Einleitung.
„Traute Heimat, meine Wonne,
® wie lieb ich dich so sehr,
Ivo die schöne Frühlingssonne
Lächelt um mich her!
Nirgends in der ganzen Welt
Mir's so wohl gefällt!"
Ja, nirgends in der weiten lvelt gefällt es uns Rheinländern so wohl,
wie in unserer lieben Heimat, dem schönen Rheinland, höher schlägt unser
herz beim Anblick des herrlichen Rheinstromes, der der Provinz den Namen
verliehen. Majestätisch wogen seine grünen Zluten an rebumkränzten höhen,
altersgrauen Bürgen und Schlössern, prächtigen Städten und freundlichen
Dörfchen vorüber. Zu diesen landschaftlichen Schönheiten kommt noch, daß
unser Rheinland die reichste und bevölkertste Provinz des preußischen Staates
ist. Mit Recht dürfen wir daher stolz auf unsere traute Heimat sein.
Schulz, Heimatkunde für die Provinz Rheinland.
1
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
TM Hauptwörter (100): [T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land], T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T44: [Preußen Polen Brandenburg Provinz Land Schlesien Sachsen Pommer Friedrich Schweden], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T116: [Vater Kind Mutter Sohn Bruder Herr Mann Auge Frau Hand]]
I. Der Rhein von Bingen bis Loblenz.
lvimpel grüßen, Völler krachen,
Lustig schwimmen wir im Rhein,
Tiefe Boote, leichte Nachen
Wollen uns Geleite sein.
wohl, nun geht es rauschend weiter,
Lachend Bild, wohin wir sehn,
Die Gestade grün und heiter
Und dahinter Rebenhöhn.
Städte mit den alten Zinnen
Laden gastlich uns herzu,
Burgen, die verlassen sinnen,
^Ragen einsam tief in Ruh.
Überall in trauter Nähe
Winkt ein Zander Bild herbei,
Eh' ich alles übersehe,
Ist es wie ein Traum vorbei. (Greif.)
1. Landschaftsbild, a) Der Rhein bei Bingen. Es ist ein gar
prächtiger Sommermorgen. Goldige Sonnenstrahlen spielen auf der breiten
Wasserfläche des stolzen Rheinstromes. Ein stattlicher Dampfer, mit vielen
lustigen Kusflüglern besetzt, verläßt eben die Landungsstelle in Bingen, um
seine Talfahrt anzutreten, vom Niederwald herab, einer hohen Bergwand
bei Rüdesheim, grüßt das großartige Nationaldenkmal. Kuf einer
Felsenklippe steht der alte Niäuseturm (Maut- oder Zollturm), jetzt
eine Signalstation für Schiffe. Wildströmend flutet der Rhein an ihm vorbei,
hohe Felswände, rechts die westlichen Ausläufer des Taunus, links der huns-
rück, treten dicht an ihn heran. Früher waren die hier unter dem Wasser
versteckten Felsenriffe den Schiffern Gefahr bringend. Die preußische Regierung
ließ sie sprengen und schuf so den Schiffen eine sichere Fahrstraße durch das
einst so gefürchtete Binger Loch.
Der Vinger Mäuseturm.
Bei Bingen ragt mitten aus dem Rhein ein hoher Turm, von dem nachstehende
Sage umgeht: Im Jahre 970 war große Teuerung in Deutschland, daß die Nienschen
aus Not Natzen und Hunde aßen und doch viele Leute Hungers starben, va war ein
Bischof von Mainz, der hieß Hatto. Er war ein Geizhals und dachte nur daran, seinen
Schatz zu mehren. Er sah zu, wie die armen Leute auf der Gasse niederfielen und in
TM Hauptwörter (50): [T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T80: [Rhein Stadt Festung Mainz Maas Straßburg Frankreich Metz Elsaß Deutschland]]
TM Hauptwörter (200): [T36: [Rhein Mosel Lahn Mainz Stadt Bingen Taunus Bonn Main Ufer], T129: [Schiff Hafen Flotte Meer Küste Fahrzeug See Kriegsschiff Land Dampfer], T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]
4
Heimatkunde für die Provinz Rheinland.
wimmerten und jammerten, rief Hatto: „hört, hört, wie die Mäuse pfeifen!" Allein
Gott der Herr plagte ihn bald, datz die Mäuse Tag und Nacht über ihn liefen und an
ihm fragen, und er sich mit aller seiner Gewalt nicht wider sie zu bewahren oermochte,
va wußte er endlich keinen andern Rat, als daß er einen Turm bei Bingen mitten in
den Rhein bauen liefe, der noch heutigen Tages zu sehen ist. Daselbst meinte er sicher
zu sein,- aber die Mäuse schwammen durch den Strom heran, erklommen den Turm
und fraßen den Bischof lebendig auf. (Brüder Grimm.)
b) Der Rhein von Bingen bis zum Loreleifelsen. Weiter
geht die Kahrt. Welch herrliches Landschaftsbild entrollt sich jetzt unsern er-
5lbb. 2. Binger Mäuseturm. (Nach: „Oer Khein". Verlag der ttunstanstalt Gerhard Blümlein & To.,
Frankfurt a. M.)
staunten Blicken! Reben edelster Art umranken die sonnigen höhen. Freund-
liche Ortschaften und altertümliche Städtchen, deren Gründung in die Römer-
zeit zurückgreift, lugen aus dem schattigen Grün der Gärten und Anlagen
hervor. Schmucke Kirchen und Capellen lassen das feierliche Geläut ihres
Glöckleins weithin durchs Tal erklingen. Ernst schauen efeuumrankte Burgen
in all die Herrlichkeit hernieder und erzählen uns von den Taten kühner Ritter,
von Schild- und Schwerterklang. Die meisten dieser Bürgen liegen in Trümmern,
nur ihre Ruinen krönen noch die schroffen Berggipfel. Oer schrille pfiff der
Lokomotive entreißt uns den Träumen von längst entschwundenen Zeiten.
Tin langer Eisenbahnzug rollt über die dicht an die Zelsenwände gelegten Geleise.
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde]]
TM Hauptwörter (200): [T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T36: [Rhein Mosel Lahn Mainz Stadt Bingen Taunus Bonn Main Ufer], T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T42: [Vogel Nest Junge Eier Schnabel Storch Taube Flügel Fuchs Frosch]]
Extrahierte Personennamen: Hatto Grimm Binger_Mäuseturm Ernst
8 Heimatkunde für die Provinz Rheinland.
ihrer Stimme. Er nötigte die Schiffer, an das felsige Ufer zu fahren,- dann sprang er
aus dem Nachen, um zu der Jungfrau hinaufzueilen. Aber er hatte den Sprung zu
kurz genommen und versank in dem Strome, dessen schäumende wogen schauerlich
über ihm zusammenschlugen.
Oie Nachricht von dieser traurigen Begebenheit kam schnell zu den Vhren des
Pfalzgrafen. Schmerz und Wut zerrissen die Seele des armen Vaters. Er erteilte
auf der Stelle den strengen Befehl, ihm die Unholdin tot oder lebendig zu überliefern.
Einer seiner Hauptleute übernahm es, den willen des Pfalzgrafen zu vollziehen. Doch
bat er es sich aus, daß er die hexe ohne weiteres in den Rhein stürzen dürfe, damit
5>bb. 7. St. Goar und Ruine Rheinfels. (Nach: „Oer Rhein". Verlag der ttunstanstalt
Gerhard Blümlein & To,, Frankfurt a. M.)
sie sich nicht vielleicht durch lose Künste wieder aus Kerker und Banden befreie. Oer
Pfalzgraf war damit zufrieden. Nun zog der Hauptmann gegen Abend aus und um-
stellte mit seinen Reisigen den Berg. Er selbst nahm drei der Beherztesten aus seiner
Schar und stieg die Lurlei hinan. Die Jungfrau satz oben auf der Spitze und hielt eine
Schnur von Bernstein in ihrer lilienweißen Hand. Sie sah die Nlänner herankommen
und rief ihnen zu, was sie hier suchten. „Dich, verwünschte Zauberin!" antwortete
der Hauptmann, „du sollst einen Sprung in den Rhein hinunter machen." — „Ei,"
sagte die Jungfrau lachend, „der Rhein mag mich holen!" Bei diesen Worten warf
sie die Bernsteinschnur in den Strom hinab und sang mit schauerlichem Ton:
„Vater, Vater, geschwind, geschwind,
Die weißen Rosse schick deinem Kind,
E? will reiten mit wogen und wind."
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind]]
TM Hauptwörter (100): [T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann], T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier]]
TM Hauptwörter (200): [T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T102: [Glocke Stimme Wort Hand Auge Ohr Kirche Ton Fenster Herr], T36: [Rhein Mosel Lahn Mainz Stadt Bingen Taunus Bonn Main Ufer], T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze]]
10 Heimatkunde für die Provinz Rheinland.
Die feindlichen Brüder.
Auf den nachbarlichen Burgen Sterrenberg und Liebenstein am Rhein wohnten
zwei Brüder, die waren sehr reich und hatten die Burgen stattlich von ihres Vaters
Erbe erbaut. Als ihre Mutter starb, wurden sie noch reicher. Beide hatten aber eine
Schwester, die war blind,- mit der sollten nun die Brüder der Mutter Erbe teilen. Sie
teilten aber, da man das Geld in Scheffeln maß, daß jedes ein volles Matz nach dem
andern nahm, und die blinde Schwester fühlte bei jedem, daß eins so richtig voll war
wie das andere. Die arglistigen Brüder drehten aber jedesmal, wenn es an das Maß
der Schwester ging, dieses um und deckten nur den von schmalem Rande umgebenen
Boden mit Gold zu; da fühlte die Blinde oben darauf und war zufrieden, daß sie ein
volles Maß empfing, wie sie nicht anders glaubte. Sie war aber gottlos betrogen?
dennoch war mit ihrem Gelds Gottes Segen, und sie konnte reiche Andachten in drei
Klöstern stiften.
Aber mit dem Gelde der Brüder war der Unsegen für und für; ihre habe ver-
ringerte sich, ihre Herden starben, ihre Felder verwüstete der Hagel, ihre Burgen
begannen zu verfallen, und sie wurden aus Freunden Feinde und bauten zwischen
ihren nachbarlich nahe gelegenen Burgen eine dicke Mauer als Scheidewand, deren Reste
noch heute zu sehen sind.
Kbb. y. ttönigsstuhl zu Rhense.
Als all ihr Erbe zu Ende gegangen war, versöhnten sich die feindlichen Brüder
und wurden wieder Freunde, aber auch ohne Glück und Segen. Leide bestellten einander
zu einem gemeinschaftlichen Zagdritt; wer zuerst munter sei, solle den andern Bruder
frühmorgens durch einen Pfeilschuß an den Fensterladen wecken, ver Zufall wollte,
daß beide gleichzeitig erwachten, beide gleichzeitig die Armbrust spannten, im gleichen
Augenblick den Laden aufstießen und schössen, und der Pfeil eines jeden von ihnen
dem andern in das herz fuhr. — Das war der Lohn ihrer untreuen Tat an ihrer blinden
Schwester (Sechste in.)
Die prächtige Marksburg, auf die wir bei dem Grtchen Brau-
dach hingewiesen werden, ist wie Rheinstein in alter Herrlichkeit wieder her-
gestellt, lvir bemerken, daß das Tal sich ein wenig erweitert, als wir die freund-
liche Stadt Boppard in Sicht bekommen. Unvergleichlich schön muß diese
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume]]
TM Hauptwörter (200): [T116: [Vater Kind Mutter Sohn Bruder Herr Mann Auge Frau Hand], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T125: [Haus Stein Fenster Dach Holz Stroh Winter Erde Wand Wohnung]]
I. Der Rhein von Bingen bis Loblenz.
11
Strecke im jungen 5enz sein, wenn hier die unzähligen Kirschen-, Pfirsich- und
Kprikosenbäume ihre herrliche Blütenpracht entfalten, Das kleine Salzig
mit einer warmen Salzquelle hat durch seine Kirschen Berühmtheit erlangt.
Die geschützte Lage des Vrtes läßt dort die Früchte zu ftüherer Reife gelangen
als in anderen Gegenden unserer Heimat. Lei R h e n s betrachteten wir den
Nönigsstuhl, auf dem sich in früheren Jahren die vier Rurfürsten von Köln,
Mainz, Trier und der Rheinpfalz oersammelten, um über die Raiserwahl zu
beraten. Schon liegen Burg Lahneck und Schloß Stolzenfels hinter
Kbb. 10. Stolzenfels. (Nach: „Km Rhein". Verlag der photogr. K.-G. Siegburg bei Töln.)
uns. Stolz flattert im Winde die Reichsfahne auf der Festung Ehrenbreit-
st e i n. hochgespannte Brückenbogen und zahllose Türme erglänzen in der
Kerne und gemahnen uns, daß wir Eoblenz erreicht haben.
2. Loblenz. In (loblenz verlassen wir und noch viele Mitreisende das
Schiff. Neue Reisende steigen ein, unser stolzer Dampfer setzt sich bald wieder
in Bewegung, Wir winken ihm noch einen freundlichen Kbschiedsgruß zu,
und bald ist er unseren Blicken entschwunden. Nun beginnen wir einen Rund-
gang durch die alte Stadt. Ihr Name Confluentes, d. h. die „Zusammen-
fließenden", deutet schon darauf hin, daß sie ihre Gründung den Römern ver-
dankt. Gar prächtig ist sie am Einflüsse der stattlichen Mosel in den Rhein gelegen.
Deutlich hebt sich das gelbliche Moselwasser von den grünen Fluten des Rheins
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T0: [Blatt Baum Pflanze Blüte Frucht Wurzel Blume Erde Zweig Stengel], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer]]
TM Hauptwörter (100): [T80: [Rhein Stadt Festung Mainz Maas Straßburg Frankreich Metz Elsaß Deutschland], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden], T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura]]
TM Hauptwörter (200): [T36: [Rhein Mosel Lahn Mainz Stadt Bingen Taunus Bonn Main Ufer], T129: [Schiff Hafen Flotte Meer Küste Fahrzeug See Kriegsschiff Land Dampfer], T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]
Vii. Die Lifel.
31
oder Wasserland deutet daraus hin, daß zahlreiche Zlüsse und Bache hier dem
dunklen Schatze der Erde entrinnen, viele Teile des Landes führen besondere
Namen, so spricht man von der Schneifel und hocheifel, der vulkanischen Eifel
und dem Maifeld.
5lbb. 20. Nloseltal und Eifel.
2. Landschaftsbild der Schneifel und hocheifel. Über eine ziemlich ebene
Hochfläche, aus der nur vereinzelt höhen, wie die zuckerhutförmig zugespitzte
hohe ficht (750 m), die Nürburg und der Kelberg hervorragen,
schweifen unsere Blicke. Rauhe Winde sausen über den nassen, sumpfigen
Boden dahin. Zrüh hält hier der Winter seinen Einzug und umhüllt die Gegend
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat]]
TM Hauptwörter (200): [T36: [Rhein Mosel Lahn Mainz Stadt Bingen Taunus Bonn Main Ufer], T14: [Gebirge Wald Teil Höhe Berg Harz Thüringer Bergland Gebirg Weser], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T89: [Wasser Fluß Quelle Bach See Erde Boden Brunnen Land Ufer]]
14
Heimatkunde für die Provinz Rheinland.
ab. Mit Wäldern geschmückte Berge umschließen auf drei Seiten das Häuser-
meer, aus dem sich zahlreiche Türme erheben. Drei starke Brücken führen hier
über den Rhein, und zwei verbinden die Moselufer. Es mutz also hier ein
bedeutender Verkehr herrschen. Starke Festungswerke schützen die Stadt gegen
feindliche Angriffe. Unser erster Besuch gilt dem deutschen Eck, der Stelle, wo
Rhein und Mosel sich vereinigen, hier betrachten wir das großartige Denkmal,
das unsere Heimatprovinz Kaiser Wilhelm I., dem greisen Siegesfürsten und
Begründer des neuen Deutschen Reiches, in dankbarer Liebe widmete. Es
zeigt uns den Kaiser hoch zu Rotz, begleitet von einem Schutzengel. Eine
Säulenhalle umgibt den hohen Sockel. Auf der Vorderseite lesen wir die
Inschrift: „Nimmer wird das Reich zerstöret, wenn ihr einig seid und stark."
Km Rheinufer fällt uns ein grotzer, weitgedehnter Lau auf. Es ist das König-
liche Schloh, in welchem der Oberpräsident der Rheinprovinz seine Wohnung
hat. von 1850—58 wählte es Kaiser Wilhelm I., der damals noch Prinz von
preutzen war, mit seiner Gemahlin Augusta zum Aufenthalt. Die herrlichsten
Anlagen nehmen uns jetzt in ihren erquickenden Schatten auf. Lauschige
Plätzchen, umgeben von kostbaren Pflanzengruppen, laden zu wohltuender
Ruhe. Wir befinden uns in den herrlichen Rheinanlagen. Zn einem aus
weitzem Marmor gemeißelten Frauenbildnis erkennen wir die Züge der geliebten,
mildtätigen Kaiserin Augusta. Sie war es, die ihre Lieblingsstadt mit diesen
prachtvollen Anlagen schmückte, zu denen die kunstsinnige Fürstin mit eigener
Hand die Pläne entwarf. Nachdem unser Blick sich längere Zeit an den unver-
gleichlich schönen Blumenbeeten und prächtigen Baumgruppen geweidet, und
unser Ohr dem Gesang der zahllosen gefiederten Sänger gelauscht, die sich in
den Zweigen wiegen, müssen wir uns zu unserm größten Bedauern von diesem
lieblichen Orte trennen. Wir wollen nämlich noch dem Loblenz gegenüber-
liegenden Ehrenbreitstein einen Besuch abstatten/ Über die ausfahrbare Schiff-
brücke geht unser Weg zu der Bergfestung, einer wahren Soldatenstadt. Einen
gar wunderbaren Anblick gewährt das von den Strahlen der untergehenden Sonne
beleuchtete, turmreiche Loblenz von dieser Seite aus. Ein Motorboot trägt
uns durch die goldig schimmernden Wogen dorthin zurück. Die Elektrische führt
uns durch teils alte, schmale und teils neue, breite Stratzen dem Gasthofe zu,
wo wir nach diesem genutzreichen Tage der Ruhe pflegen wollen.
Ii. Der Rhein von Loblenz bis Bonn.
1. Landschaftsbild, heiteres vogelgezwitscher weckt uns in aller Frühe.
Goldig lächelt die heitere Morgensonne vom tiefblauen, wolkenlosen Firmament.
Welch herrliches Wetter, unsere Fahrt auf dem alten Vater Rhein bis Bonn
fortzusetzen! Wir eilen durch die noch wenig belebten Stratzen der Landungsstelle
der Dampfer der Eöln-Mülheimer Dampfschiffahrtsgesellschaft zu. Da steht schon
der stattliche Salondampfer „Lohengrin" unter Dampf und harrt seiner Gäste.
Rasch werden Fahrkarten gelöst, dann geht's geschwind aufs Schiff,' es war die
TM Hauptwörter (50): [T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer]]
TM Hauptwörter (100): [T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T80: [Rhein Stadt Festung Mainz Maas Straßburg Frankreich Metz Elsaß Deutschland], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T38: [Friedrich Wilhelm König Kaiser Iii Prinz Jahr Preußen Vater Sohn], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle]]
TM Hauptwörter (200): [T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T36: [Rhein Mosel Lahn Mainz Stadt Bingen Taunus Bonn Main Ufer], T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T0: [Kirche Haus Gebäude Stadt Straße Säule Platz Fenster Seite Palast], T61: [Wilhelm Friedrich Prinz König Luise Jahr Königin Gemahlin Prinzessin Kaiser]]
Extrahierte Personennamen: Kaiser_Wilhelm_I. Wilhelm_I. Schloh Wilhelm_I. Wilhelm_I. Augusta Augusta
34
Heimatkunde für die Provinz Rheinland.
deutung war. Kaum liegen Ahrweilers alte Mauern und Tore hinter uns, so
taucht schon wieder ein Städtchen auf- es ist das durch seine trefflichen Weine
berühmte Walporzheim, hohe Bergwände, wie die fast senkrechte, 60 in
hohe bunte Kuh, ein gewaltiger Schieferfelsen, engen jetzt das Tal so sehr ein,
daß Raum für die Landstraße und Eisenbahn erst künstlich geschaffen werden
muhte. Schon hier glauben wir eine prächtige Kelsenlandschaft zu bewundern.
Doch wie staunen wir erst über die herrlichen Naturbilder, die sich bei dem
Städtchen Altenahr vor uns auftun. Wollen wir so recht die großartige
Natur genießen, so ersteigen wir die höhen der Burg Altenahr, das weiße
Kreuz oder irgend einen andern Aussichtspunkt, der uns einen weiten Blick
über das einzig schöne Fleckchen Erde gestattet. In vielgewundenem Laufe
durchrauscht die Ahr die steilen und zerklüfteten Selsen. Oes Krühlings Schimmer
ruht über ihren Wäldern, und in ihren zahllosen Weinpflanzungen knospt und
grünt es an allen Enden, hier grüßt von waldiger höhe ein Kirchlein, dort
wieder künden Burgruinen von alter, grauer Zeit. Oa, wo die Berge etwas
zurückweichen, das Tal sich etwas erweitert, gewahren wir friedliche Oörflein,
von fleißigen Winzervölkchen bewohnt. „G Welt, wie bist du wunderschön!"
jauchzt unser herz ob all der Herrlichkeit ringsum, und voll und ganz verstehen
wir, daß die überwältigende Schönheit dieses Tales immer neue Scharen von
Naturfreunden lockt.
Die Kriegsgefangenen auf der Burg Ahre.
hoch über dem Klecken Altenahr erheben sich die Ruinen des Stammschlosses der
Grafen von Ahre. hier lagen einst elf tapfere cölnische Ritter als Kriegsgefangene
im Burgverließe. Schwere Ketten klirrten an ihren Süßen. Masser und Brot war
ihre Nahrung. Alle Hoffnung war ihnen nach mehrjähriger Gefangenschaft ent-
schwunden,- ihr Los schien zu sein, in dem öden verließe elendiglich umzukommen.
Trübe Schwermut und Verzweiflung bemächtigten sich ihrer.
Rur der tapfere Ritter Gverstolz ließ seinen Mut nicht sinken,' in heißem Gebete
zu seinem himmlischen Vater suchte er Stärke zu erhalten, und die andern ermahnte er
gleichfalls zu männlichem und christlichem Ertragen der ihnen vom Himmel auferlegten
schweren Prüfung.
ver Gefangenen einziger Zeitvertreib war eine Maus, welche einer von ihnen
gezähmt hatte, und zwar so, daß sie ohne Scheu auf seinen Ruf herbeikam und die
Brotkrumen aus seiner Hand fraß. Allen war das Tierchen lieb, denn es verkürzte
ihnen manche der traurigen Stunden. Eines Tages aber wurde es umsonst herbei-
gelockt. Oer Ritter (Dverstolz gräbt dem Loche nach, in welches die Maus geschlüpft
— und sieh! welch ein Sund! — eine starke, scharfe Zeile hält er in Händen und einen
Meißel.
Mit Tränen im Blicke fallen die Gefangenen zu Loden nieder und danken dem
Himmel, daß er ihnen so wunderbar die Mittel zu ihrer Befreiung gegeben. Alle
waren geschäftig, gegen Abend bereits die Gitterstäbe leise durchgefeilt und die
Ketten teilweise los. Aus ihren Decken machten sie eine Art Überschuhe, um auf dem
Selsen, da es Vinter war, nicht auszugleiten. Oie übrig gebliebenen Decken, ihre Lein-
wand und Teile ihrer Kleider knüpften sie aneinander und ließen sich so vom Turme,
der hoch oben auf dem Gipfel des Berges lag, bis auf das Dach der Burgkapelle hinab.
Diese war mit Linden umpflanzt, über die sie zur Erde gelangten, trotzdem, daß noch
einige sich der Sesseln nicht entledigt hatten. An der östlichen Seite des Berges, über
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf]]
TM Hauptwörter (200): [T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld], T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T36: [Rhein Mosel Lahn Mainz Stadt Bingen Taunus Bonn Main Ufer]]
Iii. Das Nahetal.
17
des Klühchens eine fruchtbare Ebene und erreichen bald das berühmte Solbad
Kreuznach, ven salzhaltigen Quellen verdankt diese Stadt ihre Bedeutung.
Vem schönen Kurgarten statten wir einen Besuch ab und betrachten die alter-
tümliche, mit Häuschen besetzte Nahebrücke.
Kreuznach.
Ein Wald im Zrankenlande lag wild und schauerlich,-
Ein Kluß entwand dem Schatten der Zelsenklüfte sich.
Und mitten auf dem Zlusse lag eine Insel klein,
Und mitten auf der Insel stand hoch ein Kreuz von Stein.
Und wenn der Kluß zum Strome durch Wassergüsse schwoll,
Daß rings von seinem Tosen Gebirg und Tal erscholl,
Und seine Hütt' in Trümmer der Zischer sinken sah,
Stand hoch und unerschüttert das Kreuz im Strome da.
Oer Meister, der's errichtet mit kunstgeübter Hand,
War übers Meer gekommen ins fränk'sche Heidenland,
War in die Nacht gedrungen der wüsten Barbarei,
Damit des Kreuzes Schimmer ein Licht im Zinstern sei.
Oer Zischer ohne Hütte zum fremden Meister fleht:
„G, lehr' ein Haus mich bauen, das gleich dem Kreuze steht!"
Und jetzt auf Zelsenboden ward Stein auf Stein gesetzt,-
Das Wasser schwoll und brauste, das Haus blieb unverletzt.
va kamen sie zur Insel gepilgert durch den Wald,-
Belehrt durchs Kreuz, bekehret zum Kreuz ward jung und alt.
Und eine Stadt erhob sich, wo einst die Hütte stand,-
vom nahen Kreuz der Insel ward Kreuznach sie genannt.
(G u st a v p f a r r i u s.)
Die schöne Straße, die uns von Kreuznach nach Münster am Stein führt,
ist Salinenstrahe genannt,- denn an ihr liegen mehrere Salinen, wo aus Sole
Salz gewonnen wird. Landschaftliche Schönheiten, wie sie das Rheintal nicht
aufzuweisen hat, öffnen sich
hier dem erstaunten Blicke,
hohe, von edlem lvein um-
kränzte Berge begleiten uns.
Steile Kelsen haben hin und
wieder dem Klühchen den
Weg sperren wollen, doch
die wildschäumende Nahe
hat sich durch das harte Ge-
stein genagt. Kast senkrecht
steigt die mächtige Kelsen-
wand des Nheingrafensteins
unmittelbar aus dem Kluß
empor. Huf einer Stein-
flbb. 14. Das Nahetal.
treppe, die innerhalb des Kelsens gebrochen ist, steigen wir hinauf zum höchsten
Aussichtspunkt. Ein Ausruf des Entzückens entringt sich unserer Brust beim Kn-
Schulz, Heimatkunde für die Provinz Rheinland. 2
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod]]
TM Hauptwörter (200): [T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T36: [Rhein Mosel Lahn Mainz Stadt Bingen Taunus Bonn Main Ufer], T89: [Wasser Fluß Quelle Bach See Erde Boden Brunnen Land Ufer], T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung]]