Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Heimatkunde vom preußischen Regierungsbezirk Kassel (Kurhessen) - S. 46

1905 - Frankfurt a. M. Leipzig : Neumann Kesselring
— 46 — sind die Nattern. Von den Fischen ist die Forelle in allen klaren Bächen gemein. In Fischteichen werden besonders Hechte und Karpfen gezogen. In den Flüssen kommen vor: Hechte, Aale, Salme oder Lachse und Störe. Besonders reich an vortrefflichen Hechten ist die Eder. Die Salme und Störe wandern aus dem Meere in die Weser und durch den Rhein in den Main. Der Stör ist der größte unserer Fische. Er wird bis 2 m lang und gegen 100 kg schwer. Die Bienenzucht wird immer mehr gepflegt. Das Leder, ein Kunstprodukt, wird durch Gerben aus Tierhäuten gewonnen. Besonders ist Eschwege durch seine Gerbereien hervorragend. 2. Produkte aus dem Pflanzenreich. Die wichtigsten sind: Getreide, Kartoffeln, Hülsenfrüchte, Obst, Wein, Raps, Tabak, Flachs und Holz. Getreide gedeiht vorzüglich in den fruchtbaren Niederungen. Hülsenfrüchte, besonders Bohnen zieht man bei Witzenhausen und Allendorf an der Werra. Vorzügliches Obst wächst im Main- und Kinzigtal (besonders bei Geln- hausen) und im Werratal bei Witzenhausen und Waunsried. Hier kommen Pfirsiche, Aprikosen und andere edle Obstarten zur Reife. Sehr wenig Obst wächst auf den rauhen Gebirgen. Wein kommt nur in wenigen Gegenden vor. Derselbe wächst am Rande des Kinzig- und Maintales von Gelnhausen an bis nach Bergen. Die Trauben der Weinberge von Witzenhausen kommen meist so in den Handel. Tabak wird an der Werra bei Eschwege, Allendorf, Barchfeld und Herrenbreitungen angebaut und in den Tabak- und Cigarrenfabriken zu Hanau, Eschwege, Karlshafen und Brotterode verarbeitet. Flachs zieht man fast überall. Durch Spinnen wird aus demselben das Garn und durch das Weben des Garnes die Leinwand hergestellt. Das Spinnen und Weben findet sich fast über ganz Hessen verbreitet. In den Tuchwebereien zu Hersfeld, Melsungen, Esch- wege, Fulda u. s. w. wird Wolle (aus dem Tierreich stammend) und Baumwolle zu allerlei Tuchen und Zeugen verarbeitet. 3. Produkte aus dem Mineralreich. Die wichtigsten Erze, welche durch den Bergbau gewonnen werden, sind: Eisenerz, Kupfererz und Kobalt. Vorzügliches Eisen findet sich in großer Menge im Kreise Schmal- kalden. Ferner sind Eisenbergwerke im Homberger Bergland, am Rein- hardswald, Kellerwald und Spessart. Die Eisenerze werden in den Hütten- werken geschmolzen. Aus denselben wird durch Ausscheidung der Schlacken das reine Eisen (Roheisen) hergestellt. Sodann liefern die Gießereien aus dem Roheisen Gußwaren, die Eisenhämmer Stab- oder Schmiedeeisen, die Walzwerke Blech und die Maschinenfabriken Maschinen. Berühmt durch seine Eisenindustrie ist Schmalkalden. Die dortigen Eisenhütten liefern keine Gußwaren, sondern verarbeiten das Roheisen zu ven verschiedensten Eisen- und Stahlgeräten (Schmalkalder Eisenwaren). Von Maschinen-

2. Heimatkunde der Provinz Hessen-Nassau nach natürlichen Landschaftsgebieten - S. 28

1905 - Frankfurt a.M. Leipzig : Neumann
— 28 geeignet. Es gedeihen vorzugsweise Apfel, Birnen, Aprikosen, Kirschen, Pfirsiche, Walnüsse und edle Kastanien. Zu dem milden Klima gesellt sich ein fruchtbarer, toniger, kalkhaltiger Boden Mergel), der Feuchtig- keit und Wärme im rechten Verhältnis festhält, ferner Schieferboden *), der von der Sonne leicht erwärmt wird. Auf diesem Erdreich und in der geschützten Lage gedeihen die edle Rebe und üppiges Getreide. — Cob/enz Stolzenfelsmahnst. *of)n Rhens;: Boppard' Oberweskl c. Bacharach Gerolstein ^ ^ i |,.......4.....f fy Kartenskizze Nr. 5. Rfyeingau und Kheintal, Mit den Vorzügen der Natur wetteifert der Fleiß der Bewohner; beides macht den Rheingau zur „Perle deutscher Lande." Den stolzen Namen „Krone des Rheingaues" trägt Schloß Jo- hannisberg, auf einem breiten Hügel unweit Geisenheim. Um das Schloß herum liegt eines der schönsten und ältesten Weingüter des Rheingaues. Ruthart, Erzbischos vou Mainz, siedelte 1106 auf der kahlen Höhe Benediktinermönche an, die sich als ausgezeichnete Wiuzer erwiesen. Sie rodeten den Schloßberg und ernteten den herrlichen Wein als ihrer Mühe Preis. Welchen Wert dieser Wein hat, geht i) Vorwiegend Bunt- und Hunsrückschiefer.

3. Das Maingebiet - S. 167

1908 - Schwabach : Schreyer
— 167 — schlichtet werden. Es wurde mittels einer Bürste eine Art Klei ster auf die gespannten Fäden gestrichen. Waren alle diese Geschäfte erfüllt, so konnte man bald wieder das lustige Klappern des Geschirrs, das hin- und hersausende Schiffchen und das Schußgarn liefernde, immer surrende Spulrad höreu. 9. Vom Flachs. Der Flachs ist eine wetterharte Pflanze, die viel Kälte zu er- tragen vermag. Da er zu seiner Entwicklung nur etwa einer Zeit von 100 Tagen bedarf, so kann er auch in solchen Gegeudeu augebaut werdeu, die eiueu sehr langen Winter und einen ganz kurzen Sommer habeu, wie dies beispielsweise iu der Fichtelgebirgsgegend der Fall ist. Hier begnügt er sich mit dem magersteu Boden. Ende April geht der Landmann mit dem Saattuche hinaus auf deu Acker um Leinsamen zu säeu. Nach kurzer Zeit erscheinen die winzigen Flachspfläuzcheu, die sich rasch bis zu einer Höhe von etwa 60 cm entwickeln. Bald prangt das Flachsfeld in eiuem herrlichen himmelblauen Blütenschmuck. Aus deu Blüteu entwickeln sich erbfen- große Früchte, die man Kapseln nennt. Sie sind kugelrund und ent- halten in vielen Fächern den Sameu. Aus demselben wird auf der Ölmühle Leinöl gepreßt, das zur Malerei und als Heilmittel ver- wendet wird. Die Rückstände beim Ölfchlagen geben als Leinkuchen ein gutes Viehfutter. Eude Juli, noch ehe der Same völlig reif ist, werden die Flachs- pflänzchen mit der Wurzel aus dem Boden ausgezogen, man sagt, der Flachs wird gerauft oder gerisfeu. Um die Sameukapfelu von den Pflanzen zu trennen, werden sie in der Scheune durch einen eisernen Kamm, Riffel genannt, gezogen oder g e ri f fe l t,_ Da es nun vor allen Dingen darauf ankommt an den Flachsstengeln die wertvollen Bastfasern von den holzigen Teilen zu befreien, so sncht man eine Fäulnis herbeizuführen. Zu diefem Zwecke breitet man den Flachs auf Wiesen oder Stoppelfeldern aus und läßt ihn wochenlang im Regen und Tau liegeu. In manchen Gegenden legt man den Flachs bündelweise in stehendes oder langsam fließendes Wasser, bis die Fäulnis eingetreten ist. Es entsteht dabei ein sehr widriger Geruch, der das Waffer so schlecht macht, daß die Fische darin sterben. Sind alle holzigen Teile der Flachsstengel zerstört, dann ist der Flachs ge-^ röstet. Hierauf werden die Stengel an der Sonne oder in eigens dazn gebauten Darröfen, die wegen Fenersgefahr in einsam außerhalb der Ortschaften stehenden Häuschen sich befinden, getrocknet oder gedörrt. Nun wird der getrocknete Flachs auf die Flachsbreche ge- bracht und aeb ro ch err; dabei fallen die spröden Holz- und Rinden- teilchen zur tz.rde. Uuett aber' doch noch viele Holzstückchen an den Bastfasern hangen geblieben sind, muß der Flachs auf die Hechel ge- bracht und gehechelt werden. Hiedurch werden auch die langen

4. Das Maingebiet - S. 171

1908 - Schwabach : Schreyer
— 171 — vielgeplagten Winzer die Freude wohl gönnen, die er empfindet, wenn er im Spätherbst die Früchte seines Fleißes einheimseil kann. Und in der Tat, die Zeit der Ernte, der Weinlese, ist für ihn ein Fest. Wann die Trauben zu lesen seien, wird durch die Behörde bestimmt. Es ist die völlige Reife abzuwarten, da der Gehalt an Zucker ein höherer wird. Besonders schöne Beeren werden zuerst gesammelt („Ausbruch, Auslese"). Nach der fröhlichen Weinlese gibt es noch mancherlei zu tun. Die eingesammelten Trauben werden in der Kelter zerquetscht. So gewinnt man den süßen Most. Er muß gären und mehrfach aus einem Faß ins andere umgefüllt werden. Endlich ist der Wein flaschenreif. Bis er auf den Tisch kommt, vergehen viele Monate und das ist recht, denn durch das Lagern wird er besser. 12. Papierfabrikation.*) Das Papier, das fast für jede Familie und jedes Gewerbe uu- entbehrlich ist, besteht aus einem Filz von unregelmäßig durcheinander liegenden Pflauzenfäserchen. Das beste Material für die Papierfabrik«- tion bildet das Leinen, das aber wegen des riesigen Papierbedarfes nicht mehr in genügender Meng?' beschafft werden kann. Man begnügt sich daher mit allen nur einigermaßen verwendbaren Stoffen, wie wollenen oder baumwollenen Lumpen, Säcken, alten Stricken, Seilen und Tauen ans Hanf, Stroh und Heu. Das am meisten verwendete Material bilden die Lumpen, die sich für diesen Zweck um so besser eignen, je mehr infolge der Abnützung die Gespiustfädeu gelockert und die Fasern mürbe gemacht worden sind. Mit einem Sacke auf dem Rücken oder einem Korbe am Arme oder mit einem Wägelchen, das von einem Esel gezogen wird, durch- ziehen die L u m p e n s a m m l e r das ganze Land und suchen für die Papierfabriken die Rohstoffe zusammen. Die sehr verschiedenen, aus alleu Ecken und Enden herstammenden Lumpen werden in der Fabrik zuerst uach Feiuheit und Farbe sortiert, da nur gleichartiges Material eiu festes und gleichmäßiges Papier er- gibt. Hierauf werden sie in Schneidemaschinen zerkleinert und dann in einem Dampfkesfel durch W a s ch e u und K o ch e u in Soda- lange vom Schmutze befreit. *) Geschichtliches: Die Papierstaude (Cyperus papyrus) wuchs im Altertum häufig am Nil; jetzt findet sie sich noch am Jordan, in Sizilien und nicht selten in unsren Treibhäusern. Wurzelstock und Mark des 2—3 m hohen Haines werden gegessen. Aus den unter der Oberhaut liegenden bastähnlichen Häuten machten die Aegypter das Papier, indem sie dieselben aus einer mit Nilwasser befeuchteten Tafel ausbreiteten und mit heißem, klebrigem Nilwasser überstrichen. Auf die erste Lage brachten sie eine zweite, preßten beide zusammen, trockneten sie an der Sonne und glätteten sie mit einem Zahne. Das meiste Papier wurden in Alexandrien gemacht; später bereiteten auch die Römer Papier. Das Linnen- oder Lumpenpapier war vor dem Jahre 1318. nichts bekannt. (Nach Dr. E, Baenitz.) ueor*- -c ?? , ^r'*ut für int.;;. wiona!e Seilt'ii>: , Braunscliweig Schulbuchbibjiothek

5. Heimatskunde - S. 23

1884 - Cassel : Baier
— 23 — Zuflüsse links: a) Die Wetisch aft (Wetter), vom Burgwalde; d) die O h m (Schweinsberg, Amöneburg, Kirchhain), vom Vogelsberge. Diese nimmt rechts auf die Wohre, vom hohen Lohr (Haina, Ge- münden, Wohra); e) die Weil, vom Taunus (Weilmünster); ä) die Ems, vom Taunus (Camberg, Ober- und Niederselters); e) die Aar, vom Taunus (Langen-Schwalbach); f) die Mühlbach, vom Taunus (Nastätten). Zuflüsse rechts: a) Die Salzböde, vom Westerwald?; d) die Dill, vom Westerwalds (Dillenburg, Herborn); e) die Elbbach, vom Westerwalds (Hadamar); d) diegehl, vom Westerwalds (Montabaur). 4. Die Sayn und 5. die Wied, vom Westerwald?. Vi. Klima Unsere Provinz hat ein gemäßigtes Klima. Durch den Einfluß der vielen be- waldeten Gebirge ist die Witterung im allgemeinen zwar veränderlich, aber fruchtbar und gesund. Besonders am Rhein, dem Main und in den andern Thalgründen ist das Klima mild, dagegen auf den Gebirgen rauh. Am rauhesten ist dasselbe in der Rhön, dem Westerwalde, dem Burgwalde und aus dem Knüll. Vii. Produkte Hessen-Nassau gehört zu den gesegnetsten Provinzen Preußens. Fruchtbares Acker- land und saftige Wiesen in den Thälern und Thalgründen wechseln mit stattlichen, wohlgehegten Forsten auf den Gebirgen ub. Außer der weiten Ebene am Main zeichnen sich der weinreiche R h e in g a u, das L a h n t h a l unterhalb Marburg, der E b s- d ö r s e r Grund, das O h m t h a l bei Kirchhain, der S ch w a l m g r u u d bei Ziegen- Hain, das F u l d a t h a l bei Rotenburg und Morschen (Heinebach), das Werrathal bei Eschwege und Witzenhausen und das Weserthal im Schaumburgischen durch Fruchtbarkeit aus. Alle Getreide- und Fruchtarten Mitteldeutschlands, Roggen, Weizen, Gerste, -b a f e r, K a r t o f f e l u Hülsenfrüchte, Flachs, Hanf, Raps n. s. w. gedeihen hier vortrefflich. Bei Eschwege wird auch Tabak gebaut. Die scbönstenlaubwaldungen findetmanim Taunus, imhainage- birge und im R e i n h a r d s w a l d. Dieselben sind auch reich an Wildbret. An den geschützten Bergabhängen und in den Thälern gedeiht gutes Obst. Die edlen Weine am Main und Rhein sind weltberühmt. Stark ist auch der Gelnhäuser Wein. Die Viehzucht (Rindvieh. Schafe, Ziegen, Schweine, Federvieh ?c.) wird selbst in den höchsten Gebirgsgegenden mit gutem Erfolge betrieben. Gute Pferde gibt es besonders am Main, an der ^chwalm und an der Weser. Die Gewässer liefern schmackhafte Fische. Auc^ die Bienenzucht wird mit Erfolg betrieben. Tie zahlreichen Bergwerke liefern Silber, Kupfer, Eisen, Nickel, Kobalt, Braunkohlen, Steinkohlen jc. Vorzügliche Thongruben und Steinbrüche gibt es an verschiedenen Orten. Sogar Marmor und andere edle Steinarten finden sich vor. Basalt, Gips und Kalkstein gibt es in Menge. Kochsalz ^bereiten die Salinen in Orb, Sooden, bei Allendorf a. d. Werra und Rodenberg im Schaumburgischen. Die zahlreichen Mineralquellen und Gesundbrunnen der Provinz sind mehr als berühmt. Viii. Eisenbahnen. Außer durch Land- und Poststraßen, welche die Provinz nach allen Richtungen durchziehen, wird der Verkehr insbesondere durch die Eisenbahnen gefördert. Cassel, Bebra, Hanau und Frankfurt sind die Hauptknotenpunkte derselben. 1. Die Main-Weser-Bahn geht von Cassel aus, führt im Fuldathale hinauf, oberhalb Guntershausen in das Ederthal, nach Gensungen und Wabern, ferner durch den Schwalmgrund bis Treysa, durchschneidet die Wasser- scheide bei Neustadt, tritt bei K i r ch h a i u in das Ohmthal und bei Marburg (Cölbe) in das Lahnthal ein, verläßt dasselbe bei Gießen, durchschneidet die Wetterau (in Darmstadt) und endet in Frankfurt. 2) Die bergisch-märkische Bahn (Cassel-Eisenach), bisher auch hessische Nordbahn genannt, sührt von Cassel aus im Fuldathale hinauf, über Gunters-

6. Heimatskunde von Hessen-Nassau und dem Fürstentum Waldeck - S. 23

1886 - Halle a. S. : Buchh. des Waisenhauses
— 23 — 1/ 5. Klima. Produkte. Die Provinz Hessen-Nassau liegt in der nördlich gemäßigten Zone, oder bestimmter in der nördlichen Zone des veränderlichen Niederschlags, d. h. in einem Erdgürtel, in welchem der Niederschlag aus der Luft bald Regen, bald Schnee ist. Das Klima ist gemäßigt, die Witterung veränderlich, in dem süd- lichen Teile und den tieferen Thalgegenden des mehr nördlich gelegenen Teiles ist sie mild und fruchtbar, während sie auf den Gebirgen und Hochfeldern meist rauh und unwirtlich ist. Die bewaldeten Gebirge mäßigen im Winter die Kälte und im «Sommer die Hitze. Ihrer hohen Lage wegen hat diese Provinz reine und erfrischende Luft, und man kennt hier nicht jene nnerquicklicheu Nebel, welche die Tiefländer an der Meeresküste bedecken. Sümpfe, in denen das Wasser fault, kommen im ganzen nur wenige auf den öden Hochflächen der hohen Rhön und des Westerwaldes vor. Im übrigen aber entspringen den Bergen tausend und aber tausend Quellen, die das reinste, frischeste und gesun- deste Trinkwasser geben. — Von der Bodenfläche der Provinz Hessen-Nassau sind 36 Prozent Acker- land, 15 Wiesen und Weiden und über 49 °/0 Wald. Wer prächtigen Wald sehen will, der muß am Südabhange des Taunus, oder in dem oberhessischen Hainagebirge, oder im Reinhardswalde am linken Weserufer wandern. In den Thälern und Thalebenen wird blühender Ackerbau betrieben (Weizen, Roggen, Gerste, Hafer, Hülsenfrüchte, Kartoffeln, Flachs, Hanf, Raps, Tabak), und mit Ausnahme der rauhen Gebirgshöhen wird allenthalben viel Obst gezogen, namentlich am Main und Rhein, in der Wetterau, im Kinzigthale und an der Werra bei Eschwege, Alleudorf und Witzenhansen. Das hervorragendste Erzeugnis der Bodenkultur ist aber der Wein; die edelsten Rheinweine wachsen auf den Bergabhängen des Taunus und des Rheingauer Berglandes (Rüdesheimer, Johannisberger, Ranenthaler, Hochheimer, Asmannshäufer u. a.). Auch an der untern Kinzig bei Gelnhausen wird eiu etwas feuriger Weiu gezogeu, während die Traubeu der guten Jahrgänge aus deu Bergen bei Witzen Hausen meist so in den Handel kommen. Aus dem Tierreiche kommen die gewöhnlichen Haustiere vor: schöne Pferde in dem Mainthal, im Schwalm- grnnd und au der Weser, vortreffliches Rindvieh am Westerwalds, am Vogels- berge, an der Rhön und im Schaumburgischen; Schafe, Ziegen und Schweine kommen überall vor, in manchen Gegenden mehr, in andern wieder weniger. „Das nützliche Schwein ist häufig der wahre Schildhalter einer Haushaltung, und wo die Hütte deu Hof, die Kötze den Karren vertritt, da vertritt die Geis die Kuh." Federvieh und Wildpret aller Art giebt es in Menge. Die Fischerei wird fast überall — besonders im Rhein, im Main, in der Weser, Werra, Fulda und Eder mit Erfolg betrieben und liefert viele Arten der Süßwasser- fische. Der Bienenzucht wird in neuerer Zeit viel Aufmerksamkeit geschenkt, man zählt an 80000 Stöcke. — Das Mineralreich liefert: Gold im Sande der Eder (was früher durch Auswaschen in der Nähe von Felsberg gewonnen wurde); Silber- und Bleierze bei Holzappel und Ems am Westerwalds; Knpser im Richelsdorfer-Schiefergebirge am Westerwalds und im Jtterthale; Eisen von ganz vorzüglicher Güte im Schmalkaldischeu, im Homberger Hochlande, am Reinhardswalde, am Kellerwalde, am

7. Heimatskunde von Hessen-Nassau und dem Fürstentum Waldeck - S. 10

1886 - Halle a. S. : Buchh. des Waisenhauses
10 — erklimmen sind. Über diese Gegend erhebt sich die wegen ihres tiefen Schnees im Winter gefürchtete Kemeler Heide (470 m). Bon dem Hauptkamm ziehen mehrere Bergrücken aus von Süden nach Norden und enden an der Lahn. Der erste dehnt sich zwischen der Aar und dem Wörsbach aus; Zugmantel und der Mensfelder Kopf sind die höchsten Spitzen desselben. Der letztere bietet unter allen Bergen an der Lahn die weiteste und mannigfaltigste Aussicht dar. Der zweite Bergrücken zieht zwischen dein Wörsbach und der Ems, und der dritte mit bedeutenden Erhebungen zwischen der Ems und der Weil. Auf der rechten Seite des letztgenannten Fluffes bemerken wir den Dillenberg, Wah- lert, Asselsberg (in der Nähe des Feldbergs), dann den Pinköppel (590m) den hohen Berg und das Bannholz (565 in). Der Taunus ist ein schönes Gebirge. Auf seinen abgerundeten Bergkuppen und sanften Abhängen, in seinen tief und steil eingeschnittenen Thälern und Schluchten entzückt er dnrch prächtig frischen Laubwald, wie er in dieser Herr- lichkeit in Deutschland selten ist. Der Südrand ist bis zum Main und Rhein mit dem üppigsten Pflanzenwuchs geschmückt, der Westrand läßt das herrliche Rheinthal schauen. Die ergiebigsten Gegenden für Getreide, Futterkräuter und Ölsaat sind die Main- und Rheinebenen und die Thalweiten der Lahn. Gegen den Main und Rhein hin sind die Gebirgsabhänge mit Wäldern von Obstbän- men geschmückt; da gedeihen süße Kastanien, Wallnüsse, Kirschen, Pfirsiche, Aprikosen, Pslaumen, Äpfel und Birnen ganz vorzüglich, besonders ist in dieser Hinsicht Kronberg berühmt. Vor allem aber gedeiht am Taunus die Traube, vorzüglich im Rheingau und am Main. Kraft, Würze, Süße und Haltbarkeit sind die Hauptvorzüge der Rhein- und Mainweine. Die edelsten Sorten wer- den gezogen am Stein berge bei Eberbach, in Rauenthal bei Eltville, am Markobrunnen bei Hattenheim, am Schloß Johannisberg bei Geisen- heim, am Rüdesheimer Berge bei Aßmannshansen (roter), bei Hochheim am Main. Diese Sorten haben Weltruf und einen hohen Preis.— Tie Rind- vieh- und die Pferdezucht ist bedeutend. Von Wild finden wir in den Wal- dungen Hirsche, Rehe, Füchse, Dächse, Hasen, im Tiergarten auf der Platte auch wilde Schweine. Raub- und Singvögel kommen überall vor; in der Nähe der Badeorte ist starke Geflügelzucht. In den Waldbächen findet sich die Forelle in großer Menge; der Rhein liefert besonders Hechte, Karpfen, Aale, Salme, zuweilen Störe. Die Salmfänge bei St. Goarshausen sind schon seit Jahrhnn- derten berühmt. — An Mineralien ist der Taunus nicht so reich, als der Westerwald. Silber- und Bleierze gewinnt man in den Ämtern Nassau und Braubach; Eisen in großer Menge nach der Lahn hin, auch bei Rüdesheim; Kupfer bei Weilmünster, auch Braunkohle; Marmor vou vorzüglicher Güte bei Vilnmr an der Lahn, Schiefer bei Canb am Rhein, Kalk bei Rüdesheim; Töpferthon bei Nastätten; Basalt bricht man unweit Wiesbaden. — Mehr als 60 Mineralquellen sprudeln im und an: Taunus, viele gehören zu den berühmtesten der Welt und werden von Kranken aus allen Erdteilen auf- gesucht. Auf der Südseite merken wir Homburg, die Salzquellen von Soden, die Säuerlinge von Kronthal, die Schwefelquellen vou Weilbach, die Thermen von Wiesbaden und Schlangenbad, die Stahlquellen von Langenschwalbach, auf der Nordfeite die Sauerquellen von Selters und Fach ingen.

8. Landeskunde der Provinz Hessen-Nassau - S. 9

1891 - Breslau : Hirt
Allgemeine Übersicht. 9 rot, und im zweiten auf der andern. Das Obst überhaupt vermag sich hier nicht so recht einzubürgern. Auf offenem Felde kommt kein Obstbaum auf, unter dem Schutz der Häuser wächst spärlich der Apfel- und Birnbaum und die Zwetsche; aber die Bäume haben ein verkrüppeltes und krankhaftes Aussehen, und die Früchte wollen einem ver- wohnten Gaumen nicht munden. Nur eine Baumfrucht scheint sich auf dem Westerwalds heimisch zu fühlen, es ist eine schwarze Pflaume, ähnlich der Schlehe und nicht viel größer. Was aber die Oberfläche dem Menschen versagt, giebt ihm das Innere der Berge, dazu ist der Westerwälder genügsam und zufrieden. Er wird nicht leicht zum Bettler. Sein rauhes Klima kräftigt und stählt seinen Leib, und der Kampf mit dem Leben schärft seine geistigen Kräfte. Der berühmte Feldherr Moritz von Oranien pflegte zu sagen: „Ein Westerwälder ist mir lieber als zwei andere." Die unteren Lagen des Westerwalds, besonders an der mittleren Lahn und an der Dill, sind fruchtbare Gegenden. Der südwestliche Teil des Wester- Wäldes heißt die Montabaurer Höhen, auch das „Kannenbäckerländchen". Hier verfertigt man irdene Kannen, die Mineralwasserkrüge, Wasserrohren, ja selbst irdene Fässer sür Fleisch, Butter und Sauerkraut, aber auch feinere Trinkkrüge und kleine Figuren. Man baut hier auch viel Hopfen. Der Westerwald ist reich an Braunkohlen und Eisen, auch Blei- und Silbererze werden gesunden. Die Ausläufer des Westerwedes erstrecken sich bis zur oberen Lahn; bei Marburg erhebt sich der Dammelsberg mit dem Marburger Schloßberg. b. Ebenen. Der Rheingau. Südlich vom Taunus breitet sich der Rheingan aus, die schönste und fruchtbarste Gegend von ganz Deutschland. Er erstreckt sich zwischen Bieb- rich und Rüdesheim in der Länge von sechs Stunden. Der Rhein fließt auf dieser Strecke sanft und ruhig dahin und bildet eine große Zahl von Inseln und Auen. Diese sind mit Buschwerk und hohen Bäumen bewachsen und bilden eine Zierde des Stromes. Arn rechten Rheinufer reiht sich Ort an Ort. Dazwischeu liegen Gärten und in denselben Sommerhäuser, Wall- fahrtskapellen, Winzerhäuschen. Die gegen das Gebirge sich sanft erhebenden Hügel sind mit Reben bepflanzt. Hier gedeihen die edelsten aller Weine! der Rüdesheimer, Aßmannsh äuser, Johannisberger, Geisenheimer, Markobrunn er, Gräsenberger, Rauenthaler u. a. Ein Verslein sagt! „Rheingau — Weingau, Rheinleut — Weinleut, Rheinwein — sein Wein." Die Mainebene. Sie gehört wie Rheingau und Wetterau zu der fruchtbaren und milden oberrheinischen Tiefebene. Die Mainebene (wie auch das zu ihr gehörige untere Kinzigthal) bringt besonders Getreide, Obst Und Wein hervor. Bei Hochheim wächst auf sonnigen Hängen der vorzügliche Wein der Dom- dechanei, woraus Champagner bereitet wird. Nördlich von Hochheim liegt „das blaue Ländchen", dessen Boden ein fetter blauer Thon ist, woraus Steingut gemacht wird.

9. Landeskunde der Provinz Hessen-Nassau - S. 12

1891 - Breslau : Hirt
12 Landeskunde der Provinz Hessen-Nassau. aber fruchtbar und gesund. Die Ebenen am Rhein und Main haben ein mildes Klima, dagegen ist dasselbe rauh auf der Hohen Rhön, auf dem Westerwald, Burgwald und Knüll (8). 9- Bodenerzeugnisse. Unsere Provinz ist eine der an Bodenerzeugnissen reichsten des Vater- landes. In den Thälern und an den unteren Abhängen der Berge finden wir Ackerland, die Berge sind meistens mit Laubwald bewachsen. Besonders fruchtbar sind der wein- und obstreiche Rheingau, die Mainebene, das mittlere und uutere Lahnthal, das Ohmthal bei Kirchhain, das Schwalmthal, das Fuldathal bei Kassel, das Werrathal bei Wannfried, Eschwege und Witzen- Hausen, das Weserthal bei Rinteln. Sämtliche Getreide- und Fruchtarten Mitteldeutschlands, wie Roggeu, Weizen. Gerste, Hafer, Hülsen- srüchte, Flachs, Haus, Raps, Kartoffeln, Zuckerrüben u. a., wachsen hier in vorzüglicher Güte. Bei Eschwege und Witzenhausen wird Tabak gebaut, Hopseu bei Höhr und Grenzhausen, Obst wächst in den Thälern und an den Berghäugen, Wein in vorzüglicher Güte am Rhein, Main, im untern Kinzigthal bei Gelnhausen; auch bei Witzenhauseu au der Werra wird Wein gebaut. Hessen-Nassau ist die waldreichste Provinz Preußens, der Wald nimmt in Hessen fast die Häfte, in Nassau § des Bodens ein. Die Wälder Herbergen einen reichen Wild st and. Viehzucht wird überall, auch aus dem hohen Westerwald, auf dem Vogelsberg und der Rhön getrieben; am Main, an der Schwalm und Weser werden besonders kräftige Pferde ge- zogen. Die Gewässer siud fischreich. Die Bienenzucht wird immer mehr gepflegt. Im Innern der Berge finden sich Silber, Blei, Kupfer, Eisen, Nickel, Kobalt, Braunkoh len, St ein kohle nu. a. Mineralien, die durch Bergwerke zu Tage gefördert werden. Die Eder führt Goldsand mit sich. Thon findet sich in vorzüglicher Beschaffenheit an vielen Orten, besonders berühmt ist der Großalmeröder. Sandstein, Basalt, Dachschiefer, Gips und Kalksteine find in Menge vorhanden, sogar Marmor und edle Gesteins- arten finden sich vor. Soolquellen, aus deueu Kochsalz gewonnen wird, giebt es in Soden bei Allendorf an der Werra, in Orb und Rodenberg. Die zahlreichen Mineralqnellen und Gefundheitsbrunnen der Provinz sind weltbekannt: Nenndorf (Schwefel), Selters, Homburg, Soden, Schwalbach, Weilbach, Fachingen, Geilnau, Wiesbaden, Ems und Schlangenbad. l.0. Bevölkerung. a. Zahl. Die Provinz Hessen-Nassau zählt 1664 W6 Einwohner, also auf 1 qkm durchschnittlich 106 Menschen. b. Sprache. Nach den Mundarten gehören die Bewohner von Hessen- Nassau zu zwei größereu Gruppen! Im Norden von Kassel, in den Kreisen Wolfhagen, Hofgeismar und Rinteln sprechen die Bewohner des platten Landes die niederdeutsche (sächsische) Mundart, die aller übrigen Kreise die ober- deutsche (fränkische, thüringische) (9). c. Abstammung. Die Bewohner der drei nördlichen Kreise sind säch- sischer, die der Kreise Witzenhansen, Eschwege und Schmalkalden thüringi-
   bis 9 von 9
9 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 9 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 10
1 27
2 4
3 86
4 5
5 80
6 0
7 51
8 347
9 29
10 7
11 0
12 2
13 2
14 0
15 9
16 11
17 1
18 225
19 52
20 0
21 14
22 5
23 0
24 15
25 3
26 6
27 17
28 4
29 52
30 3
31 0
32 1
33 5
34 3
35 20
36 39
37 48
38 87
39 11
40 0
41 0
42 0
43 3
44 0
45 41
46 14
47 16
48 14
49 13

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 0
1 0
2 0
3 0
4 0
5 7
6 4
7 0
8 0
9 0
10 0
11 7
12 0
13 0
14 0
15 0
16 1
17 0
18 0
19 0
20 0
21 2
22 0
23 0
24 3
25 0
26 0
27 0
28 0
29 0
30 0
31 0
32 0
33 0
34 0
35 0
36 0
37 0
38 0
39 0
40 2
41 0
42 0
43 0
44 0
45 1
46 0
47 0
48 0
49 1
50 0
51 0
52 0
53 0
54 2
55 0
56 0
57 0
58 0
59 0
60 0
61 0
62 0
63 0
64 0
65 0
66 0
67 0
68 0
69 0
70 0
71 0
72 0
73 0
74 0
75 0
76 0
77 0
78 0
79 3
80 0
81 0
82 0
83 0
84 1
85 0
86 0
87 0
88 0
89 0
90 0
91 1
92 0
93 0
94 0
95 0
96 0
97 0
98 0
99 0

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 0
1 3
2 0
3 0
4 0
5 0
6 1
7 0
8 0
9 0
10 0
11 0
12 0
13 0
14 3
15 0
16 0
17 0
18 0
19 0
20 0
21 0
22 0
23 0
24 0
25 0
26 0
27 0
28 1
29 0
30 0
31 0
32 1
33 0
34 0
35 0
36 6
37 0
38 0
39 0
40 0
41 0
42 0
43 0
44 0
45 0
46 0
47 0
48 0
49 0
50 0
51 0
52 0
53 0
54 0
55 0
56 0
57 0
58 0
59 0
60 0
61 0
62 0
63 0
64 0
65 0
66 3
67 0
68 0
69 0
70 0
71 0
72 0
73 0
74 0
75 0
76 0
77 0
78 0
79 0
80 0
81 1
82 0
83 1
84 0
85 0
86 0
87 0
88 0
89 0
90 0
91 0
92 0
93 0
94 0
95 0
96 0
97 0
98 0
99 0
100 0
101 1
102 0
103 0
104 0
105 0
106 0
107 3
108 0
109 0
110 0
111 0
112 1
113 0
114 1
115 0
116 0
117 0
118 0
119 1
120 0
121 0
122 0
123 0
124 0
125 0
126 0
127 0
128 0
129 0
130 0
131 0
132 0
133 4
134 0
135 0
136 0
137 7
138 0
139 0
140 0
141 0
142 0
143 0
144 0
145 0
146 0
147 0
148 0
149 0
150 0
151 0
152 0
153 0
154 0
155 0
156 0
157 0
158 0
159 0
160 0
161 0
162 0
163 0
164 0
165 0
166 0
167 0
168 2
169 0
170 0
171 0
172 0
173 1
174 0
175 0
176 0
177 0
178 0
179 0
180 0
181 0
182 0
183 2
184 0
185 0
186 0
187 0
188 0
189 0
190 0
191 0
192 0
193 0
194 0
195 1
196 0
197 0
198 0
199 0