§ 8. Das südliche Holstein. 15
Geest zum Gemüsebau über, über die verschiedenen Drte pflegen die verschiedenen
Gemüsearten nicht in gleicher Ausdehnung. Zede Gegend hat sich je nach dem Loden
eine oder mehrere Gemüse- und Cbstarten auserwählt, denen sie ganz besondere
Pflege angedeihen läßt. Berühmt sind Vierländer Erdbeeren und Frühkartoffeln,
Zinkenwerder Meerrettich und Zwetschen, Altenländer Kirschen und Apfel,
Glückstädter weiß- und Rotkohl. Oie sandige Geest erzeugt viel Spargel und
Rhabarber.
Oie Glückstädter Gemüsebauern haben mit ihrer Ware den weitesten Weg. Im
Herbst bringen sie ihre Ernte an Kartoffeln, Kohl, Sellerie, Rüben, Wurzeln und (Dbst
aller Art auf Ewern an den Altonaer Sischmarkt. Oas ganze Jahr hindurch beladen
sie gemeinsam wöchentlich mehrere Eisenbahnwagen mit Grünwaren und senden sie
an den Altonaer Markt.
Aber ebenso hat wieder die Stadt die Landleute der weiten Umgebung mit allem
zu versehen, was sie nicht selbst herstellen und gewinnen können, mit Kolonialwaren,
Kleiderstoffen, Maschinen aller Art, Gerätschaften usw. So bilden die Bewohner der
ganzen Landschaft, Städter und Landleute, gleichsam einen großen Haushalt, dessen
Glieder die Arbeiten unter sich verteilt haben.
Baumschulen. Doch gibt es in der Landschaft ein Gebiet, wo man sich um
die Nähe der Großstadt wenig kümmert. Gleich nördlich von Eidelstedt beginnen in
meilenlanger, ununterbrochener Zolge Baumschulen, voll von Sämlingen für Zorst-
und Gartenzwecke. Oer Mittelpunkt dieses Baumschulbetriebs ist Halstenbek. Ganz
ungeheuerlich ist die Zahl der jungen pflanzen, die hier erzeugt wird. In der
wichtigsten Versandzeit von Mitte März bis Mitte Mai werden jeden Tag 30 bis
50 Eisenbahnwagen, mit jungen pflanzen beladen, in die weite Welt geschickt. Ab-
nehmer finden sich in allen Teilen Deutschlands,- ja alle Nachbarstaaten und sogar
Amerika stellen Käufer.
Im herbst ist der Versand nicht so groß,' aber gegen 200 Millionen junger Fichten
und ungeheure Mengen junger Obstbäume kommen dann zum Versand.
Rosenzucht. Oie Umgegend von Pinneberg ist fast ebenso reich an Baum-
schulen,' doch überwiegt hier die Zucht edler Rosen, viele hohe und niedrige Rosen-
stämme werden an Gartenbesitzer verschickt. Aber ganze Rosenfelder dienen nur
dazu, schöne Schnittrosen zu erzeugen, die nach allen Großstädten des Reichs ver-
schickt werden.
Besiedlung. Das südliche Holstein ist sehr dicht bevölkert, hier ist eine
große Zahl von Städten und ansehnlichen Dörfern entstanden. Abgesehen
von Hamburg, Kltona und Wandsbek, die in dem folgenden Abschnitt be-
handelt werden, sind zu nennen: die Solbäder Bad Oldesloe und Lad
Bramstedt, Pinneberg und Ütersen an der Pinnau, das industriereiche
Elmshorn und die Schuhmacherstadt Barmstedt an der Rrückau, Wedel und
Glückstadt an der Elbe.
Zusammenfassung: Zum südlichen Holstein gehört das Gebiet zwischen Lille
und tiaiser-lvilhelm-ttanal, zwischen Elbe und Bramau. In alter Zeit bildete
es die Grafschaft Stormarn. Im Osten ist hügeliger Lehmboden, westlich davon
eine sandige Ebene mit großen Heide- und Moorflächen; an der Elbe liegen
die fruchtbaren Elbmarschen. Obgleich der größte Teil wenig fruchtbar ist, ist
das Land doch dicht bevölkert. Vas rührt her von der Nähe Hamburgs. Von
der Nähe der Großstadt wird auch die Erwerbsweise der Bewohner beeinflußt.
Sie nähren sich von Milchwirtschaft, Schweine- und Geflügelzucht, Gemüse- und
Obstbau. Bei Halstenbek sind große Baumschulen.
Stelle die Städte Südholsteins zusammen und gib ihre Lage an!
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TM Hauptwörter (200): [T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T117: [Schleswig Däne Insel Holstein Eider Preußen Schanz Jütland Dänemark Karl], T137: [Wein Obst Weizen Kartoffel Frucht Getreide Gerste Hafer Mais Flachs], T122: [Stadt Hamburg Handel Berlin Bremen Lübeck London Deutschland Frankfurt Verkehr], T28: [Blatt Blüte Pflanze Baum Wurzel Frucht Stengel Zweig Erde Samen]]
Extrahierte Ortsnamen: Holstein Eidelstedt Amerika Pinneberg Holstein Hamburg Kltona Wandsbek Bad_Oldesloe Pinneberg Elmshorn Holstein Lille Hamburgs
§ 8. Das südliche Holstein.
17
Im Mittelalter schlug der Handel andere N)ege ein, und andere Völker wurden
seegewaltig, vor allen Dingen ging der Reichtum dadurch zurück, daß die Herings-
schwärme nicht mehr in der Tlbmündung zum Laichen erschienen. Oa kam Hamburg
in Gefahr, seine Freiheit zu verlieren. Schleswig-Holstein wurde mit Dänemark unter
einer Nrone vereinigt,
und die Oänenkönige
trachteten danach, die
Stadt in ihre Gewalt zu
bringen. Die Bürger
wußten aber die Geld-
not der Oänenkönige
auszunutzen und er-
kauften sich mehrfach die
Erhaltung ihrer Rechte.
Schlimmes mußte
Hamburg in der Zran-
zosenzeit vor 100 Jah-
ren erdulden. Napoleon
machte es zu einer fran-
zösischen Stadt. Oer
Handel stockte,- die Eng-
länder raubten die
Schiffe der Hamburger
Kaufleute, und die
Steuern und Abgaben
für die Rriegenapoleons
wurden immer drücken-
der. Noch größer aber
wurde die Not, als Na-
poleon geschlagen wurde
und sich nach Krankreich
zurückziehen mußte,-
denn nun wurde ham-
bürg, das noch von fran-
zösischen Truppen besetzt
war, von den verbün-
deten belagert. Oerntar-
schall Oavoust zwang
20000 armehamburger,
die Stadt zu verlassen,
weil sie sich nicht für sechs
Monate mit Lebens-
mittein versorgen konn-
ten. In der bitteren
Winterkälte sind viele
von ihnen umgekommen. Nach dem Nriege blühte der Handel nur langsam auf.
Im Jahre 1842 traf die Stadt ein neues Unglück. Ourch eine dreitägige Feuers-
brunst brannte der dritte Teil nieder. Ooch schöner und geräumiger wurde sie wieder
aufgebaut.
Die jetzige Größe Hamburgs hängt mit der Entstehung des neuen Deutschen
Keiches zusammen. 1870 hatte die Stadt ungefähr 190 000 Einwohner, jetzt
reichlich eine Million.
Sievers, Heimatkunde von Schleswig-Holstein. 2
5ibb, 7. Hamburger Zleet,
TM Hauptwörter (50): [T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer]]
TM Hauptwörter (100): [T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden]]
TM Hauptwörter (200): [T129: [Schiff Hafen Flotte Meer Küste Fahrzeug See Kriegsschiff Land Dampfer], T122: [Stadt Hamburg Handel Berlin Bremen Lübeck London Deutschland Frankfurt Verkehr], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme], T174: [Preußen Sachsen Hannover Holstein Provinz Königreich Staat Oldenburg Braunschweig Dänemark]]
Extrahierte Personennamen: Napoleon Sievers
Extrahierte Ortsnamen: Holstein Hamburg Schleswig-Holstein Hamburg Hamburgs Schleswig-Holstein
»>.,
18 Schleswig-Holstein.
Der Hamburger Hafen. Hamburg ist die größte und wichtigste
Handelsstadt Deutschlands, vie Hamburger Flotte ist größer als die irgend
einer andern Stadt. Das Fahrwasser der Elbe wird durch Laggerungen ver-
tieft- auch die größten Seeschiffe können bis zur Stadt kommen, vie Häfen
werden ständig erweitert- jetzt fallen ihnen auch die grünen Elbinseln Walters-
Hof und Zinkenwerder zum Opfer. Hn den Kais reiht sich Schuppen an
Schuppen, um die Schiffsladungen aufzunehmen. Eisenbahnen laufen an den
Schuppen entlang,- durch sie werden die Güter ins Inland befördert oder von
dort zur Verladung nach den Häfen. Schuten und Kähne nehmen andere Güter
auf und bringen sie nach den turmhohen Speichern an den Fleeten, die wie
ein Netz die Stadt durchziehen.
Werften. Elbtunnel. In Hamburg (Steinwerder) sind auch große
Werften entstanden, auf denen die größten Kriegs- und Handelsschiffe erbaut
werden. Mehr als 10000 Arbeiter finden auf den Werften lohnende Arbeit.
Um für diese Tausenden einen bequemen Weg nach der Arbeitsstätte zu
schaffen, hat Hamburg einen Tunnel erbaut. In einem großen Fahrstuhl
sinken Menschen und Fuhrwerke über 20 m in die Tiefe. Dann wandern sie
in einer 500 m langen--Köhre unter der Elbe durch und werden darauf durch
einen zweiten Fahrstuhl am jenseitigen Ufer wieder emporgehoben, von
einem merkwürdigen Gefühl wird man im Tunnel beschlichm, wenn man
bedenkt, daß über einem die Elbe rauscht und stolze Schiffe mit ihrer un-
geheuren Last trägt.
Verkehr. In der Stadt ist ein gewaltiger Verkehr, vie vielen elek-
irischen Straßenbahnen, die die Geschäftsstraßen durchziehen, genügten nicht
mehr, den Menschenstrom zu befördern- die hoch- und Untergrundbahn wurde
zu ihrer Entlastung angelegt. So flutet unter, aus und über der Straße der
Menschenstrom dahin.
Hamburg hat viele Sehenswürdigkeiten: den zoologischen und botanischen
Garten, die Kunsthalle, mehrere Museen, vie größte Sehenswürdigkeit ist und
bleibt aber der Hafen mit dem Mastenwald der Schiffe.
Bedeutung für Holstein. Ist Hamburg jetzt auch keine holsteinische
Stadt mehr, so übt es doch auf die Beschäftigung der Bewohner Holsteins den
größten Einfluß aus, wie im vorigen Abschnitt gezeigt ist. Auf den Hamburger
Viehmärkten verkauft der holsteinische Lauer seine Rinder, Schafe und Schweine.
Ein großer Teil wird davon weiter verschickt nach Sachsen, dem Rheinland
und andern Teilen Deutschlands. In Hamburg wohnen auch gegen 150 000 Le-
wohner, die in Schleswig-Holstein geboren sind. Es zählt mehr geborene
Schleswig-Holsteiner als die Großstädte Mona und Kiel.
Altona.
vie Stadt Altona verdankt der Nähe Hamburgs ihre Entstehung und ihr
schnelles Anwachsen.
Im Iahre 1536 erbaute ein Fischer, Jochim von Lohe, an dem Grenzbach gegen
Hamburg ein Haus, in welchem er eine Brauerei und Wirtschaft anlegte. Die ham-
burger wollten von dieser Nachbarschaft nichts wissen und verlangten den Abbruch
des Hauses. Lei den Streitigkeiten fiel von seiten der Hamburger wiederholt der 5lus^
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität]]
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Extrahierte Personennamen: Mona Jochim_von_Lohe
Extrahierte Ortsnamen: Schleswig-Holstein Hamburg Deutschlands Walters-
Hof Hamburg Hamburg Hamburg Holstein Hamburg Sachsen Rheinland Deutschlands Hamburg Schleswig-Holstein Kiel Altona Altona Hamburgs Hamburg
§ 6. Die Libe. 9
Weg,- noch häufiger teilte es sich in mehrere Krme. So entstanden Inseln.
Diese nannte man Werder. Dazu gehören die Vierlande, Steinwerder, Zinken-
werder, Menwerder usw. Solche Werder entstehen auch noch jetzt im Unter-
lauf der Elbe, wenn man sie nicht durch Laggerungen entfernt.
Nbb. 2. Einteilung Schleswig-Holsteins in Landschaften.
Die vielen Elbarme vereinigen sich in der Nähe von Kltona. Oie wichtigsten
Krme heißen Norderelbe, Röhlbrand und Süderelbe. Bei Blankenese ist die
Elbe 2,4 km breit, an der Mündung bei Cuxhaven l5 km.
Ebbe und Zlut. In der Elbe ist Ebbe und Zlut. Bis Lauenburg ist
der Wechsel von Ebbe und Alut fühlbar. Bei Altona beträgt der Unterschied
zwischen hoch- und Niedrigwasser 1,80—2 m, an der Mündung 2,50—3 in.
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TM Hauptwörter (100): [T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T27: [Erde Linie Punkt Breite Länge Kreis Ort Meile Winkel Meridian]]
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14 Schleswig-Holstein.
Kisöorfer Wohlds. Dieser ist ein (Huellenmittelpunkk. Kuf ihm oder in seiner
Nähe entspringen Alfter, Pinnau, Kriicfau und kleinere Zuflüsse der Stör und
Trave. Ein Ausläufer vom Kisöorfer Wohld zieht nach Süden bis Altona und
biegt dann nach lvesten um. hier bildet er das Steilufer der Elbe bis Wedel.
Er ist reich an Naturschönheiten. In Blankenese trägt er seine höchsten Er-
Hebungen (Laursberg 92 m, Süllberg 87 in).
Nach Ivesten senkt sich das Land allmählich und geht in eine sumpfige
Niederung über, die noch reich an Heide- und Nloorflächen ist. Noch weiter nach
Westen und Süden schließen sich die fruchtbaren Elbmarschen an.
Einfluß der nahen Großstadt auf die Beschäftigung. Abgesehen
von den Elbmarschen und den östlichen Teilen des Hügellandes ist Südholstein nicht
fruchtbar. Es ist aber doch dicht bewohnt, und die Bebauung, auch der unfruchtbaren
Heide- und Moorflächen, schreitet schnell vorwärts. Das rührt her von dem Städte-
gebiet Hamburg—altona—wandsbek. Don der Nähe Hamburgs wird die Erwerbs-
weise der Bewohner beeinflußt, und je mehr die Städte anwachsen, desto größer wird
das Gebiet, in welchem dieser Einfluß zu spüren ist. Alle wichtigeren Verkehrs-
wege, die Eisenbahnen und Ehausseen, weisen auf diesen Mittelpunkt hin, und an
diesen Straßen wächst das Häusermeer gleich großen Zangarmen über die Stadtgrenzen
in das Land hinaus. Hamburg hat jetzt eine Million Einwohner, Altona 180 00o,
Wandsbek 35 000. Die Städte sind von einem Kranz großer Dörfer umrahmt, die
kleinere Städte an Volkszahl übertreffen. Da liegen Mein- und Groß-Zlottbek, Nien-
stedten, Dockenhuden, Blankenese, .Eidelstedt, Stellingen-Langenfelde, Lokstedt und die
hamburgischen Dörfer im Alftertal. Nach Osten schließen sich an Wandsbek volkreiche
Zabrikorte an: Schiffbek, Sande, Bergedorf. Und auch nach Süden schreitet die Ent-
Wicklung fort. Die Insel lvilhelmsburg hat schon 30 000 Einwohner, und die west-
lichen Elbinseln werden jetzt in Hafen- und Industriegebiete umgewandelt. Selbst
auf dem Südufer der Elbe setzt sich die Städtebildung fort,' dort ist die Mittelstadt
Harburg (60 000) entstanden.
Die große Menschenmenge muß jeden Tag gesättigt werden, und die nächst-
gelegene Landschaft sorgt in erster Linie dafür. Daher rührt es, daß die Bewohner
dieser Landschaft ihre alte Wirtschaftsweise aufgeben, den Kornbau und die Aufzucht
von Vieh, und dafür Gemüsebau und reine Milchwirtschaft einführen. Aus diesem
Grunde werden auch die großen Bauernhöfe in Kleinbauernstellen zerschlagen.
Beschäftigung der Bewohner. Die Kleinbauern nähren sich vom Gemüse-
bau, vom (Obstbau und von der Geflügelzucht. Die größeren Besitzer und die entfernter
wohnenden Landleute ziehen ihren Hauptgewinn aus der Milcherzeugung. Jeden
Morgen schicken sie die gewonnene Milch mit der Lahn oder auf Fuhrwerk in die
Stadt, hier wird sie für hohen preis abgesetzt (1 1 = 20—24 Pf.). Da die Milch
so den höchsten Ertrag liefert, wird sie nicht mehr in Meiereien verarbeitet. Butter
und Käse würden einen geringeren Gewinn bringen. Aus demselben Grunde mag
der Bauer auch keine Zeit und kein Zutter mehr zur Aufzucht von Jungvieh ver-
wenden. In der Nähe der Stadt hält er nur Milchkühe. Die Kälber werden kurze
Zeit mit Milch getränkt und dann an den Schlachter verkauft. Dagegen steht die
Aufzucht und Mast von Schweinen in hoher Blüte.
Gemüse- und (Obstbau. Der Gemüsebau steht seit alten Zeiten auf den
Elbinseln in hoher Entwicklung. Die Vierlande nennt man mit Recht Hamburgs
Küchengarten. Auf Elbkähnen bringen die Bewohner die Zrüchte ihrer Arbeit an den
Markt. Dort versorgen sich zuerst die Grünwarenhändler, die dann die lvare an die
Hausfrauen weitergeben. Immer seltener sieht man die Vierländerinnen in den
Straßen der Stadt, um selbst den Bürgern die Ware ins Haus zu bringen.
Immer mehr gehen auch die Bewohner der übrigen Elbinseln und der nahen
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
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16 Schleswig-Holstein.
Die Hreie und Hansestadt Hamburg.
Hamburg ist keine schleswig-holsteinische Stadt, aber es ist auf holsteinischem
Loden entstanden, und der größte Teil des hamburgischen Staates gehörte
ursprünglich zu Holstein- es ist darum ein Teil der holsteinischen Landschaft.
Geschichtliches. Im Iahre 804 gründete Karl der Große im Mündungs-
gebiet der Elster die hammaburg (Waldburg). Sie lag in einer sumpfigen Niederung,
von Bruch und Wald umgeben,- es war darum leicht, sie gegen feindliche Angriffe zu
verteidigen. Trotzdem wurde sie wiederholt von Dänen und wenden zerstört. Aber
jedesmal erhob sie sich neu aus Schutt und Esche. Neben der Burg und in ihrem
Kbb. 6. Oer Segelschiffhafen in Hamburg, (Pfyot Glückstadt & Münden, Hamburg.)
Schutz siedelten sich bald Zischer und Kaufleute an, so daß eine kleine Stadt entstand.
Oas Aufblühen wurde dadurch gefördert, daß die junge Stadt Sitz eines Bischofs
wurde.
Ums 3«hr Uli wurden die Schauenburger Grafen Herren von Holstein und
Stormarn. Viesen Fürsten verdankt Hamburg seine erste Blüte. Ein schauenburger
Graf bewirkte auch, daß der Kaiser Friedrich Barbarossa der Stadt einen Freibrief
erteilte. Hamburg wurde eine Freie Siabt. (Es schloß sich bald dem Städtebund der
Hansa an. Im verein mit Lübeck baute es Handelsstraßen aus, säuberte die Elbe von
Seeräubern und brach die Burgen der Raubritter, die den Handel störten. So kam
das Amt Ritzebüttel (Cuxhaven) an Hamburg. Auch die Burg Bergedorf wurde von
Hamburg und Lübeck erobert. Damals war die Norderelbe ein schmales Gewässer-
die Süderelbe war der Hauptarm des Flusses. Durch Kanalbauten bewirkten die ham-
burger, daß von der wasserfülle der Elbe immer mehr durch die Norderelbe floß, so daß
diese der Hauptarm wurde. Dadurch wurde die Nlacht und Größe Hamburgs ge-
fördert. Die alten Festungswälle waren zu eng geworden und mußten erweitert werden.
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TM Hauptwörter (100): [T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T37: [Friedrich Brandenburg Heinrich Herzog Sachsen Land Albrecht Kaiser Mark Johann], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland]]
TM Hauptwörter (200): [T122: [Stadt Hamburg Handel Berlin Bremen Lübeck London Deutschland Frankfurt Verkehr], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T97: [Heinrich Herzog Graf Erzbischof König Grafe Kaiser Stadt Herr Mainz], T117: [Schleswig Däne Insel Holstein Eider Preußen Schanz Jütland Dänemark Karl], T28: [Blatt Blüte Pflanze Baum Wurzel Frucht Stengel Zweig Erde Samen]]
Extrahierte Personennamen: Karl_der_Große Karl Friedrich_Barbarossa Friedrich Barbarossa
Extrahierte Ortsnamen: Schleswig-Holstein Hansestadt_Hamburg Hamburg Waldburg Burg Hamburg Hamburg Holstein Stormarn Hamburg Hamburg Cuxhaven Hamburg Burg_Bergedorf Hamburg Hamburgs
§ 8. Das südliche Holstein. 19
druck, das Haus liege „all to nah" (allzunahe). Davon erhielt zunächst die Wirtschaft
den Namen „Rrug Altona". Später siedelten sich in der Nähe mehr Zischer an, und
der Name der Wirtschaft wurde nun auch auf den neuen Grt übertragen.
Damals gehörte das südliche Holstein mit der Stadt Altona den Grafen von
Schauenburg, die in Pinneberg residierten. Diese beförderten das Wachstum Altonas
in jeder weise. Sie gestatteten Andersgläubigen, sich in Altona niederzulassen. So
kamen Nlennoniten aus Holland, Hugenotten aus Frankreich, Juden aus Portugal.
Auch gestattete der Graf solchen Handwerkern, die in Hamburg nicht selbständige Meister
werden konnten, sich auf Altonaer Gebiet, nahe der Hamburger Grenze, ein Haus zu
bauen und ihr Gewerbe zu treiben. Der Stadtteil, wo sie sich ansiedelten, wurde die
Freiheit genannt. So wuchs Altona schnell zu einem ansehnlichen, gewerbreichen
Ort heran. 1664 wurde Altona zur Stadt erhoben.
Kbb. 8. In der Altonaer Fischhalle, (phot. Matth. Kruse, Altona.)
1713 wurde Altona von dem schwedischen General Stenbock bis auf wenige Häuser
niedergebrannt. In der Zranzosenzeit drohte der Stadt dasselbe Schicksal. Der tapfere
und kluge Oberpräsident (Oberbürgermeister) Graf Konrad von Blücher-Altona rettete
sie vor diesem Unglück.
Jetzt ist Altona eine Großstadt mit 180 000 Einwohnern.
Handel und Industrie. Zrüher war Mona in erster Linie Handels-
stadt. vie größten Handelshäuser sind aber nach Hamburg verlegt worden.
Zwar ist der Handel immer noch recht bedeutend, doch ist die Industrie jetzt
Haupterwerbsquelle. Besonders sind die Stadtteile Ottensen und Bahrenfeld
reich an Zabriken. Es gibt kaum einen Industriezweig, der in Altona nicht
vertreten wäre- zu nennen sind Eisengießereien, Maschinenfabriken, Margarine-
und Glasfabriken.
Die Zischerei. Ein besonders wichtiger Erwerbszweig ist die Elb- und
Hochseefischerei und die Verarbeitung der Zische in den Räuchereien, Zisch-
bratereien und Nlarinieranstalten. Altonaer Zischdampfer fahren nach der
2*
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
TM Hauptwörter (100): [T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T34: [Schweden König Gustav Dänemark Preußen Krieg Polen Adolf Frieden Holstein]]
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Extrahierte Personennamen: Matth General_Stenbock Konrad_von_Blücher-Altona Konrad Mona
Extrahierte Ortsnamen: Holstein Holstein Altona Schauenburg Pinneberg Altona Holland Frankreich Portugal Hamburg Altona Altona Altonaer_Fischhalle Altona Altona Altona Hamburg Ottensen Bahrenfeld Altona
56 Schleswig-Holstein.
liegen liebliche Badeorte, mit denen Flensburg in regelmäßiger Dampfschiffs-
Verbindung steht. Dazu gehört das Stadtchen Glücksburg mit einem Schloß,
das einem nahen verwandten der Kaiserin gehört. Es ist das Stammschloß
der Könige von Dänemark, Norwegen und Griechenland. Die Umgegend von
Flensburg ist reich an Naturschönheiten. Das Gebiet der schönen Waldungen
reicht westlich von Flensburg aber nur eine Stunde weit- dann beginnt eine
sandige Hochfläche. — In der Umgegend sind auch viele Schlachtenorte, wo
Deutsche und Dänen um die Herrschaft rangen.
i -
5lbb. 28. Schloß Glücksburg. (Phot. Glückstadt & Münden, Hamburg.)
Bis Flensburg reicht das deutsche Sprachgebiet. Noch vor 30 Jahren sprach
ein großer Teil der Flensburger Bürger Dänisch,- jetzt merkt man hier kaum noch
etwas von dem Dänentum.
Zusammenfassung: Angeln ist die größte Halbinsel an der Gstküfte Schleswigs.
Ls liegt zwischen Schlei nnf> Flensburger Förde. Die Halbinsel ist nach dem Volks-
stamm der Angeln benannt. Oer Loden ist hügelig, fruchtbar und vorzüglich angebaut.
Vie Bewohner nähren sich von Ackerbau und Viehzucht; Rinder- und Schweinezucht
stehen in hoher Blüte. Kngeln liefert vorzügliche Butter, vie größten Grte liegen
an den Randgewässern. 5ln der Schlei liegen Schleswig, Kappeln und Krnis.
Schleswig ist die Hauptstadt der Provinz (20 000 Einwohner) ? es ist Sitz der Re-
gierung. Flensburg ist eine wichtige Handels- und Industriestadt (61000 Einwohner).
8 17. Nordschleswig.
Lage. Grenzen. Westlich von Flensburg beginnt ein niedriger höhen-
zug, der sich quer durch die Halbinsel bis zur Tondernschen Marsch hinzieht.
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser]]
TM Hauptwörter (100): [T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T34: [Schweden König Gustav Dänemark Preußen Krieg Polen Adolf Frieden Holstein], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T117: [Schleswig Däne Insel Holstein Eider Preußen Schanz Jütland Dänemark Karl], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T122: [Stadt Hamburg Handel Berlin Bremen Lübeck London Deutschland Frankfurt Verkehr]]
26 Schleswig-Holstein.
und verdingen sich wochenweise bei den Lauern für hohen Lohn. Ist aber
die Ernte beschafft und das Korn abgedroschen, dann oerlassen sie wieder das
Land. Im lviater und Vorsommer hat der Lauer nicht viele Kräfte nötig.
In Ostholstein fehlt auch fast jegliche Industrie. Die zahlreichen Städte sind
nur von geringer Größe. In ihnen versorgt sich die Landbevölkerung mit
Kolonialwaren und Hausstandssachen.
Auf einer Halbinsel zwischen dem Großen und Kleinen plöner See liegt
Plön. In dem Schloß zu Plön ist eine Kadettenanstalt, die von sämtlichen
Söhnen unseres Kaiszrs besucht wurde. Un der Schwentine liegt Preetz. Dort
wohnen viele Schuhmacher, die mit ihren lvaren alle Jahrmärkte der Provinz
besuchen. Nicht weit vom pielsberg liegt das Städtchen Lütjenburg in sehr
schöner Umgebung. Heiligenhafen und Neustadt sind hafenorte von geringer
Bedeutung. Oldenburg und Burg a. F. sind kleine freundliche Landstädte.
5ln der Neustädter Lucht reiht sich ein Ladeort an den andern.
Oie Bewohner. Gstholstein war bis zum Jahre 1100 von den heidnischen
Wagriern, einem wendischen Volksstamm, bewohnt. Gft drangen sie raubend und
sengend in das benachbarte Holstein ein, und große Teile Holsteins waren nach und
nach in ihre Gewalt gekommen (bis Neumünster und Nortorf). Als bald nach 1100
die Schauenburger Grafen nach Holstein kamen, begannen diese einen Eroberungskrieg,
in welchem die Wenden den Holsten erlagen. Oer größte Teil der Wenden wurde
ausgerottet,' der Rest geriet in Leibeigenschaft. Oie Grafen verschenkten große Teile
des Landes an ihre Krieger, andere an die Kirche. Aus den Kriegern ist ein Teil
des holsteinischen Adels hervorgegangen. Oie unterworfenen Wenden mußten ihre
Acker bearbeiten. Oie Grafen riefen außer den Holsten auch fremde Ansiedler ins
Land aus Westfalen, Hessen, Holland und Zriesland. Sie hielten an manchem Brauch
ihrer früheren Heimat fest, nahmen aber die Sprache und Bauart der Holsten an.
Manchem Oorf sieht man es aber noch an, daß es ursprünglich wendisch war. Oann
findet sich in der Mitte ein freier Platz, um den die Gehöfte rundherum liegen.
Das Fürstentum Lübeck. Das Fürstentum Lübeck gehört zur Land-
schaft Gstholstein, aber nicht zur Provinz Schleswig-Holstein sondern zum
Großherzogtum Oldenburg. Die Hauptstadt des Fürstentums ist Eutin am
Eutiner See. Oas Städtchen hat eine wunderschöne Umgebung.
Die Freie Stadt Lübeck. Auch das Gebiet der Travemündung gehört
nicht mit zu Schleswig-Holstein- hier liegt das Gebiet der Freien Stadt Lübeck.
Im Mittelalter war Lübeck das Haupt der Hansa (Städtebund). Damals war
es so mächtig, daß es in den nordischen Reichen (Dänemark, Schweden
und Norwegen) Könige ein- und absetzte. Später schlug der Handel andere
lvege ein, und Lübeck verlor seine Macht. Noch erinnern aber an die alte
Zeit prächtige Lauten: das Rathaus, die Marienkirche, das Holstentor u. a. m.
Jetzt beginnt die Stadt sich wieder zu beleben. Es wird ein Industrieort.
von einem hochofenwerk in Lübeck wird das ganze östliche und mittlere
Holstein mit Elektrizität versorgt. Lübeck hat 100 000 Einwohner.
Zusammenfassung: Ostholstein wird im Norden von der Kieler Bucht, im
Osten und Südosten von der Neustädter Bucht, im Süden von der Traoe begrenzt.
Im Westen ist ein flacher Höhenzug, die Wasserscheide zwischen Lider und Schweu-
tine, die Grenze. Ostholstein besteht fast ganz aus hügeligem Lehmboden? nur
Fehmarn und Land Oldenburg sind eben. Die hügelkuppen sind häufig von schönen
Buchenwäldern bedeckt. Das Land ist sehr reich an Seen (holsteinische Seenplatte).
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§ 16. Gstschleswig. 55
Ernte geben. Schon vor Jahrzehnten wurden Wiesenbauer aus Angeln nach
andern Gegenden berufen, um den Stand der wiesen zu verbessern, Außer
Wiesenheu wird aber auch viel Kleeheu gewonnen. So kommt es, daß die
Zahl der Rinder im vergleich zur Zläche sehr groß ist. Die Rinder sind alle von
dunkelroter Zarbe- sie sind nur klein und sehr genügsam und doch milchergiebig,
wegen dieser Eigenschaften wird viel Vieh aus Angeln als Zuchtvieh nach solchen
Gegenden ausgeführt, die an wiesen und weiden Mangel leiden. In jedem
Vorf ist eine Meierei, in der vorzügliche Butter gewonnen wird.
In Angeln steht auch die Schweinezucht in höchster Blüte,- deswegen wird
trotz der reichen Kornerträge noch viel Kutterkorn eingeführt.
Besiedlung. In Angeln gibt es zwar auch einige große Güter- doch
ist der größte Teil des Lodens in den Händen von freien Lauern. — Trotzdem
sich die Lewohner ausschließlich von Ackerbau und Viehzucht nähren, ist das
Land doch dicht bewohnt. Die Städte der Landschaft liegen alle an den
Randgewässern- an der Schlei liegen Schleswig, Kappeln und Krnis, an der
Klensburger Förde Flensburg und Glücksburg.
Schleswig.
Schleswig liegt am Westende der Schlei und hat von dieser seinen Namen
erhalten (Schleswig — Schleibucht). Die Stadt umklammert die Schlei in einem
langen Logen. Eine Hauptstraße von einer Stunde Länge durchzieht die Stadt-
kurze Seitenstraßen zweigen sich ab. Schleswig war in alter Zeit ein wichtiger
Seehandelsplatz. $ür die größeren Schiffe der Gegenwart ist die Schlei nicht
tief genug- darum ist der Handel nur von geringer Bedeutung. Lange Zeit
haben in Schleswig herzöge regiert. Die herzogliche Residenz Schloß Gottorp
dient jetzt als Kaserne.
Schleswig ist die Hauptstadt der Provinz Schleswig-Holstein, denn dort ist
der Sitz der königlichen Regierung. In Schleswig wohnt der Oberpräsident
der Provinz, ebenso der Regierungspräsident. Vie übrigen preußischen Pro-
vinzen zerfallen in zwei bis sechs Regierungsbezirke- Schleswig-Holstein bildet
nur einen Regierungsbezirk, der nach dem Regierungssitz Schleswig benannt ist.
Die provinzialverwaltung hat in Schleswig wichtige Anstalten errichtet: eine
Taubstummen-, Irren- und Idiotenanstalt. Eine besondere Sehenswürdigkeit ist
der vom mit dem unvergleichlich schönen Altarblatt von Hans Brüggemann,
schönen Gemälden und den Grabkapellen mehrerer herzöge und vieler Adligen.
An der Schlei liegen auch Kappeln und Arnis. In beiden Orten wohnen
viele Seeleute und Zischer.
Flensburg.
Am westende der Zlensburger Körde liegt die wichtige Handelsstadt Zlens-
bürg. Es ist die größte Stadt im früheren Herzogtum Schleswig. (1910: 61000
Einwohner). Oer Zlensburger Hafen ist tief und geschützt- selbst die größten
Seeschiffe können bis dicht an die Stadt herankommen. Flensburg steht be-
sonders mit den nordischen Staaten und mit England in regem Handelsverkehr.
Die Stadt hat auch eine bedeutende Industrie. Auf einer werft werden
4000 Arbeiter beschäftigt. Außerdem sind Eisengießereien, Maschinenfabriken,
eine Reismühle und Brauereien zu nennen. — Die schönsten Stadtteile liegen
auf den höhen, die den Hafen von allen Seiten einschließen. An beiden Seiten
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