im Osten an den Kreis Büdingen stößt und etwa von Trais-Münzenberg an der Wetter im Norden bis Ossenheim a. d. Nidda im Süden reicht. Das westliche Gebiet wird von dem Wetterauer Hügelland ausgefüllt, dessen erste Kette auf der linkenwetterseite sich bis in dasniddaknie hinzieht, und dessenzweite etwa von Schwalheim aus nach Norden abzweigt. In der ersten erwähnen wir den 185 Meter hohen Eichberg bei Wisselsheim und den 250 Meter hohen Buch- oder Tellerberg bei Münzenberg, in der zweiten den 218 Me- ter hohen Lemberg bei Wölfersheim und den Komturberg bei Wohn- bach. Aach (Osten, nach der Horloff zu, fällt das Land ab, daher eilen nach dieser Seite mehrere Bäche zu genanntem Flürchen. In hiesiger Gegend wird dieser Teil des Wetterlandes allgemein „die breite Seite" genannt. Während im Norden, etwa von Oppershofen hin- über nach Bellersheim, Muschenheim zu, ausgedehnter Wald angetrof- fen wird, in dem mächtiger Buchenhochstand (Kltehof) mit Nadelgehölz und gemischten Schlägen abwechselt, und in dem wundervolle, dicht be- wachsene Schneisen hinziehen, weisen der südliche und östliche Teil treff- liches Getreide-, Gbst-, Zuckerrüben- und Wiesenland auf. — 5ln dem östlichen ßbhang der zweiten Hügelkette, in der Niederung von Wölfers- heim über Södel, Melbach nach Reichelsheim hin sind ausgedehnte, zum Teil erschöpfte Braunkohlenlager — die überkommenen Zeugen des mäch- tigen, üppigen Urwaldes eines früheren Zeitabschnittes. Der am weitesten nach Norden vorgeschobene Ort dieser Wetter-Nidda- horloff-halbinsel ist das Dörfchen Trais Gunzenberg (256 Einw.), das

10. Kreis Friedberg - S. 30

1914 - Gießen : Roth
30 Heimatkunde des Großherzogtums Hessen. Nr. 11. der Solmser Hof vorhanden. In den an den Norden der Lurg sich lagernden altertümlichen Straßen fällt uns zunächst das gotische, zwei- schiffige Gotteshaus auf. Sein Thor ist das untere Stockwerk des quadra- tischen Turmes, ferner sei das rechteckige, mit Staffelgiebeln versehene Rathaus erwähnt, das einen auf vier Strebern ruhenden Erker und ein spitzbogiges Eingangstor hat. Endlich nennen wir das mit rechteckigem Erker gezierte Schulhaus, welches einstmals als Krankenhaus diente. Kuf dem Steinberge im Osten der Stadt liegen um einen mächtigen Lasaltblock vier durchlochte Steine, vielleicht hat man es hier mit einem altgermanischen Opferstein zu tun. Westlich von Gunzenberg erhebt sich ein Hügel, im Volksmunde ,,Galgenberg" genannt, auf dem zwei sechsseitige, durch Strebepfeiler befestigte Säulen stehen. Wir haben hier die Überreste eines mittelalterlichen Galgens vor uns. — Wenn ein Flurname: ,,5im Lobenheimer" heißt, so erinnert uns dieser an die einstmalige Ortschaft Bobenheim. — Von Münzenberg führt eine Straße in südwestlicher Nich- tung in das Dorf Fockenberg an der Wetter (1200 Einwohner). Das einstige Kloster der Zisterzienser, Marienschloß, wurde am Anfang des vorigen Jahrhunderts aufgehoben und die Gebäude, die in der Neuzeit bedeutende Erweiterungen erfahren haben, dienen nun als Landeszuchthaus. Die im Nokokostiel erbaute Klosterkirche birgt einen reich mit Statuen aus- gestalteten Marienaliar, während die Ortskirche einen Hochaltar im No- Kokostil und geschnitzte Beichtstühle aus der Krnsburger Stiftskirche be- sitzt. Eine hübsche Kapelle gehört der evangelischen Gemeinde. Das einst- mal? fiskalische Gut hat die Gemeinde erworben. Der Hof ist eine durch Türme und zinnengekrönte Mauern umringte befestigte Anlage (die alte Roggenburg). Weiter abwärts an der Wetter liegen die Dörfer Oppershofen (650 Einwohner), in dessen Nähe prachtvoller Wald sich erstreckt und §teinfurth (1200 'Einwohner), das wegen seiner Herr- lichen Nosenkulturen Weltruf bekommen hat. — Es folgen am linken Wetteruser die Dörfchen Wisselsheim (Zw Einwohner), das einst eine kleine Saline besaß, Rödgen (320 Einwohner), das seinen Namen wohl von aus- roden erhalten hat und 5chwalheim, welches bis 1866 zum kurhessischen 5lmte Dorheim gehörte. Der früher genannte Waitz erbaute zu einem Wasserrade ein langes Kunstgestänge, das Pumpen zum Kuftrieb der Sole auf die Gradierhäuser in Nauheim bewegt. Der Sauerbrunnen und die Löwenquelle liefern in einem wohlschmeckenden kohlensauren Wasser ein erfrischendes Getränk, das weithin versandt wird. Es folgen die Dörfer Vauernheim (210 Einwohner), dessen Mahlfeld und Mahlstraße wohl an eine germanische Gerichtsstätte erinnern, und Ossenheim (350 Einwohner), in dessen Wäldchen am dritten pfingstfeiertage ein weithin bekanntes, gut besuchtes Fest gefeiert wird. 5lm 10. 7. 1796 fand bei den zuletzt ge-
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