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1. Heimatkunde vom preußischen Regierungsbezirk Kassel (Kurhessen) - S. 39

1905 - Frankfurt a. M. Leipzig : Neumann Kesselring
— 39 — *Das Freigericht (Sage). Kaiser Friedrich Barbarossa zog einstmals von Gelnhausen aus mit seinen Mannen gegen den Erzbischof von Mainz. In einem Walde gelangten die kühnen Recken an ein Bächlein. Von dem weiten Ritte ermüdet, stiegen sie von ihren Rossen und lagerten sich ins Gras, während um sie herum die Pferde weideten. Plötz- lich ertönte Trompetenschall, und aus dem dunkeln Walde stürzte eine reisige Schar auf Friedrich und seine Mannen los. Es war der Ritter von Ronneburg, der zu den Mainzern hielt und im Sinne hatte, den Kaiser mit seinen Mannen zu Vernich- ten. Diese rafften sich bestürzt auf, und es erhob sich ein furchtbarer Kampf. Viele wurden hingestreckt, und auch Friedrich wurde verwundet. Es schien, als würden die Feinde siegen. Da betete der Kaiser: „Herr, hilf, hilf! Komm eilend!" Und in demselben Augenblicke hörte man Geschrei aus dem Walde. Eine Schar Bauern, mit Dreschflegeln, Sensen und Heugabeln bewaffnet, eilte ihrem Kaiser zu Hilfe. Wütend fielen sie die feindlichen Reiter an und ruhten nicht eher, bis alle erschlagen da lagen. Als der Kampf beendet, war das Bächlein rot gefärbt vom Blute der Erschlagenen. Dieses Bächlein, welches aus der Gegend des Freigerichts der Kinzig zufließt, führt seitdem den Namen Rotenbach ^Rodenbach). An ihm liegen die Orte Nieder- und Oberrodenbach. Zum Danke erteilte Friedrich den Bauern große Freiheiten. Er sprach huldvoll zu ihnen: „Damit man eurer Treue in späteren Zeiten nicht vergessen werde, und weil eure Sensen so gut gemäht, so sollt ihr mir jedes Jahr blos ein Fuder Heu auf meine Burg Gelnhausen bringen. Oben drauf aber muß allemal ein lebendiger Hahn sitzen als das Bild der Wachsamkeit; denn dieser und eurer Tapferkeit verdanke ich mein Leben." Die Bauern waren frei von Steuern. Sie hatten nur den Kaiser zum Herrn und besaßen ihr eigenes Gericht. Die Gerichtsstätte war Suneburne, das jetzige Dorf Somborn. Die Gegend, welcher Kaiser Rotbart so große Freiheiten erteilte, heißt noch heute das Freigericht und der Platz, wo das Gericht unter freiem Himmel abgehalten wurde, noch jetzt der Urteilsstuhl. Das Freigericht erstreckt sich auch ins Bayrische bis zum Berg Hahnenkamm. Unweit der Mündung der Bracht in die Kinzig liegt die Stadt Wächtersbach. Hier und in dem Flecken ^Bilstein im Vogelsberg befinden sich Schlösser der Fürsten von Isenburg. Der Flecken Bieber im Spessart hat ein Eisensteinbergwerk. Zum Kreise Gelnhausen gehört auch der vor 1866 bayrische Amtsbezirk Orb. Die Stadt Orb (kath.) hat eine Salme und ist Bad. Orb ist die einzige Stadt im ganzen Spessart. 21. Stadtkreis Hanau. Er ist der kleinste Kreis unseres Bezirks und begreift nur die Stadt Hanau. Hanau, in der milden Mainebene, an der Mündung der Kinzig in den Main gelegen, ist eine freundliche Stadt von 31000 Einwohnern. Es ist die zweitgrößte Stadt des Regierungsbezirks und die bedeutendste Fabrikstadt des Landes. Im Jahre 1303 zur Stadt erhoben, verdankt Hanau sein Aufblühen den im 16. und 17. Jahrhundert hier eingewan- derten Niederländern (Wallonen) und Franzosen. Diese hatte man wegen ihres protestantischen Glaubens aus ihrem Vaterlande verdrängt. Ihre Gewerbe blühen heute noch. Die Hanauer Bijouteriefabriken, welche die verschiedensten goldnen und silbernen Schmucksachen liefern, gehören zu den

2. Heimatkunde vom preußischen Regierungsbezirk Kassel (Kurhessen) - S. 40

1905 - Frankfurt a. M. Leipzig : Neumann Kesselring
— 40 bedeutendsten in Deutschland. Außerdem sind hier Diamantschleifereien, große Teppich- und Tabaksfabriken und viele andere Fabriken. Die Lage der Stadt an dem schiffbaren Main und am Ausgange des Kinzigtales ist sehr günstig. Hanau hat daher viel Handel und Berkehr. Bedeutend ist der Handel mit Holz aus dem Spessart, das meist bis Holland geht. Hanan ist ein wichtiger Eisenbahnknotenpunkt. Sieben Eisenbahnlinien treffen hier zusammen. Die Neustadt ist regelmäßig angelegt und hat breite, schnurgerade Straßen. Hier liegt der große, vierseitige Marktplatz mit dem Niederländ. Kirche. ßatiaa. Rathaus und vier Brunnen an den Ecken. Eine Doppelkirche mit hohem Dache bildet die wallonische Kirche. Sie ist im Innern durch eine Mauer in zwei Teile geschieden für den Gottesdienst der französischen und der niederländischen Reformierten. Hanau ist Sitz eines Landgerichts und einer Handelskammer und Garnison. Es hat ein Gymnasium und eine Zeichen- akademie. Letztere ist von großem Einflüsse auf Kunst und Gewerbe. Hanau ist Geburtsort der Brüder Jakob und Wilhelm Grimm. Dieselben haben sich um die deutsche Sprache und Literatur die größten Verdienste erworben. Außer vielen andern Werken gaben sie Sagen und Märchen heraus. Den Brüdern Grimm hat man in ihrer Vaterstadt ein prächtiges Denkmal gesetzt. Die Stadt war früher Residenz der Grasen von Hanau. Die Graf- schaft Hanau siel 1736 an Hessen^Kassel.

3. Heimatkunde vom preußischen Regierungsbezirk Kassel (Kurhessen) - S. 33

1905 - Frankfurt a. M. Leipzig : Neumann Kesselring
— 33 — brave Kommandant das schwere Unglück von Hersfeld ab. Die Bürger der Stadt boten ihm aus Dankbarkeit ein großes Geschenk an. Aber der brave Kommandant schlug dasselbe aus und sagte: „Ich lasse mir eine gutetat nicht mit Geld bezahlen! Nur zum Andenken erbitte ich mir von euch ein silberne Münze, aus welcher die Stadt Hersfeld und der heutige Auftritt vorgestellt ist." Der edle Mann war der badische Oberstleutnant Lingg. Derselbe wurde später vom Kurfürsten von Hessen unter dem Namen Lingg von Linggenfeld in den Adelstand erhoben. Er starb als General- leutnant 1842 in Mannheim. Am Süllingswald liegt der Flecken ^Friedewald mit den Trümmern eines Schlosses, das im siebenjährigen Kriege von den Franzosen zerstört wurde. 80 hannoversche Jäger unter dem Leutnant Steigleder vertei- digten es zwei Tage lang gegen 8000 Franzosen. Auch die umliegende Gegend ist durch Krieg und Pest verheert worden. Daher sind viele frühere Dörfer verschwunden. Der Flecken Schenklengsfeld ist am Lan- deckerberg gelegen. Die Bewohner der Umgegend, „die Landecker", halten gleich den Schwälmern treu an alter Tracht und Sitte fest. Im Westen des Kreises finden wir an der Fulda den Flecken ^Niederau!«. 16. Rreis Mnfeld. Derselbe gehört ganz der Vorderrhön (mit dem Soisberg) an. Er breitet sich zwischen Fulda und Ulster aus, wird aber nicht von üenselben berührt. Durch den ganzen Kreis zieht sich der freundliche Wiefengrnnd der Hanne, über dem auch die (kath.) Kreisstadt Hünfeld erbaut ist. Hier und in den armen Gegenden der Borderrhön ist viel Leinwebnei. Die Namen Hünfeld und Hanne. Wie die Sage erzählt, wohnten einst in der Umgebung von Hünfeld Riesen oder Hünen. Von diesen hat die Stadt Hünfeld ihren Namen bekommen. Die Hünen stritten dort in einem gewaltigen Kampfe mit ihren Feinden drei Tage und drei Nächte lang, bis kein Feind mehr übrig war. Von dem vielen Blut, das in Strömen floß, entstand ein Flüßchen. Dasselbe ist noch heute da, hat aber jetzt klares Gebirgswasser. Es heißt von den vielen blutigen Wunden, die einst dort gehauen wurden, noch immer die Haune. Von Hünfeld abwärts breitet sich im weiten Talgrunde der Flecken "Burghaun aus. *Der wilde Haune. Burghaun war die Wiege eines der mächtigsten Geschlechter des Buchenlandes, der Herren von Haune. Diese erbauten im 14. Jahrhundert auf dem spitzen Kegel des Stoppelsberges, welcher sich am rechten User der Haune erhebt, die Burg Hauneck. Die Ruinen der letzteren sind noch vorhanden. Die Ritter von Haune waren berüchtigt durch ihre Raublust. Der schlimmste dieser Raubritter war der wilde Haune. Vor demselben war zuletzt niemand mehr sicher. Da stand die ganze Umgegend gegen ihn auf, und der Landgraf von Hessen rückte mit einem Heere heran und belagerte ihn in seiner Burg. Man beschädigte die Mauern, tötete dem Ritter viele seiner Knechte, machte ihm seine Bundesgenossen abwendig und besetzte die unterirdischen Gänge. Nun verlor der Ritter all seinen Mut und ließ den Land. Wollweder. Regierungsbezirk Kassel. z

4. Heimatkunde vom preußischen Regierungsbezirk Kassel (Kurhessen) - S. 38

1905 - Frankfurt a. M. Leipzig : Neumann Kesselring
— 38 — Einer seiner Burgmänner hatte eine Tochter Namens Gela. Wegen ihrer Schönheit und Anmut liebte sie der junge Hohenstaufe. Aber Gela schien den jungen Herzog zu meiden. Dieser verfiel darüber in Trübsinn. Von seinem Zustande wurde Gela ergriffen, und als sie ihm einst in einem Gehölze an der Kinzig begegnete, sagte sie zu ihm: „Ihr liebt mich, und ich liebe euch auch. Aber ich kann eure Gattin nicht werden. Ihr müßt Euch eine Hausfrau suchen aus den Töchtern der Grafen und Herzöge. Wenn ihr es aber wünscht, so könnt ihr mich jeden Morgen eine Stunde vor Sonnenauf- gang in der Burgkapelle sehen." Die Liebenden trafen sich nun täglich in der Ka- pelle, Nach einem Jahre aber zog Friedrich im Heere Kaiser Konrads ins gelobte Land. Mit Ruhm bedeckt kehrte er in die Heimat zurück. Sein Vater war inzwischen gestorben und das Herzogtum Schwaben ihm zugefallen. Als Friedrich nun Gela aufsuchen wollte, war sie ins Kloster gegangen. Er ehrte den hohen Sinn seiner Geliebten. An der Stelle, wo er Gela im Gehölze an der Kinzig begegnet war, legte er den Grundstein zu einer Stadt und nannte sie Gelahausen. Jetzt heißt diese Gelnhausen. Daselbst ist die Gelakapelle noch zu sehen. Ruinen des Barbarossapalastes Pfarrkirche Gelnhausen, Gelnhausen war einst freie Reichsstadt und zeitweilige Residenz des Kaisers Friedrich Barbarossa. Dieser erbaute sich, von der Lieblichkeit des Ortes angezogen, hier auf einer Kinziginsel einen Palast, der noch in seinen Trümmern Zeugnis ablegt von seiner ehemaligen Pracht. An einer Mauer sieht man noch den Kopf Barbarossas aus rotem Sand- stein. Eine Hauptzierde der Stadt bildet die prächtige Pfarrkirche. Einer ihrer vier Türme war früher schief gebaut und galt als eine Merkwürdigkeit in Deutschland. In Gelnhausen ist der Ersinder des Telephons, Philipp Reis geboren. Gelnhausen ist Eisenbahnknotenpunkt. Hier und in der Umgebung zieht man viel Obst und Wein, so z. B. auch bei dem nahen *Meerholz. Dieser Flecken hat ein Schloß des Grasen von Isenburg. Die Gegend südlich von Meerholz nennt man das Freigericht.

5. Heimatkunde vom preußischen Regierungsbezirk Kassel (Kurhessen) - S. 50

1905 - Frankfurt a. M. Leipzig : Neumann Kesselring
— 50 — Saale und der Sinn, serner Aschaffenburg am Main. Im Großherzog- tum Hessen erwähnen wir die wichtige Fabrikstadt Offenbach a. M. mit 50000 Einwohnern. Westlich vom Regierungsbezirk Kassel finden wir folgende Nachbar- gebiete: den preußischen Regierungsbezirk Wiesbaden, die hesseu-darm- städtische Provinz Oberhessen, den preußischen Kreis Wetzlar und das Fürstentum Waldeck. Der Regierungsbezirk Wiesbaden berührt an zwei Stellen uusern Bezirk. Ganz im Süden liegt hier die große Stadt Frankfurt a. M. Sie zählt über 300000 Einwohner. Frankfurt war ehemals Wahl- und Krönungsstadt der deutschen Kaiser und bis 1866 freie Stadt. Dasselbe ist die Vaterstadt Göthes, des größten deutsche» Dichters. 1871 wurde hier der Friede zwischen Deutschland und Frankreich ge- schlössen. Frankfurt ist eine reiche Stadt. Handel und Verkehr sind sehr bedeutend. Die Stadt ist ein Hauptknotenpnnkt im deutscheu Eisenbahnnetz. Elf Eisenbahnen münden hier. Großartig ist der Hanptbahnhos; er ist einer der größten der Welt. Große öffentliche Gärten mit reichen Tier- und Pflanzensammlnngen sind der Zoologische Garten und der Palmengarten. Die beiden Stadtbezirke Bockenheim und Seckbach waren ehemals kurhessisch. Das Hessendenkmal in Frankfurt a. M. vor dem Friedberger Thore erinnert an die Tapferkeit kurhessischer Krieger. Unterstützt von preußischen Truppen hatten die Hessen im Jahre 1792 mit unwiderstehlicher Tapfer- keit die von den Franzosen eroberte Stadt Frankfurt wieder erstürmt. Friedrich Wilhelm Ii., König von Preußen, war Zeuge ihres Heldenmutes gewesen und hat den todesmutigen Hessen, die hier im Kampfe für das Vaterland siegend fielen, dies schöne Denkmal setzen lassen. Am Taunusgebirge ist die berühmte Kurstadt Homburg v. d. Höhe gelegen. Sie war bis 1866 Hauptstadt der Landgrafschaft Hessen-Homburg. Im Norden des Regierungsbezirks Wiesbaden nennen wir die Nachbarstadt Biedenkopf a. d. Lahn. In Oberhessen, das an drei Seiten von unserem Bezirke umgeben ist, merken wir uns an den Oberhessischen Bahnen die Städte Büdingen, Lauterbach und Alsfeld. Hauptstadt von Oberhessen ist die Universitätsstadt Gießen a. d. Lahn mit 25 000 Einwohnern. In der fruchtbaren Wetteran zwischen Gießen und Hanau und au der Main- Weserbahn liegen die frühere freie Reichsstadt Friedberg und das sehr besuchte Bad Nauheim. Letzteres war bis 1866 kurhessisch. Im Kreise Wetzlar, der zur Rheinprovinz gehört, erwähnen wir die ehemalige freie Reichsstadt Wetzlar a. d. Lahn mit einem alten Dome. Wetzlar besaß im alten deutschen Reiche das oberste Gericht, das Reichskammergericht. Im Fürstentum Waldeck ist Arolsen Hauptstadt und Residenz des Fürsten, Korbach die größte Stadt und Wildungen ein besuchter Badeort. Der Kreis Schmalkalden ist von den thüringischen Herzogtümern Sachsen-Kobnrg-Gotha und Sachsen-Meiningen und dem preußischen

6. Heimatkunde vom preußischen Regierungsbezirk Kassel (Kurhessen) - S. 24

1905 - Frankfurt a. M. Leipzig : Neumann Kesselring
- 24 - 8. Kreis Kirchhain. Fast ganz im Ohmgebiet gelegen, ist dieser Kreis durch Ohm und Wohra bewässert. Er umfaßt nur hügelige Gegenden und die milde, frucht- bare Ohmebene. In letzterer liegt am Einfluß der Wohra in die Ohm die Kreisstadt Kirchhain. Südlich davon thront aus einem mitten aus der Ohmebene aufsteigenden Basaltkegel die kleine (kath.) Stadt Amöneburg. Geschichtliches von Amöneburg. Der Name Amöneburg leitet sich vom Flüßchen Ohm (Amena) ab und lautete früher Amenaburg. Städtchen, Kirche, Stift und Burgtrümmer sind sehr alt. Amöne- bürg war der Ort, wo Bonifatius 722 seine Predigten in Hessen begann. Nachdem dieser hier zwei mächtige Grafen, die Brüder Detik und Dierolf bekehrt und getaust hatte, erbaute er 723 in Amöneburg seine erste christliche Kirche in Deutschlands Da Bonifacius Erzbischof von Mainz war, so gelangte das Erzbistum Mainz frühzeitig in den Besitz Amöneburgs. Die Erzbischöfe wählten die Stadt öfters zu ihrem Aufent- halte und machten sie zu einer starken Feste, die Hessen gefährlich wurde. Dieses be- mühte sich vergeblich, die Feste für sich zu erobern. Es wurde viel um A gekämpft. Im 30jährigen Kriege wurde es von den Hessen und Schweden überrumpelt und völlig zerstört. Die Blüte Amöneburgs war dahin. Daher bezeichnet man die Stadt als „eine Königin früher, eine Bäuerm jetzt". A. blieb im Besitze von Kurmainz, bis dieses geistliche Fürstentum aufgehoben wurde. Dadurch kam das Städtchen 1803 an Kurhessen. Weiter aufwärts im Ohmgrunde ist die kleine Stadt *Schweinsberg als Stammsitz des berühmten Geschlechts der Schenken von Schweinsberg merkenswert. Unfern der Wohra erwähnen wir das Amtsstädtchen ^Rauschenberg. Ganz im Osten des Kreises im Gebiet der Weser liegt Neustadt, Stadt mit meist katholischen Einwohnern. 9. Kreis Ziegenhain. Der Kreis Ziegenhain wird nebst den Kreisen Kirchhain, Marburg und Frankenberg zu Oberhessen gerechnet. Er liegt zum größten Teile im Gebiet der Schwalm, umfaßt die Hauptmasse des rauhen Knüll und die fruchtbare Schwalmniederung und reicht westlich bis zum Hainagebirge. In der wiesenreichen Schwalmniederung breitet sich die Kreisstadt Ziegenhain aus. Dieselbe führt im Wappen ein Ungeheuer, halb Ziege und halb Hahn, und hieß ehemals Ziegenhahn. Ziegenhain war früher Festung und galt Jahrhunderte lang als uneinnehmbar. Daher kommt das Sprichwort: „So fest wie Ziegenhain." Heinz von Lüder. Zur Zeit der Reformation, als sich die Protestanten von der katholischen Kirche lostrennten, führte Landgraf Philipp der Großmütige von Hessen nebst den übrigen evangelischen Fürsten Krieg gegen den deutschen Kaiser Karl V. Philipp geriet dabei in fünfjährige kaiserliche Gefangenschaft und mußte in derselben 1547 den Befehl unter- zeichnen, daß die hessischen Festungen geschleift und die Geschütze ausgeliefert werden sollten. Da die Reihe auch an Ziegenhain kam, verweigerte der wackere Befehlshaber

7. Heimatkunde der Provinz Hessen-Nassau nach natürlichen Landschaftsgebieten - S. 46

1905 - Frankfurt a.M. Leipzig : Neumann
— 46 — Burg Nassau und Freiherr von Stein. Die Burg Nassau ist die Stammburg der uassauisch-orauischen Fürsten. Das Städcheu Nassau verlieh der Burg und dem ganzen Lande den Namen. Das nassauische Fürstenhaus hat fast 1000 Jahre über die Nassauer Lande geherrscht. Es gab dem Deutschen Reiche sogar einen Kaiser, Adolf von Nassau; Holland gab es Helden und Könige (Wilhelm von Oranien). In dem Schlosse selbst wurde der berühmte preußische Minister, Freiherr von Stein, im Jahre 1757 geboren. Er hob die Erbuntertänigkeit der Bauern auf, schuf im Verein mit anderen verdienten gest. am 29. Juni 1831, ruhet hier; der Letzte seines über 7 Jahrhunderte an der Lahn blühenden Rittergeschlechtes, demütig vor Gott, sorgsam gegen Menschen, der Lüge und des Unrechtes Feind, hochbegabt in Pflicht und Treue, nnerschütter- lich iu Acht und Bann, des gebeugten Vaterlandes uugebeugter Sohn. Ich habe Lust abzuscheiden und bei Christo zu sein." — Man nennt ihn: „Des Rechtes Grundstein, des Bösen Eckstein, der Deutschen Edelstein." Ans einem Vorsprung des Burgberges steht auf gotischem Unterbau aus Rot- saudstein das Marmordenkmal des Freiherrn von Stein mit der Inschrift: „Heinrich Friedrich Karl Freiherr von: und zum Steiu, geb. am 27. Okt. 1757, gest. am 29. Juni 1831." Die linke Hand weist kräftig nach unten, die rechte hält die Urkunden- rolle der Aufhebung der Erbuntertänigkeit. Auf ihr ist mit goldenen Lettern ein- gegraben: „Naffau im Taunus 1807." Durch diese Jahreszahl wird die Zeit augedeutet, in der er während seiner vorübergehenden Entlassung den Entwurf zu jenem grundlegenden Gesetze ausarbeitete. Freiherr von Stein. Männern (Scharnhorst, Gneise- nau :c.) die allgemeine Wehrpflicht und begann so in aller Stille für die Befreiung Deutschlands zu wirken. Als Napoleon dies ver- nahm, nötigte er den König von Preußen, Stein zu entlassen. Dieser floh nach Österreich, später nach Rußland. Nach dem Friedens- schlnsfe kehrte Steiu in seine Heimat zurück. Er starb im Jahre 1831 und liegt im Dorfe Frücht, 20 Min. von Oberlahnstein entfernt, in der Familiengruft der Freiherrn v. Stein begrabeu. Iu der gotischen Grabkapelle am Friedhofe von Frücht ruht er, der letzte männliche Sproß des über sieben Jahrhunderte an der Lahn blühenden Ritter- geschlechtes. Ein Denkmal aus karrarischem Marmor deckt sein Grab. Dieses Denkmal trägt das Bildnis des großen Staatsmannes und die Inschrift: „Heinrich Fried- rich Karl Reichsfreiherr vom und zum Stein, geb. am 27. Okt. 1757,

8. Heimatkunde der Provinz Hessen-Nassau nach natürlichen Landschaftsgebieten - S. 3

1905 - Frankfurt a.M. Leipzig : Neumann
— 3 Tore geschützten Hof. Er war mit Gräben umzogen und diente wie alle Feldhöfe damaliger Zeit (Sandhof, Riedhof, Stralenberger Hof bei Oberrad) zum Schutze der Gemarkung. Mit der Vervollkommnung der Schießwaffen verlor die Land- wehr ihren Wert. Im Jahre 1546 wurde sie zum letzten Male als Schutzwehr zur Verteidiguug gegen einen kaiserlichen Feldherrn gebraucht. Wir richten nunmehr unseren Blick auf die Umgegend. An der Wegkreuzung, die rechts nach Friedberg und geradeaus nach Preunges- heim führt, treten wir ein Stück links seitwärts, um einen freien Blick zu gewinnen. Vor uns liegt die wunderbare Ta unuslandschaft. Im Hmtergruude entzückt das fast halbkreisförmig von No. nach Sw. sich hinziehende Taunusgebirge das Auge des Beschauers. Gerade vor uus erhebt sich der Große Feldberg mit seinen drei stattlichen Gast- Häusern und seinem weithin schauenden Aussichtsturme. Vor ihm liegt der sagenreiche Altkönig, der höher zu sein scheint als der Gr. Feldberg, in Wirklichkeit aber 83 m niedriger ist. Die Täuschung entsteht dadurch, daß der Feldberg weiter zurückliegt und deshalb kleiner erscheint. Eine weitere Täuschung bietet von unserem Staudorte aus die Lage der beideu Berge zueinander. Dem Augenscheine uach liegt der Altkönig südwestlich vom Feldberg, iu Wirklichkeit aber liegt er südöstlich. (Erkläre die Täuschung!) Um die Lage der Berge zu- eiuauder richtig zu beurteilen, denken wir uus in einem Luftballon zwischen beideu Bergeu fchwebeud und schauen in der Richtung des Gebirges nach No. Wie liegt nun der Altkönig zum Gr. Feldberg? — Südöstlich, — Zwischen Feldberg und Altkönig erkennen wir ferner die 200 m tiefe Einsenkung, die sich in der Richtung des Ge- birges hiuzieht und deshalb von unserem Standorte ans als ein Längs- tal erscheint. Der südwestlich vom Großen Feldberg gelegene Kleine Feldberg wird durch den Altkönig verdeckt. Im Gegensatze zum Großeu Feldberg ist er bis zum Gipfel bewaldet und bietet deshalb keine Aussicht. Seine Höhe beträgt 827 m. — Am südlichen Abhänge des Altkönigs sinden wir das malerisch gelegene Städtchen Cronberg. Nord- östlich davon sieht man Schloß Friedrichshof, den ehemaligen Lieblings- auseuthalt der verstorbenen Kaiserin Friedrich. Richten wir unseren Blick von Cronberg nach Nw., so erkennen wir Falkenstein x). Auch Krontal und Mammolshain kann das scharf blickende Auge erkennen. Immer weiter rückt der Kamm des Gebirges uach L. und zieht über Rofsert, Stansen und Kellerskopf, Berge, die man vom bezeichneten Stand- i) Falkenstein hat eine wundervolle Lage. Das Auge erblickt die Burgruine aus weiter Ferne. Die Burg wurde von Philipp I. v. Falkenstein (1251—71) erbaut. Sie war die Stammburg zweier Erzbischöfe von Trier, Kuuo und Werner von Falkenstein. Der letzte Falkensteiner starb als Domherr zu Mainz 1683. 1*

9. Heimatkunde der Provinz Hessen-Nassau nach natürlichen Landschaftsgebieten - S. 66

1905 - Frankfurt a.M. Leipzig : Neumann
— 66 und wird von der Leipziger Straße durchzogen. Es war früher befestigt und wird fchon 791 erwähnt. Fechenheim mit Station Mainkur (S. 22). Großkrotzenburg mit den Grundmauern eines Römerkastells am Pfahlgraben. Langenselbold. Dorf mit rund 5000 Einwohnern, wegen seiner günstigen Lage an verschiedenen Bahnlinien in stetem Wachsen begriffen; Zigarrenfabrik. — Windecken a. d. Nidder, Stadt mit Amtsgericht, ehemals Sitz der Grafen von Hanau. Der westlichste Ort des Regierungsbezirkes Cassel ist Bergen, nahe bei Frankfurt, ein Flecken mit herrlicher Fernsicht und einträglichem Weinbau. Auf den Berger Höhen fand am 13. April 1759 eine Schlacht zwischen den Franzosen unter dem Herzog Broglio und den Verbündeten Friedrichs des Großen unter Anführung des Herzogs Ferdinand von Brauuschweig statt. 40 T. Franzosen Ruinen des Barbarossapalastes Pfarrkirche Gelnhausen. kämpften gegen 30 T. Deutsche- Nach dreistündigem blutigen Kampfe wurden die Verbüudeteu mit einen: Verluste von 2400 Mann zurückgeschlagen. Der Prinz Johann Kasimir von Isenburg starb als Anführer der hessischen Grenadiere den Heldentod. 2. Gelllhausen war einst zeitweiliger Wohnsitz des Kaisers Friedrich Barba- rossa. Von der Lieblichkeit des Ortes angezogen, erbaute er sich auf der Kiuzig- insel einen Palast, dessen Ruinen noch heute Zeugnis von seiner früheren Pracht ablegen. Nach Vollendung der Barbarossaburg erhob der Kaiser Geluhauseu zur Freien Reichsstadt und verlieh ihr das Stadtwappen, das ihn und seine Geliebte Gela in dem Feusterbogen des Palastes vorstellen soll. An einer Mauer des ehemaligen Rittersaales sieht man noch über dem Eingange den Kopf Barbarossas aus rotem Sandstein gehauen. (Gedicht: „Zu Gelnhausen au der Mauer :c." von Max v. Schenkendorf). Die meisten Kaiser bis ans Karl Iv. hielten auf dieser Burg Hos. Sage über Entstehung der Stadt. Ehe Friedrich Barbarossa Herzog von Schwaben wurde, lebte er aus seiner väterlichen Burg im Kiuzigtale. Dort lernte er Gela, die schöne und anmutige

10. Heimatkunde der Provinz Hessen-Nassau nach natürlichen Landschaftsgebieten - S. 23

1905 - Frankfurt a.M. Leipzig : Neumann
Höchst war wiederholt der Schauplatz blutiger Kämpfe. Im Dreißig- jährigen Kriege wurde Höchst sechsmal erobert. In der Schlacht bei Höchst 1622 besiegte der bayerische General Tilly den Herzog Christian von Braunschweig. Tilly war Befehlshaber der kaiserlichen Truppen; Christian von Braunschweig kämpfte auf feiten der Protestanten. Bei- nahe 10 Jahre später wurde Höchst von dem Schwedenkönig Gustav Adolf genommen. Zwischen Frankfurt und Höchst liegt Griesheim a. M. *) mit über 10 T. Eiuw. und großen chemischen Fabriken. Am linken Kartenskizze Nr. Z. Oer Inain. Mainufer liegt das Dors Schwanheim. Die Verbiuduug dieses Ortes mit Frankfurt wird durch die linksmaiuische Eisenbahn, sowie durch die Waldbahn und Maindampfboote hergestellt. Von Höchst führt eine Eisenbahn nach Soden, das wegen seiner geschützten Lage am Fuße des Taunus und wegen seiner vielen Mineralquellen als besuchter Bade- ort bekannt ist. — Rödelheim a. d. Nidda ist eine stetig aufblühende Stadt mit rund 8000 Einw., Kreisstadt des Landkreises Frankfurt und Knotenpunkt der Bahnen Frankfurt-Crouberg und Frauksurt-Hombnrg. — Das jetzige Schloß wurde 1802 erbaut und gehört dem Grafen von Solms-Rödelheim. — Heddernheim a. d. Nidda mit einem Kupferwalz- werk, am andereu Ufer der Nidda Eschersheim. — Obernrsel, ruud 5500 Das Vermögen der Beamten-Pensionskasse beträgt 1653000 M, das Vermögen der Kaiser Wilhelm- und Augusta-Stiftung für die Arbeiter, Invaliden, Witwen und Waisen 1688 000 M. !) Nicht zu verwechseln mit Griesheim, Marktflecken, 7 km von Darmstadt. Großer Exerzierplatz, Schießstände.
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