Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Grundriß der mecklenburgischen Geschichte - S. 12

1899 - Leipzig [u.a.] : Süsserott
- 12 - Schlacht von Schleswig beibrachte. Alle Söhne Ratibors kamen um, und die Leichen der Erschlagenen sollen eine Tagereise weit die Heide bedeckt haben. 3. Gottschalks Kückkehr und Ziele. — Nunmehr wurde es Gottschalk leicht, sich den Weg zu seinem väterlichen Erbe zu bahnen. Mit Hülse der Dänen und Sachsen bestieg er den Thron; bald gelang es ihm, die feindselige Stimmung des Volkes zu beseitigen und dieses sür sich zu gewinnen. Sein Ziel war die Aufrichtung eines wendischen Einheitsstaats, der alle wendischen Völker an der Ostsee umschließen sollte. Überall sollte die christliche Lehre herrschen, der er selber von Herzen ergeben war. Einen begeisterten Förderer seiner Pläne fand er in dem ehrgeizigen Erzbischof Adalbert von Bremen, der begierig die Gelegenheit ergriff, seine geistliche Macht über die Wendenländer auszudehnen. 4. Gottschalks Erfolge. — Es gelang Gottschalk, sein Reich nach Osten bis an die Peene auszudehnen und so über ein Gebiet zu herrschen wie kein Wendenfürst vor ihm. Gottfchalk errichtete überall Kirchen und Klöster und gründete zwei neue Bistümer, eins in seiner Residenz Mecklenburg, das andere in Rahebura. Er wurde selbst Missionar seines Volkes und hielt in wendischer Sprache geistliche Ermahnungsreden. So schien das wendische Volk bald ein christliches werden zu sollen. 5. Der Umschwung. — Aber nur äußerlich hatten sich die Wenden dem Joche Christi gefügt. Mit der wachsenden Zahl der Kirchen und geistlichen Stiftungen steigerten sich auch die kirchlichen Abgaben zu einer drückenden Höhe. Dazu ließ Gottschalk allen, welche noch beim Heidentum verharrten, seine Ungunst fühlen. Dies beförderte den Ausbruch einer im stillen schon lange vorbereiteten Verschwörung zur Ausrottung des Christentums. Die Zeitverhältnisse waren einer solchen Absicht günstig. Der gefürchtete Nachbar und Wendenfeind, Herzog Bernhard von Sachsen, war gestorben; das deutsche Reich befand sich während der Minderjährigkeit Heinrichs Iv. im Zustande der Zerrüttung. 6 Das Jahr 1066. — Im Jahre 1066, wo Adalbert von Bremen in Tribur seiner Würden entsetzt wurde, brach auch das Verderben über seinen Schützling Gottschalk herein. Am 7. Juni begann von Rethra aus der Losbruch der aufrührerischen Bewegung. Ihr erstes Opfer war Gottschalk selber. Er wurde an diesem Tage zu Lenzen am Altare

2. Grundriß der mecklenburgischen Geschichte - S. 32

1899 - Leipzig [u.a.] : Süsserott
- 32 - von Templin Heinrich dem Löwen Stargard lassen. Seit dieser Zeit nennen sich die mecklenburgischen Fürsten „der Lande Rostock und Stargard Herr". 6. Auswärtige Keftrebungen. — Heinrich Ii. bestrebte sich, seine Macht nach allen Richtungen zu erweitern. Mecklenburg war unter diesem kriegerischen Fürsten auf dem Wege, die erste Macht Norddeutschlands zu werden. Als Markgras Waldemar 1319 ohne Erben starb, erhob Heinrich Ansprüche aus die Mark Bran den bürg. Die Priegnitz und die Uckermark erkannten ihn bereits als ihren Herrn an. Doch Kaiser Ludwig der Baier (1313 —1347) war ihm entgegen, und Heinrich mußte sich mit Geld und einigen Landstrichen genügen lassen. Seinen Anspruch auf das Fürstentum Rügen mußte er ebenfalls nach hartem Kampfe gegen geringe Geld-und Landentschädigung aufgeben. Mit dem König Magnus von Schweden schloß er ein Bündnis, das er durch die Verlobung seines Sohnes Albrecht, obgleich dieser noch ein Kind war, mit des Königs Schwester Euphemia zu befestigen suchte. 7. Innere Zustände. — Heinrichs des Löwen Regierung war ruhmvoll nach außen, aber für die innere Wohlfahrt des Landes wenig segensreich. Der große Länderzuwachs wurde durch das in den vielen Kriegen vergossene Blut teuer erkauft. Um das zur Kriegführung erforderliche Geld zu beschaffen, mußte Heinrich zahlreiche fürstliche Besitzungen verpfänden und zog dadurch einen mächtigen und trotzigen Vasallenstand groß. In seiner Geldnot forderte er auch Abgaben von den Klöstern und entzog, als ihm dieselben verweigert wurden, den Geistlichen ihre Einnahmen. Dafür ward er vom Bifchof von Ratzeburg in den Bann gethan. Nach Lösung desselben stiftete Heinrich, der bei aller Kriegslust ein fromm gesinnter Mann war, 1324 das Kloster zu Ribnitz. 17. Albrecht Ii der Große. 1329—1379. 1. Albrechts Ii. Jugend. — Heinrichs Ii. Söhne Albrecht und Johann befanden sich beim Tode ihres Vaters noch im minderjährigen Alter; bis zur Volljährigkeit des ersteren führten 16 Mitglieder der Ritterschaft und die Magistrate der Städte Rostock und Wismar die vormundschaftliche Regierung des Landes. Während diesek"zeit' schmolz der fürst-

3. Grundriß der mecklenburgischen Geschichte - S. 42

1899 - Leipzig [u.a.] : Süsserott
Auch mußten sich die Ratsherren in feierlichem Zuge in die Marienkirche begeben, in welcher zwei mit Decken, Baldachinen und Lichtern verzierte Särge aufgestellt waren, und dort zwei Seelenmessen lesen lassen. Ferner mußte die Stadt eine Sühnekapelle aus dem Marienkirchhofe errichten und drei Pilger aussenden, einen zum Papste nach Rom, den andern nach San Jago di Compostella in Spanien, den dritten nach St Ewald in der Schweiz, um an diesen Orten für das Seelenheil der Getöteten zu beten. Jetzt suchten auch in Rostock die vertriebenen Ratsherren ihre Wiedereinsetzung zu bewirken und wandten sich gleichfalls an den Kaiser Sigismund. Tiefer that die Stadt in die Acht und der Papst schleuderte über sie den Bannstrahl, worauf 1437 die Universität nach Greifswald auswanderte. Jetzt erst verstand sich die Stadt zur Nachgiebigkeit und ging einen Vergleich ein. Die Universität kehrte zurück; einige Professoren verblieben aber in Greifswald und veranlaßten 1456 die Begründung der dortigen Universität. c) Der Niedergang. — Gegen Ende des 15. Jahrhunderts begann das Ansehen der Hansa und der Wohlstand ihrer Glieder zu sinken. Die neuen Bahnen, welche mit der Entdeckung Amerikas der Welthandel einschlug, schädigten auch den Handel der wendischen Städte. Ein Versuch des Lübecker Bürgermeisters Wullenweber, der Hansa die alte Stellung in Dänemark zurückzugewinnen, schlug fehl und hatte für Rostock und Wismar empfindliche Verluste im Gefolge. ä) Die Rostocker Domfehde. — In Rostock wurde der Verfall der alten Hansaherrlichkeit durch die Domfehde beschleunigt. Um durch die Geistlichkeit einen Anhang in der Stadt zu gewinnen, beschloß Herzog Magnus li. an der St. Jakobikirche ein Domstift einzurichten. Die Stadt widersetzte sich und trotzte sogar dem Bannflüche des Papstes. Als dennoch 1487 das Stift zustande kam, brach wenige Tage nach der Einweihung desselben ein Volksaufruhr aus. Der Dompropst Thom as Rode wurde von einem wilden Haufen ergriffen und am oberen Ende der Badstüberstraße mit Knitteln totgeschlagen. Heftig tobte der Kampf der Parteien in den Mauern der alten Hansestadt. Der Steinmetz Hans Runge war der Führer der Volkspartei. Diese warf dem Rate vor, er habe in Sachen des Domstifts die Freiheiten und Privilegien der Stadt verletzt und vertrieb ihn. Mit Hülfe seines Anhangs unter den Bürgern kehrte er aber bald zurück. Erst 1491 kam es zum Frieden. Rostock leistete Abbitte und neue Huldigung und mußte zum Gedächtnis des erschlagenen Dompropstes an der Stelle des Mordes einen Sühnestein errichten lassen. 4. Die girdje. — Der fromme und werkthätige Sinn des Mittelalters äußerte sich besonders durch den Bau zahlreicher Gotteshäuser. Die herrlichen Kirchen, welche im 13. und 14. Jahrhundert aufgeführt wurden, blicken wir noch heute mit Bewunderung an. Die Lehre der Kirche war jedoch lange nicht mehr die reine Lehre Christi. Man glaubte durch Verdienst der eigenen Werke und durch Fürbitte der Heiligen, vor allem der Jungfrau Maria, in den Himmel eingehen zu können. Noch 1534 lehrte der Priester Heinrich Wackerbeck

4. Grundriß der mecklenburgischen Geschichte - S. 43

1899 - Leipzig [u.a.] : Süsserott
— 43 — zu Muchow bei Neustadt, daß der Herr Christus zwar die Thür zum Himmel sei, die Juugfrau Maria aber einem Feuster gleiche durch welches jeder die Seligkeit gewinnen könne, den Christus nicht einlassen wolle. In der Lehrthätigkeit der Kirche nahm die Predigt, anfänglich in lateinischer Sprache, seit 13(0 tu nieder-sächsischer Mundart gehalten, nur eine untergeordnete Stellung ein; eher legte man Gewicht auf die Unterweisung des Volkes im Beichtstuhl. Auch die Lehre vom Ablaß fand iu Mecklenburg viele Gläubige. Es gab gewisse Orte, durch deren Besuch man sich einen Ablaß von der Höllenstrafe erringen konnte. Wer den Dom zu Schwerin an den vier Festen eines Jahres besuchte, kürzte die Qualen des Fegeseuers um 1277 Jahre ab. Wer um die Mauern des Kirchhoses zu Kammin bei Laage einmal betend herumging, hatte seine zukünftige Pein um 40 Tage verringert. Seit 1463 wurde unser Land auch von Ablaßhändlern durchzogen, die gegen Geldzahlung Vergebung der Sünden und Erlösung der abgeschiedenen Seelen aus dem Fegefeuer verhießen. Einer von ihnen, Ar cimboldus, hatte auch Milch- und Butterbriese seil; wer sich einen solchen löste, durfte in den Fasten Milch und Butter genießen, ohne damit eine Sünde zu begehen. In hoher Blüte stand ferner die Reliquienverehrung. Die höchste Anbetung genoß das heilige Blut in Schwerin und in Doberan. Ersteres war ein in einen Jaspisstein geschlossener Tropfen des Blutes Christi, welchen Graf Heinrich 1222 von feiner Kreuzfahrt mitgebracht hatte. In der heiligen Blutskapelle im Schweriner Dom ward es aufbewahrt. Jeden Freitag zur Todesstunde des Erlösers teilte es sich in drei Teile und bewies eine wunderwirkende Kraft. Sein Anblick heilte viele Kranke, welche dann eine Abgabe zahlen mußten, die je nach dem Leibesgewichte verschieden groß war. Das heilige Blut iu Doberan verdankt seinen Ursprung einem Hirten aus Steffenshagen, der die im heiligen Abendmahle empfangene Hostie in seinem ausgehöhlten Hirtenstabe verbarg. Seine Herde war jetzt vor jeder Gefahr geschützt. Bald aber wurde dies Geheimnis entdeckt und die Hostie nach Doberan zurückgebracht, wo sie viele Wunder wirkte. Die Kirche zu Doberan war auch an anderen Reliquien die reichste. 5. filiifler und Schulen. — Als Höhepunkt der Frömmigkeit galt im Mittelalter das beschauliche Leben in den Klöstern Die ersten von den Eisterciensern gegründeten mecklenburgischen Klöster waren Pflegstätten christlicher Barmherzigkeit und Sitze der Wissenschaften und Künste. Unter den Klöstern nahm Doberan die vornehmste Stellung ein; der Abt desselben durste sich sogar des bischöflichen Ornats bedienen. Neben der weißen Ordenstracht der Cisterfienf er erblickte man in Mecklenburg auch Franziskaner (die braunen Mönche), Dominikaner (die schwarzen Mönche), sowie Augustiner (Sternberg), Benediktiner (Dobbertin), Karthäuser (Moriettehe bei Rostock), Prämonstratenser (Broda). Zur Zeit des Herzogs Magnus Ii. gab es in Mecklenburg 27 Klöster, in welchen 500 Nonnen und 700 Mönche lebten. Schulen für die Jugend des gemeinen Volkes kannte das Mittelalter nicht. Deshalb herrschte weithin gröbste Unwissenheit

5. Grundriß der mecklenburgischen Geschichte - S. 44

1899 - Leipzig [u.a.] : Süsserott
— 44 - und finsterer Aberglaube. In den Städten waren alle Schulen Lateinschulen. Die erste deutsche Schule, in welcher Lesen, Schreiben, Rechnen gelehrt wurde, gründeten 1480 die „Brüder vom gemeinsamen Leben" in Rostock. Ein eigenartiges Bildungsmittel, durch welches die Kirche der Volksmasse eine größere Kenntnis der christlichen Heilsthatsachen vermitteln wollte, war das geistliche Schauspiel. Dieses erfreute sich während des Mittelalters in Mecklenburg einer großen Beliebtheit. Geistliche Schauspiele wurden in der Fastenzeit, am häufigsten am Vorabend des Osterfestes aufgeführt. Berühmt geworden ist das Osterschauspiel zu Redentin, einem Dorfe nördlich von Wismar. Die Spielenden waren teils Priester und Mönche, teils Bauern. 6. Laieiivereine. — Gegen Ende des Mittelalters verfiel die Kirche einer zunehmenden Verweltlichung. Auch die Klöster waren allmählich ihrem ursprünglichen Zwecke entfremdet und von weltlicher Lust und Zuchtlosigkeit nicht unberührt geblieben. Bei dieser fortschreitenden Verflachung des geistlichen Lebens schlossen sich einzelne fromme Seelen zu dessen Erneuerung und Vertiefung eng zusammen. Es entstanden christliche Laienvereine, von denen folgendein Mecklenburg Verbreitung fanden: a) Die Brüder vom gemeinsamen Leben. — Stifter dieser Gesellschaft ist Gerhard Groote, f 1384 zu Decenter in Holland Die Brüder vom gemeinsamen Leben, auch „Brüder vom guten Willen" genannt, führten in Gebet und Arbeit eine apostolische Lebensweise, Sie lebten gemeinsam in einem Kloster (Fraterkloster) und erwarben ihren Lebensunterhalt durch Unterricht der Jugend Aber auch höhere wissenschaftliche Bestrebungen wurden eifrig von ihnen gefördert. In Rostock errichteten sie 1462 eine Niederlassung und gründeten hier 1472 die erste Druckerei in Mecklenburg. Ihr Fraterkloster war das jetzige Wollmagazin an der Schwaanschen Straße. b) Diebeguinen. — Die Beginnen waren Laienschwestern, welche, an keine bestimmte Ordensregel gebunden, meistens gemeinschaftlich in einem Hause lebteu. Sie verrichteten in der Stille Werke der Barmherzigkeit, besonders Krankenpflege, und erfreuten sich wegen der Fürbitten für die Verstorbenen der Gunst des Volkes. In Wismar gewährte ihnen der Rat 1288 eine Niederlassung, welche der Beguinenstraße den Namen gab; in Rostock siedelten sie sich 1293 auf dem nach ihnen benannten Beguiuenberge an. Sie fanden sich außerdem an verschiedenen Orten des Landes. c) Die Kalande — Dies waren Vereine, welche sich die Pflege christlicher Barmherzigkeit zum Ziel gesetzt hatten. Es gab einen großen und einen kleinen Kaland. Ersterer sorgte für die Toten, letzterer für die Lebenden. Man nannte die Kalande auch Elendsgilden. Mitglied konnte jeder ohne Unterschied des Alters, Standes und Geschlechts werden. Deshalb erlangten diese Vereine eine große Verbreitung, besonders in den Städten. Aber auch sie erlagen dem allgemeinen Sittenverderben. An die monatlichen Zusammenkünfte schloffen sich Festmähler an, welche mehr und mehr in wüste Gelage ausarteten. Daher wurden später die Kalande aufgehoben.

6. Grundriß der mecklenburgischen Geschichte - S. 46

1899 - Leipzig [u.a.] : Süsserott
- 46 - leugnete. Standhaft erlitt sie den Feuertod, die Ermahnungen ihres Sohnes, eines Mönches, der sie zur Richtstätte begleitete, von sich weisend. Ein Vorläufer der Reformation ist auch der Priester Nikolaus Ruß zu Rostock. Er schrieb um 1500 in plattbeutscher Sprache das Buch „Bon den drei Strängen". Mit den drei Strängen, durch welche sich die Kirche aus dem Abgrunde des Verderbens herausziehen könne, meint Ruß Glaube, Liebe, Hoffnung. Die Schrift wurde bis auf wenige Exemplare aufgekauft und beifeite geschafft, Ruß selber zur Flucht gezwungen. Einer seiner Anhänger, ein Student, lief mit wildem Geschrei durch die Straßen der Stadt, ermahnte zur Buße und verkündete den Anbruch einer neuen Zeit. Bald leuchtete das goldene Morgenrot der Reformation auch dem mecklenburgischen Volke und Lande. Iv. Die Reformationszeit. 20. Joachim Stüter, 1. Stüters Herkommen. — Der große Wegbereiter des Luthertums ist Joachim Stüter, geboren 1490 zu Dömitz als Sohn eines Fährmanns und mit seinem rechten Namen Kutzker geheißen. Der Knabe widmete sich dem geistlichen Stande und studierte in Rostock und Wittenberg; an letzterem Orte wurde er durch Luther und Melanchthon der Reformation gewonnen. Als ihr begeisterter Anhänger kehrte er 1521 nach Mecklenburg zurück, wo er an Herzog Heinrich dem Friedfertigen einen Gönner fand. Nachdem Slüter zwei Jahre als Lehrer an der Schule des Kirchspiels von St. Peter in Rostock gewirkt hatte, verlieh ihm Herzog Heinrich 1023 eine Predigerstelle an dieser Kirche. 2. Stüters Predigt. — Klar und vernehmlich verkündigte jetzt Slüter in plattdeutscher Mundart die freie Gnade Gottes in Christo. Die Zahl seiner Zuhörer war eine so große, daß die Menge keinen Raum mehr in der Kirche fand. Slüter mußte unter sreiem Himmel predigen und schlug seine Kanzel an der Nordseite der Kirche unter einer Linde auf. Die alten lateinischen Kirchengesänge wurden abgeschafft. Slüter führte den deutschen Kirchengesang ein und reichte das heilige Abendmahl unter beiderlei Gestalt.

7. Grundriß der mecklenburgischen Geschichte - S. 69

1899 - Leipzig [u.a.] : Süsserott
— 69 — 5. Der Landtag wird nach wie vor abwechselnd in Malchin und Sternberg abgehalten. Der Landtag wird durch die Vertreter der Landesherren, die Kommissarien, zwei von Schwerin, einer von Strelitz, eröffnet. Mittelspersonen zwischen den Landesherren und den Ständen sind die Landräte, 8 an der Zahl; 4 gehören dem Herzogtum Schwerin und 4 dem Herzogtum Güstrow an. Das Amt der Landräte ist ein lebenslängliches. Für Aufrechterhaltung der Ordnung sorgen die Landmarschälle. Die Würde eines Landmarschalls ist in drei Familien erblich: im Herzogtum Mecklenburg in der Familie von Lützow auf Eickhof, im Fürstentum Wenden in der Familie der Barone von Maltz an auf Penzlin, für die Herrschaft Stargard in der Familie des Grafen von Hahn auf Pleez. Den Vorsitz auf dem Landtage führt der dirigierende Land rat. Ihm zur Seite steht das Direktorium. Diefes besteht aus 12 Mitgliedern, den 3 Landmarschällen, den 8 Landräten und einem Deputierten der Stadt Rostock. 6. Der Engere Ausschuß vertritt die Stände außer der Landtagszeit und hat seinen Sitz in Rostock. Der „Engere Ausschuß" zählt 9 Mitglieder, 2 Landräte, je einer für die Herzogtümer Schwerin und Güstrow, 3 Deputierte der Ritterschaft, je einen Deputierten der drei Vorderstädte und einen Deputierten der Stadt Rostock. Vii. Die Neuzeit Mecklenburgs. 32. Friedrich der Fromme. 1756—1785. 1. Mecklenburg im Siebenjährigen Kriege. — Bald nach dem Regierungsantritt des Herzogs Friedrich brach der Siebenjährige Krieg aus und brachte neues Elend über unser Vaterland, welches sich von den Verwüstungen des Dreißigjährigen Krieges kaum erholt hatte. Während sich Mecklenburg-Strelitz neutral verhielt, nahm aus verschiedenen Gründen Herzog Friedrich gegen Preußen Partei. Seit der Zeit des Soldatenkönigs Friedrich Wilhelm I. hatten preußische Werber Mecklenburg durchstreift, um mit List oder Gewalt „lange Kerle" zu holen, und König Friedrich Ii. (1740 — 1786) war nicht zu bewegen, diesen Räubereien Einhalt zu thun, noch die unter Karl Leopold in Psandbesitz genommenen mecklenburgischen Ämter zurückzugeben. Auch schien nach menschlicher Voraussicht die Niederlage Preußens und damit nicht nur die Rückgabe der Ämter, sondern vielleicht noch eine Gebietserweiterung zu erwarten. Überdies schloß Herzog Friedrich ein Bündnis mit Frankreich; auch Schweden versprach ihm seinen Schutz. Aber es kam anders. Mecklenburg litt,

8. Grundriß der mecklenburgischen Geschichte - S. 67

1899 - Leipzig [u.a.] : Süsserott
- 67 - aussprach: „Unser ganzes Bestreben und unser fester Vorsatz ist, zwischen Haupt und Gliedern ein gegenseitiges Vertrauen herzustellen und alle Irrungen aus dem Grunde zu heben." Von einem solchen Regenten konnte das Land den Anbruch besserer Zeiten erwarten, und es sah sich in seiner Zuversicht nicht^etciun^^ ^ Friedensfürst. — Mit Weisheit und Mäßigung strebte Christian Ludwig seinem Lebensziele zu, die inneren Streitigkeiten zu beenden und „ dem Lande den ersehnten Frieden zu verschaffen. Nach Überwindung großer Schwierigkeiten gelang es, am 18. April 1755 einen Vertrag zustande zu bringen, der unter dem Namen „Landes gründ gesetzlicher Erbvergleich" (Lggev.) die landesherrlichen und ständischen Rechte genau begrenzte. Auch Mecklenburg-Strelitz trat dem Vertrage bei ^8. Christian Ludwig als Kunstfreund. — Christian Ludwig war ein leutseliger, lebensfroher Fürst. In jungen Jahren hatte er sich längere Zeit in Rom ausgehalten und dort eine lebhafte Neigung zu den schönen Künsten gefaßt, welche er lebenslang pflegte. Die Zimmer in feinen Schlössern waren mit wertvollen Gemälden geschmückt. Auch die dramatische Kunst erfuhr durch ihn Unterstützung und Förderung. Zu diesem Zwecke erbaute er das Hoftheater zu Schwerin. M Christian Ludwigs Tod erfolgte ein Jahr nach vollbrachtem Friedenswerke. Christian Ludwig starb, 73 Jahre alt, nach mehrwöchentlicher Krankheit aus dem Schlosse zu Schwerin. Sein Lieblingsaufenthalt war das 1782 von ihm erbaute Jagdschloß zu Kleinow gewesen. Ihn überlebten zwei Söhne, Friedrich und Ludwig. Ein Zeitgenosse urteilt von Christian Ludwig Ii.: „Wenige seiner Vorfahren haben ein so hohes Alter erreicht, und feiner hat ihn an liebreichem Wesen und ein Güte gegen seine Unterthanen übertroffen." Übersicht: Adolf Friedrich I. Johann Albrecht Ii. von Meckl.-Schrverin. von Meckl.-Güstrow. 1607—1658. 1607—1636. Christian Louis I. Friedrich. Adolf Friedrich Ii, Gustav Adolf. 1658—1692. t 1688. von Meckl.-Strelitz. 1654—1695. 1701—1708. Friedrich Wilhelm. Karl Leopold. Christian Ludwig Ii. 1692—1713. 1713—1747. 1747—1756. 5*

9. Grundriß der mecklenburgischen Geschichte - S. 45

1899 - Leipzig [u.a.] : Süsserott
7 Die Juden. — Auch in Mecklenburg waren, wie im übrigen Deutschland^ die Juden während des Mittelalters schweren Verfolgungen ausgesetzt, indem man sie der Entwerhung christlicher Heiligtümer beschuldigte. Judenverfolgungen fanden statt 132o zu Krakow, 1330 zu Güstrow, die letzte und größte 1492 zu Stern-berg Hier wollte der an der Ecke der Pastiner Straße wohnhafte Jude Ekeasar die Hochzeit seiner Tochter durch eine Verhöhnung des Christengottes verherrlichen. Deshalb trachtete er nach dem Besitz einer Hostie, von der er sicher wußte, daß sie durch einen Priester geweiht und also in den Leib Christi verwandelt worden sei. Nun wohnte ihm gegenüber ein Priester namens Peter Däne, dem er einmal vier Schillinge geliehen und dasür als Pfand einen eisernen Grapen erhalten hatte. Eleasar versprach dem Priester, ihm das Psandstück ohne Geld zurückzugeben und noch einen halben Gulden zu schenken, wenn er ihm zwei geweihte Hostien überlasse. Peter Däne erlag der Versuchung und übergab dem^Eleasar die Hostien. Diese wurden am Hochzeitsmorgen von den Juden durchstochen, worauf sie zu deren Entsetzen zu bluten ansingen. Es ward ihnen bange, und sie brachten die Hostien, welche sich weder mit Feuer noch mit Wasser vernichten ließen, wieder zu Peter Däne, der sie auf dem Fürstenhofe nahe der Stadtmauer in die Erde vergrub, bald aber, von Gewissensbissen gequält, die Sache anzeigte. Herzog Magnus Ii. erschien persönlich in Begleitung von Bischöfen und Prälaten und stellte ein scharfes Verhör an. Am 24. Oktober 1492 wurden dann 27 Juden, 25 Männer und 2 Frauen, auf dem Berge vor dem Lukower Thore, seitdem der Judenberg genannt, dem Flammentode übergeben. Alle starben mit freudigem Mute und hauchten unter heiligen Gesängen ihr Leben aus. Während Eleasar sich durch Flucht rettete, wurde Peter Däne nach Rostock gebracht und hier nach vielen Qualen gleichfalls zum Tode auf dem Scheiterhaufen verurteilt. Alle Juden wurden des Landes verwiesen. Erst nach 200 Jahren durften wieder Juden in Mecklenburg einwandern. In Sternberg finden wir sie erst 1769. Die blutenden Hostien wurden als kostbare Reliquien in einer zu diesem Zwecke erbauten Kapelle zur allgemeinen Verehrung ausgestellt, und bald erlangte das heilige Blut von Sternberg einen solchen Ruhm, daß L)ternberg einer der bedeutendsten Wallfahrtsorte Deutschlands wurde. Durch Luthers machtvolles Auftreten erreichte der aufgerichtete Kultus sein Ende. 8. Dorresormntorüche Hewegungrii. — Die Irrlehren der mittelalterlichen Papstkirche wie die wachsende Sittenlosigkeit des geistlichen Standes hatten schon öfter den Widerspruch und den Bußrus einzelner Männer wie größerer Kreise hervorgerufen. Aber die Kirche hatte diese unwillkommenen Mahner bald zum Schweigen gebracht und die hervorgerufenen geistlichen Bewegungen mit Feuer und Schwert unterdrückt. Nicht so leicht gelang es, die Lehren des Engländers Wykles (f 1384) an weiterer Verbreitung zu hindern; diese drangen auch nach Mecklenburg. Schon 1380^ gab es in Wismar Anhänger Wykless, die aber vom Rate der Stadt mundtot gemacht wurden, worauf derselbe vom Papste ein Dankschreiben empfing. In Rostock lebte 1404 eine Frau, welche die Lehren der Kirche vorn Fegefeuer, vorn Ablaß und der Anbetung der Heiligen

10. Grundriß der mecklenburgischen Geschichte - S. 55

1899 - Leipzig [u.a.] : Süsserott
— 55 — Hohen Viecheln-Wismar und eines Kanals Rostock-Güstrow teilweise bis zum heutigen Tage nicht ihrer Vollendung entgegen- gesurrt ^ Anrechts Frömmigkeit — Johann Albrecht war ein ernster, gläubiger Christ. Er las täglich in der heiligen Schrift, ließ sie auch ins Lateinische übersetzen. Bon der Innigkeit und Tiese seines persönlichen Glaubenslebens zeugen viele uns erhaltene Schriftstücke. So schrieb er 1573 nach Beilegung der Streitigkeiten mit Rostock: „njcl) Haoe einen guten Kamps gekämpft, ich habe den Laus vollen,, et. Die Zeit ist für mich da, mich nach überstandenem schweren Sturm in den Hasen zu retten, wo mir der Herr die nur ausbewahrte Krone der Gerechtigkeit verleihen wird. Welt, lebe wohl, du hast mir genug zu schaffen gemacht, fuche dir nun einen andern. O du köstliche Himmelsburg, sei nur gegrüßt!" Bald sollte sich seine Todesahnung erfüllen.^ 13. Johann Albrechts Ende. — Johann Albrecht fühlte seine Gesundheit erschüttert und feine Kräfte erschöpft. In seinem Testamente bestimmte er die Einführung des Er st -geburtsrechts für die Thronfolge und bat Ulrich um Übernahme der Vormundschaft für feine Söhne. Der ältere Sohn Johann sollte ihm in der Regierung folgen, der jüngere Sohn Sigismund August anderweitig entschädigt werden. Bald nach Neujahr 1576 erkrankte Johann Albrecht auf einer Schlittenfahrt von Schwerin nach Wittenburg. Er verschied am Sonntag, den 12. Februar 1576, erst 50 ^jcihre alt, und wurde in der heiligen Blutskapelle des Schweriner Doms, sortan die Erbgrust des mecklenburgischen Fürstenhauses, beigesetzt. In Johann Albrecht I. verehrt Mecklenburg einen seiner ausgezeichnetsten Fürsten, dessen Andenken bis aus den heutigen Tag gesegnet ist. 14 Johann Albrechts I. gndtfolqer. — Während der Minderjährigkeit Johanns Vii. führte Herzog Ulrich von 1^6-1525 die Regierung des ganzen Landes mit Ilmsicht und Bedacht. "y * wärtigen Unternehmungen abhold, widmete er seine Kräfte dem inneren Wohl des Landes. Nicht gering find seine Verdienste auf kirchlichem Gebiete. Der Konkordienformel verschaffte er noch im Jahre ihres Zustandekommens lf>77 allgemeine Anerkennung tm Lande; sie wurde von ihm und 466 mecklenburgischen Geistlichen und Rektoren unterschrieben. Weiter veranlaßte er eine Revision der Kirchenordnuugen von 1552 und 1557, welche 1602 beendet wurde. Diese revidierte Kirchenorduung von 1602 ist im wesentlichen noch heute gültig. V , rr n , _ Johann Vii. trat 1585 die Regierung des Schwerrnschen Landesteils an. Sein Regierungssitz war Stargard; hier lebte er mit
   bis 10 von 71 weiter»  »»
71 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 71 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 0
1 0
2 8
3 2
4 6
5 10
6 0
7 1
8 0
9 1
10 15
11 0
12 1
13 6
14 0
15 0
16 1
17 0
18 0
19 0
20 0
21 0
22 0
23 0
24 0
25 10
26 5
27 36
28 2
29 0
30 0
31 0
32 0
33 4
34 1
35 1
36 6
37 33
38 1
39 10
40 0
41 0
42 0
43 1
44 0
45 3
46 8
47 10
48 0
49 0

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 0
1 6
2 0
3 1
4 1
5 0
6 0
7 1
8 3
9 13
10 13
11 0
12 1
13 3
14 0
15 0
16 6
17 37
18 0
19 2
20 3
21 0
22 1
23 5
24 0
25 1
26 10
27 0
28 0
29 3
30 1
31 0
32 1
33 0
34 11
35 0
36 7
37 19
38 3
39 6
40 0
41 7
42 2
43 3
44 3
45 6
46 4
47 0
48 0
49 0
50 0
51 3
52 1
53 0
54 4
55 0
56 1
57 0
58 3
59 2
60 1
61 0
62 0
63 0
64 0
65 0
66 0
67 1
68 6
69 16
70 0
71 3
72 5
73 0
74 0
75 2
76 1
77 1
78 0
79 0
80 0
81 0
82 3
83 0
84 0
85 2
86 9
87 9
88 1
89 0
90 30
91 1
92 12
93 0
94 15
95 0
96 1
97 0
98 13
99 0

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 7
1 3
2 25
3 3
4 11
5 9
6 1
7 18
8 5
9 21
10 45
11 2
12 20
13 8
14 0
15 0
16 3
17 26
18 108
19 9
20 0
21 35
22 0
23 0
24 3
25 4
26 18
27 1
28 1
29 15
30 55
31 27
32 2
33 97
34 9
35 10
36 0
37 0
38 0
39 36
40 40
41 19
42 3
43 15
44 8
45 0
46 4
47 4
48 14
49 5
50 60
51 25
52 11
53 0
54 21
55 22
56 1
57 1
58 40
59 90
60 12
61 45
62 11
63 2
64 38
65 39
66 1
67 13
68 2
69 0
70 0
71 22
72 44
73 3
74 0
75 14
76 0
77 3
78 0
79 3
80 55
81 74
82 6
83 0
84 0
85 2
86 0
87 0
88 0
89 8
90 0
91 25
92 2
93 2
94 1
95 2
96 0
97 69
98 7
99 12
100 80
101 0
102 33
103 6
104 0
105 6
106 22
107 10
108 0
109 1
110 14
111 15
112 28
113 2
114 8
115 10
116 15
117 12
118 6
119 6
120 12
121 48
122 11
123 8
124 6
125 19
126 1
127 18
128 0
129 23
130 0
131 22
132 4
133 8
134 1
135 128
136 17
137 2
138 0
139 0
140 24
141 20
142 40
143 47
144 6
145 37
146 0
147 4
148 8
149 0
150 5
151 27
152 31
153 0
154 11
155 43
156 39
157 34
158 6
159 6
160 0
161 22
162 0
163 0
164 2
165 19
166 21
167 8
168 21
169 15
170 13
171 40
172 3
173 15
174 63
175 23
176 2
177 36
178 0
179 10
180 0
181 0
182 32
183 57
184 3
185 14
186 0
187 10
188 9
189 1
190 18
191 35
192 3
193 0
194 31
195 0
196 36
197 1
198 11
199 22